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Hessens Regierungskoalition

GAF. Regierungskoalitionen sind Vernunft- ehen vergleichbar. Schwierigkeiten in ihnen können nur zu leicht zu Scheidungen führen. Zumal, wenn wie jetzt in Hessen die Frage, wie soll sozialisiert werden, zur Erörterung steht. CDU und Sozialdemokraten bilden in Wiesbaden die Regierungskoalition, die SPD verfügt im Landtag über 48 Abgeordnete, die Christlichen Demokraten haben 36 Sitze inne.

Wirtschaftsminister Dr. Koch, dessen Auf- gabe es ist, den in einem Volksentscheid an- genommenen Sozialisierungsartikel nunmehr zu verwirklichen, gehört, von der CDU stark angefeindet, zur SPD. Er vertritt den Stand- punkt, daß die Frage, ob Klein- und Mittel- betriebe sozialisiert werden sollten, von der CDU nur aus Ignoranz aufgeworfen wäre. Vertritt diese doch die Auffassung, daß der- artige Unternehmen von der Verstaatlichung auszuschließen seien, ebenso die Betriebe, die bereits in öffentlicher Hand sind

Koch denkt anders. Er will diese kleinen Betriebe, sogenannte Kleinstunternehmen", nach der Sozialisierung, über die der Landtag das letzte Wort zu reden haben wird, in ,, So- zialgemeinschaften" zusammenfassen, um sie dadurch den größeren sozialisierten Betrieben gegenüber wettbewerbsfähiger zu halten.

Das alles paẞt der CDU nicht, die unter kei- nen Umständen privatkapitalistische Einflüsse durch länderkapitalistische Monopolstellungen abgelöst sehen will. So prallen die Gegensätze bei diesem Artikel hart aufeinander: hier Pri- vatinitiative und Beschränkung der Verstaat- lichung auf einen möglichst kleinen Teil von Unternehmen, dort Ausbreitung der verfas- sungsmäßig festgelegten Sozialisierung auf eine große Anzahl von Betrieben.

SCHWABISCHES TAG BLAIT

,, Gesamtdeutscher Volkskongreẞ" abgelehnt

Die Ministerpräsidenten von Württemberg- Baden und Bayern zur Londoner Konferenz

BERLIN Die Sozialistische Einheitspartei Deutsch- lands hat zu einem Gesamtdeutschen Volkskongreẞ für Einheit und Frieden" aufgerufen, der am 6. und 7. Dezember, in Berlin tagen soll.

Nachdem bisher alle Bemühungen zur Bildung einer gesamtdeutschen Regierung negativ verlau- fen seien, betrachte sie es als ihre besondere Pflicht, dem deutschen Volke die Möglichkeit zu geben, seinen Willen der Londoner Konferenz zum Aus- druck zu bringen.

Der Vorsitzende der SPD Berlins, Franz Neu- mann, erklärte zu dem von der SED erlassenen Aufruf: Die nationale Repräsentation hat sich als eine Propagandaveranstaltung der Kommunisten entpuppt. Die Verwirklichung der deutschen Einheit setzt die Einigung der Sieger über Deutschland und die Grundsätze seines politischen Aufbaues voraus. Nur wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, wenn durch freie demokratische Wahlen die politische Meinung des ganzen deutschen Volkes festgelegt wird, können die wahren Repräsentanten dem Wil- len des deutschen Volkes Ausdruck geben."

Der Vorsitzende der CDU in der sowjetischen Zone, Jakob Kaiser, lehnte gleichfalls die Teil- nahme seiner Partei an dem von der SED vorge- schlagenen Volkskongreẞ ab.

Der Vorsitzende des Landesverbandes Berlin der LDP, Karl Hubert Schwennick e, erklärte, die Berliner LDP lehne Halbheiten in der Bildung einer deutschen Vertretung für die Londoner Kon- ferenz ab, da sie dem deutschen Volke eher scha- den als nutzen könnten. Eine Vertretung des deut- schen Volkes könne nur durch eine allgemeine de- mokratische Wahl in allen Zonen gebildet werden.

Sämtliche politischen Parteien der britischen Zone mit Ausnahme der Kommunisten lehnen die Teil- nahme an dem Volkskongreẞ", der die Bildung einer deutschen Delegation für die Londoner Kon- ferenz anstrebt, ab.

einer Rundfunk-

STUTTGART. Der Ministerpräsident von Würt- temberg- Baden, Dr. Reinhold Maier, erklärte am vergangenen Samstagabend in ansprache zur Londoner Außenministerkonferenz: " Nicht nur für Deutschland schlägt in der britischen Hauptstadt die Schicksalsstunde, sondern für die

Muß das nicht zu einem Prüfstein für die Beziehung der beiden Partner werden? Auch bei dem Verfassungsartikel über das Mitbe- stimmungsrecht der Betriebsräte sind Rei- bungsflächen beachtlichen Ausmaßes vorhan- den; verlangen doch die Christlichen Demo- kraten eine hieb- und stichfeste Nuancierung dieser Bestimmung und eine gesetzliche Ver- ankerung, die juristisch unantastbar ist. Dies- Deutschland mal ist aber kein sozialdemokratischer Mini- ster das Angriffsobjekt, sondern der den eige- nen Reihen angehörende Arbeitsminister.

Man sieht noch nicht klar, wie dieser So- zialisierungszweikampf" enden wird. Zu einem Koalitionsbruch dürfte es nicht kommen, so- lange ein Mann, wie der Finanzminister Dr. Hilpert, als Autorität und geschickter, Ge- gensätze ausgleichender Unionsmann alles Widerstrebende innerhalb seiner eigenen Par- tei und innerhalb der Regierung oder des Landtages zu versöhnen weiß.

So haben die Parteien Hessens ihren Zank- apfel. Sie vergessen darüber manches andere. Vor allem in Sachen Ernährung. Man hält sich nach den Worten des Ministerpräsidenten ge- wissenhaft an die Anordnungen der Frank- furter Hauptverwaltungen, wird dafür öffent- lich vor dem Plenum des Wirtschaftsrates be- lobt und läßt zu, wie Hessens Erntesegen, der Wein und das Obst, in Kanäle wandert, deren Ausgang ,, Schwarzer oder Grauer Markt" heißt.

Vom badischen Landtag

ganze Welt." Dr. Maier wies auf die Notwendigkeit hin, eine Instanz zu schaffen, die für ganz Deutsch- land reden und verhandeln dürfe und berechtigt sei, die allerdringendsten zentralen Befugnisse aus- zuüben. Voraussetzung hierfür sei die Durchfüh- rung allgemeiner demokratischer Wahlen innerhalb Deutschlands, gegebenenfalls unter der gemein-

samen Aufsicht aller vier Besatzungsmächte. Deutschland, aufgeteilt in 14 Länder, müsse un- tätig zusehen, wie in London um sein Los gewür- felt" werde. Dr. Maier sprach von einer ,, moralischen Niederlage", die sich das deutsche Volk selbst be- reitet habe, weil es nicht in der Lage gewesen sei, sich über die Zonengrenzen hinweg zu einem ge- meinschaftlichen Programm für London zusammen- zufinden. Deutschlands Sorgen und Wünsche faßte Dr. Maier in vier Punkte zusammen: 1. Beendi- gung des jammerwürdigen Zustandes, daß Deutsch- land heute wenig mehr ist als ein historisch- geo- grafischer Begriff. Daher Forderung seiner Anerken- nung als eine völkerrechtliche Gesamtheit. 2. Ein Friedensvertrag, auf den wir auf Grund ungeschrie- bener Gesetze 2% Jahre nach der bedingungslosen

Kapitulation Anspruch haben. 3. Festlegung der Re- parationen in einer Weise, daß wir wirtschaftlich auf festen Grund gelangen konnen. 4. Befreiung unserer Kriegsgefangenen, auf die uns vor Gott und den Menschen ein Anspruch zusteht."

MÜNCHEN Der bayerische Ministerpräsident Dr. Hans Ehard sprach am vergangenen Sonntag auf einer CSU- Versammlung in München über die zu- künftige Gestaltung Deutschlands und Europas. Dr. Ehard wies auf die Notwendigkeit hin, die Demo- kratie nicht durch Friedensdiktate zu diskretieren. Das neue Deutschland müsse ein föderalistisch ge- ordnetes sein, weil die staatspolitischen, sozialen und ethischen Grundsätze des Föderalismus die beste Bürgschaft für eine Friedensordnung bildeten.

Dr. Ehard warnte vor einem Wiederaufbau Deutsch- lands nach dem Vorbilde von Weimar und fügte hinzu, Vom Süden her muß ein zukünftiges Deutsch- land seine tragenden Impulse erhalten oder es wird kein föderalistisches Deutschland geben." Auf Grenz- ziehungen, die von einer sich abschließenden natio- nalen Sicherheitspolitik gefordert würden, könne unmöglich der Frieden aufgebaut werden.

Nachrichten aus aller Welt

BADEN- BADEN. Seit 1. Dezember ist der Tele- grafenverkehr zwischen der französischen Besat- zungszone in Deutschland und dem gesamten Aus-

land, mit Ausnahme von Spanien und Japan zu-

gelassen.

in

STUTTGART, Am kommenden Sonntag wird der Vorsitzende der SPD Deutschlands, Dr. Kurt Schu- macher, in Stuttgart auf einer Kundgebung der Sozialdemokraten Nordwürttembergs sprechen. MÜNCHEN. Eine Kürzung der Brotration Bayern in den nächsten Monaten wird unvermeid- bar sein, wenn nicht unverzüglich Schritte zur.bes- seren Erfassung der Eigenproduktion unternommen werden, erklärte der Leiter der Abteilung für Er- nährung und Landwirtschaft bei der US- Militär- regierung.

BERLIN. Die Aufwendungen Großbritanniens für die deutsche Besatzungszone im Finanzjahr 1947/48 werden mit 146 412 930 Pfund Sterling angege-

ben. Davon sind 86 412 930 Pfund Sterling für den Unterhalt der Zone vorgesehen, während der Auf- wand für die Besatzungsstreitkräfte 60 Mill. Pfund

betragen soll.

BERLIN. Mitglieder der sächsischen Landesregie- rung wurden auf der Autostraße Berlin- Dresden zwischen Zeuthen und Königswusterhausen von Ban- diten überfallen. Die Regierungsmitglieder wurden völlig ausgeplündert.

BERLIN. Der Landtag von Mecklenburg- Vorpom- mern beschloß in seiner Freitagsitzung gegen die Stimmen der CDU und der LDP die Aufhebung des§ 218 des Strafgesetzbuches.

FREIBURG. Der badische Landtag trat am ver- gangenen Freitagvormittag zu einer nichtöffent- lichen Sitzung zusammen, um, gemäß der Tages- ordnung, eine Regierungserklärung über die De- montage entgegenzunehmen. In der Nachmittags- Ausland sitzung desselben Tages wurde scharfe Kritik an einer Regierungserklärung zur Ernährungslage ge- übt.

Ein Abgeordneter der KPD forderte von der Re- gierung Auskünfte über die Reise des Staatspräsi- denten Wohleb nach München. Der Landtag habe als Volksvertretung ein Recht darauf, über der- artige Verhandlungen informiert zu werden.

Der Minister für Landwirtschaft und Ernährung, Schill, erwiderte auf gegen ihn erhobene Vor- würfe, daß viele der für die Bevölkerung und die Abgeordneten unverständilchen Verfügungen von höheren Stellen kämen. Seine Dienststelle sei nur ausführendes bzw. übermittelndes Organ. Den neuen Anbauplan habe er mit den gleichen Straf- androhungen erhalten, mit denen er ihn weiterge- geben habe.

Robert Bosch

Von Theodor Heuß

Bosch verkaufte sein Anwesen, um etwas frühzeitig" in Ulm von seinen Renten zu leben er war jetzt 53 Jahre alt. Ein Liebhaber, der den ganzen Besitz, liegende und fahrende Habe, hätte übernehmen können, war nicht vorhanden. Acht Tage dauerte die Versteige-

rung, und sie ist den Dorfbewohnern durch den Umtrieb, durch das Kommen und Gehen Neugieriger oder Kauflustiger lange Zeit als

eine Art Volksfest in der Erinnerung geblie- ben. Die Meinung des Sohnes über den väter-

lichen Entschluß steht in einem Brief an den Jugendfreund Burkhardt( 5. Januar 1899): Mein Vater hat sich seinerzeit mit 250 000 bis 300 000 Mark zur Ruhe gesetzt. Das möchte ich ihm nicht nachmachen. Da könnte man schließlich in seinen alten Tagen als Knack- wurstprivatier herumlaufen."

LONDON. Am 1. Januar 1948 werden die bri- tischen Eisenbahnen, die bisher von vier großen Gesellschaften betrieben wurden, verstaatlicht. WIEN. Bei Betriebsratswahlen in einem Teil der österreichischen Unternehmen entfielen auf die Sozialistische Partei( SPO) 80,5 Prozent, auf die Kommunistische Partei( KPO) 11,5 Prozent, auf die Österreichische Volkspartei( ÖVP) 1,5 Prozent und auf die Parteilosen 6,5 Prozent.

WIEN. Nach der letzten Statistik der Wiener Ma- gistratsabteilung vom Monat Oktober beträgt die, Zahl der Einwohner Wiens 1 728 600 Personen.

ROM. 22 italienische Fischdampfer wurden von jugoslawischen Küstenwachen angehalten. Die Be- satzungen mußten den jugoslawischen Behörden die Ausbeute ihres Fischzuges abgeben.

WARSCHAU. Polen hat bei den Alliierten die

besorgt. Schließlich die Ueberlegung, daß, mit seiner Sentimentalität rechnend, andere spe- kulativ Geld daran verdienen wollten, sollten und gar könnten!

Schul- und Lehrlingszeit in Ulm als von seinen, engsten Landsleuten"; er ur- Von den Ulmern spricht Bosch gelegentlich teilt über sie in einem Brief der Spätzeit so: Der Ulmer hat eine ungewöhnlich große Hei- matliebe. Diese Heimatliebe läßt ihn aber doch gegen Nicht- Ulmerisches manchmal etwas eng werden. Im übrigen habe ich die Ulmer und die Leute aus der Ulmer Gegend immer mehr

schätzen gelernt. Sie sind bei aller Genuß- freudigkeit doch arbeitsam und zuverlässig, haben, und man kann etwas mit denselben wenn sie einen entsprechenden Arbeitskreis ausrichten." Diese Anerkennung kehrt öfters wieder; es steht wohl daneben mit freundlicher Ironie, daß man in der Stadt ,, gern gut und behäbig lebt".

Dabei mag er das Bild des ,, Privatier" Ser- vatius Bosch vor Augen gehabt haben. Der war vermögend genug, ein beschauliches Le- ben zu führen. Die beruflichen Pflichten hatte er hinter sich geworfen, neben der Teilnahme an den öffentlichen Dingen in Stadt und Land schenkte er seine Muße ein paar Liebhabe- reien. Er pachtete einen Garten und pflegte weiter die Imkerei; die hatte er schon in Al- beck betrieben, und der Sohn wurde von ihm zur Beobachtung angehalten. Robert begleitete ihn auch, wenn das Waldstück bei Göttingen besucht wurde. Das hatte Servatius nicht ver- kauft, einem Stück Tannenschonung, das er angelegt hatte, gehörte seine besondere Liebe, und das wollte er gern erleben, daß da noch ein richtiger Wald stünde. Das Verstädtern geht nicht so schnell, das Leben behält seine Beziehungen zum Lande; auf dem ,, Adler" im nahen Jungingen saß der gutmütige Jakob, und die Jugenderinnerungen, die Abenteuer herausholen, wandern wieder ins Dörfliche

Robert Bosch hat in den späten Jahren freundschaftliche und pflegliche Beziehungen zu der Gemeinde unterhalten, die durch an- derthalb Jahrhunderte Sitz der Familie gewe- sen und für ihn selber die Umwelt der Kind- heitserinnerung geblieben war: er hat mit kräftigen Stiftungen den Neubau eines Schul- hauses, einer Turnhalle mit Turnplatz und dergleichen unterstützt. Aber er hielt nach seiner Art scharf darauf, daß dies Verhältnis keinen sentimentalen Charakter annehme. Das Geburtshaus hat allerhand Besitzwechsel und Schicksal durchgemacht, und mehr als einmal war Bosch nahegelegt worden, es doch zu kau- fen, zu diesem, zu jenem Zweck. Ob ihm der Zweck, der dazu ausgeheckt war, einleuchten mochte oder nicht das wäre ihm gegen allen Sinn gegangen, einem Hause deshalb eine son- derliche Würde zuzusprechen, weil er darin geboren war, und unerträglich die Vorstellung, Geld auszugeben, hinter dem dann das Ge- raune herlaufen möchte, er sei für einen wenn ich nur im Kleinen repräsentativen Ruhm hinaus.

Auslieferung mehrerer deutscher Generale, insbe- sondere des Generals Guderian verlangt, der Ober- befehlshaber in Warschau gewesen war und für die Zerstörung der polnischen Hauptstadt verantwort- lich gemacht wird.

SOFIA. Der jugoslawische Ministerpräsident, Mar- schall Tito, und der bulgarische Ministerpräsident Dimitroff haben einen jugoslawisch- bulgarischen Freundschafts- und Beistandspakt unterzeichnet. ΤΟΚΙΟ. 24 demokratische Abgeordnete wurden auf Beschluß des Exekutivausschusses aus der demo- kratischen Partei ausgeschlossen, weil sie gegen das Gesetz zur Kontrolle der Kohlengruben gestimmt hatten.

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2. Dezember 1947

Süddeutscher Bundesstaat"

cz. In den letzten Tagen ging durch verschiedene Zeitungen diesseits und jenseits der Zonengrenze selbst Radio Berlin hat sich anscheinend des fetten Bissens bemächtigt besagte, der Staatspräsident von Südbaden, Wohleb, eine Meldung, die habe bei seinen Besuchen in München bei Mini- sterpräsident Ehard, und in Tübingen bei Staats- präsident Bock u. a. die Vorbereitung einer Föde- ration süd- und südwestdeutscher Länder bespro- chen.

Diese Nachricht verleitete zum Nachdenken, selbst auf die Gefahr hin, Nachricht und Gedanken dementieren zu müssen. Die Nachricht wurde be- reits dementiert, von Ministerpräsident Ehard wie von Staatspräsident Bock

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hört man. Ehard soll von glatt erfunden" gesprochen haben und weiß von nichts. Auf dem Schönenberg bei Ellwangen seien nur interne CDU- Probleme diskutiert wor- den in Tübingen nicht minder. Dementis sind meist glaubwürdiger als Nachrichten also kein Grund zu zweifeln.

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fragen wir prophylaktisch schon heute: Sollte Indes könnte ja mal so. etwas passieren und so irgendeine Verfassung irgendeinen Minister- oder Staatspräsidenten beauftragt haben, on sich aus Duodez- Republiken dieser oder anderer Färbung zu gründen? Kaum anzunehmen. Sicherlich wäre aber die Bevölkerung dieser Länder nicht damit einverstanden. Deutscher Bundesstaat oder Ein- heitsstaat, darüber läßt sich diskutieren, aber nicht über süd- und norddeutsche Föderation. Separatis. mus den Separatisten. So etwas gibts aber bei uns in nennenswertem Umfange nicht.

Inzwischen war jedoch in badischen Blättern be- reits allerlei zu diesem Thema zu lesen, u. a., daß, sobald die Zeit dazu reif sei, zur Kenntnis ge- bracht werde, was Staatspräsident Wohleb Ver- dienstvolles vollbracht habe. Ja, da ist ein Aus- spruch Wohlebs, der besonders skeptisch stimmt: er würde auch das ,, Undenkbare" tun, wenn es nur der großen Sache" diene. Die Zeit des Undenk- baren" ist doch eben erst um und soll auch nicht wiederkehren. Man weiß nie, was da dann wieder an ,, Undenkbarem" herauskommt..

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Gerechtfertigte Skepsis

H. Sch. Ueber seine Ansicht zu dem kürzlich vom Bayerischen Landtag verabschiedeten Kriegsdienst- verweigerungsgesetz befragt, erklärte der ehemalige Militärgouverneur für Bayern, General J. Mueller: ,, Es ist erfreulich zu erfahren, daß das bayerische Volk durch seinen Landtag so freiwillig und ein- stimmig sich gegen den Krieg erklärt hat. Es ist wohl die erste ausdrücklich gegen den Militarismus gerichtete Kundgebung einer gewählten deutschen Körperschaft seit dem zweiten Weltkrieg. Wollen wir hoffen, daß die Zeit niemals kommen wird, wo dieses Gesetz praktisch erprobt werden muß."

AUS DER WIRTSCHAFT

Gefüllte Halden

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zu wenig Kohle ESSEN. Etwa 1,75 Millionen t Kohle liegen nach amtlichen Angaben zurzeit in der britischen Zone auf Halden. Der Industrieverband Bergbau vertritt die Ansicht, daß insgesamt nur 3 Millionen t auf- gespeichert werden können; von britischer Seite wird dagegen die Haldenkapazität auf 7 Millionen t geschätzt.

DUSSELDORF. Die Kohlenbestände auf der Halde der Zeche Königsgrube in Wanne- Eikel sind vor ei- nigen Tagen in Brand geraten. Der Industriever- band Bergbau weist darauf hin, daß dies der erste, durch übermäßigen Lagervorrat entstandene Hal- denbrand ist. Es bestehe die Gefahr weiterer Brände, denn die vom Leiter der britischen Koh- lenkontrollbehörde angegebene Haldenkapazität von 7 Millionen t stimme zwar nominell, doch könne un- ter den heutigen technischen Bedingungen eine sach- gemäße Lagerung nicht überall garantiert werden.

DUSSELDORF. Mit einer durchschnittlichen Lie- ferung von 3,155 Zentner Kohle pro versorgten Haushalt steht nach Mitteilung des Kohlenstatisti- schen Amtes Essen das Land Nordrhein- Westfalen an letzter Stelle. In Hessen wurden dagegen 6,03, in Bayern 6,04 und in Bremen 6,10 Zentner je Haus- halt verteilt.

Lockerung der Bewirtschaftung BREMEN. Nachdem bereits heute gewisse Grup- pen von Verbrauchsgütern von der Bewirtschaftung ausgenommen werden konnten, wurde auf einer

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Ulm selber war damals eine mittlere Stadt von etwa 25 000 Einwohnern, vielen Soldaten und einer kräftigen Beamtenschicht neben dem alteingesessenen Bürgertum. Das industrielle Leben war noch wenig entwickelt, ein paar Firmen, die dann großen Ruf gewinnen sollten, reiche bäuerliche Leben, das ringsum gelagert standen vor ihrer Entfaltung. Das gesunde, ist, wirkte in seiner derben Gelassenheit über die Mauern und Wälle der Festung hinein. Seit eine Mitte seiner Anstrengungen erhalten. Man den Vierzigerjahren hatte das städtische Wesen folgte, Ausklang der Romantik, den Kölnern in ihrer Dombaupolitik: das Münster sollte Bosch, der jetzt eben bei der Uebersiedlung der seine Türme erhalten, und der junge Albert Eltern in die oberen Klassen der Realanstalt einrückte, wird ein Jahrzehnt später unter Beyer einer der Münsterbauarchitekten sein. Carl und Albert Bosch erscheinen dem jün- geren Bruder als die begabtesten unter den Geschwistern ,, Albert vertritt das Aristo- kratische in unserer Familie und kommt da- durch hie und da mit uns anderen in Konflikt", heißt es in der, Familienbiographie", die ein Brief vom April 1885 der Braut vorträgt. Sicher hatten die beiden Aelteren, die an der Spitze der Klasse zu marschieren pflegten, die Er- wartungen der Lehrerschaft auf die Leistun- gen eines Bosch höher angelegt als der jüngere sie zu erfüllen gewillt war. Robert Bosch hat Schule für ihn bedeutete, später keine große von dem, was er für die Schule und was die Meinung gehabt. Der Beginn bei dem Albecker Dorflehrer verlief ohne besonderen Eindruck, er dauerte auch nur ein Jahr und der Ueber- etwas glanzlos. Es mangelte ihm auch am gang in die neue Umgebung gelang, wenn auch Sitzfleisch und Ehrgeiz", die ,, alten und ver- alteten Lehrer" wußten seine Teilnahme nicht recht zu wecken, er hat sich durch die Anstalt hin nach seiner Erinnerung durchschnittlich ,, so schlecht und recht durchgefunden", immer- im ersten Drittel. In den Sprachen ging es, auch in der Physik, solange sie rein experi- mentell betrieben wurde: aber die mathe-

Sitzung von Vertretern der Landeswirtschaftsverwal- tungen der britischen Zone die Ausdehnung der Be- wirtschaftungsfreiheit auf weitere Warenarten emp- fohlen. Unter den insgesamt 38 Erzeugnissen, deren Bewirtschaftung als nicht mehr gerechtfertigt an- zusehen sei, wurden Kleinherde, Kleinöfen, elek- trische Kochplatten, Wasserkessel, Haushaltgefäße aus Metall, Bratpfannen, Bestecke, Holzbettstellen, Kleider- und Wäscheschränke sowie andere Möbel. Kinderwagen, Uhren und Radioröhren genannt. Weiterhin wurde die sofortige Aufhebung der Be- wirtschaftung von Waren des ,, Pfennig- Artikel- Pro- gramms"- Rasierklingen, Schnürsenkel usw.- ge- fordert. Begründet werden die Forderungen mit der Feststellung, daß ein Teil dieser Waren in ausrei- chender Menge vorhanden sei, andere aber, wie zum Beispiel Möbel, in so geringer Zahl zur Verfügung ständen, daß der mit der Bewirtschaftung verbun- dene Aufwand nicht zu rechtfertigen sei.

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Metallfertigartikel bewirtschaftungsfrei KOBLENZ. Nach Mitteilung des Wirtschaftsmini- steriums von Rheinland- Pfalz unterliegen Fertig- artikel aus Eisen und Metall keinerlei Kontingent-

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker Dr Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl Trägerlohr 1.50 RM., durch

die Post 1.74 RM, Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag

matische und geometrische Grundlage war nicht geschaffen worden. In einem sehr späten Briefwechsel mit dem Jugendfreund Karl Hausmann, der, Professor der Geodäsie, als einziger aus dem Kreise die wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen hatte, heißt es ge- ich immer sehr schwach. Das hat mich seiner- radezu( 2. Februar 1938): ,, In Mathematik war zeit aus der Schule getrieben. Da ich in Logik eigentlich nicht so schwach bin, muß doch wohl gehabt haben. Ich denke da an Reuß und Na- die Schule oder besser die Lehrer daran Schuld gel, die Du nicht mehr gekannt hast, auch an Ziegler. Jedenfalls: im sogenannten Ein- den pythagoräischen Lehrsatz nicht beweisen jährigenexamen, mit dem ich abging, habe ich können. Um den Mangel später auszugleichen,

war ich wohl zu faul, und so bin ich durch mein Leben gegangen und habe sogar Erfolge gehabt, die ich eigentlich nicht hätte haben sollen. Es ist lediglich ein technisches Gefühl, das mir durchgeholfen hat."

Das klingt aus der Altersschau vielleicht etwas skeptischer, als der Sachbestand fordert. Im Gedächtnis der Mitschüler galt Robert Bosch, vorragte, als begabt, ein Junge mit entschie- wenn er auch nicht durch Schulleistungen her- denen Meinungen, der sich bei Widerspruch tapfer für seine Auffassung verstritt. Die Spott- lust der Kameraden hatte ihn den ,, Allweisen" genannt, doch scheint er wohlgelitten gewesen hang mit einigen der Schulfreunde, etwa dem zu sein. Den guten, unmittelbaren Zusammen- Kaufmann Eduard Gebhardt, hat Bosch treu- lich bis an das Ende gepflegt; aber, notiert er einmal: ,, Im allgemeinen entwickelt man sich lich bei denen, die in der Heimat blieben und mit den Jahren ziemlich auseinander, nament- keine fremden Länder gesehen haben." Das Verhockte und Verspießerte, das Gegensätze und Fremdheiten leicht mit Jugendsentimen- konnte gegenüber einer Vertraulichkeit, die talitäten überdeckt, behagte ihm nicht. Er wollte, recht schroff werden. sich aus der alten Schulgemeinschaft herleiten ( Fortsetzung folgt)