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SCHWABISCHES TAGBLATT

WIRTSCHAFT UND VERKEHR

Aufgaben und Ziele der deutschen Werbung

Interzonentagung der Werbefach verbände in Frankfurt am Main

FRANKFURT A. M. Vorige Woche fand hier die erste Interzonentagung der deutschen Werbefach- leute statt. Ueber 100 Delegierte, die 20 Organi- sationen aus allen vier Zonen repräsentierten, tra- ten im großen Saal der Börse zusammen, wo sie von dem Frankfurter Oberbürgermeister Kolb begrüßt wurden. Im Hinblick auf die Be- deutung, die der wirtschaftlichen wie der politischen Werbung zukomme, führte Oberbürgermeister Kolb aus, übernehme er das Protektorat über die Tagung und danke zugleich den vorbereitenden Gremien dafür, daß sie Frankfurt a. M. als Ort dieses ersten Kongresses der Werbung gewählt hätten, Frankfurt als Brücke zwischen West und Ost, als Stadt von weltweiter industrieller und kommerzieller Bedeu- tung, nicht minder aber als Repräsentantin klassi- schen und modernen Geisteslebens.

Gleichermaßen entfernt von der Unterschät- zung der Werbung, wie etwa in der Zeit des Kaiserreiches oder der Weimarer Republik, und von ihrem skrupellosen Mißbrauch, wie wir ihn im Dritten Reiche schaudernd mit all seinen tragischen Folgen erleben mußten, werde in unserer Zeit der Werbung eine Stellung zugewiesen werden, die ihrer besonderen Bedeutung entspreche: als Mittlerin für die Erzeugnisse unseres Fleißes und unserer Geschicklichkeit wie als Künderin unseres guten Willens. Friedrich Hölderlin, dem Lebens- kreis und den Menschen des Frankenlandes nicht weniger zu eigen als seiner schwäbischen Heimat, schloß Oberbürgermeister Kolb seine Ansprache, habe die tröstlichen Worte gesprochen, die Vorspruch und Leitgedanke auch dieser ersten bedeutsamen Tagung der Werbung sein mögen: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!".

Dr. Alfred Petersen, Präsident der Indu- strie- und Handelskammer Frankfurt a. M., wies darauf hin, daß vor dem jetzigen Werbekongreß die Tagungen des Wirtschaftsrates der anglo- ameri- kanischen Zonen im Frankfurter Börsensaal statt- gefunden hätten, was ein Sinnbild der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung Frankfurts sei, die als Messestadt des Westens bald wieder in Wettbewerb mit den anderen Exportzentren treten werde.

Werbeleiter Karl Preuß erinnerte an den Welt- reklamekongreß des Jahres 1929 in Berlin, zu dem sich Vertreter der Werbefachverbände aus der gan- zen Welt in großer Zahl eingefunden hätten unter dem Motto Werbung- der Schlüssel zum Wohl- stand der Welt". Politische Unvernunft und schließ- lich der Wahnsinn des Nationalsozialismus habe alle wirtschaftsfriedlichen Bestrebungen zunichte ge- macht, Deutschland in ein Chaos gestürzt und das Gefüge der ganzen Welt in Unordnung gebracht, so daß es der Arbeit vieler Jahre bedürfe, um nicht Wohlstand, aber doch wenigstens wieder ein ide- elles und materielles Gleichgewicht herzustellen, wobei der Werbung hervorragende Aufgaben zu- gewiesen seien.

Karl Preuß erinnerte, die Ausführungen von Ober- bürgermeister Kolb ergänzend, an die tragisch ge- scheiterten Bemühungen Otto Ernst Sutters, des damaligen DRV.- Präsidenten, der seinerzeit der Regierung Brüning ein umfassendes und wohldurch- dachtes Programm staatspolitischer Werbung vor- gelegt hatte, den Reichskanzler fast flehentlich be- schwörend, das Feld der Propaganda nicht kampflos den Nationalsozialisten zu überlassen, und der den- noch bei den Regierungsvertretern nichts als ein Achselzucken, schließlich eine höfliche und endgül- tige Absage bekam. Wie ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper wohnen könne, so schloß Karl Preuß, könne die neue Werbung nur heraus-

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wachsen aus einer seelischen Haltung, die geläutert sei von allem Unrat der vergangenen Zeit des Natio- nalsozialismus. Metanoite- ändert euren Sinn!", das sei die Forderung der Stunde. Die vordring- lichste Aufgabe für den Werber bestehe in einer klaren und wahren Propaganda für die Erhaltung des Friedens entgegen allen Flüsterparolen der übriggebliebenen Nazistrukteure und damit in der Schaffung der ersten Grundlage für einen auch wieder zu uns Deutschen kommenden wirtschaft- lichen Wohlstand.

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Der Vorsitzende des Verbands der Reklamefach- leute in Hessen, Herbert Rieseler, führte aus, daß Werbung ein wahrhaft demokratisches Mit- tel zur Erreichung staatspolitischer Ziele sei. Was der Zwang niemals schaffe, das gelinge einer durch- dachten Werbung und es sei aus diesem Grunde zu bedauern, wenn sich heute die staatlichen Stellen der Werbung noch kaum bedienten, während dies in den alliierten Ländern in steigendem Maß der Fall sei. Notwendig erscheine es vor allem, die Werbe- fachleute materiell in die Lage zu setzen, ihren viel- seitigen Aufgaben gerecht zu werden, wobei allein in der Frage der Kontingentierungen- den Werbefachverbänden ein großes Arbeitsfeld offen- stehe. Zum Schluß dankte Herbert Rieseler den Her- ren Kolb, Petersen und Preuß für ihre gedanken-

Französische Zone

reichen Ausführungen und gab das weitere Pro- gramm der Tagung bekannt, das in zehn fachlichen Referaten und in der Entscheidung über die Schaf- fung eines deutschen Exportgütezeichens bestand. Diese Veranstaltungen erstreckten sich über die beiden folgenden Tage, wobei in allen grund- sätzlichen Fragen völlige Uebereinstimmung erzielt

wurde.

So wurde ausdrücklich festgelegt, daß sich die Neu- organisation der Werbeverbände nicht auf zen- tralistischer, sondern auf föderali- stischer Basis vollziehen müsse, unter weit- gehender Wahrung der Eigenständigkeit der Lan- desverbände. Das kam auch zum Ausdruck in der Wahl dés Kongreß- Präsidiums und der Leitung der werblichen Arbeitsgemeinschaft, in die einstimmig gewählt wurden: Als Vertreter der amerikanischen Zone Clemens Mauermayer, München, der englischen Zone Otto Wülfing, Vel- bert und der französischen Zone Will Hanns Hebsacker, Tübingen; ferner Karl Preuß als geschäftsführendes Präsidialmitglied. Der mehr- fach erwähnte Wettebwerb ergab eine interessante Diskussion mit der einmütigen Feststellung, daß von den vorliegenden Einsendungen keine den geforder- ten Bedingungen entspreche. Die zehn besten Ent- würfe wurden mit einem Anerkennungspreis von je tausend Mark ausgezeichnet; über das Ergebnis wird im einzelnen die Zeitschrift ,, Neue Produktion" be- richten, von der die dankenswerte Initiative dieses Wettbewerbs ausging.

Kurznachrichten

Abschluß der badischen Landesexportschau Die Landesexportschau ,, Biga" hat am vergangenen Samstag nach vierteljährlicher Dauer ihre Pforten ge- schlossen. In einer vor Vertretern der Besatzungs- behörden, des Staates und der Stadt gehaltenen An- sprache führte Wirtschaftsminister Dr. Friedrich Leibrandt u. a. aus, daß sich unter den 250 000 Be- suchern mehrere tausend Ausländer befunden hät- ten, die für die Qualitätsarbeiten der badischen In- dustrie lebhaftes Interesse bekundet hätten und eine Förderung des Exports versprächen: eine Aufgabe, die indessen durch Mangel an Rohstoffen und For- schungsmöglichkeiten eingeschränkt sei.

kanischen Besatzungszone sollen in nächster Zeit 9 Millionen Meter Wolframdraht und 3 Millionen Meter Molybdaendraht eingeführt werden. WIESBADEN. Der hessische Außenhandel schließt für das Jahr 1946 mit einem Passivsaldo von 115 Mill. Mark ab: Einfuhren im Werte von 119 Mill. Mark stehen nur Ausfuhren von etwa 3 Mill. Mark gegenüber. Die Einfuhren vertellen sich zu rund 83% auf die Ernährungswirtschaft und zu 17% auf die gewerbliche Wirtschaft; von letzterem An- teil entfielen 15,9% auf Kraftstoffe und Schmieröl. MÜNCHEN. Die Export- Südmesse" wird in die- sem Jahr nicht mehr stattfinden. Infolge des schwe- ren Winters ist es nicht möglich gewesen, die um- fangreichen Bau- und Instandsetzungsarbeiten im Ausstellungsgelände durchzuführen. Die nächste Messe wird erst im Frühjahr 1948 stattfinden. FRANKFURT a. M. Ein Teil des früheren I.G.- wird von der USA.- Armee für die Herstellung von Elektroden freige- geben werden, die man zur Produktion von Che- mikalien, Düngemitteln und Elektrostahl dringend benötigt.

KOBLENZ. Nach Mitteilung des Landesernäh- rungsamtes besteht für Oelsaaten totale Abliefe- rungspflicht. Kleinerzeuger bis zu 10 a Anbau- fläche erhalten bei Ablieferung ihres Ertrages 15% Farben- Werkes Griesheim der abgelieferten Oelsaatmenge als Prämienöl.

SAARBRÜCKEN. Die Kohlenförderung des Saar- gebietes ist erheblich angestiegen. Die tägliche För- derung betrug im Juli 35 000 t, an einigen Tagen so- gar 36 800 t. Damit hat der Tagesdurchschnitt etwa 74% der Vorkriegsförderung erreicht.

Anglo- amerikanische Zone

des

KASSEL. Gegen eine ,, Monopolstellung Emaillewerkes Fulda", die durch die Bewirtschaf- tungsbestimmungen des Landwirtschaftsamtes Hes- sen entstanden sei, wendet sich die hessische In- dustrie- und Handelskammer in einer kürzlich ver- öffentlichten Erklärung. Nach einer Verfügung die- ses Amtes dürfen Bezugsrechte für emailliertes Ge- schirr nur bei hessischen Werken eingelöst werden. Das einzige Werk dieser Art in Hessen, das Email- lewerk Fulda, erhalte dadurch eine Monopolstel- lung.

MÜNCHEN. Zur Befriedigung des dringendsten Bedarfs der Glühlampenindustrie der anglo- ameri-

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Zweizonen- Gewerbeschau im Frühjahr 1948 DÜSSELDORF. Die Nordwestdeutsche Ausstel- lungs- Gesellschaft mbH. bereitet hier in Zusam- menarbeit mit den zuständigen Regierungsstellen und den Wirtschaftskreisen für das Frühjahr 1948 eine gewerbliche Leistungs- und Exportschau vor. Eine Gewerbliche Schau der Industrie und des Handwerks" soll ein Bild des Produktionsstandes und der wirtschaftspolitischen Erfordernisse der deutschen Nachkriegswirtschaft bieten, während eine Leistungsschau zeigen wird, was schon wieder hergestellt bzw. in Kürze geliefert werden kann. Auf einer Exportschau wird dargestellt, daß nur eine gut funktionierende und in der Rohstoffver- sorgung gesicherte Inlandswirtschaft einen stetigen Export durchzuführen vermag.

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8. August 1947,

Auch das Hartgeld wird entwertet

DUSSELDORF. Nach einer jetzt veröffentlichten Erklärunder Finanzleitstelle für die britische Zone soll zwar Mark Mark" bleiben; das bedeute jedoch nicht, daß auch Pfennig Pfennig" bleibe. Es sei zu erwarten, daß bei einer kommenden Geldreform auch das gesamte Hartgeld entwertet werde.

Außenhandel

WASHINGTON. Das Kriegsministerium erklärte in einer Mitteilung der amerikanischen Besatzungsbe- hörden in Deutschland, die sich auf die Wiederein- führung des deutschen Films auf dem Weltmarkt bezieht, die deutsche Filmindustrie müsse ihren Bei- trag zur Neuorientierung Deutschlands liefern, wäh- rend der deutsche Filmexport zur Bezahlung der deutschen Lebensmittel- und Rohstoffimporte heran. gezogen werden müsse.

WIESBADEN. Zur Förderung der Ausfuhr werden der Exportindustrie Sonderkontingente für Kohle Eisen, Stahl, elektrische Energie und Verpackungs. material zugebilligt. Zu diesem Zwecke ist beim VAW. in Minden eine Kohlen- Export- Reserve ge- schaffen worden, die zur Deckung des Kohlenbe- darfs für Exportaufträge in Anspruch genommen werden kann. Ferner steht ein Exportkontingent von 750 t Eisen und Stahl zur Verfügung.

MINDEN. Ueber den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Devisenbonus ist bisher noch keine Entscheidung gefallen. Die Bekanntgabe der Durchführungsbe- stimmungen wird jedoch zu der am 18. August be- ginnenden Exportmesse in Hannover erwartet. Nach Mitteilungen aus unterrichteten Kreisen werden nicht nur die Produzenten, sondern auch die Händ- ler am Devisenbonus beteiligt.

BREMEN. Auf einem amerikanischen Frachtschiff trafen laut Mitteilung der Abteilung Export- Import der USA.- Militärregierung 62 Kilogramm Barren- gold ein. Diese Goldsendung, die dritte ihrer Art aus den USA., soll der deutschen Exportindustrie, vor allem den Porzellanmanufakturen, in Form von Goldfarben und Blattgold zur Verfügung gestellt werden.

BRÜSSEL. Zwischen der belgisch- luxemburgischen Wirtschaftsunion und der französischen Zone ist rückwirkend mit dem 1. Juli 1947 ein neues Handels- abkommen in Kraft getreten. Es gilt auf unbe- stimmte Zeitdauer und kann mit monatlicher Frist von jedem der beiden Partner außer Kraft gesetzt werden.

BADEN- BADEN. Die westfälische Textilindustrie kann infolge Kraftstromsperre nur noch an drei Tagen in der Woche arbeiten. Dadurch wird die Garnerzeugung gegenüber dem Vormonat stark zu- rückgehen, wovon insbesondere das Exportprogramm betroffen werden wird.

Außenhandelsbanken

BERLIN. Die Bezeichnung bestimmter deutscher Banken als Außenhandelsbanken" seitens der zu- ständigen deutschen Behörden bedarf, wie aus dem zweiten Julibericht der amerikanischen Militärregie- rung hervorgeht, nicht mehr der Genehmigung durch die amerikanische Militärregierung. Die be- treffenden Banken müssen jedoch in der Lage sein, Außenhandelsgeschäfte durchzuführen.

Ausland⚫

WASHINGTON. Die amerikanische Regierung wird Frankreich einen neuen Kredit von 50 Mill. Dollar für den Ankauf von Ueberschußwaren aus den USA. gewähren. Das Projekt soll vom Wirtschaftsrat des Präsidenten bereits angenommen worden sein. PARIS. Der am 31. 7. 1947 ablaufende französisch- tschechoslowakische Wirtschaftsvertrag vom 29. 7. 46 wurde verlängert.

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