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SCHWÄBISCHES TAG BLATT

,, Protokoll M"- eine Kampfansage?

DORTMUND. Eine Geheiminstruktion des Zentral- komitees der KPD an alle Parteifunktionäre, das Anweisung gibt für den Winterkampf, insbesondere für die Durchführung einer allgemeinen Streik- bewegung im Februar und März 1948, ist nach einer Meldung aus Dortmund aufgefunden worden. Nach dieser Meldung ist Zweck des Kampfes die Läh-

mung des europäischen Produktionszentrums im Ruhrgebiet. Die Instruktion, die unter dem Namen ,, Protokoll M" läuft, ordnet u. a. folgendes an: ,, Der Kernpunkt des Winterkampfes ist die Bre- chung des monopolkapitalistischen Angriffs durch den sogenannten Marshall- Plan. Der bevorstehende

schichte der deutschen Arbeiterklasse sein. Es darf kein Zweifel darüber herrschen, daß um des End-

nichts anderes als ein außenpolitisches Ringen, das sich ohne Rücksicht auf eine bestehende Gemeinschaftsorganisation zwischen den Ver- tretern der vier sogenannten Weltmächte in der Atmosphäre reiner einzelstaatlicher Ge- gensätze abspielte. Die Kampfmittel und -methoden waren die gleichen, die bereits im alten Staatensystem gehandhabt worden sind. aber neu war, daß sich neben der Staatskunst interessenpolitischer Sachlichkeit, die sich ihrer völkerrechtlichen Bindungen und Ver- antwortlichkeiten bewußt ist, eine Staats- kunst der Demagogie breit machte, die von einer allgemeinen kommunistischen Offensive begleitet war und der es nur darauf ankam, Winter wird die entscheidende Epoche der Ge- die Schuld an dem von vornherein gewollten Zusammenbruch der Konferenz vor einer ur- teilslosen Weltöffentlichkeit zu verschleiern. Daß angesichts dieser eindeutigen verstän- digungsfeindlichen Haltung des sowjetischen Partners die andern auf einen um so engeren Zusammenschluß gedrängt werden, kann nicht ausbleiben. Neuen außenpolitischen Ausein- andersetzungen innerhalb dieser westeuro- päischen" Gruppe ist damit Raum gegeben, ohne daß die schon vorhandenen im gering- sten an Bedeutung verloren haben, und es könnte sogar sein, daß der Bereich der Ver- einten Nationen zum bevorzugten Kampfolatz wird. In jedem Falle wird eine außenpolitische Hochkonjunktur die Völker weiter in Atem halten an erster Stelle das deutsche, über dessen Schicksal dabei entschieden wird.

Von

Streit um Revolutionsfeiern BERLIN. Bei der Aussprache über die gemein- same Feier zur Erinnerung an die März- Revolution 1848 kam es in der Berliner Stadtverordnetenver- sammlung zu heftigen Auseinandersetzungen zwi- schen der SED und den anderen Parteien. SED- Seite wurde gefordert, man müsse dieser Par- tel einschließlich dem Freien Deutschen Gewerk- schaftsbund und dem Kulturbund bei den Revolu- tionsfeiern besondere Demonstrationsrechte ge- währen, da vor 100 Jahren nur die schaffende Be- völkerung auf den Barrikaden gestanden" hätte.- Trotz Drohungen der SED, sich an den Feiern nicht zu beteiligen, wurde schließlich beschlossen, den 18. März zum gesetzlichen Feiertag zu erklären und den von der SED vorgeschlagenen Massen- marsch durch Berlin bis zu den Gräbern der März- Gefallenen zu unterlassen. Außerdem soll gegen die Stimmen der SED am 18. März eine Berliner Hochschule für Politik konstituiert werden, da in der Berliner Universität nur Zwangsvorlesungen nach SED- Richtlinien und von SED- Professoren ab- gehalten werden".

Ein Vertreter der SPD nannte es ein böses Omen, daß man sich schon jetzt über die Märzfeier streite. Die SPD wünsche die politische Propa- ganda der SED von den offiziellen Feierlichkeiten fernzuhalten. Dieser Erklärung schlossen sich tu- multuarische Szenen an, die beinahe in ein Handge- menge zwischen SPD und SED ausarteten.

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Külz und Lieutenant unerwünscht FRANKFURT. Der Koordinierungsausschuß der demokratischen Parteien Deutschlands hat am ver- gangenen Sonntag in einer Entschließung mit 13 gegen 6 Stimmen der Vertreter der Ostzone dem ersten und dem zweiten Vorsitzenden der LDP in der Sowjetzone, Dr. Wilhelm Külz und Artur Lieutenant, ohne Nennung der Namen nahe- gelegt, die Konsequenzen aus ihrem den Wünschen der sowjetischen Besatzungsmacht gezeigten Oppor- tunismus zu ziehen. Nach der Abstimmung verlie- Ben die Vertreter der Sowjetzone den Saal. Der Vorsitzende des Ausschusses, Dr. Theodor Heuß, hatte Dr. Külz schon vorher nahegelegt, an der Sitzung nicht teilzunehmen.

6 Verteidiger verhaftet NÜRNBERG. Am vergangenen Freitag wurden 6 deutsche Verteidiger im Krupp- Prozeß wegen ,, mangelnder Achtung gegenüber dem Gericht" festgenommen. Sie waren am Nachmittag desselben Tages den Verhandlungen ferngeblieben, nachdem es am Vormittag zu einem Zusammenstoß zwi- schen einem der Verteldiger und dem englischen Richter gekommen war. Der Richter hatte den An- walt Dr. Schilf aus dem Gerichtssaal verwiesen, nachdem dieser immer wieder beantragt hatte, die Verteidiger zu den Vernehmungen von Zeugen außerhalb des Gerichtes zuzulassen.

Sämtliche Verteidiger hatten darauf mit dem aus dem Gerichtssaal verwiesenen Anwalt den Sitzungs- saal verlassen.

Die Anwälte bestritten, daß sie das Gericht an seiner Arbeit hätten hindern wollen. Eine Verab- redung habe nicht bestanden. Sie hätten sich in ihrer Ehre gekränkt gefühlt.

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Robert Bosch

Von Theodor Heuß

Die junge Gestalt

Es gibt ein Bildnis des jungen Robert Bosch, das elementare Züge seines Wesens unmittel- bar ausspricht: Freimütigkeit und Trotz. Die Stirn zeigt eine schöne und stolze Wölbung, die Nase schmal, Mund und Kinn energisch ge- formt. Das dunkle Auge hat einen festen Blick später wird es einen scharfen prüfenden, leicht mißtrauischen Ausdruck bekommen, im Zorn funkeln, in der gelösten Heiterkeit milde strahlen, Aber bis zur Milde ist noch ein wei- ter Weg. Der junge Mensch ist unnaiv; er ver- birgt fast, daß Fröhlichkeiten oder doch die Sehnsucht nach Fröhlichkeit, nach scherzen- dem, auch derbem Humor in ihm wacht. Im Munde ist die Spottlust noch versteckt. Das dunkle Haar gibt sich etwas ungebärdig, eine eigensinnige Strähne will nicht übersehen werden.

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Mitte

Das freie Haupt sitzt auf einem schlanken, trainierten, in den Maßen mehr zartgliedrigen als robusten Körper Der eifrige Turner wird, kaum hat er von dem neuen Ding gehört, ein freudiger Schneeschuhläufer, einer der ersten, die auf der Alb oder den Hügeln um Stutt- gart die Leute in Erstaunen setzen der achtziger Jahre! Aber ein Sportsmann wird er nicht: er hat in den jungen Jahren gar nicht die Zeit, auch dieser Sache seinen Ehrgeiz zuzuwenden. Denn ehrgeizig ist er nicht und nie, daß er nach den Ehren geize, die andere zu vergeben haben oder anerken- nen. Aber er hatte in den Jahren, da er sich zwischen anderen und in der Fremde be- wegte, gelernt, Ansprüche an sich selber zu stellen, die über das kindliche Spiel hinaus- gingen. Der Mängel in der Lehre und auch in der theoretischen Durchbildung war er sich bewußt geworden. In den Briefen der Zeit klingt das durch: ,, Ich selbst möchte gerne studiert haben und zugleich eine praktische

siegs willen alle Mittel des proletarischen Kampfes eingesetzt werden. Die Heimat des Sozialismus, die Sowjetunion, kann und wird diesen Kampf gegen die monopolkapitalistischen Mächte mit allen Mitteln unterstützen. Die kommunistische Informationszen-

trale in Belgrad wird den gemeinsamen Kampf aller sozialistischen Bewegungen in Europa koordi-

nieren.

Die Zentren des Massenkampfes sind erstens das Ruhrgebiet und seine Produktion, zweitens die Transportmittel in West- und Norddeutschland. Die Gewerkschaften der Transport- und der Metall- arbeiterverbände sind Träger der Streikwellen. Die Partei hat sich unter allen Umständen aller Ein-

griffe zu enthalten. Besonderes Gewicht erhält die Bahnstrecke Hamburg- Bielefeld. Kernpunkt

Transportarbeiterstreiks ist Dortmund."

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Im Teil 4 der Anweisungen werden folgende Ter- mine angegeben: Bis Ende Februar Durchorgani- sation der Streikkaders, ab Anfang März Organi- sation des Generalstreiks.

Der Vorsitzende der KPD in der britischen Zone, Max Reimann, bezeichnete das Protokoll M" als eine glatte Erfindung und Provokation.

Das englische Auswärtige Amt veröffentlichte am vergangenen Freitag den vollständigen Wortlaut des Dokumentes. In London ist man von der Echtheit des Schriftstückes überzeugt. Ein Sprecher des ,, Foreign Office" fügte hinzu, daß eine Kopie des fraglichen Dokumentes den anderen alliierten Mäch- ten mit Ausnahme der UdSSR zugestellt worden sei.

Die englische Presse reagiert sehr verschieden auf das Protokoll. Während eine Zeitung von Agenten des Planes M, die auch in Großbritannien am Werke seien, berichtete, wußte eine andere, daß das bri- tische Kabinett die Möglichkeit einer zeitweiligen Verstärkung der britischen Besatzungstruppen in Deutschland prüfen werde.

Eine dritte vertritt die Ansicht, daß das Proto- koll M" die ganze Aufregung gar nicht wert sei. Die Zeitung kommt zu dem Ergebnis: Das beste Heilmittel wäre eine Viererkontrolle über Deutsch- land. Die Haltung Rußlands wird jedoch nunmehr

England, die USA und vielleicht auch Frankreich zwingen, den Wiederaufbau Europas allein in die Hand zu nehmen. Was wir brauchen, ist nicht eine Gegenpropaganda, sondern eine gute Politik, wie sie von Staatsmännern erwartet wird."

Die französische Presse steht dem ,, Protokoll" skep- tisch gegenüber und rät zur Vorsicht gegenüber solch sensationellen Texten. Andererseits werden Vergleiche mit der kommunistischen Taktik in Frankreich und in Italien während der letzten Mo- nate gezogen.

Maßgebende amerikanische Kreise in Frankfurt, die gleichfalls seit Tagen im Besitz des Protokolls" sind, scheinen von dem Dokument wesentlich weni- ger beeindruckt zu sein als die britischen Stellen..

Nachrichten aus aller Welt

STUTTGART. Der stellvertretende amerikanische Militärgouverneur, General Hays, erklärte auf einer Pressekonferenz zu einer Nachricht, die von 400 Mil- lionen Zigaretten und 30 Millionen Zigarren zu be- richten wußte, die aus amerikanischen Armeebestän- den der Bizone geschenkt würden, ihm sei davon nichts bekannt.

MÜNCHEN. Die von den Amerikanern aufgestellte Behauptung, wonach 1,4 Millionen Schweine in Bayern verschwunden seien, entspräche nicht den Tatsachen, erklärte der bayerische Staatsrat Dr. Niklas.

MÜNCHEN. Ein Mittleres amerikanisches Militär- gericht verurteilte am vergangenen Donnerstag die Inhaber einer Regensburger Fleischexportfirma zu hohen, Zuchthausstrafen, weil sie über den Verbleib von 25 000 kg Fleisch keine Auskunft geben konnten. NÜRNBERG, Die amerikanische Pressestelle im Nürnberger Jusitzpalast gab am vergangenen Don- nerstag bekannt, daß über 100 führende National- sozialisten, u. a. der ehemalige Reichsstudentenfüh- rer Scheel und der ehemalige Leiter des Franz Eher- Verlages, Amann, zur Aburteilung vor einer Spruch- kammer den deutschen Behörden übergeben wurden.

FRANKFURT. Das amerikanische Hauptquartier teilte am vergangenen Donnerstag mit, daß alle Deutschen, die bei amerikanischen Dienststellen be- schäftigt sind, bis zum 1. Februar ihren Entnazifi- zierungsbescheid auf der Kennkarte eintragen las- sen müssen.

BREMEN. Auf dem Bremer Volkskongreß, der am vergangenen Samstag eröffnet wurde, erklärte der Vorsitzende der SED, Otto Grotewohl, über die Frage der Ostgrenze dürfe von den Deutschen nicht diskutiert werden, da sie durch die Potsdamer Be- schlüsse festgelegt sei.

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HAMBURG. Ein Schneidermeister lief am gangenen Freitag in einem aus 95 Stoff- Flicken zusammengesetzten selbstangefertigten Kostüm durch die Straßen von Hamburg, wobei er den Passanten vorschlug, ihnen gegen Entrichtung von nur 7 eng- lischen und 5 deutschen Zigaretten dieses National- kostüm 1948" zu liefern.

BERLIN. Die SED- Zeitung Neues Deutschland" veröffentlichte eine schwarze Liste zur Kenntnis für jedermann" mit den Namen ,, aller an der Frankfurter Konspiration beteilgten Deutschen".

PARIS. Ministerpräsident Schuman und Außen- minister Bidault empfingen am vergangenen Don- nerstag den Oberkommandierenden der französi- schen Beastzungstruppen in Deutschland, General Koenig.

DEN HAAG. Die Regierungen der Benelux- Län- der haben, jede für sich, in London, Paris und Washington die Forderung erhoben, bei der Rege- lung der deutschen Frage gehört zu werden. LONDON. England und der Irak unterzeichneten am vergangenen Donnerstag einen neuen Bündnis- vertrag für die Dauer von 20 Jahren.

BUDAPEST. In Ungarn wurden am vergangenen Freitag zwei amerikanische Militärattachés durch russische Truppen verhaftet, nach Wien verbracht und dort ohne weitere Erklärung wieder freigelas-

Laufbahn durchgemacht haben, aber beides läßt sich nicht vereinigen... ob ich mit mei- nem halben Jahr so gut dran sein werde, das wird sich noch zeigen"( 9. 12. 1885). Er setzte sich selber die Maße, die er gewinnen wollte, und er setzte sie hoch. Sein Ehrgeiz wurde das Ehrgefühl für die Leistung das fand sich instinktiv in ihm angelegt, das erwachte mit der beginnenden Entfaltung und wachsen- den Verantwortung, das bildete, Mischung von rationaler, ethischer Zwecksetzung und urtüm- lichem Grundempfinden, die Einheit des be- wußten reifen Lebens.

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Man spürt, auf das Ebenmaß des jungen Antlitzes blickend, auch die Spannungen, die den Rhythmus der werdenden Jahre begleiten, zu Zeiten bedrängen und bedrohen werden. Er ist sich selber über widerspruchsvolle Grundkräfte seines Wesens oder doch über ihr Vorhandensein klar will er sie zur Form bringen, so springt er gelegentlich in die Selbstironie aber wesenhafter und be- zeichnender ist die überprüfende Argumenta- tion, das logische Verfahren auch in der Selbstbeobachtung. Die Beobachtung stellt sich weithin unter das Gesetz der Disziplinierung. Dieser sehr aktive Mensch besitzt die Neigung, ja das Bedürfnis zur Reflexion; man weiß nicht, wann es beginnt. Niederschriften des Alters, gewiß unsystematisch, aber dann doch immer in gesammelter Ausdruckskraft, sind voll davon, ein bißchen Klärung, ein bißchen Rechtfertigung, gelegentlich auch Entladung gestauter Empfindung oder Anweisung einer gehaltenen Reife. Die Briefe an Anna Kayser sagen aus: So sah er sich, so wollte er von der späteren Gattin gesehen werden. Er hatte ihr Jawort brieflich empfangen, nun aber be- wegte es ihn, ob sie auch das richtige Wissen von ihm besitze. Diese Auseinandersetzungen muten manchmal an wie die Studien zu einem Selbstbildnis, nach der Laune der Stunde unterschiedlich, heiter, ernst, da mit einem koketten Schnörkel, dort mit einem erzieheri- schen, vorsichtig überredenden Nachdruck.

Da ist es vor allem das Temperament, die

sen. Erwartet wird ein Protest Washingtons in Moskau.

WASHINGTON. Die UdSSR soll nach Meldungen aus Washington gemäß einer Geheimklausel des Friedensvertrags mit Italien Kriegsschiffe von Ita- lien erhalten, wenn sie die von England und den USA während des Krieges zur Verfügung gestellten Kriegsschiffe zurückerstattet.

WASHINGTON. Der Sowjetbotschafter in Washing- ton, Panjuschkin, erklärte in einer Unterredung mit Unterstaatssekretär Lovett, daß die Sowjetunion bereit sei, demnächst mit den USA wieder über die Regelung des Pacht- und Leihvertrags( Lieferungen im Werte von 11 300 Millionen Dollar) zu verhandeln. BATAVIA. Die Regierung der indonesischen Re- publik hat am 17. Januar ein Waffenstillstands- abkommen mit der holländischen Regierung unter- zeichnet.

NEU DELHI. Mahatma Gandhi hat am vergan- genen Sonntag sein Fasten wieder eingestellt, nach- dem ihm ein Dokument überreicht worden war, in dem die Führer aller indischen Religionsgemein- schaften sich verpflichteten, die von Gandhi zur Wiederherstellung des Friedens vorgeschlagenen Be- dingungen zu erfüllen.

Zensur?

20. Januar 1948

20. Jan

cz. Beinahe hätte sich der Rechtsausschuß des Landtags von Württemberg- Hohenzollern mit einer Eingabe aus Rottenburg, den Film ,, Die klugen Frauen" betreffend, beschäftigen müssen. Von dort her war in der Eingabe eines katholischen Eltern- verbandes vom Landtag verlangt worden, daß die- ser Film verboten werden solle, weil darin Auf- nahmen gezeigt würden, die geeignet seien, die öffentliche Moral zu gefährden. Es war jedoch nich notwendig, da ein Protest bei der französischen Militärregierung bereits dazu geführt hatte, daß der Film in Württemberg- Hohenzollern nicht mehr gezeigt wird.

Es wird angenommen, daß nächsthin die Wieder. einführung einer Filmzensur unter Beteiligung kirchlicher Stellen gefordert wird.

Hoffen wir, daß diese Annahme nur ein Gerücht ist. Zeigt doch schon der Fall ,, Die klugen Frauen", was dabei herauskommt. Richtete sich der Protest einzig dagegen, daß der Film für Jugendliche über 14 Jahre frei war, dann wird man ihn anerkennen können. Richtet er sich aber grundsäglich gegen den Film, dann wäre daraus zu schließen, daß ge- rade bei uns hier die Moral besonders bedroht sei, da dieser Film, ein Meisterwerk eines der bekann- testen Regisseure, Jacques Feyder, überall gespielt wurde und nirgends sonst die ,, Moral gefährdete".

Aus Ulm wird ein ähnlicher, wenngleich un- bedeutenderer Fall, das Theaterstück ,, Meine Nichte Susanne" betreffend, gemeldet. Hier protestierte jedoch das Publikum, nachdem der Protest im Theater verlesen worden war, gegen den Protest. Sittenrichter auf dem Gebiet der Kunst spielen zu wollen, ist zudem eine heikle Sache. Man müßte da eventuell schon weit in der Vergangenheit und ganz oben anfangen. Schon deshalb und aus vielen anderen Gründen dürfte es klüger sein, nicht aus der südwürttembergischen Perspektive bei im übri- gen Europa längst anerkannten künstlerischen Lei- stungen entscheiden zu wollen, was moralisch und was unmoralisch ist.

Prüderie ist hier kein Kriterium. Wer aber die öffentliche Moral wieder herstellen will, der schaffe das Elend ab. Der umgekehrte Weg führt erfah- rungsgemäß nicht zum Ziel.

Lieber doch kein Märtyrer MÜNCHEN. Der bayerische Kultusminister Dr. Hundhammer teilte in einem Interview mit,

daß

er nicht die Absicht habe, zurückzutreten. Gerüchte hierüber waren im Umlauf, weil Hund- hammer erklärt hatte, daß er lieber als Märtyrer für seine Schulreform zurücktreten würde, als von seinen Grundforderungen abzuweichen. Nachdem nunmehr die US- Militärregierung seinen Schulre- formplan abgelehnt hat, stellte er nichtsdestoweni- ger fest, er werde die Befehle der Militärregierung durchführen.

WIRTSCHAFTSNOTIZEN

Die Sparkassen zur Währungsreform -u- Der Verwaltungsrat für Wirtschaft( VRW) der Bizone hat in seiner zwölften Sitzung zur Geld- reform einen Beschluß gefaßt, der allgemein starke Beachtung gefunden hat. In knapper und klarer Form werden darin die wesentlichsten Leitsätze für eine Geldreform niedergelegt, wie sie nach der Auf- fassung des VRW durchgeführt werden sollten. Im wesentlichen wird verlangt:

1. Die baldige Durchführung der Reform.

2. Eine Sicherstellung der beabsichtigten produk- tions- und exportwirtschaftlichen Wirkung durch Erhöhung der Lebensmittelzufuhren, Vergröße- rung der Kohlenzufuhr und Deckung des wesent- lichsten Rohstoffbedarfs durch Einfuhren, die wie- derum aus Exporterlösen zu bezahlen sind.

3. Der Sachbesitz darf gegenüber dem Geldbesitz nicht begünstigt werden.

4. Das Bankgeld darf nicht schlechter behandelt wer- den als das Bargeld. Auch muß, um nicht die Wirt- schaft einer Illiquiditätskrise auszusetzen, eine zu weitgehende Blockierung vermieden werden. 5. Mit der Geldreform muß eine Finanzreform ver- bunden sein, die insbesondere in den öffentlichen Haushalten einen Ausgleich der laufenden Ein- nahmen und Ausgaben verbürgt.

6. Eine Revision des derzeitigen Steuersystems. Diese Forderungen des VRW stimmen mit den von der Sparkassenorganisation seit langem vertre- tenen Vorschlägen weitgehend überein. Als Ergän- zung der Stellungnahme des VRW kann die von der bizonalen Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sparkassen-

und Giroverbände in Frankfurt/ Main vor kurzem gefaßte Entschließung zur Geldreform betrachtet werden. In ihr ist insbesondere die Vertretung der Sparerinteressen bei der Geldneuordnung als Aufgabe der Sparkassenorganisation bezeichnet. An einer vernünftigen Währungs- und Geldreform, als Voraussetzung für eine wirtschaftliche Gesundung, sind gerade die öffentlichen Sparkassen im beson- deren Maße interessiert. Sie vertreten Millionen deut- scher Sparer, die ihnen ihre zumeist unter Opfern beharrlich ersparten Groschen anvertraut haben. Dieses Vertrauen darf im Interesse der künftigen Kapitalbildung nicht zu sehr erschüttert werden. Die Diskussion einer kommenden Währungsreform hat bereits zahlreiche Interessenvertretungen auf den Plan gerufen, die ihre verschiedensten Inter- essen in vielerlei Reformplänen geltend machen wol- len. Die Sparkassenorganisation vertritt demgegen- über den Standpunkt, daß das Währungsproblem unser Volk als ganzes angeht. Eine Aufteilung in Interessengruppen muß abgelehnt werden. Die Spar- kassen sind gemeinnützige Einrichtungen mit aus- gesprochen sozialem und demokratischem Charakter und damit frei von dem Verdacht, Verfechter einer engstirnigen Interessenpolitik zu sein. Ihnen kommt es vor allem auf eine gerechte Behandlung der Spa- rer an, damit diese und in besonderem Maße

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.50 RM., durch die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag

tionelle Lüge zu bekämpfen, und ist insofern berechtigt, solange sie nicht zu Roheit wird" ( 8. 7. 1886). Anna werde noch finden ,,, daß es mir gar nicht schwer fällt, um Verzeihung zu bitten, wenn ich Unrecht getan habe..."

Als die Braut, um ihm eine Freude zu ma- chen, den Eindruck schrieb, den er auf eine Verwandte gemacht, er sehe ,, innen und außen sauber gewaschen aus", erhielt sie gleich die Bitte ,,, mir nie wieder ein mir günstiges Urteil über mich mitzuteilen". Die gegenteiligen solle sie aber ruhig sagen. Er habe bis jetzt so viel Glück gehabt, sei gelobt und umschmeichelt worden, daß er sich selber angewöhnt habe, Leute, von denen er nicht gut denke, dies rücksichtslos fühlen zu lassen, gegen Gleich- gültige barsch zu sein, so daß ihm ,, gar nicht recht ist, wenn ich zu viel Günstiges über mich höre". Tadel, ob gerecht oder ungerecht, mögé man sagen, daß er sich daran halten könne ,,, wenn Du Gutes hörst, ist es ja schon gut, dann brauche ich es ja nicht zu wissen, da ich mich ja dann nicht zu ändern brauche" ( 9. 11. 1886). In diesen beiläufigen Sätzen steckt sehr viel von dem späten Bosch, der leicht nervös und unwirsch wird, wenn man ihn lobt, und das meiste, wo er solches vermutet, ungelesen zur Seite legt.

Schroffheit, das Selbstbewußtsein: ,, Allerdings bin ich auch ziemlich alten Leuten gegenüber nicht allzu untertänig und ehrerbietig, doch ein etwas vorlautes Maul haben wir Boschs alle, nur haben die anderen vielleicht etwas mehr Grund dazu als ich, der Jüngste"( 18. 4. 1885). ,, Dun findest, daß es eingebildet von mir ist, wenn ich behaupte, daß ich bei allen meinen Geschwistern am meisten gelte. Ja, Schatz, eingebildet bin ich leider und weiß das ganz gut. Ich glaube aber, ich habe mich etwas gebessert gegen früher, wenn ich mir das nicht auch einbildé. Uebrigens ist das auch mehr so zu verstehen, daß ich derjenige bin, der mit allen auf dem besten Fuße steht, und dazu gehört eigentlich weiter nichts, mit dem ich mich brüsten könnte; höchstens kann ich mich darüber freuen. Einer meiner Haupt- fehler sonst noch ist, daß ich leicht heftig werde, es aber nachher gleich wieder bereue, und habe ich es nun so weit gebracht, daß ich wenigstens um Entschuldigung bitte, wenn ich Unrecht getan habe. Eigensinnig im eigent- lichen Sinn des Wortes bin ich, glaube ich, nicht; ich gebe gern nach, wenn mich jemand davon überzeugt, daß etwas anderes besser ist. Eines ist, wie es mir vorkommt, ziemlich im Absterben begriffen, nämlich die Lust zum Randalieren und Skandal machen, und ich weiß nicht, ist es gut oder schlecht. Ich kann manchmal stundenlang sitzen, ohne ein Wort zu reden, doch singe ich auch ganz gerne, wenn ich gerade in Gesellschaft danach bin, so daß in anderen Verhältnissen ich auch viel- leicht wieder anders werde; so komme ich mir manchmal recht alt vor. Früher mußte ich immer das große Maul haben, jetzt muẞ ich schon fast dazu aufgefordert werden zu reden( 10. 7. 1885). Und noch ein Jahr später, drei Westzonen zusammenführen. Auf der Tagesord da er einmal sein eigenes Benehmen ,, ent- schieden roh" findet, variiert er das Thema erneut: ,, Einesteils entspringt meine Schroff- heit das Tadeln, wo ich kein Recht habe, gehört nach meiner Ansicht zur Schroffheit dem Gedanken oder dem Vorsatz, das zu sa- gen, was man denkt resp. dem, die konven-

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( Fortsetzung folgt)

Kulturnachrichten

Im Alter von 66 Jahren starb der Komponist Dr. Hermann Zilcher. Seit 1920 war er Direktor des

Staatl. Konservatoriums in Würzburg, wo er die Mozart- Festspiele gegründet hatte. Eine Reihe von Liedern, Kammermusiken und Symphonien haben seinen Namen bekannt gemacht.

Eine Arbeitstagung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes wird vom 31. Januar bis 6. Fe- bruar in Eschwege Delegierte aus allen Ländern def nung stehen Referate namhafter Vertreter des wis senschaftlichen Sozialismus.

Den Großen französischen Filmpreis erhielt der Film ,, Monsieur Vincent" unter der Regie von Mau- rice Clauche. Der Film wurde bereits auf der Inter- nationalen Filmschau in Venedig 1947 mit dem er- sten Preis ausgezeichnet

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