12. August 1948
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
AUS DEM WIRTSCHAFTSLEBEN
Nahrungsmitteleinfuhren mit doppeltem Zweck
Von Dr. Guido Adt, Leiter der Hauptabteilung Ernährung des Landwirtschaftsministeriums
Seit kurzer Zeit kann die württembergische Haus- frau wieder ausländische Lebensmittel kaufen: Dä- nische Seefische, luxemburgische Margarine, italie- nische Tomaten und manches andere. Die Auswahl ist noch sehr bescheiden, die Qualität nicht immer befriedigend, der Preis hoch. Diese Mängel der ersten Lebensmitteleinfuhren sollten die Bedeutung des Ereignisses nicht verdunkeln: der Anfang ist gemacht.
Ueber die Notwendigkeit der Lebensmittelimporte ist sich heute jedermann in Deutschland im klaren. 12 Jahre Autarkiepolitik und 3 Jahre Besatzung haben überall die Augen geöffnet. Eine andere Frage war und ist, inwieweit die Möglichkeit zur Nahrungsmitteleinfuhr besteht und welchen Zwek- ken sie zu dienen hat.
Noch vor einem Jahr wurden die Einfuhrmöglich- keiten von den maßgebenden ausländischen Poli- tikern und Wirtschaftlern sehr pessimistisch beur- teilt. Gerade die Produkte, für welche damals bei uns ein geradezu existenzwichtiger Bedarf bestand, waren angeblich auf dem Weltmarkt so gut wie un- erhältlich. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Die verschlossenen Tore nach Deutschland werden von außen berannt und aufgestoßen. Der auslän- dische Exportkaufmann ist es vor allem, der mit seinen deutschen Abnehmern wieder ins Geschäft zu kommen sucht und Lebensmittel aller Art in reichlicher Auswahl anbietet. Wenn über die An- nahme der Angebote nach dem heutigen Stand der Dinge auch allein die Besatzungsmacht entscheidet, so kann doch erwartet werden, daß in Bälde die deutsche Ernährungswirtschaft wird
mitsprechen
und mitentscheiden dürfen. Sie wird sich früher oder später vor die Aufgabe gestellt sehen, unter den Importangeboten die preis- und qualitätsgün- stigsten mit- oder alleinverantwortlich auszuwählen. Diese Aufgabe wird dem deutschen Außenhandels- beamten oder Geschäftsmann vielleicht schwerer fallen, als erwartet wird. Seit einem vollen Jahr- zehnt ist er von seinen früheren Außenhandels- beziehungen, ja vom kaufmännischen Nachrichten- verkehr so gut wie abgeschnitten gewesen. In die- ser Zeit sind neue landwirtschaftliche Produkte ge- züchtet worden, hat man neue Nahrungsmittel fa- briziert und sind neue Konservierungsmethoden entstanden, über deren Eigenschaften in Deutschland noch kaum etwas bekannt ist. Der Welthandel hat alte Wege verlassen und neue beschritten, die wir nicht selbständig zu verfolgen vermögen. Der Luft- frachtverkehr und andere verbesserte Transport- methoden haben die Grundlagen der Kostenrech- nung geändert und eine neue Preisentwicklung aus- gelöst, in die sich der deutsche Handel erst hinein- finden muß. Hinzu kommt, daß Deutschland in der Welt vorläufig noch als unsicherer Kunde gilt und bar zu bezahlen hat. Die früher häufige Zahlungs- form über den bestätigten Rembourskredit mit ihren Möglichkeiten bargeldloser Zahlungen auch im Außenhandel mußte dem schwerfälligen Bar- Akkreditiv weichen, das zudem meist in Dollars zu stellen ist. Von der deutschen Ernährungswirtschaft wird also ein hohes Maß an Marktkenntnis und An- passungsfähigkeit gefordert, wenn sie den Lebens-
mittelimport unter geringsten Kosten für Staat und Wirtschaft mit höchstem Nutzen für die Bevöl- kerung steuern will.
eigneten Maßnahmen hängen Die zur Steuerung der Lebensmitteleinfuhr ge- wie bei jeder Ein- fuhr
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vom Einfuhrzweck ab. Im Nahrungsmittelsektor erscheinen zwei Zwecke als beherrschend: der Zweck der Bedarfsdeckung und der Zweck der Preisregulierung.
Sie
Die Bedarfsdeckung steht im Vordergrund. erheischt von den verantwortlichen Staatsstellen eine ununterbrochene Kontrolle des echten Zu- schußbedarfs an lebensnotwendigen Nahrungsmit- teln. Dieser Bedarf wechselt entsprechend den Lei- stungen der Binnenproduktion. Unechter Zuschuẞ- bedarf, der durch spekulatives Verhalten des land- wirtschaftlichen oder industriellen Nahrungsmittel- produzenten oder durch Kunstgriffe des Nahrungs- mittelhandels hervorgerufen werden kann, muß als solcher erkannt und außer Betracht gesetzt werden. Selbst innerhalb des echten Zuschußbedarfs kann im allgemeinen nur der Bedarf an lebenswichtigen Nahrungsmitteln Berücksichtigung finden. Für Lu- xusprodukte wird die deutsche Ernährungswirt- schaft auf lange Zeit kein Geld ausgeben können, es sei denn, daß der lebenswichtige Nahrungsmit- telbedarf gedeckt ist.
unter
Von dieser Regel kann es jedoch Ausnahmen geben, wenn überhöhte Inlandspreise reguliert wer- den sollen. Steigen z. B. die Preise für inländisches Geflügel, inländische Obst- und Gemüsearten oder inländischen Wein auf untragbares Niveau, so kann dieses künstliche Preisgebäude durch Masseneinfuhr billiger Auslandsware meist rasch und nachhaltig abgebaut, ja zum völligen Einsturz gebracht wer- den. Der ehemalige italienische Finanzminister und jetzige Staatspräsident Einaudi hat die Wirksam- keit dieses Verfahrens bewiesen und in dem fran- zösischen Minister Schuman einen erfolgreichen Nachahmer gefunden.
Neben dem Zweck der Bedarfsdeckung kann also für Nahrungsmitteleinfuhren auch der Zweck der Preisregulierung bestimmend werden. Das Verständ- nis für die Einfuhrpolitik des Staates auf dem Le- bensmittelgebiet wird erleichtert, wenn man sich diesen Doppelzweck stets vor Augen hält. Im Ideal- fall fallen beide Zwecke mit ihren Wirkungen zu- sammen. So hat beispielsweise die Einfuhr italieni- scher Tomaten nach Württemberg- Hohenzollern nicht nur der Hausfrau zu einem hoch willkomme- nen Ausgleich für die verspätete oder ganz ausge- fallene Gurken- und Tomatenernte verholfen; sie hat darüber hinaus den einheimischen Gemüsehan- del veranlaßt, sich von Preisexperimenten auf Ko- sten der Verbraucherschaft, wie sie aus anderen deutschen Ländern leider gemeldet werden, freizu- halten. Für volkswirtschaftliche oder kommerzielle Experimente ist unser ausgebluteter und ausgehun- gerter Volkskörper noch zu schwach.
Würgender Zins, von Landrat Fritz Erler, Tuttlingen
Die Wirtschaft muß jetzt für die Hergabe von Bankkredit normalerweise Zinssätze von 72 bis 9 Prozent, und bei Kontoüberziehungen noch höhere Zinssätze aufbringen. Es ist selbstverständlich, daß diesen Umständen eine Kreditinanspruch- nahme durch die Wirtschaft fast ausgeschlossen ist. Dabei soll nicht verkannt werden, daß der Sinn der Geldreform eine allgemeine großzügige Kredit- hergabe zunächst verbietet. Die Geldreform soll die Betriebe zum Rechnen zwingen, dem schaffen- den Menschen wieder neuen Arbeitsmut geben, bis- her unbeschäftigte Arbeitskräfte der Wirtschaft zu- führen und vor allem brachliegende Warenvorräte den Verbrauchern zur Verfügung stellen. Der durch die Geldreform schlagartig einsetzende Mangel an Zahlungsmitteln sollte die Besitzer von Warenvor- räten dazu zwingen, diese Vorräte in ihrem eigenen Interesse abzustoßen. Dieses Ziel würde nicht er- reicht werden können, wenn durch leichte Aufnahme von Krediten die Warenvorräte von ihren Besitzern weiterhin durchgehalten werden könnten.
Die notwendigen Krediteinschränkungen auf dem Wege des Zinses zu erreichen, scheint aus vielen Gründen verfehlt. Es gibt nicht nur Warenbesitzer, welche Kredite brauchen, sondern vor allem wer- den Kredite in der produzierenden Industrie zur Zahlung von Löhnen und Gehältern sowie zum Ein- kauf von Rohstoffen und Betriebsmitteln benötigt, bis die hergestellten Waren die Abdeckung der gewährten Kredite gestatten. Darüber hinaus soll doch unsere Produktion ausgeweitet und nicht ein- geschränkt werden. Nach dem scharfen Währungs-
Die Weltkohlenlage
Entspannung in Europa/ USA- Schichtleistung 4,6 Tonnen, in Deutschland 0,9 und in Frank- reich 0,6 Tonnen/ Keine ,, Kohlenschwemme" in Sicht
Die Steigerung der Weltsteinkohlenförderung von 1,2 Mrd. t im letzten Vorkriegsjahr auf rund 1,4 Mrd. t Im Jahre 1947 wurde ausschließlich durch den Haupt- produzenten, die USA, bewirkt. Die europäischen Länder und die UdSSR haben durch den Krieg ge- waltige Einbußen erlitten, von denen sie sich bis- her nur teilweise erholen konnten.
Amerika steht mit einer Förderung von 613 Mill. t im Jahre 1947 oder knapp der Hälfte der Weltpro- duktion an der Spitze aller Fördergebiete. Die Schichtleistung des Bergarbeiters beträgt dort 4,6 t pro Kopf( Großbritannien 1,1 t). Trotz hoher Löhne sind die Lohnkosten pro Tonne weit niedriger als anderwärts. Grund für diese hervorragende Lei- stung: der bis an die Grenze des Möglichen ge- triebene Einsatz von technischen Hilfsmitteln.
Großbritannien: Förderung 1947: 203 Mill. t( 1938: 231 Mill. t). Die Erholung ist so weit fortgeschritten, daß mit Export wieder begonnen werden konnte; Schichtleistung der Vorkriegszeit ist mit 1,13 t fast wieder erreicht.
Polen liegt, wenn man die Förderung des ehe- maligen Reichsgebietes betrachtet, ebenfalls unter- halb seiner Friedensförderung. Es förderte 1947 zu- sammen 59 Mill. t( 40 Mill. t im alten Polen, 19 Mill. t im deutschen Oberschlesien). Beide Gebiete förderten 1938 zusammen 69 Mill. t. Schichtleistung: 1,8 t, ermöglicht durch moderne Förderanlagen und leichten Abbau, sonst in Europa nicht erreicht. För- derung übersteigt bei weitem Eigenbedarf; 19 Mill. Tonnen wurden 1947 ausgeführt.
Frankreich: Förderung( 1947: 45 Mill. t) genügt weder quantitativ noch qualitativ den Ansprüchen seiner Industrie und muß durch bedeutende Ein- fuhren ergänzt werden. Erreichte 1946, allerdings mit höherer Belegschaft, zum Teil ausländischen Kräften, wieder das Vorkriegsniveau. Schichtlei- stung sehr niedrig( 1947 0,6 t). Frankreich ist größ- tes Kohleneinfuhrland der Welt; importiert wur- den 1947 16,5 Mill. t gegenüber 22,8 Mill. t vor dem Kriege.
Deutschlands Kohlenpotential ist von Krieg und Kriegsfolgen am härtesten betroffen worden. Der empfindlichste Verlust: die oberschlesischen Kohlen- gebiete. Aber auch Ruhrkohlenbezirke sind durch Kriegsschäden und Kriegsfolgen, vor allen Dingen unzureichende Hilfsmateriallieferungen und
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ver-
altete Anlagen, in der Ausbeute stark gehindert. Deutsche Steinkohlenförderung im Vierzonengebiet 1947 zusammen 84 Mill. t gegenüber 153 Mill. t im Jahre 1938- davon 85 Prozent in der britischen Zone. Im ersten Halbjahr 1948 namhafte Steigerung: in der britischen Zone 41 Millionen Tonnen ge- genüber 33 Millionen Tonnen im ersten Halb- jahr 1947. Schichtleistung mit 0,92 t im Jahre 1947 ( für Ruhrgebiet) gegen 1,55 t im Jahre 1938 viel zu gering. Deutscher Eigenbedarf ungenügend gedeckt, dabei 1947 11 Mill. t und im ersten Halbjahr 1948 7,4 Mill. t exportiert, meist nach Frankreich und nach Oesterreich. Zudem deutsche Kohlenförde- rung bisher auch preislich völlig unbefriedigend und nur durch Milliardensubventionen der Länder aufrechtzuerhalten. Nach einer ersten Kohlenpreis- erhöhung und nach einer ab 1. August geltenden zweiten Kohlenpreiserhöhung, die von der Militär- regierung über die gesetzliche Zuständigkeit des Wirtschaftsrates hinweg und ohne dessen Ver- ständigung angeordnet wurde, Kostenlage wahr- scheinlich zur Not tragbar. Erhöhung der Förder- leistung durch Erneuerung und Verbesserung der Förderanlagen bleibt zwingendes Gebot.
unzu-
Gesamteuropäische Steinkohlenförderung: reichendes Niveau. Gründe dafür: Mangel an Ar- beitern, häufiger Arbeitsplatzwechsel, Ueberalte- rung der Arbeiterschaft, unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln und sonstigem Bedarf; an- dererseits Raubbau während des Krieges und ver- nachlässigte Mechanisierung. Nach Feststellungen britischer Studienkommissionen kommen die in den USA angewandten technischen Mittel auch für Eng- land in Betracht. In den USA fördert eine Beleg- schaft, die kleiner als die englische ist, die Hälfte der Weltproduktion. Hoher Kapitalbedarf für eine solche Umstellung verhindert fürs erste Uebernahme amerikanischer Fördermethoden für Kontinentaleuropa, insbesondere für die deutschen
Reviere.
Unabhängigkeit von überseeischen Kohlenimpor- ten: noch lange nicht zu erwarten. Großbritannien will 1948 12 Mill. t, Deutschland soll mindestens so- viel wie 1947( 11 Mill. t) ausführen, und Polen erwartet Ueberschuß von 24 Mill. t also Ausfuhrüberschuß kaum halb so groß wie die Einfuhren europäischer Länder vor dem Kriege( 100 Mill. t).
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Das Leben
geht
weiter
schnitt ist aber eine Ausweitung der Produktion den Betrieben nur möglich, wenn ihnen Kredite gegeben werden.
Bis zum 8. August 1948 konnten Kredite nur gegen Handelswechsel oder Solawechsel aufgenommen werden. Noch haben wir keine Anzeichen für die Aenderung der Kreditpolitik, obwohl eine solche wiederholt in Aussicht gestellt wurde. Es bleibt zu- nächst beim Handelswechsel als Kreditinstrument. Handelswechselkredit dient der Verflüssigung vor- handener Warenvorräte. Daher ist diese Art des Kreditgeschäftes durchaus zu begrüßen. Neben die- sem Geschäft muß aber in nächster Zukunft noch der Produktionskredit für die Industrie treten, wenn nicht Einschränkungen in der Industrie eintreten,
Nr. 66/ Seite 8
vor allem aber eine Ausweitung der Industriepro- duktion nicht verhindert werden sollen.
Noch verderblicher als der ungemein hohe Zins- satz für Ausleihungen ist die große, dem Bank- apparat verbleibende Zinsspanne. Wenn die Ban- ken ihre Funktion, Sammelbecken ersparter Kauf- kraft zur Weiterleitung an die Bedarfsträger zu sein, wirklich erfüllen wollen, so muß die Hingabe von Ersparnissen an die Banken sich lohnen. Der Bankapparat kommt mit einer Zinsspanne von zwei Prozent aus. Wenn er selbst nur 2½ bis 3 Prozent Zins zahlt, braucht er auf der anderen Seite nicht Zinsen bis zu 9 Prozent zu empfangen. Die Spar- kassen wären mit niedrigeren Zinssätzen zufrieden gewesen. Die hohen Zinsen sind ihnen von den Landeszentralbanken vorgeschrieben worden. Diese Zinsen töten einen möglichen Wirtschaftsaufschwung im Keime ab. Deshalb müssen sie in Bälde auf ein vernünftiges Maß herabgeschraubt werden. Die Ver- dienstspanne der Banken kann von beiden Seiten her beschnitten werden, durch Erhöhung der Ein- lage- und Verminderung der Ausleihezinsen. Damit ist auch ein stärkerer Anreiz zur Hergabe von Sparkapital an die Banken gegeben.
Die Banken scheinen durch die hohe Zinsspanne sich möglichst schnell wieder Eigenkapital erwerben zu sollen. Es ist aber nicht einzusehen, warum sie schneller wieder zu großem Eigenvermögen kom- men sollen als die übrige Wirtschaft. Außerdem werden sie bei dieser großen Spanne nur wenig Geschäfte machen und also weniger verdienen, als wenn sie auf einer vernünftigen Spanne beharren. Schließlich sollte die Bildung des Zinssatzes der Konkurrenz der Banken und Sparkassen überlas- sen bleiben. In einer Zeit des allmählichen Abbaus der Zwangswirtschaft besteht gar kein Anlaß, auf diesem Gebiet künstlich hohe Verdienstspannen zwangsweise zu erhalten. Man überlasse es dem Appa- rat der Banken und Sparkassen, sich auf diejeni- gen Sätze einzuspielen, die ein für die Wirtschaft nützliches Arbeiten noch ermöglichen. Die Sätze müssen ohnehin aufgebaut sein auf den Diskont- sätzen der Landeszentralbanken, weil auch Banken und Sparkassen auf die Rückgriffsmöglichkeit bei den Landeszentralbanken angewiesen sind.
Wenn nicht in Bälde der Kredit verbilligt wird, sind ernstliche Störungen im Wirtschaftsleben zu befürchten. Dann fressen die Zinssätze all jene Ein- sparungen wieder auf, welche die Wirtschaft durch die Herabsetzung der Steuern hat machen können. Bedenklich ist auf jeden Fall der gegenüber den Haltung entspricht, Sparkassen ausgeübte Zwang, der der feindlichen welche die Währungsgesetz- gebung bedauerlicherweise den Sparkassen gegen- über eingenommen hat. Doch hoffen wir, daß hier- über das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
KURZNACHRICHTEN
Forstwirtschaftsplan für die französische Zone
TÜBINGEN. Im Wirtschaftsaufbauplan für die französische Zone ist nach den Vorschlägen der deutschen Sachverständigen für das Forstwirtschafts- jahr 1948/49 ein einmaliger Hiebsatz von 6,38 Mill. fm Derbholz vorgesehen. Nach Deckung des In- landbedarfes bleiben für den Export 1 399 000 fm, für die Erlöse von 15 Mill. Dollar errechnet wer- den. In Südbaden sollen 1,8 Mill. fm geschlagen werden, in Südwürttemberg 1,85 Mill. fm und in Rheinland- Pfalz 2,73 Mill. fm. Die gesamte Wald- fläche Südwürttembergs umfaßt 341 000 ha; in Süd- baden sind es 397 000 und in Rheinland- Pfalz 727 000 ha. Der normale Hiebsatz war in Südwürttemberg 1,6 Mill. fm, in Südbaden 1,8 und Rheinland- Pfalz 1,96 Mill. fm. In den Jahren 1936 bis 1945 betrug der Ueberhieb in Südwürttemberg 6,3 Mill. fm, in Süd- baden 7 Mill. und in Rheinland- Pfalz mehr als vier Jahreseinschläge. In den letzten 3 Jahren sind ins- gesamt 35 Mill. fm geschlagen worden. Das sind 16 Mill. fm über das normale Maß hinaus.
Vorübergehende Betriebsstillegung bei
Reemtsma
BADEN- BADEN. Die Zigarettenfabrik Reemtsma muß wegen der Absatzstockung infolge der hohen Tabaksteuer ihre Fabrikation bis auf weiteres ein- stellen. Größere Personalentlassungen glaubt die Firma jedoch vermeiden zu können, da laufende Arbeiten fortgesetzt werden müssen.
Bewirtschaftungskosten 0,14 Pfennig je Ei! KOBLENZ. Der Ernährungsminister von Rhein- land- Pfalz beabsichtigt, die Bewirtschaftung von Eiern aufzuheben, wenn die Erzeugungslücke durch die Einfuhr von Eiern geschlossen ist. Die Bewirt- schaftungskosten haben für 1948 0,14 Pfennig je Ei betragen.
Erneute Hortungen DÜSSELDORF. Der Korruptionskommissar in Nord- rhein- Westfalen, Werner Jacobi, teilte einem Pressevertreter mit, in verschiedenen Industriezwei- gen, vor allem in der Textilindustrie, habe er neue Hortungen festgestellt. Jacobi führt die Hortungen auf noch ungesicherte Rohstoffgrundlagen und er- wartete Preissteigerungen zurück. Diese Auffassung ist aber nach seiner Ansicht völlig abwegig, da in absehbarer Zeit erhebliche Textilbestände aus den Steglagern auf den Markt kommen werden.
Fortschritt im Außenhandelverfahren? FRANKFURT. Ein Sprecher der Außenhandels- abteilung in der Verwaltung für Wirtschaft teilte mit, in den nächsten Wochen sei ein entscheiden- der Fortschritt in den deutsch- alliierten Verhand- lungen über das Außenhandelverfahren zu erwar- ten. Die Außenhandelsabteilung führe zurzeit Be- sprechungen mit dem Ziel, die Devisenbewirtschaf- tung den deutschen Stellen zu übertragen.
Amerikanische Reifen billiger als deutsche MÜNCHEN. Das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft stellt fest, daß die aus den USA im-
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portierten Reifen um 18 bis 20 Prozent billiger seien als die in Deutschland hergestellten, wobei eine Untersuchung der Gestehungskosten allerdings fertigt seien. ergeben habe, daß die deutschen Preise gerecht-
40prozentige Gütertariferhöhung vom Ver-
kehrsausschuẞ gebilligt
FRANKFURT. Der Verkehrsausschuß des Wirt- schaftsrates billigte die von der deutschen Bahn- verwaltung vorgeschlagene Gütertariferhöhung. Wenn der Ueberwachungsausschuß des Wirtschaftsrates ebenfalls seine Zustimmung erteilt hat, treten die neuen Gütertarife in Kraft.
Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Handels zwischen Westzonen und Ostzone BERLIN. Für den Fall der Wiederaufnahme des Interzonenverkehrs sind von den zuständigen Stel- len der Westzonen und der Sowjetzone bereits weit- gehende Vorbereitungen für die Wiederherstellung des Warenaustausches getroffen. Zur weiteren Durch- führung der auf den Mindener und Berliner Ab- kommen beruhenden Lieferungen ist ein Verrech- nungsabkommen vorbereitet. Es handelt sich um ein reines Warenverrechnungsabkommen, während für ein Zahlungsabkommen die Voraussetzungen fehlen, da ein anerkanntes Wertverhältnis zwischen beiden Währungen nicht besteht.
1 Schilling= 20 bis 30 Deutsche Pfennig SALZBURG. Im illegalen Devisenhandel an der österreichisch- bayerischen Grenze werden für die DM( Westmark) nach anfänglichen heftigen Kurs- schwankungen zurzeit Kurse von 1 Schilling 20 bis 30 Pfennig bezahlt. Der illegale Umtausch er- folgt meistens nicht direkt, sondern über den Dol- lar. Auf legalem Weg kann kein Umtausch erfol- gen, es gibt also keinen offiziellen Kurs.
Verhandlungen Bizone- Oesterreich WIEN. Zwischen Vertretern der österreichischen Regierung und der JEIA finden zurzeit in Wien Be- sprechungen über die gegenseitigen Handelsbezie- hungen statt. Die Konferenz beschäftigt sich mit Zahlungsmodalitäten für den Austausch von Kohle und Kraftstrom, mit der Minderung der Handels- schranken zwischen den beiden Ländern und mit der Ueberprüfung des Grenzverkehrs.
Japanische und deutsche Fabrikationsgeheim- nisse im Dienste der australischen Wirtschaft CANBERRA. Nach einer Meldung des australi- schen Rundfunks hat der australische Handelsmini- ster Pollard im Einvernehmen mit der Kom- mission für den Fernen Osten gefordert, daß die Geschäftsgeheimnisse der japanischen Industrie, be- sonders der Textilindustrie, den australischen In- dustriellen und Technikern zugänglich gemacht wer- den.„ Wir haben", so sagte der Minister,„ eine Reihe wertvoller Geheimnisse der deutschen Indu- strie erfahren, und wollen auch von den japani- schen Fabrikationsgeheimnissen, namentlich der Wollindustrie, Kenntnis erhalten."
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