die großen Summen, die Lenin und Genossen 19l7 aus den Mitteln des kaiserlichen Deutschland empfangen hat, fußten lediglich auf einsr Veröffentlichung der Ententeregierungen, völlig aus der Luft gegriffen ist. Wir haben näheres über die gewaltigen Summen, um die es sich damals handelte, erst in neuester Zeit von unverdächtigen, gutunterrichteten Deutschen erfahren. Bernstein erklärte dann am Schluffe: Wir haben die Sache nicht zur Sprache gebracht, um sie wieder ein'chlafen oder einem falschen Geleise zuschieben zu lassen.
Württembergische Politik.
Eine Niederlage der Kommunisten.
Die Jahresgeneralversammiung der Bau- und Möbelschreiner der Zahlstelle Stuttgart deS Deutschen Holzarbeiterverbandes hatte das Ergebnis, daß der kommunistische Wahlvorschlag bei der Wahl des Sektionsvorstands glatt durchfiel und der Wahlvorschlag deS Deutschen Gewerkschaftsbundes die überwiegende Mehrzahl der abgegebenen Stimmen auf sich oereintate.
Au* Stadt und Bezirk.
Nagold, 27. Januar 1921.
* Dienstnachricht. Durch Entschließung des Herrn Abteilung«,. Präsidenten des Landesfinanzamts Abteilung für Zölle und Verbrauchs- steuern wurde aus Ansuchen Herr Zollbetriebssrkceiär Vetgel von hier nach Ealw versetzt.
s s Kinderhilfe. Die Sammlung für die durch die enorme Teurung oller Lebensbedürfnisse schwer geschädigten deutschen Kinder ist nunmehr in allen Gemeinden des Bezirks abgeschlossen Das Ergebnis dieser Sammlung Ist durchaus erst« ulich; es beläuft sich auf 24 937 ^«67^. wozu noch Naturalgaben aus einzelnen Gemeinden des Bezirks kommen. Die Verwendung der Gaben unter die am meisten htlssbedürf- tlgen Kinder soll demnächst erfolgen unter Mitwirkung der örll'chen Ausschüsse: dabet sollen die Richtlinien, welche die Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins an die Hand geben wird, zu Grunde gelegt werden.
l^ 6. Die Veranlagung zum Reichsnotopfer. Man darf gespannt sein, wie das Reichsfinanzmtnisterium sich zum Ultimatum der Bayr. Landesbauernkammern stellen wird. Bekanntlich hat das einzige bisherige Bauernparlament in Deutschland, die Bayr. Landesbavernkammer, dem Reichsfinanzministerium auf einstimmigen Beschluß ein Ultimatum gestellt, weil es die Veranlagung zum Reichsnotopfer nicht nach dem Wehrbeitrag von 1917, sondern nach dem Papier- markerträgnis der Nachkriegszeit «vorgenommen hat.
* Umsatzsteuer für 1920. Wer bis Ende Januar seine Umsatzsteuererklärung für 1920 nicht abgegeben hat, hat einen Zuschlag von bis zu 10 Prozent zu bezahlen. Umsatzsteuer pflichtig ist jeder Gewerbetreibende, z. B. auch der Handwerker, der keine Waren verkauft, sondern nur Arbeitsleistungen vollbringt oder durch seine Arbeiter vollbringen läßt, und zwar aus der gesamten Roheinnahme ohne jeglichen Abzug von Spesen, wie Arbeitslöhne, Material usw. Auch die freien Berufe fallen unter die Umsatzsteuer, d. h. alle selbständig Tätigen, wie Agenten, Vertreter, Künstler usw.
1. 6. Brandversicherung. Angesichts der enormen Schäden, welche heute durch Brandfall entstehen, muß immer wieder auf die Wichtigkeit htngewiesen werden, die Brandversicherung neuzeitlichen Geldverhältniffen anzupaffen. Das ist besonders wichtig für den Landwirt; wer heute Haus u. Hof nicht neuzeitig versichert hat, kann sich einen Neubau im Brandfalle nicht leisten. Darum ist den Landwirten dringend anzuraten, während der Wintermonate ihre Brand- Versicherung neu zu regeln.
* Was kostet ein Brief nach Elsaß-Lothringen ? Briefsendungen nach Elsaß Lothringen kosten dasselbe Porto wie derartige Sendungen nach Frankreich. Es kostet beispiels weise ein nach einem Ort in Elsaß Lothringen adressierter gewöhnlicher Brief bis zum Gewicht von 20 Gramm 80
* Württ. Landessparkaffe. Im Jahre 1920 betrugen bei der Würit Landeslparkaffe in runden Summen die Einlagen 132 Millionen Mark, die Rückzahlungen 73 Millionen Mark, also der Ueberschuß der Einlagen 59 Millionen. Dadurch und durch die Zinsenzuschreibung hat sich das Guthaben der Einleger um 73 Millionen vermehrt und beträgt nun 453 Millionen Mark.
* Keine Senkung der Möbelpreise. In diesen Tagen ging eine Nachricht durch die Presse, wonach eine wesentliche Verbilligung der Möbel eingetreten sei. Diese Meldung ist unrichtig und nur geeignet, falsche Vorstellungen zu erwecken.
ö Der Mensch wird erst seines Geistes, seines Kör- O Z pers und seiner Zeit Herr, wenn er sich an die mäßigst- 2 0 mögliche Lebensart gewöhnt hat. Hilty. K
Im Schatten der Schuld.
21) Original-Roman von Hanna Förster.
Anneliese brachte die Freundin bis zu dem Auto Frau von Nehrings, das schon eine ganze Weile wartend bereitstand. Als sie Renate zum Abschied herzlich küßte, sagte sie:
„Also nochmals vielen Dank für deinen lieben Besuch Und diesmal bitte mit dem Wiederkommen nicht so lange warten. Und dann — übrigens, wie gefällt dir Graf Benno von Hollwangen?"
Sie fragte es ein wenig rot werdend und die Freundin mit einem schelmischen Blick ansehend.
„Er scheint ein guter Mensch zu sein," erwiderte Renate, „und daS ist doch das, was man am meisten schätzen sollte, daneben verschwinden alle anderen Vorzüge."
Anneliese lachte.
„Renate," rief sie, „du redest wie ein Buch, wie eine alte Dame, die sich zu abgeklärter Weisheit mühsam durchgerungen hat. Ich für meinen Teil gestehe, daß ich auch andere Vorzüge, wie ein schönes vornehmes Aeußere, großen Reichtum, Machtstellung und ähnliche Dsirge wohl zu schätzen weiß."
„G af Benno hat doch auch ein sehr angenehmes Aeu- ßeres," meinte Renate
„ Anneliese nickte, ziemlich energisch, als sei sie bereit, mit jedem Streit anzuiaugen. der sich etwa erkühnte, in bezug auf diesen Punkt anderer Meinung zu sein.
„Gewiß ist er ein hübscher Mann," sagte sie, „aber Graf Eberhard steht bei weitem vornehmer aus. Er ist der geborene Aristokrat mit seinem edel geschnittenen Gesicht, seiner hohen tadellosen Gestalt, und dem unnahbaren Stolz, der
Nki hinjlllmmile MmeM
auf den
„Gesellschafter"
erhalten unentgeltlich den praktischen Kalender für das laufende Jahr mit Porto und Marktverzetchnis nachgeliefert.
Wenn in einzelnen Fällen die Preise der Möbel herabgesetzt wurden, so kann es sich dabei nur um Verkäufe von Möbelhändlern handeln, die durch die Verhältnisse gezwungen sind, ihre Lager etwas zu räumen und Geld flüssig zu machen. Oder es handelt sich um Firmen, die voriges Jahr, um die Lage auszunutzen. weit über die tatsächlichen Erzeugunqspreise verkauften und die sich jetzt der Marktlage anzupassen versuchen unter dem schönen Vorwand, am Preisabbau mitzuhelsen. Ein Preisabbau bei Möbeln wird aber vorläufig nicht kommen; denn die Rohstoffe, mit denen sich die Fabrikanten im Frühjahr eingedeckt haben, kosteten im Einzelfalle vielfach das 35—40fache des Friedenspreises. Die Löhne mußten eist im Dezember wiederum wesentlich heraufgesetzt werden, ohne daß damit eine Erhöhung der Leistungen der Arbeiter verbunden wäre. Werkzeuge, Maschinen, elektrische Anlagen, Motors sind vielfach derart mitgenommen, daß sie nichts mehr hergeben und daß man an sie nicht mehr die Anforderungen stellen kann, wie in Friedenszeiten. Reparaturen aber sind ungeheuer teuer. Unter all diesen Umständen kann mit einer Herabsetzung der Preise für Möbel in. nächster Zeit nicht gerechnet werden.
* Das Ergebnis der Viehzählung in Württemberg.
Das Ergebnis der Viehzählung vom l. Dezember 1920 wird nun vom Statistischen Amt bekanntgegeben. Die Zählung ist umso interessanter, als zwei Zwischenzählungen wegen der Maul- und Klauenseuche ausgefallen sind. Der Pferdebestand betrug am 1. Dezember in Württemberg 101785 Stück gegen 94591 am I. März. Am stärksten zugenommen haben die Pferde unter 3 Jahren (41,5 °/o), was darauf schließen läßt, daß die Pferdezucht einen Aufschwung genommen hat. Esel, Maultiere und Maulesel gab es 426 Stück, 127 Stück weniger als bei der letzten Zählung. Die Gesamtzahl des Rindviehs hat zum erstenmal wieder zugenommen und zwar um 5652 Stück oder 0,57 °/o. Gezählt wurden 987 093 Stück Rindvieh (Donaukreis 360439, Jagstkreis 267 528, Schwarzwaldkreis 196314, Neckarkreis 157 160). Jaast- und Donaukreis haben eine Abnahme von 4 8 bezw. 1,5°/» des Viehbestandes aufzuweisen. Auch der Schafbestand har zugenommen und beträgt 269305 Stück gegen 263 697 am I. März 1920. 1919 waren es noch 229115 Stück. Die starke Zu
nahme ist auf die wesentlich erhöhte Bedeutung des Schafes für die Fleischnutzung und Wollgewinnung zurückzuführen. Der Schweinebestand mit 410028 Stück ist um 94648 Stück gestiegen und dem Stand von 1915 und 1916 ziemlich nahe gekommen. Die Ziegen zeigen eine starke Zunahme. Es wurden 148 543 Stück gezählt, am 1. März 121031. Bei Geflügel ergibt sich ein Gesamtbestand von 2 707056 Stück (1919: 2 286 623). Der Friedensstand von 1912 mit 3,2 Millionen Stück ist noch nicht erreicht. Im einzelnen wurden am 1. Dezember gezählt 126704 Gänse, 151913 Enten und 2 008006 Hühner. Die Gänse haben um 50,6"/», die Enten um 36,36°/» und die Hühner um 14,9°/° zugenommen. Zahme Kaninchen (Stallhasen) wurden 189152 Stück gezählt (150332).
* Haferumlage. Der „Staatsanzetger" schreibt u.a.: Di« vom Reich vorgesehene Regelung des Haseraufkaufs durch Kommissionäre im Wege des Brzugschetnverkehrs hat, da die Landwirte zum überwiegenden Teil mit der Abgabe des Hafers zurückhielten, zunächst vollständig versagt. Die württ. und ander« Regierungen haben im Noo. v. Is bei den Reichsstellen aufs nachdrücklichste Vorstellung wegen der verfehlten Haserreqelung erhoben und die sofortige Wiedereinführung des Umlageverfahrens beantragt. Es wurde hieraus mit den württ. landwirtschaftlichen Organisationen Verhandlungen wegen einer Sonder- Umlage für Hafer geführt. Diese anerkannten die Notlage und erklärten fich mit der Ausbringung des dringensten Haferbedarfs im Wege einer Umlage einverstanden. Im Dezember wurde im ganzen Reich eine Umlage von 4 8 Ztr. auf das Hektar angeordnet, unter gleich- zeitiger Beibehaltung des Bezugscheinoerkehrs. Die württ landwirtschaftlichen Organisationen erklärten fich zur Mitwirkung bei einer etwaigen Lande« Umlage' bereit. Nachträglich bereitet eine dies r Organisationen der Durchführung dieser Umlage, die hinter der beabsichtigten Landesumlage erheblich zurückbletbt, Schwierigkeiten.
Aus dem übrigen Württemberg.
r Horb, 26. Jan. Mitglieder der Amtsversammlunge« der vier Oberämter Horb, Oberndorf, Sulz uns Freudenstadt und führende Männer drs öffentlichen Lebens waren hier versammelt, um über das Kraftwerk im Hsimbachtal bei Leinstetten Aussprache zu pflege». Regierungsrat Dr. Frauer leitete die Verhandlungen. Regterungsbaumeister Haußmann Stuttgart erläuterte das Kraftwerk bei Lemstetlen, sowie die Variante Beitenhausen, die ein Kraftwerk im Glattal vor- steht. Dieses letztere Projekt gilt als wirtschaftlich günstiger und dürfte zur Ausführung kommen. Baurat Brehm vom Ministerium deS Innern und Baurat v. d. Bor - ard vom Landesgewerbeawt sprachen über die technische Ausführung Das Kapital. 28 Mill. soll durch Darlehen der Bezirks- sparkaffen aufgebracht werden. Die zu gründende G.m b.H. soll auch das Ueberlandwerk Glatten übernehmen. Die Be zirksräte der Oberämter Sulz, Oberndorf und Horb beschlossen nach der Versammlung, bei ihren Amtsversaminlungen den Antrag zu stellen, den Bauteil I mit dem Kraftwerk in Bettenhausen auszuführen. In Freudenstadt will man nochmals die Gemeindeverlreter über das Heimbach- und das Finkenberqprojekt hören.
r Lützenhardt OA. Horb. 26. Jan. Ein kleiner Holzschuppen des M. Bohnert geriet nachts in Brand. Das Feuer griff auch auf die anstoßende mit Futtervorräten gefüllte Scheuer über und zerstörte sie. Bei den Löscharbeiten, die sich auf Rettung des Wohnhauses beschränkten, beteiligten sich auch die Wehren von Tumlingen und Cresbach. Nach dem Schwarzw. Volksbl. wird Brandstiftung aus Rache vermutet.
r Calw, 26. Jan. Hier wurde ein Siedlungsverein gegründet und Verw.-Aktuar Staudenmeysr zum Vorstand gewählt. Die Satzungen wurden angenommen. Der Verein zählt 95 Mitglieder. Bei der Abstimmung über das Baugelände für Siedlungen erhielt der Kapellenberg 50 Stimmen, die Altburgei straße 10 Stimmen, 36 bezw. 10 Mitglieder erklärten sich für sofortiges Bauen.
r Liebenzell, 26. Jan Der städt. Etat zeigt einen Ab- Mangel von 62 380 °^!, der durch eine Umlage von 25*/» (18°/o) gedeckt worden soll. Die Fremdenwohnsteuer trug im vergangenen Jahr 14 000^8 ein. — Der Goldarbeiter Mich. Theurer und seine Ehefrau Salome feierten die goldene Hochzeit. Der Jubilar ist 74. die Jubilarin 75 Jahre alt. Die Oberkirchenbehörde ließ Glückwünsche aussprechen, die Stadtgemeinde überreichte ein Geschenk.
r Wildbad» 26. Jan. Auf dem Christophshof wurden nachts zwei wertvolle Pferde gestohlen. Die Diebe ließen unterwegs auf dem Windhof einen Dungwagen mitlaufen und durchfuhren die hiesige Stadt, wobei sie von der nichts böses ahnenden Schutzmannschaft gesehen wurden. Die Täter, drei Durlacher, wurden in Karlsruhe noch rechtzeitig abgefaßt, ehe sie die Pferde veräußert hatten.
r Leonberg, 26. Jan. Dem in der Stohrer'schen Fabrik beschäftigten Mechaniker Gotthilf Binder sprang ein Stück eines Schleifsteins an die Sliin und drang ins Gehirn ein, was den sofortigen Tod herbeiführte. Der Verunglückte ist Fayrilienoater.
r Baihinge« a. E., 26. Jan. Der Enzbote schreibt: Schon seit Monaten ist es bekannt, daß die Händler Stein und Abrecht, beide wohnhaft in Pforzheim, fast allwöchentlich im Bezirk Vaihingen Hamsterware aufkaufen und nach Pforzheim bringen, haupsächlich Mehl und Brotgetreide. DaS Fuhrwerk der beiden Schleichhändler verkehrte gewöhnlich nachts, und zwar vom SamStag auf Sonntag, und benutzte verschiedene Feldwege und Straßen. So soll es in der Nacht vom SamStag, den 15. Januar, auf Sonntag, den 16 Januar, um 3 Uhr in einem rasenden Tempo in Richtung Riet gefahren und nach einer halben Stunde wieder zurückgekommen sein. Es ist als sicher anzunehmen, daß das Fuhrwerk in der Mühle von Mannsdörfer seine Hamsterware geladen hat. Es lag nun die Vertrustung nahe, daß sich die Fahrt in der folgenden Samstagnacht wiederholen würde, weshalb einige Landjäger vom hiesigen Stationskommando in der Nacht vom Samstag auf Sonntag sämtliche Zufahrtsstraßen von Eberdingen absperrten. Früh 2.45 Uhr kam das Fuhrwerk wieder in rasendem Tempo von Richtung Riet und fuhr in den Hof der Mühle Mannsdörfer. Zwei dort postierte Landjäger beobachteten den ganzen Vorgang, der sich nun abspielte, und in dem Augenblick, als zwei Säcke mit Mehl aufgeladen
sich in jeder seiner Bewegungen ausspricht. Niemand würde ihm ansehen, daß er auf einem ganz kleinen, kaum die Größe eines mittleren Bauernhofes ausmachenden Besitz wohnt. Man kann sich ihn nur als Schloßherrn, als Gatte einer schönen, eleganten und vornehmen Frau, als Gebieter einer zahlreichen Dienerschaft vorstellen. Na, ich denke, es dauert nicht mehr lange, dann besitzt er das alles"
Renate, die noch vor dem Auto stand, dessen Tür der Diener für sie geöffnet hielt, war bei den letzten Worten der Freundin erblaßt. Schnell ihre Selbstbeherrschung zusammennehmend, stieg sie jetzt ein, damit Anneliese ihre Erregung nicht sehen konnte. Doch als sie im Wagen saß, fragte sie mit seltsam tonser Stimme:
„Ist Graf Eberhard von Hollwangen denn verlobt?"
„Noch nicht, doch lange wird es nicht mehr dauern, bis er ein stolzes Herz und seinen ebenso stolzen Namen vergibt. Wenn du zu unserem großen Maienfest kommst, und du mußt unbedingt kommen, Renate, dann wirst du sie ja sehen. Sie heißt Hilla von Gebhardt, ist schön, elegant, sehr, sehr, reich — und sie ist sterblich verliebt in den stolzen Grafen Eberhard. Ihr Vater Hot zwei große Rittergüter und nur dieses einzige Kind. Na, du stehst, für Graf Eberhards Zukunft ist gesorgt."
Renate hatte sich jetzt wieder völlig in der Gewalt.
„Es freut mich, daß Graf Hollwangen einer so glänzenden Zukunft entgegensteht." sagte sie. „Für mich ist es ja ein peinlicher Gedanke, auf seinem Stammschloß zu wohnen, aber nicht wahr, Anneliese, ich bin doch ganz schuldlos an diesen Dingen? Ich habe nllt Andeutungen gehört, aber nicht genau erfahren, wie das alles zusammenhängt. Vielleicht kannst du mir, wenn ich wieder komme, erzählen, wie es kam, daß der alte Graf seinen Neffen enterbte."
Verlegen ausweichend antwortete die Baronesse: „Ach, ich weiß auch nicht viel von der ganzen Geschichte. Weißt du, Renate, es ist am besten, wenn du gar nicht danach fragst Du bist jedenfalls an der großen Feindschaft und dem Haß, die die Folge jener Enterbung waren, ganz uu-
huldig und kein gerecht denkender Mensch kann dich dafür ißen lassen."
Die letzten Worte hatte sie mit Ueberzeugung gesprochen, etzt küßte sie die Freundin noch einmal herzlich auf die Zange und sagte liebevoll:
„Also auf baldiges Wiedersehen, Renate, noch vor dem est, ja? Ich muß dich unbedingt vorher noch sprechen, egen der Kleider, die wir tragen. Es wird sehr reizend erden und ich freue mich furchtbar darauf."
Renate antwortete, daß sie nächste Woche Dienstag kamen würde. Dann gab sie dem Chauffeur das Zeichen zur bfahrt. Noch ein letztes gegenseitiges Händewinken, und hon fuhr das elegante kleine Gefährt pfeilschnell die Ein- ihrt zum Herrenhaus hinaus und auf der gut gehaltenen hauffee weiter.
Renate ließ sich wie erschöpft in die weichen Kiffen fal- n. Zuviel war heute auf sie eingestürmt. Ihre Augen rtten schon wieder den sonnigen Glanz verloren, sie blickten lüde. Erst die unerwartete Begegnung mit dem Grafen berhard von Hollwangen, die Aufregung die sie gefühlt, s er sie so fremd und kühl begrüßte. Dann seine anschei- end so teilnahmsvollen Worte im Park, als sie abseits von :n andern stand, und wieder sein schroffes Benehmen, sein ahn auf ihre doch so harmlose Frage an Graf Benno, ob Sildau auch einen größerrn Park hätte. Jetzt in der Er- merung war es ihr furchtbar, daß sie erne solche Frage -stellt. Doch sie befand sich eben im sicheren Glauben, daß is Gut Wildau., von dem sie öfter gehört, der Wohnsitz der
^"^Di/Mitteilung der Freundin, daß Graf Eberhard im ieariff steh?, sich mit einer schönen und sehr reichen jungen >ame zu verloben, hatte Renate schmerzlich erregt. WeS- ilb. darüber konnte sie sich selbst keine Rechenschaft geben, äe dachte jetzt. eS sei gut, wenn ein so stolzer Mann wieder Reichtum besäße, und die gebietende Stellung einnähme, die an kraft seiner überragende« und vornehmen Pe sönlich- it gebührt. (Fortsetzung folgt).