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Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, S. Mai 1921.
* Dieustnachrichten. Durch Entschließung der Herrn Staatspräsidenten ist je eine ständige Lehrstelle an der evang. Volksschule in Oeschelbronn OA. Herrenberg dem Hauptlehrer Wöcner in Willmandingen OA. Reutlingen und in Sulz OA. Nagold dem Semtnarunrerlehrer Friedrich Mährle in Eßlingen übertragen worden.
Pioniere. Die ehemaligen Pioniere und sämtliche aus denselben hervorgegangenen Formationen wie Minenwerfer, Eisenbahner, Fernsprecher. Funker, Fahrer etc. beabsichtigen eine Zusammenkunft in Ulm zu veranstalten, und zwar am 13. und 14 August. Anmeldungen an Kamerad Martin Kletnhans, Ulm, Westgleis, oder Kamerad S t ü ck l e, Ulm, Giöcklerstr. 2.
A» all? früheren Angehörigen des ehem. Alanen-Regts.
Nr. 20. Am Sonntag den 29. Mai 192l findet tn LudwigS- burg eine Zusammenkunft aller ehemaligen Regimentskameraden de? fr. Ulanen RegtS. 20 statt. Anmeldungen zur Regts.» Feier sind bis längstens 10. Mai schriftlich an Herrn JohS. Konrad, Ludwigkburg, Marktplatz 3, zu richten und zwar unter Angabe der Dienstzeit, der fr. ESkadronSzngehörigkeit, sowie de: genauen Adresse.
* Ausstellung vou Maisbezugsscheinen. Vielfach können Landwirte die ganze ihnen gegen Lieferung von Getreide zustehende Menge an Mais nicht in ihrem eigenen Betriebe verwenden und sind daher bestrebt, einen Teil deS MaiseS zu veräußern. Zur Erleichterung der Weiterveräutzerung des MaiseS werden die Kommunalverbände ersucht, den Land- wirten auf Wunsch nicht einen Bezugsschein über die Gesamtmenge, sondern mehrere über Teilmengen lautende auszustellen.
* Die Kirchensteuer ist abzugsfiihig. Durch die Novelle zum Einkommensteuergesetz vom 24. März 192 t ist die Frage, ob bei der Etnkommensteuererklärung die Kirchensteuer vom Einkommen abgezogen werden darf, in bejahendem Sinne entschieden. Z 13, Z 7 des Gesetzes lautet jetzt: In Abzug gebracht werden dürfen „Beiträge an inländische Vereinigungen, die auSschlikßlich wissenschaftliche, künstlerische, kirchliche, mildtätige oder gemeinnützige Zwecke verfolgen, soweit der Gesamt betrag dieser Beiträge 10 vom Hundert deS Einkommens des Steuerpflichtigen nicht übersteigt.
* Umsatzsteuer und Maul- und Klauenseuche. Die bayrische Landesbauernkammer ist beim Reicht sin anzminister vorstellig geworden, daß Viehoerkänfe oder Tausch, die infolge Maul- und Klauenseuche notwendig geworden sind, l'msatzsteuerfrei bleiben. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Landwirte, die von der Seuche ohnehin schon schwer genug geschädigt sind, nicht noch eine steuerliche Belastung erfahren durch Verkauf oder Tausch von Seuchenvieh, weil es sich bier um unausweichliche Notstandsmaßnahmen handelt.
* Umsatzsteuer bei Privatverkiiufen. Infolge der Fülle der neuen Sleuergesetze dürfte eS vielfach unbekannt sein, daß schon der Verkauf eines einfacher» goldenen oder silbernen Ringes durch eine Privatperson steuerpflichtig ist. Wie behördlich mitgeteilt wird, gehen in dieser Hinsicht täglich Anzeigen über Prioatverkäuse ein, die oft zur Bestrafung wegen Steuerhinterziehung führen. Sogar wenn ein Verkauf mit Verlust verknüpft ist, oder aus Not geschieht, ist die Steuer zu entrichten!
* Kohle für Dreschmaschinen. Den Kommunaloerbänden wird in diesem Jahre wie iw vorigen, auf Veranlassung der Reichsgetreidestelle eine besondere Brennstoffbeihilfe vom Reichskohlenkommissar zur Verfügung gestellt werden. Diese Beihilfe, die lediglich zum Ausdrusch des abzultefernden Brotgetreides dienen soll, wird in zwei Raten geliefert, die erste sofort, die zweite nach Ablieferung entsprechender Mengen Brotgetreides. — Ein besonderes Rundschreiben geht den Kommunalverbänden von der Reichsgetreidestelle, Abteilung „Betriebsmittel" noch zu.
Nationales Gewerkschaftssekretariat. Nachdem schon seit längerer Zeit in Stuttgart eine Ortsgruppe deS deutschen LrbeiterbundeS (Sitz Hannover) bestanden hatte, war es notwendig, infolge der raschen Zunahme an Mitgliedern aus allen Teilen deS Landes eine selbständige Verwaltungsstelle für Württemberg einzurichlen. Die Leitung derselben ist dem bisherigen Vorsitzender: der Ortsgruppe Stuttgart, Metallarbeiter Eugen Dihlmann, Weimarstr., woselbst sich auch das Büro befindet, übertragen worden. Alle Anfragen, sowie Anmeldungen sind nur an diesen zu richten. Der Deutsche Arbeiterbund ist angeschlossen dem Nationalverband deutscher Gewerkschaften. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder
m Denke dir deine Zeitgenoffen, wie sie sein sollten, A 8 wenn du auf sie zu wirken hast, aber denke sie dir, o S wie sie sind, wenn du für sie zu handeln versucht Z L wirst. Schiller. 2
Begrabenes Glück.
Tine Erzählung aus Nagolds Vergangenheit.
2) Nachdruck verboten.
Sie suchte ihren Mann und fand ihn innerhalb des KönigShofS bet der Bauarbeit. Sinnend lehnte er an einem mächtigen Steinblock, den 4 gedrungene Säulen zierten. „WaS mache ich mit ihm? Der Götzenaltar ist's, von dem der gnädige große Kaiser sprach. Und wie schon die Grundmauern der römischen Umwallung mir das Fundament zur Kirche boten, so soll auch er, der Heidenstock, mir zum Bau und dem heiligen Herrn zur Ehre dienen." Er prüfte mit den Augen und maß mit der Hand — „Nun hab ich's: zerschnitten und zersägt in der Mitte, soll jede Hälfte mir den schweren Chorbogen tragen. Das sind wuchtige Pfeiler!" — Ferka kam mit dem Kind den gepflasterten Weg von den Höhen herunter. Waldlaub im Haar und f.ische Beeren in Sträußen. „Denk nur, rief Blanko ihr entgegen, „wozu euer alter Götzenhard noch gut sein soll; zerteilt wird er werden und hüben und drüben den Chor stützen; ja, so gehts mit all eurem heidnischen Wesen: ihr alle müßt dem Herrn Christus noch euch fügen, auch du!" Erstaunt sah die Fränkin nach diesen Worten die Eingeborene erbleichen, teils wie in wtl- dem Zorn, teil« fast in zitternder Angst, al« sie vernahm,
auf dem Wege der Verständigung. Seine Grundsätze sind aufgebaut auf nationaler und christlicher Grundlage, er ist politisch neutral. Er verwirft den Klassenkampf und vertritt den Standpunkt einer wirklichen Arbeitsgemeinschaft, nicht nur zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sondern zwischen allen Ständen unseres Volkes. Wie in allen Teilen des Reiches, so wird auch in Württemberg der Deutsche Arbetterbund infolge seiner praktischen und vernünftigen Arbeit und Anschauung, sehr rasch sich entwickeln und an Ein fluß gewinnen.
r Bierpreise, lieber die Bterpreise wird im Anschluß an die Erlaubnis, vom 1. Juni ab Vollbier mit über 8*/, Stammwürzegehalt bis zu einer Höchstmenge von 25*/» des vom 1. Oktober 1920/21 im Inland abgesetzten Bieres herzustellen, noch bekannt, daß für dieses Vollbier Höchstpreise nicht festgesetzt sind, wenn es einen höheren Stammwürzegehalt als 10°/» aufweist Für schwächere Biere gelten die bisherigen Höchstpreise weiter. Die Herstellung sogenannter Starkbiere bleibt verboten.
* Vorläufige Ortsklaffeneinteilnng. Die vorläufige Ortsklaffeneinteilung, die vom 1- April 1920 an in Kraft treten soll, ist ohne vorgängige Verhandlungen mit den Län dern aufgestellt worden. Das Verzeichnis entspricht nur zum Teil den Vorschlägen der württ. Stellen. Trotzdem hat ihm die württ. Regierung im Reichsrat zugestimmt, da eS immerhin für Württemberg erbebliche Verbesserung gegenüber dem bisherigen Stand bringt, Verbesserungen, auf die die württ. Beamtenschaft ohne dieses vorläufige Verzeichnis nach längere Zeit hätte warten müssen. Die endgültige Regelnng der Ortsklaffeneinteilung soll bis l. 10. 21 mit Wirkung vom 1. 4. 20 erfolgen.
* Wieviel Kriegsversorgungsberechttgte gibt es in Deutschland? Nach amtlichen statistischen Aufzeichnungen gibt es in Deutschland außer 2 Millionen Toten u. Vermißten 1 130 000 Kriegerwaisen, 520 000 Kriegerwitwen, 164 000 Kriegereltern, 1350000 Kriegsbeschädigte, darunter sind 900000 mit Rente entlassene Kriegsbeschädigte und »00000 Schwer- Amputierte und Schwer-Lungenkranke.
Die Eisenbahnfahrpreise ab 1. Juni. (n»chdr. «erb.,
V Damit sich jedermann von der neuen starken Tariferhöhung der Eisenbahn ein Bild machen kann, geben wir nachstehend eine Zusammenstellung der Fahrpreise zwischen Nagold und den Bahnstationen de- Bezirks, sowie einer Anzahl wichtiger Städte Württemberg» bekannt. Ab 1. Juni kostet eine Reise von N agold Bf. nach:
k»
2. Klaffe
S. Klasse
4. Klaffe
Horb
24
«
4.70
s.so
Eutingen
1»
4.S0
8.—
»
Hochvorf
11
3.60
».20
1.50
Gündringen
7
»SO
1.40
1 .—
Emmingen
5
1.70
1 —
0.70
Wildberg
9
I.SO
1.»0
Talrv
so
6.50
S.90
2.60
Pforzheim
Freuoenftadt
46
SS
15 — 12.—
S.—
7.50
6.—
4.70
, ») SV» Ratt-
FriedrichShafen 1
' —Stuttg.— Mw
222
,271
78.—
SS.-
44.-
»3.-
»S.-
36.-
Stuttgart Hbf. l ^r,,«..
73
24.—
15 —
S.SO
„ Westbs.I
65
22.—
13.—
8.50
Tübingen
5«
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11.—
7,50
Reutlingen
70
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14.—
S.50
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j d) üb» Stuttgart
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Von Nagold Stadt nach:
Nagold Bf.
2
1.70
1 .—
0.70
Rohr darf
S
1.70
1 .—
0.70
Ebhausen
7
».30
1.40
1 .—
Berneck
12
3.»0
240
1.60
Lltensteig
14
4.60
L.80
I.SO
Der neue Sportplatz in Haiterbach. Aus Haiterbach wird uns geschrieben: Wer heute den Staudach besucht, den alten Hüter Haiterbachs, der staunt über den neugeschaffenen Sportplatz des vereinigten Turn und Sportvereins. Wer hätte geglaubt, daß eine so gewaltige Arbeit von jungen Leuten nach Feierabend geleistet werden könnte. Wer sich das Werk ansieht, zu dem Hunderte von Karren voll Stein und Erde notwendig waren, um den Platz zu ebnen, der glaubt wieder an das alte Tnrnerlied, in dem es heißt: „Es glüht ein guter Funke noch in der Asche fort"; in der Asche nämlich, die uns der Krieg zurückgelassen hat. Unser Staudach kann uns ein Symbol sein für da« Ziel, das wir anstreben sollten: Unbeweglich himmelanstrebend, trotz kümmerlicher Vegetation eine reine, srische, alles Schlechte u. Muffige ertötende WaldeSlust. Weitausschauend nach Süden u. nach
daß der Steinblock bearbeitet und von seiner Stelle genommen würde War's die Schärfe jener Bemerkung, die Ferka gekränkt, war's der Stolz der Heidin, der dadurch verletzt sein konnte? Nein, etwas anderes ließ Ferkas Pulse zittern und ihre Augen wild flackern — niemand noch ahnte es. —
Bald gingen die Arbeiter daran, unter großen Mühen den Steinblock anzusägen und zu zerlegen, und jedermann fiel es auf, wie die eingeborene Dienerin immer wieder scheu und ängstlich die Baustelle umschlich, als trüge sie Leid um ihr Heiligtum. So faßten es auch die fränkischen Soldaten und Arbeiter auf, riefen ihr manches Scherzwort zu, erhielten aber nur trotzige Blicke und gemurmelte Flüche zurück. Dafür drohten sie ihr aber auch, als sie nachts einmal zur Baustelle sich schleichend entdeckt wurde, mit einer Tracht Prügel. Finster brütend lauerte Ferka in ihrem Gemach; oft wenn Chlothilt munter plaudernd sie um alles fragte, erhielt die Kleine keine Antwort. Was ging in dem Herzen deS Weibes vor? Auch Blanka besorgte sich darum und suchte das Kind ihrem Umgang mehr zu entziehen
Am Sonntag pflegte die ganze Frankenschar, solange die Kirche noch mangelte, sich im Herrenhofjenseit der Straße zum Gottesdienst zu versammeln. Kaum daß je irgend eines fehlte; auch die Heidin holte man immer herbei. — Auch heute hatten die Soldaten die Widerwillig« mitgebracht; doch war sie an der Tür im Halbdunkel sitzen geblieben. Und keiner bemerkte, wielste gleich einer Wildkatze im Augenblick, als alles zum Gebete sich erhob, hinausschlich. Scheu um sich blickend, aber in jähem Sturz eilte sie durch die einsamen menschenleeren Höfe zur Baustelle. Morgen sollte die Zersägung des Altars vollendet und die beiden Hälften rechts und links am Choreingang als Pfeiler aufgestellt werden. WaS ist das? Sich duckend und zur Erde werfend wühlte daS Weib wie rasend den Boden unter dem Blocke aus; in hastiger Eile
Norden ist eS der schönste und interessanteste Punkt unserer Markung. Wer kann sich des Eindruck» erwehren, wen» dort im fernen Osten der Hohenstaufen bet klarem Wetter herübergrüßt, dort im Süvosten die Achalm und im Süden der Hohenzollern und die ganze Albkette. Alte Geschichten und noch ältere Sagen von Kaiser- und Fürstenherrlichkeiten werden wach beim Anblick der blauen „DtamantenhalSkette" Württembergs. Möchte doch allen, die schon dort oben gestanden haben, aufs sNeue der alte Turnerwahlspruch zu Herzen gehen: Frisch zur edlen Tat, Fromm ohne Frömmelet, Fröhlich mit offenem Herzen und Frei von der Sklaverei verderblicher Leidenschaften. Gut Heil.
Schultheißenwahl. Wart, «. Mai. Bei der heute statt- gefundenen Schulthetßenwahl haben von 217 Wahlberechtig ten»170 abgestimmt. Hiebei erhielt Gemeinderar Hartmann 15» Stimmen, die übrigen waren zersplittert. Die Abstimmung beweist, daß dem Gewählten von Seiten der Bürgerschaft das größte Vertrauen entgegengebracht wird.
Württemberg.
Gtatsberatung im Finanzausschuß.
r Stuttgart. 7. Mat. Zu Beginn der gestrigen Sitzung der Finanzausschusses teilte Finanzminister Liesching mit, daß der Ausfall für die Gemeinden durch den Wegfall der Besteuerung des Mindesteinkommens schätzungsweise S Millionen Mark ausmache. Durch Erhöhung des Anteil» der Gemeinden an der Umsatzsteuer von 5 auf 10*/» würde den Gemeinden eine Einnahme von ii Mill. zugeführt. Darauf zog der Abg. Möhler (Z) seinen Antrag auf Erhöhung de« AusgleichSstocks von 30 auf 35 Mill. Mark zurück. Bei Kap. 89 (Forsten) fragte ein Mitglied der USP. nach der Ausführung des Beschlusses des Landtags, wonach den im StaatS- wald beschäftigten Waldarbeitern jährlich 50 Wellen und 2 Rm. Holz zum Taxpreis abgegeben werden sollten. Der Finanzminister erklärte, daß sich der Beschluß erst auf den neuen Tarifvertrag beziehe und daß die Verteilung im nächsten Winter erfolgen werde. Hierauf wurde über die Baufrage debattiert. Ein Sozialdemokrat bedauerte, daß die Baukostenzuschüsse nicht mehr gewährt werden, ein Demokrat wünschte die Frage einmal im Plenum zu behandeln. Der Finanzminister teilte mit, daß Über die Baukosteufrage auf einer Konferenz der süddeutschen Staaten in München noch vor Pfingsten verhandelt werde. Vom Zentrum wurde darauf hingewiesen, daß das Geld vom Reich vorschußweise gegeben worden sei, daß also keine Behinderung des Bauens stattfinde. Ein Sozialdemokrat führte Klage, weil die Wahlen zu den Betriebsräten der Waldarbeiter noch nicht durchgsührl seien und erhob schwere Vorwürfe gegen die Foistdirekllon, die er als den reaktionärsten Teil der württ Verwaltung bezeichnet?. Von einem Vertreter der Regierung wurde darauf hinaewiesen, daß der Begriff „ständiger Waldarbeiter" noch nicht geklärt und noch nicht reichsgesetzlich festgelegt sei. Die württ. Landwirtschaftskammer habe 200 Beschästigungstage im Jahr und 3 jährige Dienstzeit für den Begriff Waldarbeiter vorausgesetzt. In Bayern und Preußen begnüge man sich mit 100 Arbeitstagen und 2 jähriger Dienstzeit. Der Finanzminister wies darauf hin, daß die BetriebSrärewahlsn im Herbst stattfinden nnd die Entscheidung des Reichs in der strittigen Frag« abgewartet werden müsse. Gegen ein» Verfügung des württ. ArbeilSmtnisteriums in dieser Sache habe die Forstdireltion Einspruch erhoben. Zu dem Antrag der Soz.. daß polnische Arbeiter im Zuckerrübenbau keine Verwendung finden sollen, solange geeignete inländische Kräfte zur Verfügung sind, erklärte der Arbeitsminister, daß für die Zuckerfabrikation die inländischen Arbeiter nicht ausreichend gewesen seien, weshalb die Fabriken die Zulassung von 37S polnischen Arbeitern beantragt hätten. Es seien aber nur 286 polnische Arbeiter hereingelassen worden.
Vom Bauernbund wird geklagt, daß zuviel jugendliche Leute in die Fabriken eingestellt werden, die sich vorzüglich für die Landwirtschaft eignen würden. Ein Zentrnmsredner zeigt, wte es Landwirten in Oberschwaben oft nicht möglich ist, Arbeiter zu bekommen, auch nicht aus den Reihen der Arbeitslosen. Ein Demokrat forderte eine Umstellung der Berufe. Der Antrag der Soz. wurde mit einem Ergänzungsantrag des Bauernbunds einstimmig angenommen. Der Antrag des B.B. auf Aushebung des Viehoerkehrs, bezw. dessen Freigabe wurde damit begründet, daß es wohl in absehbarer Zeit nicht an Vieh mangeln werde und das Landes- amt für Btehverkehr nur einen unnötigen Ballast darstellen werde. Diese Einrichtung beruht aber nach Ausführungen
griff sie in eine Höhlung hinein und ein Holzschränkchen trug sie wie eine Räuberin scheu als schwere Last über den Hof, ihrer Kammer zu. Niemand hatte sie gesehen, wie sie das kostbare, ihr anvertiaure Gut, die Kleinodien des Opferpriesters, die er unter dem Altar geborgen, vor den Christen zu retten suchte. — Und doch: Zwei kleine Augen waren ihr gefolgt. Chlothilt war vom Gottesdienst weggeblieben und niemand hatte deS KlndeS geachtet. Auf den niederen Wachtturm war sie gestiegen, um den Schwalben zuzusehen. Da lief ihre Ferka und lief zum Bau, und zwei kleine Füße eil- ten ihr nach. Wie sie das Kästchen wegirug, stand ihr plötzlich jemand im Weg. das Kind. Gelber, giftiger Haß verzerrte ihr Gesicht: „Du Schlangenbrut" — zwei Hände grif- fen nach dem zarten Hälschen. Schreiend lief die Kleine davon, zitternd zu ihrer Mutter Eben war der Gottesdienst zu Ende. „Ferka hat..." — ja, nun wars verraten. „Auf, ihr nach, der Verräterin!" Tine tolle Jagd in die Wälder hinein, di« fränkischen Soldaten und Hunde hinter ihr her. Bis die Gehetzte daS schwere, die Flucht hemmende Kästchen fallen ließ und selbst in dem tiefsten, undurchdringlichsten Dickicht verschwand. Als hätte die Erde sie verschlungen, sv war es. — Man hat sie nicht mehr gesehen.
Im KönigShof gab's ein fröhliches Fest; hundert Augen schauren staunend in daS Schatzschränkchen, mit uraltem Kleinod gefüllt Kelten und Ringe. Pseile und Nüster, kleine Götterbilder und Anhänger, alles aus reinem Gold, Amulette und Spangen und Münzen aller Art. — Wohl schade, zu ver- lassen, aber fein für die Finder. Auch die kleinen Händchen Chlothilts tasteten in den schönen Sachen. Ihr verdankte man ja eigentlich den ganzen Fund, und darum schmückte Ver- tilo, der Hauptmann, auch das dunkelbraune Lockenköpfchen mit einer Spange, den feinen Hals mit einer zarten Kette, aus gutem Golde. Jubelnd sprang sie damit in der Sonn« herum. (Fortsetzung folgt).