Rheinltnts behält sich oor, an diesem an der alten und der neuen Grenze aufgestellten neuen Zolltarif sedeSmal, wenn sie es für nützlich hält, Abänderungen zu treffen. Was die Gin und Ausfuhr betriffl, so hat die rheinische Oberkommts ston entschieden, daß die Einschränkungen der deutschen Gesetzgebung provisorisch an der alten Grenze aufrecht erhalten bleiben, daß sie adsr auch gleichmäßig an der neuen Grenze angewandt werden. DaS wirtschaftliche Komitee der Oberkommisston in Koblenz wird beauftragt mit der Leitung des deutschen Ein- und Ausfuhrdienstes. Die Ein- und Ausfuhrgesuche müssen auch fernerhin durch die rheinischen Ex- und Importeure an diese Dienststelle gerichtet werden.
Die Gericht des Bssatzungsheeres sind mit der Anwendung der erlassenen Strafmaßnahmeu für Verstöße betraut. ES können Strafen bis zu 5 Jahren Gefängnis und 50000 Mark verhängt werden.
Rheinzollgrenze und Umsatzsteuer.
ES ist die Frage aufgeworfen worden, ob das besetzte Gebiet nach Errichtung der Rheinzollgrenze als Ausland in umsatzsteuerlicher Beziehung anzusehen ist. Es wird darauf htngewiesen, daß hiervon nicht die Rede sein kann. Die deutschen Gebiete bleiben auch nach Einführung der Errichtung der Rheingrenze auch vom Standpunkt der Umsatzsteuer aus Inland. _
Die ReglertMWSte Preußens.
Ministerpräsident Siegerwaid.
Mit der Wahl des WohlfahttsministerS Siegerwald zum Ministerpräsidenten ist der erste Akt der Kabinettsbildung in Preußen abgeschlossen. So wie die Wahl zustande gekommen ist unter dem Druck der Zeit, stellt die Wahl des Herrn Stegerwald zweifellos eine Verlegenheitslösung dar, und eS ist bezeichnend, daß einige der Parteien, die ihn gewählt haben, unmittelbar nach der Abstimmung im Landtag das Bedürfnis zeigten, ihren Wählern im Lande gegenüber sich gewissermaßen wegen ihres Eintretens für die Kandidatur Stegerwald zu entschuldigen.
Auch wenn Herr Stegerwald nach dem Hergang der Ereignisse zunächst in der Rolle des Verlegenheitskandidaten erscheint, die ihm die Unschlüssigkeit und taktische Hilflosigkeit der bisherigen Koalitionspaneien aufgezwungen haben, so ist er doch bet weitem noch nicht der schlechteste Kandidat, auf den man sich einigen konnte. Er ist sogar eine der ausgeprägtesten Persönlichkeiten der Gegenwart. Durch seine Bestrebungen. eine große christlich sozialdemokratische Partei über das Zentrum hinaus zu begründen, hat er die Aufmerksamkeit weiter politischer Kreise auf stch gelenkt. Er gehört nicht ln die Reihen der typischen Gewerkichaftssekretäre, die an ihrem Posten Tüchtiges leisten und zu ihrem eigenen Unheil in den letzten Jahren wiederholt wegen Mangels an anderen Kräften aus Posten gestellt wurden, für die ihr politisches Augenmaß nicht ausreichte, sondern er gilt bet denen die ihn näher kennen, als eine Persönlichkeit mit weitem politischem Blick und voller Erkenntnis der politischen Zusammenhänge, auf denen jede Siaatsmännische Führung gerade der Gegenwart basieren muß. Ein solcher Mann könnte berufen sein, als preußischer Ministerpräsident verantwortungsbewußte Politik zu machen, wenn ihm die Fraktionen, die ihn gewählt haben, dastir Spielraum lassen. Vorläufig steht er aber als Ministerpräsident allein, und gerade die Fraktionen die ihm ihre Stimme gegeben haben, haben bis zur letzten Minute ihre Ehre darein gesetzt zu betonen, daß ihr Eintreten für Herrn Stegerwald als Ministe, Präsident sie in keiner Weise in ihren bereits gefaßten Beschlüssen irritieren könne.
Herr Stegerwald selbst, der zwar dem Zentrum angehört, aber im Landtag kein Mandat besitzt, strebt, wie wir hören, die Bildung des erweiterten Koalitionskabinetts von der Sozialdemokratie bis zur Deutschen Volkspsrtet an, um das man sich eine Woche lang vergeblich bemüht hatte, und soll entschlossen sein, wenn seine Bemühungen erfolglos bleiben, seine Mission wieder in die Hände seiner Auftraggeber zurückzulegen. Einem Vertreter der Zentrumsparlamentskorrespondenz gegenüber soll Herr Stegerwald über seine nächsten Pläne erklärt haben, daß er zunächst mit einigen bisherigen Mitgliedern des Kabinetts verhandeln wolle, um diese für sein Ministerium zu gewinnen. So wolle er den bisherigen
8 Wer rückwärts steht, gibt stch verloren; wer lebt 8 8 und leben will, muß vorwärts sehen. Für alles Schöne, 8 0 das vergeht, bleibt eine Welt von Schönheit, in die L L man ein gehen kann. Huch. L
Iw Schatte« der Schuld.
63) Original-Roman von Hanna Förster.
Mir war nun klar, daß der verstorbene Graf daS Testament, das er vor einigen Tagen geschrieben hatte, in jenes Geheimfach legte, mit der Absicht, eS bet der ersten besten Gelegenheit an den Justizrat zu senden. Heute hatte er diese Absicht aussühren wollen und da war der Tod ihm zuvorgekommen. Das Weitere ist dann ohne Interesse. Der Arzt stellte einen Herzschlag fest. Einige Tage später fand die Testamentseröffnung statt — dein Großvater und ich waren die Universalerben. Von dem anderen Testament hatte niemand außer mir eine Ahnung. Es wurden natürlich alle Papiere des Verstorbenen untersucht, doch an das Geheimfach dachte niemand. Wer sollte auch darauf kommen? Nur wenige wußten von dessen Vorhandensein, und niemand konnte annehmen, daß Graf HanS, wenn er wirklich seinen letzten Willen, der beim Justizrat deponiert war, hätte ändern wollen, ein solches geändertes Testament in einem Geheimfach aufbewahrte.
So traten wir also die Erbschaft an."
Als Frau von Nehring diese Worte gesprochen, sah sie ihre Enkelin an. Renate saß da, mit seltsam fremdem totenblassen Gesicht, das wie erstarrt schien in Leid. Aus ihren Augen sprach ein solches Grauen, daß die Kranke, ihrem Blick nicht stand hielt.
„Wie siehst du mich an 7" murmelte sie. „Ich habe gebüßt, schon dadurch, daß ich den einzigen Sohn verlor. Und dann — nie fand ich Ruhe, stets lebte ich in der Angst, dein
Justizminister Dr. Am Zehnhof und den demokratischen Han- delsminister Fischbeck um ihr Verbleiben im Amte ersuchen, das Finanzministerium dem Demokraten Oeser anbieien und wohlmöglich Herrn Seoering bitten. den Prst-n des Ministers des Innern beizubehalten. DaS Kultusministerium und das Landwirtschaflsministertum wolle er mit Beamlen besetzen, daS von ihm bisher selbst geleileteWohlfahrtsministerium betbehalten.
Es ist jedoch vorerst noch zu bezweifeln, daß diese Kombination sich mit Herrn Stegerwalds Plänen wirklich deckc und eher anzunehmen, daß stch der neue Ministerpräsident erst dann mit Vorschlägen an bestimmte Persönlichkeiten wenden wird, wenn er eine sachliche programmatische Grundlage dafür gefunden hat. Die Pläne, die man ihm in verschiedenen Blättern zufchiebt, laufen zum Teil auf die Bildung eines reinen Geschäftskabi- netts hinaus, das nur die laufenden Ressortangelegenheiten verwalten könnte und bei der geringsten politischen Erschütterung ins Wanken geriete. Dafür ist weder die Zeit geeignet, noch in einem parlamentarisch regierten Staate eine sachliche Notwendigkeit gegeben. Herr Stegerwald selbst muß wohl von der Notwendigkeit durchdrungen sein, ein politisches Kabinett zu gründen daS die Gewähr der Dauer in sich trägt. Nur eine solche Regierung wäre im Stande, die Demokratisierung der gesamten Verwaltung und die Festigung der republikanischen Verfassung fortzusühren.
Steuerfragen im Reichsroirtschaftsrat.
Der finanzpolitische Ausschuß des Rkichswlrtschaflsrates erledigte in seiner letz'en Sitzung eine Reihe von Eingaben aus dem Gebiete der Steuerskaaen Ein Entmin f für eine Fahrzeug st euer zu Zwecken des Wegebaus und der Ttraßeninstandhaliung, der schon im Unterausschuß für Steuerpolitik ausführlich besprochen worden war, wurde vom Ausschuß im Prinzip als nützlich, notwendig und möglich anerkannt, soll aber mit dem Berkehrsausschuß des Neich?- wirtschaslsrats gemeinsam weitrrberaten werden, wie auch rin Antrag auf Erhöhung der Kohlen st euer gemeinsam mit dem Kohlenausschuß des Reichswtrtschsftsrats verhandelt werden soll. Eine weitere Eingabe verlangte die Gleichstellung der Sparkassen mii drn Genossenschaften, die ihre Kriegsanleihe st ücke an ihre Genossen zur Zahlung des Rrtchsnotopfcrs abgcben können, wobei die Stücke als von diesen gezeichnet behandelt werden. Der Ausschuß nahm dazu folgenden Antrag rn: Im Hinblick ans die außerordentliche Belastung der Sparkassen und damit der hinter ihnen stehenden, schon jetzt aus das äußerste. gefährdeten öffentlichen Verbände mit Kriegsanleihe empfiehlt der Reichswirifchaftsrat der Relchsrcglerung. in Erwägungen über Abhilfemaßnahmen einzutrcten, sei es auf dem Weg der Gleichstellung der Sparkassen mit den Genossenschaften hinsichtlich der Bestimmungen betreffend das Rsichsnotopfer, sei es auf eine andere geeignete Weise. Zu einer längeren Erörterung kam cs über die Veranlagung zum Reichsnotopfer. Es wurde der Vorwurf erhoben, daß die Veranlagung durch willkürliche Zuschläge zu den beim W hrbeitrag zu Grunde gelegten Werten erfolge Der Vertreter des Reichsfinanzmlnlstertums gab darüber die Auskunft, daß solche Einschätzungen höchstens als Pauschaloeranlagungen zu betrachten seien. Es-liege kein Anlaß zur Beunruhigung vor, da an der Zugrundelegung des Ertragsweries für die Erhebung des Reichs notopsers bet der endgültigen Veranlagung frstgehalten werde. Als ein Mitglied des Ausschusses besonders darauf hinwies, daß auch beim städtischen Haus- und Grundbesitz ähnliche Zuschläge gemacht worden se-en, erklärte der Vertreter des Reichsfinanz. Ministeriums, daß eine Anweisung für die Veranlagung des städtischen Grundbesitzes bisher nicht erfolgt sei. Der Ausschuß erkannte die schwierige Lage der Finanzämter durchaus an und sah darin eine Folge der viel zn komplizierten Steuergesetze. Doch wurde die Mißbilligung des Vorgehens der Finanzämter durch die Annahme eines Antrages zum Ausdruck gebracht
Kleine politische Nachrichten.
Kommunisten.
In der mehrheitSsozialistischen Zeitschrift »Der Firn" veröffentlicht I. Quarz eine Reihe von recht hübsch gezeichneten Charakterbi dern sozialistischer Politiker. Das neueste Heft bringt ein den Kommunisten gewidmetes Blatt, dem wir folgende reizvolle Schattenrisse entnehmen:
Unter den Parteien des Reichstags gebührt den Vereinigten Kommunisten der Ruhm, in ihren Reihen die meisten Originale vereinigt zu haben. Fast jedes Mitglied der kommunistischen Reichstagsfraktion ist „eine Nummer für sich."
Paul Leoi, der Frankfurter Rechtsanwalts spricht in abgehackter Redeweise, viel in Thesen und Antithesen. Trotz seines Radikalismus gerät er selbst dann nicht von dem Pfade
des parlamentarisch Erlaubten, wenn er eS mit seinem er- bittertsten Gegner Ledebour zu tun hat. Seine Augen, dt« Irrlichtern gleichen. liegen tief unter einer schnell nach rück- wärts fliehenden Stirn. Sein Schädel weist eine eigentümliche Wölbung auf und man kann sich, wenn man den beim Sprechen nervös von links nach rechts fliegenden Kopf und die Tätigkeit seiner Gestchtsmuskeln beobachtet, des Eindrucks nicht erwehren, daß er ein — Original ist.
Von Adolf Hoffmann, der als Verleger „berühmter" Theaterstücke, als Volksbeauftragter wie als Politiker immer verstand, seinem „Beruf" die besten wirtschaftlichen Seiten abzugewinnen, war auf diesen Blättern schon die Rede. Er kennt alle Bouillonkellerwitze, wendet sie in den drei Parlamenten, in „die" zu wirken er die Ehre hat, ungeniert und reichlich an; er schreibt und redet nie deutsch und doch allge- mein verständlich und zeichnet stch noch dadurch besonders aus, daß er seinen unabhängigen Freunde die „Lumpen" nur so um die Köpfe wirft.
Friedrich Geyer, der Kapitalist und Ausbeuter, der seine halbe Million in der Tasche haben und vor allem während und nach dem Kriege nicht geringe Mehrwerte aus den „Knochen" seiner Tabakarbeiter herausgepreßt haben soll — was aber auch Verleumdung sein kann I — ist der Typus des charakterfesten Kommunisten. Er hat mutig in allen drei Linksparteien seinen Mann gestanden und würde in die vierte aus „innerer" Ueberzeuqung eintreten, wenn . . . keine Schwiegertochter ihm den Weg dazu zeigte.
Wendelin Thomas, dessen Gesicht jeden Vergleich mit einer halbreifen und ausgepceßten Zitrone aushält urrd dessen eigenartiger Schädel von einem wenig ausgeklopften dicken Teppich bedeckt ist, dürfte als Ausnahmemensch hinreichend bekannt sein.
Braß hat mit Mephistopheles das gemeinsam, daß er ein unauslöschliches Grinsen auf seinen Lippen hat und man kann ihm zutrauen, daß er auch dann sich des Lächelns nicht erwehren kann, wenn sein jstziaer Partrichef von noch radikaleren Elementen aufs Schaffot geschleppt würde. Wäre er so gescheit, wie er es nicht ist, dann könnte er mit Mephistopheles in Konkurrenz treten, denn an den übrigen mephistophelischen Eigenschaften fehlt es ihm nicht. In einigen Abständen folgen dann Geyer j»n., Malzahn, Koenen und Düwsll. Auch sie sind nicht vom Maß der Durchschnittlichen.
Aus Stadl und Bezirk.
Nagold, 12. April l92!
* Dienstnachrichten. Von dem Bischof von Rottenburg find die katholischen Pfarrstellen Gündringen, Dekanats Horb, dem Pfarrverweser Heinrich Zimmermann in Diesenbach, Dekanats Neckarsulm und Nagelsberg, Dekanats Amrichs- hausen, dem Pfarrverweser Alfons Winter sin Gündringen, Dekanats Horb, verliehen worden.
-r Konstrmanden-Abend des Ev. Iünglingsvereins. Wie alljährlich, so hatte der Eo. Jitnglingsvsrein auch auf letzten Sonntag Abend die neukonfirmierien Jünglings zur Begrüßung eiugeladerr, welche darin auch, sowie eine große Anzahl sonstiger Freunde des Vereins, stch einfanden. Nach dem allgem. Gesang: »Ich bete an die Macht der Liebe", ergriff Herr Stadtpf. Dr. Schairer das Wort. Im Mittelpunkt seiner Rede stnnd das Wort „Jesus". Er führte dabet auS, daß Jesus nicht nur hinter einem Glas an der Wand hängen sollte oder sonst irgendwo, sondern, daß wir Ihn allezeit bet uns im Herzen haben sollen und daß heute ganz besonders gelten müsse, wie einst bei Mose: „Her zu mir, wer dem Herrn an- gehört!" Nach diesem folgte ein Solo für Harmonium und Violine von H. Rektor Kiefner und H. Stadtvikar Weitbrecht. Sodann hielt H. Kleiner einen Vortrag über Apotheker Zel- ler's Leben (Jugend , Lehr- und Wanderjahre). Hierauf richtete H. Dekan Otto Worte herzlicher Ermahaung an die Neukonfirmierten. Dann folgte ein Gedicht von K. Gerok. H. Verw. Bauer ermahnte noch in seinem Schlußwort die Jungen daran, treu zum Verein zu halten. Mit einem allgem. Gesang schloß der schöne Abend.
r Die Balvta. Interessant ist es, von Zeit zu Zeit die Bewegungen der Auslandswechselkurje auf dem schweizerischen Markt zu studieren. Man sieht hier am besten, wie die große
Großvater, der ja öfter am Schreibtisch des Grafen saß, könnte eines Tages daS Geheimfach entdecken. Am liebsten hätte ich das Möbel verbrennen lassen, wenn das nicht auffällig gewesen wäre. Keinen Tag wagte ich von Hollwan gen fortzugehen aus Angst. Und deshalb sahen die Leute Licht in dem Arbeitszimmer des verstorbenen Grafen, deshalb hörten sie das Stöhnen und glaubten, eS seien Gespenster — ich war eS," fast schreiend stieß die alte Dame diese Worte hervor — „ich habe stundenlang des Nachts an jenem Schreibtisch gesessen und habe vergeblich versucht, das Geheimfach zu öffnen. Ich konnte keine Ruhe finden. Jetzt wollte ich einmal mit aller Angst brechen und gleich sechs Wochen fortgehen — aber es scheint, als ob ich Hollwangen nicht mehr verlassen soll. Ich fühle, daß ich nicht mehr lange leben werde."
Da schrak Renate plötzlich auS ihrer unnatürlichen Starrheit auf. Sie kniete vor dem Bett der Großmutter nieder, faßte deren herabhängende rechte Hand zwischen ihre beiden jungen schmalen Hände und rief in dem Ton der stehendsten rührendsten Bitte:
„Großmutter, nicht wahr, du wirst alles gut machen? Wirst den beiden Grafen von Hollwangen das Erbe geben, das ihnen von Rechts wegen gehört?"
Frau von Nehring entriß ihr mit der ihr früher eigenen Kraft ihre Hand und sagte heiser vor Aufregung:
„WaS fällt dir ein? Bist du wahnsinnig geworden? Glaubst du, deshalb teilte ich dir das alles mit! Nein, ich rnußle mich Mitteilen, mußte die Last von mir abwälzen. Und nun sollst du mir daS Versprechen geben, daß nach , meinem Tod jener Schreibtisch verbrannt wird. Wenn du eS anordnest, fällt eS nicht auf."
Renate erhob sich, sie war wie gebrochen. Aber in festem Ton antwortete sie:
„Nie kann ich dir ein solches Versprechen geben. Schloß Hollwangen und daS ganze dazu gehörige Vermögen muß an die rechten Erben kommen."
Feindselig, drohend bohrten stch die großen dunklen Augen der alten Dam« in Renates Gesicht.
„Willst du mich vor Gericht und Schande über den Raren deines Großvaters bringen?"
Diese Worts hatten eine furchtbare Wirkung auf Renate, fhre Augen blitzten ganz verzweifelt. Nein, das konnte sie ie, nie tun, dazu war sie nicht fähig. Die alte kranke Frau er Testamerttsunterschlagung, deS schweren Betrugs anzeigen? fhr graute vor dem bloßen Gedanken daran.
Da hörte sie mit einem Mal die Stimme Frau von iehrinas mit verändertem Klang, matt und tonlos sagen:
.Vielleicht hast du recht. Es ist am Ende doch das Beste. )as Schloß gelangt wieder an den Grafen zurück. Ich habe rein Testament noch nicht geändert, keine Äedingung hinzu- efttgt, du bist darin zur Unioersalerbin ernannt, und kannst reinetwegen alles an die beiden Grafen verschenken. Aber me dürfen nie von meiner Schuld erfahren — das mußt du ür an meinem Totenbett versprechen."
Noch einmal wagte Renate das innigste Bitten und Flehen.
„Großmutter," sagte sie weich, „du bist noch nicht alt nd noch so kräftig, du kannst noch viele Jahre leben, aber u wirst innerlich frei werden, wenn du die große Schuld, ie du auf dich geladen, sühnst. Nie würden die Grafen »ollwangen das, was sie als ihr rechtmäßiges Erbe betrach m, von mir als Geschenk annehmen — das ist bet dem stolzen harakter deS Grafen Eberhard ganz ausgeschlossen.
Frau von Nehring sah ihre Enkelin durchdringend an. >ie erriet plötzlich deren Geheimnis.
„Du liebst ihn?" fragte sie brüsk.
Renate konnte nicht antworten, sie nmte nur.
Da murmelte die alte Dame vor sich hm. „Also das >ar es, deshalb hat sie den Baron ausgeschlagen. Und zu em jungen Mädchen gewandt, fügte sie mit bitterem Hohn inzu: Dann ist ja alles einfach. Du herratest ihn und bringst ,m daS Schloß und Vermögen als Heiratsgut in die Ehe.
Nie " sagte- Renate mit fester Stimme. „ES wäre Be- mg," wollte ich dem Grafen auf diese Weise sein Erbe z«- ringen. Ich kann nie seine Gattin werden, wenn du nicht as begangene Unrecht sühnst, die alte Schuld gutmachst.