nahmen. „Jutro" schreibt: Durch da» neue Unternehmen Karls werde der Friede Mitteleuropa» schwer bedroht. Der Ver- such einer Thronbesteigung Karl« bilde eine Bedrohung derVöl ker, die sich eben erst ihre Freiheit errungen hätten.
Auch Bayern unter de» Truppen des Exkönigs Karl.
Wien. 24 Okl. Wie hier vorliegende Meldungen besagen, soll Exkaiser Kärl über eine ansehnliche Truppenmacht verfügen. Neben regulären Truppen sollen auch bayerische Truppen unter den Truppen Karl« sein.
Exkaiser Karl auf dem Wege nach Budapest.
Wien, 24. Olt. Nach dem „Neuen Wiener Abendblatt" ist Exkönig K"i in Oedenburg von dem früheren Nbgen ^ netenyau«präsidenten Rakow«zky empfangen worden, den er Isfort zu seinem Minift-rpiästventen ernannte. Die in Oedenvur, stotioniertrn Truppen wurden alarmiert u. ihnen mitg: .. daß König Karl wieder nach Ungarn zürückgekeh t sei, u n die NegierungSgewait zu übernehmen. Die Truppen wurden > n ihren Eid für den König erinnert. Sie n' ^mcn d -> rlung mit Eljen-Rufen auf König Karl auf
B"dcpest, 26. Oki Exkönig Karl traf SamStag vv::rni t r » Gefolge au« Oedenburg in Raab ein und s.tzt an N - mg die Reise nach Komorn fort. In seiner Keglet tun, ''cfinden sich Major Osztenburg, ferirer zwei österre. - ische Kompanien. Zwischen Raab und Komorn wurde der Zug angehoiten. Die Beförderung der Truppen wurde, nachdem die Gleise wieder in Ordnung gebracht worden waren, in st: en Zügen durchgeführt. Sie gingen in der Rl^nng auf Budapest. Die Spitze der Truppen steht bet Bus. p st. Die tm Gange befindliche Schlacht zwischen den T' ?pp.'n de« KömgL u» der Regierung dauert an.
Kämpfe bei Budapest.
Preßburg, 24. Okt. Da8 Tschechoslawische Pressebüro berichtet: Gestern nachmittag um S Uhr wurde aus Budapest gemeldet: Die Scharmützel bei Budaverl zwischen beiden Parteien dauerten bi« 11 Uhr vormittag«, worauf ein Waffenstillstand rintrat. Indessen hat sich aber die Lage für die RsgierungStruppen verschlechtert. Die Ankunft Karls u'rd jeden Augenblrk erwartet. Auf der Donau kreuzen franzö fische Monitors.
Budapest, 24. Okt. Das Uug. Korr.-Büro meldet nichtamtlich: Alb die Regierungitruppen zum Angriff übergingen, erschien Feldmarscholleutnant Hegetüs als Parlamentär der Karlisten bei der Regierung zwecks Anbahnung von Verhandlungen. Diese scheiterten jedoch, da die Regierung an ihrem ursprünglichen Standpunkt festhielt. Hegedüs kehrte darauf zu Exkönig Karl zurück.
Fruchtlose Berhandtuügeii.
Budapest, 24. Okl. Der gestern nacht von der ungarischen Regierung nvch Raab entsandte Kultusminister Vcß. der in Begleitung :?r!chiedeuer Herren dem König die von der Entente der Ungar scheu Regierung übermittelte Note zur Kenntnis bring,-« u-ollte, wurde vom König nicht empfange-'. Die Mitteilung wurde von RakovSky entgegengenommen. Die Note soll jedoch auf den König und seine Begleiter keinen Eindruck gemacht haben.
Amtlich wird gemeldet, daß General Nagy zum bevollmächtigten Militärkommandanten ernannt und beauftragt worden ist, dem Beschluß der ungarischen Regierung, wonach der König in Ungarn die Herrschaftsrechte nicht ausüben soll, mit allen Mitteln Geltung zu verschaffen.
Ein Geheimoertrag mit Fraukreich?
München. 24. Okt. Das in Innsbruck erscheinende „Ast penland" will au« unbedingt sicherer Quelle erfahren haben, daß die französ Regierung Kaiser Karl den ungarischen Thron unter folgenden drer Bedingungen garantiert habe:
1. Ungarn muß scin^deutschfeindliche Politik einhalten.
2. Ungarn muß in die kleine Entente eintreten.
3. Da« ungarische Heer ttitt u: ter das Kommando französischer Jnstruktionsosstziere. Karl habe diese Bedingungen angenommen, der Vertragsabschluß sei bereits in diesen Ta gen erfolgt.
Tirol i« Bereitschaft.
Innsbruck, 24. Okt. Hier wurde angesichts der Gefahr eine« monarchistischen Putschet ein republikanischer Ausschuß eingerichtet. Alle öffentlichen Gebäude sind mit Maschinengewehren besetzt. Zu Zwischenfällen ist e« bisher nicht gekommen. Die Landesregierung trat gestern zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und beschloß, siir den Fall, daß es auch in Oesterreich zu einem monarchistischen Putsch kommen sollte, sich von Oesterreich zu rrennen. *
Tschechisches Ultimatum au Ungarn.
Wien, 24. Okt. Nach Nachrichten au« Budapest bestätig! eS sich nicht, daß Exkaiser Karl bereits in Budapest ein- geirvffen ist. Die tschechische Regierung hat der ungarischen Regierung ein 48stündtgeS Ultimatum gestellt, inner^lb welcher Frist'sie Exkaiser Karl außer Land bringen muß.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold. 2S. Oktober 192l.
Personalveränderuuge» bei der Post. Uebertragen wurde eine Postsekretärstelle dem Postprakiikanten l. Klasse (Militäranwärter) Hetunch Meyer in AUensteig. Versetzt wurde auf Ansuchen Post-Kraftwagenführer Dannenmann in Nagold nach Aliensteig.
* II. Dolksschuldieustprüfnng. Im Staatsanzeiqer Nr. 2^.8 erläßt der evang. Ooerschulrat eine Bekanntmachung über die II VolkSschuldienstprüfuug. die am 7. November und den folgenden Tagen statlfindet"
Tierbeförderung. Der Uebergang von Viehwagen von Zug 16 (Aliensteig ab 7.17, Nagold an 8 08 nachm) auf Zug 929 (Nagold ab ».15 nachm.) in Nagold ,st künftig ausgeschlossen.
* Neuer Wiuterfahkplar 2tu Neudruck de« Au 'Hang fahrplanS und des Taschenfahip...,.Z w,>d am 26 Ok-o^e' ausgegeben und zwar erscheint der Taschenfahrpnin in " c. Ausgaben. Die kleine (gelbe) Ausgabe enthält die Fahrpmne für Württemberg undHohsnzoüe.n mit Anschlüsse, die große (rote) Ausgabe außerdem die wichtigstell Anschlußstrkcken in Baden. Bayern, Hessen, Vorarlberg, der Pfalz und der Schweiz, die Fernverbindungen und die Kraftwagen- und Pastfahrten, sowie Straßenbahn in Württemberg und Hohenzollern.
Der Wageumaugel. Die Eisenbahndirektion Karlsruhe teilt mit: Alle bisher getroffenen Maßnahmen zur Hebung der Wagengestsllung für Kartoffeln haben ,ficht ausreichend gewirkt. Dis GestellungSziffer ist in den letzten Tagen sogar ges.:ufett. Das ReichrverkchrSministerkum in «-rl,n kah sich d- s,alb veranlaßt, anzuordnen, daß dis Au-- n. dm- von Fru^'ltückgnt mit Ausnahme von Ka-toffeln nöll g ,'U sperr-.»' sei. ä) ür den Bezirken der ..trektioiien A'-gs u " ?«? >!,, Halle, Hannover, Kö:rD,sbe;a M M- i'Ura. -c-ä . '?erlr», Berlin Osten, Münster. Nümäe.g, Oide-ip:- or , , >oarg, Stettin, Würzburg. Schwerin am Freil.g n-.d Samstag den 21. und 22. dr. Mts. b) in den Bezirken K ssi, Altona, Elberfeld, Erfurt, Frankfurt a. M, Ludw dH mu n. Rh., Dresden am Montag und Dienst.g den 24. and 25. d«. Mt«, c) in den Bezirken Esten, Köln. Mainz, Trier, Stuttgart und Karlsruhe am Minwoch una Don"er§:.:g den 26. und 27. -LS. Mts. Die freiwsrdenden Wagen sind für den Kartoffelversand bestimmt.
* Die Aufbesserung der Beumtengehälter. Wie wir hören, finden zur Zeit zwischen dem ReichSmtnisterium des Innern und den Spitzen-Organisationen der Beamtenschaft Verhandlungen statt, um zu erwägen, welche Maßnahmen zu treffen sind, um die Beamten vor den Folgen der deutschen Geldentwertung nach Möglichkeit zu schützen. Die Absichten der maßgebenden Stellen zielen letzten Endes darauf ab, nicht durch Eihöhung der Teuerungszulagen, sondern durch gründliche Aufbesserung der ordentlichen Gehälter Wandel zu schaffen, umsomehr, als mit einem Rückgang der Teuerung in nächster Zeit nicht gerechnet werden kann.
Krankheitsstattstik. In der ersten Oktoberwoche wurden in ganz Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphterie 31 (tödlich 0), Genickstarre 1 (0), Kindbettfieber 3
( 1 ), Lungert- Und Kehlkopftuberkulose 12 (9), Ruhr « (i). Scharlach 8S (0), Typhus » (0).
* Kalt wird',. Die schönen Tage des Jahre« find nun zu Ende. Im Zusammenhang m t dem Sturm, der aus allen Teilen de« Reich» gemeldet wird, haben wir eine» empfindlichen Temperatursturz erlebt. Da» Thermometer zeigte in der vergangenen Nacht bereit» 3 Grad unter Rull.
Tiersenchenstattstik. Nach Mitteilung de» Etat. Landeramts hat sich in der ersten Hälfte dieses Monat« die Maul- und Klauenseuche wieder etwa- vermehrt. E» wurden 14 Gemeinden mit 98 Gehöften neu von der Seuche betroffen, so daß nunm-chr wieder 20 Oberämter von der Seuche heim- gesucht find, und zwar Schwarzw ild-, Jagst- und Donaukreis mü je 6 Oberämtern, der Schwarzwaldkrei» allerding» am stärk,ren, da dort 18 Gemeinden mit 146 Gehöften al» ver- ssncht gelten. Die Schweinepest ^zw. Schweineseuche ist in 3 Gemeinden, die Pserderäade in 3 und die Schafräude in 2 Gemeinden n.n aufgerreien. so daß also keine Abnahme
dielen Tt:r -ucken zu verzeichnen ist. --
(-Bezi Odstbau-Berein. Die Herbstversammlung de» Bezirks O , i»s am letzten Sonntag in Ebhaufen in
der „Tr», b ' war i hr zahlreich besucht. Nach der Begrüßung durch den ^o> ttand und eine»! kurzen Rückblick über die Tätigkeit de«, Vereins in diesem Jahr — FrühjahrSversamm- lung in Witdberg, AuSschußsttzunq in Effringen, Besuch der ObstauSsteüunn der Gem ind : Su - Witdberg, vor drei Wochen — erteilte dieser . e R d-, TageS, H. Obstbauinspektor Schaal von Sumgrut das Wort zu seinem Vortrag „über Obstbau im Allgemeinen und .über die Baumwärter- und OberamtsbaumwaUsfroge". In gewandten Worten erledigte H Schaal seine Ausgabe.' M ßaunst, Rachgier unserer Feinde haben uns in den Sumpf geführr und nur durch j treue, unverdrossene Arbeit können wir wieder daraus her- , anSkowmen. Hebung und Fö d?rung der Landwirtschaft wie ! ^-es Obstbaus muß mit allen Mitieln erstrebt werden und jeder Quadratmeter Boden muß so bewirtschaftet werden, daß . er den größtmöglichen Nutzen klingt. In der Obstklttttrr nur j Anbau weniger, aber edler, be: uns bewähi ter Sorten, z. B. Bollen, Bohnapfc-l; Bekämpf« .g der Schädlinge, Düngung und Pflege der Bäume, wurde eingehend erörtert. D e Hauptsache aber zur Hebung brr Obstzucht ist ein tüchtiger Bm»n- wärterstand. Nur wo gut ausgebildele mit Lust und L:eös zum Berus tätige Baumwärter find, HM sich und blüht der Obstbau Dazu gehört aber auch eine anaemesstne Bezavim^ , Wenn ein Mamerjunge doppelt soviel Ermidenlohn hm ms, ein tüchtiger BaUMWütt, so gehört viel Idealismus dazn. treu in dem Paumwärteröerus auszuhanen. Bet ^ -
l'.gung der AMeMna zeigte stsh. d-'K d-m Quatt!
obst. "das bei uns uE mit L"nd onlu^.a kmwen. E^ wurden dabei Winke über - ^ Jul. Raas,
fimd gegeben. Heroorragerid hatten au, '-r^n'a l -' Ebhauien, Nagold. Gärtner Walz, Altensteig, Schulrh. ^ ^enfteig m a. O8 tuer Hand e, Ebhausen. Stadtpfl Lutz,
Zum ^luffe wurde dem Redner der Dank der >L>. lvna au«N-svrO^!N und derselbe durch E,h'tu: v rn S tzm eehrt- ebeuso Ausstellern für ih e Mühe der D.:.k d-sÄ-°« und alle« Teilneh-ueru die Mahnung mitg-.'-'rbeu, as Gehörte in die Tat lind Prox s nmzusetzeu, um to einen bleibenden Nutzen davon zu haben.
Brandschaden. Roiselden. 25. Okt. Ä-st.r-' M-ltag j gen ^12 Uhr brach, wahrscheinlich infolge ovtt Kurzsch'utz, tn der dem Friedrich Fessele, Landwirt und Kttchenpflsger und Johannes Ernst, Laadwirt, gehörigen Doppelscheuer e.n Brand aus, der im Nu das ganze Gebäude ergriff und m Flammen setzte. Obwohl die OrtSseusrwehr unter ihrem Kommandanten Haselmater sofort zür Löschung schritt, brauche die Scheuer dis auf den Grund niedre. Dabri sind säm.ftche darin aufgestellten landwirtschaftl. Maschinen und vor allem der Ertrag eine« ganzen Jahres an Frucht und FutterM'.' teln zugrunde gegangen. Sehr bedroh? pon deck Flammen waren infolge der engen Bauweise die anstoßenden Mach"«!' gebäude bezw. Wohnhäuser; so entzündete sich her tz>. des Friedrich BachMaNnüchen HauseS, jedoch konnte größere» ' Unglück, nicht zum wenigsten dank der um die BrandMr s herrschenden Windstille, verhindert werden. Dock auch so ist ' der Schaden groß genug, schon in Anbetracht dessen, daß die
8 So lange du glücklich sein wirst, wirst du viele 8 ^ Freunde zählen. Ooid. 8
Lichtenstein.
2) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.
Jetzt hörte man den dumpfen Schall der Pauken, vermischt mit den hohen Klängen der Zinken und Trompeten, und durch da« Tor herein bewegte sich ein langer, glänzender Zug von Reitern. Die Stadtpauker und Trompeter, die berittene Schar der Ulmer Patriziersöhne war eine zu alltägliche Erscheinung, als daß dar Auge lange darauf verweilt hätte. Al« aber dar schwarz und weiße Banner der Stadt mit dem Reichsadler, als Fahnen und Standarten aller Grö ßen und Farben zum Tor hereinschwankten, da dachten die Zuschauer, daß jetzt der rechte Augenblick gekommen sei.
Auch unsere Schönen tm Erkerfenster schärften jetzt ihre Blicke, als man die Menge am untern Teil der Straße ehrerbietig die Mütze abnehmen sah.
Auf einem großen, starkknochigen Rosse nahte ein Mann, dessen kräftige Haltung, dessen heiteres, frisches Ansehen in sonderbarem Kontrast stand mit der tiefgefurchten Stirn und dem schon in« Graue spielenden Haar und Bart. Er trug einrn zugespitzten Hut mit vielen Federn, einen Brustharnisch über ein eny anschließende« rotes Wams, Beinkleider von Leder, mit Seide ausgeschlitzt, die wohl von neuem recht hübsch gewesen sein mochten, aber durch Regen und Stra pazen eine einförmige dunkelbraune Farbe erhallen hatten. Weile schwere Reiterstiefel schloffen sich unter den Knien an. Seine einzige Waffe, ein ungewöhnlich große« Schwert mit langem Griffe ohne Korb, vollendete da« Bild eine« gewaltigen. unter Gefahren früh ergrauten KriegerS. Der einzige Schmuck diese« Manne» «ar eine lange, goldene Kette von dicken Ringen, fünfmal um den Hat« gelegt, a» welcher ein «hrenpfennig von gleichem Metall auf die Brust herabhtng.
„Sagt geschwind, Oheim, wer ist der stattliche Mann, der so jung und alt aussieht?" rief die Blonde, indem sie dar Köpfchen ein wenig nach dem schwarzen Herrn, der hin ter ihr stand, zurückbeugte.
„DaS kann ich dir sagen, Berta," antwortete dieser. „ES ist Georg von Frondsberg,*) oberster Feldhauptmann der bündischen Fußvolkes, ein wackerer Mann, wenn er einer besseren Sache diente."
„Behaltet Eure Bemerkungen für Euch, Herr Württemberg«," entgegnete ihm die Kleine, indem sie lächelnd mit dem Finger drohte, „Ihr wißt, daß die Ulmer Mädchen gut hündisch sind."
Der Oheim aber, ohne sich irre machen zu lassen, fuhr fort: „Jener dort auf dem Schimmel ist Truchseß Waldburg, der Feldleutnant, dem auch etwas von unserem Württemberg wohl anstünde. Dort hinter ihm kommen die Bundesobersten. Weiß Gott, sie sehen aus wie Wölfe, die nach Beute gehen."
„Pfui! Verwitterte Gestalten!" bemerkte Berta, „ob e« wohl auch der Mühe wert war, Büschen Marie, daß wir un« so putzten? Aber stehe da, wer ist der junge, schwarze Reiter auf dem Braunen? Sieh nur dar bleiche Gesicht und die feurigen, schwarzen Augen. Auf seinem Schilde steht: ,Jch hab'S gewagt!'"
„DaS ist der Ritter Ulrich von Hutten," erwiderte der Alte, „dem Gott seine Schmähworte gegen unfern Herzog verzeihen wolle. Kinder, das ist ein gelehrter, frommer Herr. Er ist zwar de» Herzogs bitterster Feind, aber ich jage so. Denn was wahr ist, muß wahr bleiben." **)
„Und siehe, da sind StckingenS***) Farben, wahrhaftig, da ist er selbst Schaut hin, Müschen, das ist Franz von
*) Erorg von Trondsberg. geb. 1475, peft. 1S38, einer der berühmtesten Feldherren seiner Zeit, der in Deutschland, Frankreich. Italien, den Niederlanden sich mit Ruhm bedeckte. Er ist derselbe, der 1521 zu Luther, der ans den Reichstag zu Worms geladen war, jene denkwürdigen Worte sagte: .Mönchlein, Mönchletn, du gehst jetzt «inen gefährlichen Gang" usw.
**) Ulrich von Hutten, geb. 1488, starb 1523 aus Ufnau im Züricher See. Er ist berühmt durch eine große Anzahl Schriften und als kühner Beförderer der Reformation.
***) Franz von SIckingen, ein berühmter Zeitgenosse de» letzteren. Sr wird in diesem Krieg« , 0 « Sattler als österreichischer Rat ausgesthri.
Sickingen. Sie sagen, er führ- tausend Reiter in das Feld. 1 Der ist'« mit dem blanken Harnisch und der roien Feder." f „Aber sagt mir. Oheim," fragte Beua wieder, „welches > ist denn Götz von Berlichtngen, von dem unS Vetter Kraft so i viel erzählt? Er ist ein gewaltiger Mann und hat eine s Kaust von Eisen. Reitet er nicht mit den Städten?" ''
„Götz und die Städtler nenne nie in einem Atem," sprach der Alte mit Ernst. „Er hält zu Württemberg." -
Ein großer Teil des Zuge« war während diese« Ge- i sprächs am Fenster oorübergezogen, und mit Verwunderung ! hatte Berta bemerkt, wie gleichgültig und teilnahmloS ihre >. Base Marie hinabschoute. Es war zwar sonst des Mädchen« > Art, sinnend, zuweilen wohl auch träumend auSzusehen, aber heute, bei einem so glänzenden Aufzug . so ganz ohne Teil- nahme'izu sein, deuchte ihr ein großes Unrecht. Sie wollte , sie eben zur Rede stellen, als ein Geräusch von der Straße t her ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein mächtiges Roß 1 bäumte sich in der Mitte der Straße unter ihrem Fenster, ' wahM>mlich scheu gemacht durch die flatternden Fahnen ^ der Zünfte. Sein: hoch zurückgeworfener Kopf verdeckt« den t Reiter, .so daß nur die wehenoen Federn des Baretts sichtbar waren; aber die Gewandtheit und Kraft, mit weicher er das Pferd herunterriß. und zum Stehen brachte, ließ einen jungen, mutigen Retter ahnen. Das lange, hellbraune Haar war ihm von der Anstrengung über dos Gesicht herabgefallen. AIS er es. zurückschlug, traf sein Blick das Erkerfenster.
„Nun, dies ist doch einmal ein hübscher Herr." flüsterte die Blonde ihrer Nachbarin zu, so heimlich, so leise, al« fürchte sie, oon ihm gehört zu werden, „und wie er artig, und höflich ist! Steh nur, er hat un« gegrüßt, ohne un- ^ zu kennen." '
Aber da« stille Väschen Marie schien der Kleinen nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken. Ein glühende« Rot z»g über die zarten Wangen. Ja, wer die ernste Jungsräu gesehen hätte, wie sie so kalt auf den Zug hinabsah, hätte wohl nie geahnt, daß so viel holde Freundlichkeit um diesen Mu»o, j so viel Liebe in diesem sinnenden Auge wohnen könnte, als in jenem Augenblick sichtbar wurde, w« sie durch ein leicht Neigen de« Haupte« den Gruß de« jungen Ritter« rrwtd»" -
(Fortsetzung folbt l