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Die deutsche Währungsreform FRANKFURT. Der Koordinierungsausschuß des Alliierten Kontrollrats gab am vergange- nen Mittwoch das deutsche Währungsproblem an den Kontrollrat weiter, da der Ausschuß keine Einigung über die Frage des Drucks neuen Geldes erzielen konnte. Während, man sich in früheren Verhandlungen nicht über den Ort des Druckes einigen konnte, soll es sich in der letzten Sitzung ausschließlich um die Kontrolle und Ueberwachung des Druckes gehandelt haben.
Der letzte Vorschlag des Vertreters der USA., das Problem erst auf der Londoner Au- Benministerkonferenz zu erörtern und bei sicheren Kontrollmaßnahmen mit dem Druck des Geldes zu beginnen, führte zu keinem Ergebnis.
Keine Einigung im Wirtschaftsrat FRANKFURT. Die Besetzung aller Direk- tionsposten im Wirtschaftsrat durch die CDU. hat nach einer Stellungnahme der CDU. Hessens in der ganzen Welt einen derart schlechten Eindruck gemacht, daß es belang- los sei, die Schuldfrage zu untersuchen. Die Weltöffentlichkeit könne es nicht einsehen, daß in Deutschland parteipolitische Anschau- ungen zugleich auch eine bestimmte ,, wirt- schaftspolitische Programmatik" bedeuten.
Die CDU. wolle noch einmal den Versuch unternehmen, die SPD. zur Mitwirkung im Wirtschaftsrat zu veranlassen, wird behaup- tet. Die Verhandlungen sind bisher an der entschiedenen Forderung der SPD., ihr den Posten des Wirtschaftsdirektors zu überlas- sen, gescheitert. Die SPD. habe jedoch zuge- sichert, im Wirtschaftsrat die Stellung einer ,, aufbauenden Opposition" einzunehmen. Dr. Konrad Adenauer, der CDU.- Vorsitzende der britischen Zone, erklärte nach der letzten Sitzung am Samstag, er erwarte eine sach- liche Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien.
Zu Direktoren wurden gewählt: Prof. Dr. Edmund Frohne( Verkehr), der der LDP. nahesteht, und Alfred Hartmann( CDU.) für die Stelle des Finanzdirektors.
Der württembergisch- badische Finanzmini- ster Dr. Heinrich Köhler( CDU.) hat am Samstag seinen Posten als Vertreter Würt- temberg- Badens im Exekutivrat niedergelegt. Nach den letzten Vorgängen im Wirtschafts- rat sehe er sich nicht mehr in der Lage, sein Amt weiter auszuüben. Nur durch eine Zu- sammenarbeit der großen Parteien seien die augenblicklichen Schwierigkeiten zu meistern. An der einseitigen Parteipolitik mitzuwirken, wie sie jetzt in Frankfurt versucht werde, verbiete ihm sein Gewissen und die Grund- sätze, die ihn in einem 40jährigen politischen Leben geleitet hätten.
Ulbricht zur Westzonenwirtschaft FRANKFURT. Der stellvertretende Vorsit- zende der SED., Walter Ulbricht, erklärte bei einer Pressekonferenz in Frankfurt:„ Die Zu- schüsse der USA. an die westlichen Zonen sind keine Hilfe für Deutschland, sondern die Unkosten für die Verzögerung der Demokra- tisierung der Wirtschaft in den Westzonen." Gewisse Kredite würden nur gegeben, um die Bodenreform und die Liquidierung der Kon- zerne zu verzögern.
Die Hauptverantwortung für diese Politik llege jedoch bei deutschen Stellen, vor allem bei ,, Leuten wie Schlange- Schöningen". Ueber den Marshallplan könne noch nicht ausgesagt werden, inwieweit er einen Verstoß gegen die Potsdamer Beschlüsse darstelle, da von ihm im einzelnen nichts bekannt sei. Offenbar be- deute er jedoch einen Versuch, Westdeutsch- land mit dem Ruhrgebiet zum Teil eines West- blocks zu machen.
Wenn Deutschland oder Teile von ihm ein- seitig mit den USA. in Verbindung treten, könne dies einer friedlichen Entwicklung nicht dienlich sein. Ein einheitliches Deutschland sollte unter einer Zentralregierung in nor- male Beziehungen zu allen Staaten treten.
Von einem Molotowplan sei ihm nichts be- kannt. Er sehe nur, daß im Osten verschie- dene Staaten völlig unabhängig voneinander selbständig Verträge abschlössen.
DIE MASKE
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Novelle von Helene von Ssachno
Es wurde ihm unheimlich zumute. Als wenn er mit jenem Glase Wein etwas Giftiges und Schädliches zu sich genommen hätte, hielt er in seiner Wanderung ein. Wohin er auch blickte, überall bot sich ihm das gleiche far- benprächtige Bild dar, ihm aber dünkte es bereits, als fehlte ihm eine letzte, strahlende Würde; er glaubte etwas zu vermissen, und er wagte sich nicht einzugestehen, was er ver- miẞte. Eine innere Stimme schien ihm zuzu- raunen: sei auf der Hut, sieh dich nicht um, aber unfähig, ihr Gehorsam zu leisten, hatte er sich bereits umgewandt.
Vor ihm stand die Maske. Alexej erstarrte. Er fühlte ein eisiges Entsetzen, und doch er- griff ihn zugleich ein namenloses Entzücken. Er verga alles, was um ihn war, nahm ihren Arm und führte sie aus dem Gewühl der Menge hinweg. Ihr Abschied glich einer Flucht. Sie durchschritten die erleuchteten Säle wie zwei Schatten aus einer anderen Welt. Die Masken blickten ihnen voller Verwunderung nach. Das Fest hatte kaum erst begonnen, auf ihren verhüllten Gesichtern lag das Siegel eines Geheimnisses, das sich der Menge mit- teilte und eine Art von Beschwörung auf sie ausübte. Man begann zu flüstern und wich vor ihnen zurück. So erreichten sie die Garderobe und ließen sich ihre Mäntel geben. Die Be- dienten warfen ihnen verwunderte Blicke zu, die schwere Türe öffnete sich, sie standen auf der Straße.
SCHWABISCHES TAG BLATT
5. Interzonenkonferenz deutscher Gewerkschaften
BADENWEILER. An der 5. Interzonenkon- trafen das Tarifvertragswesen und Arbeits- ferenz der deutschen Gewerkschaften vom 7. bis 9. August in Badenweiler nahmen außer den Delegierten aus allen vier Zonen und Großberlin zwei Repräsentanten des Weltge- werkschaftsbundes teil.
Im Vordergrund der Beratung stand die Frage des Anschlusses an den Weltgewerk- schaftsbund, der auf seiner Prager Tagung im Juni beschlossen hatte, im Prinzip der Auf- nahme der deutschen Gewerkschaft zuzu- stimmen, sobald eine dazu legimitierte Ge- samtvertretung gebildet ist. Um diese Gesamt- vertretung zu bilden, wurde vom WGB. emp- fohlen, einen allgemeinen deutschen Gewerk- schaftskongreẞ von demokratisch gewählten Delegierten einzuberufen. Die Interzonenkon- ferenz nahm dazu einen Bericht der deutschen Delegation entgegen, die auf Einladung des WGB. an der Prager Tagung teilgenommen hatte. Die Konferenz stimmte folgender Ent- schließung zu:
Die Interzonenkonferenz der Gewerkschaf- ten Deutschlands hat den Bericht über die Tagung des Generalrats des WGB. in Prag und die gefaßten Beschlüsse über das Ver- hältnis der deutschen Gewerkschaften zum WGB. mit großer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die Interzonenkonferenz beauf- tragt einen Arbeitsausschuß, die hierfür not- wendigen Vorschläge auszuarbeiten und der nächsten Interzonenkonferenz Bericht zu er- statten.
Die Interzonenkonferenz erwartet auch, daß alle Länder und Zonengewerkschaftsbünde sowie die Industriegewerkschaften alle erfor- Beschluß des WGB. zum Ausdruck gebrachten derlichen Vorarbeiten leisten, um die in dem Grundsätze baldmöglichst zu verwirklichen. Das künftige Schicksal der Werktätigen hängt von der politischen Einheit Deutschlands, einer einheitlichen Gewerkschaftsgründung und einer einheitlichen Deutschlands ab.
sozialen Gesetzgebung
Die deutschen Gewerkschaften, in denen ge- genwärtig bereits fast acht Millionen Männer und Frauen organisiert sind, bekunden der durch entsprechende Vorbereitungen für einen Welt gegenüber diesen Willen zur Einheit
organisatorischen Zusammenschluß aller Schaffenden.
12. August 1947
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Kleine Weltchronik
Französische Zone
BADEN- BADEN. 2000 verschleppte Frauen aus der französischen Zone werden vom britischen Arbeits- ministerium für die Arbeit in der englischen Textil industrie und in Haushalten ausgewählt. NEUSTADT/ HAARDT. Der Oberregierungspräsident
rechtsfragen. Zur Vorbereitung dieser Fragen waren zwei Expertenkommissionen bereits vom 4. bis 6. August in Badenweiler versam- melt gewesen und legten der Zonenkonferenz ihre Berichte vor. Die Arbeitsrechtskommis- der Pfalz ging vor Beamten und Angestellten der sion hatte ausführliche Richtlinien ausgear- Regierung auf die Vertrauenskrise im Lande ein, beitet, die sich auf das Arbeitsgerichtswesen, die durch die leider manchmal zutreffenden Ge- das Betriebsrätegesetz, das Kündigungsrecht rüchte entstanden sei, daß nur solche Angelegen- für Arbeitnehmer und das Urlaubsrecht be- helten erledigt würden, die kompensiert würden. ziehen.
Alle diese Fragen, die früher durch Reichs- gesetze geordnet waren, unterstehen heute mehr oder weniger der Gesetzgebung der ein- zelnen Länder. Die Gewerkschaften haben ein starkes Interesse daran, daß die Gesetz- regelung dieser Fragen einheitlich im ganzen Reiche ist.
Amerikanische Zone
MÜNCHEN. Zwölf Personen wurden in den letz-
ten Tagen im Bezirk der Eisenbahndirektion Mün- chen beim Mitfahren auf Trittbrettern getötet.
MÜNCHEN. Deutschen Kriegsgefangenen in Eng- land ist es jetzt möglich, ihren Angehörigen in der anglo- amerikanischen und der französischen Zone
Geld zu überweisen.
MÜNCHEN. Bei den Münchner Spruchkammern die von der Post als unbestellbar gemeldet zurück- kamen.
sterium beabsichtigt, landwirtschaftliche Anwesen, MÜNCHEN. Das bayerische Landwirtschaftsmini- die von ihren Eigentümern nicht selbst bewirtschaf-
der
tet werden, zu Siedlungszwecken heranzuziehen. ROTHENBURG o. T. Bei der Konferenz der Für- sorgeleiter amerikanischen Militärregierung wurde mehr Initiative von deutscher Seite gefor- dert. Die anhaltende Unwilligkeit der meisten Be- hörden Flüchtlingen gegenüber werfe kein gutes Licht auf die Deutschen.
Erheblich schwieriger erwies sich bei den Beratungen in der Kommission, wie auch der Interzonenkonferenz die einheitliche Re- liegen über 20 000 Bescheide an Nichtbetroffene vor, gelung des Tarifvertragsrechts. Da zurzeit eine einheitliche Gesetzregelung noch nicht mög- lich erscheint, war sich die Konferenz einig darin, die weitere Entwicklung zu beobachten und zu gegebener Zeit die Frage erneut zu be- handeln. Im Zusammenhang mit dieser Frage wurde beschlossen, dem Alliierten Kontrollrat eine Entschließung zu übermitteln, in der um eine. Lockerung des Lohnstops gebeten wird. Im letzten Punkt der Tagesordnung wurden Organisationsfragen behandelt. Unter anderem wurde beschlossen, baldigst eine interzonale Gewerkschaftsjugendkonferenz einzuberufen und auch eine solche Frauenkonferenz in Aus- sicht zu nehmen. Im übrigen wurde ein Ar- bereitungen für die Einberufung eines allge- beitsausschuß eingesetzt, der sowohl die Vor- meinen
deutschen Gewerkschaftskongresses
KASSEL. Nur 16 Prozent aller Heimkehrer aus der Sowjetunion, die über das Heimkehrerlager bei Hersfeld geleitet wurden, sind für arbeitsfähig be- funden worden.
Britische Zone
KÖLN. Ein Sprecher der britischen Militärregie- ben" im Kölner Bezirk. Es befremde die Militärre- gierung, wenn Restaurants gebaut würden, wäh- rend Tausende noch keine winterfeste Wohnung hätten.
in Angriff nehmen, wie auch die Organisati- rung wandte sich gegen die schwarzen Bauvorha onsprobleme untersuchen und der nächsten Interzonenkonferenz Vorschläge für die Ver- einheitlichung des Organisationswesens ma- chen soll. Schließlich nahm die Konferenz eine Entschließung zum Ernährungsproblem und eine andere zur Kohlenfrage an, wobei ins- besondere die baldige Klärung der Rechts- fordert wird. und der Besitzverhältnisse des Bergbaues ge-
Die nächste Interzonenkonferenz wurde für den 21. bis 23. Oktober in der britischen Zone
Die nächsten Punkte der Tagesordnung be- festgelegt.
Immer neue Ausweisungen regierung in Berlin richtete an den Alliier- BERLIN. Der Chef der polnischen Militär- ten Kontrollrat eine Note, worin dieser er- sucht wurde, die Aufnahme weiterer 200 000 Deutscher in der britischen Zone zu erwirken. Der stellvertretende britische Militärgouver- neur stellte dazu fest, daß die britischen Be- hörden ihre Verpflichtung, 1 500 000 Deutsche in der britischen Zone aufzunehmen, als er- füllt betrachteten.
Badische Regierung bestätigt FREIBURG. Der badische Landtag hat die vom Staatspräsidenten Wohleb vorgeschla- gene Regierung bestätigt. Für jeden Minister wurde einzeln die Vertrauensfrage gestellt. Die DVP. enthielt sich bei den meisten Ab- stimmungen der Stimme.
In einer Regierungserklärung führte Staats- präsident Wohleb u. a. aus, die finanzielle Lage mache durch die bedenkliche Ver- schuldung der Regierung schwere Sorgen. Auch die beste Finanzverwaltung sei den au- Berordentlich machtlos. hohen Ausgaben gegenüber
Die Regierung bedürfe in ihrer Arbeit des Vertrauens der Militärregierung. Sie habe die Hoffnung, daß gegenwärtige Verhandlungen über eine Ausweitung der Zuständigkeiten im Rahmen der alliierten Kontrolle Erfolg hät- ten.
,, Kreisbauernführer" Stooẞ?
STUTTGART. Die amerikanische Militär- regierung für Württemberg- Baden soll, so wird aus Berlin berichtet, in den letzten Ta-
zündetes Blut. Irina hatte den Kopf gesenkt • und schritt stumm an seiner Seite hin. Ale- xejs Erregung hatte sich ihr mitgeteilt, aber es war eine entsetzliche Unruhe in ihrer Seele, ein brennendes Gefühl der Scham, und die gespensterhafte Vorstellung, daß nun alles zu Ende sei. Sie wagte kaum zu atmen, ihre Knie schwankten und sie fürchtete, beim nächsten Schritt in Ohnmacht zu sinken. Die Leiden- schaft Alexejs erschien ihr abscheulich und verhängnisvoll zu sein. Sie blickte voller Ent- setzen in sein blasses, verzücktes Gesicht und in seine Augen, deren Glanz sie an einen Ir- ren gemahnte. Er hielt sie bei der Hand und flüsterte wirre, zusammenhanglose Worte. Er sprach wie ein Trunkener. Er begann Sätze, ohne sie zu Ende zu führen; seine Zunge ge- horchte ihm nicht, er lachte, und dann wieder kam es wie ein Schluchzen über seine Lippen. Endlich rief er einen Schlitten herbei und hob sie hinein.
Sie wagte nicht zu widersprechen. Allmäh- lich hatte sich eine Art von trüber Ergeben- heit ihrer bemächtigt. Sie verglich die Fahrt durch die klare, kalte, strahlende Nacht mit derjenigen vor einem Jahr, und ein Gefühl der Bitternis über die Vergänglichkeit irdi- scher Belange nahm von ihr Besitz. Der Schlit- ten hielt vor Alexejs Haus. Der junge Offi- zier sprang in den Schnee herab. Er reichte ihr den Arm, ihre Blicke begegneten einander. Alexej erschauerte plötzlich und wich vor ihr zurück. Seine Lippen zuckten.
,, Lassen Sie mich, um des Himmels willen, lassen Sie mich", rief er mit dumpfer Stimme aus ,,, vergeben Sie mir, ich habe im Rausch gehandelt. Ich bin gebunden, ich liebe eine andere", und als fürchtete er anderen Sinnes zu werden, stürzte er in entgegengesetzter Richtung davon.
Die Luft war eisig, der Schnee funkelte im blendenden Mondlicht, Pferde schnaubten, und immer noch kamen neue Schlitten und entlie- Das junge Mädchen war allein. Der Himmel Ben geheimnisvolle Gruppen vermummter über ihr hatte die Bläue von Saphiren, in de- Menschen in den Schein der Laternen. Alexej nen das Gold eisiger Sternbilder eingeschmol- bebte am ganzen Körper. Der eisige Luft- zen war. Sie wandte langsam, fast mühsam hauch wirkte wie eine Peitsche auf sein ent- den Kopf. Die Straße war leer. Staunend, als
gen erneut Material erhalten haben, aus dem
hervorgeht, daß der württembergisch- badische Ernährungsminister Heinrich Stooẞ nach 1933 als Kreisbauernführer des Bezirks Blau- beuren nazistische Propaganda betrieben habe. Stooß selbst soll erklärt haben, er sei nie- mals offiziell Kreisbauernführer gewesen. Au- Berdem wurde bekannt, Stooß habe bei der NSDAP. Fraktion im Landtag hospitiert.( Teil 1 des Anhangs zum württembergischen
Gesetz zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus sieht die Einstufung aller ehemaligen Kreisbauernführer in die Gruppe der Hauptschuldigen vor.)
Der öffentliche Kläger in Ulm ist vom würt- tembergisch- badischen Befreiungsministerium angewiesen worden, Ermittlungen Stooß einzuleiten.
gegen
DÜSSELDORF. Ueber 40 000 Menschen wohnen in Düsseldorf in Bunkern und Kellern.
Westfalen, bei denen vor allem Bezugscheinfäl- DÜSSELDORF. Große Schiebungen in Nordrhein- schungen im Mittelpunkt stehen, sind aufgedeckt
worden.
Berlin
BERLIN. Bei Razzien in Nordseebädern wurde festgestellt, daß ein Hotelier in Timmendorf im letzten Jahr mehr als eine Million Mark für den Ausbau seines Unternehmens ausgegeben hat.
BERLIN. Die Besatzungskosten in der amerikani- schen Zone betrugen im Mai 119 Millionen Mark. BERLIN. Nach einer Meldung der ,, Neuen Zeitung" müssen die Arbeitsämter in der sowjetischen Zone bis Ende August weitere 20 000 Arbeitskräfte für die Uran- Bergwerke im Erzgebirge aufbringen.
Ausland
LONDON. Feldmarschall Montgomery wird vom 27. bis 30. August auf Einladung des französischen Kriegsministers in Frankreich militärische Einrich- tungen und Kriegsschulen besichtigen.
PARIS. Seit 10. August wurde der Brotpreis für ganz Frankreich verdoppelt, so daß in Paris ein Kilo Brot 24 Francs kostet.
LAVAL. General de Gaulle nahm am Sonntag im Departement Mayenne an verschiedenen Kund- gebungen teil.
GENF. Der jüdische Weltkongreß hat im Namen der Organisationen von 58 Ländern der UN. ein Memorandum unterbreitet, worin auf die unsichere Lage der Juden in Europa hingewiesen wird. Nur Palästina| sei bereit, einen großen Teil der 1 500 000
Juden aufzunehmen.
In Frankfurt/ Oder starb... FRANKFURT/ Oder. Im Alter von 59 Jah- ren starb am 8. August die zweite Gemahlin des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., eine geborene Prinzessin Hermine von Reuß ältere Linie. Sie lebte bis zum Tode Wilhelms II. im Jahre 1941 in Doorn( Holland). Die in Neapel zu Manövern im südlichen Mittelmeer vor letzten Kriegsjahre verbrachte sie auf ihrem Besitztum ihres ersten Gatten Johann- Georg, Prinz von Schoenaich- Carolath.
Gegen Ende des Krieges flüchtete sie vor den vorgehenden sowjetischen Truppen in den Harz. Im November vergangenen Jahres wurde bekannt, daß sie sich in einem Haus in Frankfurt/ Oder, zusammen mit einer Fa- milie ukrainischer Verschleppter, aufhielt. Sie iebte dort mit ihrem 18 Monate alten Enkel Prinz Franz Joseph unter sowjetischer Auf- sicht.
dünkte sie alles noch wie im Traum zu sein, berührte sie das Polster des Sitzes neben sich. Der Kutscher hatte sich umgewandt und starrte sie in gutmütiger Bestürzung an. Sie lachte plötzlich laut auf, und die Tränen begannen über ihr Gesicht zu rieseln. Sie öffnete ihr Täschchen und entlohnte den Fahrer, der noch einige Minuten, wie aus einem Gefühl väter- licher Besorgnis, anhielt. Als er sie aber mit einer fast fliegenden Bereitschaft auf das Haus zustürzen, die Maske abreißen und die Glocke in Bewegung setzen sah, nickte er brummend mit dem Kopf und trieb sein Pferd zur Eile an. Alexejs Bursche öffnete verschlafen die Tür. ,, Und der Herr?", fragte er mit einem blö- den Ausdruck in seinem sommersprossigen Gesicht.
Sie lachte noch immer, ohne ihren Tränen Einhalt gebieten zu können.
,, Ah, nichts Lawruschka, nichts, der Herr wird gleich kommen. Er läßt dir sagen, daß du mir beim Tischdecken behilflich sein sollst, dann kannst du dich wieder schlafen legen, komm, beeile dich!" Sie legte den Mantel ab und begann mit Lawruschka den Tisch zu decken. ,, Nun geh", sagte sie ungeduldig ,,, geh, geh schlafen."
Als der Bursche gegangen war, zündete sie die Lichter im Leuchter an, besann sich dann aber, blies alle bis auf ein einziges aus und begann im Zimmer auf und ab zu schreiten. Ein eisklares, frostiges Mondlicht fiel durch die Fenster auf die Dielen. Die Flamme der Kerze brannte ruhig, die Uhr tickte, ihr Schatten hüpfte über die Wand, sie wurde müde. Sie hatte geweint und gelacht und sie war zwi- schendurch immer wieder ans Fenster getre- ten und hatte angestrengt auf die Straße hin- ausgesehen und auf die Schritte der Vorüber- gehenden gelauscht. Wenn die Kerze abge- brannt war, so hatte sie eine andere aus der schimmernden Pyramide in Brand gesetzt, als aber immer noch niemand erschien, war sie müde geworden.
,, Ich will mich nur für einen Augenblick
NEAPEL. Eine amerikanische Flottendivision ist
Anker gegangen.
NEU- DELHI. Aus zuverlässiger Quelle wird gemel- det, daß Mahatma Gandhi beabsichtigt, sich von der Politik zurückzuziehen, um den Rest seiner Tage in dem kleinen Ort Noaknali zu verbringen.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller und Alfréd Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durd die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.
hinlegen", dachte sie und so war sie einge- schlafen. Die Kerze brannte ruhig, sie beleuch- tete den festlich gedeckten Tisch, das Ziffer- blatt der Uhr auf dem Kaminsims und ihr blasses, von Tränen feuchtes Gesicht und ih- ren Mund, der im Traum noch lächelte.
Alexej hatte die Fahrt im Schlitten wie un- ter der Einwirkung eines tiefen, schauerlichen Rausches zurückgelegt. Es gab einen Augen- blick, wo es ihn dünkte, als wäre dieses die Apotheose seines Lebens, das Ziel, worauf er in diesen Monaten hingearbeitet hatte, aber dieser Augenblick war vorübergegangen, und während er der Maske über die verwirrten Empfindungen in seiner Brust Mitteilung zu machen suchte, war eine langsame Ernüchte- rung in ihm aufgekommen. Je weiter er sich vom Ort ihrer Begegnung entfernte, um so schauerlicher wurde ihm zumute, und um so tiefer sank seine Erregung. Die Maske dünkte ihn in ihrer blendenden geheimnisvollen Schön- heit fürchterlich und verlockend zugleich zu sein. Seine Hand, mit der er ihren Arm um- klammert hielt, zuckte, um das Rätsel ihres verschleierten Gesichts zu enthüllen, aber als wenn er von diesem Augenblick an ihr ewig verfallen zu sein fürchtete, hielt er seine Hand zurück und begnügte sich mit dem funkelnden Blick ihrer Augen, die die schwarze Seide zu versengen schienen.
Ihre Schweigsamkeit, die Bereitschaft, mit der sie ihm hierher gefolgt war, erschreckten ihn. Er dachte an Irina, an seine Verabredung mit ihr, und der Gedanke, daß sie ihn ver- missen, ihn vergeblich suchen könnte, ja, daß sie vielleicht Zeuge seiner irren Entführung geworden war, trieb ihm den kalten Angst- schweiß auf die Stirn. Er wagte der Maske nicht mehr ins Gesicht zu blicken; er ließ ihren Arm fallen und saẞ beschämt und doch ver- langend da und starrte auf den funkelnden Schnee, der um die Kufen des Schlittens wir- belte und auf die Reihe der Fenster, die wie glühende Leuchtzeichen hinter ihm zurück- blieben. ( Schluß folgt)
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