Seite habe; er betört aber zugleich, daß sich Hindenburg nie bei dem Bestreben nach Vergeltung zu Offensiven Hinreißen ließ, die seine Kräfte hätten zersplittern können. Jedenfalls kann man dem Menschen und Feldherrn Hindenburg kein höheres und sachlicheres Lob zollen, als eS in diesen Aeuße- rungen BuatS geschieht.

EU Staatsstreich Karl m Habsbarz.

Exkaiser Karl in Oldenburg.

Wien, 22. Okt. Exkaiser Karl traf gestern unerwartet mit dem Flugzeug in Oedenburg ein. Der österreichische Mintsterrat trat sofort zusammen u. beriet bi» 2 Uhr nachts, um Vorkehrungen zu treffen. Militär und Polizei wurden zusammengezogen.

Abenteuerliche Fahrt des Exkaisers Im Flugzeug.

Wie es dem Exkaiser Karl gelang die Wachsamkeit der schweizerischen Behörden zu täuschen und im Flugzeug zu entkommen, darüber gibt f. lgende Meldung näheren Aufschluß:

Bern, 22. Okr. Bei der Ad Astra Gesellschaft wurden am Mittwoch 4 Billette zu einem Flug nach Genf und zurück be­stellt. Die Billette wurden bezahlt und für den Flug der Junker-Apparat B. H. S9 bestimmt Am Donnerstag kurz nach 12 Uhr mittags erfolgte die Wfahrt. Das Flugzeug »urde aber nicht nur von 4 sondern von 5 Personen be­stiegen, die in 2 Automobilen angefahren waren. Die Ge­sichter der Paffagiere waren nicht zu erkennen, da sie stark eingehüllt waren. Der Pilot ist ein Ausländer namens Zimmermann,- der oon einer deutschen Flugzeug-Gesellschaft den Auftrag erhalten hatte, in Dübendorf solange zu ver­bleiben, bi» die Ad Astragesellschasl den Apparat übernom­men habe. Seit der Abfahrt in Dübendorf bis heute mittag fehlt der Ad Astragesellschast jede Nachricht über den Verbleib ihres Flugzeugs. Sie meldete daher diese Angelegenheit dem Eidgenössischen Flugzeugamt.

Die Fahrt nach Budapest unterbrochen.

Wien, 22. Okt Das Wiener Korr.-Büro meldet aus Budapest: Wie oerlauter wurden zwischen Raab und Buda­pest die Eisenbahnschienen aufqerffsen, so da- der au§ Raab abgegangene Eilenbahnzug des Exkönig c ri Halt machen mußte.

Die Regierung in Budapest gestürzt.

Berlin, 22. Okt. DerVorwätts" meldet aus Buda­pest: Die Regierung Bethlen ist gestürzt. Eine karltsttsche Regierung mit Rakowski und Julius Andraffy ist an ihre Stelle gesetzt worden. Diese Meldung wird aus Wien be­stätigt ;

Wien, 22. Okt. Das bisherige ungarische Kabinett ist heute zurückgetreten. An seine Stelle tritt ein Kabinett An- draffy Rakowsky. _

Aus aller Wett

Einigung im Berliner Gastwirtsgcw rbe?

-j- Berlin. 22. Okt. Es scheint, d ß der süst seit 3 Wochen andauernde Streik im Gastwhlsgewrr.de seinem Ende cnt- gegengeht. Falls nicht wieder neue eluff reitnugen v.r- kom ^en, dürsten sicherem Vernehmen nach rdeitnehmer wie Nrbeitg ber anfangs nächster Woche die d. ö <lchkert zu ein r ' erstcindigung finden. §>

Br ^ des Konflikts im Berliner Zei.mrgsgerr rbe.

. le> in, 23. Okt. Mit dem gestrigen Tage erschienen dse Berliner Zeitungen nach mehrtägiger Unterbrechung wie­der in gewohnter Weise.

Die Wasserkräfte der Erde.

-j- Die verfügbaren Wasserkräfte der Welt werden nach einer Zusammenstellung inSiemens wirtschaftlichen Mit-* leilungen" auf 745 Millionen?8. geschätzt. Davon entfallen , auf Europa 65 Millionen, auf Asten 236, auf Afrika 160, auf Nordamerika ebensoviel, auf Südamerika 94 und aus Australien 30 Millionen. Wenn diese Zahlen auch keinen Anspruch aus volle Genauigkeit machen können, so bleiben doch noch gewaltige Energiemengen übrig, wenn man im

Gegensatz dazu die bereits ausgenutzten Wasserkräfte betrachtet. Deutschland hatte Anfang 1920 rund 0,62 Millionen ?8. auS- genutzt, 41,3°/, der verfügbaren Wasserkräfte, Frankreich 1*/- Millionen ?8., d. h 75°/» der verfügbaren Wasserkräfte, Großbritannien 0.08 Millionen, also 8°/» der Gesamtheit, Italien mit 1,8 Millionen 26°/», Schweden mit 1 Million 17.8°/». Norwegen mit 1.3S Millionen 11,5°/», die Schweiz mit 0,6 Millionen 24°/,, die Bereinigten Staaten mit 9,91 Millionen 13,2*/». Nach dieser Tabelle sind die verfügbaren Wasserkräfte verhältnismäßig am besten in Deutschland au» genutzt. Dann folgen Italien und Frankreich Am reichsten sind die Vereinigten Staaten und Kanada mit Wasserkräften versehen. Von den europäischen Ländern besitzen Norwegen und Rußland dis größten Wasserkräfte, während Deutschland eines der ärmsten Länder in dieser Beziehung ist Selbst wenn eS gelingen sollte, die deutschen Wasserkräfte restlos kür die Energtegewinnung heranzuzcehe», so würden dadurch doch nur 8"/» unseres Steinkohlenverbraucher erspart werden.

Der schnellste Zug der Welt.

's Die Engländer beanspruchen jetzt de.: Ruhm, daß auf ihren Bahnen ein Zug die größte Schnelligkeit d?r Welt auf einer langen Strecke entfalte. Ans der Great Western Rail- way legen zwei Züge von Bristol BadmintonSaulhall die Strecke von 90,9 englischen Meilen, also rund 150 Km. in 87 Minuten zurück. Dabei fährt der Zug auf einem Teil der Strecke 17 englische Meilen in 13 Minüten, - reicht also eine Geschwindigkeit von 12L Kilometer in der Stunde.

3« sechs Tagen von Bagdad nach London. Ein Kurier des britischen Residenten in Bagdad hat die Reise von der Kalifenstadt nach London unter Zuhilfenahme von Flugzeug. Bahn und ff innerhalb sechs Tagen zu.ückgelegt.

1- Zweite Kirschenernte in der Schweiz. Das anhal­tende Sommerwetter der letzten Zeit hat die Kirsckienbänme in der Schweiz zu einer zweiten Blüte gebracht. Bet Fort- dcm-r der Wärme hofft man, in den günstig gelegenen Ge- b ---en gegen Ende Oktober eine zweite Ktrschenemte zu be- k Minen. Wie die meteorologische Station Zürich mitteilt, ist diese Erscheinung das letzte Mal im Jahre 1540 zu ver­zeichnen gewesen.

Ans Stadt und Bezirk.

Nagold, 24. Oktober 1921.

* Unser neuer'Roman. Wir beginnen heute mit°dem Abdruck unseres neuen RomansLi tenstein" unseres früh verstorbenen Landsmanns Wilhelm Hauff und geben der Hoffnung Ausdruck, daß die gehaltvolle Erzählung, die uns einen weiten Blick in die Geschichte unserer engeren Heimat tun läßt und die die Menschen eine» vergangenen Jahrhun­derts in vortrefflicher Weise wieder zum Leben erweckt, bei unseren Lesern allgemein den verdienten Anklang finden möge.

Silcher - Konzert. Wir Schwaben haben einen reichen Schatz von Liedern, die da? Bo k singt und von denen man weder den Dichter noch den Komgo -iste! kennt. Sie tragen die schlichte UeberschriftVolks ". Und diese Bezeich­nung ist durchaus richtig, d-n - st ff d r-kt au? der Volks­seele herausgewachsen und haben ihre Melodien von dorther erhalten, sozusagen gaa-- or? ft ö r. In dieser Boden­ständigkeit, in dem inneren Zusammenhang von Empfindung. Wmt und Ton liegt ihr unbestreitbar-r Kulturwerl. Dcs Volk ist sich auch dieses hohen Wertes i, stinktio b ußt und >8stt sich darum seine Lieder nicht nehmen oder imr:künst­liche -Lolkstiede'" verdrängen. Es ist das groß? Be dienst deS schwäbischen Meisters Friedrich Silcher, daß er sich de? Volkslieds angenommen, es durch volkstümlichen Sa/i dem Männerchor erschlaffen und so dem Gemül4"e.t noch d n Kunstwerk hinzugefügt hat. Seit dieser Ze. beherrscht es den Männergesang, und man wird heute noch bei Sängerfesten trotz aller schönen modernen Kompostlim-. n von einem schlichter? Silcherlied den meisten Genuß haben. Davon konnten sich alle überzeugen, die gestern der Ein ladung deSVereinigten Lieder- und Sängerkranzes" zu einem Silcherfest Folge geleistet hasten. Herr Professor Fla dt

Stuttgart zeichnete unrein Lebensbild SilcherS und würdigt« seine Verdienste um das Volkslied und den VolkSgesang, und der Sängerchor führte un» hinein in d»S Reich der Töne. Be- sonderer Dank gebührt dem Solisten, H. Präzeptor Wieland für seine trefflichen Darbietungen. Sie sangen von der Freude deS Volkes an der schönen Natur, von Liebestust und Sckmerz oon Abschied und Heimweh, und brachten auch drei Chöre des Meister» zum Vortrag, die der Oeffentlichkett bisher un­bekannt waren. In den beiden Liedern von denDeutschen Eichen" kkm zum Schluß auch noch das vaterländische Emp- finden zum Ausdruck, der Jammer unserer Zeit und die Hoff- ung auf kommende bessere Tage. Ermutigend und tröstend werden diese Töne noch lange in den Herzen der dankbaren Zuhörer nachkltngen.

Zum Abschluß des Tages trafen sich die Mitglieder des Ver. Lieder- und Sängerkranzss mit ihren Angehörigen in der Traube, um noch einige schöne Stunden bei Rede und Gesang zu verbringen Eine besondere Freude wurde Schuh­machermeister W. Grüninger, Wcißqerber Harr und Oekonom Walz zu teil, die anläßlich ihrer 25 jährigen Zugehörigkeit zum Verein aus den Händen de? Vorstands, Präzeptor Di-, land, den goldenen Sängerring empfingen. Äußerem wurde denselben Herren, sowie Hmipllehrer Grieb, Spimie- reibesttzer Rentschler, Schuhmacherme,jter W. Müller und Schuldtener K. Harr in Anerkennung geleisteter treuer Dienste eine Ehrenurkunde vom Schwäb. Sängerbund mit besten Wünschen von Fabrikant S.ßnepf überreicht So glich der Abend gleichsam einem großen Famtltei'f-st, bei dem sich alle die das deutsche Lied schätzen und pflegen mi den Gefeierten freuten. Gerne wird man sich dieses Stichtages als eines Glanzpunktes im Lieder- und Sängerkran» erinnern

* Kirchliche Gedenkfeiern für die Gefallene». Nach dem da» Prästoium deS Württ. Kriegerbundes seinen Vereinen die Abhaltung von Gedächtnisfeiern für die gefallenen Hei­den deS We>^ n? und der früheren Kriege empfohlen und hierfür die Muume Oktober und November in Anregung ge­bracht har. wird in einem Erlaß deS evangelischen Konsisto­riums den Pfarrämtern auch in diesem Jahre wieder der letzte Sonntag des Kirchenjahres (20. Noo.) als der für eine gemeinsame kirchliche Gedenkfeier geeignetste Tag empfohlen/

* Rückgabe von Postsendungen. Es wird uns ge schrieben: Privatpersonen, welche Briefsendungen in die Straßenbriefkasten eingelegt haben, treten nicht selten an dir Kastsnlrerer heran, um diese zur Rückgabe von Sendungen zu bewegen, die gewünscht wird, weil die Einlieferung irr­tümlich erfolgt ist oder weil die Sendungen gar nicht oder ungenügend frankiert worden sind. Die Kastenleerer sind nach ihrer Dienstanweisung nicht berechtigt, derartige Sen­dungen zmückzugeben. Anträge auf Rückgabe von Postsen­dungen sind stets an« Postamt zu richten.

* Luxussteuersreiheit oon Kriegergedenkzeiche». Das Eo. Konstirortum in Württemberg macht in einem Erlaß an die Pfarrämter darauf aufmerksam, daß Erinnerungsmals und -Tafeln bei schlichter Ausführung luxnksteuerfret sind. Der Bksteller hat dem Lieferer die Bescheinigung einer staat­lichen oder staatlich anerkannten Beratungsstelle für Krieger- ehrung (für ev. Gemeinden:Verein für christl. Kunst") vorzulegen, daß das Denkr al in seiner Ausführung über has sür den Zweck Erforderliche nicht hinausgcht.

* Rechnungen b»z«h1eni ES ist jetzt wieder die Zelt gekommen, da der Handwerker und Geschäftsmann leine Rech­nungen htnauSgehen läßt. Während ein Teil des Publikums den Empfang der Rechnung mit alsbaldiger Bezahlung be­antwortet, lassen andere die Rechnungen ganz unbekümmert, ja man muß ihnen sogar zwei , drei, viermal und noch öfters eine Rechnung zuschicken. Die Rechnung eines HandweikS- manms besteht in der Hauptsache aus Matertalkosten und Arbeitslohn. Beide» muß der Geschäftsmann sofort bezahlen und deshalb ist er gar nicht in der Lage, einen längeren Kredit zu gewähren. Aehnltch verhält eS sich bei einem kauf­männischen Betrieb. Wer also Rechnungen von Geschäfts­leuten bekommt, bedenke, daß sie Beträge enthalten, die der Geschäftsmann selbst schon längst bezahlen mußte und daß derGewinn" stet» die kleinste Summe ist, die durch noch­maliges Rechnungschreiben, Porto, Zeitverlust usw. aufgszehrt wird. Also nochmals: Rechnungen bezahlen! Der Geschäfts­mann benötigt seine Mittel dringend in seinem Betrieb.

ö Erziehen heißt auswecken vom Schlaf, mit Schnee M 8 reiben was erfro-en ist, abkühlen wa» brennt. g

g Hippel. F

Lichtenstein.

I) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.

Einleitung.

Bon der Parteien Gunst und Haß verwirrt. Schwankt sein Charakterbild io der Geschichte, Doch euren Augen soll ihn jetzt die Kunst,

Auch euren Herzen menschlich näher bringen: Sie steht den Menschen in des Lebens Drang Und wälzt die größre Hälfte seiner Schuld Den unglückseligen Gestirnen zu."

Sch liier.

Unter den vielen Sagen, die von ihrem Lande und der Geschichte ihrer Väter im Munde der Schwaben leben, ist wohl keine oon so hohem romantischem Interesse, als die, welche sich an die Kämpfe der alten württembergtschen Her­zöge, und vornehmlich an die Zeit und dar Schicksal des unglücklichen Herzog Ulrich*) knüpft. Man hat ihn vielfach angesetndet. manche» Auge hat sich sogar daran gewöhnt, wenn er die lange Btiderreihe der Herzöge Württembergs mustert, mit scheuem Blick vom älteren Eberhard auf Chri­stoph**) überzuspringen, als sei da« Unglück eines Lande-

*) Ulrich von Württemberg, ged. 1487, wurde 1498 in seinem eisten Jahre als Herzog belehnt mit einer Mltregentschast, welche ln seinem sechzehnten Jahre ausgehoben wurde, woraus Ulrich oon 1503 au allein regierte. Er starb tm Jahr 15SV.

*') Es ist hier Eberhard im Bart gemeint, der. geb. 1445, gest. 14SS, sehr weise regierte. Er war der erste Herzog von Württemberg. Christoph, geb 1515. gest. 1558, ein Fürst, besten Andenken nicht nur in Württemberg, sondern in ganz Deutschland gesegnet wird. Er ist der Stifter der württembergtschen Konst tuiion.

nur allein in seinem Herrscher zu suchen, oder als sei eS* ver- ! dienstlich, das Auge mit Abscheu zu wenden von den Tagen der Nor. ^

Und doch dürfte e» die Frage sein, ob man nicht in Be­urteilung dieses Fürsten zu einem günstigeren Ergebnis kom­men dürste, als das vielfach der Fall ist.

Wenn man bedenkt, welch gewaltigen Einfluß Zeit und Umgebung auf den Sterblichen auszuüben pflegen, wenn man bedenkt, daß Ulrich von Württemberg unter der Vor­mundschaft schlechter Räte aufwuchs, die ihn zum Bösen an­leiteten. um ihn nachher zu mißbrauchen, wenn man sich erinnert, daß er in einem Alter die Zügel der Regierung in die Hand bekam, wo der Knabe kaum zum Jüngling reif ist, so muß man wenigstens die erhabenen Seiten seines Cha­rakters, hohe Seelenstärke und einen Mut, der nie zu unter­drücken ist, bewundern, sollte man eS auch nicht über sich vermögen, die Härten damit zu mildern, die in seiner Ge­schichte daS Auge beleidigen.

Das Jahr 1519, in welches unsere Sage fällt, hat über ihn entschieden, denn es ist der Anfang seines langem Unglücks. Doch darf die Nachwelt sagen, es war der Anfang seines Glück». War ja doch seine lange Verbannung ein läuternde» Feuer, woraus er weise und kräftiger als je hervorging. E» war der Anfang seiner Glücks, denn seine späteren Regenten­jahre wird jeder Württemberger segnen, der die religiöse Umwälzung, die dieser Fürst in seinem Vaterlande bewerk­stelligte, für ein Glück ansteht.

In jenem Jahre war alle» auf die Spitze gestellt. Der Aufruhr de» armen Konrad war 6 Iah e früher mit Mühe gestillt worden, doch war das Landvolk hier und da noch schwierig, weil der Herzog dasselbe nicht für sich zu gewinnen wußte, seine Amtleute auf ihre eigene Faust arg hausten, und Steuern auf Steuern erhoben wurden. Den Schwäbi­schen Bund, eine mächtige Vereinigung von Fürsten, Grafen, Rittern und freien Städten deS Schwaben- und Frankenlander, halte er wiederholt beleidigt, hauptsächlich auch dadurch, daß er sich weigerte, ihm beizutreten. So sahen also alle seine Grenznachbarn mit feindlichen Blicken auf sein Tun, als

wollten sie nür Gelegenheit abwarten, ihn fühlen zu lassen, ^ lch mächtiges Bündnis er verweigert habe.

Auch die Herzogin, die durch stolzes, zänkisches Wesen Mich schon als Braut ausgebracht und ihm keine gute Ehe bereitet hatte, trat als er um ihretwillen einen edlen Ritter seines H»fS, den bekannten Hutten, erschlagen hatte, jetzt als Gegnerin aus. entfloh mit Hilfe Dietrichs von Spät, und sie und ihre Brüder traten als Kläger und bittere Feinde bei dem Kaiser auf. ES wurden Verträge geschloffen und nicht gehalten, es wurden Friedensvorschläge angeboten und wredir verworfen, dis Not um den Herzog wuchs von Monat M Monat, und dennoch beugte sich sein Sinn nicht, denn « meinte, recht getan zn haben. Der Kaiser starb in dieser Zeit. An ihm starb dem Herzog ein unparteischer Richter, den er in diesen Bedrängnissen so gut hätte brauchen können, denn das Unglück kam jetzt schnell.

Man feierte daS Leichrnfest des Kaisers zu Stuttgart in der Burg, als dem Herzog Kunde kam, daß Reutlingen, eine Reichsstadt, die in seinem Gebiete lag, seinen Waldvogt am Achalm erschlagen hatte. Diese Städtler hatten ihn schon oft empfindlich beleidigt, sie waren ihm verhaßt und sollten jetzt seine Rache fühlen. Schnell zum Zorn gereizt, wie er war. warf er sich auf» Pferd, ließ die Lärmtrommel tönen durch da» Land, belagerte die Stadt und nahm sie ein. Der Her­zog ließ sich von ihnen huldigen, und die Reichsstadt ward württembergisch.

Aber jetzt «Hot sich der Schwäbische Bund mit Macht, denn diese Stadt war ein Glied desselben gewesen So schwer eS auch sonst hielt, diese Fürsten, Grafen und Städte . alle aufzubieten, so säumten sie doch hier nicht, sondern hiel­ten zusammen, denn der Haß ist ein fester Kitt. DaS Bun- deSheer sammelte sich bet Ulm und drohte mit einem Einsall.

So war also in dem Jahre 15 t 9 alles aus die Spitze gestellt. Konnte der Herzog das Feld behaupten, so behielt er recht und eS war nicht zu zweifeln, daß er dann großen Anhang bekommen würde. Gelang es dem Bunde, den Heo zog aus dem Felde zu schlagen, dann wehe ihm. Wo so vieles zu rächen war, durfte er keine Schonung erwarten.