die Stadt durch eine weitherzige Baupolitik Verdienste er­worben hat, die sich sehen laffen. Trotzdem haben wir auch jetzt noch dauernd annähernd 50 Wohnungssuchende, darun­ter 16 dringende Fälle. Heute steht im Vordergrund des Interesse» der Bau der Wasserleitung, der in der Gemeinde- ratSsitzung vom 12. Okt. 1921 nach langen Erwägungen zum Beschluß erhoben wurde. Der zu diesem Projekt, dessen Aus­führung s. Zt. mit 800 000 veranschlagt wurde, heute aber auf rund 2 Millionen Mk zu stehen kommt, wünschenswerte Stand der stä)t. Finanzen ist im Augenblick ein zufrieden­stellender. Von der Forstverwalmng stehen nach dem außer­ordentlich.'» Holzhteb von 5000 Fstm. rund 3V« Millionen für die Stadtkaffe zur Verfügung, von denen 1*/»2 Mill. für die Wasserleitung bestimmt sind. Daß die städt. Wasser­versorgung eine Erweiterung nötig hat, dürfte insbesondere nach den Erfahrungen des letzten heißen Sommer» auf der Hand liegen. Die bestehende Anlage, im Jahr 1839/90 unter Stadtgeomeier a. D. Kapp um 79 000 erstellt und von der Quelle im Krcuzeual und der Jukobrquelle gespeist, war für rund 3500 Einwohner vorgesehen, wollet gleichzeitig ange­nommen wurde, daß die Höhenlagen in absehbarer Zeit doch nicht besiedelt würden. Für den heutigen Beoölkerungrstand ist die jetzige Anlage also offensichlltch zu klein; gar nicht abzusehen wäre der Schaden, wenn ein größerer Brand au<- bräche. Nachdem man nun längere Zeit auf der Suche nach hochliegenden Quellen war, griff der Gemeinderat am 12. Okt. 1921 auf die Wtnterhaldrquelle u. beschloß, dieses Wasser dem hies. Leitungsnetz zuz iftthren. Die Quelle ist. wie auch die umliegenden Grundstücke, die während de» Kriege» er­worben wurden, Eigentum der Sradt und verfügt auch in den trockensten Zeiten noch über 2,3 8l In ihrer Nähe be­finden fick auch noch wettere Quellen auf städt. Eigentum, u. a. die Judenfriedhofquelle. Sollten bet zunehmender Ent­wicklung der Stadt auch diese sämtlichen in 80 bi» 100 Jah­ren nicht mehr ausreichen, so läßt sich immer noch Wasser dem Grundwassergebiet entnehmen, so daß wir auf alle Zeiten mit Wasser versorgt find. Das geologische Gut­achten über die Beschaffenheit dieses mit Ausnahme de» Grund- waffer» freilich stark kalkhaltigen Wassers ist seinerzeit aus­führlich imGesellschafter" veröffentlicht worden. Da» Was­ser soll mittels einer aus der Waldach zu gewinnenden Was­serkraft von 15 ?8 gefördert werden. Es ist gedacht, vom Fallenwehr ab kenn Schashaus einen 400 m langen, geschlos­senen Ober- und vom Turbinenhau» ab einen ca 200 m langen geschloffenen Unterkanal zu führen, eine Turbine ein- zusetzen und mittels Pumpe das Waffer auf den 500 cbm fassenden Hochbehälter auf dem Lemberg zu fördern, von da wird es der Stadt zugeführt, wobei zur Druckmildenrng ein Druckregulator eingesetzt wird. Mit diesem Werk ist die Was­serversorgung Nagolds nach menschlicher Berechnung für dau­ernd gesichert. Erfreulich ist, daß ungefähr im selben Augen­blick die Bezirksfeuerlöschspritze zu günstigen Umständen erwor­ben werden konnte; immerhin dürsten die einmaligen Ausgaben für diese der Stadt Nagold auf etwa 80000100000 zu stehen kommen. In der Hauptsache wird der Löschzug den Dienst versehen, die Freiw. Feuerwehr ist aber bet Groß­bränden immer noch nötig. Hierauf kam der Vortragende noch einmal auf die schon zu Eingang erwähnte Wohnungs­baufrage. in der wohl kaum eine Stadt von unserer Größe mehr getan habe, insbesondere sei eS sehr beruhigend, daß sämtliche Holzverpflichtungen gegenüber den Bauenden erfüllt worden seien und hier keine Rückstände bestehen. Die Stadt trägt sich mit dem Gedarken, von sich aus noch ein sog. BÜrgerhetm mit etwa 6 kleineren Wohnungen zu erbauen. Jedenfalls muß die Bautätigkeit fortgesetzt werden, wenn das auch nicht im seitherigen Maßstab geschehen kann. Die» hat zu ge'chehcn vor allem durch Unterstützung privater Bauenden. Bei der dauernden Steigerung aller Preise dürfte freilich d-r Baukostenzuschuß pro Wohneinheit bald auf über 100000 ^ zu stehen kommen. Die G-samtkosten für den Rößle"-Ankauf betragen, wie nun endgültig mitgeteilt wer­den kann, 356000 die Umbankosten, die in dieser Summe.

bereit» enthalten sind, nach Abzug von 108000 Mark Zu­schuß, 86000 Mark. Der Redner kam dann noch auf die Fürsorgetätigkiit für die wirtschaftlich Schwachen und die durch die Zeitentwicklung in Not geratenen Gemeindeange­hörigen zu sprechen. Während das Los der Sozialrentner durch das Retchsgesetz, das ihre Bezüge neu regelt, wenigstens relativ erträglich gestaltet werden kann, wäre er sehr zu wünschen, daß auch sür die Kleinrentner, für die Leute, die ihr Lebtag selbständig tätig waren und gespart haben, um im Alter von ihrem Kapital zu leben, recht bald auch ent­sprechende Beihilfen beschafft werden können. Die Mittel- standrhtlfe sei bei aller Anerkennung nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zur Schulfrage teilte der Redner mit, daß durch den geplanten Neuaufbau des höheren Schulwesens ein Ausbau der Realschule, um der Entwicklung der Dinge nicht vorzugreifrn, sich vorläufig noch nicht habe ermöglichen lassen. Für die MädchrnfortbtlöungSschule ist die Einführung der Haushaltung»- und Kochkunde vorgesehen. Die Gewerbe­schule wird einen dritten Hilfslehrer erhalten, wenn solche zu haben sind, an der Mittelschule ist die Errichtung einer HilfS- lehrstelle infolge der Einführung des 8. Schuljahrs bereits vollzogen. lieber den Stand der Seminarfrage verwies der Redner auf die Regierungsäußerungen im Landtag, die durch die Zeitungsberichte bekannt seien. Der Mangel eines eigenen Bejirksabgeordneten mache sich etwas unangenehm bemerkbar. Der Redner schloß mit einem Hinweis auf die vielseitigen und mühsamen Aufgaben, die heute einer Stadoerwaltung oblägen und deren Mannigfaltigkeit es verursache, d?ß man beim- besten Willen nicht jedermann alles recht machen könne. Bester Dank gebühre allen Mitarbeitern, den städtischen Be­amten, Unterbeamten, Angestellten und Arbeitern, ohne deren hingehende Pflichterfüllung da» nicht hätte geleistet werden können, wa» geleistet worden sei; besonderer Dank gebühre dem Gemeinderat, der unverdrossen Woche für Woche in langen Sitzungen eine gewaltige Arbeit zum Wohl der Stadt ge­leistet habe. Für die größeren, die ganze Verwaltung beein­flussenden öffentlichen Fragen müsse aber auch das Etner- nrhrnen mit der Gefamtbürgerschäft sicher gestellt sein. Diesen Kontakt zu erhalten, sei der Zweck der heutigen Bürger- Versammlung.

Nach diesen beifällig aufgenommenen Ausführungen be­richtete nunmehr Herr Stadtbaumeister Lang an Hand von Zeichnungen vom technischen Standpunkt der Wasserversor­gungsfrage, insbesondere von der Wasserversorgung im Kchwandorfer Tal: Ca. 120 Meter unterhalb des Schafhauses wird ein Fallenwehr mit 2 Oeffnungen- von je 3,70 Meter Breite und 1,30 Meter Höhe eingebaut. Der Oberkanal er­hält eine Länge von ca 470 Meter und der Unterkanal eins solche von 210 Meter. Diese Kanäle werden aus 80 cm in Licht w. Zementröhren mit einem Gefäll von 1 : 2000 her­gestellt. Beim Vollaufen dieser Röhren können 408 Liter in der Sekunde durchgeleitet werden. Als mittlerer Wafferzufluß wurden der Berechnung jedoch nur 330 Liter pro Sek. zu Grunds gelegt. Dies gibt bei einem nutzbaren Gefälle von 470 Meter theoretische Wasserkraft von L0 ?3. Mit dem vor­gesehenen Einbau einer Turbine wird der Nutzeffekt bei 75°/, 15 ?8. DaS Hochreservoir mit 500 cbm Inhalt kommt 94 Meter höher zu liegen als die Pumpstation. Zur Beför­derung von 6 Sck. Lir. sind erforderlich 10 ?8. Da die An­lage jedoch für die Beförderung von 8 Sek. Ltr. angelegt wird, sind erforderlich 12'/? ?3 Um nun auch bet einem niederen Wafferstand, das Quellwasser auf die Höhe beför­dern zu können, wird die Pumps in 3 Stufen eingeleilt. Wenn z. B. der Wafferzufluß der Waldach auf 150 Sek. Ltr. zurücksinkt und die Quelle ncch 3,2 Sek.-Ltr. ergibt, so ist auch dieses Waffer ohne jede weitere Zuhilfenahme auf die Höhe zu befördern. ES sind hiezu erforderlich 5 ?8, während noch eine Waffertriebkraft von 7 ?8 vorhanden ist. Zur Auf- stelln"g kommt eine Kolbenpumpe, welcher das Waffer osn dem Q-rellschacht in gußeisernen 100 mm i. L. w. Röhren auf einer Länge 60 m mit einem Gefälle von 4 5m zu­geleitet wird. Die Druckleitung wird bis zum Hochreservoir

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Von H. K.

I.

Aus unvordenklichen Zeilen.

Lieber Leser I Du bist wohl auch schon sinnend auf einer der Höhen gestanden, welche unser schöne» Nagoldtal um­säumen und hast dich gefreut über dieses hübsche und merk­würdige Stück Schwabenerde, das wir im Besonderen unsere Heimat nennen. Wie eigenartig der Lauf des Flusses» seine Überraschende Wendung in die Nordrichtung, seine weitge zogenen Schlingen, darin verfangen das alte Städtchen mit seinen Türmen und Giebelhäusern, die weite Talbucht am Kirchhof mit dem uralten Gemäuer des Kirchleins zu St. Re­migius, drüben auf dem Kranz des Schloßbergs das Ruinen­gemäuer der alten Burg mit den zwei RundlÜrmen, auf der andern Seite der Anstieg zum eigenartig schroff geformten Teufelshirn". Du sitzest sinnend und brütend einige Zeit, schlikßst dann die Augen und wie eine längst verklungene alte Sage ersteht dir vielleicht ein Bild der Heimat, so wie sie einst war, vor alten, unvordenklichen Zeiten. Oder, wenn deine Phantasie nicht ganz zureicht, so möchtest du doch wohl gern dieses Bild von Einst schauen. Ich will versuchen eS zu zeichnen.

Ganz, ganz weitvorn" möchte ich anfangen und von den Zeiten reden, in die keine menschliche Urkunde hinauf- reicht, nicht» Gedrucktes und Geschriebenes, kein Runenstein, auch kein altes Bauwerk, keine deutliche Spur von Menschen­hand. In- diesen Urzeiten da schrieb die Natur gleichsam selbst ihre Geschichte auf, dem Kundigen so deutlich, daß er die Schrift noch heute, nach Jahrtausenden, ziemlich sicher lesen kann. Unser Heimattal war nicht immer so, wie eS heute ist. Es ist erst so geworden im Laufe der Zeiten und von seinem Werden will ich heute erzählen. Wer unsere Nagold ein wenig beobachtet, wird finden, daß sie ihre User gelegentlich nicht unbeträchtlich verlegt, auf der einen Sette (und zwar auf der Kleb-Seite) Land abträgt, um es auf dem rechten Ufer wieder anzuschwemmen. Sicher hat sie ihr Bett im Laufe der Zeiten auch tiefer gelegt und sich weiter in die Talsohle ekngegraben. Dies ging freilich viel langsamer. Zu 1 mm brauchte sie da Tausende von Jahren. Der jedem

Nagolder bekannteKrautbühl" kann uns dabei als Mark­stein dienen und wertvolle Anhaltspunkte geben. Er ist ziem­lich sicher als ein altes Tstenmal anzusehen, das etwa 1000 bis 1500 v. Ehr. errichtet wurde, also jetzt 3000 Jahre alt ist. Er liegt wenig erhöht über der heutigen Talsohle. Seit­her hat sich also das Bett der Nagold höchstens um 1 m tiefer gelegt. Zu 1 in brauchte die Nagold also, da sie im Jahr sich nur etwa V» mm weiter in das Grundgestein der Talsohle einnagt, mindestens 3000 Jahre. Nun ist das Na­goldtal rund 500 m tief eingeschnitten. Dazu brauchte der Fluß einige Hunderttausend Jahre und wir kommen mit unserer Rechnung zurück bis in die Eiszeit. So alt ist un­ser Tal, älter, viel älter al» die Menschengeschlechter, die drin wohnen. Der Fluß hat nun Erinnerungen aus seiner frü­heren Zeit hinterlasien in Form won Sand und Geröllen, die er an verschiedenen Stellen des Tales im Laus der Jahr­tausende anhäufte. Da bilden sich noch heute dem aufmerk­samen Beobachter leicht erkenntliche Terrassen. So ist die Seminarterrasse und ihre Fortsetzung beim Amtsgericht und Stadtacker (810 m über dem heutigen Spiegel der Nagold) nichts andere als cin alter Talboden aus der jüngsten Eis­zeit. Ein großer Teil von Nagold steht auf dieser Nieder­terraffe. Auf der andern Nagoldseite ist sie wieder in den Baumschulen und an der Rötenhöhe erkenntlich, ebenso beim Stadtbahnhof und am unteren Rand der Ktrchhofbucht un­terhalb der Oberkirche. Unschwer kann nach diesen Anhalts­punkten der alte Lauf der Nagold rekonstruiert werden. Sie floß weiter außen herum als heute und hat heute gerade bei Nagold ihren Weg bedeutend verkürzt. Auch die Waldach hat ihren Weg verlegt. Sie floß einst in der Gegend der Lederkohlenfabrik. Die alte Waldachmündung lag ein gut Stück oberhalb der heutigen. In der Gegend des Spitals wurden nun auch alte Reste von Tieren der Eiszeit gefunden: Backen- und Stoßzähne des Mammuth und Pelz-NaShorns. Menschen lebten damals in unserer Gegend noch nicht.

Au» noch früherer Zeit als die Niederterrafse ragt die Hochterrasse bis in unsere Zeit herein. Sie liegt etwa in Höhe deS Bahnhofs und ist gegenwärtig durch den Neu­bau eines Dirnstwohngebäudes an der Bahn erschlossen. Verbackene Flußgerölle und feiner Sand finden sich da. Bei Anlage der Staatsbahn wurde dieser alte Flußtalboden mit Vorteil benützt an Wolfsberg und Rötenhöhe. Er liegt c» 25 m höher als der heutige und gehört noch dem Muschel­kalk, nicht dem Buntsandstein an. Erst bet Rohrdorf be-

von 125 mm i. L. w. Mannesmannröhren hrrgestellt. Die Abflußleitung von solchen mit 175 mm Lichtweite. Die neue Druckleitung wird beim städt. Spital an da» bestehende Lei- tnngrnetz angeschlossen. Es ergäben sich htenach beim An- schlußpnnkl ein Druck von 1011 Atmosphären. Da jedoch dieser Wasserdruck für die bestehende Anlage zu groß ist, so wird auf der Höhe von 470 über d. Meer ein Druckcegutator eingebaut, wodurch der Druck von ll auf 7 Atmosphären re­duziert wird. Der Waldrand am Galgenberg weist eine Höhe auf von 465 ü. d. M. Die letzte Gruppe von Gebäu­den auf dem Galgenberg ist nach dem neuen Stadtbauplan auf der Höhe von 460 m ü. d. M. vorgesehen. Bet dieser An­lage wird e« nun möglich sein, auch den Galgenberg mit Wasser zu versorgen. Als Zuflußlettm g hiezu ist dir be­stehende Leitung in der Freudenstädt-r- und Bahnhofstraße vorgesehen. Zu diesem Zweck ist tu der Vorstadt eine Vor­führung notwendig. Durch den Einbau von Schiebern kann auch das bestehende Hochreserooir jederzeit mit der Hochoruck- lritung gespeist werden und das Wasser der ganzen Sradt nutzbar gemacht werden.

^ In der anschließenden Diskussion stellte Schloffermstr. " ruß die Anfrage, wo die bestellten Maiinesmarm-Röhren l! en und wieweit die verzögerte Lieferung eine Preisstei­gerung derselben zur Folge habe. Der Fragesteller hatte sich s. Zt. bei der Vergebung der Röhrenlteferung beworben; der Gemstnderat hatte jedoch ein vorteilhaftere» Angsbot ver­mittelt durch Oberbaurat Groß vom Bauamt für öffentliches Waffsrversorgungswesen vorgezogen. Der Stadtbaumelster teilt mit, daß ein Streik tm Manuesmann-Werk die Liefe­rung verzögert Habs und daß von einer PreiLänderung bis jetzt nicht die Rede geweien sei. In dem Vorwurf, die Sladtvrrwallung scheine mit Vorliebe mit Auswär­tigen Geschäfte abzuschließen und das heimische Gewerbe unberücksichtigt zu lassen, wird Herr Gauß von H. Sägwerksbesitzer Theurer unter Anführung des Holzver­kaufs an die Fa. Bürkle unterstützt. H Wshibold be.auert ebenfalls, daß der Auftrag nicht einem Einheimischen gegeben werden konnte, stellt jedoch das Recht des GcmeinderaiS, dem vorteilhafteren Angebot den Zuschlag zu erteilen, fest. Da H. Gauß versichert, bei seinem Angebot überhaupt keinen Verdienst gehabt und lediglich das ihm selbst gemachte Offert des Mannesmannwerkes weiter gegeben zu haben, scheint die Schuld des Zuschlags an Groß beim Mannesmannwerk selbst zu liegen, da» Gauß und Groß verschiedene Angebote gemacht haben dürste. H, Theurer schließt dann dieses Kapitel indem er dem Gemeinderat den Dank der Sladt ausspricht für den nur reich­lich spät gekommenen Beschluß zur Verwirk! chnug des Waffer- leilungsprojekts, das hoffentlich die Erschließung weiterer Gebiets, insbesondere auch der Höhenlage, zu SredelungSzwek ken zur Folge habe. Auf Anregung dieses Redners erstattet hierauf der anwesende Sind.-Rat Weinbrenner Bericht über den Stand der Schirl- und Seminarfrage. Der Redner for dert übrigens gleich zu Beginn zur Zurückhaltung auf, bis der Zeitpunkt, wo diese Frage behandelt werden müsse, her­angereift sei und berichtet dann übcr die geplante Umände­rung der Lehrerbildung und die mutmaßliche Umwandlung des Seminar« in eine Realanstalt (Oderrealschule oder Real­gymnasium) eventuell auch in eine deutsche Oberschule mit Maturitätsexamen Da freilich auch einige Nachbarstädte ins­besondere Calw, aber auch Freudenstadt, eine derartige Schule, für sich beanspruchen, sei in dieser Frage noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zunächst müsse überhaupt das Reichsschul­gesetz abgewactet werden, ehe die Länder ihre Spezialregelung endgültig festsetzen könnten. Auf Vorschlag eines anderen Redners soll zu gegebener Zeit eventuell eine Beztrksoersamm- lung zu der Sache Stellung nehmen. G R. Weinbrenner befürwortet auch die Bestrebungen um die landwirtschaftliche Winterschule, deren Einrichtung im Interesse eines besseren Kontaktes zwischen Stadt und Land wünschenswert wäre, nicht aufzugebcn. Die Frage dürfte wie Stadtsch. Maier mirteilte, wohl noch im Laufe des Sommer» entschieden werden. Da mit war der Gesprächsstoff allmählich erschöpft und Herr Wohl-

gann dieser, so daß in diesen alten Zetten der Schwarzwald nur bis Rohrdori und bis zur Rötenhöhe reichte. Alles andere war echtes Gäuland. Das war in der zweitletzten Eiszeit. Das Tal war damals wesentlich enger und hat sich seither sehr verbreitert. Aus jener Zeit fand man am Wolfs­berg einen Zahn des Höhlenbären, der wohl auf ein Alter von 100 000 Jahren zurückblickt.

Die dritte, älteste Teraffe ist nicht mehr so deutlich zu erkennen, wie die beiden andern. Sie gehört der I. Eiszeit an und liegt am höchsten, 8090 Mir. über der heutigen Nagold Sie verrät sich durch Buntfandsteingerölle, welche man auf Teufelshtrnschale und auf dem Lemberg mitten im Muschelkalk eingebettet vorsindet, z. B. in Spalten der dortigen Steinbrüche. Das alte Nagoldtal verlief nämlich hinter Teufelshirnschale und dem Sattel des Lemberg. Der Fluß umfloß in einer weilen Schlinge den Schioßberg und den damit zusammenhängenden langen Sattel der Teufel»htrnschale. Als er sich ein Stück in den Muschelkalk eingenagt hatte, kam er auch an die wenig widerstandsfähigen Salz- und Gips­führenden Schichten, di« durch ha» Waffer schnell auSgelaugt wurden. Schließlich durchbrach die junge Nagold den langen schmalen Schloßbergsporn und wuchs allmählich aus der Friedhosbucht hinaus. Die Waldach war inzwischen auch nicht faul und durchschnitt die TeufelShirnschale, ja sie bildete erst so recht das TeuselShirn aus, indem st« nur einen kleinen Rest des alten Umlaufberzes stehen ließ. Noch früher zurück, vor der I. Eiszeit, au» der sogenannten Tertiär-Zeit, sind nur Spuren von Bunlsandsteingeröllen hinter der Kirche von Ebhansen und unter 12 m Löß-Lehm bet Sulz erhalten, bei Nagold am Steinbruch der Oberjettinger Steige, wo sich in den Spalten Bohnerz findet. Hier sind wir 140 m über der heutigen Nagold.

Warum gerade an dieser Stelle deS Flusses eine größere Siedlung entstand? Die Antwort ist nicht schwer zu finden. Die schöne Bucht am Kirchhof, die alten Talböden boten Raum zur Siedlung in dem sonst eng eingeschntttenen Tale. Fruchtbares Ackerland war in den großen Schlingen zu ge- Winnen und in den Talbuchten am Hosenbändel, Regental. Galgenberg, Härle, Rötenbach.

So ist in der Talgeschichte zugleich die Siedlungsgeschichte beschlossen und deswegen haben wir sie unserer Geschichte von Nagold vorangeschickl.

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