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verwirklichen, und noch viel weniger führt über diese totale Verwirrung wirtschaftlicher Vernunft ein Weg zu unserer wirtschaftlichen Selbstständigkeit, ohne die wie man fest- zustellen nicht müde wird Europa nicht gesunden kann. Und was die Messen angeht, diese mutigsten und überzeugendsten Beispiele eines immer wieder von uns geforderten Lei- stungswillens: sie bleiben unter solchen Um- ständen vertane Mühe.
Flüchtlinge aus Dänemark
W. K. Die Presse brachte wiederholt Nach- richten über Flüchtlinge aus dänischen Inter- nierungslagern, die in der französischen Zone aufgenommen werden, um hier als Neubür-
ger eine zweite Heimat zu finden.
Die Oeffentlichkeit ist zum großen Teil mäßig orientiert und macht sich ein völlig falsches Bild von dem Schicksal dieser Men- schen.
Zur Aufklärung und Informierung kurz ei- niges über das Schicksal der Deutschen aus Dänemark. Die Deutschen, die in gewissen Abständen aus den dänischen Internierungs- lagern in unserer Zone eintreffen, sind Flücht- linge aus den Gebieten östlich der Oder und Weichsel Vor allem sind es Frauen mit ihren Kindern, elternlose Kinder, die die Angehö-
rigen auf der Flucht verloren haben, und ein geringer Prozentsatz Männer. Durch Befehl, in vielen Fällen mit Gewalt aus Städten und Dörfern vertrieben, ist der weitaus größte Teil in den Monaten März/ April des Jahres 1945 auf dem Seewege in Dänemark einge-
troffen.
Deutsche aus Ostpreußen, Danzig- West- preußen und ein Teil aus Pommern, sind, zu- nächst in Trecks zusammengefaßt, mit einem Teil ihrer Habe wochenlang, im strengsten Winter, auf vereisten und verschneiten Stra-
Ben ziel- und planlos umhergeirrt. Durch brutales Eingreifen zurückflutender Truppen- teile. von den fahrbaren Straßen verdrängt, wurden die ohnehin großen Strapazen oft un- erträglich. Damit nicht genug, Männer, die ihre Familien in Sicherheit bringen wollten, wurden rücksichtslos in den Volkssturm ein- gereiht. Die Frauen standen plötzlich vor der Tatsache, sich selber durchschlagen zu müssen. Selbst an den Schiffen, beim Verladen, scheute man nicht davor zurück, Jugendliche, die kaum 16 Jahre alt, von der Mutter wegzureißen. Vieles an Hab und Gut, was man bisher mitgeführt hatte, mußte zurückbleiben. Nur mit dem Allernötigsten versehen, wurden die Flüchtlinge zu Tausenden in die bereitstehen- den Schiffe gepfercht, zwischen totkranke und schwerverwundete Soldaten, um sie ins Unge- wisse zu führen. Viele dieser Schiffe liefen dänische Häfen an.
Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Dänemark und Nor- wegen zählte man über 200 000 Ostflüchtlinge auf dänischem Boden, die von der deutschen Militärverwaltung in Schulen, Hotels und an- deren öffentlichen Gebäuden, die beschlag- nahmt wurden, untergebracht waren.
Es ist nur allzu verständlich, daß das däni- sche Volk mit Besorgnis diesem ungewollten Zuwachs an fremdem Volkstum entgegensah, zumal sich unter diesem Flüchtlingsstrom Ele- mente einschmuggelten, die auf Grund ihrer verbrecherischen Tätigkeit in Dänemark wäh- rend der Besatzungszeit gesucht wurden und nun, als Flüchtlinge getarnt, mühelos unter- tauchen konnten. Schon aus diesem Grunde war es notwendig, alle Deutschen in Lager zu sammenzufassen und genauestens zu registrie- ren, um somit derer habhaft zu werden, die das Licht des Tages scheuten. Man sah die Hoffnung auf einen baldigen Abtransport schwinden.
Gewiß, es ist kein angenehmes Gefühl für Frauen, Kinder und alte Leute, nach dem Er- lebten noch in die Gefangenschaft zu gehen. Und doch war es eine Notwendigkeit. Nach genauen, ernsthaften Ueberlegungen wird je- der Deutsche, der Dänemark so erlebt hat, zu- geben müssen, daß Dänemark so handeln mußte.
Dies ist in großen Zügen der Leidensweg der Deutschen, die durch den Krieg nach Däne- mark verschlagen wurden.
Der Barlputzer von Bagdad
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Von Eberhard Orthbandt
Wer von den Bettlern nicht freiwillig kam, wurde von den Wachen herbeigeschleppt: aber ach! Keines der verwahrlosten und ver- wilderten Gesichter zeigte die Züge des schmerz- lich Vermiẞten. ,, Ich setze eine Belohnung von fünfzigtausend Goldstücken aus für jeden, der mir Nachricht von meinem Vater bringt!" rief der junge Fürst. Alle Stadttore waren von Bewaffneten umringt, alle Straßen und Gassen Feind des Kalifen, falls ein solcher sich zeigen wurden von Kriegern durchzogen, um jeden sollte, sofort zu zerstückeln, und ihnen folgten Ausrufer, welche die Belohnung den erschrok- kenen und trauernden Bürgern zur Kenntnis brachten.
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Bei all diesen Ereignissen saß der Führer der Hafenwache in tiefen Sorgen auf seinem Divan und zergrübelte sich den Kopf, wie er das Ge- schehnis der Nacht dem jungen Fürsten, dessen Ingrimm aufs höchste gestiegen war, in einer solchen Weise mitteilen könne, daß seine eigene Fahrlässigkeit entschuldigt würde, ja, daß er selbst noch eine Beförderung einstecken konnte: sollte er von einem Aufstand sprechen, den ein gewisser Bartputzer Hadschi Kasuel Ali, indem er sich für den Kalifen ausgab, angestiftet oder sollte er lediglich berichten, daß ein harmloser Irrer, eben besagter Kasuel, in offen- barem Anfall von Verrücktheit ein Schiff hatte plündern lassen? Und so oft er in seinen Ge- danken' so weit gekommen war, verwirrte sich sein Geist völlig, denn er konnte sich keinen der Vorgänge erklären: wie hätte, so überlegte er, diesem Wicht, den er als gesetzten Bürger kannte und mit dem er oft, während jener ihm den Bart putzte, geplaudert hatte, eine solche Macht und solcher Einfluß zufallen kön- nen? Und er schloß wieder und wieder, daß alles auf einem Irrtum beruhen müsse, daß man einen Unschuldigen verhaftet habe, um
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
Bayerischer Landtag billigt neue Regierung
Keine Auflösung des Landtags
MÜNCHEN. Der bayerische Ministerpräsi- dent Dr. Hans Ehard hat am vergangenen Freitag die Minister und Staatssekretäre für die durch das Ausscheiden der SPD. aus der Regierung freigewordenen Posten berufen: Innenminister wurde der bisherige Staats- sekretär im Innenministerium Dr. Willi An- kermüller, Wirtschaftsminister Dr. Hans Seidl, bisher Landrat von Aschaffenburg, Arbeitsminister Heinrich Krehle, bisher Staatssekretär im Arbeitsministerium.
Der Landesvorsitzende der CSU. in Bayern, Dr. Josef Müller, wurde zum Justizmini- ster und stellvertretenden Ministerpräsiden- ten ernannt, nachdem es gelungen war, die Differenzen, die zwischen ihm und den im Amt verbleibenden CSU.- Ministern Dr. Hund- hammer( Kultus) und Dr. Baumgart- ner( Landwirtschaft) bestanden hatten, zu beseitigen.
Das Verbleiben Dr. Hundhammers im Ka- binett ist auf das persönliche Eintreten von Ministerpräsident Dr. Ehard zurückzuführen, der Hundhammer einen ,, Eckpfeiler der Union" nannte.
In der Sitzung des Landtags wandte sich der Führer der WAV.- Opposition, Meiẞ- ner, gegen Anschuldigungen, die der Frak- tionsführer der WAV., Höllerer gegen ihn erhoben hatte. Hierbei erklärte Meißner:„ Ich lehne es ab, mich von einem Mann beleidigen zu lassen, der, während ich an der Front kämpfte, aktiv Spionage gegen Deutschland trieb."
Die bayerische KPD. hat nach einer Mel- dung aus München bis zum 19. September be- reits 380 000 Stimmen für ein Volksbegehren gesammelt, das die Durchsetzung von Forde rungen zugunsten der Flüchtlinge bezweckt, die weit über die im bayerischen Flüchtlings- gesetz festgelegten Bestimmungen hinaus- gehen.
Landtagsitzung in Baden
FREIBURG. In der Sitzung des badischen Landtags vom vergangenen Donnerstag be- schäftigte sich der Landtag mit Problemen der Entnazifizierung. Die Regierung wurde ersucht, sie möge erwirken, daß die Insassen der Internierungslager geprüft und je nach Befund den ordentlichen Gerichten oder Un- tersuchungsausschüssen zugeführt würden, die Leitung der Lager in deutsche Hände gelegt
Am 20. September gab der bayerische Land- tag in der ersten Sitzung der neuen Periode mit Stimmenmehrheit seine Zustimmung zu und eine Amnestie für Minderbelastete und der vom Ministerpräsidenten vorgeschlage- Mitläufer erlassen werde, zumal sich in den nen Ministerliste. Ein Antrag der SPD., den Lagern Leute befänden, die auf Grund irgend- bayerschen Landtag aufzulösen und Neuwah- einer Denunziation eingeliefert worden seien len anzusetzen, wurde mit 123 gegen 49 Stim- und keine Aussicht hätten, daß ihr Fall bald men abgelehnt.
Die Folgen der Dürre BERLIN. Nach dem amerikanischen Halb- monatsbericht ist als Folge der größten Dürre, die Deutschland seit etwa hundert Jahren er- lebt hat, eine Verminderung der Ernteerträge in der amerikanischen Zone um 20 bis 40 Pro- zent zu verzeichnen.
Dr. Schlange- Schöningen gab seiner Be- fürchtung Ausdruck, daß im Februar 1948 eine Ernährungskrise größten Ausmaßes ein- setzen werde. Es sei zu befürchten, daß die Amerikahilfe zu spät käme.
In der kommenden Zuteilungsperiode kön- nen in der Doppelzone nur 100 Gramm Fett aufgerufen werden. Mit einer Erhöhung der Fleischration auf über 400 Gramm kann in absehbarer Zeit nicht gerechnet werden.
Die Mitteilung, daß zur Einkellerung nur ein Zentner Kartoffeln ausgegeben werden kann, hat in Niedersachsen eine Versorger- panik hervorgerufen. Auf dem Hauptbahnhof in Hannover wurden allein an einem Tag 356 Zentner Kartoffeln beschlagnahmt.
Zweiter Parteikongreß der SED.. BERLIN. Am vergangenen Samstag wurde im Berliner Admiralspalast durch den Partei- vorsitzenden Wilhelm Pieck der zweite Parteikongreß der SED. eröffnet. An der Ta- gung nahmen eine Reihe hoher russischer Of- fiziere der Besatzungsarmee, Vertreter des Moskauer Zentralsekretariats der kommuni- stischen Partei der UdSSR., kommunistische Delegierte aus der Schweiz, Ungarn, Schwe- den, Frankreich, Norwegen, Luxemburg, Ju- goslawien und der Westzonen Deutschlands teil. Vertreten waren auch die CDU. und die LDP. der Ostzone, die dem Antifablock an- gehören. Die SPD. hatte keinen Vertreter ent- sandt. Der Chef der politischen Abteilung der sowjetischen Militärverwaltung, Oberst Tul- panow, wies in seiner Ansprache auf die Gefahren hin, die sich aus einer Spaltung Deutschlands ergeben würden. Ein Teil Deutschlands sei mit Unterstützung ausländi- schen Kapitals bereits wieder zum Spielball reaktionärer Kräfte, denen die demokratischen Partei schärfsten Kampf ansagen mußten, geworden.
Am 2. Tag des Berliner SED.- Kongresses ging der Parteivorsitzende Wilhelm Pieck auf die Politik der SED. ein und erklärte, die Voraussetzungen für Frieden, Demokratie und Wohlfahrt und einer freundschaftlichen Verbundenheit mit den anderen Völkern seien
so mehr, als niemand den Bartputzer hatte be- haupten hören, daß er der verkleidete Kalif sei, sondern, darin stimmten alle Zeugen über- ein: Kasuel hatte lediglich eine verdrehte Rede gehalten, die nicht mehr und nicht weniger be-
sagte, als was jeder wußte, daß der Mensch nämlich nicht glücklich sei, wenn ihm das fehle, was er zum Glücklichsein brauche.
Die Zeit verstrich, und der Hafenmeister mußte sich zum Rapport entschließen. ,, Weib", schrie er endlich erschöpft ,,, lauf zum Stadt- kommandanten und sage ihm, ich sei krank, ich hätte seit gestern abend das Podagra und könne mich nicht rühren, noch regen!" Und lager aus und schloß die Augen und schlief ein. damit streckte er sich befriedigt auf sein Ruhe- Der Aufseher des Gefängnisses, dem zwar die Gefangenen anvertraut, aber keine Erklä- rung für ihre Festnahme abgegeben worden war, und der eine solche vergeblich erwartete, beschloß schließlich, auf eigene Faust zu han- deln und den jungen Fürsten von der Anwe- senheit dieser Personen zu verständigen, sowie Vorschriften zu erbitten, was mit ihnen zu be- ginnen sei. Nur von einem hatte er durch Ge- schrei und kurze Aeußerungen der Hafenwäch- ter, denen bei allem selbst unheimlich gewesen war, des einen Namen zugleich mit seiner Straftat erfahren, von den anderen wußte er bloß, daß sie die Ruhe gestört hatten. Dieser eine war Hadschi Kasuel Ali, der Bartputzer, und ihn zeigte der Aufseher dem jungen Für- sten an. ,, Er ist vielleicht der Rädelsführer", flüsterte er, sich zum Ohr des Fürsten strek- kend, wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen mußte.
,, Führe ihn vor mich!" befahl jener. Als der Aufseher seinen Kasuel den Gang entlangzerrte, hörten sie durch eine offene Tür einen der vielen Ausrufer die Belohnung und ihre Bedingung ausrufen, und da der Aufseher neugierig war, hemmte er seine Eile, und die des Gefangenen naturgemäß ebenfalls. Dann aber, enttäuscht, weil nichts Neues verkündet
geprüft würde.
23. September 1947
Die deutsche Not
Im Hohenzollerischen sollten in einem Dori legte Woche einige leerstehende Räume für Ost- flüchtlinge beschlagnahmt werden. Die Bäuerin, ihr Sohn und die beiden Töchter gaben dabei ihrem Unwillen so handgreiflich Ausdruck, daß der Bür- germeister des Ortes verlegt wurde und man mit Hilfe der Polizei die rabiaten Frauenzimmer erst einmal einsperren mußte, damit sich ihr Zorn legen konnte. In der Nähe von Mainz hingegen schlug eine evakuierte Frau einen Bauern mit der Hacke tot, als er sie daran hindern wollte, auf einem noch nicht abgeernteten Acker Kartoffeln auszumachen.
Wie gerne rechtfertigt man doch mit dem Tot. schlag beim Kartoffeldiebstahl das Verhalten im ersteren Falle, ohne zu berücksichtigen, daß er nur die unausbleibliche Konsequenz dieses Han- delns ist. Gewiß die Frau, die, als sie einen Dieb. stahl beging, mit der Hacke zuschlug, ist zu ver- urteilen. Die ganze Verachtung trifft jedoch nicht sie, sondern diejenigen, die unverdient das be- weist ihr Benehmen im Besitz ihrer Habe blie. ben und nicht einmal von ihrem Ueberfluß in diesem Falle unbenutzten Zimmern abgeben wollen.
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Solange solche Dinge möglich sind, besteht Grund zur Annahme, daß mancherorts die Not noch nicht groß genug ist, um die Zukunft für ein. menschlicheres Dasein zu retten.
Kleine Weltchronik
Deutschland
Cz
BADEN- BADEN. Der französische Kriegsminister Coste Floret ist auf.seiner Reise durch die französi- sche Zone in Baden- Baden eingetroffen.
die wirtschaftliche und politische Entmachtung des Großkapitals und Ueberführung des Groß- grundbesitzes in die Hände des werktätigen ungültigen Stimmen als Protest gegen die Abtren-
Volkes.
Nach Mitteilungen eines Mitglieds des Zen- tralsekretariats der SED. ist der Mitglieder- stand seit Verschmelzung von KPD. und SPD. um 500 000 auf rund 1,8 Mill. angewachsen.
Der russische Standpunkt BERLIN. ,, Man könnte die Atombombe mit der Sprengung des Zoobunkers in Berlin ver- gleichen. Man sprach sechs Wochen davon, aber der Bunker steht heute noch. Auch um die Atombombe macht man großen Lärm, aber sie ist in Wirklichkeit nicht so gefährlich", er- klärte ein Offizier der sowjetischen Militär- verwaltung, als er über das Verhältnis der Sowjetunion zu Deutschland sprach.
Die Schienendemontage in der Ostzone wurde mit dem Ausbleiben der Schienenlie- ferung aus dem Westen begründet. Abschlie- Bend erklärte der sowjetische Offizier: ,, Jede Stärkung der Sowjetunion ist die beste Siche- rung Deutschlands. Das deutsche Volk kann nur Hilfe von seinem großen Nachbarn er- warten. Wenn es sich das nicht merkt, ist es auf falschem Wege."
SAARBURG. Im Kreis Saarburg ist bei den am vergangenen Sonntag durchgeführten Nachwahlen ein hoher Prozentsatz von Stimmenthaltung und nung vom Saargebiet und den Anschluß an Rhein- land- Pfalz gezählt worden.
MÜNCHEN. Nach einem Plan des Bayerischen Brauereiverbands sollen in Zukunft für ein hal- bes Liter Dünnbier 10 Gramm Brotmarken abge- geben werden.
MÜNCHEN. Die Untersuchungen gegen Alfred Loritz haben nur zu einer Anklage wegen schwar- zen Einkaufs von Benzin geführt.
MITTENWALD. Beim Schafabtrieb vom Karwen- del sind 81 Schafe überhaupt nicht, eine große An- zahl sachgemäß geschoren zurückgekommen.
FRANKFURT. Bei seiner Abreise nach den USA. erklärte Dr. Kurt Schumacher, er werde dort um Verständnis für die Sache Deutschlands werben.
BERLIN. Eine Delegation der internationalen Han- delskammer wird nach einer Informationsreise durch die drei westlichen Zonen einen Bericht über die deutsche Wirtschaftslage für die Außenministerkon- ferenz in London abfassen.
BERLIN. Die Verwaltung des Stettiner Hafens ist mit dem gesamten Eisenbahnnetz und allen Fahr- zeugen in polnische Hände übergegangen.
BERLIN. Alle sowjetisch lizenzierten Zeitungen haben eine Papiersonderzuteilung erhalten, um die Rede Wyschinskis vor der Vollversammlung der UN. ungekürzt bringen zu können.
POTSDAM. Nach Radio Hamburg sind alle Ange- hörigen des Justizwesens in Brandenburg aufgefor- dert worden, einer politischen Organisation beizu- treten.
Fritzsche verteidigt sich NÜRNBERG. In dem Berufungsverfahren gegen Hans Fritzsche schilderte der ehe- malige Rundfunkkommantator, wie das Pro- pagandaministerium Nachrichten verbreitete. Nirgends sei mit soviel Genauigkeit und Ehr- Ausland lichkeit gearbeitet worden wie dort. In ge- wissen politischen Situationen habe man al- lerdings auch Nachrichten mit etwas beschö- nigendem Charakter" herausgegeben. Fritz- sche zitierte eine ganze Reihe von politisch New York und Generaldirektor der UNRRA., Fio- Verfolgten, u. a. die Ehefrauen der Generale Paulus und Seydlitz, die er unterstützt haben will.
Nach dem Luftangriff auf Dresden habe Goebbels auf einer Pressekonferenz mitgeteilt, Hitler werde als Rache für die etwa 40 000 Opfer des Angriffs aus der Genfer Konven- tion austreten und 40 000 Gefangene erschie- Ben lassen. Als Goebbels ihn aufgefordert habe, diese Nachricht über den Rundfunk zu ver- breiten, habe er dies glatt abgelehnt.
Von der Richtigkeit der Nachrichten über den Reichstagsbrand, den Röhm- Putsch wie den Angriffsabsichten Polens sei er überzeugt gewesen.
Hummel die Gänge entlang und zum Thron- saal, denn in Bagdad waren Palast und Ge- fängnis damals noch durch gedeckte Lauf- gänge und Mauern verbunden.
SOFIA. Der Kassationshof hat das Todesurteil ge- gen den Sekretär der inzwischen aufgelösten bul- garischen Bauernpartei, Petkoff, bestätigt.
NEW YORK. Der frühere Oberbürgermeister von
rello la Guardia, ist am vergangenen Samstag ge- storben.
NEW ORLEANS. Durch einen Zyklon sind in Flo- rida Materialschäden von rund 50 Millionen Dollar
entstanden.
TOKIO. Nach einem neuerlichen Deichbruch steht ein Fünftel von Tokio unter Wasser. In den Vor- städten ist gleichzeitig eine Typhusepidemie aus- gebrochen.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker. Dr Ernst Müller und Alfred Schwenger Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr Helmut Kiecza und Joseph Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl Trägerlohn 1,50 RM durch die Post 1,74 RM, Einzelverkaufspreis 20 Pfg Erscheinungstage Dienstag und Freitag
Verbrechen ist, den Kalifen eine Nacht im Gefängnis aufzubewahren, auch wenn er ver- kleidet ist. Das große Schlüsselbund war ihm bei der Flucht entfallen, das ergriff Kasuel los inmitten der Pracht, dort, wohin er sich in Schritts zu seiner großen Zelle zurück. Unge- Plötzlich stand der geblendete Kasuel atem- jetzt und führte, wie ein Schlafwandler be- nommen, das herrschaftliche Gefolge eilenden seinen Träumen so oft und sehnsüchtig ver- duldig entriß der junge Fürst ihm den Schlüs- setzt hatte, und eigentlich war es wunderbar, wie das Schicksal ihn seit heute nacht alle jene sel, als sie vor der Tür angelangt waren, öff- Pfade führte, die zu beschreiten er im Geist nete selbst. und stürzte aufjubelnd in die stets bereit gewesen, ohne allerdings zu ver- Arme seines Vaters. Der Großwesir streckte gessen, ihm auch die Kehrseite eines solchen ins Freie, wo er von Minute zu Minute seinen murrend seine Glieder und schob sich schnell Lebens zu zeigen. Ringsum funkelten goldene alten Glanz und seine sonstige Würde zurück- und juwelenbesetzte Wände und Decken, und dem Boden, und unter ihnen schwollen dicke Ihm folgte der Kalif, welcher Suleika an der der Thron, wunderbare Sitzkissen lagen auf gewann und nach kurzer Zeit wieder ganz der ehrfurchtgebietende, erhabene Großwesir war. Teppiche, in welche die buntesten Muster ge- wirkt waren. Der Aufseher führte den Delin- quenten unter ständigen Verbeugungen vor den jungen Fürsten, der in einer Gruppe von Beratern und Würdenträgern stand, und warf sich schließlich ehrfurchtsvoll auf die Erde, während Kasuel ganz verdutzt und einer schnell schmelzenden Kerze ähnlich vor dem strengen Blick seines jungen Oberhauptes in sich zusammensank. Aber sein beweglicher Geist hatte schon unterwegs einen Ausweg gefunden. Ehe jemand den Uebeltäter irgend etwas fragen konnte, rief er: ,, O Herr! Ich weiß, wo unser erlauchter Gebieter Dein Vater
einen und seinen Sohn an der andern Hand führte. Suleika war mit einem Stück des sei- denen Turbans des Kalifen verschleiert. ,, Führe sie in meine Gemächer!" befahl er dem Käm- Schritten trippelte Suleika davon. Indem der merer, und mit zierlichen, glückbeschwingten Kalif ihr nachblickte, fiel sein Auge auf Ka- suel, der demütig sich im Hintergrund gehal- seiner ansichtig. Der!" rief der Kalif, streckte ten hatte, und zugleich ward der Großwesir seine Hand aus und wies auf den Bartputzer, Der!" rief auch der Großwesir und ballte seine Faust;„ Der", fuhr der Kalif stirnrun- zelnd fort ,,, ist an allem schuld!" ,, Und ich Du Wurm Dir erfrecht, ihn etwa zu beleidigen lohnung zugedacht, ja, sie ihm ausgelobt, denn hatte ihm fünfzigtausend Goldstücke als Be- oder ihn anzutasten?" schrie der Fürst und packte ihn vorn an seinem Kaftan und schüt- er hat uns zu Dir geführt, mein Vater!" sagte telte ihn. ,, Nein, nein", rief Kasuel, Deine Ha- sein Sohn bestürzt. Der Kalif griff sich finster fenwächter haben ihn verhaftet, und er weilt in seinen Bart. ,, Herr", rief Kasuel und warf im Gefängnis!" Kaum hatte dies der Aufseher sich mit gerungenen Händen auf die Knie vernommen, als er auch schon vom Boden auf- leihe mir nur so lange, als die Sonne braucht, sprang und wehklagend davonlief, wobei er um den Mond zu verdrängen, Dein gütiges seinen Turban mit beiden Händen festhielt: erscheine: Hadschi Kasuel Ali, der Bartputzer, Ohr! Ich bin nicht stets, als was ich äußerlich " Allah hat mich gestraft", jammerte er, er sondern große Gefühle bedrängen mein Herz, will mein Verderben", und mit diesem Angst- ruf floh er unverzüglich aus dem Palast und und meine Hand zuckt nach dem Schwert, wie versteckte sich bei Freunden in Bagdad, denn der Prophet es seinen Gläubigen befiehlt.
und wo sein Großwesir ist!" ,, Hast
worden, rannte der Aufseher wie eine wilde ein jeder weiß ja, daß es ein unermeßliches
( Schluß folgt