Reichsnolopfer und Kriegsanleihe.

Nach der Verordi ung vom 26. Januar >921 über die Entrichtung des ReichSnotopfers mit selbstgezeichneter Kriegs anleihe werden nachweislich silbstgezeichnete Schuldverschrei­bungen, Schutdbuchsorderungen und Schatzanweisungen der Kriegsanleihen des Deutschen Reichs bis zum Ablauf e ncS MonaiS nach Zustellung des einstweiligen Steuerbescheides zu den im Reichsnotopferaesetz bezeichuete» Borzugskursen auf das Reichsnotopfer in Zahlung genommen. An sich hat also in jedem Fall der Abgabepflichtige, der selbstgezeichnete Kriegsanleihen zum Nennwert hingeben will, den Nachweis zu führen, daß die vorgeschrtebeue Frist (ein Monat nach Zustellung des vorläufigen Steuerbescheides) eingehalten ist. Da bis zur Zustellung de§ größten Teils der Bescheide in den einzelnen LandeSfinunzamtSbezirken noch einige Zeit ver­gehen dürfte, hat sich der Reichsministec der Finanzen damit einverstanden erklärt, daß eS eines Nachweises für die Jnne- Haltung der Frist nicht bedürfen soll, wenn dis Kriegsanlei­hen bis zum 1. Juli 1921 in Zahlung gegeben werden.

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Der Gesetzentwurf über den Volksentscheid.

Der Reichsrat genehmigte in seiner Sitzung vom 7. Apr. den Gesetzentwurf über den Volksentscheid. Nach dem Gesetz­entwurf findet der Volksentscheid statt:

1. Wenn der Reichspräsident den Entscheid Über ein vom Reichstag beschlossenes Gesetz binnen einem Monat nach der Beschlußfassung anordnet;

2. Wenn ein Drittel des Reichstags verlangt hat, daß die Verkündung eines Retchsgesctzes um zwei Monate aus­gesetzt werde und innerhalb der Frist rin Zwanzigstel der Stimmberechtigten den Volksentscheid beantragt hat;

3. wenn ein Zehntel der Stimmberechtigten die Vor legung eines Gesetzentwurfes begehrt hat und der begehrte Gesetzentwurf im Reichstag nicht unveränd^t angenommen worden ist;

4 wenn der Reichspräsident bei Meinungsverschieden­heiten zwischen Reichstag und Reichsrat über ein vom Reichstag beschlossenes Gesetz den Volksentscheid darüber anordnet;

5. wenn der Reichstag entgegen dem Einspruch deS ReichSratS eine Verfassungsänderung beschlossen hat und der ReichSrat binnen zwei Woche» den Volksentscheid verlangt.

Die Reichsregierung bestimmt den AbstiminungStag durch Bekanntmachung im Reichsanzeiger. Abstimmungslag ist ein Sonntag oder öffentlicher Ruhetag. Bei der unmittel­baren und geheimen Abstimmung ist das Wahlrecht im Reichs­tag maßgebend. Die Vorschriften des Reichswahlgesetzes über die Bildung von Wahlbezirken findet entsprechende Anwendung.

Der preußische Ministerpräsident.

Sitzung des preußischen Landtags.

Berlin, 9. Apr. Zum preußischen Ministerpräsidenten wurde der Minister für Dolkswohtfahrt, Stegerwald (Z) ge­wählt. Abgegeben wurden 388 Stimmen, davon entfielen 832 auf Stegerwald.

Berlin, 9. Apr. Die Wahl Siegerwalds wurde von der Mehrheit mit Beifall ausgenommen. Präsident Leknert wurde zum Landtagspräfidenten wiedergewählt, desgleichen Abg. Porsch (Z.) zum ersten Vizepräsidenten, Dr. o. Kriegs (Dn.) zum zweiten Vizepräsidenten und Abg Garmich (Do.) zum dritten Vizepräsidenten.

«»Wiele zu tea Km»Wis«e>»iinihen.

Hagen, 9. Apr. Die Hagener Zeitung meldet: Vor dem hiesigen außerordentlichen Gericht zur Aburteilung der bet dem Kommunistenputsch im hiesigen Gerichtsbezirk verübten Verbrechen und Vergehen wurde gestern in Sstündiger Ver­handlung das Urteil über 9 Angeklagte gefällt. Das Gericht erkannte bet 2 Angeklagten auf 4 Jahre Zuchthaus, bei einem Angeklagten auf 2 Jahre 9 Monate Zuchthaus, gegen einen weiteren auf 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus, gegen die übrigen Angeklagten auf 2 Jahre Gefängnis.

Berlin, 9 Apr. Bei der Durchsuchung einer Filiale des Konsumvereins nach Waffen fand man 157 Handgranaten

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Du willst Gott und die Welt und dein Leben mit 8 deinem Grübeln erforschen, aber ich sage dir, du wirst § eS durch Vertrauen und Arbeiten erkennen. gr-nis-n. ^

Im Schatten der Schuld.

62) Original-Roman von Hanna Förster.

Als Frau von Nehring soweit mit ihrer Erzählung ge­kommen war, hielt sie inne. Die Stimme versagte ihr. Re­nate reichte ihr ein Glas eisgekühlten Wassers. Das erfrischte sie und nun fuhr sie fort:WaS ich bis dahin tat, bereue ich nicht. Nein, ich war vom Schicksal stets benachteiligt worden und habe mich nur dafür gerächt, habe nur versucht, auch meinen Teil von der irdischen Glückstafel, von Glanz und Reichtum zu erringen. Doch jetzt kommt das, waS," stockend kam eS von den stolzen Lippen der Frau, die sich noch nie jemand mitgeteiltwas selbst ich als Schuld empfinde, und waS mir keine Ruhe läßt. Zwar bereuen kann ich eS auch nicht, aber dennoch läßt eS mir keine Ruhe seltsam-"

Das letzte hatte sie sinnend gesagt, mehr zu sich selbst, als fasse sie es immer noch nicht, was ihr die ganzen Jahre schon geraubt. Ihr Blick fiel auf Renates blasses, seltsam starr aussehendes Gesicht. Da fuhr sie fort:

Graf HanS wurde von Tag zu Tag schwächer, aber auch launenhafter und merkwürdiger gereizt. Kein Dienet hielt eS mehr in seiner Näbe aus. Gerade jetzt hatte er wieder einem Diener ganz plötzlich den Stuhl vor die Tür gesetzt und erklärte nun, überhaupt niemand mehr um sich sehen zu wollen. Gegen deinen Großvater war er noch einiger­maßen gleichmäßig, doch in seinem Betragen gegen mich spürte ich einen plötzlichen Wechsel. Immerhin war mein Einfluß auf ihn noch stark genug, daß er nicht wagte, mir offen feind-

ohne Zünder und andere Waffen. Der Geschäftsführer wurde sestgenommen.

Aachen, 9. Apr. Vom außerordentlichen Gericht wurden 9 Angeklagte wegen Verbrechen beim Kommunistenaufstand zu Zuchthausstrafen von 4 bis 2 Jahren oder zu Gefängnis verurteilt.

Halle, 8. Apr. Das Sondergericht in Halle verhandelte heute u. a. gegen den Zuchthäusler Paul Jakob aus Ammen- dvrs, der die beiden Eisenbahnattentate bet Ammendorf und Giöbers verübt hatte. Jakobs ist geständig, kurz vor Ein­laufens des D Zuges in Ammendorf dis Schienen gelockert zu haben. Da ein herannahender D Zug dis betreffende Stelle passierte, ohne Schaden zu leiden, habe er dann an derselben Stelle die Schienen quer gestellt und auf diese Weise die Entgleisung der beiden Güterzüge hervorgerufen. In der Verhandlung äußerte er, er habe sich schon seit langem mit dem Plan getragen, einen D-Zug zur Enigleisung zu bringen, um den Postwagen auszurauben. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen des Bahnattentats bei Ammendorf zum Tode, wegen des Attentats bet Gröbers zu 12V- Jahren Zuchthaus.

Wiesbaden, 9. Apr. Der Führer der Kommunisten, Stadtverordneter Greis, ist wegen Verteilung von Flugblättern von der französischen Behörde verhaftet und gefesselt abge­führt worden.

Die Putschpläne bayrischer Kommunisten.

München, 9. Apr. Amtlich wird der gesamte Plan der bayrischen Kommunisten soeben aufgedeckt. Eine Anzahl Münchner Kommunisten hatten in verschiedenen Zusammen- künfren Ende März P.äne verabredet, die die Sprengung von Eisenbahnbrücken, so bei Augsburg und bei Regensburg, und die Lahmlegung des Eisenbahnverkehrs zur Verhütung von Truppentransporten zum Ziele hatten. Bei diesen Zu­sammenkünften wurde erklärt, Sprengstoffs und Waffen seien in genügender Menge vorhanden.

Der .rote Sem«!-.

Ein Mehrheitssozialist hat als Begleiter einiger eng­lischer Journalisten den »roten General" Hölz in dessen Hauplqurmier aufgesucht. Er gibt von dieser Troglekomösie in der soeben erschienenen Nummer der Glocke" die nachstehende Schilderung.

Auf Sinowj-w folgt Hölz.

Kein Stoecker und keine Klara Zetkin: derrote Gene­ral" ist die Hoffnung der kommunistischen Arbeiter des Auf- standsgedietes. Sein Name geht von Mund zu Mund. Plötz­lich war er da, als wäre er gleich den Dynamilpatronen aus der Erde aufgeschossen.

Sein Lebenslauf: 1889 in Riesa geboren. Vierzehnjährig als Taglöhner bei einem Bauern. Später zwei Jahre bei einem Ingenieur in England. Mitglied desChristlichen Vereins junger Männer". Gefühlssoztalist. Zurück nach Deutschland. Bildererklärer in einem Kino. Bei Kriegsaus­bruch mit einem Husarenregiment ins Feld bis Waffenstill­stand. Während des Feldzuges voll Haß gegen den Militaris­mus und Kapitalismus. In der Revolution Vorsitzender eines ArbeiterrateS. Gewalttätigkeiten, Steckbrieflich verfolgt. Wäh­rend des Kapppursches: Räuberhauptmann >. Flucht in die Tsche­choslowakei. Als politischer Verbrecher freigetasssn. Ein Jahr- unter falscher Flagge und falschem Bart in Berlin und an­deren deutschen Städten.

26. März 1921! Nach Sangerhausen zieht um die Mit­tagsstunde dieHeeresgruppe Hölz". Vorweg ein Luxusauto. Insassen: der rote General, sein Pressechef, ein kommunisti­scher Redakteur und ein Adjudant. Dahinter ein zweites Luxusauto mit dem Generalslab. Ihm folat dieArmee": drei Lastwagen mit etwa 80 bis 100 bewaffneten Arbeitern in struppigen Bärten, die Gewehrläufe starren wie Stacheln zum Himmel.

Paßreoiston! Begrüßung durch den General,Kommen Sie mit, wir wollen Sangerhausen besetzen!" Der Kraftwa­gen der ausländischen Berichterstatter bildet jetzt den Schluß deS Heerbannes.

Sangerhausen. Das Rathaus wird umzingelt. Die drei Polizisten und der Bürgermeister werden verhaftet. Ebenso der Pfarrer. Die Gefangenen kommen in Gewahrsam. Der GasthofSchützenhaus" erhält die Ehre deS GeneralquartierS.

lich gegenüberzutreten. Aber ich war mißtrauisch geworden und leistete ihm fast den ganzen Tag Gesellschaft, wogegen er sich vergeblich wehrte. Da ich erklärte, ich könne ihn, einen Kranken, unmöglich sich selbst überlassen, gab er schließ­lich nach. Aber im stillen hegte ich die Befürchtung, daß er jetzt gerne ein anderes Testament machen würde, daß er be­reute, seinen Bruder enterbt zu haben. Eines Tages hatte ich heftige Kopfschmerzen und mußte mich wenige Stunden hialegen. Als ich am späten Nachmittag zu dem Grafen hinüberging er hielt sich tagsüber in seinem Wohnzimmer auf, das auf der einen Seite an sein Arbeitszimmer, auf der anderen Seite an sein Schlafzimmer angrenzte sah ich die Tür zu seinem Arbeitszimmer offen und den Grafen an seinem Schreibtisch sitzen.

Von einem jähen Verdacht ergriffen, eilte ich hin, schrak aber gleich darauf entsetzt zurück Graf Hans saß ganz zu­sammen gesunken in seinem Schreibtischsessel. Sein Gesicht war fahlblaß und auf die Brust herabgesunken er war tot. Meine ganze Willenskraft zusammennehmend, sah ich zuerst auf dem Schreibtisch nach. Hier stand ein Fach halb offen, das sich merkwürdigerweise in der Platte befand, auf der Schreibunterlage lag ein Bogen Papier, Darauf stand in fester Schrift geschrieben: Mein letzter Wille. Alles war vor­schriftsmäßig ausgefertigt und wie mir das Datum zeigte, schon vor mehreren Tagen geschrieben. In diesem letzten Willen, durch den das früher ausgefertigte beim Justizrat Schröder in D. liegende Testament zu meinen und deines Großvaters bezw. unseres Sohnes Gunsten völlig ungültig wurde, bestimmte Graf Hans, daß Schloß Hollwangen und sein sämtliches Vermögen sein Bruder Oskar erhalten sollte, nach dessen Tod sollte daS Schloß wie stets dem ältesten Sohn zufallen.

Deinem Großvater fiel ein legal von 50000 Mark zu, die gleiche Summe deiner Mutter und meinem Sohn. Ich selbst erhielt nichts. In Empörung und Grimm sah ich auf den toten Mann, der mir noch im letzten Augenblick den Reichtum wieder entreißen wollte, als dessen sichere Herrin ich mich im Geiste schon gefühlt hatte. Blitzschnell arbeiteten

Kraftwagen und Fahrräder werden requiriert, zehn Bürger als Geiseln ein gesperrt.

Milten im herrlichen Frühlingstag, vor demSchützen- Haus auf freier Straße wird ein Tisch aufgeschlagen, eine Landkarte ausgebreitet. vor der der General und sein S'ab Platz nehmen. Ein Bewohner des Gasthofes will zum Tor hinein.Hier bleiben I" und die Stimme des kleinen, unter- setzten, nervösen, jedoch energischen Hölz bannt den Vorüber- gehenden, daß er wie angewurzelt stehen bleibt. Frage und Antwort! Der General ist befriedigt.Weg!" Der Schützen- hausmteter geht hocherhobenen Hauptes und mit gewichtigen Schritten ab.Weg, weg, weg!" donnert die ans Befehlen gewöhnte Kommandostimme. Und der Höchstkommandierende zieht den Revolver und jagt den Abtretenden eine Kugel neben die Füße, die darauf im Galopp die Haustüre suchen.

Von irgendeiner Seite ertönt plötzlich der Ruf:NoSke ist ausgeschwärmt!" In der Tat. Ein Panzerzug mit Sol- daten fährt die Bahnstrecke entlang.

Der General:Die Kompanteführer." Stramm mili­tärisch treten sie an. Die Kompanien, je 15 bi§ 20 Mann, erhalten ihren Austrag und marschieren ab. Dis Straßen werden gesichert, Posten ausgestellt, ausgeschwärmt. Schüsse knallen, Maschinengewehre knattern. Ein Verwundeter wird gebracht. Der Wirt soll Wein bringen. Ein fettleibiger Mann erscheint. Ec leugnet zuerst, Wein im Keller zu haben, will dann keinen Schlüssel zur Türe besitzen, um dann nach kräftigen Dannerworten des Generals 6 bis 8 Flaschen zu bringen. Mehr habe er nicht. Der Mister bestätigt es «rü­dem Fenster des ersten StocksS.Maul halten! Stellt den Kerl an-die Wand." Dem Wirt perlt jetzt der Schweiß und gleichzeitig sein gesamter Weinvorrat, den er mit Hilfe von Hölzgardisten herbeibringt. Einer der Soldaten hat eine Flasche Rum in der Hosentasche. Der General zieht sie ihm heraus und läßt den Schnaps wieder wegbrtngen. SchnapS- verbot. Hölz bestimmt den Wein für dieFront", jede Kom­panie drei Flaschen. Er selbst rührt keinen au.

Inzwischen knattern von fern die Gewehre. Das Gefecht dauert schon zwei Stunden. Drei Tote werden gemeldet.

Hölz verkündet den Journalisten seine Ideen.Bour­geoisie Schreck einjagen. Endziel: Diktatur des Proletariats. Die Aktion ist nolivendig. Erfolg oder Nichterfolg gleich­gültig. Etwas tun ist besser als nichts. Orgesch, Justiz­schmach und weißem Terror muß der rote Terror entgegen­gesetzt werden. Die Hegelsche Dialektik lehrt ja: Druck er­zeugt Gegendruck.

Eine Ordonnanz kommt. Die Bahngeleise sind an zwei Stellen gesprengt, der Panzerzug mitten drin gefangen, die Soldaten geflohen.. Der Abend dämmert. Dek General läßt Leuchtpistolen abfeuern und durchschreitet dann das Säotchen. In respektvoller Ferne stehen einige Dorfbewohner. JnS Postamt werden Handgranaten und Dynamükapseln gewor­fen, dis dis Inneneinrichtung zerstören.

Die Nacht ist da. Niemand darf ein lautes Wort sagen. Befehle werden nur geflüstert! Kein Streichholz, keine Ziga­rette darf brennen. Die brennende Straßenlaterne vorm Schützenhaus wird von Hölz heruntergeschlagen. Eine Be­sitzung in Stärke von vier Mann bleibt in Sangerhausen zurück. Die Armee ist eingestiegen; die Journalisten werden gebeten, zu folgen. Gedämpft kurbeln die Kraftwagen. Marsch!

Vorweg das Luxusauio des Generals und seines Presse chefs. Dahinter die Wagen des Stabs. Ihm folgt das GroS: drei Lastfuhren mit bärtigen Männern, deren Ge­wehre in die Nacht starren. Den Schluß bilden die Waaen der Berichterstatter. Er geht ohne Trommelklang mit Mo­torensang die Anhöhe hinauf nach Schrasflau und Teutschen- tal, zum Generaistabsquartier. Schwarze Nacht liegt über dem Land. Di? Pässe der englischen Kollegen beginnen mit der Unterschrift von Lord Curzon und enden mit dem Vifum von Max Hölz. __

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, 11. April 1921

j! Wissenschaftlicher Vortragsabend. Daß dem Philo­sophen und Reformer Dr. Rudolf Steiner, dessen Auftreten in Stuttgart so gewaltiges Aufsehen erregte, auch in hiesige« Kreisen reges Interesse entgegengebracht wird, zeigte sich am

meine Gedanken. Es stand fest bei mir, daß dieses Testament vernichtet werden, daß es nie von jemand gesehen werden dürfe. Wahrscheinlich hatte Graf Hans gerade heute die Absicht gehabt, es durch einen der Diener zur Post zu geben und es an den Justizrat zu senden. Der Tod hatte ihn überrascht, so daß er sein Vorhaben nicht mehr ausführen konnte. Da hörte ich p'ötzlich Schritte im Vorzimmer, eS war dein Großvater. Er durste nichts von der Sache er­fahren, denn so wie ich ihn kannte, wäre er trotz seiner gro­ßen Leidenschaft für mich unter keinen Umständen dazu zu bewegen gewesen, das Testament zu unterschlagen. Schnell entschlossen schob ich e§ in das offene Fach, da ich ein hoch­geschlossenes Kleid ohne Tasche trug, und es in der Eile, die not tat. nicht mehr an mich nehmen konnte. Wie ich da» Fach schnell schloß, hörte ich ein seltsam knarrendes Geräusch, wie von einer schnappenden Feder entsetzt wurde mir be­wußt, daß es sich um ein Geheimfach handelte, von dem Graf HanS mir erzählt hatte. Niemand, der nicht eingewetht sei, wäre imstande, dieses Fach zu öffnen.

Ich hatte keine Zeit mehr, darüber Nachzudenken, denn in diesem Augenblick trat dein Großvater ins Zimmer. Ich ging ihm entgegen und teilte ihm mit, daß ich eben den Grafen tot hier vor seinem Schreibtisch gefunden habe anscheinend war er von einem Herzschlag ereilt worden, während er dort saß. Dein Großvater war aufrichtig er­schrocken über das jähe Ende deS Grafen. Er klingelte nach einem Diener, mit dessen Hilfe er den Toten in seinem Schlafzimmer auf daS Bett legte. Dann telephonierte er so­fort nach dem Arzt in D., der den Grafen behandelt hatte. Während dieser Zeit war ich mehrmals in das ArbeitSzim- mer gegangen; ich konnte mich ganz sicher und deutlich be­sinnen, an welcher Stelle sich daS Fach befand, in daS ich daS Testament geschoben hatte. Aber alle meine Bemühun- gen, eS zu öffnen, blieben erfolglos. Die glatte Fläche gab auch nicht den gerindsten Anhalt, wo sich die Feder befand, auf die man jedenfalls drücken mußte, um das Geheimfach zu öffnen. Schnell sah ich nun den Inhalt der übrigen Papier« nach, eS waren alle» belanglose Sachen, Rechnungen Geschäftsbriefe usw. (Fortsetzung folgt).