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Calw im Schwarzwald
Freitag, den 1. März 1940
Nr. 52
Triumph unserer Seekrregftrhvung: SchSrMe RuLrouierung su Zeankrerch!
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mue. Brüssel. 1. März. Reue Maßnahmen wirtschaftspolitischer Art. die die französische Regierung in einer ganzen Reihe von Gesetzen am Donnerstag dem Staatspräsidenten zur Unterschrift vorgelegt hat, sind die weitestgehenden, die seit Kriegsbeginn getroffen worden sind. Die Negierung hat sich nach sechs Monaten Krieg Rechnung darüber oblegen müssen, das; die bisherige Wirtschaftsorganisation, sowohl was die Industrie wie die Landwirtschaft und die Rohstofflage anbetrifst. Stückwerk war.
Die am Donnerstagabend verkündeten Gesetze machen mit einem Schlage den breiten Massen der französischen Bevölkerung klar, in welch «ine Lage — von der militärischen Seite des Problems ganz abgesehen — die Politik der Pariser und Londoner Plutokratien sie gestürzt hat. Nichts kennzeichnet dies besser als der Kommentar, den der „I o u r". zu den neuen Gesetzen veröffentlicht: „Die Regie, rung erwartet von dem französischen Volk die härtesten finanziellen Opfer, eine strenge Disziplin, den Verzicht auf Luxusgewohnheiten und auf den
mit den Notwendigkeiten der Stunde unvereinbaren Komfort. Mit einen, Wort: eine engere Anpassung an den Kriegszustand/
Die bemerkenswerteste Maßnahme im Zuge der neuen Gesetze ist die Einführung der Brotkarte. Man muß sich vor Augen halten, daß noch im Jahre 1938 das amtliche französische Getreide, büro hunderttausend« Tonnen Weizen hat aufkau. fen und zu Spiritus verarbeiten lassen, da sich keine Abnehmer dafür fanden) Trotzdem ist der Brotpreis ständig gHtiegen. Die Psychologische Auswirkung dieser Maßnahmen auf die Bevölkerung mdß um so größer sein, als man jahrelang die deutschen Regierungsmaßnahmen verlacht und verhöhnt hatte und hei jeder Gelegenheit von dem unerschöpflichen Reichtum Frankreichs redete.
Die am Donnerstag erlassenen neuen Gesetze gliedern sich in vier Gruppen: Die Dekrete der ersten Serie sehen eine Einschränkung der Einfuhren vor, um die Gold- und Devisen- bestünde vor einem weiteren Dahinschmelzen zu bewahren. Gruppe zwei betrifft die Einschränkung des inneren Verbrauches, in erster Linie den Verbrauch der Lebensmittel. Jeder
Franzose erhält eine Nahrungsmittelkarte, nicht nur für Brot, sondern auch für andere knapp gewordene Lebensmittel. Darüber hinaus wird den Bäckereien und Konditoreien verboten, an bestimmten Tagen der Woche Kuchen und andere Backwaren zu verkaufen. Nach den fleischlosen Tagen gibt es also nun auch gebäcklose. Den Mühlenbesitzern wird ferner eine Reihe von Zusätzen'wie Bohnenmehl zur Strek- kung des Weizenmehls vorgeschrieben. Eingeschränkt wird außerdem der private Treibstoff- und Alkoholverbrauch. Den Gaststätten und Lokalen wird für jeden Gast ein Höchstmaß an alkoholischen Getränken vorgeschrieben.
Die dritte Gruppe der Verordnungen betrisft die P r ei s st a b i l i s i e r un g. Das bei Kriegs- ausbruch eingesetzte Büro zur Preisüberwachung hat sich als völlig unfähig erwiesen, seine Ausgabe zu erfüllen. Die Teuerung hat nicht nur für Einfuhrgüter, sondern auch für innersranzösische Produkte, vor allem für Lebensmittel, ein solches Ausmaß angenommen, daß die Negierung sich entschlossen hat, mit drakonischen Maßnahmen dagegen vorzugeher-
in rtsri sLkiiirkeieete
Von Oeoig ^klopker
In Frankreich haben die Wahrsager und Sterndeuter gute Tage. Ueber zmanzigtau- send solcher dunkler Propheten haben, wie Berichterstatter neutraler Zeitungen mit Ironie melden, an der Seine ihren Laden aufgeschlagen, und die Pariser drängen sich zu ihnen, um aus ihrem Munde zu erfahren, was die Zukunft in ihrem Schoße verborgen halte. Was zunächst sehr dafür spricht, daß man dieser Zukunft Frankreichs mit sehr begreiflicher Besorgnis und nicht grrade mit Zubersicht entgegensieht! Nun kann mau aber, auch ohne Wahrsager und Magier zu sein, die Zukunft aus der Vergangenheit deuten, was den Tatsachen und der Wahrheit erheblich näher kommen dürfte. Denn das eherne Gesetz der Geschichte sagt, daß jeder Fehler seine Folgen in der Zukunft in sich trägt.
Wenn das französische Volk aus die letzten zwölf Monate zurückblickt, so müßte ihm klar werden, daß in dieser Zeit ein WendepunktseinerGeschichte. und zwar ein trauriger und schwerwiegender. eingetreten ist. In diesen zwölf Monaten hat Frankreich einen Stoß erhalten, der sein Gefüge völlig ändern wird. Wie war man doch immer stolz auf die „herrliche Demokratie" und den unübertrefflichen Parlamentarismus! Tabei hatte sich unter den Einsichtigen schon längst herumgesprochen, daß in Frankreich nicht die Demokratie herrschte, sondern eine Plutokratie des Geldbeutels und der Freimau rer, und diese Plutokratie hat in den vergangenen Monaten ihr größtes Spiel gewagt.
. Erinnern wir uns daran, daß das französische Volk gegen die Ausnutzung durch die Hochfinanz hestigst aufbegehrt, und daß man ihm darauf kleine Zugeständnisse gemacht hat. Jedoch sind diese Zugeständnisse immer noch von der deutschen Sozialgesetzgebung meilenweit entfernt. So standen naturgemäß in Frankreich weitere Forderungen der Arbeiterschaft, der Angestellten und der Kleinbauern bevor. Demgegenüber blieb den herrschenwollenden Geldsäcken kein anderes Mittel mehr übrig, als die i n n er politische und soziale Auseinandersetzung aus das außenpolitische Gebiet zu verlagern. Mit der diesen Kreisen eigenen Verdrehuügskunst wurde der Wille Deutschlands, dafür zu sorgen, daß ein mächtiges Volk leben kann, in eine Bedro- hung Frankreichs umgefälscht. Der alte, so oft gehätschelte Begriff der „Sicherheit" mußte wieder herhalten. Darunter verbarg, sich aber nach wie vor nur der eigene chauvinistische Trieb, ganz Europa beherrschen zu wollen. Der Geist von Richelieu. Clemen- ceau. Fach und Barthou wurde wieder zitiert. Ihre Argumente mußten Nachweisen, daß das Streben Frankreichs nach Einkreisung und schließlicher Austeilung des Deutschen Reiches die einzige politische Linie sei, die Frankreich Frieden und Glück bringen könnte.
Als Deutschland endlich die E i t e r b e u l e Prag aufstach, da diente das den herrschenden Kreisen in Frankreich zum Anlaß, den Sprung zur radikalen Beherrschung des französischen Volkes zu wagen. Es war die französische Plutokratie. die damals die geheime Mobilisierung veranlaßt? und die Maginotlinie besetzen ließ. So wurden Tausende und aber Tausende französischer Männer seit März vorigen Jahres bereits ihren Familien und Betrieben entzogen. Auf diese Weise baute man langsam, aber sicher eineneue, andersgeartete Maginotlinie vor dem gesunden Menschenverstand Frankreichs auf. Wer es aber wagte, diesem Verstand doch durch Worte Ausdruck zu verleihen, wurde als Landesverräter niedergeschrien. Mit solchen und ähnlichen Erpressungen erhielt die Negierung Daladier vom Parlament jene Vollmachten, die es ihr gestatteten, unbedenklich mit Notverordnungen zu regieren. Die Rüstungsbetriebe wurden mächtig angekurbelt, und das Volk mußte gehorchen, auf daß die Geldbeutel herrschten.
Nun witterte natürlich auch die Armee Morgenluft. Im tiefsten Innern war sie schon immer höchst unbefriedigt darüber, daß
Weitere 8VV-Ü Zonnen, Witter LbmKltl!
sVeue 6roLieks/ung einer k/-/ Oresma/ ist ?(orve//enkavi/ä'n Har/mann cier He/c? cies Tages
Berlin, 29. Februar. Ein von Fernfahrt zurückgekehrtes U-Boot unter Führung des Korvettenkapitäns Werner Hartmann hat die Versenkung von 45 ÜÜV BRT. gemeldet. Das U-Boot hat damit in zwei Fernunternehmungen die Gesamtversenkungszisfer von 80 000 BRT. erreicht,
A Das Ergebnis von 80 000 BRT. in zwei Fernfahrten liest sich bei der sachlichen Nüchternheit unserer Wehrmachtsberichte trocken und fast rein statistisch. Der soldatische Stil der Wehrmachts- fprache läßt es nicht zu, über die wahrheitsgemäße Angabe des Tatbestandes hinaus mehr zu sagen. Es bleibt dem Leser überlassen, sich vorzustellen. was das bedeutet, in den Wochen und Monaten dieses Winters feindlichen Schiffsraum in Höhe von 80 000 BRT. aufzustöbern und zu versenken. Fernfahrt, darin liegt schon — auch wenn aus begreiflichen Gründen nichts mitgeteilt werden kann, in welchen Teilen des Meeres diese Schiffe erwischt wurden — die Weite der Streb ken, die das U-Boot zu bewältigen hatte. Es ist ja nicht so. daß die Handelsschiffe zu berechenbarer Stunde aus ihrem Kursweg fahren. Manche Stunde, vielleicht manchen Tag mag ein U-Boot kreuz und quer durch die Meere fahren, die ihm zur Beobachtung zugeteilt sind, ehe sich ein Schiss zeigt. Denn die Handelsschisfahrt von und nach England hat auch zahlenmäßig schon beträchtlich nachgelassen.
Die konsequente Genauigkeit, mit der deutsche U-Boote jedes Schiff prüfen, die Großzügigkeit, mit der sie Schiffe, die nicht einwandfreie Prisenwaren führen, ungestört lassen, die Vorsicht, die angesichts der britischen U-Boot-Fallen nötig ist, und hundert andere Punkte, die zu berücksichtigen sind, machen es nicht leicht, ein Ersolgsergebnis von so begrüßenswerter Höhe melden zu können.
Erfolgreiche SMlruvvtüttgkeit
Das Oberkommando der Wehrmacht berichtet
Berlin, 29. Februar. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Bei örtlichen Spähtruppunternehmen im Grenzgebiet westlich Merzig und nordwestlich Weißenburg erlitt der Feind Verluste und mußte mehrere Gefangene in unserer Hand lassen. In der Nacht vom 27. bis 28. Februar flogen vereinzelte feindliche Flugzeuge im nordwestlichen Deutschland ein, darunter zwei über die niederländisch-deutsche Grenze. Am 28. Februar war die Fliegerkatigkeit gering. Die Luftwaffe führte lediglich Grenzüber. wachungSflüge durch.
Das deutsche Volk freut sich deshalb mit der heimgekehrten U-Boot-Mannschaft dieses Erfolges und beglückwünscht den tapferen Kapitän Hartmann zu einer derartigen Leistung, die trotz aller Schwierigkeiten eines anormalen Winters planmäßig erbracht worden ist.
An die Spitzenleistung von Kapitän Schnitze, die soeben mit Stolz und Bewunderung regi-
8 Wimpel kündeten
Xorve/ienkapr/ä'n ITar/mann me/c/ek
H . . .. 29. Februar. Ein U-Voot läuft ein! Die Kameraden konnten uns keine frohere Kunde geben als diese. Und wie immer an den Tagen, da der schnittige fast schmächtige Leib eines Tauchbootes, dieser Wunder- Waffe deutscher Präzision, die den Engländer im Jahre 1917 beinahe zu Paaren getrieben hätte, den Bug zum Heimathafen gerichtet hält, ttberkommt uns eine quirlende Lebendigkeit.
Weit draußen sichten wir das schlanke Fahrzeug. In feinem grauen Farbanstrich, der von seiner langen Reise unansehnlich wurde und hier und da von Rostflecken durchsetzt ist, hebt er sich kaum von der Umgebung ab. Lediglich der Turm ist deutlicher auszumachen, und jetzt, beim Näher- kommcn, machen wir eine frohe Entdeckung, die bald von Mund zu Mund geht. Auf der Brücke, über dem ansgefahrenen Sehrohr, dps wegen seiner Bleistiftdünne zunächst kaum wahrznnchmen war, wehen Wimpel, ein — zwei — drei — acht Wimpel. Die Zeichen des SiegcS also — schließen wir unsere atemlose Rechnung freudig ab, haben acht feindliche Schiffe ihre Reise zur Flotte Neptuns antreten lassen. An Bord begrüßen wir den Kommandanten, Korvettenkapitän Hartmann, dessen erfolgreiche erste Heimkehr uns noch gut im Gedächtnis haftet. Da „knackte" er 35 000 BRT.. und jetzt...?I
Wir schauen ihm aufmerksam in? bärtige Gesicht. das keine Spur von Ermüdung zeigt, und aus dem ein paar frohe und muntere Augen blik- ken. Und ebenso frisch und unverbraucht zeigt sich auch die Mannschaft in ihren grauen, verschim- melten Lederjäckchen, .mit einem abenteuerlichen Bartwuchs, der heute den Stolz jedes richtigen alten U-Bootfahrrrs ausmacht.
„Acht Wimpel! — machen acht Schiffe? Stimmt's, Herr Kapitän?" — „Jawohl", kommt es aus seinem Munde, und wir erfahren so nebenbei, daß diesmal die Quote versenkten Schiffsraumes sich aus 45000 BRT. gesteigert hat. Ein Spitzenergebnis, das bisher noch von keinem deutschen U-Boot erreicht wurde »Herzlichen Glückwunsch!"
striert wurde, hat sich durch die hohe Bersen- kungsziffer von Kapitän Hartmann nach nur zwei Fernfahrten schlagartig eine neue Spitzenleistung angereiht, so daß man fast zu der schmeichelhaften Ausfassung berechtigt ist, daß bei unseren U-Bootkommandanten und ihrer Mannschaft Spitzenleistungen zu Regelleistungen werden. Das sind schwere Schläge für Churchill.
8 SNootSlege an
Lpr/renerZebnrs / Dank cier Heimat
Unser U-Boot hat jetzt wieder langsame Fahrt ausgenommen und steuert zwischen den gepanzerten Riesen unserer Kriegsmarine und an den schnellen Zerstörern und Begleitschiffen vorbei den Stützpunkt an. Ein unvergeßliches Bild entrollt sich vor unseren Augen. Die Heimat begrüßt die Fernfahrer . . . Wo unsere flatternden Siegeszeichen sich zeigen, da hebt ein lustiges Morsen an. Blinksignale blitzen zu uns herüber, und unser Signalmaat hat alle Hände voll zu tun, um die Flaggengrüße, die dem Boot eine glückliche Heimkehr wünschen, zu beantworten. Ueber den Gesichtern unserer U-Boot-Kameraden liegt eine stille Freude. Hin und wieder lachen sie sich verständnisinnig zu, wenn ein besonders lust-i- es Bild sich zeigt — wenn die Köche von einem azarettschif; mit fliegenden Pantinen heranstürmen, die Mütze hoch in die Luft werfen, oder ein Bootsmann eines vor Anker liegenden Schiffes aus dem erstaunten Starren aufwachend die Hand an die Mütze legt, dann sich plötzlich empor- reißt, einen frohen Willkommgruß herüberruft.
Eine besondere Ehrung aber wird den Kameraden am nächsten Tage zuteil, als Admiral Carls und der Befehlshaber der U-Boote, Konteradmiral Donitz, ihnen den Dank für ihren Einsatz aussprechen.
Wenn die Kameraden nun nach den Wochen der Erholung und Stärkung, in der Heimat wieder gegen England fahren, „dieser Pest, ohne deren Vernichtung es", wie Admiral Dönitz in seiner Rede sagte, „keinen wahren Frieden geben kann", dann wird ihre Brust das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse schmücken, das sie sich als mutige Soldaten des Führers unter pflichtbewußtem Einsatz ihres Lebens erwarben, und das sie sich auf ihren weiteren Fahrten immer aufs neue verdienen werden.
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USA-Unterstaatssekretär kommt zu Besuch
Berlin. 29. Februar. Der amerikanische Unterstaatssekretär Summer WelleS wird Freitag- Vormittag in Berlin eintreffen.