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Demokratie ohne Parteien?
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Von Joseph Klingelhöfer In der Oeffentlichkeit
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- auch an dieser Stelle
ist in letzter Zeit immer wieder die Frage nach Wert und Berechtigung der politischen Parteien untersucht worden. Man hat in die- sem Zusammenhang gar schon von einer„ Krise der Parteien" gesprochen. Nun dieses letz- tere scheint uns eine Formulierung zu sein, die am Kern der Sache weit vorbeigeht. Insofern nämlich, als man von einer Krise erst dann sprechen kann, wenn eine bestimmte Entwick- lung sich vollzogen hat und im Gange dieser Entwicklung ein entscheidender Punkt erreicht ist. Kann man das von unseren Parteien sa- gen? Doch wohl kaum. Kennzeichnend für un- ser politisches Leben ist vielmehr, daß wir erst am Anfang einer Neuordnung stehen. Jeder Anfang ist schwer. Die Schwierigkeiten un- seres Neuaufbaus aber sind dazu mit unge- heueren Hypotheken aus unserer politischen Vergangenheit belastet.
Somit also keine Krise der Parteien, son- dern Anfangsschwierigkeiten, die sich aus un- serer besonderen Situation ergeben. Deren
Kennzeichen aber ist die absolute und allum-
fassende Unsicherheit. Aus ihr resultiert
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eine schon fast krankhaft zu nennende Furcht vor der persönlichen Entscheidung. Die Un- sicherheit unserer eigenen staatlichen und wirt- schaftlichen Entwicklung und nicht zuletzt die Unsicherheit des Ausgangs eines Machtkamp- fes zweier sich feindlich gegenüberstehender Weltanschauungen das sind die eigentlichen Wurzeln dieser Furcht. Welche Folgen ergeben sich für den einzelnen so fragt man, wenn er sich offen und aktiv zu einer politischen Partel bekennt? Ist unsere demokratische Ent- wicklung gewährleistet, oder werden wir vom östlichen Totalismus überrannt? Werden im letzteren Falle nicht neue Strafverfahren über uns verhängt- ähnlich der Entnazifizierung? Diese Bedenken haben einen Anschein von Berechtigung. Aber nur einen Anschein, denn es wird etwas ganz Wesentliches dabei übersehen. Nämlich der Nationalsozialismus
war keine Partei in unserem Sinne. Er war Bestandteil, ja tragendes Element des national- sozialistischen Unrechtsstaates. Unter seiner Aegide sind von einer terroristischen Minder- die Sühnemaßnahmen der Entnazifizierung richten Die Maßnahmen selbst müssen alle
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
Britische Erklärungen zum Flugzeugunglück
Bevin verlangt Schadenersatz/ Zensur der westdeutschen Zeitungen BERLIN. Der britische Bericht über das Die Flußschiffahrt zwischen der britischen
Flugzeugunglück von Gatow wurde an Gene- ral Dratwin, den Vertreter Marschall Soko- lowskis, weitergeleitet. In dem Bericht der bri- tischen Untersuchungskommission heißt es: " Das Unglück ist durch das Verschulden des sowjetischen Jägers entstanden, der sich nicht an die Luftfahrtbestimmungen gehalten hat. Die Ueberprüfung der Trümmer des sowjeti- schen Flugzeuges hat erwiesen, daß das Fahr- gestell im Augenblick des Zusammenpralls über Gatow nicht ausgefahren war. Folglich war der Jäger nicht im Begriff zu landen, als das Unglück geschah."
Außenminister Bevin erklärte im Unter- haus, die Verantwortung für den Zusammen- stoß falle in keiner Weise auf den Flugzeug- führer der britischen Maschine. Die britische Regierung werde von der Sowjetregierung Schadenersatz verlangen. ,, Ich bin sicher, daß die Sowjetregierung sich vernünftig zeigen wird, und ich will mich nicht zu irgend wel- chen Drohungen hinreißen lassen."
des Gatower Flugzeugunglücks hat ihre Ar- Die sowjetische Untersuchungskommission beit ebenfalls beendet. In ihrem Bericht wird die Schuld an dem Zusammenstoß dem briti- schen Flugzeug zugeschrieben.
Eine Entführung in Wien. WIEN. Der amerikanische Nachrichtendienst berichtete von dem Versuch dreier Sowjetoffi- ziere in Zivil, eine staatenlose verschleppte Frau aus der amerikanischen Zone Wiens zu entführen. Durch das Eingreifen der inter- allierten Militärpolizei ist der Versuch ver- eltelt und die Frau in Freiheit gesetzt worden. Der amerikanische Hochkommissar Oesterreich, General Keyes, protestierte in einem Schreiben an den sowjetischen Hoch- kommissar gegen die Entführung und stellte fest, daß die drei russischen Offiziere entgegen den Bestimmungen im amerikanischen Sektor Waffen trugen.
für
Das sowjetische Tassbüro in Wien meldete zu dem Vorfall, daß es sich um eine Sowjet-
helt Verbrechen verübt worden, gegen die sich bürgerin handle, die unter falschem Namen in dle US- Zone geflüchtet sei, da sie wegen Ver- brechen vor Gericht gestellt werden sollte. Ein sowjetischer Offizier sei von einem amerika- nischen Soldaten mißhandelt worden. Die So- wjetkommandantur hat deswegen und wegen der ungesetzlichen Verhaftung scharfen Pro- test eingelegt.
Fehler an sich tragen, die einem schematischen Verfahren anhaften. Das ist erkannt, steht aber hier nicht zur Diskussion. Wichtig ist viel- mehr die Erkenntnis, daß sich die Strafmaß- nahmen der Entnazifizierung nie gegen die Parteizugehörigkeit richten, sondern daß Unrecht gesühnt werden soll, das durch diese Partei und in ihrem Namen begangen worden ist. Glaubt aber irgend jemand, daß un- sere heutigen freiheitlichen Parteien Un-
recht begehen
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daß sie Konzentrations- lager einrichten, Menschen wegen ihrer Ras- sen- oder Religionszugehörigkeit verfolgen werden? Der Gedanke ist absurd. Wo aber kein Unrecht begangen wird, da kann auch keine Strafe verhängt werden!
Ueber Bedenken dieser Art steht aber schließ- lich die unerbittliche Notwendigkeit, der Welt unsere demokratische Entwicklung glaub- haft zu machen. Wie könnten wir das aber, wenn wir sie uns selbst nicht glauben? Wenn wir uns ängstlich hinter der Anonymität etwa einer Partei der Parteilosen" in Italien
heißt sie Uomo qualunque",„ Herr Jeder- mann" verkriechen, um nur ja in keiner Partei gewesen zu sein? Haben wir dann noch ein Recht, uns darüber zu beklagen, daß beispiels- weise in Italien die staatsrechtliche und wirt- schaftliche Entwicklung so viel welter gedie- hen ist, obwohl der Werdegang Hitlers und seiner sogenannten Partel höchstwahrschein- Hch ganz anders verlaufen wäre, wenn Hitler an Mussolini keinen Bundesgenossen gehabt hätte? Diese Gegenüberstellung zeigt so recht, an was es bei uns fehlt: Vertrauen zu unseren freiheitlichen Parteien, die allein die Faktoren unserer politischen Willensbildung sein kön- nen, und Ueberwindung der Wahlmüdigkeit. Solange wir uns nicht dazu aufraffen, bekämp- fen wir uns selbst, behindern wir die Einfü- gung in die Gemeinschaft der freien Nationen.
DIE FLUCHT
S
VON JOHN STEINBECK
Mit Genehmigung des Desch- Verlags, München ,, Nur zehn sind noch da", sagte sie warnend. Du mußt sparsam mit ihnen umgehen." Emilio steckte seinen Kopf zur Tür herein: Qui'st' 1 caballo, Mama."
Leg ihm den Sattel von dem andern Pferd auf. Binde die Decke fest. Hier das Dörrfleisch. Häng' es an den Sattelknopf."
Pepé stand immer noch stumm und verfolgte seiner Mutter ruhelose Geschäftigkeit. Sein Kinn sprang energisch vor und seine Mäd- chenlippen waren fest aufeinandergepreßt und schmal. Seine kleinen Augen verfolgten Mama fast argwöhnisch durch das ganze Zimmer.
Rosy fragte zaghaft: Wohin geht Pepé?" Mamas Augen bekamen einen finsteren Aus- druck. Pepé geht auf eine Reise. Pepé ist Jetzt ein Mann. Er muß handeln wie ein Mann." Pepé straffte seine Schultern. Sein Mund verzog sich, bis er genau Mamas Mund glich. Endlich waren die Vorbereitungen beendet. Der beladene Gaul stand vor der Haustür. Von dem Wasserbeutel zog sich eine feuchte Spur über die Schulter des Falben.
Der österreichische Nationalrat ist zusam- mengetreten und hat nach eingehender De- Nationalsozialisten angenommen. Einer der Ab- batte das Amnestiegesetz für minderbelastete geordneten bezeichnete die Amnestie als einen Akt der staatspolitischen Notwendigkeit zur Wiederherstellung des inneren Friedens in Oesterreich. Das Amnestiegesetz hat keine rückwirkende Kraft. Es befreit die Minder- belasteten von finanziellen Sühnemaßnahmen und hebt die Berufsverbote auf.
Minister besprechung mit M. Sabatier BADEN- BADEN. Die drei Ministerpräsiden- ten der französischen Zone und die Gouver- neure der Länder haben mit dem Directeur General Sabatier Fragen des Marshall- Plans und zusammen mit den Landwirtschafts- ministern Probleme der Fleischbelieferung und der allgemeinen Versorgung besprochen.
General Navarre, der seit fast drei Jah- ren der nächste Mitarbeiter von General Koe- nig war, hat Baden- Baden verlassen, um das Kommando einer Division in Constantine zu übernehmen.
Um das Enthoitungsgesetz FRANKFURT. Die Aussichten auf eine Eini- gung zwischen der CDU- und der SPD- Frak- tion des Wirtschaftsrats in der Frage des Ent- hortungsgesetzes sind gering. Die SPD- Frak- tion hat den von der CDU vorgelegten Ent- wurf, der als Verhandlungsgrundlage dienen sollte, abgelehnt ,,, weil er überhaupt keine sachliche Basis biete". Nach dem Entwurf sollte jeder, der Gegenstände der gewerblichen
thm ein. Und vergiß auch nicht deine Gebete." Sie legte ihre abgemagerten Hände auf Pepés Schultern, stellte sich auf die Fußspitzen und gab ihm auf beide Backen einen förmlichen Kuß und Pepé küẞte sie auf beide Wangen. Dann trat er zu Emilio und Rosy und küẞte sie beide auf die Wangen.
Er schien nach einem Zeichen der Sanftmut, Pepé wandte sich wieder an seine Mama. einem Zeichen der Schwäche bei ihr zu suchen. Seine Augen blickten verlangend, aber Mamas Gesicht blieb finster,„ Geh' jetzt", sagte sie. zu werden." , Warte nicht, um wie ein Kücken eingefangen
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Pepé schwang sich in den Sattel.„ Ich bin ein Mann!" sagte er.
hügelaufwärts in Richtung auf den kleinen Es war beim ersten Frührotschimmer, als er Canyon ritt, durch den ein Saumpfad in die Berge führte. Mondschein und Tageslicht kämpften miteinander, und beim Wettstreit dieser beiden Lichter konnte man nur undeut- lich sehen. Ehe Pepé hundert Meter zurück- gelegt hatte, verschwanden die Umrisse seiner Gestalt im Dunste und lange bevor er in den Canyon einbog, war er zu einem grauen, un- bestimmten Schatten geworden.
Mama stand steif vor ihrer Türschwelle, und neben ihr standen Emilio und Rosy. Dann und wann warfen sie Mama einen verstohlenen Blick zu.
Als Pepés grauer Schatten mit der Berg- lehne verschmolz und unsichtbar wurde, sank Mama in sich zusammen. Sie stimmte die schrille, weinerliche Totenklage an., Unser schöner
Der Mondschein verblaßte im Morgengrauen und der riesige bleiche Mond berührte fast das Meer. Die Familie stand neben dem Block- haus. Mama trat dicht vor Pepé hin:„ Gib acht, mein Sohn! Mach' nirgends halt, bis es wieder dunkel ist. Schlafe nicht, selbst wenn du todmüde bist. Gib acht auf den Gaul, da- mit er nicht vor Mattigkeit stehen bleibt. Ver- giß nicht, sparsam mit den Kugeln umzugehen es sind nur zehn da. Stopf dir nicht den Bauch mit Dörrfleisch voll, sonst macht es dich krank. Iẞ ein Stückchen Fleisch und fülle dei- nen Magen mit Gras. Wenn du die hohen Berge erreichst und wenn du einen von den schwarzen Wachtposten erblickst, nähere dich Emilio und Rosy standen verwirrt im Mor- Ihm nicht und laẞ' dich auf kein Gespräch mit gengrauen. Sie hörten Mama in dem Hause
unser tapferer", jammerte sie. ,, Un- ser Beschützer, unser Sohn, er ist gegangen." Es war der übliche Klagegesang. Er stieg zu einem hohen, durchdringenden Wimmern an und endete in einem leisen Stöhnen. Mama wiederholte die Klage dreimal, dann wandte sie sich um und betrat das Haus und verschloß die Tür.
und der sowjetischen Zone ist durch die bri- tische Militärregierung, wieder eingestellt wor- den, da 19 Elbkähne von den sowjetischen Kontrollposten in Wittenberg angehalten und wieder nach Berlin zurückgeschickt worden waren. Die britische Militärregierung hat da- gegen bei den Sowjetbehörden Protest einge- legt.
Von 5136 Anträgen für den Warentransport von Berlin nach den Westzonen sind bis zum 15. April von der sowjetischen Kommandantur 3796 genehmigt worden. Nicht erlaubt wurde die Ausfuhr für 14 000 t Buntmetall, Industrie- ausrüstungen, Werkbänke und Baumaterialien.
Laut Verfügung der SMA müssen Zeitungen und Zeitschriften aus dem Westen vor ihrer Verbreitung in der Ostzone den Volksbildungs- ämtern zur Ueberprüfung vorgelegt werden.
Die amerikanische Militärregierung veröf- fentlichte eine Teilliste von 83 Männern und 7 Frauen, die seit 1945 in Berlin verschwun-
den sind.
tärgouverneurs, General Hays, erklärte, daß die Meldungen über die Schaffung einer west- deutschen Armee kein Fünkchen Wahrheit ent- hielten.
Der Stellvertreter des amerikanischen Mili-
Wirtschaft hortet oder hamstert, mit Gefäng- nis oder einer Geldstrafe in unbeschränkter Höhe bestraft werden. Die Frage des Enthor- Plenarsitzung des Wirtschaftsrats behandelt tungsgesetzes soll nunmehr in der nächsten
werden.
Der amerikanisch- britische Transportaus- schuß zur Wiederbelebung des Transport- wesens in der Bizone hat seine erste Sitzung abgehalten und hierin den Mangel an Fach- arbeitern, Material und Versorgungsgütern besprochen.
Säuberungsergebnisse in der Ostzone
BERLIN. Die politische Reinigungsaktion in der Ostzone kann nunmehr als abgeschlossen betrachtet werden. 520 000 Naziaktivisten sind leitender Stellungen enthoben worden, 11 000 wurden entlassen, über 10 000 in untergeord- neten Stellen beschäftigt und 44 000 von wich- tigen Posten ausgeschlossen. Ehemaligen no- „ mit allen fortschrittlichen Kräften gemein- minellen Pgs sei jetzt die Möglichkeit gegeben, lands, des Wiederaufbaus und der Verständi- sam an den großen Zielen der Einheit Deutsch- gung der Völker mitzuarbeiten".
Im Rahmen der Bodenreform in der Ostzone sind bis Ende des Jahres 1947 6807 Junker und Großgrundbesitzer enteignet worden; bauern verteilt. 2 917 826 ha Land wurden an 466 065 Neu-
Von den Prozessen RASTATT, Wegen der im KZ Leonberg ver- übten Tötungen und Mißhandlungen wurde der Lagerschreiber zum Tode, zwei Angeklagte zu lebenslänglichem Zuchthaus, sowie sechs weitere zu Freiheitsstrafen von zehn Jahren Zuchthaus bis zu zwei Jahren Gefängnis ver- urteilt. Vier Angeklagte wurden freigesprochen. besonders durch sein Buch„, Bis zum bitteren FRANKFURT. Dr. Bernd Gisevius, der Ende" bekannt geworden ist, ist aus Genf in Deutschland eingetroffen, um in Hamburg als Zeuge im Prozeß zwischen Frau von Blom- Die Frau des ehemaligen Reichskriegsministers berg und dem Verlag Classen aufzutreten. hat den Verlag wegen der Veröffentlichung von Gisevius' Buch, darin ihr ein unmoralischer Lebenswandel vorgeworfen wird, gerichtlich
verklagt.
WIESBADEN. Der bekannte Großindustrielle Fritz Thyssen und seine Frau, die 1931 der NSDAP beitrat, werden sich in Kürze vor der Sp hkammer zu verantworten haben. Beide hatten bisher geltend gemacht, daß keine Spruchkammer über sie Recht sprechen könne, da sie 1940 auf Anordnung Hitlers die deutsche Staatsangehörigkeit verloren hätten. Die Mili- tärregierung verfügte aber, daß sie sich trotz- dem für die Unterstützung des Nationalsozia- lismus zu verantworten hätten.
jammern. Sie gingen und setzten sich auf die Klippe über dem Meere. Sie preßten ihre Schultern aneinander.
, Wann ist Pepé ein Mann geworden?" fragte Emilio.
,, Gestern abend", sagte Rosy. ,, Gestern abend in Monterey." Die hinter den Bergen empor- lagernden Wolken rot. steigende Sonne färbte die auf dem Meere
men", sagte Emilio.„ Mama wird keine Lust ,, Wir werden heute kein Frühstück bekom- zum Kochen haben." Rosy antwortete ihm nicht. ,, Wo ist Pepé hingeritten?" fragte der
Bruder.
Rosy ließ ihre Augen umherschweifen. Sie bezog ihre Kenntnisse aus der ruhigen Luft. wieder zurückkommen." „ Er ist auf eine Reise gegangen. Er wird nie
,, Ist er tot? Glaubst du, daß er tot ist?" Ein kleiner Dampfer, eine Rauchwolke hinter Rosy blickte wieder auf das Meer hinaus. sich herziehend, glitt über den fernen Hori- zont.
,, Er ist nicht tot", erklärte Rosy. ,, Noch nicht." Pepé legte die lange Flinte quer vor sich über den Sattel. Er ließ den Gaul nach dessen Gutdünken bergauf steigen und blickte nicht zurück. Der steinige Hang bekleidete sich mit einem Mantel niedrigen Buschwerks, so daß Pepé den Zugang zu dem Saumpfad leicht fand und in ihn einbog.
An der Mündung des Canyons angelangt, drehte er sich auf dem Sattel um und schaute zurück, aber das dunstige Licht hatte die Hof- gebäude verschluckt. Pepé trabte weiter. Die hohe Wand des Canyons schloß sich hinter ihm. Sein Gaul reckte den Hals und stöhnte und trottete den Pfad entlang. Es war ein viel- begangener Weg aus dunkler weicher Laub- erde, untermischt mit Sandsteintrümmern. Der Pfad wand sich um die vorspringende Schulter des Canyons und fiel dann steil zum Flußbett ab. An den seichten Stellen floß das. Wasser, von den ersten Strahlen der Morgen- sonne vergoldet, langsam dahin. Kleine runde,
23. April 1948
Kleine Weltchronik
STUTTGART: Der Vater des von einem amerika- nischen Militärgericht im Januar 1947 zum Tode ver urteilten Siegfried Kabus hat ein Gnadengesuch an Präsident Truman gerichtet. Kabus hatte bekannt- Hch Sprengstoffanschläge auf Spruchkammern in Stuttgart, Eẞlingen und Backnang verübt.
MÜNCHEN. Der ehemalige Bundesführer des frü. heren amerika- deutschen Volksbundes, Fritz Kuhn,
ist in Abwesenheit als Hauptschuldiger zu 10 Jahren Arbeitslager und Einzug des Vermögens verurteilt worden.
MÜNCHEN. Seit der Regierungsumbildung in der Tschechoslowakei sind 1404 Tschechoslowaken beim Illegalen Grenzübertritt nach Bayern registriert worden.
MÜNCHEN. Die bayerische Regierung wird in Kürze einen Gesetzentwurf über die Wiederauf- nahme von Pensionszahlungen an ehemalige Wehr- machtsangehörige ausarbeiten.
MÜNCHEN. Die höhere Beamtenschaft in Bayern besteht nur noch zu 60 Prozent aus Bayern. NÜRNBERG. 27 Studenten der Juristischen Fakul- tät der Universitäten Frankfurt und Göttingen ha- ben die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse be- sucht und konnten anschließend mit Vertretern des Gerichts diskutieren.
BERLIN. Das im sächsischen Landtag gebilligte Gesetz zum Schutze der sorbischen Bevölkerung ist auf dem Kongreß der sorbischen Bevölkerung Sach- sens verkündet worden.
BERLIN. Der Vorsitzende der Ostzonen- CDU ist in Frankfurt am Main eingetroffen, um während des Wahlkampfes in verschiedenen hessischen Städten zu sprechen.
bundes wird der FDGB der Sowjetzone zwei Ver- BERLIN. Auf Einladung des Weltgewerkschafts- treter zu der vom 5. bis 10. Mai in Rom stattfinden-
den Vorstands- und Exekutivsitzung entsenden. schaftsorganisation der Generalstreik ausgelöst wor-
LONDON. In Singapur ist durch die Gewerk-
den.
PARIS. Der Moskauer Rundfunk berichtet, daß. das Zentralkomitee der kommunistischen Jugend- organisationen in der UdSSR dem Jugendbund in der Provinz Woroschllowgrad wegen schlechter Or ganisierung der Propaganda unter der Jugend des Donezbeckens einen scharfen Verweis ausgespro- chen hat.
PARIS. Im Rahmen des französisch- spanischen Wirtschaftsabkommens ist die Errichtung einer di- rekten Eisenbahn- und Trajektverbindung zwischen Casablanca und Paris vorgesehen.
DEN HAAG. Auf Einladung des holländischen Generalstabschefs ist der französische Oberbefehle-
haber in Deutschland, General Koenig, zu einem fünftägigen Besuch am vergangenen Montag in den
Niederlanden eingetroffen.
als letzte osteuropäische diplomatische Mission in
LISSABON. Die jugoslawische Gesandtschaft ist
Portugal geschlossen worden.
GENF. Die Konferenz für die Freiheit des Nach- richtenwesens hat ihre Arbeit beendet. Der Vor-
sitzende sagte, daß die Ergebnisse die Erwartungen
weit überträfen.
Unterricht vorübergehend eingestellt, well im Trep- WIEN. In einer Salzburger Oberschule wurde der penhaus die Wände mit Hakenkreuzen bemalt wor-
den waren.
WARSCHAU. Delegierte von 20 ausländischen Na- tlonen nahmen an der Einweihung eines Denkmals zum Andenken an den Aufstand im Warschauer Ghetto anläßlich des 5. Jahrestages des Aufstandes teil.
lung hat einen Gesetzentwurf angenommen, nach
BELGRAD. Die jugoslawische Nationalversamm-
dem die Militärdienstpflicht von drei bzw. vier Jah- ren um je ein Jahr herabgesetzt wird.
WASHINGTON. Die Flüchtlingsorganisation IRO gibt bekannt, daß in Deutschland, Oesterreich und Italien noch rund 900 000 Zwangsverschleppte unter-
gebracht sind.
WASHINGTON. Die Atomkraftkommission der USA hat bekanntgegeben, daß im Pazifik ein neuter Atombombenversuch durchgeführt worden ist. LAKE SUCCESS. Der jugoslawische Delegierte hat die UN davon in Kenntnis gesetzt, daß vom 1. Januar bis 31. März amerikanische Flugzeuge 21mal jugoslawische Grenzorte überflogen haben.
MEXIKO. An der Landesuniversität und den Uni- versitätsvierteln von Mexiko sind Studentenunru-
mit
hen ausgebrochen. Der Rektor wurde in sein Zim- mer eingesperrt und Polizisten versuchten, Flammenwerfern die mit Steinen bewaffneten Stu- denten in Schach zu halten.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Dr. Helmut Kiecza( z Zt. im Urlaub) u Joseph Klingelhöfer Weitere Mitglieder der Redaktion: Monatlicher Bezugspreis einschl Trägerlohn 1.50 RM., durd
die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pig. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
auf dem Grunde liegende Steine waren von rotbraunem Moos wie von Rost überkleidet. An den sandigen Uferrändern gedieh die hohe wilde Minze, während im Wasser selbst die Brunnenkresse, alt und zäh, üppig in Samen geschossen war..
Der Pfad führte in den Fluß und tauchte auf dem jenseitigen Ufer wieder empor. Das Pferd patschte in das Wasser und blieb stehen. dem fließenden Wasser saufen. Pepé lockerte die Zügel und ließ den Gaul von
Bald wurde die Schlucht abschüssig, und die erste riesige Schildwache immergrüner Se- quoien bewachte den Saumpfad, mächtige rote Stämme mit einem Laubwerk, so grün und zart wie Farne. Im Augenblick, da Pepé unter den Bäumen untertauchte, verschwand die Sonne In dem matten Grün des Unterholzes spielte ein purpurnes, würziges Licht. Stachelbeer- umsäumten das Flußbett, und zu Häupten be sträucher und Brombeerbüsche und hohe Farne rührten sich die Zweige der Sequoien und
sperrten den Himmel aus.
Pepé frank aus dem Wasserbeutel; dann griff er in den Mehlsack und entnahm ihm einen schwarzen Streifen Dörrfleisch. Seine weißen Zähne nagten von dem Fleisch ein Stück ab. Er kaute bedächtig und nahm hin und wieder einen Schluck aus dem Wasser- beutel. Seine kleinen Augen waren schlaftrun- ken und schwer, aber die Muskeln seines Ge- sichts waren gespannt. Die Erde des Weges schimmerte schwarz. Sie gab unter den stamp- fenden Hufschlägen einen dumpfen Klang.
Der Fluß wurde reißender. Kleine Wasser- fälle schäumten über die Steine. Ueber das Wasser neigten sich fünffingrige Farne und von ihren Blattspitzen tropfte Sprühregen, Pepé hockte halb über den Sattel gebeugt und ließ das eine Bein schlenkern. Er pflückte von einem Baum ein Lorbeerblatt und steckte e ein paar Sekunden in den Mund, um den Nach- geschmack des ausgetrockneten Dörrfleisches zu verscheuchen. Die Flinte hielt er nachlässig quer über den Sattelknauf.
( Forts, folgt)
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