Württ. Landtag.

In der 97. Sitzung stellt Minister Bolz die Beantwortung der ^Großen Anfrage" des Mg. Pflüger und Een. (Soz.) über das Auftreten Hitlers In Heilbronn bei der Besprechung seines Etats »n Aussicht. In der Anfrage wird die Frage aufgeworfen, ob es das Staatsministerium für richtig halte, dem Hochverräter Hit­ler Gelegenheit zu geben, seine Anhänger aus Bayern und Ba­den, wo er keine Vorträge halten dürfe, in eine württ. Stadt zu berufen. Dann wird in der zweiten Beratung des Haushalts­planes für 1926/27 beim Kap. Staatsministerium fortgefahren. Abg. Dr. Schott (BB.) wirft der Sozialdemokratie vor, daß sie ln der Frage der Statsvereinfachung noch keine konkreten Vor­schläge gemacht habe. Die demokratische Partei habe nicht die Berechtigung, wegen Besetzung von Beamtenstellen an den Staatspräsidenten auch nur platonische Anfragen zu richten. Abg. Hartmann (DV.) begrüßt die Genesung des Staatspräsidenten. Der überaus schwierigen Frage der Vereinfachung der Bezirks- Verwaltung scheine das parlamentarische System nicht gewachsen gu sein. Fraglich sei es auch, ob die Lei der Verwaltung zu erzie­henden Ersparungen den großen ideellen Schaden einer Neuein­teilung der Bezirke aufwiege. Die bayerische Denkschrift enthalte beherzigenswerte Vorschläge, vor allem bezüglich der finanziellen sSelbständigmachung der Länder. Die Stimmenthaltungen der württ. Regierung im Reichsrat halte er für nicht ganz unbedenk­lich. Den komm. Antrag auf Aufhebung der württ. Gesandt­schaften lehne seine Partei ab. Die PreMtelle sei eine politische jEinrichtung, weshalb seine Partei dem demokratischen Antrag auf Ablehnung der Schaffung einer planmäßigen Stelle zustim­men werde. Die Ausgaben für die Presseabteilungen seien zu be­willigen. Mg. Schees (D.): Die heutige Pressestelle sei sachlich dasselbe, was sie früher war, und unter der früheren Regierung habe die Partei des Staatspräsidenten die Pressestelle stets ab- tzelehnt. Mg Keil (Soz.) fordert die gleichmäßige Anwendung der Versammlungsfreiheit auf alle politischen Parteien. Staats­präsident Bazille erklärt, daß die Beunruhigung der Beamten- schaft wegen der Deamtenernennungen nicht durch seine Ent- Schließungen, sondern durch die Presse entstanden sei. Es könne ihm kein einziger Fall nachgewiesen werden, wo eine Veamten- ibesetzung aus parteipolitischen Gründen erfolgt sei. Im klebrigen hätten verschiedene Länder, die von Weimarer Parteien regiert /werden, die gleiche Regelung durchgeführt. Für dir Einrichtung des 8. Schuljahres sei in erster Linie die finanzielle Lag« der Bevölkerung maßgebend. Bei der gegenwärtigen schwierigen Lage der Landwirte scheine die Durchführung des 8. Schuljahres völlig unmöglich. Die Landwirtschaft brauche für ihre Erzeug­nisse höhere Prise. An der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit trage auch der Achtstundentag mit Schuld. Nach weiteren Ausführun­gen des Mg Bruckmann (D.), der eine zweite Hitlervcrsammlung für Heilbronn dankend ablehnte, und des Mg. Keil (Soz.) wurde in die Abstimmung eingetreten. Die Anträge Schneck- Brönnle (Komm.) auf Aufhebung der Pressestelle und auf Strei- schung der Mittel für die Gesandtschaften in Berlin und Miin- 'chen wurde abgelehnt, ebenfalls der Antrag Schees (D.) betref­fend Ablehnung der Etablifkerung.der Presseleiterstelle (mit 42 .gegen 28 Stirnen). Nach Annahme der Anträge des Finanzaus­schusses wurden die Kapitel Staatsgerichtshof Verwaltungs- jgerichtshof usw. angenommen und in die Beratung des Arbeits- «md ErnShrmrgSmknisterkums eingetreten. Bock (Z.) begründete den Antrag auf Fertigstellung der unvollendeten Nebenbahnen /und richtete an die Regierung die bringend« Bitte um Auf­hebung des geplanten Abbaus der Arbeiterschaft bei der Be- triebswerkstätte Rottwekl. Nachdem Mg. Roth (Dem.) Schutz­zollfragen erörtert hatte, wird die Sitzung geschlossen.

Finanzausschuß.

STB Stuttgart, 21. Mai. Der Finanzausschuß des Landtags nahm zur Frage der Errichtung eines Geschäftshauses anstelle der Gebäude Eymnasiumstraße 2 Stellung. Staatspräsident Bazille gab einleitend die Erklärung ab, daß die Entscheidung darüber, ob jetzt oder später gebaut werden soll, dem Landtag Vorbehalten bleibe. Nach zweistündiger Aussprache wurde folgender Antrag der Mg« ordneten Andre, Hölscher, Heymann, Rath, Th. Fischer, Schees und Becker angenommen, der wie folgt lautet: Der Land­tag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen, den an­stelle des alten Staatsministerialgebäudes auszufiihrenden Neu­

bau spätestens im Herbst dieses Jahres in Angriff zu nehmen. Staatspräsident Bazille erklärte die Bereitwilligkeit der Regie­rung hiezu.

SED Stuttgart, 24. Mai. Auf die Kleine Anfrage des Mg. Henne betr. Sonntagsruhe im Handelsgewerbe hat das Arbeits­und Ernährungsgewerbe folgende Antwort erteilt: Der Staats- regierung ist die Bekanntmachung der Bayerischen Staatsministe­rien über Sonntagsruhe im Handelsgewerbe bekannt. Das württ. Arbeiisministerium hat sich mit dem bayerischen Sozialministe­rium ins Benehmen gesetzt, um festzustellen, welche Auswirkun­gen die neuen Bestimmungen für die einzelnen bayerischen Be­zirke, insbesondere soweit sie an Württemberg angrenzen, haben werden. Auch die an der bayerischen Grenze gelegenen Oberämter sind im Hinblick auf die neuen bayerischen Vorschriften zur Stel­lungnahme nach Anhörung der in Betracht kommenden Kreise veranlaßt worden. Das Arbeitsministerium ist schon bisher bei Bewilligung von Ausnahmen im Sinne der Richtlinen des Reichsarbeitsministcriums verfahren. Inwieweit die bayerische Regierung weitere Ausnahmen vom Gebot der Sonntagsruhe, als sie bisher gewährt worden sind, notwendig, macht, wird /-ch Abschluß der eingeleitctcn Erhebungen entschieden werden.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 25. Mai 1926.

Gerichtsnotar Viktor Krayl s.

No.ch langem, schwerem Leiden verschied am Samstag ein Mann von seltener Pflichttreue und großer Berufsfreudigkeit. Gerichtsnotar Krayl. Mt dem Verstorbenen ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der sich hier große Verdienste und allge­meines Ansehen erworben hat. Er war ein Vierteljahrhundcrt hier tätig und hat in dieser langen Zeit seine Berufsgeschäfte mit außerordentlicher Sachkenntnis ausgeführt und sich als durchaus praktischer Mann erwiesen. Im Notariatswesen kannte er sich aufs genaueste aus und konnte zu allen einschlägigen Fra­gen eine bestimmte Stellung nehmen. Eine große Tätigkeit ent­faltete er als Vorsitzender des Vormundschaftsgerichts. Er suchte stets alle Rechte zu erforschen und jedem Teil das Seine zu ge­ben. In jeder Beziehung unparteiisch und gerecht erwog er alle Fälle und stand mit seinem guten und einsichtsvollen Rat zur Seite. Klar legte er alle Verhältnisse auseinander, so daß die Parteien zu ihm allgemeines Vertrauen faßten. Er war ein Mann von großer Arbeitskraft und Schaffensfreudigkeit. Sein Beruf ging ihm über alles, ihm lebte er und in ihm zehrte er seine Arbeitskraft auf. Er war ein Beamter des guten alten Schlags, der nur Pflichtgefühl und Arbeit kannte und an sich selbst die höchsten Anforderungen stellte. Krayl war ein ruhiger Mann, der bescheiden seines Wegs ging und sich nirgends vorzu­drängen suchte, obgleich er zu den hervorragendsten Beamten ge­hörte. Am Ende vorigen Jahres wurde er plötzlich von einer heimtückischen Krankheit befallen, die nun der Wirksamkeit seines Lebens ein Ziel setzte. Mit größtem Bedauern wurde der Tod des zuverlässigen und aufrichtigen Mannes und des ausgezeichneten Beamten tn Stadt und Land ausgenommen. Der Verstorbene hat sich durch sein liebenswürdiges Wesen und seine große Aufopfe­rung ein treues Andenken gesichert.

Verwaltungssonderzug von Pforzheim nach Schramberg.

Aus Anlaß des am Sonntag, den 18. Juni ds Js. stattfinden- den sogen.Schramberger Tags" wird von der Reichsbahndirek­tion Stuttgart ein Verwaltungssonderzug mit 33 ein Drittel Prozent Fahrpreisermäßigung von Pforzheim nach Schramberg und zurück mit Anschluß von und nach gen Enzbahnstationen und der Nebenbanh Nagold-Altensteig in nachstehendem Fahrplan ausgeführt: Hinfahrt: Pforzheim ab 6.15 vorm. Brötzingen 6.17, Liebenell 6.37, Calw 6.51, Nagold 7.18, Schramberg 9.33. Rück­fahrt: Schramberg ab 7.09 abends, Nagold an 9.25, Calw 9.47, Liebenzell 9.58, Brötzingen 16.17, Pforzheim an 10.25. Für den Sonderzug werden besondere Fahrkarten 4. Klasse ab den Sta­tionen Pforzehim, Pforzheim-Brötzingen, Liebenell, La ko und Nagold ausgegeben. Höhere Wagenklvssen werden nur geführt, wenn eine genügende Anzahl von Reisenden vorhanden ist. An­dere Fahrkarten sind für den Sonderzug nicht gültig. Diese

außergewöhnliche Sonderverbindung verdient weiteste Beachtung. Während des Schramberger Tags sind zur Unterhaltung der Gäste Autofahrten auf den Fohrenbühl, ins Verecktal und die sonstige Umgebung zu niedrigem Preis, sowie Musik- und Ee- sangskonzerte in Aussicht genommen.

Der Kälteeinbruch und seine Folgen.

Die Kälte im Mar hat vielerorten Schaden angerichtet. Die jungen Triebe der Nadelbäume sind durch die Kälte so geschädigt worden, daß sie nach und nach abfallen. Viel noch zartes Laub an Eschen und Buchen schrumpft ein und kann sich auf die Dauer nicht an den Zweigen halten. Eemüsepfplanzen müssen zum Teil durch andere ersetzt werden. Die Beercnernte fällt nicht so reich­lich aus, wie nach dem Ansatz hätte erwartet werden dürfen. Die größtenteils schon vollständig entwickelten Stachel- und Johan­nisbeeren wurden in vielen Gärten von der Kälte verbrannt und fallen von den Sträuchern. Da und dort hat man die Kartoffeln deren Triebe stark beschädigt waren, durch gesunde ersetzt. Es wird in nächster Zeit manche Nachpflanzung notwendig sein. Wer nicht voreilig mit dem Legen von Bohnen und Einsetzen von Be­gonien war, hat gut daran getan. Bei den unbedeckten Kultur­pflanzen traten Wachstumstockungen ein.

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Stammheim, 24. Mai. Am Pfingstfest nachmittag fiel das jüngste Kind des Frrseurmeisters Walz aus einem Fenster der Wohnung auf die Staffel des Backhauses. Glücklicherweise sind die Befürchtungen nicht eingetrofsen. Das Kind trug nur einige Beulen an der Stirne und am Hinterkopfe davon, außerdem einen Bluterguß auf dem Rücken. Der von der Krankenschwester herbeigerusene Arzt konnte bis jetzt keine inneren Verletzungen feststellen.

STB Beihingen, OA. Nagold, 24. Mai. Der verh. Landwirt Johann Georg Krauß war mit mehcren anderen damit beschäf­tigt, einen Fischweiher auszugrabckN. Beim Füllen eines Roll­wagens gab plötzlich der Schienenuntergruiid nach, der Wagen kippte um und Krauß kam so unglücklich unter ihn zu liegen, daß er neben zahlreichen Quetschungen einen schweren Unter- schenkelbruch davontrug.

SCV Neuenbürg 24. Mai. Aus der Hauptstraße Neuenbürg- Schwann wollte ein der deutsch-amerikanischen Petroleumgesell- schaft gehörender Wagen einem Steinfuhrwerk ausm.-ick'ii, sank dabei aber am Straßenrand ein und Überschlag tick, den 12 Meter hohen Hang hinabfallend, wo er auf dem Rücken liegen blieb. Der Chauffeur hatte die Gslüesgegenwart gehabt, »en Mo­tor atbzustellen und abtzuspringen, sodaß kein Unglück entstand.

SCB Herrenalb, 24. Mai. Letzten Dienstag Hutten wir de« Besuch des Generalobersten von Seeckt, welcher in Begleitung von 36 Offizieren der Reichswehr in 11 Automobilen hier an­kam. Die Herren »ahmen im Hotel zur Post das Mittagessen ein und verließen nach mehrstündigem Aufenthalt den Kurort.

SEB Stuttgart, 24. Mat. Durch die Wassermafsen, die das Gewitter vom letzten Samstag brachte, entstanden an dem Bahn­damm neben den unteren Anlagen drei je zwei bis drei Meter breite Rutschungen. Eine Anzahl Arbeiter ist zur Zeit mit den Ausbesserungsarüeiten beschäftigt. Weitere Eefarh besteht vor­erst nicht.

SCB Heilbronn, 24. Mai. Mittwoch abend nach Schluß der Arbeit marschierte die Arbeiterschaft Heilbronns auf, um Protest zu erheben gegen die Httlerveranstaltung vom letzten Samstag. Etwa 5969 Menschen füllten den Marktplatz. Einstimmig wurde folgende Resolution angenommen: Die heutige Massenversamm­lung in Heilbronn protestiert ganz entschieden dagegen, daß Hell­braun mit seiner friedliebenden republikanischen Bevölkerung zunß Tummelplatz von putschisttschen Hitlevorganifationen ge­macht worden ist und erwartet von der Stadtverwaltung und den sonstigen zuständigen Stellen so insbesondere der württ. Regierung, daß für die Zukunft eine Wiederholung unmöglich gemacht wird.

SCB. Mergentheim» 22 Mat. In Ergänzung der be­reits im vorigen Jahre erfolgten Auswechslung der größeren Tauberbrücke an der Bahnlinie Wertheim-Mergentheim-Crails- heim wurde dieser Tage auch die zweite kleinere Brücke über den Schloßpark durchziehenden Tauberarm durch eine neue, von der Maschinenfabrik Steinach in stärkster Eisenkonstruktton hergestellte, etwa 800 Zentner schwere ersetzt. Damit fanden die seit mehreren Wochen ausgeführten mühsamen Umbau- und

Vom Glück vergessen.

Roman von Fr. Lehne.

,68. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

War das nicht ein Wink vom Himmel? Und diesmal ersann fis keine Ausreden, den Besuch aufzuschieben.

Bei Maria Christin« war sie geborgen! Dort gab es r sie ein Ausruhen nach den letzten aufregungsvollen ochen! Und das gewünschte Telegramm ging ab.

Es war Ewendoline, als wenn sie jeden Tag in einem schönen Traum lebte, aus dem zu erwachen sie sich fürchtete. Vierzehn Tage war sie schon East im Herzogsschloß. Sie hrte ein wahres Märchenleben. Freundin der jungen erzogin, wie man fis beneidete! Dennoch war ihr nicht as geringste anzuhaben; mit vollendetem Takt bewegte r sich in ihrer schwierigen Stellung, und dis Hofgesellschaft ußte sich schließlich darein finden, daß eine Fremde, Außen- eh ende das allerhöchste Vertrauen genoß.

Ewendoline fand, daß die Herzogin nicht mehr so gut wie früher aussah. Die großen sanften Rehaugen hatten einen wahrhaft überirdischen Ausdruck und sie hüstelte viel. Doch ihren zärtlich besorgten Fragen wich Maria Christin« aus; sie fühle sich ganz wohl, sie brauche keinen Arzt. Und dabei errötete sie in ihrer lieblichen mädchenhaften Art, und auf ihren Lippen schwebte wieder ein Wort, das aus­zusprechen sie nicht den Mut fand.

Ewendoline kam ihr zu Hilfe. Sie ergriff die schmale, kinderhafte Hand Maria Thristinas.

Einen Arzt, Thrista, wenn es nur der richtige wäre."

Ach, Ewendoline," hauchte die junge Fürstin,das kann ja aber doch nicht sein," ihre Äugen standen voller Tränen.

Noch nicht vergessen?" fragte dte andere leise.

Das kann ich nie!- Ewendoline, ich Hab' ihn ja wieoergesehen, hier, erst vor kurzem! Ganz dicht schritt er an unserem Wagen vorbei," flüsterte sie hastig uyd auf-

wendolkne nickte.Ich Miß es 1,7

Da richtete sich Maria Christin« aus ihrer bequemen Stellung auf.Du weißt es? Woher?"

Ich weiß es von ihm selbst."

Du hast ihn gesehen?" Fast fieberhaft leuchteten Maria Chnstinas Augen aus, ihr ganzes Wesen war eine einzige Frage.

Und Ewendoline erzählte von ihrem kurzen Zusammen­treffen mit Dr. Jvers und seinem Vorhaben.

Maria Christin« saß da, das Gesicht mit der Hand be­schattend.

Seine Liebe zu dir ist zu groß, Christa, und Deuschland ihm zu klein dafür er trug mir seine innigsten Grüße für dich auf," schloß Ewendoline.

Die junge Fürstin zitterte; in Entsetzen schloß sie die Augen.Die Schlafkrankheit erforschen! Es ist sein

sicherer Tod!-Nun liegt das Weltmeer zwischen uns!

Nun soll ich das armselige Glück, ihn wenigstens von Zeit zu Zeit zu sehen, auch nicht mehr haben! Er wollte doch keinen Wohnsitz hier nehmen! Wie Männer doch grau­sam sind!" klagte sie ln erschütternden Tönen.

Schuldbewußt senkte Ewendoline den Kopf. Sie war ja die Ursache seines Entschlusses doch sie bereute es nicht, ihm abgeredet zu haben, daß er sich in A. niederließ. Maria Christin« wäre ja nie zur Ruhe gekommen.

Hast du mir auch alles gesagt, Liebe?"

Za, Ewendoline hatte alles gesagt nur das eine nicht, daß ihrer Freundschaft mit Maria Thristina ihr Glück hatte zum Opfer fallen müssen!

Die junge Fürstin hielt die Augen geschlossen und wie­der fiel es Ewendoline auf. wie leidend sie aussah..

Nun hat mich das Glück ganz vergessen," flüstert« Christa,für mich wäre es schon Glück gewesen, ihn zu sehen, ich bin ja so bescheiden! Ach, Ewendoline, wie oft habe ich an dieses Wort gedacht, das du mir zuerst gesagt: Ob man reich ist oder arm, ob man auf den Höhen des Lebens steht oder unbekannt in der großen Menge sein Dasein fristet es ist gleich bitter

Noch nicht, Christa," widersprach Ewendoline sanft, «die Not, die Sorgen des Lebens find doch das bitterst«! Du kennst wenigstens das nicht. Wenn du die Armut Ln

ihrer nacktesten, traurigsten Gestalt sehen würdest, sagtest du nicht mehr von dir: vom Gluck vergessen! Einem jeden dünkt aber seine eigene Last die schwerste ein jeder Hai sein Teil zu tragen."

Ach, Ewendoline, mit dir trägt dein Axel."

Nein, Christa, nicht mehr! Das ist vorbei!"

Aber warum?"

Frage mich nicht, Christa! Ich kann es jetzt doch i.tchl sagen, bitte." In mühsam unterdrückter Qual bebte ihr« Stimme.

Nur eines noch, Ewendoline pekuniäre Gründe? Du weißt doch"

Nein, nein, Christa, nicht ums Geld."

Sie blickte trübe vor sich hin. Christa streichelte ihr die Hände.

Könnte ich dir doch helfen! Wenn es in meiner Macht stünde!"

Ewendoline antwortete nicht darauf. Da sagte die Herzogin, um das Gespräch auf etwas anderes zu bringen: Erzähle mir von deiner Freundin Hanna, der kleinen Verwachsenen. Zu ihr ist dennoch das Glück gekommen!"

Nem, Christa, auch sie ist vom Glück vergessen und genarrt, wie wohl keine zweite! Ich muß meinen Bruder anklagen, wenn ich dir Hannas Schicksal erzähle."

Erschüttert lauschte die junge Herzogin, und eine Trän« glänzte in ihrem Auge.

Sieb', Christa, Hannas Geschick und das meine, es ist gar nichts Besonderes, nur eins von den vielen Tausenden!, Und man muß still sein, muß des Herzens Schrei ersticken!"

Du nicht, Ewendoline, du kannst dir vom Herzen her­untersingen, was dich quält! Sing mir das Lied du

weißt, welches ich meine-wenn es auch nicht mehr

zutrifft I Dennoch' zaubert es mir meinen kurzen Som­mertraum vor-- und morgen wird die Sonne

wieder scheinen."

Sie legte sich bequem auf die Chaiselongu«, kuschelte sich tn die vielen seidenen Kissen, während Gw-ndoltne den kostbaren Stutzflügel öffnet«, der da» Wohnzimmer der Herzogin zieZte,

MrrtlMva kslat.) ^