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Mit den Augen der Bizone

M. A. In der Bizone ist man sich klar dar- über, daß weder England noch Amerika bereit sein dürften, die Ostzone für immer abzu-. schreiben. So kann es sich auch bei der viel diskutierten Bildung eines ,, Weststaates" wie- derum nur um eine Zwischenlösung handeln, deren Dauer jedoch dann nicht abzusehen ist, da Sowjetrußland vorausgesetzt, daß es zu einem staatsrechtlichen Zusammenschluß der deutschen Länder des Westens kommt mit der Bildung eines ,, Oststaates" antworten wird. Es wird in der Bizone erwartet, daß spätestens mit dem kommenden Frühjahr das staatsrecht- liche Gerippe eines westdeutschen Bundes- staates stehen wird.

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Ob nun offiziell oder inoffiziell, Tatsache ist, daß in der gesamten Bizone eifrig an Ver- fassungsentwürfen gebastelt wird. Welche da- von Gegenstand ernsthafter Erörterungen sein werden, bleibt abzuwarten. Offensichtlich sind jedoch die Parteipolitiker bestrebt, sich von ihren Kollegen der anderen Richtung nicht überrunden zu lassen. Im übrigen ist es durch- aus natürlich, daß beim gegenwärtigen Stand der Dinge Verfassungsentwürfe seien sie nun für ganz Deutschland oder nur für einen Teil gedacht im Vordergrund der Erörte-

rungen stehen.

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Leicht wird es nicht sein, die Meinungen unter einen Hut zu bringen, soll der Hut nicht so weit werden, daß er die Augen verdeckt. Ob zum Beispiel die bestehenden bizonalen Behörden das Fundament für eine Neugliede- rung bilden können, ist insofern fraglich, als diese Behörden sich zurzeit in einer schweren Krise befinden. Diskrepanzen zwischen Wirt- schaftsrat und Länderregierungen sind noch immer an der Tagesordnung. Die vom britisch- amerikanischen Zweizonenkontrollrat an der Arbeitsweise des Wirtschaftsrates geübte Kri-

tik deutet bei aller Würdigung der geleisteten Arbeit darauf hin, daß man von der gesetz- gebenden Körperschaft mehr Initiative und mehr praktische Arbeit verlangt.

Wird sie diese praktische Arbeit bei noch höheren Anforderungen leisten können? Mit der Erteilung von Vollmachten allein ist es nicht getan.

Was nun die wirtschaftliche Entwicklung in der Bizone anbetrifft, so macht sich ein ge- dämpfter Optimismus gegenüber dem schwar- zen Pessimismus des vergangenen Jahres be- merkbar. Daß die Verantwortung für die Ein- fuhr der deutschen Verwaltung übertragen werden soll, wird als Anzeichen einer unmit- telbaren Exporterleichterung gewertet.

Verhandlungen mit der Tschechoslowakei, Luxemburg und Brasilien wurden bereits auf genommen. Die Vorbedingungen für eine Aus- weitung des Exports bildet jedoch nach wie vor eine Währungsreform. Der Wirtschaftsrat hat die Forderung erhoben, daß deutsche Stel- len bei Planung und Durchführung der Wäh- rungsreform gehört werden sollten.

Die Bevölkerung hegt einige Befürchtungen, da das Beispiel Oesterreich gezeigt hat, daß es mit einer Abwertung nicht getan ist und daß eine Währungsreform allein weder den Schwarzen Markt beseitigt, noch vor dem Ab- gleiten in die Inflation schützt. Wenn die neue Mark keine Kaufkraft hat, weil keine Güter da sind, wird sich an dem bestehenden Zu- stand nicht viel ändern. So setzt man denn die ganze Hoffnung auf das Anlaufen des Marshall-

Planes.

Beratung des Bodenreformgesetzes BEBENHAUSEN. Der Landtag von Würt- temberg- Hohenzollern wird am Mittwoch, 14. Jan., vorm. 10 Uhr, zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahr zusammentreten. Neben zwei gro- Ben Anfragen an die Regierung steht die Bo- denreform als einziger Punkt auf der Tages- ordnung. Ab 13. Januar finden Sitzungen der Fraktionen und des Aeltestenrates statt.

Der Gesetzentwurf der Regierung zur Bo- denreform soll in der Kabinettsitzung am kommenden Montag verabschiedet und an- schließend an den Landtag überwiesen wer- den, der sich mit ihm in erster Lesung be- fassen und ihn dann an einen Sonderausschuß überweisen wird.

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Robert Bosch

Von Theodor Heuß

Die Knights of Labor" können nur sehr bedingt bei den ,, sozialistischen" Bewegungen eingereiht werden. Gewiß blieb ihre Pro- grammatik unscharf und ihr Mißtrauen gegen den revolutionären Radikalismus um so leben- diger, als dieser nach 1879 von einigen exilier ten Deutschen erneut in die amerikanische Ar- beiterschaft getragen werden wollte. Zu die- sem Typus gehörte der junge Bosch nun frei- lich nicht. Aber in jene Zeit fällt das Bemühen, sich über eine bessere sozialökonomische Ord- nung Klarheit zu verschaffen. Es ist schwer zu sagen, ob und wie weit der Ansatz dazu von der familiären Ueberlieferung, von der politischen Luft des Vaterhauses beeinflußt war. Der theoretische Kopf der schwäbischen Demokraten, Ludwig Pfau, hatte in den Jah- ren der Verbannung den französischen Früh- sozialismus studiert und seinen Landsleuten Pierre Proudhon übersetzt; damit trug er in die doch gemeinhin kleinbürgerliche Umwelt der alten schwäbischen Demokratie eine be- merkenswerte Unbefangenheit gegenüber der Problematik von Besitz und Macht.

Sie hat damals auch Robert Bosch beun- ruhigt. Dem alten Lehrkameraden Köpf, der fleißig seiner Arbeit nachging und in der bür- gerlich- kirchlichen Gewöhnung Sicherheit ge- nug fand, galt der nachgewanderte Landsmann mit summarischer Mißbilligung als, Sozial- demokrat". Gerade dies aber war Bosch nicht. Was war er denn? Darüber hat er sich in den Briefen an Anna Kayser ausgesprochen; der Austausch, der zwischen New York und Ober- türkheim hin und her ging, der eindringlich die Fragen des religiösen Glaubens, die Stel- lung der Frau erörterte, hat in gleicher Weise biographisch- psychologisches Gewicht wie einen zeitdokumentarischen Reiz. Dort also findet sich das sozialistische Bekenntnis des Dreiund- zwanzigjährigen( 18. April 1885):

SCHWÄBISCHES TAG BLATT

Reorganisation der Verwaltung in der Bizone?

Die Vorschläge der Gouverneure auf der Frankfurter Konferenz FRANKFURT. Die Konferenz der amerika- nischen und britischen Militärgouverneure in Deutschland mit den deutschen Ministerpräsi- denten der Westzonen und Vertretern des Wirtschaftsrates hat am vergangenen Mitt- woch ihren Anfang genommen. Im Anschluß an die Nachmittagssitzung wurde eine offi- zielle Erklärung an die Presse gegeben. Wäh- rend man im allgemeinen erwartet hatte, daß in der ersten Phase der Besprechungen die Darlegung des deutschen Standpunktes erfol- gen würde, haben die Vertreter der beiden alliierten Regierungen zuerst ihre Ansicht über die Verwaltungsreorganisation der Bi- zone zum Ausdruck gebracht. General Clay schlug u. a. die vollständige Umgestaltung des Bizonenwirtschaftsrates vor, sowie Ueber- tragung neuer Vollmachten auf den Exekutiv- rat. Diese Institution solle jedoch keineswegs eine westdeutsche Regierung darstellen. Ihre Befugnisse müßten strikt auf wirtschaftliche Angelegenheiten beschränkt bleiben.

der Militärregierung als gemeinsamer Besitz der Banken der Länder. Diese Bank könne dann ermächtigt werden, die Währungsreform für die Bizone durchzuführen.

Der britische Oberbefehlshaber, General Ro- bertson, erklärte, es sei auf keinen Fall Ziel und Zweck der Konferenz, einen Verfas- sungsentwurf für einen westdeutschen Staat zu erörtern: ,, Wir hegen nach wie vor die feste Hoffnung, daß es möglich sein wird, ein ein- heitliches Deutschland unter der Autorität einer deutschen Zentralregierung zu schaffen. Wir geben keineswegs die Teilung Deutsch- lands zu."

General Clay trat für die Erhöhung der Mitgliederzahl des Wirtschaftsrates von 52 auf 104 und die Schaffung einer zweiten Kammer ein, die die Geschäftsführung des neuen Exe- kutivrates kontrollieren solle. Diese zweite Kammer hätte sich aus Vertretern der Länder zusammenzusetzen, jeweils zwei von einem Land. Clay trat außerdem für die Einsetzung eines ,, Obersten Gerichtshofes" ein, der, dem Staatsgerichtshof der USA entsprechend, etwaige Konflikte zwischen dem Exekutivrat und den verschiedenen Ländern oder zwischen den Ländern selbst und zwischen den Län- dern und juristischen oder Privatpersonen re- geln solle. Die neuen Mitglieder dieses Ge-

richtshofes wären durch die alliierten Gouver- neure zu benennen.

Vorgeschlagen wurde außerdem die Errich- tung einer bizonalen Bank unter Kontrolle

Christlich- demokratischer Kongreß

LUXEMBURG. Am 30. Januar findet in Lu-

xemburg ein Kongreß der christlich- demokra- tischen Parteien statt, an dem sich Delegierte aus Frankreich, Belgien, Dänemark, Holland und Oesterreich beteiligen werden. Aus Deutschland wurden Dr Adenauer und Jakob Kaiser eingeladen.

Wie die Pressestelle der CDU mitteilt, wird Jakob Kaiser als Vertreter der CDU der sow- jetischen Zone und Berlins an dem Kongreß teilnehmen. Bei dieser Konferenz handelt es sich, wie es in dieser Mitteilung weiter heißt, um eine erste Fühlungnahme der christlich- demokratischen Parteien Europas, in der die Berührungspunkte einer aufbauenden euro- päischen Politik festgelegt werden sollen."

Die Parteien der christlich- abendländischen Kultur hätten wie die Parteien kommunisti-

scher und sozialdemokratischer Tendenz das Recht, sich über die Ländergrenzen hinaus zu- sammenzufinden und auszusprechen.

Wilde Streiks in der britischen Zone

HAMBURG. In der britischen Besatzungs- zone sind am vergangenen Dienstag etwa ten. Die Streikenden forderten die Einhaltung 16 000 Transportarbeiter in den Streik getre- der Rationssätze für Schwerarbeiter, Versor- gung mit Arbeitskleidung und höhere Löhne. Dem Streik der Transportarbeiter haben sich 5000 Hafenarbeiter und 3000 Arbeiter in den Lokomotivwerken von Essen angeschlossen. Auch aus anderen westdeutschen Städten wer- den Streikbewegungen gemeldet.

Die beiden alliierten Gouverneure betonten nachdrücklich, daß die vorgetragenen Anre- gungen lediglich als Diskussionsbasis gedacht seien und keinesfalls ein Diktat" der Besat- zungsmächte darstellten.

Die beiden Generale haben außerdem über eine Reform des Kontrollamtes, das mit

Ueberwachung der Entscheidungen des Wirt- schaftsrats beauftragt ist, beraten. General Robertson gab hierzu bekannt, daß die neben- einander bestehenden Organisationen der Mi- litärregierung fusioniert und in Frankfurt konzentriert werden sollen.

Papier

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9. Januar 1948

Nr.

Papier

ez. Wirtschaftsnachrichten aus Frankreich zu- folge ist die französische Papier- und Pappe- Erzeu- gung im Jahre 1947 um mehr als 40 Prozent ge- stiegen und hat beinahe den Stand von 1938 er. reicht. Da steht zu lesen, daß die französischen Fabriken zurzeit monatlich u. a. rund 20 000 t Zei- tungspapier, 25 000 t Schreib und Druckpapier und 5000 t Spezialpapiere liefern.

Darauf ist es wohl in erster Linie zurückzufüh- ren, daß seit 5. Januar die französischen Zeitun- gen wiederum täglich mit acht anstatt mit vier Seiten wie zuletzt erscheinen können.

Wen wird es in Erstaunen segen, daß die deut- schen Zeitungen mit Neid davon vernehmen, zu- mal in der letzten Zeit Monat für Monat die Pa- pierzuteilungen gekürzt wurden und immer neue Blätter dazu übergehen müssen, bei zweimaligem Erscheinen in der Woche einmal davon mit einem

Blatt zu erscheinen.

Zurück zum Flugblatt!

Jedoch Papier ist ein gesuchter Artikel und selbst Frankreich exportiert davon, obwohl sein Bedarf noch bei weitem nicht gedeckt ist. Papier bringt verhältnismäßig leicht gute Devisen ein

wird berichtet.

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Hoffen wir, daß unsere Papierproduktion auch bald wieder so auf Touren kommt, daß eine be- scheidene Ausdehnung des Umfangs unserer Zei- tungen möglich wird.

Kleine Weltchronik

KOBLENZ. Die Ermittlungen über die Schuld-

General Clay, antwortete auf die Frage, ob die Besatzungsmächte bereit seien, Berlin völ- lig in die bizonale Verwaltung einzubeziehen, daß daran im Augenblick nicht zu denken sei. frage bei dem Eisenbahnunglück in Fahr- Irlich bei Bei den am Mittwochvormittag vom Haupt- ausschuß des Wirtschaftsrates und des Exe- kutivrates geführten Vorbesprechungen zur Konferenz war es nicht gelungen, eine Koor-

dinierung der Auffassungen beider Instanzen

zu erreichen. Dem Vorschlag der SPD, Berlin in den Wirtschaftsrat und den umzubildenden Länderrat einzubeziehen, hatte sich auch die CDU angeschlossen.

Cuhorst klagt auf ,, Verleumdung"

Neuwied haben ergeben, daß der Lokomotivführer des Schnellzuges Freiburg- Dortmund das Einfahrts- signal zum Bahnhof Fahr- Irlich überfahren hatte. STUTTGART. Auf dem Landesparteitag der de- mokratischen Volkspartei für Württemberg- Baden, der am vergangenen Montag und Dienstag in Stutt- gart stattfand, sprachen Ministerpräsident Dr. Maier und Dr. Heuß über den Willen des deutschen Vol- kes zur Einheit und Freiheit. Dr. Maier erklärte, der Länderrat sei zu einer starken Mauer gegen den verderblichen Partikularismus geworden. Er setzte sich erneut für die Bildung eines Bundesstaates ein. KÖLN. Der Kölner Erzbischof und Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz, Kardinal Frings, sprach sich bei einer Unterredung mit Lord Paken- ham für eine schnelle Heimführung der 70 000 deut- schen Kriegsgefangenen, die sich noch in britischen Lagern des Nahen Ostens, u. a. in Aegypten, befin- den, aus.

STUTTGART. Der ehemalige Senatspräsi- dent beim Sondergericht in Stuttgart, Her- mann Cuhorst, hat nach einer Mitteilung seines Verteidigers gegen den württember- gisch- badischen Befreiungsminister, Gottlob Kamm, und den Vorsitzenden der VVN Württemberg- Baden, Karl Keim, wegen übler Nachrede und Verleumdung" Strafan- trag gestellt. Cuhorsts Verteidiger erklärte hierzu, der Strafantrag stütze sich auf Presse- meldungen, wonach Minister Kamm geäußert Sachsen, die durch die Bodenreform enteignet wur- habe, durch Cuhorst seien Hunderte von Un- schuldigen auf das Schafott gebracht worden, während Keim bei einer Kundgebung der VVN geäußert habe, Cuhorst sei der Reprä- sentant der Justizwillkür des Nationalsozialis- mus gewesen.

In seiner siebenjährigen Tätigkeit als Se- natspräsident habe Cuhorst beim Sonderge- richt Stuttgart höchstens 70 bis 80 Todesur- teile ausgesprochen. Davon seien nur 7 politi- scher Natur gewesen.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart lehnte die Strafanträge ab. Cuhorst wurde auf den Weg der Privatklage verwiesen.

Der Diplomatenprozeß hat begonnen

NÜRNBERG. Der amerikanische Hauptan- kläger in Nürnberg, Telford Taylor, eröff- nete am vergangenen Montag mit der Ver- lesung der, Anklageschrift den Prozeß gegen 21 frühere NS- Diplomaten. Unter den Ange- klagten befinden sich Ernst v. Weizsäcker, In Hamburg haben Einheiten der britischen der ehemalige Reichspressechef Dietrich, Besatzungsarmee die Löscharbeiten übernom- der ehemalige Landwirtschaftsminister Darré men und drei Schiffe für die britischen Trup- und der frühere Staatssekretär Lammers. pen und die britische Kontrollkommission ent- Den Angeklagten wird zur Last gelegt, durch laden. Nach einer Mitteilung der britischen ihre diplomatische Tätigkeit Hitler die Füh- Militärregierung können mehrere Schiffe, de- rung von Angriffskriegen ermöglicht zu haben. ren Fracht für die deutsche Bevölkerung be- Der Hauptankläger des amerikanischen Mili- stimmt ist, nicht ausgeladen werden. Die tärtribunals führte aus, die früheren deutschen Streiks werden von den Gewerkschaften nicht Diplomaten seien nur von den Kriegsverbre- unterstützt. Ein Versuch des Hamburger chern Hitler und Göring übertroffen worden: Schlichtungsausschusses, den Streik der Ha- ,, Hier stehen die Männer, welche die Ideolo- fenarbeiter beizulegen, ist fehlgeschlagen. gien des Dritten Reiches verwirklicht haben."

,, Nun will ich gleich mit ernsten Dingen an- fangen und will nicht aufhören, ehe ich Dir wenigstens einigermaßen gesagt habe, was Du wissen mußt, um mich zu verstehen. Siehst Du, ich bin Sozialist. Wenn ich jetzt nicht den Lehren, denen ich anhänge, gemäß leben kann, so mußt Du mir das nicht verüblen, denn unter jetzigen Umständen müßte ich auf Dich und damit auf mein ganzes Liebes- und Lebensglück verzichten. Und wenn es auch das Edelste und Beste eines Menschen ist, wenn er sein eigenes Wohlergehen hintenan setzt, um der Menschheit zu dienen, so bin ich eben doch viel zu sehr Mensch und Egoist, um das zu tun. Also, Du fragst mich um ein Mittel, Reichtum und Armut aufzuheben. Denke Dir, alles, Grund und Boden, Feld und Wald, Geld und Gut, gehöre dem Staat, d. h. uns, den Staatsbürgern, verwaltet von wählbaren Beamten, die Du Dir aber nicht denken mußt als hervorgegangen aus einer Beamtenfamilie und demnach begabt mit einer gehörigen Dosis Kastengeist, sondern als Leute, die heute noch in irgendeiner der im größten Stile eingerich- teten Werkstätten Schule gemacht, oder weil es gerade Erntezeit und Feldarbeit im Ueber fluß da ist, als Feldarbeiter gearbeitet haben, sicherlich nicht zum Nachteile ihrer Gesund- heit, und sicherlich auch nicht mehr, als sie ganz gut aushalten konnten, denn wir haben alle Maschinen, die die Arbeit erleichtern, der Staat fragt ja nicht, rentiert sich die Anschaf- fung vom. Kostenpreis aus, sondern er fragt nur: Spare ich Arbeit mit der Maschine? Wir haben auch genug Arbeiter, denn jeder muß arbeiten, wenn er essen will. Für ein bestimm- tes Arbeitsquantum, etwa eine Stunde, erhältst Du eine Bescheinigung, gegen die Du in jedem Staatsmagazin ein Stück erhältst, das eben- falls eine Stunde Arbeit repräsentiert; also wenn ich einen Hut mache, an dem sechs Stunden Arbeitszeit sind, so bekomme ich da- für ein Paar Hosen, die ebenfalls sechs Stun- den wert sind; jedoch mußt Du das nicht wört- lich nehmen, denn selbstverständlich mache ich in der großen Hutfabrik nicht einen Hut

ganz fertig, sondern nur einen bestimmten Handgriff an vielen Hüten. Es ist überhaupt schwer, sich in die ganze Sache hineinzuden- ken, auf einmal geht das gar nicht, da man wieder den Maßstab von jetzt daranlegt. Auch kann niemand jetzt sagen, wie sich das in den Details am besten machen wird, man kann nur einen Plan im großen feststellen und das an- dere sich entwickeln lassen. Man hat beispiels- weise bis jetzt statistisch ausgerechnet, daß man mit zwei bis drei Stunden Arbeit pro Tag und Kopf, d. h. Männer und Frauen auskom- men wird, bei noch größerer Vervollkomm- nung der Maschinen wird man noch weiter kommen.

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Geld im eigentlichen jetzigen Sinne darf es nicht mehr geben und somit kein aufspeicherbares Kapital und demnach keine Bestechung, keinen Raub, Diebstahl usw. Kein Mensch wird einen Grund haben, einem anderen schlechte Dienste zu leisten, denn das jetzige Mittel, um Macht zu gewinnen, ist Geld, ohne dieses kann niemand Leute dingen, um andere dienstbar zu machen, d. h. sie für sich arbeiten zu lassen. Der Fähigste wird an die Spitze gestellt, unzweifelhaft der Fähigste, denn er allein bietet den Menschen Vorteile, denn er wird ein fähiger Beamter sein. Ver- geht er sich, so wird er sofort abgesetzt; er hat aber eigentlich gar keinen Grund, sich zu ver- gehen, denn bereichern kann er sich nicht, er kann nicht Gelder sammeln, von denen er nachher lebt; wird er heute abgesetzt, so muß er morgen wieder irgendwo anders arbeiten; aber wohlgemerkt, er war auch als Beamter Arbeiter, auch der Oberste, Leitende ist ein

solcher.

Jedermann hat zu arbeiten, solange er ar- beitsfähig ist. Wird er krank, so erhält ihn der Staat. Nahrungssorgen und Hunger werden niemanden quälen, denn es wächst stets so viel, daß alles vollauf hat, und da alles internatio- nal ist, wird Europa Amerika, dieses Asien usw. aushelfen. Daß es kein Unrecht ist von den Arbeitern, auf den sozialistischen Staat hinzuarbeiten, wirst Du mir zugeben, wenn Du bedenkst, daß unsere Mitmenschen doch

HAMBURG. Das Besatzungsgeld der britischen Soldaten ist auf Anordnung des britischen Militär- gouverneurs in Deutschland ungültig geworden. Diese Maßnahme erfolgte im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Schwarzen Marktes. BERLIN. 19 Herrenhäuser im Kreise Bautzen in den, sind durch den Kreisbauausschuß zum Abbruch bestimmt worden. Das Material wird zum Bau von Neubauernhöfen verwendet. Einige Schlösser wie Neschwitz, Ramenau, Wurschen und Sollschwitz sol- Baruth, Groeditz, Gaußig, Königswartha, Milkel, len wegen ihres künstlerischen und historischen Wertes erhalten bleiben.

PARIS. Im französischen Außenministerium wurde am vergangenen Samstag ein Abkommen unter- zeichnet, das die Beziehungen zwischen Frankreich stellt. Zum Hohen Kommissar für das Saargebiet und dem Saargebiet auf eine rechtliche Grundlage wurde der bisherige Militärgouverneur Grandval ernannt, der die Interessen Frankreichs im Saar- land zu vertreten hat.

LONDON. Die britische Regierung will die deut- schen Kriegsgefangenen, die sich noch in englischer Gefangenschaft befinden, bis Ende August 1948 ent-

lassen.

LONDON. Seit Kriegsende sind in Großbritan- nien 6000 deutsche Mädchen eingetroffen. die sich in der britischen Besatzungszone mit Soldaten der Besatzungsmacht verlobt haben. Der ,, Sunday Chronicle" berichtet weiter, daß allein im Monat Dezember 1947 nahezu tausend junge Bräute aus Deutschland nach Großbritannien übersiedelten. RANGUN. Am vergangenen Sonntag ist Birma auf eigenen Wunsch aus dem britischen Empire ausgeschieden und somit selbständige Republik ge- worden. Birma wird künftig nur noch durch einen Freundschafts- und Beistandspakt mit Großbritan- nien verbunden sein.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerloha 1.50 RM., durd die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag

jedenfalls die Maschine nicht nur für die Leute erfunden haben, die sie bezahlen kön- nen, und da jeden Tag weiter vorgeschritten wird und die Maschinen immer mehr leisten, infolgedessen immer mehr Menschen brotlos werden, so ist es gar nicht zu begreifen, wie man sich gegen den Gedanken sträuben kann, daß alles gründlich geändert werden muß. Soll der verhúngern, der kein Geld hat?"

Und nach dem Zitat von Heines Versen, daß nur die, die etwas haben, das Recht zu leben haben, geht das Protestbekenntnis wieder in die Belehrung über: Wenn ich Dir oben schrieb, jedermann hat jeden Tag zu arbeiten. so ist das wieder nicht ganz wörtlich zu neh- men, denn gesetzt den Fall, ich will eine Reise zu meinem Vergnügen machen, so werde ich einfach vorher so lange länger arbeiten, bis ich denke, daß ich die nötige Anzahl Stunden- schecks habe, und mich dann mit meinem Geld wohlgemut auf den Weg machen. Sparen werde ich nie, denn werde ich morgen krank, so ist ja der Staat da.

Bisher habe ich nur vom Materiellen gespro- chen, wenn wir erst von den Idealen anfan- gen, so sind wir unbedingt im Vorteil. Denke Dir nur, ein Mensch so viel wie der andere, d. h. äußerlich, innerlich wird natürlich immer ein Unterschied sein, Kein Mensch wird sich hervortun, wenn man es nicht in einer Weise tut, die seinem Mitmenschen Vorteile bringt. Die geringen und gemeinen Leidenschaften werden sehr stark abnehmen. Doch nun ist es für heute davon genug, denn Du wirst Dich nicht so leicht in die Sache hineindenken kön- nen, ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mir klar wurde. Nur noch eines, es gibt Dir viel- leicht einige Vorliebe für den Sozialismus. Hät- ten wir den sozialen Staat, so könnte uns gar nichts auseinader halten, jetzt aber, wenn es mir mißglückt, doch, das darf nicht sein; denke Dir aber nur, es kann jemanden so gehen, und sind Zustände, in denen ganz gute Menschen ohne ihre Schuld unglücklich sind, nicht mit allen Mitteln zu verbessern?"

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( Fortsetzung folgt)

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