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Nachruf auf eine Koalition

SCHWÄBISCHES TAG BLATT

Fortschritte der Bodenreform

XS. Bayern ist eines der Länder, in dem bei der Landtagswahl eine Partei eine klare MÜNCHEN. Bis zum 31. Dezember 1947 ken mit einer Durchschnittsfläche von je einem Mehrheit erhielt. Trotzdem erwies sich die müssen alle Formalitäten hinsichtlich der frei- bis drei Ar zur Benutzung für Flüchtlings- Regierungsbildung in den kalten Dezember- willigen Landabgabe erfüllt und Enteignungs- familien aufgeteilt. Nach Angaben der ameri- tagen 1946 als recht schwierig. Innerhalb der bescheide gegen diejenigen Landeigentümer kanischen Militärregierung für Württemberg- CSU. konnte man sich nicht darüber einigen, ergangen sein, die ihr Land nicht freiwillig Baden können, sobald Baumaterial, Maschinen welche Persönlichkeit als Regierungschef her- abgeben, teilte die amerikanische Regierung und sonstige Ausrüstungsgeräte für die Sied- ausgestellt werden sollte und wie die Aemter für Deutschland der bayerischen Regierung in ler zur Verfügung stehen, weitere 15-17 000 zu verteilen seien. Die klare Lösung einer einem Schreiben mit. Nach diesem Beschluß ha Land aufgeteilt werden. Mit Abschluß die- Ein- Parteien- Regierung war damit vereitelt. sind alle vorläufigen Besitzanweisungen einer ses Programms seien die verhältnismäßig we- Dr. Hundhammer ,,, der Vater der Koali- Siedlungsgesellschaft zu übergeben; außerdem nigen großen Landgüter in Württemberg- tion", dazu einige andere CSU.- Politiker, die hat eine Eintragung im Grundbuch zu erfol- Baden aufgeteilt. sich dabei in scharfem Gegensatz zu ihrem gen, wonach der Boden der Ablieferungs-, Parteivorsitzenden Dr. Josef Müller befan- pflicht nach dem Reformgesetz unterliegt und den, begannen Verhandlungen mit der SPD. deshalb gesperrt ist, bis der Rechtstitel dem Hier fand man in Dr. Högner einen Befür- neuen Eigentümer übergeben wurde. worter der Koalition, der fast seine ganze Partei für dieses Projekt gewann. Um die Koalition zu stärken, nahm man auch noch

Herrn Loritz als Minister auf.

Das gegenseitige Mißtrauen der beiden gro- Ben Koalitionspartner fand seinen eigenarti- gen Ausdruck dadurch, daß man jedem CSU.- Minister einen Staatssekretär der SPD. an die Seite- oder besser gesagt: entgegensetzte und umgekehrt. Mancher Abgeordnete, der sich zu- nächst ,, treu koalitionistisch" gab, wird in sei- nem Innern die Bedenken des Fraktionsfüh- rers der FDP., Dr. Linnert, geteilt haben, der auf die übrigens sehr geschickte und maẞvolle

Regierungserklärung des Herrn Dr. Ehard u. a. erwiderte: ,, Wir glauben nicht daran, daß dieses Konglomerat von Personen und wider- streitenden Programmen von langer Dauer ist. Wir hoffen vielmehr, daß recht bald eine po- litische Klärung eintreten wird."

Ministerpräsident Dr. Ehard zeigte bald und in steigendem Maße seine ausgeprägten Ver- handlungs- und Vermittlungsfähigkeiten. Er verstand es; die CSU.- Opposition nach und nach und schließlich besonders als Folge

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der Münchener Konferenz ganz für sich zu gewinnen. Ein besonderer Erfolg in diesem Sinne war das geschlossene Eintreten der Union- Fraktion für Dr. Hundhammer bei der Behandlung der FDP.- Interpellation. die dem bayerischen Kultusminister schwere Vorwürfe machte.

ordneten

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In der SPD. wuchs die Gegnerschaft gegen die Koalition, die von einigen jüngeren Abge- vor allem von dem Parteisekre- tär für Oberbayern, Franz Marx, ausging, ständig. Als die Koalitionsgegner in der Mehr- zahl waren, beschloß man die Zurückziehung der SPD.- Regierungsmitglieder.

Auf Antrag Dr. Högners beschloß die SPD.- Fraktion darüber hinaus Landtagsauflösung und Neuwahlen im Oktober zu beantragen. Nicht zuletzt unter dem Einfluß dieser Forde- rung gelang der Union das Kunststück, eine Regierung nur aus Mitgliedern der CSU. zu bilden. Ein großer Erfolg für Dr. Ehard, des- sen Toleranz vom sozialdemokratischen Lan- desvorsitzenden Waldemar von Knöringen in einer Rundfunkrede noch kürzlich ausdrück- lich bestätigt wurde.

Von der Regierung darf man jetzt eine klare, eindeutige Politik erwarten. Die SPD. kann, wenn sie eine konstruktive Opposition macht, wesentlich zur Festigung der Verhältnisse und zur Demokratisierung in Bayern beitragen. Vielleicht bekommt man jetzt durch Landtag und Regierung den demokratischen Anschau- ungsunterricht, auf den man bisher vergeblich wartete.

Höchststrafe für Fritsche beantragt NÜRNBERG. Nach Beendigung der Beweis- aufnahme im Berufungsverfahren gegen Hans Fritzsche forderte der öffentliche Kläger die Einstufung Fritzsches in die Gruppe der Hauptschuldigen.

Ein Vorschlag des bayerischen Ministerprä- sidenten, die Frist zu verlängern, wurde mit der Begründung, die Bodenreform müsse ge- mäß der in Moskau getroffenen Vereinbarun- gen der Außenminister in allen Besatzungs- zonen bis Ende des Jahres durchgeführt sein, abgelehnt.

In Bayern werden nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums rund 100 000 ha Land von der Bodenreform betroffen. Davon

entfallen etwa 30 000 ha auf Grundbesitz, der 100 ha bebaubaren Bodens überschreitet, 30 000 ha auf ehemaliges Wehrmachtsgelände, 30 000 ha auf Moos- und Oedland, der Rest auf staatliche, städtische und kirchliche Lände- reien. Geschaffen werden sollen neue Höfe von durchschnittlich 10 bis 20 ha Umfang; klei- nere, nicht lebensfähige Höfe sollen vergrö- Bert, Heimgärten angelegt und Boden für Siedler und Gütler( Forst- und Landarbeiter) gewonnen werden. Zur Befriedung der drin- gendsten Bedürfnisse wäre nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums doppelt so- viel Land erforderlich. als die Bodenreform erbringen wird.

STUTTGART. In Württemberg- Baden wur- den rund 1800 ha Land in 90 000 Gartenstük-

Harte Arbeit und Entschlußkraft BERLIN. Der amerikanische Finanzminister Snyder erklärte in der vergangenen Wo- che, bevor er von Berlin nach Paris zurück- reiste: Obwohl der gegenwärtige Zustand Deutschlands ernst ist, ist die Grundlage für seine Gesundung gelegt. Ich sehe keinen Grund, warum das deutsche Volk sein Wirt- schaftsleben in den nächsten Jahren nicht durch harte Arbeit und Entschlußkraft fühl- bar sollte verbessern können. Ich bin mir dar- über völlig im klaren, daß seine Produktion zur Gesundung Europas eingesetzt werden muß."

Demontagestop

FRANKFURT. Ein sofortiger Demontage- stop ist nach einer Entschließung der Arbeits- gemeinschaft der Industrie- und Handelskam- mer in der anglo- amerikanischen Zone, die vergangene Woche in Köln tagte, der einzige Ausweg, um die nicht wiedergutzumachende Vernichtung der für die europäische Wirtschaft und somit auch für die Pläne der Besatzungs- mächte erforderlichen Industriekapazität, der Bizone zu vermeiden.

Die sorgfältige Prüfung aller Faktoren habe ergeben, daß die dem zweiten Industrie- plan zugrunde liegenden Kapazitätsberechnun- gen nicht mehr den Tatsachen entsprächen. Eine endgültige Nachprüfung unter Mitwir- kung deutscher Sachverständiger sei unbe- dingt erforderlich. Erst nach dem Hineinwach- sen der deutschen Industrie in den vorgesehe- nen Produktionsrahmen könne der Umfang der etwa überschüssigen Kapazität einwand- frei festgelegt werden.

Der erste Berufungskläger forderte die Höchstsühne, zehn Jahre Arbeitslager, unter Weder West noch Ost Nichtanrechnung der absolvierten Haft. BERLIN. In der Sowjetzone herrsche die Dr. Kurt Schmitt, 1933/34 Reichswirt- ,, totalitäre SED." und daher seien die Ein- schaftsminister, ist mit 15 Prozent Vermögens- drücke der letzten zwölf Jahre dort nicht ganz entzug und zwei Jahren Bewährungsfrist in überwunden, erklärte der Vorsitzende der die Gruppe der Minderbelasteten eingereiht LDP. des Landesverbandes Berlin, Schwen- worden. Schmitt sei in der Zeit seines Mini- nicke, zu Beginn der Tagung der Jungen steramtes kein führender Nationalsozialist ge- Demokraten". Die Maßnahmen der SED. in wesen und habe mehrfach Verfolgte des Nazi- der sowjetischen Zone dienten der Spaltung regimes unterstützt. Deutschlands.

Glück

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/ VON GUY DE MAUPASSANT

Es war Teezeit, ehe man die Lampen an- zündete. Die Villa lag hoch über dem Meer. Die Sonne war schon verschwunden und hatte mit ihrem Untergang den Himmel- ganz in ein zartes Rot getaucht und mit Goldstaub über- zogen; und das Mittelmeer, ohne eine Falte, ohne einen Schauer, glatt, noch leuchtend un- ter dem ersterbenden Licht, schien wie eine glänzende und unermeßliche Scheibe aus Me-

tall.

In der Ferne zeichneten zur Rechten die ge- zackten Berge ihr schwarzes Profil auf den gebleichten Purpur des Abends.

Auf dem Meer, tief am Horizont, erhob sich eine Masse, grau, ungeheuer und ungegliedert. Jemand sagte: ,, Das ist Korsika. Zwei- oder dreimal im Jahr kann man es so unter ge- wissen außergewöhnlichen atmosphärischen Bedingungen sehen, wenn die vollkommen klare Luft die Insel nicht mehr in jenem feuchten Dunsthauch verbirgt, der immer die Ferne verschleiert."

Undeutlich unterschied man die Bergkämme, man glaubte, den Schnee auf den Gipfeln zu erkennen. Und jeder war überrascht, beun- ruhigt, ja fast erschreckt über dieses plötzliche Auftauchen einer Welt, über dieses dem Meer entstiegene Gespenst. Vielleicht erlebten die- jenigen, die hinausfuhren, wie Kolumbus, um die unerforschten Meere zu durchqueren, solch seltsame Visionen.

Man sprach von der Liebe, man diskutierte dieses alte Thema, man erzählte Dinge, die Da sagte ein älterer Herr, der bisher ge- man schon sehr oft gesagt hatte. Die sanfte schwiegen hatte: Sehen Sie, auf dieser Insel, Melancholie der Abenddämmerung dämpfte die sich da vor Ihnen erhebt, wie um selbst die Worte, ließ eine zarte Rührung in den Seelen aufquellen, und dieses Wort Liebe", das unaufhörlich wiederkehrte, mal von kräf- tiger Männerstimme, mal mit leichtem Timbre von einer Frauenstimme gesprochen, schien den kleinen Salon zu erfüllen, darin wie ein Vogel zu flattern, darin zu schweben wie ein Geist.

Kann man mehrere Jahre denselben Men- schen lieben?

,, Ja", behaupteten die einen. ,, Nein", versicherten die anderen. Man unterschied die Fälle, man legte Gren- zen fest, man führte Beispiele an; und alle, Männer wie Frauen, voll aufsteigender und verwirrender Erinnerungen, die sie nicht nen- nen konnten und die ihnen auf die Lippen stiegen, schienen bewegt und sprachen mit tiefer Ergriffenheit und glühender Erregung über dieses banale und alles beherrschende Etwas, über diesen zarten und geheimnisvol- len Einklang zweier Wesen.

Aber plötzlich rief jemand, die Augen in die Ferne gerichtet: Oh, schauen Sie doch, da ninten. was ist das?"

zu antworten auf das, was wir sagten, und wie um in mir eine besondere Erinnerung wach- zurufen, auf dieser Insel habe ich ein be- wundernswertes Beispiel einer beständigen Liebe, einer unwahrscheinlich glücklichen Liebe kennengelernt. Hören Sie zu:>

Vor fünf Jahren machte ich eine Reise nach Korsika. Diese wilde Insel ist unbekannter und ferner von uns als Amerika, obwohl man sie manchmal von Frankreichs Küsten aus sieht, so wie heute.

Stellen Sie sich eine Welt vor, noch ganz chaotisch, einen Wirbel von Bergen, die enge Schluchten trennen, darin Wildbäche dahin- brausen; nirgends eine Ebene, aber ungeheure Granitwogen und riesige Erdwellen, bedeckt mit dichtem Gestrüpp oder hohen Kastanien- und Kieferwäldern. Es ist ein jungfräulicher Boden, unbebaut, unbewohnt, wiewohl man manchmal ein Dorf, gleich einem Felshaufen, auf dem Gipfel eines Berges entdeckt. Keine Landwirtschaft, keine Industrie, keine Kunst. Nirgends findet man ein Stück bearbeiteten Holzes, eine Ecke behauenen Steins, nirgends die Erinnerung an den kindlichen oder ver-

Gegen den Kriegsdienst MÜNCHEN. Der bayerische Landtagsaus- schuß für Verfassungsfragen nahm in der ver- gangenen Woche einstimmig einen Antrag der SPD.- Fraktion auf Straffreiheit für Kriegs-

30. September 1947

Kleine Weltchronik

Deutschland

KOBLENZ. In diesem Jahr sind in Rheinland- Pfalz bisher über eine Million Paar Schuhe an die

Zivilbevölkerung ausgegeben worden. SAARBRÜCKEN. Die provisorische Verwaltungs- kommission des Saargebiets hat einen Verfassungs- entwurf veröffentlicht, der dem am kommenden Sonntag zu wählenden Landtag vorgelegt werden wird. Der Entwurf sieht den wirtschaftlichen An- zösischen Zoll- und Währungssystems sowie die schluß an Frankreich und die Einführung des fran- politische Unabhängigkeit von Deutschland vor.

MÜNCHEN. Mitte August befanden sich 1782 000 Flüchtlinge in Bayern, das ist rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. In der Landwirtschaft sind 35,9

Prozent Flüchtlinge. 18,9 Prozent mußten ihren Be-

ruf wechseln.

GARMISCH. Auf der Tagung des bayerischen

dienstverweigerer an: Kein Staatsbürger darf Hotel- und Gaststättengewerbes wurde die Wich-

zum Militärdienst oder zur Teilnahme an

kriegerischen Handlungen gezwungen wer- den." Hierzu wurde erklärt, es bestehe die Gefahr, daß Deutsche im Kriegsfalle für fremde Interessen eingespannt werden könn- ten. Gleichzeitig wolle man diesen Antrag als Ausland gegenüber gewertet wissen. Bekenntnis zum aufrichtigen Pazifismus dem

Ein CSU.- Abgeordneter erklärte in der De- batte: ,, Man kann den Krieg nicht grundsätz- lich moralisch verwerfen." Es gäbe Kriege, die ein Volk nicht vermeiden könne. Der Antrag habe daher nur ideologischen Wert.

tigkeit einer Wiederbelebung des Fremdenverkehrs zur Deviseneinnahme betont. Aus Amerika lägen allein 700 000 Reisebuchungen vor. Von der ameri- kanischen Militärregierung freigegebene Hotels wür- den aber von deutschen Behörden beschlagnahmt.

ESSEN. 6000 Lebensmittelkarten sind bei der letz- ten Kartenausgabe in Essen nicht abgeholt worden, weil das Arbeitsamt eine Kontrolle der Arbeitspässe durchgeführt hat.

LÜBECK. Die in einem Lager bei Lübeck unter- gebrachten jüdischen. Exodus- Flüchtlinge haben zu einem von britischer Seite gestellten Ultimatum, nach Frankreich zu gehen oder in Deutschland als Flüchtlinge zu bleiben, erklärt, sie würden das La- ger nur in Richtung Palästina verlassen.

BERLIN. Der Selbstinjektionsversuch des Chef- arztes Dr. Misgeld, der sich zur Beweiserbringung, daß ein wirksamer Impfstoff gegen Kinderlähmung gefunden sei, am 18. September selbst infiziert hatte,

In derselben Sitzung beschloß der Landtags- ausschuß, die Staatsregierung über den Land- tag zu ersuchen ,,, Sofortmaßnahmen gegen un- moralisches Denunziantentum einzuleiten" Bis zum Inkrafttreten eines entsprechenden ist erfolgreich verlaufen.

Gesetzes solle das Justizministerium mehr als

bisher von den bereits geltenden Bestimmun- gen Gebrauch machen. Voraus ging der Antrag eines CSU.- Abgeordneten, der Zuchthausstra- fen für Denunzianten gefordert hatte.

Es dürfe nicht gefordert werden, daß sich der Westen dem Osten oder der Osten dem Westen unterwerfe. Demokratie bedeute An- erkennung aller Meinungen. Ein Volksent- scheid der deutschen Bevölkerung würde nach Ansicht Schwennickes ein einmütiges Be- kenntnis zur Demokratie und eine Ablehnung aller totalitären Ansprüche ergeben.

Der Landesjugendsekretär, der ,, Jungen De- mokraten" des Landesverbandes Bayern wandte sich gegen den Befehl der sowjeti- schen Militäradministration( SMA.), der den jungen Demokraten der Sowjetzone die Teil- nahme an der Tagung in Berlin untersagte. So sehe die Förderung des einheitlichen Deutschlands in der Praxis aus. Die deutschen einer westlichen noch Befehlsempfänger einer Jungdemokraten wollten weder Nachbeter östlichen Demokratie sein.

in

Für Fälle von Not und Bedrängnis der örtlichen Militärregierung werden STUTTGART. Auf Grund einer Anordnung Stuttgart in der nächsten Zeit die Luftschutz- sirenen einmalig ausprobiert. Nach Angaben des Stadtkommandanten von Stuttgart hat zu tun, sondern sei darauf zurückzuführen, daß dies keineswegs etwas mit einem Luftüberfall Stuttgart kein Militärdistrikt gewesen sei und sich daher eine solche Maßnahme bisher er- übrigt habe. Die Sirenen seien am ehesten ge- eignet. Truppen und Zivilbevölkerung über Vorgänge, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen könnten, zu unterrichten. amerikanischen Militärregierung in Frankfurt Der Leiter der Informationsabteilung der führte, um irreführende Gerüchte richtigzu- stellen, aus: Die Uebungen der amerikanischen Armee, die von Zeit zu Zeit in der gesamten USA.- Zone durchgeführt würden, erfolgten im Rahmen der militärischen Ausbildung, die in allen Armeen betrieben werde und diene der Schulung der Truppen für Fälle von Not und Bedrängnis, wie Ueberschwemmungen, Feu- schen Soldaten sollten dabei lernen, in allen ersbrünste, Explosionen usw. Die amerikani- Lagen mit der deutschen Polizei, Feuerwehr und den Wohlfahrtsorganisationen zusammen- zuarbeiten.

feinerten Sinn der Vorfahren für anmutige und schöne Dinge. Und das fällt dort in jenem stolzen und harten Land am meisten auf: die angeerbte Gleichgültigkeit gegenüber diesem Streben nach bezaubernden Formen, das man Kunst nennt.

selbst ein Meisterwerk ist, wo Marmor, Holz, Italien, wo jeder Palast voller Meisterwerke Bronze, Eisen, Metalle und Steine künden von dem Genie des Menschen, wo die kleinsten den alten Häusern umherliegen, dieses gött- mehr als hundertjährigen Gegenstände, die in liche Mühen um die Anmut enthüllen, Italien liebt, weil es uns die Anstrengung, die Größe, ist für uns alle das heilige Land, das man Geistes zeigt und beweist. die Macht und den Triumph des schöpferischen

Ihm gegenüber ist das wilde Korsika so ge- blieben wie in seinen ersten Tagen. Dort lebt der Mensch in seinem rohen Haus, gleichgültig gegen alles, was nicht an seine Existenz selbst oder an seine Familienstreitigkeiten rührt. Und so ist er geblieben, mit den Fehlern und Vorzügen wilder Stämme, gewalttätig, haẞ- süchtig, blutdürstig, ohne sich dessen bewußt zu sein, aber auch gastfreundlich, großmütig, ergeben, kindlich, der seine Tür den Vorüber- kommenden öffnet und seine treue Freund- schaft für das geringste Zeichen der Zunei- gung verschenkt.

BERLIN. Die sowjetische, Zone hat bisher rund 4,5 Millionen Umsiedler aus Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn aufgenommen.

BERLIN. Am vergangenen Samstag wurde am Berliner Zoobunker ein zweiter Sprengversuch un- ternommen. Der Zementkoloß steht nach wie vor äußerlich unbeschädigt. Ausland

LIVERPOOL.

Der ehemalige deutsche Schnell- dampfer Milwaukee" ist im Hafen von Liverpool ausgebrannt. Der Schaden wird auf zwei Millionen Pfund geschätzt.

MARSEILLE. In der Umgebung von Marseille wurden zwei mit modernstem Material ausgestattete Druckereien, die Dollarscheine herstellten, ausge- hoben. Die Zahl der beteiligten Personen soll sehr groß sein.

BELGRAD. Marschall Tito gab in einer Rede vor dem Kongreß der jugoslawischen nationalen Front die Gründung einer Weltfriedensfront be- kannt.

BUKAREST. Der Prozeß gegen den ehemaligen Vorsitzenden der aufgelösten rumänischen nationa- len Bauernpartei, Julius, Maniu, und seine Mitarbei- ter soll am 15. Oktober beginnen.

KAIRO. Infolge einer Choleraepidemie in Aegyp- ten ist die Abreise der Mekka- Pilger verboten worden.

WASHINGTON. Präsident Truman hat die vom Senat ratifizierten Friedensverträge mit Rumänien, Italien, Ungarn und Bulgarien unterzeichnet. WASHINGTON. Die USA. haben Jugoslawien auf- gefordert, die Anträge auf Aenderung der Grenze zwischen Triest und Jugoslawien zu unterlassen. Diese unverantwortlichen" Handlungen seien ge- eignet, Zwischenfälle mit möglicherweise ernsten Folgen zu provozieren.

TOKIO. Die amerikanischen Truppen werden ver- mutlich nach Abschluß des Friedensvertrags in Ja- pan bleiben, da man in amerikanischen Kreisen Japan als künftigen Teil der vorgeschobenen Ver-

teidigungslinie der USA. im Pazifischen Ozean an- teidigen zu müssen. sieht und glaubt, Japan gegen die Sowjets ver-

TOKIO. Im Prozeß von Tokio ist Kaiser Hirohito für unschuldig an dem Ausbruch des Krieges im Pazifik erklärt worden.

SCHANGHAI Eine junge Chinesin hat acht Kna- ben geboren. Sie schlägt damit den Weltrekord der kanadischen Fünflinge. Eines c der ist bereits gestorben.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker. Dr Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg Erscheinungstage Dienstag und Freitag

des Gastgebers, der einen bis an den Rand des Dorfes begleitet.

Stunden Marsch eine kleine Behausung, ganz Eines Abends nun erreichte ich nach zenn einsam im Grunde eines kleinen, engen Tales liegend, das eine Meile weiter ins Meer mün- Dickicht, abgestürzten Felsbrocken und gro- dete. Die beiden steilen Bergabhänge, mit Mauern diese traurige Schlucht ein. Rings um Ben Bäumen bedeckt, schlossen wie zwei ner Garten und weiter weg ein paar große die Hütte herum einige Weinstöcke, ein klei- Kastanienbäume, alles, um davon zu leben;/ ein Vermögen für dieses arme Land.

Die Frau, die mich empfing, war alt, herb und ausnahmsweise sauber. Der Mann, der auf einem Strohstuhl saß, erhob sich, um mich zu begrüßen, dann setzte er sich wieder, ohne ein Wort zu sagen. Seine Gefährtin sagte zu mir:

,, Entschuldigen Sie ihn; er ist jetzt taub; er ist zweiundachtzig Jahre."

Sie sprach das Französisch Frankreichs. Ich war überrascht. Ich fragte sie:

,, Sie sind nicht von Korsika?" ,, Nein, wir sind vom Festland. Aber nun wohnen wir schon fünfzig Jahre hier."

Ein Gefühl von Angst und Schrecken über- kam mich bei dem Gedanken an diese fünfzig Jahre, verbracht in diesem finsteren Loch, so Seit einem Monat also irrte ich auf dieser weit von den Städten, da die Menschen leben. herrlichen Insel umher, mit der Empfindung, Ein alter Hirt kam herein, und man begann, keine Schenken, keine Straßen. Auf Maultier- bestand, zu verzehren, eine dicke Suppe, in am Ende der Welt zu sein Keine Herbergen, das einzige Gericht, daraus das Abendessen pfaden gelangt man zu den Weilern, die auf der Kartoffeln, Speck und Kohl zusammen- der Flanke der Berge hängen, welche die ge- gekocht waren. wundenen Abgründe beherrschen, daraus man abends ununterbrochen das Lärmen, die dumpfe hört. Man klopft an die Türen der Häuser. und tiefe Stimme des Wildbachs aufsteigen Man bittet um ein Obdach für die Nacht und Man setzt sich an den bescheidenen Tisch, und um etwas zu essen bis zum nächsten Morgen, man schläft unter dem bescheidenen Dach; und am Morgen drückt man die dargebotene Hand

ich hinaus und setzte mich vor die Tür, be- Als die kurze Mahlzeit beendet war, ging düsteren Landschaft, bedrückt klemmten Herzens ob der Melancholie der von dieser Angst, die die Reisenden zuweilen an gewissen Stätten ergreift. Es scheint, als sei alles dem traurigen Abenden, an gewissen trostlosen Ende nahe, das Dasein und die Welt.

( Fortsetzung folgt)