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SCHWABISCHES TAG BLATI

AUS DEM WIRTSCHAFTSLEBEN

Zum neuen Wirtschaftsplan für Südbaden

Im Wirtschaftsteil der vorhergehenden Num- mer haben wir einen kurzen, zusammenfassen- den Bericht über den neuen badischen Wirt- schaftsplan und seine Voraussetzungen gegeben. Es sollen nunmehr die bekanntgegebenen Ein- zelheiten folgen denn die Wirtschaft des badi- schen Nachbarlandes ist mit derjenigen unseres Gebietes doch immerhin so eng verbunden, daß eine eingehende Betrachtung von Interesse sein dürfte.

Grundfrage Export

Die Grundfrage, mit der sich dieser Wirt- schaftsplan( wie überhaupt alle deutschen Wirt- schaftspläne der Nachkriegszeit) beschäftigt, ist der Außenhandel. Wirtschaftsminister Dr. Leib- brandt hat in seinem vor dem Landtag gege- benen Bericht betont, die monopolistische Hand- habung des Exports habe dem Lande Baden bis jetzt stets große Nachteile und Schwierig- keiten gebracht. 1936 seien acht Prozent des Pro- duktionsvolumens der südbadischen Wirtschaft nach dem Ausland exportiert worden. 1946 seien bei einer Produktion von 649 Millionen Mark für rund 50 Millionen Mark exportiert worden, wobei die feinmechanische, die optische und die Uhrenindustrie mit beinahe 60 Prozent ihrer Produktion am stärksten am Export beteiligt

waren.

Voraussetzungen für die Exportsteigerung Die Voraussetzungen für eine Steigerung des Exportes seien schon oft genannt worden: 1. dem Exporteur müsse die Freiheit der Ver- handlung mit den Kunden und die Freiheit des Vertragsabschlusses gelassen werden, so daß der Außenhandelsstelle nur die Rolle zufiele den Vertrag zu begutachten und zu genehmigen:

2. die für die Produktion aufgewandten Roh- stoffe müßten wieder eingeführt werden können;

3. die Produzenten müßten durch eine Prämie von mindestens zehn Prozent des erzielten Preises am Export interessiert werden, wo- bei ihnen die Hälfte der Prämie zur freien Verfügung stehen während die andere

Hälfte der Belegschaft zugute kommen soll. Das Land Baden kam auf Grund der bisheri- gen Absprachen mit der Militärregierung auf ein Exportvolumen von 64 Millionen Dollar Das Oficomex habe sich vorbehalten, die Einfuhr von Getreide, Treibstoffen, Schmierstoffen und Phos- phaten allein in der Hand zu behalten. Die Ein- fuhr von Getreide das international bewirt- schaftet ist, dürfte wohl geraume Zelt allein über die Außenhandelsstelle der Militärregierung zu bewerkstelligen sein. Andererseits hat das Wirt- schaftsministerium der Besatzungsmacht zu ver- stehen gegeben, daß eine Steigerung des Exports nur durch die Sicherstellung eines gewerblichen Rechtsschutzes möglich sei.

Devisenbedarf und Exportvolumen Ausgangspunkt für die Teilung der Produktion in den Inlands- und Auslandsbedarf sei, wie der Bericht weiter ausführt, der Devisenbedarf des Landes Er richte sich nach dem Bedarf an Rohstoffen und Lebensmitteln, wobei für den letzteren eine Basis von 1535 Kalorien angenom- men worden sei Die für die Rohstoffeinfuhr nötigen Devisen würden auf jährlich 35 Millio- nen Dollar geschätzt. Für die Einfuhr von zu-

Geschäftliches

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sätzlichen Lebensmitteln würden 22 157 000 Dol- lar benötigt. Südbaden brauche also 57 157 000 Dollar, entsprechend 130 Millionen Mark, bei el- nem Kurs von 2.50 Mark für einen Dollar.

In den Fachkommissionen ist genau bestimmt worden, wie hoch das Exportvolumen der ein- zelnen Industriezweige sein könne. Dabei habe man berücksichtigt, daß bei den heutigen Qua- litätsansprüchen auf dem Weltmarkt nur Export- artikel angeboten werden können, die Aussicht auf Absatz haben. Man ist zu folgenden Resul- taten gekommen:

Gießereimaschinen usw. Elektroindustrie Feinmechanik, Optik Bauindustrie

Hola

Chemische Produkte Papier

Leder Textilien

Bergbau

Fremdenverkehr

Exportvolumen in Mill. Mark

8,0 3,0 14,0 2,0

53,0

5,0

12,0

3,0 13,0 0,08 1,3

Bei der feinmechanischen und Uhrenindustrie würden die Demontagen einen Ausfall von acht Millionen Mark bewirken.

Der Anteil Frankreichs betrug 1946 bei einer lionen Mark; er wird 1948 wieder ein Drittel 35prozentigen Ausnützung der Kapazität 198 Mil-

283 Millionen Mark betragen. Bei der Fest- setzung des neuen Exportvolumens müsse be- rücksichtigt werden, daß die Weltmarkt- liegen als die Inlandspreise. Das Land preise durchschnittlich um 45 Prozent höher

Baden kommt, bei einer Festsetzung des Export- volumens auf 112 Millionen Mark zu Inlands- preisen zuzüglich 45 Prozent Preiserhöhungen, auf etwa 63 Millionen Dollar.

Devisenkredit gegen 1 Million Festmeter Holz In der Frage des Holzexportes betont der Be- richt die Notwendigkeit, das Holz selbst zu schla- gen, selbst an die Grenze zu bringen und es zu Weltmarktpreisen zu verkaufen. An Stelle den. Die Sägeindustrie werde im kommenden von Rundholz müsse Schnittholz ausgeführt wer- Jahr eine Kapazität von 750 000 cbm( Vorkriegs- kapazität 850 000 cbm) erreichen, so daß mit ent- sprechender Lieferfähigkeit in Schnittholz ohne weiteres gerechnet werden könne. Schließlich werde das Land auch versuchen, durch den Fremdenverkehr Devisen zu erhalten. Die Frem- denindustriee werde mit einer internationalen Hotelkette zusammenarbeiten und es sei vorge- sehen, von den 33 000 vorhandenen Fremden- zimmern etwa 1000 aus den besten Häusern fret- zumachen und zwar auch in jenen Häusern, die teilweise von der Besatzungsmacht beansprucht würden. In Bayern sei ein solcher Plan be- reits gestartet worden, und es hätten sich 200 000 amerikanische Gäste angemeldet.

Zur Ankurbelung des ganzen Wirtschaftspla- nes bedürfe es eines Devisenkredites. Südbaden will versuchen, eine Million Festmeter Schnitt- holz innerhalb von zehn Jahren an die Schwei- zer Holzkreise abzusetzen. Diese würden sich bereit erklären, den Exportplan mit 70 Millio- Schweiz wäre auch bereit, noch mehr Holz abzu- nen Schweizer Franken zu bevorschussen. Die nehmen, und zwar vor allem Rundholz. Mit Hilfe dieses Vorschusses wäre es möglich, der Bevölkerung Südbadens bereits im Januar Le- bensmittel durch direkte Einfuhr aus der Schweiz zu beschaffen.

Produktionsaussichten für Glühlampen

BERLIN. Die heutige Jahresleistung der Os- ram- Werke außerhalb der Ostzone beträgt 24 Millionen Glühlampen; 1939 haben alle Werke bei einem Jahresumsatz von 80 Millionen RM. 145 Millionen Glühlampen aller Art hergestellt, von denen 27 Millionen( wie der Kurier" mel- det) exportiert wurden. Auch die Zahl der Be- schäftigten ging stark zurück. Ende März 1945 beschäftigte Osram in Berlin 11 000 Arbeiter und Angestellte heute dagegen nur noch 3800. Nachdem

die Osram- Werke bereits durch Kriegsschäden starke Verluste erlitten hatten, verloren sie dann später 98 Prozent ihrer Ma- schinen und Einrichtungen durch Demontagen. Im Spätherbst 1945 konnte die Produktion wie- der beginnen. Das im russischen Sektor liegende und vom Magistrat verwaltete D- Werk beschäf- tigt heute 700 Arbeiter. Die drei Fabriken der Osram- GmbH. KG. stellen monatlich eine Mil- lion Allgebrauchslampen, 400 000 Sonderlampen und 25 000 Entladungslampen her. 20 Prozent des 60 Millionen Mark betragenden Stammkapitals dieser Firma sind in amerikanischer Hand. Der Sitz der Hauptverwaltung, das S- Werk, liegt in der britischen Zone. Einschließlich des kaufmän- nischen und technischen Personals beschäftigt es 1525 Mann. Das B- Werk im französischen Sektor stellt hauptsächlich Allgebrauchslampen her. Die Belegschaft beträgt 1900 Personen. Seit Juli 1947 ist das Maschinenglaswerk Spandau wieder in Betrieb. Es produziert heute monat- lich 3 bis 3,5 Millionen Kolben mit zwei( von

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ehemals acht) Maschinen. 1949 sollte in Berlin die Produktion den Stand von 20 Millionen All- gebrauchslampen und zwei Millionen Entladungs-

lampen erreichen.

Die westlichen Werke arbeiten eng mit dem Berliner Stammwerk

zusammen. In Neheim trieb die Lampenerzeugung mit dem Ziel wieder ( Westfalen) nahm im November 1946 ein Be- auf, jährlich 5,5 Millionen Stück zu erreichen. Die neuaufgebaute Glashütte in Essen- Karnap produziert heute monatlich eine Million Kolben, will ihre Leistung aber auf 1,8 Millionen stei- das unter der Regie von Osram arbeitet, mo- gern. In Haßlingshausen soll ein kleines Werk, natlich mehrere 100 000 Kolben anfertigen.

In der amerikanischen Zone ist das Lampen- werk in Augsburg das bedeutendste. Diese Wolf- ram- Lampen- AG stellt monatlich 250 000 Lam- pen her. Es ist ein Soll von zehn Millionen Lampen vorgesehen, das aber aus Mangel an Spe- zialgeräten zunächst nicht erreicht werden kann. Ein neuer Betrieb arbeitet in Herbrechtingen in Württemberg. Hier werden monatlich 200 000 Allgebrauchslampen und Sonderlampen produ- ziert. Seit Mai 1946 liefert die Glashütte in Neu- stadt a. d Aich monatlich 500 000 Kolben.

In der Ostzone gingen der Osram- Gesell- schaft ihre Betriebe verloren. Das bedeutendste Werk, die Glashütte Weißwasser( Lausitz), soll heute 900 Arbeiter als landeseigener Betrieb be- schäftigen. Auch der frühere Betrieb in Zwickau

19. Dezember 1947

ist landeseigenes Unternehmen. Die Betriebe können, da Halbfabrikate fehlen, ihre Maschi- nenkapazität nicht annähernd ausnutzen. Die Werke Brieg, Hirschberg, Ohlau und Pabianice gingen mit den Ostgebieten verloren.

Die alten Beziehungen zu den ausländischen Tochterbetrieben bestehen nicht mehr. Früher ex- portierte Osram nach vielen europäischen Län- reits heute wieder Kolben, Schweden und die dern und nach Uebersee. Dänemark erhält be- Schweiz beziehen Sonderlampen.

Britische Truppen stellen IIolzeinschlag ein kanntgegeben, daß der von britischen Truppen in BUNDE. Von amtlicher britischer Seite wurde be- der britischen Zone betriebene Holzeinschlag ab Mittwoch, 17. Dezember, eingestellt wurde. Der letzte Baum sollte gegen 11 Uhr im Miele- Wald nördlich von Celle durch Generalleutnant Sir Richard Mc- Creery gefällt werden.

Der Holzeinschlag begann 1946, als das britische Kabinett beschloß, britische Truppen zum Holzfällen einzusetzen, um dem Mangel an Nutzholz in Groß- britannien zu begegnen. Bis zum Frühjahr dieses Jahres wurden etwa 5000 t Holz je Woche durch diese Aktion geschlagen. Insgesamt wurden bis zum Abschluß des Holzeinschlages etwa 250 000 t Holz ge- fällt und verladen.

Demontage- Ausstauschvorschläge genehmigt

litärregierung haben für 23 Fabriken in der Doppel- BERLIN. Die britische und die amerikanische Mi- zone die Austausch vorschläge angenommen, die ihnen von den deutschen Dienststellen vorgelegt worden waren. Außerdem wurden drei Fabriken der briti- schen Zone in die am 16. Oktober 1947 veröffentlichte Demontageliste neu aufgenommen. Unter den zum Austausch genehmigten Werken befinden sich u. a. die Friedrich- Krupp- Werke in Essen und die Mannesmann- Röhrenwerke in Duisburg.

Rückgabe von Eisenbahnwaggons an die Westzonen

FRANKFURT a. M. Wie von zuständiger Stelle der Militärbehörden verlautet, ist mit europäischen Ländern die Rückgabe von 15 163 Eisenbahnwaggons an die beiden Westzonen bis zum 28. Februar 1948 vereinbart worden. Die Vereinbarung wurde auf einer Sitzung des Ausschusse für Inlandstransport des UNO- Ausschusses für Europawirtschaft in Genf getroffen. Die Waggons waren von Oesterreich, Ita- lien, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, der Tschechoslowakei, sowie der französischen Besat- zungszone in Deutschland einbehalten worden und hatten den Verkehr in den beiden Westzonen ent- angegeben. Vertreter der Besatzungsbehörden hat- scheidend gehemmt. Ihre Gesamtzahl wird mit 18 100 portembargo gedroht. ten, um die Rückgabe zu erzwingen, mit Trans-

Industrieabwanderung Ostzone- Westzonen BERLIN. 2400 Fabriken der sowjetischen Besat- zungszone und Berlins haben bei der Handelskam- mer in Frankfurt/ Main Niederlassungen in Hessen beantragt, wie der„ Kurier" mitteilt. 800 dieser Un- ternehmen wollen ihre Betriebe von Berlin in die Westzonen verlegen, 900 kommen aus Sachsen und 700 aus Thüringen. Bisher wurden 120 Genehmigun- gen erteilt.

UdSSR legt Anleihe auf MOSKAU. Laut Radio Moskau hat die Sowjet- regierung auf Vorschlag des Finanzministers be- schlossen, eine Staatsanleihe zu 3 Prozent, rückzahl- bar in 20 Jahren, aufzulegen. Die erste Rate dieser Anleihe wird im Laufe des Monats Dezember mit einer Milliarde Rubel begeben werden.

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