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19. Dezember 1947

SCHWABISCHES TAGBLATT

Die Pfalz gegen Jahresende 121

Pal. Nicht nur die Liebe, auch die Politik geht durch den Magen. So nüchtern und realistisch das klingt, so verfehlt wäre es, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen und sich in das Wolkenkuckucksheim irgend- welcher politischer Theorien oder Ismen" zurückzuziehen. Die Demokratie jedenfalls steht und fällt damit, daß sie ein wenn auch bescheidenes Existenzminimum gewährt. Des halb ist der Kampf um die Winterkartoffeln eine eminent politische Frage. Wider alles Er- warten und entgegen allen Befürchtungen, die man mit Recht an die katastrophale Dürre des letzten Sommers knüpfen mußte, ist es nun doch gelungen, den Pfälzern zwei Einkelle-

schluß des Gesamtkabinetts zurückzuführen. Die CDU jedoch konnte nicht ohne Berech- tigung auf die Verantwortlichkeit des sozial- demokratischen Innenministers hinweisen, dem die Polizei untersteht, deren Vorgehen den Skandal heraufbeschworen hat. Die Linke schlug prompt zurück und drohte mit der Kün- digung der großen Koalition und des Toleranz- abkommens, falls man ihren Mann über die Klinge springen lassen wollte. Sicherlich wird auch diese Suppe nicht so heiß gegessen, wie sie im Landtag gekocht worden ist. Immerhin bleibt die Entwicklung auf einen Bruch hin bedauerlich. Die politische Konstellation in Rheinland- Pfalz ist eindeutig

zischen Bevölkerung nicht den geringsten Rück- halt. Er kann auch, wie zuletzt Aeußerungen des französischen Botschafters St. Hardouin in London bestätigt haben, in keiner Weise mit irgendwelcher Unterstützung der Besatzungs- behörde oder Frankreichs rechnen. Bedauerlicherweise läßt sich das innenpoli- tische Problem der Stellung der Pfalz im Rah- men des Landes Rheinland- Pfalz aus dem Schatten dieser außenpolitischen Frage nur schwer herauslösen. Die Pfalz hat kein Interesse an Sonderrechten, die ihr Verhältnis zum Land und damit zu einem späteren deutschen Bun- desstaat wenn auch absolut unberechtigten Zweifeln aussetzen könnten. Darüber sind sich die maßgebenden Parteien einig. Andererseits wollen die Klagen nicht verstummen, die Kob- Interessen vorwerfen

Blattgold

Nr. 101/ Seite 5

N. B. Wir wollten uns mal seinen Betrieb ansehen. Wir trafen den Chef und Meister an einem Tischchen sitzend. In der linken Hand hielt er ein Bündel Goldschlägerhäute, in der rechten ein Hasenpfötchen, das er in Kreide tauchte und jedes Blättchen damit bestrich, um

es zu isolieren

Von England sind die ersten Goldbarren seit der Kapitulation gekommen, aber der Meister hat noch keinen Lehrling finden können urd macht dessen Arbeit selbst, damit die ersten Exportaufträge überhaupt erfüllt werden kön- nen. ,, Es will niemand arbeiten", meint er resigniert.

Und so sieht es im ganzen Betrieb aus. An den großen Solnhofer Steinen arbeitet nur

rungszentner und einen Teil des dritten zu auf die Zusammenarbeit der christlich- demo- lenz eine bewußte Hintansetzung pfälzischer ein Mann, der Dünnschläger, wie man ihn

sichern und dies mit der begründeten Aus- sicht, daß dieser dritte Zentner auch noch voll- ständig geliefert wird.

Weniger erfreulich allerdings war die poli- tische Begleitmusik dieser Kartoffelkampagne. Da es mit der Ablieferung beim ersten Zent- ner gar nicht ,, rutschen" wollte, mußten Dorf- untersuchungen vorgenommen werden. Obwohl die Anweisung des Landwirtschaftsministers dahin lautete ,,, nur die Bauerngehöfte durch Buchen zu lassen, deren Besitzer ihre Abliefe- rungspflichten gröblichst verletzt hatten", kam es zu zahlreichen schlimmen Uebergriffen. Nicht nur, daß man gegen die Bauern wie auf Ver- brecherjagd ausgezogen war, der Auftrag bei säumigen Ablieferern nach Kartoffeln, Ge- treide und Vieh zu fahnden, wurde weit über-

schritten.

Vielfach wurde den Leuten das Haus auf den Kopf gestellt und beschlagnahmt, was nicht niet- und nagelfest war. Auch die Aus- Iwahl der Betroffenen ließ unschwer eine Par- teilichkeit erkennen, die erst recht dazu an- getan war, die Angelegenheit auf das politische Geleise zu verschieben. Obwohl der Boden für die Razzien in Gewerkschaftsversammlungen und auf der linken Seite moralisch vorbereitet worden war, rückte man schleunigst davon ab, als man erkennen mußte, welch schlechten Dienst man mit dieser Methode dem städti- schen Verbraucher letzten Endes erwiesen hatte. Auch die Rückwirkungen parteipoli- tischer Art ließen es geraten erscheinen, sich von diesen Dorfkontrollen zu distanzieren. Man sah sich auf einmal in der verzweifelten Rolle des Zauberlehrlings, der die Geister nicht mehr los wurde, die er gerufen hatte. Die Landtagsdebatte, die mit aller Heftig- keit darüber entbrannte, war auf den alten Spruch abgestellt ,, Haltet den Dieb!". Zwar waren die Kontrollen an sich auf einen Be-

kratischen und der sozialistischen Elemente angelegt. Es kann auch ohne Beschönigung gesagt werden, daß sich die Koalition bestens bewährt hat. Noch anfangs November hat sie ihre große Bewährungsprobe bestanden, als es galt, den deutschen Charakter des Landes gegen separatistische Umtriebe in der Pfalz vor aller Welt klarzustellen.

,, Separatismus bedeutet Kriegserklärung an die Demokratie", hieß es in der von allen Par- teien unterschriebenen Landtagserklärung. Die Kehrseite dieser an sich so begrüßenswerten Reaktion auf dunkle Machenschaften ist die Gefahr, daß die Pfalz draußen als ein Sam- melbecken landesverräterischer Elemente be- trachtet wird. Davon kann natürlich keine Rede sein. Der kleine Kreis von Dunkelmän- nern und Ehrgeizlingen findet bei der pfäl-

Der Regierungssitz im nördlichsten Zipfel des Landes beginnt sich zu einem zentralisti- schen Machtzentrum nach früherem Berliner Muster zu entwickeln und dies, obwohl man dort vielfach einem Föderalismus huldigt, al- lerdings nur in Wort und Schrift, der sich von den Ansichten der pfälzischen Föderalisten durch eine weniger ausgezogene Gewichtsver- teilung zwischen den Ländern und dem zu schaffenden Gesamtbundesstaat nicht unwe- sentlich unterscheidet.

Eine Verlagerung der Regierungshauptstadt nach Mainz wäre geeignet, dieses Problem von der praktischen Seite her einer Lösung zuzu- führen, die letztlich auch im Interesse des Lan- des selbst und einer freudigen Mitarbeit aller seiner Teile gelegen wäre.

Zwischen Nürnberg und Fürth

N. B. Zwischen Nürnberg und Fürth wurde, so lernt man in der Schule, die erste Eisenbahn in Deutschland von einem fortschrittlich den- kenden König gebaut, wurden zwei in Alter und Wesensart grundverschiedene Städte ein- ander angenähert und enger verbunden: Nürn- berg, das Schatzkästlein des deutschen Reiches von einst, die in tausend Schönheiten unüber- troffene alte Reichsstadt und das jüngere, gar wenig schöne, an charakteristischen Merkmalen so arme und gänzlich unberühmte Fürth, das Aschenbrödel im Schatten der großen Schwe- ster. Heute ist Nürnberg nur noch ein Schatten seiner selbst, vernichtet ist die ganze Innen- stadt und damit alles, was seinen Ruhm aus- machte und seine Herrlichkeit aus der hohen Zeit des Mittelalters. Und Fürth, dem der Krieg nur geringe Wunden schlug, hat zu bie- ten, was Nürnberg fehlt. In erster Linie: Raum...

Mathilde Ludendorff

( I. P.) Wenn mit dem 20. Dezember der 10jährige Todestag General Ludendorffs heran- kommt, wird sein Grab auf dem Friedhof in Tutzing am Starnberger See nicht nur vom engeren Familienkreis neu geschmückt werden Frau Mathilde wird diese Gelegenheit kaum vorübergehen lassen, ohne ihre immer noch vorhandenen Anhänger in ihrem seltsamen Glauben zu stärken.

Die 70jährige, aber noch immer rüstige Sek- tlererin sprach schon im Sommer bei einer Tannenberg- Feier" zu ihren Gläubigen. Wenn sie bis zum von ihr erhofften günstigen Aus- gang des Starnberger Spruchkammerverfah- rens die offizielle Leitung ihres neu begrün- deten ,, Bundes für Gotterkenntnis" ihrem Ad- jutanten und Schwiegersohn, Franz Karl von Bebenburg überlassen muß so ist sie doch wie zu den Lebzeiten ihres Mannes die unbe- strittene Herrscherin in der Ludendorff- Sekte. Arzt, hilf dir selbst!, wird der Nervenarzt kopfschüttelnd gedacht haben, den die ergraute Walküre vor einiger Zeit zur Untersuchung ihres Geisteszustandes in der Münchener Ner- venklinik aufsuchte. Dem Starnberger Spruch- kammervorsitzenden brachte diese Anordnung runde 50 Drohbriefe aus allen Gegenden Deutschlands ein. Frau Ludendorff, in erster Ehe mit einem Arzt verheiratet, ist selbst Dr. med. und Nervenärztin.

Als sie schon längst in monomanischer Gei-

stesverwirrung als Schriftstellerin ihre emsige Feder im Verfolgungswahn vor den über- staatlichen Mächten" rührte, klassifizierte sie unbewußt ihren eigenen Fall in einer Arbeit über induziertes Irresein durch Okkultlehren. Dieselbe Frau, die über den Trug der Astro- logie schrieb, addierte die Ziffern von Kon- ferenzdaten zu Quersummen und weissagte daraus Weltgeschichte.

Seit 1925 mit dem damals gerade mit der geringsten Stimmenzahl als Reichspräsident- kandidat durchgefallenen General Ludendorff verheiratet, dem ersten Opfer ihrer abstrusen Ideen. Nur zu gern sog der ,, Feldherr" aus dem heiligen Quell deutscher Kraft" so firmierte auch die letzte der Zeitschriften des Hauses Ludendorff den Trost, daß nur ge- heime Mächte ihn um den ,, Schwertsieg" des ersten Weltkrieges betrogen hatten.

Dafür lieh er seiner Philosophin" gern den Nimbus seines Namens, um das artfremde Christentum", das Völkermord durch Seelen- verletzung" sei, durch eine neue hochnordische Tannenbergreligion zu ersetzen. Schiller wurde das ist eine der The- von Goethe ermordet

sen dieses pathogenen Weltbildes, für dessen Wiederbelebung nun im Schutze der Narren- freiheit aus der neuen Residenz des Hauses Ludendorff bei Weilheim Rundschreiben vor- sichtig werben. Paranoia Ludendorffiana ein unheilbarer Fall?

Die Johanniter- Kommende Rohrdorf

Vor 650 Jahren entstand ein Miniaturstaat

Zu den kleinsten und interessantesten deut- Bart,» Württembergs geliebten Herrn", ins schen Staatsgebilden, die bis 1806 bestanden, gehört die Johanniter- Kommende Rohrdorf. Unter Kommende oder Komturei versteht man die Besitzungen, die einem Ritterorden zur Verwaltung oder Nutznießung übertragen waren. Der erste Regent von Rohrdorf, einem Dorfe, das 5 Kiolmeter von Nagold entfernt an der Nagold liegt, war Heinrich von Klin- genfels, der von 1297 bis 1308 die Komtur- herrschaft innehatte.

Es hatte immerhin von 1048, dem Jahre der Gründung des Johanniterordens, bis etwa 1200 gedauert, bis die Ritter, Johanniter, später Rhodeser und Malteser genannt, nachdem Kai- ser Friedrich II. mit dem Sultan von Aegyp- ten Frieden geschlossen hatte, in Palästina zur Untätigkeit verurteilt, in Europa ein anderes Betätigungsfeld fanden, auch in Deutschland Niederlassungen schufen und so auch nach Rohr- dorf kamen.

Die Rohrdorfer Malteser waren zuerst recht primitiv untergebracht. Der 12. Komtur, Jo- hannes, Ritter von Weitingen( 1427-1452), er- baute das Komtureigebäude, den längs der Kirche stehenden, heute leider ganz dem Ver- fall preisgegebenen alten Bau". Im Lichthof des heutigen Rathauses, dessen eine Stirnseite das alte Gebäude abschließt, ist jetzt noch das Wappen des genannten Ritters und die In- schrift ,, 1430 do( mini) ward dis hus gebuet" zu sehen. Johannes von Weitingen ist übrigens der einzige Komturherr, der in Rohrdorf be- erdigt ist. Die Platte zu seinem Grabe mit dem guterhaltenen, schönen Wappen wurde vor Jahren ausgehoben und neben dem heutigen Kirchenausgang in die Wand eingefügt.

Sein Nachfolger war Georg, genannt Bom- bastus, von Hohenheim. Er war ein naher Verwandter des späteren berühmten Para- celsus von Hohenheim. Bekannt ist er dadurch geworden, daß er den Grafen Eberhard im

Heilige Land begleitete. Bombastus von Hohen- heim ließ auch den wundervollen gotischen Hochaltar in der Klosterkirche errichten, von dem leider nur noch einige Figuren übrig ge- blieben sind. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß von der ganzen ehemaligen Jo- hanniterherrlichkeit als wertvollstes Stück eine herrliche Madonna und eine nicht minder großartige Statue des hl. Johannes des Täufers, des Schutzheiligen des Ordens, erhalten blie- ben. Getreue, lebensgroße Nachbildungen der beiden Kunstwerke befinden sich in der katho- lischen Kirche in Nagold. Einige kostbare Bi'- der kamen nach der Säkularisation von Rohr- dorf nach Gündringen, von wo aus sie um einen Spottpreis nach Stuttgart verkauft wurden.

Ein weltbekannter Vorstand der schwarzen Ritter mit dem achteckigen weißen Kreuz auf der Brust, der in Rohrdorf residierte, ist Georg Schilling von Cannstatt( 1540-1547). Sein Bruder, Hans Caspar Kechler von Schwandorf, führte die Reformation in Rohr- dorf und Umgebung ein.

Seitdem verloren die Ordensritter in Rohr dorf, mit dem inzwischen die Ordensbesitzung Dätzingen bei Weil der Stadt vereinigt wor- den war, an Ansehen und Bedeutung, blieben aber bis zur Aufhebung der Reichsunmittel- barkeit durch Napoleon katholisch. Der letzte Malteserritter, der in Rohrdorf seinen Sitz hatte, war der Großkomtur Exz, Johannes Bap- tista Anton Freiherr von Flachslanden. Nach- dem sein Besitztum an Württemberg gefallen war, zog er sich nach Neuburg a. D. zurück, das damals Herzogtum war. Er wurde dessen Landkommandeur und starb dort im Alter von 82 Jahren. Als der Orden zu bestehen aufhörte, fanden die Württemberger 413 fl. 27 kr., größere Vorräte, darunter 351 Scheffel Getreide, viel Fahrnis und nicht unbedeutende, gut durchforstete Waldungen, vor.

Heute zieht Fürth an, die Behörden, die Aemter, die Industrien, die Kaufleute, die Rei- senden, die Aktiven. die Unternehmungslustigen, die Vonvornanfänger. Wenn Raum ist, läßt sich was unternehmen. Und wo man in der näheren und weiteren Umgebung früher nach Nürn- berg fuhr, um Geschäfte oder Privates zu er- ledigen, so fährt man heute nach Fürth mit den unzerstörten Geschäftsstraßen, mit den intakten Läden, mit den vielen neuen Behör- den. Ein Umstand, unter dem Nürnberg heute schon zu leiden hat, den es noch lange spüren wird, weil es sich um keine Uebergangserschei- nung handeln kann. Denn wie lange wird es dauern, bis Nürnberg soweit aus den Ruinen erstanden ist, daß es wieder an sich ziehen kann, was ihm einst gehörte?

So haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Nürnberg hatte früher soviel voraus, daß Fürth ihm keine ernsthafte Konkurrenz sein konnte, heute hat Fürth einen Vorsprung, der kaum oder nur schwer aufgeholt werden kann. Ein Grund mehr für die alte Noris, alle Kräfte einzusetzen, um wieder Boden zu gewinnen. Zwischen Nürnberg und Fürth, fast an der Stadtgrenze, liegt der gewaltige Komplex des Landgerichts, der durch die Prozesse vor dem Internationalen Tribunal traurige Berühmtheit in der ganzen Welt erlangt hat. Er hatte seine große Zeit", als die führenden Kriegsverbre- cher verhandelt wurden. Damals sah man noch eine große Sicherheitsmaschinerie um die Ge- bäude, heute gewahrt man nur noch ein paar Posten an den Eingängen, eine Menge meist sehr großer und sehr schöner Wagen, und da und dort merkwürdige Uniformen, die man nicht kennt. ,, Ist das nun ein Portier oder ein Diplomat?", sagt ein Mann in der Straßen- bahn und deutet auf eine merkwürdige Er- scheinung, die das eine und das andere vor- stellen könnte.

Im übrigen spricht man nicht mehr über die Prozesse, die hinter den vielen Türen bear- beitet werden. Das Interesse ist zurückgegan- gen, man hat andere Sorgen. Auch die Zeitun- gen nehmen wenig Notiz, es kommt vor, daß in der örtlich lizenzierten Zeitung nicht eine Zeile zu finden ist.

nennt. Er ist ein Künstler in seinem Fach, man glaubt einem Zauberer zuzusehen, mit einer unglaublichen Geschicklichkeit schwingt er seine Hämmer, wirft das kleine Päckchen von einer Seite auf die andere, wechselt den

Hammer von der rechten in die linke Hand, ohne einen Schlag zu verlieren, wechselt die Hämmer selbst von den schwersten bis zu den leichteren, trifft genau immer den Punkt, den er treffen muß, kein Schlag darf daneben gehen. Wie er das macht? Das ist sein Geheimnis, sein Trick, jahrelang erprobt, seine Kunst, die ihren Mann wohl ernährt.

Die Engländer haben wieder Gold geschickt. Das ist wie Alarm für eine Stadt wie Schwa-

bach, deren Weltruf von der Goldschlägerei kommt. Das heißt, daß in etwa 30 Betrieben zunächst wieder Gold geschmolzen und aus- gewalzt wird, bis es sich wie ganz dünnes Blech rollen läßt. Daraus nun werden kleine vier- eckige Blättchen geschnitten, jedes einzelne kommt zwischen zwei Goldschlägerhäutchen, die die englische Auftragsfirma mitgeschickt hat, dann beginnt der Dünnschläger mit seiner Arbeit. Er schlägt, wie sein Name sagt, das Blättchen dünn und noch dünner, bis es etwa den vierfachen Umfang angenommen hat. Und dann wird dieses schon hauchdünne Blättchen noch einmal zerschnitten, kommt wieder zwi- schen die Haut. Noch einmal nimmt der Dünn- schläger sein Päckchen unter den Hammer, schlägt und schlägt. Vier Stunden etwa dauert der ganze Vorgang, bis eine Dicke" von etwa neuntausendstel Millimeter erreicht ist.

Dann übernehmen Frauen die weitere Bear- Auch hier die gleiche Sorge: keine beitung Arbeitskräfte. Die Blättchen werden gleich- mäßig beschnitten. In einer anderen Abteilung werden kleine Büchlein geheftet, zwischen de- ren Seidenpapierblätter kommt nun das ge- schlagene Gold. So wandert es schließlich an den Auftraggeber, um das Bedürfnis nach goldenen" Bücherrücken, Grabinschriften usw. zu befriedigen.

Ein Anfang. Die Welt erinnert sich wieder der kleinen Stadt im Schatten Nürnbergs, die früher% des Weltbedarfs an Blattgold deckte. England hat die ersten Goldbarren geschickt, aber auch Schweden und die Schweiz haben sich wieder gemeldet.

und anläßlich der Urteile gegen Papen und Fritzsche konnte man kurze Aufwallungen ver- zeichnen, die nach spontanen Bewegungen aussahen. Seither aber ist es still geworden.

Eine Unterbrechung bildete der SPD- Partei- tag in Nürnberg, dessen Bedeutung über den lokalen Rahmen weit hinausging, der eine Reihe führender Köpfe dort versammelte. Die Masse hat andere Sorgen. Das mittelfränkische Gebiet hatte am stärksten unter der Dürre dieses Sommers zu leiden, die Kartoffel be- herrscht die Gespräche in einem Landstrich, der früher Ueberschußgebiet war und nun restlos auf Einfuhren angewiesen ist. Dazu ist in diesen Tagen die Veröffentlichung der De- montageliste gekommen, die eine empfindliche Bresche in die örtlichen Industrien schlagen wird.

Wie überhaupt die Politik! Nürnberg und Das Gespenst der Arbeitslosigkeit taucht wie- Fürth stehen unter SPD- Führung, auch die FDP ist aktiv und die KPD. Wenn man ge- der auf und beunruhigt Unternehmer und Ar- nauer hinsieht, sind es nur die Parteien und beiterschaft, vor allem in Nürnberg, dessen ihre Spitzen, mitunter auch die Gewerkschaf- Wiederaufbau und Wiedererstarken stärker ten, aber die Masse geht nicht mit. Zur Zeit/ denn je vom Aufleben seiner Industrie ab- der nie aufgeklärten Spruchkammerattentate hängt.

Obwohl nach der Säkularisation nur einige wenige Katholiken in Rohrdorf und Umge- bung ansässig waren, blieb der Ort doch Sitz einer katholischen Pfarrei, die ihre eigene Kirche behielt. Die alte Ordenskirche wurde geteilt, der kleinere Teil fiel an die Katho- liken, der größere an die Evangelischen. Das gut nachbarliche Verhältnis, das immer be- stand, wird auch heute noch aufrechterhalten. Die ständig wachsende Zahl der Katholiken in Nagold gab Veranlassung, dort erst einen Bet- saal einzurichten und später den Sitz der Pfar- rei von Rohrdorf nach Nagold zu verlegen. 1906, also 100 Jahre nach der Säkularisation der Kommende Rohrdorf, wurde in Nagold eine katholische Kirche errichtet, welche die Tradition der Malteser weiterführt. Fr. Schlang

Weihnachtsbrief einer 17jährigen an einen Kriegsgefangenen Lieber Michael!

Als ich das letzte Weihnachtspäckchen für war meine Dich zusammengepackt hatte, ganze Hoffnung, es möge das letzte sein. Auch Du wirst Aehnliches beim Empfang gedacht haben. Aber nun ist es schon das dritte, das ich Dir seit Kriegsende in die Gefangenschaft schicken muß, und wieder sind es die gleichen Gedanken, die mich bewegen.

Für Dich wie für mich war es ein Jahr der Hoffnung, der Niedergeschlagenheit und doch des inneren Reifens. Wie schnell ist es vor- übergegangen, schien es auch zu Anfang un- übersehbar. Man wußte nicht, wie man an sein Ende kommen sollte, und die Gedanken wagten sich noch nicht mit Weihnachten zu beschäftigen. Nun aber ist der erste Schnee gefallen, und schon spürt man eine leise Weih- nachsstimmung in sich aufkeimen. Es ist be- stimmt auch Freude darunter, denn schon das Wort Weihnachten ist von einem Zauber um- schlossen, von lieben Erinnerungen erfüllt, die uns unwillkürlich einer frohen Stimmung näher bringen. Aber je näher das Fest rückt, um so mehr schwindet das Frohe und Ge-

löste in uns. Sollte nicht Weihnachten ein Fest der Freude und des Friedens sein? Aber was haben wir denn? Weder das eine noch das andere. Man sucht vergebens nach einem Weg, der uns zur glücklichen Weihnacht füh- ren könnte. Was nützt es Dir und mir, wenn wir in unseren Kindheitserinnerungen suchen? Wirst Du glücklicher? Nein, sehnsüchtiger, trauriger, daß alles Vergangenheit ist, was uns erfreute. Daß die Gegenwart uns nicht Raum läßt für eine wirkliche, tiefe Freude. Aber trotz allem ist etwas an Weihnachten, das schöner ist als alle Freude, mag sie nun äußerlich oder innerlich sein. Schon allein beim Singen der Weihnachtslieder wird lang- sam alle Härte, alle Schärfe von uns genom- men, und wir werden trotz der Traurigkeit und Not doch freiere, gerechtere Menschen, die den andern mit Liebe verstehen lernen und vielleicht zuletzt den Stachel des Hasses zu lösen vermögen.

Für uns daheim ist das alles viel leichter, denn wir können uns in den schwersten Stun- den von den anderen entfernen und zu uns selbst kommen. Was nützt es uns, den Haß in unseren Herzen zu tragen, es macht uns nicht glücklicher, nein, er frißt uns vielmehr den besten Teil unserer Seele weg, die Liebe zu allem Lebenden. Wo aber sollten wir ohne diese Liebe die Kraft hernehmen, das ganze Leben zu ertragen, wenn es nicht Zeiten gäbe, die in uns wenigstens eine kurze Zeit Frie- den schaffen, der dann noch in schwersten Tagen nachklingt und wenigstens einen klei- nen Lichtpunkt zurückläßt. Gerade dazu aber kann uns Weihnachten am ehesten führen. Welch ein Frieden liegt schon allein über der Erde, wenn sie mit Schnee bedeckt ist. Welch eine Geborgenheit empfinden wir, wenn wir im fallenden Schnee stehen. Weihnachten wird auch in Dir den Frieden schaffen und Dir die Liebe und den Glauben geben, Dein weiteres Leben zu ertragen. Dann bist Du trotz des Fernseins mit uns allen so nahe ver- bunden, daß wir gemeinsam an der S der Zeit tragen können.

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