sämtlich?r russischer Handelsagenten statt, wobei Richtlinien für die im Frühjahr geplante Wiederaufnahme des Außen­handels festgetegl wurden. Zugegen waren Krassin, Kopp, Worowski, Martens, Litwinow, Hrnecki, Snkowski und andere. Ueber die Resultate der Beratungen erk älte Krassin in Riga, daß ein detaillierter Import- und Export-Plan ausgearbeitet sei, als dessen Grundlage die Schaffung eines sogenannten Exportfonds gedacht -st. der sich aus der Ausbeute der durch die Erteilung von Konzessionen gewonnen Rohstoffe zusam- mensetzen soll. Eingefühct werden soll nur das zur Hebung des Transportwesens, der Landwirtschaft und der Industrie Allernotwendigste. Den Besuch ausländischer Börsen, das russische Gold zu boykottieren, nennt Krassin eine goldene Blockade Rußlands. Äie Heizmittelfrage bezeichnet er als trostlos, da die Kohlengruben des Donezheckens völlig zerfallen. Doch meint er, die Lage sei nicht schlimmer als vor einem Jahr und er erhofft eine Gesundung des Transportwesens Rußlands. Rußland sei bereit, auf eine Propagandmäiiakeit zu verzichten, sovald d e Großmächte mit Moskau rechtmäßige Beiträge abgeschlossen haben. Bis dahin bleibe diese ein Kampfmiiteh und verzichte Rußland nicht auf seine Anwen­dung. Rußland werde auch in Zukunft im Orient seine rechtmäßigen Interessen wabren: es erläßt Persien alle Schulden. In Berlin beabsichtigt Krassin Verhandlungen über aus Deutschland zu beziehende Waren zu führen. Nach London kehrt er mit neuen Vollmachten zurück, die ihn er­mächtigen, den Vertrag mit England zu unterzeichnen, was durch gegenseitige Zugeständnisse beschleunigt und »sicher im Laufe des März erfolgen werde.

Sowjetrußland rüstet.

Berlin, 23. Feb. Das von der Hauptlederverwaltung ausgearbeitete Produktionsprogramm für 1921 ist in der Hauptsache auf Heereslieferungen eingestellt. Nach der Mos kauerJswestisa" ist die Herstellung folgender Mengen vor­gesehen : 9 162 000 Paar Miiüärstiesel. 156 000 Sättel, 192 000 Geschirre für Trai.-pierde. 19000 Geschirre für Artilleriepferde und 9098000 Stück Lederjacken und sonstige Ledsrsachen für die Marine. Gegenüber diesen Mengen salleu die übrigen Produkte, deren militärische Bestimuurig nicht ausdrücklich an­gegeben ist, aber zum großen Teil, wie z. B. Fausthandschuhe wohl auch für die Rote Armee bestimmt sind, nicht so stark ins Gewicht.

Herr Kanehl besingt de« Bürgerkrieg.

Berlin, 23 Fed. Der ChemnitzerKämpfer", das Organ der VKPD. für den Bezirk Sachsen, bringt das Gedicht des Kommunisten Kamh>. Die letzte Strophe lautet:

Sprung auf die Barrikaden,

Heraus zum Bürgerkrieg,

Pflanzt auf die Sowjelfahnen Zum roten Sieg!"

Wenn es wirklich zum Barrikadenkampf kommen sollte, so wird Herr Kanchl natürlich hübsch säuberlich zu Hause und hinter dem Ofen bleiben, um zu sehen, wie der Hase läuft. Sollten nach dem Kample die Sowjelfahnen nicht aufgepflanzt werden, so wird er sich selbst zum Märtyrer er­nennen, d. h. mit einem falschen Passe nach Sowjetrußland verduften; sollte sich aber seine Hoffnung erfüllen, so wird er aus seinem sicheren Feldherrnverstrck hervorkriechen und unter Hinweis auf das Verdienst 'seiner Krieasleiec eine fette kommunistische Pfründe in Rätedentschland für sich in An­spruch nehmen.

Wir leben im freiesten Lande der Welt.

Dieser Ausspruch des sozialdemokratischen Oberbürger­meisters Leinert von Hannover erfährt alle Tage eine bizarre Illustration. Schön ist auch folgender Fall, der der Fach- zesiung der Tischlermeister und Holzindustriellen Deutschlands passiert ist. In der Berliner Holzindustrie waren Differenzen entstanden dadurch, daß die Arbeiter Forderungen auf Er­höhung der Löhne stellten und wenn diese nicht bewilligt wurden, einfach die A beit niederlegten. Der Obermeister der Berliner Tischlerinnung wollte nun die Namen der Ver­tragsbrüchigen Arbeiter zweier Firmen in dem genannten Fachblalt veröffentlichen lassen. Der Betriebsrat der Druckerei lehnte aber Satz und Druck der in Frage kommenden Liste mit Einverständnis der Gewerkschaft ab. Sie haben also

eine neue Art der Zensur eingesührt, einen neuen Zuschnitt der Pressefre heit im freiesten Smate der Welt. Wenn sich erst der Betriebsrat zu Gericht setzt als Gutachter in Sachen der Pr ff-, dann kann cs mit ihrer Freiheit ja noch recht nett im Deutschen Reiche werden.

Ein Dementi.

Paris, 23. Feb. Der englische Botschafter dementiert formell die Nachricht, daß England Einspruch gegen das französisch polnische Abkommen erhoben habe. Die Infor­mation entbehrt jeder Grundlage.

Polnische Rüstungen.

Breslau, 23. Feb. In Polen werden die Jahrgänge 1898 bis 1900 einberufen. In Sownowice, also nahe der oberschlesischen Grenze bcsinden sich große Munitionslager. Die polnische Grenze ist vor ungefähr acht Tagen mit ver­stärkten Truppenmächten besetzt worden. Niemand außer pol­nischen Arbetlern darf die Grenze überschreiten und auch diese nur mit Grenzüberschreitungsscheinen. In den nahe der Grenze gelegenen Ortschasten werden sämtliche Wohnungen beschlagnahmt. Familien mit zwei Zimmern müssen ein Zim­mer für polnische Soldaten zur Verfügung halten.

Die deutsche Abordnung.

Berlin. 23. Feb. Wie verlautet, wird Minister Dr. Simons zur Londoner Konferenz in erster Linie vom Reichs- finanzmintster Dr. Wirlh und vom Ministerialdirektor Dr. v. Simson begleitet werden. Zu den Beratern der deutschen Delegation werden Dr. Melchior und Dr. Walter Raihenau gebören, wogegen Hugo Siinnes entgegen anderen Meldungen nicht nach London geht. Die Abordnung wird am Sonntag Berlin verlassen.

ESSrttembergifche Politik.

Landtag.

r Stuttgart, 23 Feb. Nach Erledigung verschiedener Etatskapitel des Finanzministeriums kam es heute bet Kap. 77 (Pensionen und Wagegelder) zu ein^r erregten Debatte, weit damit der Antrag auf Regelung der Ministerpenstonen verbunden wurde. Zunächst wurde von den meisten Par teien der Wunsch laut, die Teuerungszulagen an die Alt­hinterbliebenen und Pensionäre so rasch als möglich auszu bezahlen. Das Gesetz für Altpenstonäre soll noch vor Ostern verabschiedet werden. Zum KapitalAblösung der Zivilliste" brachte Karl Hanßmann (DdP) Wünsche über die Verwen­dung der Gärten in der Wilhelm« und aus dem Rosenstein bei Stuttgart vor. Finanzmiiiister Lieschinq erklärte die Er Haltung der Meierei mit ihren 72 Milchkühen für wichtiger. Sletter (Komm.) lehnte die Ablösung der Zivilliste mit 3,4 Millionen Mark ab. Seine Freunde wären mit einer Ec- werbslosenunterstütznng des früheren Königs einverstanden. Das Gestüt Weil sei zu verlegen. Finanzminister Lieiching erklärte, das Gestüt sei Privatbesitz und gehe die Regierung nichts an. Der Anspruch des Königs sei vertragsmäßig fest­gelegt; die gegenwärtige Regierung Habs gar»keine Bezieh­ung zum früheren König.

Bom württ. Wappen.

In der Presse sind in den letzten Tagen Nachrichten über das neue württ. Wappen erschienen. Wie wir bestimmt er­fahren, hat die württ. Regierung zur Frage des neuen Wap­pens noch keine Stellung genommen. Es ist doch anzuneh­men, daß in Bälde eine Entscheidung getroffen werden wird.

Au» Stadt und Bezirk.

Nagold, 24 Februar !92l.

* Dienstnachricht. Dnrch Entschließung des Herrn Staatspräsidenten ist eine ständige Lehrstelle an der evange­lischen Volksschule in Unterjettingen OA. Herrenberg dem Unterlehrer Gottlob Kaufsmann in Weil im Dorf OA. Leonbera übertragen worden.

* Wiederholung des schwäb. Bolksstücks:Der Wild­see". Aus vieseitigen Wunsch wird das mit so außerordent­lichem Beifall aufgenommene TheaterstückDer Wildsee" von A. Reiff nächsten Sonntag nachm. 4^/i Uhr in der Turnhalle wiederholt. Dabei wird die Stadlkapelle einige Stücke zum

Vortrag bringen. Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei H. Friseur Weinstein zu haben.

.. Verein der Hundefreunde. Der Verein hielt am letzten Sonntag in Psalzerafenwtiler eine sehr zahlreich be­suchte Versammlung ad. Nach begrüßenden Worten des I. Voi sitzenden wurde der Abschluß einer gemeinsamen Haft- Pflichtversicherung besprochen. Infolge der neu festgesetzten Prämiensätze, welche gegen voriges Jahr sehr bedeutend er­höht worden sin'd, mußte jedoch davon Abstand genommen werden. Der Beginn des diesjährigen Dressuikurses wurde wurde auf Sonntag, 6. März festgesetzt und nimmt weitere Anmeldungen hiezu entgegen der l. Vorsitzende, Hr. A. Geh­mann z. schw. Adler, oder der Dressurleiter Hr. Fritz Siottele. Nachdem der Voi sitzende die neugewonnenen Mitglieder von Psalzgrafenmeiler mit Zw ck und Ziel des Vereins bekannt machte, schloß er die Versammlung.

* Der Tag des heiligen Matthias. Am 24. Februar ist Matthiasiag. An diesem Tag -beißt es: Wenn neues Eis Matthias bricht, so fri-uts noch 40 Tage; wenn noch so schön die Lerche singt, die Nacht bringt neue Plage. Matthias schließt die Erde auf oder zu, d. h. er bringt entweder Tau­wetter oder Frost. Bekannt ist das Sprichwort: Maitheis brichts Eis, hat er keins, macht er eins. Sollte Matiheis das Eis nicht brechen, so setzt man in Bayern die Hoffnung auf den Tag des hl. Josef (19. März): Hat Matthias seine Hacke verloren, wird St. Josef das Eis durchbohren. St. Matthias Hab ich lieb, gibt er doch dem Baum den Trieb. In müderen Gegenden schieibt man diese Eigenschaft schon dem 20. Januar (Fabian und Sebastian) zu.

* Die Bevölkerungsbewegung in Württemberg 1920. Obschon die Berichte nur für die 52 müßten Gemeinden vor­liegen, kann man^kiach Maßgabe der Po,jahre jetzt schon ver­suchen, das Ergebnis der Bevölkerungsbewegung 1920 für das ganze Land Württemberg zu schätzen. Die Zahlen wer­den (die Ergebnisse vom Vorjahr >919 sind i» Klammern beigesetzt) etwa 3-1000 (31 984) Eheschließungen ergeben, etwa das doppelte der normalen Zahl vor dem Krieg. Dies wird für lange Jahrs die höchste Ziffer sein, denn der Abstieg hat bereits begonnen. Die Gevorenenzahl wird etwa 56 000 (51 145) erreichen und damit um 1520000 unter der Vor­kriegszeit bleiben. Die Gestorbenen werden vielleicht mit 35 000 (36 807) einzusetzen sein und damit etwa 1015000 unter der Voikiiegszett bleiben. Der Geborensnübe schuß dürfte sich auf 2122 000 (14 388) belaufen und somit nicht viel unter den Ergebnissen der Vo kriegszeit bleiben.

* Verband Württ. Industrieller. Der Verband Würit. Industrieller hält seine 13 ordentliche Mitgliederversamm­lung am 1. März im Stuttgarter Rathaus. Ueber die Fi­nanzierung dis Ncckarkanals werden Bürgermeister Eisloch (Stuttaarl) und Geh. Hosrat Bruckmann (Hellbraun) berichten. Die Mitglieder Beiträge sollen nach einem Antrag des Vor­stands erhöht weiden.

* Sicherung der Haferabiieferung. Von zuständiger Seite wird mügetcilt: Nach einer Verordnung des Reichs­ministers für Ernährung und Landwirtschaft und einer Voll­zugsoerfügung des württ. Ernährmigsministeriums, betr. Sicherung der Haferablieferung haben Unternehmer landw. Betriebe, soweit sie die nach den Bestimmunaen der Reichs getreidestelle für Haier seftgefltz'e Mindestabliefenrngspfl-cht nicht innerhalb der bestimmten Fristen erfüllen, das Dreifache des !üc die gleiche Menge Hafer geltenden Höchstpreises an die Reichsgetreidcstelle zu bezahlen. Die Fiststellmig der Höhe des zu zahlenden Betrags erfolgt in Württemberg durch die Oberämter und das Stadtschulkheißenamt Stuttgart. Be­schwerdeinstanz ist die Landssgetreidestelle.

* Kapital und Kapitalertragsstener. Noch immer herrscht im gioßen Publikum über die durch die Finanzre­form neu eingesührte Kapitaleitragssteuer erhebliche Unklar heit, die mitunter in erstaunlicher Weise zu Tage tritt. Viel­fach wird nämlich angenommen, daß 10°/o von jeder bei einer Sparkaffe oder einem sonst-gen Geldinstitut angelegten Summe dem Staat verfallen. Diese Anschauung ist falsch. Die Ka- pstalertragssteuer, dis bekanntlich IO"/» beträgt, wird, wie der Name besagt, auf das Einkommen aus dem Ertrage von Kapitalanlagen, also in der Hauptsache auf Dividenden und Zinsen gelegt und nur von den Zinsen entnommen. Die Kapitalertragssteuer, die in gewissem Sinne an die Stelle

8 In dem Stillesten ist das Festeste und in dem 8 2 Demütigen das Klarste. Arndt. ^

Im Schatten dev Schuld.

S8> Original-Roman vogr Hanna Förster.

Sie meinen also, der Mann, der Sie liebt, könnte sich damit begnügen, als Ihr Gatte hier gewissermaßen Verwal­ter zu spielen, und dann später die Rolle eines Prinzgemahls übernehmen? Glauben Sie im Ernst, Baronesse, daß ein Mann, der Stolz und Ehrgefühl besitzt, unter solchen Be­dingungen das Mädchen heiraten wird, das er liebt? Ich glaube es nicht er wird dann lieber, so schwer es auch ihm wird, auf sein Lebensglück verzichten."

Ganz bestürzt war Anneliese seinen Worten gefolgt. Oh, es war kein Zweifel, was er jetzt sagte, bezog sich auf sie beide. So lercht also wurde ihm das Verzichten?

Fast funkelte es wie Zorn in ihren Hellen Augen, als sie zu ihm sagte:

Wenn der betreffende Mann das Mädchen, von dem hier die Rede ist, so leicht aufgibt nun, dann hat er sie eben nie geliebt. Er wird sich wohl leicht zu trösten misten."

Ach, der Zorn hielt nicht vor, was jetzt in den klaren Mädchenaugen funkelte, das waren Tränen.

Baronesse Anneliese," wie weich die Stimme Graf Bennos klang. Die beiden vergaßen ganz, daß sie nicht allein waren. Nun, zum Glück war ihre Ecke so isoliert, und überall saßen die jungen Damen und Herren jetzt wäh­rend der Tanzpause in so eifrigem Gespräch, dabei den Er frischungen zusprechend, wobei natürlich Teller klapperten, Löffelchen klirrten usw., so daß in dem allgemeinen Geräusch das Gespräch der einzelnen Gruppen vom Nachbar völlig

ungehört verhallte. Auch befand sich die Bank, auf der An­neliese und Graf Benno saßen, ziemlich abseits von den an­dern Sitzgelegenheiten.

Ja," wiederholte sie, ihn nicht ansehend,der Mann hat jenes Mädchen nie geliebt, wenn er sie so schnell aufgibt."

Anneliese," sagte er ernst und innig,ich habe Sie schon geliebt, als ich ein blutjunger Fähnrich und Sie ein schlankes Kind mit langen, dunkeln Hängezöpfen waren. Damals war diese Liebe kindlich, heute ist es der Mann, dessen Denken und Sinnen Sie erfüllen. Ich hätte schon längst gesprochen, wenn ich nicht arm wäre."

Als sie hier ansfuhr, sah er sie zwingend an, so daß sie schwieg.Wenn ich reich oder auch nur vermögend wäre, nun, dann wäre alles sehr einfach. Dann machte es mir nichts aus, meinen Beruf als Offizier aufzugeben und ent­weder Lowitz zu bewirtschaften oder ein anderes Gut zu kaufen. Aber ich kann nicht der Gatte meiner Frau sein nur von ihren Mitteln leben. Ich bin ein Giaf Hollwan­gen, Anneliese, und wenn ich auch nicht den bis zum Aeu- ßersten gehenden Stolz meines Bruders besitze ich fürchte, Eberhards Lebensglück wird an seinem maßloßen Stolz schei­tern so habe ich doch ein stark ausgeprägtes Ehrgefühl, und das verbietet mir, die Baronesse von Lowitz zum Weibe .zu nehmen, falls sie darauf besteht, das Gut ihres Vaters über ihre Liebe zu stellen."

Mit Anneliese war während dieser Worte des Grafen Benno eine merkwürdige Veränderung vorgegangen. Mit immer größer werdenden Augen sah sie ihn an, so. als sähe sie ihn heute eiyenrlich zum elften Mal. Wie männlich er aussah und sie hatte bisher stets geglaubt, er sei gutmütig und weich und im Grunde sehr leicht zu lenken von ihr natürlich. Das war also eine Täuschung gewesen. Doch so gefiel er ihr noch viel bester, Er imponierte ihr.

Ihre Thränen versiegten. Schon blitzte wieder, ganz heimlich freilich, die alle Schelmerei in ihren Augen auf, als sie ihn fragte:

Was müßte denn nach Ihrer Ansicht noch jenes Mäd­

chen wir sprechen doch immer noch von dem betlessenden Mädchen, das einen gewissen Mann liebt, nicht tun? Auf ihr Erbe, auf alles verzichten?"

Das brauchte sie ganz gewiß nicht. Soviel ich weiß, ist der Vater jenes Mädchens noch sehr rüstig und mit Leib und Seele bei seiner Arbeit. Sie brauchte nur das Bibel­wort zu beherzigen: ,Du sollst Vater und Mutier verlassen und dem Manne folgen/ Anneliese," er sprach jetzt wieder sehr ernst,wozu diese Ausreden und Andeutungen? ES ist hier ein seltsamer Ort zu einer Werbung, doch da es ein­mal dazu gekommen ist, wollen wir die Sache zum Austrag bringen. Entweder Sie lieben mich, wie ich Sie liebe, und dann gibt es keins Schwierigkeit, dann folgen Sie mir als mein Weib. Ich bleibe Offizier, weil das mein Beruf ist. Den üblichen Zuschuß von Ihrem Vater würde ich selbst­verständlich annehmen, aber nicht mehr. Wir müssen eben in bescheidenen Verhältnissen leben, wie es meiner Vermö­genslosigkeit entspricht. Oder" hier wurde seine Stimme leiser, kaum verständlich,Sie lieben mich nicht nun, dann ist mein Lebensglück vernichtet und ich muß sehen, wie ich als Mann es ertrage, wie ich in der Arbeit und strengsten Pflichterfüllung dem Dasein Zweck und Inhalt verleihe."

Also da ich Sie liebe wie Sie mich"

Er wollte sie unterbrechen, mit strahlenden Augen, doch Anneliese legte ihre Rechte auf seine Hände und bat ihn mit einem Blick voll reizender Beredsamkeit, sie weiter sprechen zu lasten, daß er sich bezwang. Nun fuhr sie fort:

Es gibt keine Schwierigkeit, Sie bleiben Offizier, wir kriegen vom Botec eine kleine Zulage und leben in beschei­denen Verhältnissen. Ist es recht so?"

Sie fragte es halb schelmisch, halb innig. Es kostete den Grafen sehr viel Mühe, sich zu bch rrschen und die schlanke Gestalt nicht einfach in seine Arme zu nehmen.

So saate er nur:Anneliese, sage noch einmal, daß du mich liebst?"

Ich liebe Sie nein, dich!"

(Fortsetzung solßt).