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SCHWABISCHES TAGBLATT
AUS DEM WIRTSCHAFTSLEBEN
Die Getreidereserven der Exportländer
Nach Feststellungen des amerikanischen Land- wirtschaftsministeriums sind die Getreidevorräte in den vier hauptsächlichsten Exportländern USA., Argentinien, Kanada und Australien größer als im vergangenen Jahr, liegen aber unter den Ziffern für die Jahre 1944 und 1945 Sehr knapp sind die Weizenvorräte; sie liegen noch unter dem bereits niedrigen Stand von 1946. Die USA. und Kanada. haben vom 1. Juli 1946 bis zum 30. Juli 1947 insge- samt 220 250 000 hl exportiert, woraus sich die Ver- minderung der Vorräte erklärt. Während für Rog- gen und Gerste nur geringfügige Vorratserhöhun- gen ausgewiesen werden, ist die Vorratserhöhung bei Mais beträchtlich eine Folge der vorzüglichen Maisernte im vergangenen Jahre. Für Hafer liegen die Ziffern, genau wie für Weizen, unter dem Stand von 1946.
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Die Vorratsfeststellungen ergeben am 1. Juli für die einzelnen Länder folgendes Bild:
Vereinigte Staaten: Getreidesorten außer Weizen geringer als am 1. Juli 1946, Maisreeserven um 37 Proz. größer, daher Gesamtgetreidevorräte um 20 Prozent höher
Kanada. Gesamtvorräte infolge größerer Weizen- reserven etwas höher als im Juli 1946, obwohl die Weizenausfuhr im am 30. 6. 1947 abgeschlossenen Steuerjahr 81 052 000 hl betragen hat. Roggen- und Gerstenvorräte ungefähr auf gleichem Stand, Ha- ferreserven leicht zurückgegangen.
Argentinien. Gesamtvorräte gegenüber Juli 1940 um 50 Prozent höher. Für Mais beträgt die Er- höhung ungefähr 100 Prozent.
Australien. Gesamtvorräte gegenüber 1946 um 17. Prozent geringer, Weizenvorräte nach Schätzung von 23,963 Millionen hl im Jahre 1946 auf 19,734 Millionen hl im Jahre 1947 abgesunken.
Für die einzelnen Getreidesorten ergibt sich am 1. Juli folgende Vorratslage:
Weizen: Die Reserven werden auf 133 559 600 hl geschätzt das sind 2 819 200 hl weniger als 1946; sie stellen den niedrigsten Vorratsstand seit 1938 dar. Im Jahre 1945 betrugen die Weizenvorräte der vier Länder 288 263 200 hl, im Jahre 1944 sogar 410 193 600 hl.
Roggen: Infolge der vorzüglichen Ernte in Argen- tinien ereichten die Vorräte am 1. Juli einen hö- heren Stand als im Vorjahr. Die Roggenreserven in den USA. und Kanada übersteigen nicht den niedrigen Stand des Vorjahres.
Gerste: Die Verringerung der Vorräte in den USA. und Kanada wird durch die Erhöhung der argentinischen Reserven mehr als ausgeglichen. Die Gesamtvorräte des amerikanischen Kontinents über- steigen um etwa 10 Prozent den Stand von 1946. Hafer: Die Gesamtvorräte in den vier Ländern werden auf eine unter den Reserven von 1946 lie- gende Ziffer geschätzt. In den USA. sind sie ge- ringer als im letzten Jahre, liegen aber noch ober- halb eines für eine Reihe von Jahren ermittelten Durchschnitts; in den anderen Ländern wurde die- ser Durchschnitt nicht erreicht.
hl
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Mais: Die Rekokrdernte des vergangenen Jahres, die mit 256 184 800 hl 37 Prozent mehr als 1945 er- geben hatte, hat eine beträchtliche Erhöhung der Gesamtreserve herbeigeführt. Argentinien, das zu dieser Erhöhung der Gesamtvorräte ebenfalls bei- getragen hat, schätzt seine Reserven auf 88 100 000 das ist das Doppelte des Vorjahrstandes. Diese Uebersicht über die Getreidereserven der hauptsächlichsten Exportländer ergibt für die eu- ropäischen Bedarfsländer ein Bild, das wohl keine katastrophale Zuspitzung der Versorgungslage be- fürchten läßt, immerhin aber auch nicht mit einer Behebung der allgemeinen Ernährungsschwierigkel- ten zu rechnen gestattet.
Geschäftliches
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Lebensversicherungs-
Europa verzeichnet schon seit einer Reihe von Jahren andauernden, durch Krieg und Kriegsfolgen bedingten Produktionsrückgang. Es fehlt an Dünge- mitteln, an landwirtschaftlichen Maschinen, an Zug- und Arbeitskräften. Auswinterungsschäden und Mißernten infolge der großen Trockenheit in die- sem Jahre dürften den Einfuhrbedarf sehr wesent- lich erhöht haben. Das bedeutet: weiterer Abbau der Weltgetreidereserven und Fortbestand des Man- gels in den meisten europäischen Ländern. Wie schwierig diese Dinge hier liegen, zeigt ein Be- richt über
die französische Getreideknappheit.
Die katastrophale Getreidelage Frankreichs hat bekanntlich zur Kürzung der Brotration auf täglich 200 g geführt. Ihre Ursachen erblickt man haupt- sächlich in der Verringerung der Anbauflächen und der Verminderung des Ertrags. Nach amtlichen französischen Statistiken ist die Anbaufläche, die im Durchschnitt der Jahre 1930-1939 noch 5 217 000 ha betragen hatte, schätzungsgemäß am 1. Juli 1947
Außenhandel
auf nur 3326 000 ha zurückgegangen. Auch der Er- trag aber ist sehr wesentlich zurückgegangen. Rech- nete man im Durchschnitt der Jahre 1930-1939 noch mit 15,40 Doppelzentner je ha, so nennen amtliche Schätzungen am 1. Juli 1947 nur noch 10,12 Doppel- zentner je ha. Dementsprechend zeigt auch die Ernte dieses Jahres einen ganz bedenklichen Rückgang: Gesamterträgen von 80 351 000 Doppel- zentner im Durchschnitt der Jahre 1930-1939 stehen nur 33 000 000 Doppelzentner nach einer Schätzung vom 21. August 1947 aus der 47er Ernte gegenüber. Von der 33 Millionen Doppelzentner betragenden Ernte dieses Jahres stehen, ebenfalls nach amtlichen Angaben, für die nichtbäuerliche Bevölkerung nur 16 Millionen Doppelzentner zur Verfügung.
Wenn solche Berechnungsresultate sich aber für Frankreich ergeben, dessen Anbauflächen wenig- stens in territorialer Beziehung ungetastet ge- blieben sind und das bekanntermaßen über eine im Verhältnis zu Deutschland nur geringe Bevölke- rungsdichte verfügt: wie werden sie dann erst bei
uns aussehen?
KURZNACHRICHTEN.
BERLIN. Einen ,, Führer für Importeure" gaben in Berlin die englische und die amerikanische Mi- litärregierung heraus. Er ist für nach Deutschland einreisende Kaufleute bestimmt und erinnert u. a. an das Verbot ,, Besitzungen in Deutschland zu kau- fen oder zu verkaufen und andere Verträge als ausdrücklich genehmigte abzuschließen".
BERLIN. Ueber ein Zahlungsabkommen zwischen Dänemark und Bizone, den Warenaustausch be- treffend, wurde am vergangenen Wochenende im dänischen Außenministerium in Kopenhagen zwi- schen dänischen Behörden und Vertretern der Bi- zone verhandelt.
MÜNCHEN. Der gesamte Hopfenexport wurde von der amerikanischen Militärregierung nunmehr wie- der in deutsche Hände gelegt. Gleichzeitig wurden die neuen Preise bekanntgegeben. Sie betragen für Hersbrucker Hopfen 100.50 Dollar, für Hallertauer 105 Dollar, für Spalter 110 Dollar pro Zentner.
BREMEN. Der Kauf von 1540 t Rohwolle für In- landsbedarf ist nach Mitteilung des Wolleinfuhr- kontors Bremen genehmigt worden, nachdem be- reits vor kurzem eine Rohwolleinfuhr von 5000 t zur Weiterverarbeitung für Exportzwecke geneh- migt worden war.
WIESBADEN. 240 000 ausländische Lastkraftwa- gen- Reifen für die Bizone sollen nach Mitteilung des hessischen Ministeriums für Wirtschaft einge- führt werden.
Ausland
WASHINGTON. Zucker zur Linderung der euro- päischen Lebenkmittelnot wollen die Vereinigten Staaten demnächst den Besatzungszonen und den vom Krieg heimgesuchten anderen Gebieten in be- deutenden Mengen liefern. Andererseits verlautet von berufener Seite, daß die schlechte Maisernte zu einer Zeit, da die Weltnachfrage in Getreide steige, wahrscheinlich einen Mangel an diesen Pro- dukten sowie eine empfindliche Preissteigerung
hervorrufen werde.
WASHINGTON. Gesamtaktiven der amerikani- schen Banken von über 83 Milliarden Dollar gibt das Schatzamt am 30. Juni 1947 bekannt. Die Summe liegt 2 Prozent unter der vom 31. Mai 1946 und 3 Prozent unter der vom 30. Juni 1946.
WIEN. Ueber den Verkauf von 20 000 t Schrott aus der Ostzone Oesterreichs sollen, wie der Wiener Kurier", das Blatt der amerikanischen Besatzungs- truppen, meldet, Vertreter einer sowjetischen Firma in der Schweiz mit eidgenössischen Stellen ver- handeln. Der Schrott stamme zum kleinen Teil aus Beutebeständen der deutschen Wehrmacht, zum größ- ten Teil aber aus österreichischen Industriebestän- den.
WARSCHAU. Russische Getreidelieferungen an Polen sind in der vergangenen Woche in Moskau vereinbart worden. Nach einem Abkommen sollen ab sofort bis Ende des Jahres 300,000 t Getreide an Polen geliefert werden.
MADRID. Erhöhung des Notenumlaufs in Spanien auf maximal 25,5 Milliarden Pesetas ist durch Erlaẞ verkündet worden. Die Maßnahme wird mit dem Aufstieg der spanischen Wirtschaft begründet.
Goldverkaufssperre in der Schweiz BERN. Der freie Verkauf von Gold durch die Schweizerische Nationalbank ist durch Bundesrats- beschluß verboten worden. In einem amtlichen Kommunique wird dazu erklärt, der freie Ver- kauf habe die Spekulation und den Schmuggel mit Gold entwickelt. Seit Einführung des erleichterten Goldverkaufs durch die Schweizerische National- bank, Ende Oktober 1946, bis Ende August 1947, seien Goldmengen im Werte
von 1,5 Milliarden Schweizer Franken an Einzelpersonen verkauft worden. Der größte Teil des Goldes sei ausländi- schen Käufern überlassen worden, die Dollar als Bezahlung angeboten hätten. Dadurch sel die Dif- ferenz zwischen dem offiziellen und dem finan- ziellen Kurs des Dollars zwangsläufig erhöht wor- den. Um diesem Mißbrauch ein Ende zu machen, sei die Aufhebung des freien Verkaufs beschlossen worden. Die Bank werde aber weiter Gold für den internationalen Zahlungsverkehr sowie für den Bedarf der Schweizerischen Goldindustrie abgeben.
Französische Zone
KOBLENZ. Eine ergänzende Maschinenzählung in Rheinland- Pfalz findet zurzeit statt. Erfaßt werden sämtliche, insbesondere aber Werkzeugmaschinen. Auf viele Anfragen beim Wirtschaftsministerium, ob diese Zählung eine neue Maschinenbeschlagnahme zur Folge habe, hat sich die Militärregierung ge-
12. September 1943
äußert, dies treffe nicht zu; es handele sich lediglich um eine ergänzende Bestandsaufnahme, die eine Vervollständigung der Listen zum Zweck haben und die gegebenenfalls dazu dienen solle, einen Härte- ausgleich für beschlagnahmte Maschinen zu ermög- lichen.
WIESBADEN. Waren im Wert von rund 2,6 Mill. Mark aus dem Saargebiet lich Erzeugnisse der Eisen- und Hüttenindustrie, und zwar hauptsäch-
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Baumaterialien und Kohle wurden nach Mittel- lung des hessischen Wirtschaftsministeriums nach Hessen geliefert.
Anglo- amerikanische Zone
KASSEL. Ein neues Instandsetzungsprogramm für 48 000 Güterwagen und 1500 Lokomotiven soll im September in der Bizone begonnen werden. Nach seinem Abschluß sollen täglich 45 000 Güterwagen einsatzfähig sein, was eine 50prozentige Vermehrung des Wagenparkes bedeuten würde.
BIELEFELD. Eine wesentliche Erhöhung des Wa- gengeldes für bahneigene Güterwagen ist mit sofor- tiger Wirkung gemäß Mitteilung der Hauptverwal- tung der Eisenbahnen in der Bizone beschlossen wor- den, um beschleunigte Be- und Entladung zu erwir- ken.
HANNOVER. Rückgängige Fahrzeugproduktion mel- det die britische Besatzungszone: der Juliproduktion von 1804 Fahrzeugen stehen im August nur 1528 ge- genüber.
FRANKFURT a. M. Das Absinken des Schweine- bestandes in den vier Besatzungszonen von 22,5 Mill. Stück im Jahre 1935 auf 7,5 Mill. Stück gab die Land- wirtschaftskammer Hessen bekannt.
G
FRANKFURT a. M. Um 30 Prozent niedrigere Kar- toffelerträge ergab eine dieser Tage abgeschlossene erste amtliche Vorschätzung im Lande Hessen.
Sowjetische Zone
BERLIN. Mit der Ueberwachung und Verwaltung des Vermögens der geschlossenen staatlichen Kre- ditinstitute des sowjetischen Sektors von Berlin nämlich der ,, Bank der deutschen Luftfahrt AG.", ,, Deutsche Bau- und Bodenbank" ,,, Deutsche Reichs- bank" ,,, Deutsche Verrechnungskasse" ,,, Deutsche
Zentralgenossenschaftskasse" ,,, Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden" ,,, Preußische Staats- bank( Seehandlung)" und ,, Reichskreditgesellschaft" ist die Zentralfinanzverwaltung in der sowjeti- schen Besatzungszone von der Finanzverwaltung der sowjetischen Militäradministration beauftragt worden.
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BERLIN. Die Sowjet- AG. für Brennstoffindustrie, die Dachgesellschaft für die in sowjetische Aktien- gesellschaften umgewandelten deutschen Gruben, ist nach einer Meldung der Berliner Zeitung„ Der Abend" aufgelöst worden. Dies bedeute jedoch nicht, daß alle einzelnen Sowjet- AG. der Kohlenindustrie als sowjetische Staatsbetriebe aufgelöst seien; eln Teil der Gruben sei sowjetischen Kombinaten zuge- wiesen worden, während andere als landeseigene Betriebe in deutsche Hände übergegangen seien.
BERLIN. Die Zahl der meldepflichtigen Personen im arbeitsfähigen Alter hat im Juni 1947 bei einer Gesamtbevölkekrung der Sowjetzone von 17 579 141 Personen 9 722 064 Personen oder 53,3 Prozent be- tragen und ist gegenüber 1946 um 1159 292 Perso nen oder rund 13,5 Prozent gestiegen.
BERLIN. Der Termin für die laufenden Schienen- demontagen in der Sowjetzone, der 20. August, konnte im Bereiche aller acht Eisenbahndirektionen nicht eingehalten werden.
BERLIN. Sowjet- Aktiengesellschaft geworden ist das Eisen- und Hüttenwerk Thale im Harz ein Unternehmen, das über 250 Jahre besteht. Es soll Roheisenzuteilungen aus Rußland erhalten. 201
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