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8. August 1947
SCHWABISCHES TAG BLATT
Nr. 63/ Seite 5
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Umschau im Lande
Verwaltungsschule Haigerloch eröffnet Am Dienstag hat die Eröffnung der staatlichen Verwaltungsschule in Haigerloch stattgefunden. Mit 54 Verwaltungskandidaten( 53 Männer und eine Frau) hat der halbjährige Kurs bereits begonnen. Unter der Leitung des Direktors der Schule, Oberregie- rungsrat Römer vom Innenministerium fungieren als Lehrkräfte in erster Linie erfahrene Verwal- tungsbeamte Südwürttembergs. Die französische Mi- litärregierung war bei der Eröffnungsfeier durch Präfekt Rouliés aus Tübingen vertreten, der warmherzige Worte für das Gelingen des Unter- nehmens fand. Weiter nahmen Ministerialrat Dr. Eschenburg als Vertreter des Innenministers und der Landeshauptmann von Hohenzollern, Mo- ser, teil. Ministerialrat Dr. Eschenburg sprach über Politik und Verwaltung und wies u. a. darauf hin, daß Württemberg von jeher das klassische Land des vorbildlichen Verwaltungsbeamten gewesen sei. Be- merkenswert war ein Hinweis, daß künftig auch die Frau in der Verwaltung erweiterte Wirkungsmög- lichkeiten als bisher haben werde.
4 von 10 Flüchtlingstransporten angekommen Neuerdings trafen in Südwürttemberg- Hohenzollern wieder laufend Ausgewiesenen- Transporte aus Dänemark ein. Von den angekün- digten zehn Transporten mit je etwa 750 Ausgewie- senen, die in wöchentlichen Zeitabständen einge- schleust werden sollen, sind bis jetzt vier Transporte in den Grenzauffanglagern Lindau- Zeß und Biberach- Gaisental angekommen. Die Ausgewiesenen wer- den von dort auf die einzelnen Landkreise zur Un- terbringung verteilt.
Drei Entschließungen angenommen Sigmaringen. Eine stark besuchte Arbeits- tagung des Sozialpolitischen Ausschusses der CDU. für Südwürttemberg- Hohenzollern nahm im An- schluß an die Referate des Landtagspräsidenten Gengler, des Abgeordneten Dreher( Hechingen), und des Landesgeschäftsführers der CDU., Stehle ( Tübingen), nach reger Aussprache 3 Entschließungen an, in denen der Sozialpolitische Ausschuß sich zu Einheitsgewerkschaften auf der Grundlage absoluter weltanschaulicher, parteipolitischer und religiöser Neutralität bekennt, eine Reform der Sozialversiche- rung erst dann empfiehlt, nachdem die notwendigen wirtschaftlichen und währungstechnischen Voraus- setzungen gegeben sind und ein auf demokratischer Grundlage beruhendes Parlament geschaffen ist, das ein für das ganze Reichsgebiet geltendes Recht vor- bereiten und entsprechende Gesetze erlassen könne.
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Starre einseitige Vereinheitlichung und immer wei- tere Zentralisierung sei abzulehnen. Die letzte Ent- schließung macht auf das weitere Absinken der Ar- beitsleistungen und des weiteren Ansteigens von Be- triebsunfällen und Krankheiten, sowie auf die über- aus schlechte Versorgung mit Wäsche, Arbeitsklei- dern und Schuhen aufmerksam. Die zuständigen Stellen werden ersucht, nichts unversucht zu lassen, im Zusammenwirken mit der Besatzungsmacht die Ernährungslage zu bessern und die Verorgung mit Bekleidung zu ermöglichen.
Mord an einem Förster Stuttgart. Am vergangenen Sonntag wurde die Leiche des seit 14. Juni vermißten Revierförsters Heinrich Rottner aus Denkendorf in einem Wald gefunden. Die Leiche war durch Steinplatten ver- deckt. Es steht einwandfrei fest, daß es sich um Mord handelt. Einer der im Zusammenhang mit der Mordaffäre Verhafteten, Gottlob Maier aus Den- kendorf, hat Selbstmord begangen.
Folgen grober Pflichtvergessenheit Heidelberg. In der Sitzung des württember- gisch- badischen Landtages am 10. Juni hatte der
Abg.
Dr. Knorr( Heidelberg) die Mitteilung ge- macht, daß in der Heidelberger Kinderklinik Blut- übertragungen von einem an Syphilis erkrankten Manne vorgenommen worden und infolgedessen vier infizierte Kinder gestorben seien. Der aufsehener- regende Vorfall hat jetzt dazu geführt, daß der Leiter der Kinderklinik, Professor Dr. Philipp Bamberger, mit Wirkung vom 17. Juli ohne Pension entlassen wurde. Gegen ihn läuft gegen- wärtig noch ein Gerichtsverfahren. Der Oberarzt der gleichen Kinik, Dr. Arthur Seferin, wurde eben- falls seines Amtes enthoben. Mit der kommissari- schen Leitung der Klinik wurde Professor Hans Opitz beauftragt.
Quer durch die Zonen
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Auf der Durchreise von Turin nach Kopenhagen weilten 43 italienische Studenten und Studentinnen in Tübingen. Bei einem Verkehrsunfall in Reut- lingen- Betzingen kam das Ehepaar Gustav und Paula Der D- Zug Schweiz- Holland Nedele ums Leben. kann von Basel bis München- Gladbach von deut- schen Reisenden mit Zulassungskarten benutzt wer- den. - Als Nachfolger des verstorbenen Rektors der pädagogischen Akademie in Lörrach ist Professor Hans Fischer, bisher Leiter des Hebel- Gymnasiums, ernannt worden. Sturm und Hagelwetter haben nach Meldungen aus Offenburg im Hanauerland
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Der Sport hat das Wort
Keine Fußballspiele am Sonntag Nach Mitteilung des Landesabeauftragten für Sport und Körperkultur hat die Militärregierung in Tübingen folgende am kom- Abteilung Jeunesse et Sport menden Wochenende stattifndende Spiele nicht geneh- migt: 9. August: Weingarten- SV. Trossingen; 10. Au- Saulgau, SV. Trossingen, Wurzach gust: Lindau Gosheim, VfL. Ehingen Laupheim Mössingen Rottenburg Horb, Empfingen Laichingen, Pfron- SSV. Reut- dorf- Holzelfingen; 15. August: Saulgau lingen. Die Landesleitung macht ausdrücklich darauf aufmerksam, daß die Vereine bestraft werden, wenn trotzdem gespielt wird.
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Der allgemeine Beginn der Verbandspiele soll im Fuß- und Handball der 7. September sein. Verschiedene Aufstiegsspiele sind aber in einezlnen Klassen noch durchzuführen, so daf ein einheitlicher Spielbeginn voraussichtlich nicht festgesetzt werden kann. Da und dort werden deshalb die Spiele ernst am 14. September beginnen. Handball
Endspiel um die Handballzonenmeisterschaft SV. Haßloch Tübinger SV. Die Spiele um die französische Zonenmeisterschaft werden mit der sonn- täglichen Begegnung in Haßloch abgeschlossen. Der süd- württembergische Meister hat das Vorspiel verloren. Er war aber nicht, wie in einigen Zeitungen behauptet wurde, eine Klasse schlechter als Haßloch. Das beweist schon das Halbzeitergebnis und auch das Endresultat. Siegesaussichten für Tübingen in Haßloch sind natür- lich sehr dünn gesät. Der dortige Sandboden ist der Mannschaft etwas Ungewohntes. Was die Elf aber noch mehr bedrückt, ist der Umstand, daß sie bis jetzt noch nicht sicher ist, ob sie überhaupt eine Fahrtmöglichkeit nach Haßloch hat. Dieser mißliche Umstand erscheint nicht gerade als günstiges Omen. Dessen ungeachtet, der Tübinger SV. wird, auch wenn ihm bei weitem nicht die Unterstützung zuteil wurde, wie sie umgekehrt Haf- loch hatte, als sie mit 1300 Schlachtenbummlern nach Tü- bingen kamen, in der Absicht nach der Pfalz fahren, dort die südwürttembergischen Farben gut und würdig zu vertreten.
Kreis Calw
Altensteig I- Dornstetten I 23: 6. Im Hinblick auf die demnächst beginnenden Spiele hatte Altensteig eine Mannschaft aus dem Kreis Preudenstadt zum Freund- schaftsspiel eingeladen. Die Gäste aus Dornstetten er- litten trotz ihrer Anstrengungen, das Spiel offenzuhal- ten, eine sehr hohe Niederlage. Altersteig bewies erneut
Der Zigarrenhändler
Von Felix Riemkasten
Herr Friedmann war nie Nazi, ich kann es bezeugen. Er hatte einen Zigarrenladen, das genügte ihm, und über seine politische Mei- nung sprach er sich nicht aus, es sei denn, daß er sagte: ,, Mir ist der eine Kunde soviel wert wie der andere, ich möchte da keinen vor den Kopf stoßen!" Er hatte tatsächlich eine durchaus gemischte Kundschaft, so ver- schiedenartig in Ueberzeugungsfarbe wie in Kaufkraft, wie auch seine Zigarren, ganz dem- entsprechend, verschieden waren. Helle und dunkle Zigarren, starke, leichte, mittelschwere, und dies alles verschieden nach der Größe, von der dicken Brasilzigarre bis zum kleinsten dünnsten Zigarillo. Er hatte sogar österreichi- sche Virginier mit Strohhalm.
Ich weiß nicht, welche politische Ueberzeu- gung Herr Friedmann hatte, wie er wählte, wie er dachte, was er las. Nazi war er wahr- scheinlich wirklich nicht, denn er bestellte den » Völkischen Beobachter" erst im Jahre 1935, als seine bürgerliche Zeitung von den Nazis zugemacht worden war und folglich etwas an- deres als der ,, Beobachter" gar nicht zu haben
war.
Seinen Sohn steckte er in die Hitlerjugend, seine Tochter ebenfalls, aber das war unum- gänglich. Selbstverständlich grüßte er die Leute mit ,, Heil Hitler!", denn sonst würde er ins Konzertlager geholt worden sein, er lebt aber heute noch. Antinazi konnte er nur als Toter sein, er wünschte aber zu leben. Er widersprach seinen Kunden nicht. Er weigerte sich auch nach mehrfachem Drängen nicht, der NSV. beizutreten, besonders nachdem er schriftlich auf die Frage antworten mußte: Wenn nein, weshalb nicht?"
Er machte es nicht so, wie sein Konkurrent, der an der Ecke zur Hauptstraße wohnte, ge- genüber dem Regierungsgebäude, wo die fei- nere Kundschaft kaufte, die höheren Beamten, die von ihm verlangten, daß er das Parteiab-
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die Durchschlagskraft seines Sturmes, aber auch die Läuferreihe und Hintermannschaft haben Fortschritte ge- macht. Dornstetten spielte etwas planlos. Es fehlt den Gästen noch das System, andererseits verfügten sie über einige gute Einzelspieler. Die Altensteiger Anhänger des Handballspiels sehen mit Spannung den Verbandsspie- len entgegen und wünschen ihrer Mannschaft guten Er- folg.
Altensteig II und Dornstetten II 3: 4. Altensteig Frauen gegen Dornstetten Frauen 0: 3.
Leichtathletik
Bei dem ersten türkisch- amerikanischen Leichtathletik- vergleichskampf wurde der bestätigte Weltrekord im Diskuswerfen von dem Amerikaner Robert Fitch auf 50,80 Meter verbessert.
Die deutschen Leichtathletikmeisterschaften werden am 9. und 10. August in Köln ausgetragen. Die französische Zone beteiligt sich nicht daran.
Ein leichtathletischer Vergleichskampf zwischen Bayern und Württemberg- Hohenzollern findet am 17. August in Weingarten statt.
Schwimmen
Bei einem am Sonntag im Waldseebad in Lindenberg im bayerischen Allgäu abgehaltenen Werbeschwimmfest gewann die Schwimmbeteiligung des SG. Friedrichshafen sämtliche Staffel- und Einzelwettbewerbe der Männer überlegen vor Lindau und Lindenberg.
Radfahren
In einem Revanchekampf auf der Radrennbahn in Be- sancon besiegte Lamboley den Weltmeister der Steher Leseneur knapp.
Werbesporttag in Wildbad
Vier Monate nach der Vereinsgründung wartete der Sportverein Wildbad mit einer Werbeveranstaltung auf und zwar wurden sämtliche von ihm betriebenen Sport- arten vorgeführt. Der Wintersport wurde in der zwangs- läufigen Pause durch Tischtennis ersetzt. Die Spiele der Damen dürften ihren Zweck als Werbung erreicht haben, während die der Herren mehr dem Ringen um den Sieg galten.
Ausgetragen wurden ferner ein Drei- bzw. Vierkampf Im Damenbandballspiel gegen Höfen konnten die Ein- heimischen einen 3: 0- Sieg erringen. Weiter wurde ein Männerhandballspiel gegen die Sparte Fußball ausgetra- gen. Die Beteiligung am 1500- und 3000- m- Lauf war schwach, was wohl kalorienbedingt war. Den Abschluß des Tages bildete eine Tanzunterhaltung.
zeichen am Rock hatte. Dieser Mann trat hin- ein, und das hatte Herr Friedmann Gott sei Dank nie getan, bis zuletzt nicht.
Herrn Friedmanns ganzer Wunsch war, daß es ihm im Zigarrenhandel flott ginge. Ein verlorener Krieg erfüllte Herrn Friedmanns Geschäftsseele mit Grauen, genau so, wie in jedem Land der Welt jeder Geschäftsmann einen verlorenen Krieg mit Grauen fürchtet.
Besondere Bildung besaß Herr Friedmann nicht. Er kannte sich in Zigarren aus, er stand hinter dem Ladentisch, sonntags machte er seine Abrechnungen, und bei solchem Leben war er abends viel zu müde, um sich mit Ge- danken zu befassen. Er ging donnerstags in den Billardklub, sonntags ging er spazieren, am Sonntagabend spielte er Karten mit den drei oder vier Leuten, die er näher kannte. Seine Frau kochte gut, sie liebte Aufregungen nicht, obwohl sie sich über jeden Quark un- fehlbar aufregte.
Uebrigens ging unter Hitler der Laden gut, obwohl allerdings die Steuern das meiste wie- der wegfraßen, und nachher kam die Sammel- büchse und fraẞ ebenfalls, aber dafür wieder stand in der Zeitung, daß alles einen Auf- schwung genommen hätte.
Das mit der Hitlerjugend paẞte Friedmann als Vater gar nicht, aber was konnte er ma- chen? Da war nichts zu machen. Und dann war der Sohn Soldat geworden, da konnte er nicht wünschen, daß der Sohn im Felde lieber fallen sollte, als dem Führer dienen, außerdem wurde der Sohn nachher Leutnant. Das ist alles so, wie es ist, und großgezogen war Herr Friedmann immerhin in Deutschland als Deut- scher, nicht also im alten Griechenland an der Philosophenschule oder in England oder Ame- rika, wo es Militärzwang nicht gab und wo die Leute vielleicht nicht ihr Vaterland lieb- ten. Oder wie?
Nazi war sein Konkurrent von der Ecke an der Hauptstraße. Es ist vollkommen in der Ordnung, wenn man diesen Konkurrenten heute verfemt, es ist vollkommen in Ordnung,
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schweren Schaden in den Obstplantagen und Ta- bakfeldern angerichtet. Auf dem Solitudegelände bei Stuttgart sind in einem Zeltlager gegenwärtig 500 Pfadfinder aus sechs Nationen versammelt. Vor der Spruchkammer Stuttgart wird am 23. Sep- tember eine neue Verhandlung gegen den Schau- spieler Werner Krauẞ stattfinden.- Der Treuhän- der einer Heidelberger Stumpenfabrik hat seit 1945 mehrere hunderttausend Stumpen gegen Butter, Haushaltungsgegenstände und Koks eingetauscht. 1200 Zentner Koks konnten noch beschlagnahmt werden.
Das geht alle an
Die Eisenbahn braucht Arbeitskräfte Seit Monaten bemüht sich die Eisenbahndirektion Karlsruhe, Arbeitskräfte für alle Dienstzweige in Südwürttemberg- Hohenzollern sowie Südbaden zu gewinnen, denn Krieg, Ueber- alterung und politische Bereinigung haben große Lücken im Personalkörper hinterlassen. Es fehlt vor allem immer noch an Handwerkern für die Ausbes- serung von Lokomotiven und Wagen an allen grö- Beren Plätzen der französischen Südzone. Ebenso groß und dringend ist der Bedarf an ungelernten Arbeitern für die Bahnunterhaltung. Jeder Eisen- bahnarbeiter hat die Möglichkeit, durch Aufnahme in das Beamtenverhältnis eine sichere Lebensstel- lung zu erringen, wenn er die Bedingungen dazu erfüllt und nach entsprechender Ausbildung die vor- geschriebenen Prüfungen ablegt. Die Eisenbahn- direktion hat bisher bewußt davon abgesehen, auf dem Wege der Dienstverpflichtung Arbeitskräfte zu
erhalten, weil sie nur von solchen Arbeitern er- sprießliche Leistungen erwarten kann, die Lust und Liebe zum Eisenbahnerberuf haben. Sie ist ständig bemüht, die Arbeitsverhältnisse durch günstige Ar- beitsbedingungen, Beschaffung von Arbeits- und Schutzkleidung und durch Ausbau der Betriebs- küchen und Wohlfahrtseinrichtungen zu verbessern, und dadurch jedem Eisenbahner eine möglichst gün- stige Stellung zu geben. Meldungen zum Eintritt als Eisenbahnarbeiter nehmen alle Eisenbahndienststel- len sowie die Arbeitsämter entgegen.
Neues Postscheckamt Reutlingen
Seit dem 1. August hat das Postscheckamt Reut- lingen seine Tätigkeit für das Gebiet von Würt- temberg- Hohenzollern und den Kreis Lindau auf- genommen. Dieses neue Amt nimmt Anträge auf Eröffnung von Postscheckkonten auf. Alte Konten werden vom Postscheckamt nicht übertragen. Ent- sprechende Auskünfte erteilt die Oberpostdirektion Tübingen.
Postsparkassenamt errichtet
Mit dem Sitz in Reutlingen wurde am 1. Au- gust ein selbständiges Postsparkassenamt eingerich- tet. Diese neue Einrichtung erlaubt eine Beschleu- nigung im Postsparkassenverkehr innerhalb der Aemter der Oberpostdirektion Tübingen.
Wie wird das Wetter? Aussichten bis Wochenende: fortschreitende Wet- terverbesserung. Anfangs noch vereinzelte Schauer möglich, später überwiegend trocken und heiter, Temperatur langsam ansteigend.
Aus der christlichen Welt
Ephpheta! Oeffne dich!
Ephpheta! Ein Wort, das wie kaum ein anderes Wort des Erlösers die Gläubigen seit je gepackt hat. Als ein Urwort Christi ist es in allen Uebersetzun- gen des Evangeliums stehen geblieben. So wird es auch bei der feierlichen Taufe über jeden Täufling gesprochen: Ephpheta! Oeffne dich! Das ist Anruf und Anspruch Gottes an sein taubes und stummes Geschöpf. Wie die Blüte sich dem Tau und der Sonne öffnet, so soll der Mensch sich auftun dem Wort und der Liebe seines Gottes. Oeffne dich! So ruft der Herr dem Menschen zu, der sich verschlos- sen hat in seine einsame Innerlichkeit, der sich ver- kapselt hat in seine kleine, enge Welt, die er als seine eigene Schöpfung selbstherrlich gestalten will. Die Kirche spricht das Ephpheta über das Neu- geborene, sie läßt das Kind unterrichten über Han- deln und Sprechen Gottes. Nun soll das Kind sich öffnen dem erlösenden, heilenden und heiligmachen- den Wirken des Geistes Christi. Aber wie soll das Kind hören und gehorchen, wenn es unter Taub- stummen leben muß? Wie soll es sich zum Glauben auftun, wenn Eltern, Lehrer, Rundfunk, Kino, Zei- tungen, Bücher eine Sprache reden, die wie mit ohrenbetäubendem Lärm das Wort Gottes vor dem jungen Menschen überschreit? Seit Jahrhunderten ist in allen Völkern, die sich einst christlich nann- ten, alles getan worden, sie taub zu machen für die Sprache, in der Gott sich offenbart.
Man hat uns aufgeklärt, man hat uns gebildet, wissenschaftlich und populär. Aber diese Aufklä- rung war Abblendung, Verdunkelung gegen das Licht, das allein unsere Finsternis zu erhellen ver- mag. Man lehrte uns, innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" Fragen und Antworten zu geben. Nun sind wir ratlos. Alles ist uns fragwürdig. Das Selbstgespräch, das der Mensch ohne Gott zu füh- ren versucht, macht ihn taub und stumm und aus- weglos. Er muß sich öffnen dem Gott, der ihm sein Herz weit aufgetan hat, dessen Wort und dessen Liebe ihn suchen. Der Mensch muß sich öffnen, muß wie Benedikt von Nursia seinen Mönchen sagt, hin- horchen auf das Wort des Meisters, zu ihm hinnei- gen mit dem Ohr seines Herzens und die Anrede des gütigen Vaters freudig aufnehmen, dann wird er aber auch mit den Taten seines Lebens die Antwort geben und dem geöffnet sein, der hungert und dür- stet nach der Liebe eines Christen. T. Helmecke
Die Weltkonferenz der christlichen Jugend Zweifellos eine segensreiche Tagung war die Welt- konferenz der christlichen Jugend in Oslo. Trotz des mächtigen Bekenntnisses der Jugend zu Christus kam auch in den einzelnen Referaten immer wieder zum Ausdruck, daß die Nachkriegsjahre keine Er- weckung des Christentums gebracht hätten, und die Aussichten der Kirchen in der heutigen Welt sehr nüchtern zu beurteilen seien. Die Jugend habe nur geringe Chancen vorwärtszukommen, ihr ehrliches Bemühen um den Wiederaufbau scheine immer wie- der am Felsen der Politik zum Schiffbruch verurteilt zu sein. Die. Schlußreferate faßten aber die Ergeb- nisse der 35 Diskussionsgruppen zusammen und mündeten in ein öffentliches Christuszeugnis ein.
Am Sonntag, dem 27. Juli wurde die französische Vinzentinerin Catharina Labouré von Papst Pius XII. heilig gesprochen. Die neue Heilige wurde am 21. April
wenn man Herrn Friedmann heute als Stadt- verordneten wählt, denn er war nie Nazi ge- wesen, genau so wenig wie seine Tochter, die leider arg verwachsen war und schielte. Sie hatte nie ihre Ehre verloren. Sie war ein recht schaffenes Mädchen von hoher Sittlichkeit. ( Aus ,, Solche und Solche", Verlag M. Schauenburg, Lahr)
Aehrenlesen
In unseren Landstrichen ist über Nacht eine kurzfristige Tätigkeit für viele zum Haupt- beruf geworden, die vorher gar keinen Beruf hatten. Das Aehrenlesen setzt keine Berufs- kenntnisse voraus, es verlangt vom Menschen bloß, daß er sich tausend- und abertausend- mal bücke, bis er sein körperliches Kreuz nicht mehr spürt, das ihm das Kreuz( lies Schicksal) gemessen auferlegt hat. Vor hun- dert Jahren hat der französische Maler Jean François Millet„ Les Glaneuses"( die Aehren- leserinnen) gemalt und heute hängt das tief friedliche, wunderbar harmonische Gemälde in guten Drucken auch in vielen deutschen Bauernhäusern. Man sieht darauf, wie Bauers- frauen fromm und in biblischer Eintracht den übriggebliebenen Segen der Erde fast mit sakraler Gebärde sammeln, so als ob es sich um ein biblisches Tun handelte. Entsetzt würde sich unser Maler von den Szenen wenden, die er heute auf den Feldern des Friedens beobachten müßte. Auf den Fluren erscheinen städtische Gestalten, die in gewöhnlichen Zei- ten nur in der Sommerfrische dort spazieren gingen, meistens Frauen aus allen Ständen bürgerlicher Herkunft. Man sieht es ihren nett gefalteten Schürzchen und dem unbäuerlichen Schnitt ihres Kleides an, daß sie Thomas Mann und Dostojewski gelesen haben und daß sie das, was sie jetzt zu lesen haben, nur darum lesen, weil Furcht vor dem Hunger und Sorge um die Lebensnotdurft ihrer Fa- milie sie zur ungewohnten Beschäftigung ge- trieben haben. Aber zwischen dieser städti- schen Auslese der Lesegemeinschaft wuchert auch wildes Unkraut, gieriges Menschentum, besessene Selbstsucht. Das friedliche Aehren-
1830 in einem burgundischen Dorf geboren und starb am 31. Dezember 1876. 18 Kardinäle, etwa 60 Erz- bischöfe und Bischöfe, darunter viele Franzosen nah- men neben mehr als 12 000 Pilgern an der Feierlich- keit teil.
Der Hl. Stuhl hat auf Antrag des Generalkapitels der Pallotiner, die bisher den Titel„ Fromme Mis- sionsgesellschaft" trugen, die Wiederverwendung des ursprünglichen Titels„ Gesellschaft des katholischen Apostolates" gestattet. Die Gesellschaft arbeitet in zwei deutschen Provinzen mit den Sitzen in Lim- burg an der Lahn und Friedberg bei Augsburg. Im Vatikan wird zurzeit durch eine amerikanische Firma eine Fernsehanlage eingerichtet.
Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, hat das Ehrenpräsidium der Deutschen Shakespeare- Gesell-
schaft übernommen.
Die christliche Erweckung greift in Japan um sich wie eine Feuerflamme. Diese Feststellung ist Aeuße- rungen des japanischen Sozialreformers und prote- stantischen Predigers Dr. Toyoliho Kagawa zu ent- nehmen. Tatsächlich wenden sich viele Japaner dem Christentum zu. Kaiserliche Prinzen gehen an das Studium des Katholizismus. Der jetzige Unterrichts- minister Prof. Dr. Tanaha Kotow, ein eifriger Ka- tholik, mußte schon vor dem Kaiser über katholische Weltanschauung sprechen. An der kaiserlichen Uni- versität in Tokio wurde vor kurzem ein Lehrstuhl für katholische Wisenschaft errichtet, der den Pro- fessoren der Jesuitenuniversität anvertraut wurde. In
Warschau und verschiedenen Provinzstädten sind in den letzten Tagen wieder zahlreiche Ver- haftungen katholischer Priester vorgekommen. Nach dem Tod des Bischofs Anton Karosás sind von den sechs litauischen Kirchensprengeln vier ohne rechtmäßigen Bischof.
Das Friedensfest, das die Augsburger jedes Jahr zur Erinnerung an den im Jahre 1555 abgeschlosse- nen Augsburger Religionsfrieden feiern, wird heute in Form einer interkonfessionellen Feler besonders festlich begangen, um damit der Welt ein Beispiel deutscher Friedenssehnsucht und deutschen Frie- denswillen zu geben.
Die kürzlich in Berlin begründete ,, Arbeitsgemein- schaft der Kirchen und Religionsgemeinschaften" hat gegen das geplante Berliner Gesetz zur Einführung der. Einheitsschule einen öffentlichen Einspruch er- hoben. Der Aufruf wendet sich gegen den Totalitäts- anspruch des Staates und fordert, daß grundsätzlich auch Schulen anderer Rechtsträger als gleichberech- tigt anerkannt werden. Der Einspruch ist von der evangelischen Kirche, der römisch- katholischen Kirche, der griechisch- orthodoxen Kirche, der jüdi- schen, buddhistischen, der moslemitischen Religions- gemeinschaft, der Heilsarmee und einigen anderen Religionsgemeinschaften unterzeichnet.
Ueber 60 Nationen sind auf dem Weltkongreß der Baptisten vertreten, der am Dienstag in Kopenha- gen begonnen hat. Präsident Truman, der Baptist ist, hat einen persönlichen Vertreter nach Kopen- hagen entsandt. An der Konferenz nehmen auch 50 deutsche Vertreter teil. Nach Beendigung des Kon- gresses wird eine Delegation führender amerikani- scher Baptisten Deutschland besuchen.
raufen der Jünger Jesu am Sabbat verwan- delt sich dann bei ihnen unversehens hier zu einem Raufen um die Aehre, bei der humane Ehre keine Gültigkeit mehr hat. Der Bauer, der Herr des Feldes und Getreides schaut mit zwiespältigen Gedanken solchem Treiben zu. Da jedoch bei ihm der Weg vom Denken zur Tat nur kurz ist und er an das Handeln ge- wöhnt ist, schafft er oft mit Gabel und Stek- ken Ordnung in die widerstreitenden Meinun- gen um das Uebriggebliebene, um die Bro- samen, die von des Herrn Tische fallen. Er kann es nicht dulden, daß Einbrüche in das Eigentum erfolgen, das noch als fettere Nach- lese auf den Erntewagen gehört, er ist an ru- higes, stummes Schaffen gewöhnt und die ver- schiedensten Dialekte des Volkshaufens hinter ihm mißfallen ihm so sehr, daß er, der viel- leicht sonst etwas fallen gelassen hätte, nun erst recht seinen Rechen in Tätigkeit setzt. Auch wird der Bauer oft ungerecht wenn er meint, das lich nur in der Rede ungebetene Volk komme nur deshalb, weil es sonst in der Stadt nichts zu tun habe und zu faul sei, etwas ,, Rechtes" zu schaffen.
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Er verwechselt einfach den Bettel mit der grausamen Furcht vorm Verhungern und auf den Wechsel des Vertrauens, den ihm der Aehrenleser ausstellt, gibt er keinen Pfennig. Von der sonntäglichen Predigt oder den ed- len Mitleidensgefühlen, die in der pietistischen Stunde so weich aus seinem Herzen strömen, weiß er dann auf dem Felde nichts mehr. Aber es ist nicht immer so, es gibt Bauern von rührender und williger Einsicht in die Mißverhältnisse der ährenlesenden Städter. Im Namen aller Notleidenden sei ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt, er darf sicher sein, daß neben dem Lohn des Himmels ihm auch irgendwann einmal der irdische Lohn derer zuteil wird, die heute als Helferinnen für die eigene Not das letzte Körnchen des Feldes aufräumen, das sonst den Vögeln unter dem Himmel gelassen wurde, die wie uns alle unser himmlischer Vater nährt und nicht im Karl Haldenwang Stiche läßt.