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23. Dezember 1947
Kriegsdienstverweigerung?
Von Mathilde Planck
Ist es nicht seltsam, daß die Menschen dazu neigen, Vergangenheit und Zukunft in Bezie- hung zueinander zu setzen, daß sie vom früher Geschehenen aus das Kommende beurteilen und daß sie auf diese Weise das Nächstlie- rende, das Gegenwärtige, versäumen? Das Morgen erwächst durchaus nicht nur aus dem Gestern. Dies bedeutet nichts anderes, als daß wir in erster Linie das Gegenwärtige klar er- tennen müssen und in ihm unsere Aufgabe
Jehen.
Eine der drohenden Wolken, die ihre Schat- ten auf die Friedensverhandlungen wirft, ist das abgrundtiefe Mißtrauen, mit dem die Welt uns immer noch gegenübersteht. Nichts ist schwerer wieder zu gewinnen als Vertrauen, wenn es einmal verloren ist. Das deutsche Volk ist heute in seiner Mehrheit sicherlich bereit, dem Militarismus, der einer der Hauptschul- digen an unserem Unglück ist, abzusagen und am friedlichen Wiederaufbau einer zerstörten Welt ehrlich mitzuarbeiten. Warum geben wir keine Beweise für diesen Friedenswillen?
Wohl haben wir keine einheitliche Führung und Vertretung. Aber die Parlamente der Län- der können sehr wohl, jedes für sich, den Willen zum Frieden zum Ausdruck bringen. Es sind da und dort Versuche gemacht worden, etwas davon in die Verfassungen hineinzu- bringen. Aber es war nicht kräftig und nicht konsequent genug. Mit Halbheiten ist hier nichts gewonnen.
Die Wirklichkeit, sie mag uns lieb oder un- lieb sein, verlangt gebieterisch von uns, daß wir uns klar und eindeutig zum Völkerfrieden bekennen. Es geht hier tatsächlich um unser künftiges Sein oder Nichtsein. Es sei hier nur einiges angeführt, was uns auf diesen Weg drängen muß. Die Gegensätze zwischen den Mächten in Ost und West scheinen sich zu ver- tiefen. Keine der Großmächte ist in der Lage, die Waffen abzulegen. Die Möglichkeiten der Zerstörung sind noch im Wachsen. Die Frie- denssehnsucht der Völker lehnt sich zwar da- gegen auf. Aber sie war immer ein Faktor, der sich in gefahrvollen Zeiten als unsicher und schwach erwies. Anders ist es, wenn ein Volk nur durch den klar ausgesprochenen und konsequent durchgeführten Willen zum Frie-
den sein Dasein erhalten kann.
Die Kriegsdienstverweigerung setzt voraus, daß der Militarismus nicht tot ist, sondern unter uns wieder aufleben wird. Aber gerade dies dürfen wir nicht geschehen lassen. Er
muß als unser Verderber mit allen Mitteln
bekämpft werden. Um in einer neuen mög- lichen Katastrophe nicht unterzugehen, müssen wir waffenlos und neutral sein nach allen Seiten. Es wird viel auf unser Verhalten für die Zukunft Europas und der Welt ankommen. Bei den kommenden Friedensverhandlungen spielt immer noch die ,, deutsche Gefahr" eine bedeutsame und bedenkliche Rolle. Es ist höch- ste Zeit, daß wir selber sie auch als unsere größte Gefahr erkennen und uns mit allen uns verfügbaren Mitteln gegen sie zur Wehr setzen.
Unser frevelhaftes und törichtes Vertrauen auf die rohe Gewalt hat uns betrogen. In die Verfassungen der deutschen Länder muß ein Paragraph aufgenommen werden, der den Ver- zicht auf eine Armee, Kriegsschiffe und Kriegs- flugzeuge ausspricht, ein zweiter Paragraph muß dem deutschen Staatsbürger den Eintritt in fremde Kriegsdienste verbieten. Dies ist der erste Schritt zur Neutralität.
Wir stehen unter dem Fluch, dem Uebel ge- genüber nicht unsere volle Schuldigkeit getan zu haben. Soll dies noch weiterhin von uns gelten? Muß nicht endlich in dieser äußersten Not das Bewußtsein der Verantwortlichkeit für das Heute und für das Morgen in uns lebendig werden? In schwerer Zeit hat ein Ernst Moritz Arndt die tröstlichen Worte gesagt:„ Nicht durch Siege und Niederlagen wird die Ge- schichte der Völker entschieden, nein, durch die ungeschriebenen und unschreibbaren Ge- setze im Innersten der Herzen, durch die Be- fehle, welche stolze Seelen sich selbst geben, durch die Siege, die der geistige Mut täglich erfechten kann und wenn das Volk leben soll, täglich erfechten muß.
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Robert Bosch
Von Theodor Heuß
Jetzt, in der Jugend, erfuhr er einen Anstoß, der eine lebenformende Kraft besaß. Nicht nur, daß er selber ein strenger und konsequen- ter ,, Jaegerianer" wurde, an die Wolle glaubte, alle Unbequemlichkeiten der starren Befol- gung bei den Reisen usw. auf sich nahm. Das Lebensreformerische im breiteren Sinn hat hier seinen Ausgang genommen, und es gehört mit seinem strengen Ernst, aber auch mit sei- nen Wunderlichkeiten, in den Aufbau des Men- schentums.
Arbeit in Amerika
Am 24. Mai 1884 ging der holländische Amerikadampfer„ Caland" in See. Unter den Passagieren der 2. Kajüte befand sich der drei- undzwanzigjährige Robert Bosch, ein wenig erregt von dem Getriebe der paar hundert Auswanderer, die sich im Zwischendeck zu- sammenstauten. Die Leute sind vergnügt und fangen bald an, zu den Melodien einer Hand- harmonika zu tanzen. Der Wasserlauf ist voll von Fischerkähnen und Dampfern, auch nach- dem die Unruhe des Hafens verlassen wurde; man ist erwartungsvoll, bald das Meer zu er- reichen, zum ersten Male im Leben, es gibt so viel zu sehen, Möven, die das Schiff beglei- ten, Landschwalben, Seeschwalben, die Aen- derungen der Wasserfärbungen beim Wechsel der Witterung, man beobachtet die Hantierun- gen der Matrosen, man kann auch manches lernen und sich notieren, z. B. wie man mit Log und Logleine die Fahrgeschwindigkeit des Schiffes feststellt.
SCHWABISCHES TAG BLATT
Schweizer Rechtsempfinden
T. L. Nach dem Austritt aus dem Boden- see bildet der Rhein auf weite Strecken die Grenze
zwischen Deutschland und der Schweiz. Während des Krieges hatte der Stadtteil von Konstanz auf dem linken Rhein- ufer nicht verdunkelt, weil dieses Ufer in der Hauptsache Schweizer Territorium ist. Nun hat aber Konstanz noch ein großes Stück Land jenseits der Grenze, das, da es ihm als Grenzstadt an landwirtschaftlichem Hinter- land fehlt, gerade in der gegenwärtigen Zeit als Versorgungsquelle von besonderer Wich- tigkeit ist.
Ueber dieses sogenannte Tägermoos wurde in letzter Zeit in der Schweizer Presse ge- sagt, daß es gemäß dem Washingtoner Ab- kommen zwischen der Schweiz und den west- lichen Alliierten als Eigentum von im Aus- lande domizilierten Deutschen in schweizeri- schen Besitz übergeführt" werden solle. Als Bewerber für diese Liegenschaft treten der Kanton Thurgau und die Stadt Kreuzlingen, die schweizerische Nachbarstadt von stanz, auf, denn man hat herausgefunden, daß sich das Tägermoos gut für die Erweiterung der Stadt Kreuzlingen eignet. Vor allem sol- len hier neue Industrien angesiedelt wer- den.
Kon-
Gegen diese ,, kalte Annexion" wendet sich die schweizerische unabhängige Tageszeitung „ Die Tat". Sie weist darauf hin, daß Konstanz auf das Tägermoos als Versorgungsquelle
Mehr als 1 Motion Kriegsgetangene
GENF. Der Vizepräsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erklärte auf einer Pressekonferenz, daß es zurzeit noch mehr als eine Million Kriegsgefangene gebe. Das Ko- mitee lenke die Aufmerksamkeit der betreffen- den Mächte auf die Tatsache hin, daß die Ge- fangenschaft nicht von unbestimmter Dauer sein dürfe. Das französische Außenministerium habe bekanntgegeben, daß sein Rückführungs- plan bis Ende 1948 durchgeführt sein werde. Beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes liegen keine Zahlen über die in der Sowjetunion noch zurückgehaltenen Kriegs- gefangenen vor. In Frankreich befinden sich noch rund 400 000, in Großbritannien 200 000, in Jugoslawien 80 000, im mittleren Orient 60 000, in Polen 50 000, in der Tschechoslowa- kei 8000, in Oesterreich 5000 und in der fran- zösisch besetzten Zone Deutschlands 20 000 Kriegsgefangene.
mehr denn angewiesen sei und beleuchtet vor allem die rechtliche Seite der ganzen An- gelegenheit. In der Stellungnahme der„ Tat" heißt es u. a.:,,Ueber den Verkauf des Täger- mooses kann erst dann diskutiert werden, wenn die Stadt Konstanz und eine freie ba- dische oder deutsche Regierung ihre Einwilli- gung geben.
Alles andere und somit auch die vorge- sehene kalte Annexion sind Ungerechtig- keiten, die sich gerade die Schweiz nicht zu- schulden kommen lassen darf. Ob die soge- nannten Siegermächte der Schweiz das Recht zu einer solchen Annexion zuerkennen, spielt absolut keine Rolle... In einem Augenblick, in welchem weder Konstanz noch ein deut- scher Staat definitiv verhandeln können, ist es unfair, einen am Boden liegenden Partner zu überrumpeln.
Mit der alliierten Klausel wegen des deut- schen Vermögens läßt sich diese Angelegen- heit niemals zugunsten eines einzigen Kontra- henten erledigen. Die Stadt Konstanz hat er- klärt, daß sie mit einer solchen Annexion nicht einverstanden sei. Also kommt eine solche in diesem Moment- tels Recht"
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einzig gestützt auf ,, alliier- nicht in Frage. Die Schweiz ist weder alliierte noch Kriegs- noch Siegermacht. Man möge also Zeiten abwarten, wo Deutsch- land wieder voll verhandlungsfähig ist. Das entspricht dem schweizerischen Rechtsempfin- den..."
Militärregierung verurteilten Personen erlas- sen, deren Strafe zwischen dem 15. De- Zember 1947 und dem 31. Januar 1948 abläuft.
Die von dieser Maßnahme begünstigten In- haftierten wurden am 15. Dezember 1947 so- fort auf freien Fuß gesetzt.
Dr. Weiß 60 Jahre alt TÜBINGEN. Am gestrigen Dienstag konnte Landwirtschaftsminister Dr. Weiß seinen 60. Geburtstag feiern. Er ist gebürtiger Bauern- sohn aus dem Kreis Saulgau. Nach einem landwirtschaftlichen Studium hatte er seit 1913 als anerkannter Wissenschaftler und Praktiker an der Entwicklung der württem- bergischen Landwirtschaft mitgewirkt.
Nr. 102/ Seite 3
USA warnen griechische Parteien ATHEN. Der Geschäftsträger der Vereinig- ten Staaten in Griechenland hat am vergan- genen Donnerstag der griechischen Regierung eine Note überreicht, in der von den griechi- schen Parteien verlangt wurde, sie sollten mit ihren Parteipolemiken Schluß machen, die schädlich für die Interessen des Landes und geeignet sind, die Vereinigten Staaten zu einer Revision ihrer Politik der wirtschaftlichen Unterstützung zu veranlassen und Griechen- land der eventuellen Vorteile des Marshall- Planes verlustig gehen zu lassen".
Präsident Sophulis gab am vergangenen Samstag vor der Kammer eine Erklärung ab, in der er die Abgeordneten aufforderte, die Auseinandersetzungen im Parlament einzustel- len. Die Parteien erklärten sich mit dem Vor- schlag, bis nach den Weihnachtsferien auf In- terpellationen zu verzichten, einverstanden.
Ibn Saud tür ,, Gastfreundschaft"
KAIRO. König Ibn Saud wies in einem von der saudi- arabischen Delegation veröffent- lichten Kommuniqué zur Erklärung seiner jüngsten Aussagen vor der amerikanischen Presse, worin er garantierte, daß die amerika- nischen Erdöleinrichtungen in Saudi- Arabien nicht angetastet würden, auf das Prinzip der Gastfreundschaft hin. Weiter teilte der König mit, daß Saudi- Arabien offiziell normale Be- ziehungen zur Sowjetunion unterhalte, ob- wohl der Kommunismus in Saudi- Arabien
verboten sei.
Die allgemeine Lage in Palästina hat sich wenig verändert. Nach wie vor werden Zwi- schenfälle gemeldet, die auf beiden Seiten Verschiedene arabische Ortschaften sind von jüdischen Terroristen Verluste forderten. angegriffen worden, während die Araber ihrer- seits in jüdische Ortschaften einfielen.
Rumänisch- jugoslawisches Bündnis
BUKAREST. Am vergangenen Freitag wurde ein Freundschafts- und Beistandspakt zwi- schen Rumänien und Jugoslawien unterzeich- net. In diesem Vertrag kommt u. a. zum Aus- druck, daß sich die vertragschließenden Par- teien verpflichten, über alle internationalen Fragen zu beraten und gemeinsam im Sinne
der Charta der Vereinten Nationen zu han- deln.
Nachrichten aus aller Welt
BADEN- BADEN. Am 14. Dezember wurde in Baden- Baden die Freimaurer- Großloge„ Einigkeit" gegrün- arbeitenden Freimaurerlogen zusammengefaßt wer- den sollen.
Keine deutsche Einheit ohne den Osten det, in der alle in der französischen Besatzungszone
STUTTGART. Am vergangenen Freitag führte in der Jahresschlußsitzung des würt- tembergisch- badischen Landtags Landtagsprä- sident Keil u. a. aus:„ Der württemberg- badische Landtag gibt die Hoffnung auf das Zustandekommen eines einheitlichen Deutsch- lands trotz der Uneinigkeit der Siegermächte nicht auf, aber er wünscht keine Einheit unter Verzicht auf das östliche Deutschland. Wir können keinen Milliardentribut auf uns neh- men, für den die moralische und politische Begründung noch zu prüfen ist. Der Entschä- digungsanspruch einer Großmacht, die mit Hitler einen Pakt abgeschlossen hat, damit er seinen Raubkrieg beginnen konnte, steht auf schwachen Füßen."
Urteile im Flick- Prozeß NÜRNBERG. Im Flick- Prozeß fällte das amerikanische Militärgericht folgende Urteile: Friedrich Flick 7 Jahre Gefängnis, die Mit- angeklagten Otto Steinbrink 5 und Bern- hard Weiß 2 Jahre Gefängnis. Die Ange- klagten wurden der Sklavenarbeit, Plünderung und Beteiligung an den SS- Verbrechen für schuldig befunden. Friedrich Flick ist der erste von einem deutsche Großindustrielle, der wegen Kriegsverbrechen alliierten Gericht verurteilt wurde.
Weihnachtsamnestie BADEN- BADEN. Anläßlich der Weihnachts- feiertage hat der französische Oberbefehlshaber in Deutschland eine allgemeine Begnadigung für diejenigen der von den Gerichten der
daẞ dessen alkoholisches Renommistentum ge- rade eben der Gegenstand einer ironisierenden Charakterstudie gebildet hat. Bosch führte also ein Reisetagebuch. Dieses bescheidene, schwarze, rotbeschnittene Wachstuchbüchlein aus dem Jahre 1884 hat in irgendeinem Winkel der Pie- tät oder der Gleichgültigkeit die Jahre und so wurde es das Jahrzehnte überstanden früheste, unmittelbar persönliche Dokument, das von Robert Bosch erhalten blieb. Dies gibt ihm seine anekdotische, doch auch psycho- logische Wichtigkeit. Natürlich hatte er bei den früheren Trennungen den Eltern, der Mut- ter brieflich berichtet; es wird nicht zu häufig gewesen sein. Denn man ist im Familienleben mit Gefühlsbekundungen haushälterisch ver- fahren. Und niemand kam in einem schwä- bischen kinderreichen Bauern- und Bürger- haus auf den Gedanken, solche Briefe aufzu- bewahren wozu? Man würde sich ja bald wieder einmal sehen.
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Diese Selbsterzeugnisse von 1884 besitzen den Reiz einer frischen und absichtslosen Ge- genwärtigkeit. Die Dinge, denen der Leser be- gegnet, sind nicht wie die sonstigen Anmer- kungen über Kindheit und Jugend, aus dem Abstand des Alters, der Erfahrung, der Er- folge geschrieben, in der Absicht klärender und erklärender Mitteilungen, sondern Stil- übungen einer guten Laune, unbeschwert, manchmal erstaunt, sehr aufnahmewillig ge-
genüber allen Eindrücken, bereit zur Selbst- ironie, manchmal ganz banal oder pedantisch im Registieren von Fahrtrichtung und Schnel- ligkeit, von den Mahlzeiten und den Etappen der Seekrankheit, dann aber wieder durch- setzt von Reflexionen, die der nationalen Son- derart der Mitreisenden, die dem kommenden eigenen Schicksal gelten. Bosch hat offenbar In der Tat, der junge Reisende hat angefan- die beschäftigungslose Muße solcher Seefahr- gen, ganz regelrecht Eindrücke und Erlebnisse ten sonderliche Anregung gegeben, kleine Er- zu notieren, und als einer der Mitfahrer den lebnisse zu fixieren, Nachdenksames zu notie- eifrig Schreibenden frägt, ob er denn seine ren, Erinnerungsbilder zu beschwören. Denn ,, Memoiren" verfasse, antwortet er ,, Ja", inner- auch von der Rückfahrt aus Amerika, im Som- lich vergnügt, daß der Neugierige nicht ahnt. mer 1885, ist solch ein Wachstuchbüchlein er-
MÜNCHEN. In der bayerischen Staatskanzlei fand vor einer Woche eine Besprechung über Fra- gen des zukünftigen deutschen Staatsaufbaus statt,
an der u. a. auch Justizminister Prof. Dr. Karl Schmid von Württemberg- Hohenzollern teilnahm. Zweck der Besprechung soll gewesen sein, die Grundlagen für spätere Verhandlungen der Minister- präsidenten zu schaffen.
MÜNCHEN. Der Generalsekretär des bayerischen Bauernverbandes, Dr. Schlögl, teilte dem bayerischen Ministerpräsidenten am vergangenen Donnerstag- abend mit, daß er seine Zusage, das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu übernehmen, zurückziehe.
FRANKFURT/ Main. Die jüdische Gemeinde in Frankfurt zählt heute 700 Mitglieder gegenüber 30 000 im Jahre 1933. In den jüdischen Verschleppten- lagern der US- Zone, werden monatlich durchschnitt- lich 750 Kinder geboren.
DÜSSELDORF. Frau Christine Teusch wurde zum
Kultusminister von Nordrhein- Westfalen ernannt. Frau Teusch ist die erste Frau in den Westzonen, die einen Ministerposten verwaltet.
DÜSSELDORF. Der seit Monaten anhaltende Zu- strom illegaler Einwanderer in die britische Zone
hat, wie Dr. Ameluxen mitteilt, in Nordrhein- West- falen inzwischen schwierige Verhältnisse geschaffen. Es besteht keine Möglichkeit mehr, die planlos in Nordrhein- Westfalen Einreisenden unterzubringen, da sämtliche Durchgangslager überfüllt sind.
HANNOVER. Nach einer Mitteilung des nieder- sächsischen Staatskommissariats für das Flüchtlings- wesen hat die Zahl der Flüchtlinge in der britischen Zone die Dreimillionengrenze weit überschritten. das BERLIN. Im Askania- Prozeß verurteilte Oberste amerikanische Militärgericht den Direktor des Werkes, Graf Westarp, zu vier Jahren Gefäng- nis. Vier weitere Angeklagte erhielten zwei, ein
halten, und die zusammenfassende, wenn auch unsystematische Niederschrift seiner„ Lebens- erinnerungen" ist 1921 auf der Fahrt nach Süd- amerika verfaßt.
,, Es ist gut, daß ich Soldat war und das Ge- dankenrevue- Halten gelernt habe, so bekomme ich doch keine Langeweile, und es hat auch sein Schönes, so stundenlang auf dem Rücken zu liegen und nach den Sternen zu gucken. Meine Holländer und Engländer glauben, ich habe Heimweh, wenn ich nicht mit ihnen albernes Zeug quatsche." Heimweh hat er kei- nes, aber es wäre doch schön, wenn Eugen und ,, Nottele", der Studienfreund Maurer, da- bei wären; er denkt sich aus, wie sie jetzt mit anderen Gesellen in einem Gaisburger Wirt- schäftle beisammen sitzen mögen. Und wenn er Heimweh hat, im Zwischendeck findet er Schwaben genug, die es drüben probieren wol- len und jetzt mit den anderen zusammen meist Abschiedslieder singen. Das Singen freut ihn, die anderen haben nur zotige Gassenhauer mit gewöhnlichen Melodien. Ueberhaupt, über die anderen muß man sich gelegentlich ärgern, über Holländer und Iren:„ Wenn ich wieder auf ein Schiff komme, fahre ich I. Klasse. Es gibt nichts Ekelhafteres als Leute, die unan- Ich glaube, die Deutschen ständig essen.. essen noch am anständigsten, wenn man die Engländer aus besseren Ständen ausschließt, welche vielleicht eher verhungern, als einen Fisch mit dem Messer essen würden."
Größere Mühe als dem Soziologen der natio- nalen EB- und Trinksitten bereitet dem Ratio- nalisten die Ueberführung vieler junger Mäd- chen in ein amerikanisches Kloster, ihre Hei- terkeit, ihre unverwüstliche gegenseitige Hilfs- willigkeit. Darüber hat er sich ,, Gedanken ge- macht“:„ Unter zehn Menschen kann es doch nicht sein, daß alle zueinander passen und sich gern haben, abgesehen von dem ,, Kindlein, lie- bet euch untereinander". Sind es gebrochene Menschen, die tun, was sie sollen, aber nicht aus Pflichtgefühl? Gebrochen sehen sie nicht aus. Ist das Ganze Heuchelei? Es wäre nicht
Angeklagter ein Jahr Gefängnis. Die Verurtellung erfolgte wegen Herstellung von Theodoliten, die als Kriegsmaterial angesehen werden. Das Gericht ord- nete Auflösung und Beschlagnahmung des Werkes
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SAARBRÜCKEN. Der am vergangenen Mittwoch neugebildeten Saarlandregierung gehören drei Mit- glieder der Christlichen Volkspartel, zwei der So- zialistischen Partei und ein Unabhängiger an.
BERN. In Mittholz flogen mehrere Munitions- depots in die Luft. Durch deren Auswirkung ist die Ortschaft Mittholz schwer beschädigt worden. Zahlreiche Menschenleben sind zu beklagen.
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BERN. Der neuen schweizerischen Regierung nach den Parlamentswahlen gehören Enrico Celio als Bundespräsident und Leiter des Post- und Eisen- bahndepartements, Ernest Nobs als Vizepräsident und Leiter des Finanzdepartements, Philipp Etter als Leiter des Innendepartements, Eduard Steiger, Justiz und Polizei, Karl Kobelt, Militär, Petitpierre politisches Departement und Rudolphe Rubattel als Chef des Wirtschaftsdepartements an. LONDON. Am vergangenen Sonntag hat der ehe- von Rundstedt das malige Feldmarschall La- ger Bridgent verlassen, um sich für einige Tage all das Krankenlager seines schwer erkrankten Sohnes nach Deutschland zu begeben.
- LONDON. Annähernd 150 000 deutsche Kriegs- gefangene in England sind von englischen Famillen eingeladen worden, mit ihnen Weihnachten zu feiern.
MOSKAU. Das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR hat beschlossen, den Obersten Sowjet zum 30. Januar 1948 nach Moskau einzuberufen.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1.50 RM., durch die Post 1.74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
SO:
schön, dies anzunehmen. Warum aber vertra- gen sich so viele Frauenzimmer so gut mitein- ander? Es muß doch unter zehn eine sein, die nicht mit einer anderen harmoniert; wenn nun nicht beide heucheln, so muß es doch Reibe- reien geben. Ich liebe und achte meine Mit- menschen auch, wenn mir aber einer nicht konveniert, so merkt er dies doch sicherlich bald, und wenn er ein ehrlicher Kerl ist, so kommen wir zwar wohl auch gut miteinander aus, aber nicht, weil wir uns dann noch gegen- seitig füttern, sondern weil sich jeder vor dem anderen in acht nimmt. ,, Sollte vielleicht die Jaegersche Behauptung auf die Nonnen An- wendung finden, daß man beispielsweise den häuslichen Frieden dadurch herstellt, daß man sich möglichst oft küẞt? Doch ich will auf- hören, sonst kommt die Gedankenseekrank- helt." Ein andermal philosophiert er Frauen können sich mit viel zugleich beschäf- tigen. Ich habe ein schönes Beispiel dafür. Die eine der Schwestern geht soeben spazieren, strickt, betet einen Rosenkranz und denkt viel- leicht nebenher noch. Das sind vier Dinge, die zugleich zu verrichten einem Mann schwer- haus sitzt und dort trinkt, raucht, spricht und fallen würden. Wenn ein Mann z. B. im Wirts- denkt, so ist das auch vielerlei, aber in der Regel ist dann doch wenigstens eines davon nicht viel wert; wenn er z. B. viel trinkt, so ist anzunehmen, daß er nicht viel Gescheites schwatzt, und dann ist das Trirken und Rau- chen doch noch eine angenehme Beschäftigung, jedenfalls angenehmer als Beten und Stricken; ich glaube, dies nicht näher belegen zu müs- sen, es sprechen für meine Behauptung die Tatsachen und die Polizeistunden übertretun- gen."
Die aphoristischen Weisheiten des gesprä- chigen Tagebuches sind natürlich nur zu sehen in ihren psychologischen Hinweisen, darin aber geben sie frühe dauernd Charakteristi- sches: das logische Spiel mit dem Paradox, argumentierendes Fortsminnen eines sinnen- Fortsetzung feigt) haften Eindrucks.