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Wie wird das Besatzungsstatut? BADEN- BADEN, Der Oberkommandierende der französischen Zone, General Koenig, erklärte am Samstag vor Korrespondenten der

französischen Presse, bei der Ausarbeitung

des Besatzungsstatuts für Deutschland seien große Fortschritte erzielt worden. Umstritten

sei noch vor allem die Frage der Aufbringung der Besatzungskosten. In der nächsten Sitzung der drei Oberkommandierenden am 16. De- zember in Frankfurt würden die noch unge- klärten Fragen erneut geprüft.

Mitteilungen aus alliierten Kreisen der Bi- zone zufolge wird das Besatzungsstatut eine Klausel enthalten, die nach Ueberprüfung des Statuts, die periodisch erfolgen soll, die Ab- tretung weiterer Machtbefugnisse an die deut- schen Regierungen ermöglicht. Die Militär- gouverneure sollen Gesetze der Bundesregie- rung nicht ablehnen können, wenn sie außer- halb der von den Besatzungsmächten vorbe- haltenen Kontrollgebiete liegen. Unter letz- tere fallen nach diesen Angaben u. a. die vor- läufige Führung der Außenpolitik, eine Min- destkontrolle über den deutschen Außenhan- del sowie interne Maßnahmen, die den Außen- handel ungünstig beeinflussen können, eine Minimumkontrolle über die richtige Nutzung der Deutschland zur Verfügung gestellten Hilfsfonds, sowie internationale Ueberwa- chungsbehörden für die Ruhr, Reparationen, die genehmigte Industriekapazität, Entkartel- lisierung, Entwaffnung und Entmilitarisierung sowie gewisse Gebiete der wissenschaftlichen Forschung,

Bei Bedrohung der Sicherheit sollen die Mi- litärgouverneure ihre vorherigen Machtbefug- nisse wieder ausüben können. Sie behalten sich außerdem das Recht vor, für die Gewähr leistung des Bedarfs der Besatzungstruppen Sorge zu tragen. Die Veröffentlichung des Sta- tuts soll gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Bonner Verfassungsentwurfs erfolgen. Das Statut werde jedoch erst in Kraft treten, wenn die Verfassung von der Bevölkerung angenom- men sei.

Die westliche Hemisphäre WASHINGTON. Nachdem Costarica den interamerikanischen Verteidigungspakt rati- fiziert hat, ist mit Erreichen von zwei Dritteln der Unterschriften der Vertrag in Kraft getre- ten. Der im Herbst 1947 in Petropolis bei Rio de Janeiro abgeschlossene Pakt bestimmt, daß im Falle eines Angriffs auf einen Mitgliedstaat durch eine ausländische Macht sämtliche Signa- tarländer sofort zusammentreten, um zu be- raten, was

zur Sicherung der westlichen Hemisphäre geschehen müsse und jedem Mit- gliedstaat sofort militärischen Beistand zu lei- sten hätten. Kanada kann diesem Vertrag bei- treten, hat es aber bisher nicht getan. Noch nicht ratifiziert haben das Abkommen Argen- tinien, Chile, Bolivien, Peru und Kuba.

Der Ausschuß des amerikanischen Repräsen- tantenhauses für amerikafeindliche Betäti- gung hat Wiederaufnahme seiner Verhöre ge- gen kommunistische Spione und Agenten für kommende Woche angeordnet.

Hoffman in England LONDON. Der Leiter der Europahilfe Paul Hoffman begann unmittelbar nach seiner Ankunft in London am Sonntag mit Bespre- chungen. Am Montag werden Mitglieder des Demontageausschusses mit Hoffman und Bot- schafter Douglas zusammentreffen, um Emp- fehlungen auszuarbeiten. Die Ruhrbesprechun- gen sollen erst fortgesetzt werden, wenn die Empfehlungen des Demontageausschusses vor- liegen. Hoffman wird am Mittwoch England wieder verlassen, um nach China weiterzu- fliegen.

Tschechen fahren nach Moskau PRAG. Am Sonntag hat sich eine tschecho- slowakische Regierungsdelegation unter Füh- rung des Ministerpräsidenten Zapotocky nach Moskau begeben. Da der Abordnung außer dem Außenminister auch der Industrie- minister und der Finanzminister angehören, ist anzunehmen, daß außer politischen auch indu- strielle und Handelsprobleme besprochen wer-

den sollen.

Nikolaus und seine Trabanten Nikolaustag! Wieviel Geheimnis und Er-

wartung rankt sich in den Kinderherzen um dieses Fest, wieviel bange Furcht vor der strafenden Rute befällt aber auch manchen Lausbuben, wenn er an die lange Reihe seiner Streiche denkt. St. Klausentag heißt man vie- lerorts den 6. Dezember, in dessen Mittel- punkt in allen Teilen unseres Reiches der hei- lige Nikolaus steht. Gaben teilt er aus und spendet Trost, aber auch Hiebe setzt es dann und wann, und Gebetlein werden gesprochen, um den Zorn des gestrengen Mannes zu be- sänftigen. In einigen Gegenden reitet der Hei- lige auf einem Schimmel daher, wie er auch auf unseren Springerle' zu sehen ist. Knecht Ruprecht begleitet ihn kettenrasselnd. Und wenn der erste Schnee fällt, singen bei uns die Kinder: Es schneit, es schneit, daß' s Fetze geit, der Santo Glos isch nimme weit'. Oder sie bitten den hl. Claus um ein neues Spiel- zeug, das längst ihr geheimer Wunsch ist. Pelzenickel' nennt man den rauhbeinigen Be- gleiter des Heiligen häufig, und die größeren Kinder im Kinzigtal behandeln ihn nicht be- sonders schonend, wenn sie ihr Spottverslein singen: ,, Morgen kommt der Pelzenickel, aber nicht zu mir; dann pack ich' n an dr Zippel- kappe und schmeiß' n vor de Tür'. Im kind- lichen Brauchtum ist St. Niklas ein wichtiger Patron, und aus dem heiligen Nikolaus des katholischen Kalenders, der einst Bischof zu Myra war, wird der milde Prüfer der Kinder. Die Guten finden ihr irgendwo hingestelltes Körbchen oder die Schuhe am nächsten Mor- gen voller Gaben, die Bösen aber ängstigt sein Knecht Barthel, die ganz Schlimmen steckt er in seinen Sack, ja er frißt sie nach dem Kin- derglauben mancherorts sogar auf. Vielfach ist St. Nikolaus auch der Begleiter des Christ- kindes und nicht an den 6. Dezember gebun- den. Dort geistern zu dieser Zeit Gestalten wie Hans Trapp', Knecht Ruprecht' ,, Belzenickel' oder der Weihnachtsmann im Schneegestöber

SCHWÄBISCHES TAGBLATT

Vertagung der UN- Vollversammlung

Fortsetzung in New York/ Schlichtungskommission für Palästina PARIS. Der Verfahrensausschuß der UN-

Vollversammlung stimmte am Samstag mit acht gegen vier Stimmen einem amerikanischen Vorschlag, die Vollversammlung in der Nacht Verworfen wurde mit sechs gegen fünf Stim- vom 11. bis zum 12. Dezember zu vertagen, zu. men ein britischer Plan, die Versammlung solle ihre gegenwärtige Sitzung in Europa bis zur Beendigung aller laufenden Arbeiten fortset- zen. Der Präsident der Vollversammlung, Dr. Evatt, teilte mit, daß die Frage der Ver- tagung und der Weiterbehandlung der noch un- erledigten Themen heute der Vollversammlung unterbreitet würde.

Beschlossen wurde mit neun gegen zwei Stimmen bei drei Enthaltungen die Vollver- sammlung im Januar oder Februar nächsten Jahres mit begrenzter Tagesordnung in New York erneut zusammentreten zu lassen.

Der Generalsekretär der Vollversammlung hatte mitgeteilt, daß zur Beratung der noch auf der Tagesordnung stehenden 28 Punkte 160 Kommissionssitzungen und 55 Vollsitzungen er- forderlich wären. Bis zum 12. Dezember, dem vorgesehenen Datum für den Abschluß der Ta- gung, könnten aber die Kommissionen nur 48, die Vollversammlung nur 18 Vollsitzungen ab- halten.

Die Entscheidung für die Vertagung scheint weitgehend von politischen Erwägungen be- stimmt worden zu sein. Wenn die Vollver- sammlung heute der Vertagung zustimmt, wird es fraglich, ob über die italienischen Kolonien und Korea noch vor Schluß der Sitzung ent- schieden werden kann oder ob eine Vertagung der Debatte über diese beiden Hauptprobleme notwendig ist. Von amerikanischer Seite jeden- falls wird die Auffassung vertreten, daß bei den grundsätzlichen Meinungsverschiedenhei- ten über die Zuteilung der italienischen Kolo- nien ein Aufschub der Prüfung dieses Problems wünschenswert sei.

6. Dezember 1948

,, Aeußerst gemäßigt" WASHINGTON, Der französische Botschaf- ter in Washington, Bonnet, hat am vergan- sammlung mit 40 gegen 6 Stimmen einen Re- dem Stellvertreter Marshalls, Lovett, einen Am Freitagnachmittag nahm die Vollver- genen Freitag in Form einer offiziellen Note solutionsentwurf an, wonach die kleine Ver- Dreipunktevorschlag für die Kontrolle der sammlung" noch ein weiteres Jahr fortbeste- Ruhrindustrie vorgelegt. Gefordert wird da- nach: 1. die Entkartellisierung deutscher Kon- zerne im Ruhrgebiet; 2. die Entnazifizierung der Verwaltung der Ruhrindustrie; 3. die Fort- führung einer alliierten Kontrolle über die Produktion von Kohle, Stahl und Koks sowie eine Stimme bei Festlegung der von diesen Werken geplanten Investierungen.

hen wird.

Die politische Sonderkommission der UN stimmte am Samstag mit 33 gegen 6 Stimmen ( Ostblock) bei 4 Stimmenthaltungen einem Re- solutionsentwurf zu, der 20 Punkte enthält, auf die nach Uebereinkommen zwischen den stän- digen Mitgliedern des Sicherheitsrats das Veto- recht nicht mehr in Anwendung gebracht wer- den soll. In einem Anhang wurde eine Liste von weiteren 46 Fragen, die als Verfahrensfra- gen anzusehen seien und deshalb nicht der ein- stimmigen Annahme durch den Sicherheitsrat bedürften, aufgeführt.

Am Samstag nahm die politische Kommission mit 25 Stimmen bei 28 Stimmenthaltungen einen britischen Resolutionsentwurf über die Bildung einer UN- Schlichtungskommission für Palästina an und beschloß, die Ernennung der Kommission den fünf Großmächten zu über- lassen. Ein sowjetischer Vorschlag, der die Zu- rücknahme aller ausländischen Truppen und des Militärpersonals aus Palästina forderte, wurde mit 33 gegen 7 Stimmen bei 8 Enthal- tungen abgelehnt. Verworfen wurde auch ein syrischer Vorschlag, beim internationalen Ge- richtshof ein Gutachten darüber einzuholen, ob die Vollversammlung berechtigt sei, zur Schaf- fung eines jüdischen Staates eine Teilung Pa- lästinas vorzunehmen, Ebenso ein weiterer An- trag Syriens, eine Kommission einzusetzen, die über die Möglichkeiten der Bildung eines palästinensischen Einheitsstaates auf kanto- naler und föderativer Grundlage beraten solle. Das Komitee für die Ueberprüfung der Auf- nahmeanträge hat beschlossen, über den Auf- nahmeantrag Israels nicht vor Abschluß der politischen Kommission in der Palästinafrage zu beraten.

Schanghai wartet auf die Kommunisten

WASHINGTON. Frau Tschiangkai- sam gemacht haben. Der Beschluß Trumans schek hatte am Freitag mit Staatssekretär wird als Beweis dafür angesehen, daß die Marshall eine zweite, diesesmal vier Stun- amerikanische Regierung im Augenblick nicht den dauernde Unterredung. Anschließend äu- an eine umfassende Hilfe für China denkt. ihrer Mission, die dringend notwendige Hilfe Schlacht zu kommen, die über das weitere Berte sie sich zuversichtlich" über den Erfolg Nördlich von Nanking scheint es zu einer für die nationalchinesische Regierung zu er- Schicksal Chinas von größter Bedeutung sein langen. könnte. Schiffahrtsgesellschaften in Schanghai sollen angewiesen worden sein, für den Notfall zur Beförderung der Regierungsmitglieder 50 Schiffe bereit zu halten,

Frau Tschiangkaischek appelliert an die USA, China durch ein Dreimilliarden- Dollar- Pro- gramm vor dem Kommunismus zu bewahren. Unterrichtete Kreise Washingtons sehen den Entschluß Trumans, General McArthur nicht zur Prüfung der Möglichkeiten einer Tschiangkaischek nach China zu senden, als militärischen und wirtschaftlichen Hilfe für bedeutungsvoll an. McArthur hatte, so wird Aktionsplan ausgearbeitet und Washington von berichtet, schon vor mehreren Wochen einen der Notwendigkeit dieses Plans im Interesse der Abstoppung des kommunistischen Vormar- sches in Kenntnis gesetzt. Dabei soll er auf die Rückwirkungen einer weiteren kommunisti- schen Expansion in China auf Japan aufmerk-

Vertrauensvotum für de Gasperi

ROM. Nach Abschluß einer einwöchigen au- Benpolitischen Debatte sprach die italienische Abgeordnetenkammer der Regierung de Ga- speri mit einer Mehrheit von 162 Stimmen ihr Vertrauen aus. Die Abstimmung erfolgte auf einen Mißtrauensantrag hin, den der So- zialistenführer Nenni im Namen der Sozia- listen und Kommunisten eingebracht hatte. De Gasperi verneinte in der Schlußdebatte jeg- lichen ,, amerikanischen Druck" auf die Regie- rung bezüglich der Umwandlung der Organi- sation für wirtschaftliche Zusammenarbeit Eu- ropas( OECE) in ein politisches Komitee und dementierte Meldung über Geheimver- pflichtungen" Italiens gegenüber den USA. Italien habe nie um seinen Beitritt zum Brüs- seler Pakt nachgesucht. An die italienischen

um

und Winterdunkel umher, treten lärmend und polternd in die Stuben und strafen die unge- zogenen Kinder. So ist in unserer süddeut- schen Heimat, im ganzen alemannischen Sprachgebiet und besonders im und den Schwarzwald der Nikolaustag der Tag des guten oder strafenden Alten, um den sich die christliche Legendenbildung verklärend und bald in milder, bald strengerer Form geschlun- gen hat. Der gütige Alte verkündet die na- hende Weihnachtszeit durch sein Kommen, in seinem Gefolge, oft aber auch für sich allein, poltert ein Reigen seltsam zwielichtiger Ge- stalten in tollem Winterbraus, Schneegeister und Nebelmänner, der Klapperbock, der Kram- pus und der Schimmelreiter. Im Schwarzwald zieht in diesen Tagen auch der wilde Bolisch- bock umher, auch er eine der aus dunklem Volksglauben entstandenen uralten Winterdä- monen. In den Straßen und Gassen unserer Dörfer und Städtchen rennen wieder die kleinen und großen, Klausen' am Abend des 6. Dezember herum in wildem Treiben, zum Schrecken der Kinder, die in ihren Seelchen zagend und hoffend den gu- ten St. Nikolaus erwarten, damit er ihnen Aepfel und Nüsse bringen soll. Montanus

auch heute

Wie Sankt Nikolaus mit seinem weißen, schwer beladenen Eselchen und dem schwar- zen Knecht Ruprecht auf die Erde kam? Ganz

einfach. Das Eselchen stellte sich auf einen

Mondstrahl, stemmte die Beine steif und glitschte nur so hinunter, wie auf einer schrä- gen Eisbahn. Und der schlaue Knecht Ruprecht faßte den Schwanz vom Eselchen und ließ sich ganz behaglich mitziehen. So kamen sie ins Städtchen, mitten auf den beschneiten Großen Markt.

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Felix Timmermans

Nicht auf Lichter und Lampen kommt es an, sondern was not tut, ist, daß wir Augen haben, die Wunder dieser Tage der Erwartung zu sehen, Selma Lagerlöf

und Fieberstimmung. Aus den von dem kom- In Schanghai herrscht völliges Durcheinander munistischen Vormarsch bedrohten Gebieten gen, die in der Stadt unterkommen wollen, ein. laufen dauernd übervolle Züge mit Flüchtlin- Die Bewohner der Stadt selbst hoffen, daß die gen übernehmen werden. Kommunisten die Stadt ohne Kampfhandlun-

Im Mündungsgebiet des Yangtse explodierte ein mit über 4000 Flüchtlingen aus Zentral- china besetztes Schiff und sank nach wenigen Minuten. Nach letzten Meldungen konnten bis- her nur 700 Personen gerettet werden.

Bemühungen um eine europäische Föderation erinnernd schloẞ de Gasperi mit der Versiche- rung: Italien wird sich jeder der Sowjet- union feindlichen Bewegung fernhalten, aber andererseits auch weiterhin Beziehungen mit Nord- und Südamerika aufrechterhalten".

Als Nenni Aufklärung über die angebliche Aeußerung des italienischen Generalstabschefs Marras, der zurzeit in Washington weilt, forderte, Italien sei in der Lage, den Schutz der amerikanischen Stützpunkte zu über- nehmen, wenn ihm seine ehemaligen Kolo- nien zurückgegeben würden, erwiderte Au- ßenminister Sforza, wenn Marras dies ge- äußert habe, so sei er ganz zufrieden damit, zumal einmal eine maßgebliche Persönlichkeit behauptet habe, die italienischen Soldaten könnten nur fliehen. Diese Persönlichkeit sei Wyschinski gewesen.

Kerzen

der Krieg fast unversehrt lieẞ, bleibe ich nach- In einem alten süddeutschen Städtchen, das denklich vor einem Schaufenster stehen. Es enthält etwas, das lange nicht mehr zu sehen war: Kerzen. Bunte Kerzen verschiedener Art

sind es, und sie werden gehalten von vieler- lei kunstvollen Gegenständen.

Bei Fest und Feier, wie viel bedeutet uns da noch immer die Kerze! Im alltäglichen Le- ben freilich dient sie nur noch als Notbehelf.

Goethe, der Lichtfreund, hatte sehr zu klagen: die einer Kerze, die man nicht schneuzen er wüßte keine Erfindung, die nötiger wäre, als müsse. Mit Edisons Glühlampe war dieses Licht erfunden. Und seitdem erst hat die im Alltag entthronte Kerze ihre besondere Be- deutung in den Bereichen stiller Beschwingt- heit und Entrückung erlangt.

Bonnet ließ erkennen, daß die vorgeschla- genen Kontrollen auch nach Abzug der Besat- zungstruppen aus Deutschland in Kraft blei- ben sollen. Er bezeichnete Pressevertretern gegenüber diese Vorschläge als äußerst ge- mäßigt".

Kleine Weltchronik

MÜNCHEN. im Nachlaßverfahren wurde der ehemalige Reichsminister für Bewaffnung und Munition, Dr. Fritz Todt, in die Gruppe II der Aktivisten eingereiht. Die Hälfte seines Vermö- einzuziehen. Es wurde ihm aktiver Widerstand gens, das auf 22 000 DM geschätzt wurde, ist zugestanden.

NÜRNBERG. Sechs Angeklagte aus dem Wil- helmstraßen- Prozeß, Otto Meißner, Emil Puhl, Paul Pleiger, von Schwerin- Krosigk, Karl Ritter und Hans Kehrl, wurden vom Nürnberger Ge- richt für ein bis drei Wochen beurlaubt.

HEIDELBERG. Die Witwe des ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert, Frau Luise Ebert, sprach in einem Interview die Vermu- tung aus, daß ihr Sohn Fritz den Posten eines nicht völlig frei angenommen habe. Gerüchte, kommunistischen Oberbürgermeisters von Berlin wonach Ebert zusammen mit Gniffke in Heidel- berg um Zuzugsgenehmigung ersucht haben sollte, da auch er fliehen wollte, sind von der Heidel- berger Stadtverwaltung dementiert worden. HANNOVER. In der niedersächsischen Landes- frauenklinik sind in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch Vierlinge sämtliche Mädchen. ge- boren worden. Sie wiegen zusammen nur zwölf Pfund.

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BERN. Nach einer Mitteilung des Schweizer Bundesrats ist jetzt die Entnazifizierung der Schweiz abgeschlossen worden. In sechs Verfah- ren wurden 102 Angeklagte zum Teil zu lang- jährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Es befan- Künstler, Industrielle und Pfarrer. den sich darunter Rechtsanwälte, Journalisten,

ROM. Der argentinische Außenminister Dr. Bramuglia und der italienische Außenminister Graf Sforza unterzeichneten am Samstag in Rom ein Protokoll über gegenseitige freundschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder.

WARSCHAU. Nach einer Mitteilung der polni- Kriegsgefangenen nach Deutschland abgegangen. schen Regierung sind sechs Züge mit deutschen Die Mehrheit der 35 000 noch in Polen befind- Weihnachten auf dem Weg in die Heimat sein. lichen deutschen Kriegsgefangenen werden bis

KAIRO

Der UN- Vermittler für Palästina, Bunche, der sich zurzeit in Kairo aufhält, hatte am Samstag eine zweistündige Besprechung mit dem ägyptischen Premierminister Nokraschi Pascha.

Generalstabs der griechischen Regierungstruppen ATHEN. Nach Angaben eines Sprechers des verfügt General Markos noch immer über 70 000 Mann. Einer Rundfunkmeldung des, Freien Griechenlands" zufolge haben Einheiten der Mar- kosarmee ein 12 Kilometer von Saloniki ent- ferntes Dorf besetzt. Eine Aufklärungsgruppe soll sogar in Saloniki selbst eingedrungen sein. NEW YORK, Die amerikanischen Sonntagszei- tungen erscheinen in der Vorweihnachtszeit mit nati- Enquier" vom 5. Dezember hatte 238 Sei- einem außergewöhnlichen Umfang. Der Cincin- ten, die Baltimore Sun" erschien mit 270 und hatte ein Gewicht von drei englischen Pfund.

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Herausgeber und Chefredakteure: W. H. Hebsacker.

Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Mitglieder der Redaktion: Gudrun Boden, Dr. Wil- helm Gall, Dr. Otto Haendle, Dr. Helmut Kiecza, Joseph Klingelhöfer und Franz Josef Mayer

Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 2.- DM. durch die Post 2.27 DM. Einzelverkaufspreis 20 Pf. Erscheinungstage: Montag, Mittwoch, Samstag

verlag und Schriftleitung: Tübingen, Uhlandstraße z Unverlangte Manuskripte werden nur bei Portobel-

lage zurückgegeben

' s weihnachtet Sei's no om a Wocha drei, Läutat mr da Christtag ei; Ond drom kennt em ganza Haus Sich vor Omtrieb koiner aus:

Do ond selt ist ebas botta,

En dr Wohnstub do hackt d'Dota, Ond se wieflat ama Röckle, Ama Kloidle für a Döckle.

En dr Kuche aber dussa

Do vergoldat d' Muater Nussa. D' Ahna krustlat en ra Kist: Wo der Christbaumschmuck bloß ist?

( Gfonda hat s'n zwor no net, Aber letzt Johr häb mr'n ghet. S gäb zom Glück no viele Kista, Ond mr könn dabei glei mista!)

Doch dr Vatter ond dr Aehne we Standat doba uf dr Behne, Ond se bästlat ond se dent An ra Dockastub fürs Kend. Heinz- Eugen Schramm

So sinne ich, und dabei taucht eine Erinne- rung auf. In einem Bauernhaus war ich zu dufteten im Raum. Am Morgen sah ich in der Gast für eine Nacht. Es war im Winter, Aepfel Ecke des Zimmers auf einer alten Truhe Ker- donna aufgestellt. Alle Kerzen trugen in sil- zen um das holzgeschnitzte Bild einer Ma- bernen Strichen ein Maß aufgezeichnet. Sie gleitet das Oeffnen und Schließen der Tür. waren verschieden weit herabgebrannt, und Der Laden ist leer, es duftet nach Wachs und ich sah nun, daß dies ein Hausaltar war, mit Wohlgerüchen. Dann wird ein Vorhang bei- den Lebenskerzen der Familie. An jedem Ge- seite geschoben, ein Fräulein in weißem Man- burtstag brannte hier eine Kerze und wurde tel erscheint und fragt nach meinem Begehr. kürzer um die Spanne eines Jahres. Einer der Während ich einen Lichtengel aussuche, lobe Leuchter trug nur noch ein Häuflein erstarr- ich die schöne Kerzenschau im Fenster. ,, Eine ter Wachstränen. Seine Kerze war wohl an Kerze allerdings fehlt", füge ich hinzu. Sie schen. Die Kerze daneben hatte nur noch vier legt mir wortlos eine schmale Schachtel vor; einem Totenbett niedergebrannt und erlo- lächelt, beugt sich zu einer Schublade und noch nicht angezündet worden. Das Menschen- Silberstriche bis zu Neunzig. Und eine war darin liegt eine Lebenskerze. kind, dem sie galt, hatte noch nicht ein Jahr sie mit einem heiteren Blick aus hellen Au- ,, Wollen Sie die Kerze mitnehmen?" fragt

gelebt.

Eine Lebenskerze fehlt in dem Schaufenster. Ich lese den Namen der Ladeninhaberin: liche alte Dame, denke ich und trete in den ,, Christine Fröhlich". Vielleicht eine freund-, Laden. Ein verschwebender Harfenklang be-.!

gen.

jung genug." ,, Danke!" sage ich ,,, dazu bin ich nicht mehr

burtstagsring, mit sieben Kerzen, für ein Kind. Und ich nehme lieber einen bunten Ge-

Inmon bru neau Joseph Baur