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12. August 1948.

SCHWÄBISCHES TAGBLATT

Amerika schickt Rußland die Rechnung

Von Heinz Liepman

Die Amerikaner sind der Ansicht, daß selbst politische Gegner wenn sie, wie die Rus- sen, darauf bestehen, Geschäfte zu machen- ihre Versprechungen und Abmachungen hal- ten sollten. Aus den geheimen Archiven der State and Commerce Departments in Wa- shington wurden soeben einige offizielle Zah- len und Tatsachen zur Veröffentlichung frei- gegeben, die eine in der Geschichte der zivili- sierten Menschheit einmalige Abmachung be- leuchten: auf die verzweifelten Bitten der Machthaber Rußlands lieh der ,, kapitalistische Erbfeind", die Vereinigten Staaten, den So- wjets Gold, Schiffe, Maschinen, Lebensmittel, Flugzeuge, Tanks, Medizinen und tausender- lei andere Dinge im Werte von über 11,5 Mil- liarden Dollar. Nur einmal haben es die Rus- sen der Mühe wert gehalten, sich zu bedan- ken. Im übrigen haben sie nicht eine einzige der Abmachungen des Vertrages eingehalten, und von dem Tage an, da sie die letzten Lie- ferungen erhielten, haben sie ihr Bestes ge- tan, um die Amerikaner zu provozieren.

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Marschall Stalin sagte dem Sonderbotschaf- ter Präsident Roosevelts, Harry Hopkins, im August 1941, daß Rußland ohne amerika- nische Hilfe den Krieg verlieren müsse. Als der amerikanische Kongreẞ dann das Leih- Pacht- Gesetz bewilligte, erklärten alle betei- ligten Ländereinschließlich Rußland daß die amerikanische Haltung beispiellos in der Geschichte dastehe. Die Amerikaner ver- zichteten auf Bezahlung aller Waren, die zur Führung des Krieges und während des Krie- ges benutzt würden. Nur solche Güter sollten zurückgegeben oder bezahlt werden, die bei Beendigung des Krieges vorhanden sein wür- den

und die für den Gebrauch der Zivil- bevölkerung benutzt werden könnten.

Man darf nicht vergesesn, daß das Leih- Pacht- Gesetz auf dem Prinzip gegensei- tiger Hilfeleistung aufgebaut war. Aber die russische Gegenleistung, obgleich sie mit den verzweifeltsten Mitteln hochgetrieben war, beträgt nur 2 213 000 Dollar. Während die Vereinigten Staaten dem britischen Weltreich unter dem Leih- Pacht- Gesetz fünfmal soviel gaben als sie empfingen, erhielten die Rus- sen fünftausendmal soviel als sie den Ameri- kanern gaben. Trotz der heiligen Zusicherun- gen und unterzeichneten Verträge haben sich die Russen vom Herbst 1945 bis Januar 1947 geweigert, eine Abrechnung auch nur zu dis- kutieren. Und dann hatten sie noch die Stirn, die ,, kapitalistischen Erbfeinde" der Wall- street um einen neuen Sechs- Milliarden- Kre-

dit zu ersuchen.

Erst als sich die Amerikaner schwerhörig zeigten, erklärten sich die Russen plötzlich bereit, die Abrechnung des Leih- Pacht- Ge- setzes zu diskutieren. Die erste Sitzung fand am 30. April 1947 statt, und zehn weitere bis zum 18. Juli 1947. Die amerikanischen Vor- schläge dieser letzten Sitzung versprach der Sowjetbotschafter an Stalin weiterzugeben. Sechs Monate später, im Januar 1948, kam endlich die russische Antwort an: die Sach- lage würde überprüft werden.

Für Lieferungen im Wert von 11,5 Milliarden Dollar verlangten die Amerikaner nur Bezahlung oder Waren im Wert von 2 Milliarden als Ausgleich für die Waren, die nach Beendi- gung des Krieges der russischen Zivilbevöl- kerung zugute gekommen sind. Die Russen sagen, daß der Betrag zu hoch sei, aber daß heute, nach drei Jahren( um die sie sel- ber die Verhandlungen verzögerten), der Wert des Friedensmaterials nicht mehr festgestellt werden könne.

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Es müßte zum Beispiel festzustellen sein, wo die 90 Frachtschiffe, die die Amerikaner den Russen während des Krieges liehen, geblieben sind und die 500 kleineren Schiffe, wie Eis- brecher, Minensuchboote, Fähren und Oel- tanker? Wo sind die Hunderte von Lokomo- tiven, Hochöfen, elektrischen Kraftstatio- nen...? Kann man wirklich von den Ameri- kanern erwarten, daß sie helfen, eine Wirt- schaft wieder aufzubauen, die sich in Höchst- touren auf einen Krieg mit den Vereinigten Staaten vorbereitet?

Tiermütter

Von Sofie Leis

Auf dem Gutshof hielten Mira, die lang- haarige Dackelhündin, und die graugetigerte Katze Nelli, die wackere Mäusefängerin in Stall und Scheune, freundwillige Nachbarschaft. Die beiden Tiere kannten sich seit geraumer Zeit; jedes wußte vom andern, daß auch dieses hier sein Heimatrecht hatte. Gewöhnung überbrückte Gegensätze, brachte wechselseitig näher, führte nach erstem, argwöhnischem Tasten und Wit- tern zu Duldung und gar zu einem gewissen kameradschaftlichen Vertrauen. Beide verband etwas wie Schicksalsgemeinschaft, selbst an der Futterschüssel fanden sie sich mitunter in einträchtigem Beisammensein.

Nun geschah es in warmen Frühsommer- tagen, daß alle zwei Mutterfreuden erlebten. Fast zu gleicher Zeit brachten Katze und Dak- kelhündin ihre Jungen zur Welt. Vier kleine bräunliche Wollknäuel lagen im Hundekorb bei der Haustür in der Sonne, und drei win- zige Kätzlein hatten ihr Nest in einer alten, unbenutzten Futterkrippe seitlich im Anbau der Scheune. Nelli hielt ihren Nachwuchs so gut versteckt, daß er erst eine Weile später entdeckt wurde; aber durch den Hof stol- zierend, machte sie bisweisen vor dem Hunde- korb mit neugierigem und verständigem Be- trachten Halt, gerade als wolle sie die kleinen Insassen der Dackelkinderstube gebührend be-

wundern.

Die Geschichte des Leih- Pacht- Gesetzes ent- hält viele interessante Daten. Nachdem Hitler am 22. Juni 1941 in Rußland eingefallen war, erhielt Rußland sofort Waren im Werte von 9 Millionen und kurze Zeit später Material im Werte von 22 Millionen Dollar. Obwohl die Amerikaner viel davon den Engländern versprochen hatten, gingen an die Russen im August Lieferungen im Werte von 123 Mil- lionen Dollar. Im Oktober 1941 bewilligte Präsident Roosevelt den Russen einen Kredit in Höhe von einer Milliarde Dollar. Dies ist das einzige Mal, daß Stalin einen Dankes- brief schrieb. Im Januar 1942 war die Mil- liarde bereits verbraucht und Rußland erhielt eine weitere Milliarde.

Im ganzen erhielt Rußland von den Ver- einigten Staaten 14 700 Flugzeuge, 7000 Tanks, 52 000 Jeeps, 375 000 Lastwagen, 35 000 Motor- räder. Außerdem ganze Fabriken( unter an- derem ein riesiges Werk für Autoreifen), Schiffe, Hochöfen, Lokomotiven und Kranken- häuser. Die Russen erhielten 2 670 000 Tonnen

Oel und Benzin, 8218 Luftabwehrgeschütze, 131 Millionen Maschinengewehre und Ersatz- teile, 15 Millionen Paar Schuhe und unzählige andere Waren.

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Die Männer in Washington haben oft be- tont, daß sie bereit gewesen wären, den Rus- sen die 11,5 Milliarden Dollar sogar ein- schließlich der 2 Milliarden Friedenswaren zu schenken, in respektvoller Anerkennung für die Leistungen der Russen während des Krieges.

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Für die riesigen Opfer, die die Amerika- wohlgemerkt: ner den Russen brachten, lange bevor die Amerikaner selber in den haben sie nur Vorwürfe Krieg eintraten und Beleidigungen geerntet. Obgleich noch nach der Beendigung des Kriegs die Ame- mit dem Rest der Leih- Pacht- Kre- rikaner dite, durch die UNRRA und private Organi- sationen über eine Milliarde Dollar in Geld und Waren nach Rußland schickten, verkün- deten die Russen, daß die amerikanische ,, im- perialistische Dollar- Diplomatie" zum Kriege gegen Rußland hetze.

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Copyright by A. F. G. Literary Agency, New York, 1948.

Tobruk lebt wieder auf

Die auf Grund ihrer Belagerung berühmt ge- wordene Stadt Tobruk in der Cyrenaika spielt vielleicht noch einmal für England eine wich-

führt, ist vollgestopft mit Wracks aller For- men und Größen. 130 abgetakelte Schiffe lie- gen im Wasser, angefangen von dem großen tige Rolle, indem sie Alexandria als großen Passagierdampfer ,, Liguria" im Süden des Ha- fens und dem Schlachtschiff San Giorgio"

Marinestützpunkt ersetzt. Daran werden alle der Beratungen über das künftige Schicksal ehemals italienischen Kolonien, die zurzeit statt- finden, wohl nichts ändern.

am

längsten

Tobruk war früher ein strategischer Außen- posten des italienischen Imperiums. Es be- wachte die Lebenslinie vom Mutterland zu den entfernten Territorien von Somaliland und Aethiopien und diente als Flankenschutz für das neu gewonnene Ackerland in Libyen. Später wurde die Stadt als die Festung berühmt, die in der militärischen Geschichte des britischen Staatenbundes einer Belagerung standhielt. Im Laufe von drei Jahren wechselnden Kriegsglücks, in de- nen die Gezeiten des Sieges von einem zum anderen hin und her fluteten, wurden ihre stolzen Bauten und ihre luftigen Kasernen in Trümmer verwandelt; ihr schöner, landum- schlossener Hafen war besät mit Wracks, ihre Landeplätze waren von Bomben und Grana- ten umgepflügt; ihr felsiges Gesicht von Kra- tern durchlöchert.

Jetzt wird es wieder aufgebaut; und viel- leicht wird es dazu vorbereitet, um in den strategischen Plänen für das Mittelmeer sei- nen Platz einzunehmen. Der Besitz von Stütz- punkten in Tobruk, Derna, Bengasi, Tri- polis und Malta würde England und seinen Verbündeten die Kontrolle der Durchfahrt durch das Mittelmeer ermöglichen und als Verteidigungsposten für ganz Nordafrika die- nen. Bei der heutigen Beweglichkeit wären die Wüsten, die Zentral- und Südafrika vom Mittelmeer trennen, kein großes Abschrek- kungsmittel für einen Angreifer. So ist es durchaus möglich, daß Tobruk erneut eine wichtige Rolle übernimmt.

Ich bin gerade in diese Stadt der Erinne- rungen zurückgekehrt. Als ich von der- schung auf die sich schlängelnden Straßen trat, gab es viele Mahnmale an die bitter- ernsten Tage der Belagerung, als das Afrika- korps die Stadt zehn lange Monate hindurch eingeschlossen hatte. Die australischen und britischen Infanteristen, die britische Artille- rie und die Tanks hielten durch, obwohl Nah- rung, Wasser und Munition knapp wurden, und die längste Zeit ohne Luftangriff, ob Tag oder Nacht, drei Stunden war.

Auf der Böschung oberhalb der Stadt, wo die Kämpfe oft besonders schwer waren, liegt der Abfall aus vielen Schlachten. Er wird nun als Schrott gesammelt. Ich sah das Hauptquartier des australischen Komman- deurs Hershead, das in den Höhlen des lang- Als gestreckten Hügels untergebracht war. Tobruk zum ersten Male eingenommen wurde, waren diese Höhlen voll von italienischem Wein, Käse und Munition.

Der Hafen, zu dem eine kurvenreiche Straße

indes die Menschen sich bereiteten, gegen die Flammen anzugehen, unternahm die Katze auf eigene Faust schon schnelle und entschlossene Rettung.

Durch brandigen Qualm vordringend er- reichte sie die Krippe, packte das erste ihrer Kinder beim Nackenfell und trug es auf den Hof; legte es in der Nähe der aufgeregt kläf- fenden Dackelhündin nieder mit einem Blick, der hilfeheischendes Vertrauen war. Mira aber schien alsbald die Absicht ihrer Katzenfreun- din zu begreifen. Sie hörte mit Bellen auf und beschnupperte eifrig das Katzenjunge, nun ganz ruhig, während ringsum die bewegte, lär- mende und hastige Tätigkeit des Feuerlöschens sie umgab.

Die Katze indes kehrte sogleich zur Scheune zurück, unbekümmert um beißenden Qualm, um Wasserstrahlen, Knistern und Zischen des Feuers, um die eilfertig tappenden Füße. Mit dem zweiten Kätzchen im Maul erschien sie aus der Wand brodelnden Rauchs, machte wie- den den Weg, schnaufend und ein wenig schwankend, zu Mira hin, sich ungesäumt ihrer Last entledigend und rückgewandt, auch das dritte Kind aus den Flammen zu holen.

im Norden bis zu über 100 Leichtern und kleinen Schiffen. Dicht an der Küste liegt das alte chinesische Kanonenboot ,, Ladybird", das schon in der ersten Zeit der Belagerung durch Sturzbomber versenkt wurde, das aber, ob- gleich fast untergetaucht, weiterhin die weiße Fahne wehen ließ und sein Geschütz bei je- dem Luftangriff bediente.

Nur ein Schiff wurde wieder gehoben das Frachtschiff ,, Draco", das bei dem Ver- such, Nahrung und Munition in die Garnison zu bringen, versenkt wurde. Jetzt arbeitet man an dem zweiten Schiff, einem Fracht- und Passagierdampfer.

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Wasser zum Trinken und Kochen ist in To- bruk für die britische Besatzung auf drei Gal- eine lonen täglich pro Person beschränkt Menge, die jenen, die während der Belage- rungszeit dort waren, ungeheuer hoch erschie- nen wäre. Damals war die Ration ein halbes Liter. Jetzt pendeln ständig zwei Tanker mit Trinkwasser aus dem Nil zwischen Aegypten

und Tobruk hin und her: 1941 hatte die Gar- nison nur

die kleine Branntweinbrennerei

oberhalb des Hafens, die das ständige Ziel der Stukas war, und eine Vielzahl selbstgebauter Destillierapparate aus Lastwagenkühlern, in denen Seewasser steril gemacht wurde.

Während die Stadt ihre Kriegsnarben lang- sam verliert, erwartet den Unvorsichtigen oben auf der ausgedehnten Böschung immer noch der Tod. Auf den Schlachtfeldern der Wüste wird immer noch lebensgefährliches Material weggeräumt. Die arabischen Arbei- ter, die mit dieser Aufgabe beschäftigt sind, leben in improvisierten Dörfern, deren zusam- mengeflickte Häuser aus Wellblech, Benzin- und anderen Kanistern, Seitenwänden von alten Autos und anderen anscheinend nutz- losen Materialen erbaut wurden.

Zerschlagene nutzlose Tanks, Panzerwagen und Flugzeuge werden in Schuttabladestellen gesammelt und zerkleinert. Der Export von Schrott( und Schwämmen) ist im Augenblick die Hauptindustrie des Hafens.

Die Gefahren dieser Räumungsarbeiten zei- gen sich in der Zahl der Verletzten, die in das britische Militärhospital gebracht werden. Die schwersten Unglücksfälle entstehen meist durch Minen, eine Anzahl aber auch beim Entschärfen von Granaten, bei denen die La- dung ausgebrannt und das Metall zur Wieder- verwendung in der Industrie verwendet wird. Deutsche Kriegsgefangene verdienten sich bis vor kurzem beim Minenräumen Repatri- ierungsscheine. Im letzten Jahr wu den 30 000 Tonnen Granaten, Bomben, Torpedos, Unter- wasserbomben und andere explosive Mate- rialien in die See geschüttet. Die Hauptgefahr bleiben die Landminen. Sie sind 500 Meter

streckte sie sich auf den Boden. Dann, noch einmal aufgereckt, beleckte sie zärtlich dasJunge; besorgt schien sie nach seinem Herzschlag zu horchen. Ihr Blick traf, schon erlöschend, die Dackelhündin mit verzweifeltem, inbrünstigem Flehen. Langsam kroch sie ein wenig abseits. Ein Krampf ging durch ihren Körper, ein Auf- seufzen kam. Indes die Gelenke sterbend sich entspannten, war es wie stille Befriedigung, daß sie ein schweres Werk glücklich vollendet wußte.

Nr. 66 Seite 5

Wahlen in Schweden

dpd. Am. 19. September wird Schweden die Zweite Kammer für die nächsten vier Jahre wählen. Im Wahlkampf geht es ausschließlich um innenpolitische Fragen. Es sind erst we- nige Wochen vergangen, seit sich sämtliche Parteien über eine schwedische Außenpolitik einigten, die jede Blockbildung und Allianz ablehnt, die nordische Zusammenarbeit aus- genommen. Alle Kritik der Opposition kon- zentriert sich deshalb auf die Wirtschaftspoli- tik der sozialdemokratischen Regierung Er- lander. Die Angriffe gelten vor allem dem Kreditabkommen mit der Sowjetunion, sie kritisieren die Erschöpfung der schwedischen Gold- und Devisenvorräte, die Drosselung der Bauwirtschaft, die Beschneidung des Imports tistiken und Zahlen verfolgen den Zweck, die usw. Mit viel Mühe zusammengetragene Sta- Wirtschaftspolitik der Regierung ad absurdum zu führen. Eine Wahlbroschüre der Volkspartei verlangt Auskunft darüber, wieweit die Re- gierung mit ihrem Sozialprogramm zu gehen beabsichtigt( ,, Dagens Nyheter" spricht von einem Stalingrad der Sozialpolitik"), und wendet sich vor allem gegen die Zwangswirt- schaft, die mit dem Schlagwort ,, Krangel- Sve- rige"( Schikane für Schweden) bedacht wird. Die Regierungspartei ist frühzeitig auf dem Plan erschienen. Sie verteidigt ihre Politik. In einer Broschüre wird ausführlich darge- legt, wo das schwedische Gold geblieben ist. Die großen Exportkredite und der riesige Ein- fuhrüberschuß der beiden letzten Jahre spie- len eine entscheidende Rolle. Zum Rußland- abkommen wird dargelegt, daß ja nicht die schwedische Regierung, sondern die Industrie die Sowjetaufträge ausführt. Die Regierung tritt lediglich als Garant für die Kredite auf. Im übrigen wendet sich die sozialdemokra- tische Schrift gegen das Argument der Oppo- sition, Schweden sei durch das Kreditabkom- men mit Rußland in eine konkursähnliche Si- tuation geraten.

Ueber die Wahlaussichten wahren alle Par- teien bemerkenswerte Zurückhaltung. 1940 hatten die Sozialdemokraten eine klare Mehr- heit. Sie verloren jedoch 1944 etwa 5 Prozent ihrer Wähler und damit die Majorität. Die Nutznießer waren hauptsächlich die Kommu- nisten. Es wird für unwahrscheinlich gehal- ten, daß es der Regierungspartei gelingen wird, wieder die Mehrheit zu erhalten, eher rechnet man mit einem weiteren Rückgang. Das gleiche Schicksal wird der Högre- Partei

( Rechtspartei) vorausgesagt, die zurzeit die zweitstärkste Partei ist, und auch bei den Kommunisten rechnet man mit einem Stim-

menrückgang, während man bei der Volks- partei und dem Bondeförbund( Bauernpartei) gewisse Erfolge für möglich hält.

Bei den letzten Reichstagswahlen entfielen 46,6 Prozent aller Stimmen auf die Sozial- demokraten, der Rest verteilte sich zu 15,9 Prozent auf Högre, 13,7 Prozent auf Bonde- förbund, 12,3 Prozent auf Folkeparti und 10,3 Prozent auf Kommunisten. Die Kommunal- wahlen von 1946 ergaben bereits eine gewisse Verschiebung. Der Anteil der Sozialdemokra- ten sank auf 44,4 Prozent, während Högre 14,9 Prozent, Bondeförbund 13,6 Prozent, Folke- parti 15,6 Prozent und die Kommunisten 11,2 Prozent erhielten. Seitdem hat sich allerdings in der Welt manches ereignet, was auf die kommunistischen Strömungen in Schweden abkühlend gewirkt hat. Bemerkenswert ist, daß das Wahlalter von 23 auf 21 Jahre herab- gesetzt worden ist.

weit an jeder Seite von Cyrenaikas Haupt- straßen entfernt worden, so daß Schafe und Ziegen zum Grasen und zum Markt geführt werden können, aber große verminte Flächen sind noch da. Man schätzt, daß noch 300 000 Minen weggeräumt werden müssen.

Langsam wird die Wüste gesäubert. Die me- tallenen Riesen, die Maschinen des Krieges, werden eingesammelt und zu Artikeln des Friedens umgearbeitet. Doch selbst wenn das letzte dieser Fahrzeuge und Flugzeuge in den Schmelztopf gewandert ist, wird der gepflegte weiße Friedhof von Tobruk bleiben als Er- innerung an schwere Tage.

( Reuter Features Ltd.)

Der Mensch und die Deutsche Mark

Ein Mensch prahlt, daß er sich nicht scher Um ein paar Markln hin und her. Doch plötzlich wandelt sich sein Sinn: Denn schon sind die paar Markln hin. Und für den Menschen fragt sich sehr: Wo kriegt er ein paar Markin her?

Ein Mensch hörts an der Haustür läuten. Wer mags wohl sein? Was solls bedeuten? Der Mensch hat vorerst keine Ahnung. Doch aufs Geratewohl als Mahnung Er streng zu seiner Gattin spricht: ,, Mehr als fünf Mark leih ich ihm nicht!" Eugen Roth

Bei Mira lag es, den Rest zu tun, daß das Opfer der tapferen Katzenmutter nicht ver- gebens blieb. Und unbeachtet im lärmenden Einher des Hofes, bis es gelungen war, den Brand niederzukämpfen, bis nur flockiger Rauch über der halbzerstörten Scheune schwebte, er- füllte sich ein Wunder von Mütterlichkeit: Die Dackelhündin übernahm die ihr aufgetragene Hexe als das personifizierte böse Prinzip des Jun- Pflicht, schleppte sorgsam die Katzenkinder in den Korb zu den eigenen Jungen, sie zärtlich umhegend. Durch allen Tumult ließ sie sich nicht beirren, als wüßte sie, mit Betreuung dieser Waisen sei die Verantwortung für drei neue Kinder auf sie gekommen.

Andern Morgens erst gewahrten die Leute auf dem Hof das seltsame Idyll. Sieben Tier- kinder lagen zueinander gebettet im Hunde- korb, vier kleine Dackelhunde und drei Kätz- lein, einträchtig saugend an der geduldigen Mira, die alle sieben mit der gleichen mütter- lichen Liebe umschloß.

Ein Windstoẞ fuhr auf. Balken stürzten pras- selnd und funkensprühend in der Scheune. Die Katze achtete nicht der Todesdrohung; sie schlüpfte vorbei an den Männern, die vom Scheunentor entwichen, da ein Feuerregen vor ihnen niederging. Ohne Zögern mitten in den Flammen, packte Nelli auch das letzte ihrer Jungen, das hübsch gesprenkelt war mit wohl von Vatererbe herrührendem, rötlichem Grund- ton des Fells. Halb betäubt war sie vom gif- tigen Qualm, keuchend, unsicher die Pfoten setzend. Funken knisterten im versengten Pelz. Mühsam gewann sie das geringe Wegstück über den Hof, Schritt für Schritt vorwärts- eine Ausstellung, die kürzlich in kämpfend mit versagender Kraft.

In dieser Zeit kamen die beiden Tiere zwei- fellos einander noch näher als zuvor. Man hätte meinen können, sie tauschten Erfahrungen, Sorgen und Ratschläge unter sich aus. Dann eines Abends war plötzlich Feueralarm auf dem Hof. Aus unerklärlicher Ursache, vielleicht durch Unvorsichtigkeit eines Landhelfers ver- schuldet, entstand in der Scheune ein Brand. Ehe man das Feuer gewahr ward, war die Noch kurz vor dem Ziel, wo die Dackel- Scheune von dichtem Qualm erfüllt. Nelli fand hündin gespannt wartend ihr entgegensah, ihre Jungen zwischen glimmendem Stroh von warf Erschöpfung sie nieder, die Last des Kin- unverhoffter, tödlicher Gefahr bedroht. Und des entglitt ihr, mit jappenden Atemstößen

Das ostzonale Knusperhäuschen Seit dem Zusammenbruch sind in Deutschland etwa 1400 Jugendbücher erschienen, wobei es sich allerdings zumeist um Nachdrucke, also um Neuauf- lagen seit langem begehrter und bewährter Titel handelt.

,, Das neue deutsche Kinderbuch" heißt der Berliner Staatsbibliothek eröffnet wurde und die einen in-

struktiven Ueberblick über diesen wichtigen Zweig unseres Verlagsschaffens gibt. Als Kuriosum zeigt man eine in Halle( Saale) erschienene Neufassung des Grimmschen Märchens ,, Hänsel und Gretel", die die Bodenreform zu popularisieren versucht, die

kertums" darstellt und mit den Worten ausklingt: ,, Die Hexe wurde enteignet und das Knusperhäus- chen für unsere lieben Kleinen beschlagnahmt".

Kulturelle Nachrichten

Der Senat der Universität München hat beschlossen, daß alle ordentlichen und außerordent- lichen Professoren zugunsten eines Studentenhilfs- fonds auf 30 Prozent des umgewerteten Hörgeldes aus dem letzten Semester verzichten sollen.

In Düsseldorf ist soeben eine Ausstellung zum worden. Der Mittelpunkt der Schau mit ihren 50 Plastiken darunter 10 Großbildwerken und 40 Statuetten und 30 Zeichnungen sollte das drei- figurige Beethovendenkmal sein, von dem aber nur eine Modellfotografie gezeigt werden kann.

Gedächtnis des Bildhauers Georg Kolbe eröffnet

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Der frühere Generalintendant der Berliner Staats- oper, Heinz Tietjen, wurde zum künstlerischen Leiter der Berliner Städtischen ernannt. Tietjen gilt als einer der besten Opernintendanten Deutschlands.

Oper

In Interlaken trat der Internationale Ver- band der Mittelschullehrervereinigungen zu einer Konferenz zusammen. Die deutschen Teilnehmer Träger, Hamburg, und Rodenstein, Braunschweig, berichten über den Stand der Schulreform und die Probleme der neuen Lehrerbildung in den vier Besatzung