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Heiße Tage

SCHWÄBISCHES TAGBLATT

Zwischen Asien und Australien

Eva Peron und die Tomate BERN. Eine von drei(!) Kommunisten ge- worfene Tomate hat am vergangenen Montag BATAVIA. Der Präsident der indonesischen die Frau des Präsidenten der argentinischen Republik, Soekarno, gab am Montag nacht Republik, Eva Peron, beinahe(!) getroffen, in einer Rundfunkansprache den Befehl an alle als sie, gefolgt von mehreren Wagen, durch republikanischen Streitkräfte, die Kampfhand- Bern fuhr. Die in das Auto geschleuderte To- lungen einzustellen. Der Präsident erklärte: mate traf den Bundesrat und Chef des poli- Die Holländer sind schuldig, weil sie ihren tischen Departements, Petitpierre. In Luzern Willen mit Gewalt aufzwingen wollten. Die wurden auf die Wagenkolonne Steine gewor- ganze Welt hat diesen Angriff verurteilt." fen. Verletzte sind nicht zu verzeichnen( we- Premierminister Sharifoeddin gab be- der durch die Tomate noch durch die Steine). kannt, daß die Holländer den Befehl zur Ein- Rettung der Bodenreform stellung der Feindseligkeiten verletzt haben, indem sie an mehreren Stellen ihren Vor- WEIMAR. Der Zigeunerbaron" und andere marsch fortsetzten. Damit betrachte sich die Operetten, die eine ,, Verherrlichung des republikanische Regierung nicht mehr an das Großgrundbesitzes"(!) darstellen, werden in Abkommen von Linggardjatyi gebunden und Zukunft auf Grund eines Einspruchs des verlange die volle Unabhängigkeit mit eigener Volksbühnenvereins in Thüringen nicht mehr diplomatischer Vertretung im Ausland. Ver- aufgeführt. Derartige Stücke sollten nach Durchführung der Bodenreform vom Spiel- handlungen mit den Holländern könnten erst nach Eintreffen einer Kommission der UN. plan der Bühnen verschwinden.

Indonesien fordert volle Unabhängigkeit/ Kommission der UN. soll entscheiden

Blau- weiß

MÜNCHEN. In München sind überall blau- weiße Plakate angeschlagen, auf denen mit roter Schrift steht: ,, Wir kommen". Damit hat die neue Bajuvarenpartei des früheren Kri- minalkommissars Lallinger ihre Tätigkeit auf- genommen. Bisher ist sie jedoch nur in eini- gen oberbayerischen Landkreisen zugelassen. Diese neue Partei ist ihrem Programm nach einerseits föderalistisch, andererseits Anhän- ger der Pan- Europabewegung und erstrebt ( das dürfte wohl die Hauptsache sein, d. Red.) die Rückführung der Flüchtlinge in ihre Hei- matgebiete.

Sektorenpolitik in Berlin

BERLIN. Der Vertreter der USA. bei der Alliierten Kommandantur von Berlin, How- ley, hat von General Clay neue Anweisungen erhalten, die der amerikanischen Politik in Berlin größere Selbständigkeit einräumen. Diese Anweisungen ermächtigen die ameri- kanische Militärregierung für Berlin, im ame- rikanischen Sektor eigene Entscheidungen zu treffen, wenn die vier alliierten Regierungs- stellen der Stadt nicht einig werden. Zurück- zuführen sind diese neuen Anweisungen dar- auf, daß es täglich schwieriger wird, gemein- same Entscheidungen zu treffen, berichten amerikanische Kreise Berlins. So ist Berlin seit Monaten ohne Oberbürgermeister, ver- schiedene wichtige Posten der Stadtverwal- tung sind verwaist, weil entsprechende An- ordnungen nicht zustande kamen.

Der Chef der Militärregierung des britischen Sektors hat die Gerüchte, daß die britischen Truppen Berlin verlassen sollen, dementiert. Die Engländer blieben so lange in Berlin, wie Deutschland auf Grund der jetzt gültigen Ab- kommen besetzt bleibe, das heißt solange Amerikaner, Franzosen und Russen in Berlin blieben. Die Situation in Berlin sei dadurch erschwert, daß jede der vier anwesenden Be- satzungsmächte die Probleme ihrer nationalen Eigenheiten und Ansichten entsprechend zu lösen versuche. Den deutschen Beamten müsse nunmehr ein größeres Maß an Selbstverwal- tung zuerkannt werden.

Die Fraktionsvorsitzenden der SPD., CDU. und LDP. haben am vergangenen Dienstag dem amerikanischen Vertreter der alliierten

Kommandantur die von ihnen ausgearbeite- ten Pläne zum Problem der Berliner Selbst- verwaltung überreicht. Die SED. hat einen eigenen Entwurf gleichfalls an die alliierte Kommandantur weitergeleitet.

Vom Wiederaufbau der Paulskirche FRANKFURT. Die drei antifaschistischen Parteien der Sowjetzone, CDU., LDP. und SED. haben das Gestühl und die Läutemaschine für die Frankfurter Paulskirche gestiftet, in der nach der Wiedererrichtung der Kirche im Mai 1948 der 100. Jahrestag des Zusammen- tretens der ersten deutschen Nationalversamm- lung géfeiert werden soll, teilt das ,, Werbe- büro Paulskirche" mit. Die Glocken für die Paulskirche werden von der evangelischen Landeskirche in Thüringen gestiftet.

DIE MASKE

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Novelle von Helene von Ssachno

aufgenommen werden. Seine Regierung nehme keine Vermittlung an, sondern beuge sich ein- zig und allein dem Schiedsspruch der Ver-

einten Nationen.

Holland beziffert seine Verluste seit Beginn der Kampfhandlungen auf 74 Tote, 178 Ver- wundete und 16 Vermiẞte.

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h- g. Aequatorsonne brütete bereits auf Ja- va, als in den Morgenstunden des 21. Juli die Tam- Tams der Eingeborenen in den Kampongs schmetterten. In den Plantagen Sumatras, in den bergigen Urwäldern Borneos, nahmen die Trommeln das Schmettern auf.

Was war geschehen? An jenem Morgen wa-

ren die holländischen Truppen zum Angriff auf die indonesischen Streitkräfte übergegan- gen. Die seit Monaten gärenden Unruhen hat- ten sich zum Krieg ausgewachsen. Zu Lande, zur See und in der Luft griffen die Holländer an. 98 000 Mann konnten die Niederländer in den Kampf gegen etwa 200 000 schlecht be- waffnete Malaien, Chinesen, Inder, Misch-

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linge, aus denen sich die Bevölkerung Indo-

nesiens zusammensetzt- werfen. Die Großmächte, der Weltsicherheitsrat, wurden angerufen und um Intervention gebe- ten. Von Marokko bis Hongkong sympathisierte die arabische Welt mit ihren indonesischen Glaubensbrüdern. Der ,, Heilige Krieg" wurde ausgerufen. Das geheime Spiel weltwirtschaft- licher Verflechtungen rollte an. Denn Indone- sien bedeutet Rohstoffe und Arbeitskraft für Holland, dessen Reichtum mit Insulinde steht und fällt, seitdem es durch die europäischen Verhältnisse den Handel mit Deutschland vorläufig aufgeben mußte. Seit 1596, als die Holländer Portugal von den Inseln vertrieben hatte, floß ein breiter Strom von Wohlstand nach Amsterdam und Rotterdam.

Die üppig wuchernde tropische Inselwelt Indonesiens erstreckt sich auf eine Entfernung gleich der von Irland bis zum Kaukasus. Zwei

mit

Das deutsche Flüchtlingsproblem STUTTGART. ,, Von der gerechten Festset- zung der deutsch- polnischen Grenzen im Frie- densvertrag hängt nicht nur das Schicksal Deutschlands, sondern auch die Friedensent- wicklung und der wirtschaftliche Aufbau Eu- ropas entscheidend ab", betont ein Bericht des Stuttgart. Millionen von Ausgewiesenen aus Flüchtlingsausschusses des Länderrats in einer gerechten Regelung, die ihnen eine den umstrittenen Gebieten rechneten Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen soll. Die im Ausweisungsplan des Alliierten Kon- trollrats vom November 1945 vorgesehene Zahl von 6,65 Millionen sei heute schon we- sentlich überschritten, vor allem deshalb, weil die polnische Regierung den größten Teil der Deutschen aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße ausgewiesen habe. Die Unterbrin- gung der Ausgewiesenen bereite erhebliche Schwierigkeiten.

Der Bericht fordert eine Angleichung der Wohnverhältnisse für Einheimische und Aus- gewiesene, stärkere Berücksichtigung der In- teressen der Ausgewiesenen bei Verteilung

haften Widersacher ab, trat sie jedoch dem jungen Offizier gegenüber, so schmolzen ihre Vorsätze dahin und sie vermochte nur stumm zu dulden.

,, Er liebt mich nicht", dachte sie manchmal, ,, er kann mich nicht lieben, denn er kennt mich nicht. Ich bin für ihn der Ersatz für ein phantastisches Traumbild, dem er in Gedan- ken alle Tugenden zuschreibt, deren ich viel-

daß sich unter der Maske die Gesellschafterin der Gräfin verbarg, so wäre er an mir vor- beigegangen, ohne mir auch nur einen Gedan- ken zu schenken. Was ich nie vollbracht hätte, hat ein Zufall entschieden. Einem Phantom zuliebe würde er auch mich verlassen, denn seine Liebe ist durch jene wenigen und un- sinnigen Zeilen beschworen worden", und ihre bleichen Lippen flüsterten hiebei mit einem irren Hohnlächeln vor sich hin: Seien Sie nicht traurig. Ihre Irina. Nein, das ist keine Liebe. Ich habe die Angel nach ihm geworfen, und er hat den Köder genommen."

Millionen Quadratkilometer groß ist die Land- fläche und 70 Millionen Menschen darauf. Ne- ben Fischfang betreiben sie ihre ausgedehn- ten Plantagen für Gummi, Kaffee, Tee, Indigo, Chinarinde und Sisal. In den zum Teil noch unberührten Urwäldern, die zwei Drittel der Landfläche bedecken, wachsen Kampfer-, San- delholz-, Ebenholz- und Tiekholzbäume. Auf riesigen Flächen gedeihen Bananen, Feigen und Kokosnüsse, Bambus und Gewürznelken. 80 Proz. der Weltpfeffererzeugung kommen von dort. In der Erde ruhen Millionen Tonnen Eisenerz, außerdem Zinn, Kupfer, Mangan, Blei und Erdöl. Diese reiche tropische Welt könnte ein Paradies sein, wenn nicht die In- teressen der Mächte und die Forderungen der Eingeborenen immer mehr aufeinanderprall- ten.

8. August 1947

Kleine Weltchronik

Amerikanische Zone

STUTTGART. Die Spruchkammerverhandlung ge gen den ehemaligen Kultminister von Württemberg. Baden, Wilhelm Simpfendörfer, soll Anfang Sep. tember stattfinden.

STUTTGART. Die zweite Spruchkammerverhand- lung gegen den Schauspieler Werner Kraus ist auf den 25. September festgesetzt worden. MÜNCHEN. Der ehemalige Intendant des bayeri- schen Staatstheaters, Alexander Golling, ist in die Gruppe der Belasteten eingereiht worden.

REGENSBURG. Max Rief, der stellvertretende Vor- sitzende des Loritz- Flügels der WAV., hält eine Zu- sammenarbeit der beiden WAV.- Gruppen für mög- lich. Das Programm der Partei bedürfe in grund- sätzlichen Fragen keiner Abänderung.

AUGSBURG. Die Witwe des in Nürnberg hinge- richteten Kriegsverbrechers Wilhelm Frick ist aus dem Internierungslager entlassen worden.

MÜNCHEN. Fast alle Münchener Betriebe haben die Vierzig- Stunden- Woche ohne Lohneinbuße ein- geführt.

FRANKFURT. In den nächsten Wochen werden amerikanische Truppeneinheiten ausgedehnte Ma-

növer in der amerikanischen Zone durchführen.

Britische Zone

DÜSSELDORF. Feldmarschall Lord Wavell, der ehemalige Vizekönig von Indien, ist in Düsseldorf eingetroffen. Er wird außerdem Duisburg und Ber-

Nach der Besetzung des gesamten indone- sischen Archipels durch die Japaner im Jahre 1942 hörte der holländische Einfluß auf. Mit der japanischen Kapitulation gingen britisch- indische Truppen zur Gefangennahme der noch vorhandenen japanischen Verbände an Land. Langwierige Kämpfe entwickelten sich vor allem gegen die einheimische Widerstands- bewegung, bis es endlich zu dem Abkommen von Cheribon kam, auf Grund dessen die bri- tischen Einheiten am 1. Dezember 1946 ab- zogen. Das Abkommen sah die Bildung einer niederländisch- indischen Union vor. Bis zum 1. Januar 1949 sollten die Ver. Staaten von Indonesien gebildet sein und die Union mit Rhein kann der Laderaum der Rheinschiffe nur zu Holland würde in diesem Augenblick aufer- stehen. Eineinhalb Jahre vor dem für Ost-

lin einen Besuch abstatten.

AACHEN. Schätzungsweise 10 Zentner Kaffee wer- den täglich auf dem Schwarzen Markt in Aachen verkauft.

KÖLN. Durch den niederen Wasserstand auf dem zwei Drittel ausgenützt werden.

asien geschichtlichen Ereignis sprachen die Russische Zone

Waffen.

Ueber die kommunistische Arbeit und Agi- tation in der Republik Indonesien ist bisher nur selten die Rede gewesen. Jetzt erinnerten führende holländische Zeitungen daran, daß unmittelbar nach der japanischen Kapitulation glaubte, das Heft bereits in der Hand zu ha- ( als man in Indonesien einen Augenblick lang ben und die russische Propaganda die Meinung verbreitete, als ob Rußland und nicht England und Amerika den Krieg gewonnen hätten) die kommunistische Propaganda in Indonesien ganz offen zutage trat.

Als jedoch die inneren und äußeren Schwie- rigkeiten dazu zwangen, auch in der kapitali- stischen Welt Sympathien und Unterstützung zu finden, erschien es geboten, die Taktik zu ändern. Doch soll es noch genügend führende Persönlichkeiten in Indonesien geben, wie etwa Soekarno, der Präsident der Republik Indo- nesien, der wie seinerzeit mit Japan in Zu- kunft auch mit Moskau zusammengehen könnte.

Inmitten der Ereignisse in Indien, Indochina, Burma usw. ist Indonesien ein Teil der großen umwälzenden Unabhängigkeitsbewegungen, die ganz Ostasien ergriffen haben. Ist der weiße Mann überflüssig geworden?

von Baustoffen und eine Gleichstellung der Ausgewiesenen mit den Ausgebombten bei der Verteilung von Hausrat und Bekleidung. Die Uebervölkerung auf dem flachen Lande mache die verstärkte Errichtung von indu- stätten in den Landgemeinden notwendig. striellen und genossenschaftlichen Arbeits-

Vorgeschlagen werden ferner: Steuererleich- terungen, Kreditbeihilfen zur Neuerrichtung von Betrieben und weitgehende Ausnutzung des Gesetzes zur Schaffung von Siedlungs- land.

Kein Land der Welt sei imstande, die viel- fältigen Probleme der Aufnahme und Ein- gliederung dieser Millionen verarmter Men- schen in seinem Territorium allein zu lösen. Die Welt mit allen ihren Hilfsmitteln versage schon bei der Unterbringung von einigen hun- derttausend verschleppten Personen.,

Der Bericht wendet sich des weiteren an die Militärregierung mit der Bitte, über die Re- gierung der USA. bei der UN. anzuregen, die Lösung des Flüchtlingsproblems in Deutsch- land in den Aufgabenbereich der IRO. einzu- beziehen.

So kam der Winter heran, und ein wahn- witziger Gedanke bemächtigte sich ihrer.

Irinas Plan bestand darin, mit Alexej ge- als Maske in ihrem alten Kostüm gegenüber- trennt zum Maskenball zu erscheinen, um ihm zutreten. So wie sie damals, hinter einem Vor- hang verborgen, die Wirkung ihres Briefes auf ihn zu ergründen suchte, empfand sie nun

mit dem Spiegelbild seiner Träume zusam- menzuführen, diesmal aber um zu erfahren, ob er sie erkannte und wenn nicht, ob er, von einer schwärmerischen Erinnerung hingeris- sen, bereit war, ihr die Treue zu brechen.

,, Wenn er mich erkennt", so dachte sie ,,, dann ist alles gut, wenn nicht, so erfahre ich we- nigstens die Wahrheit", und diese stellte sich ihr als eine erneute Flucht, eine erneute Fahrt durch die frostigen Straßen, ein erneutes Wer- ben um die Gunst der gespensterhaften Maske dar. Nicht mehr Jelisaweta Pawlowna, son-

BERLIN. Ein russisches Reisebüro hat für den Ver- kehr mit der UdSSR. in Berlin- Köpenick ein Büro eröffnet.

BERLIN. Auf der Bahnstrecke Küstrin- Frankfurt ( Oder) wird jetzt die zweite Gleisstrecke abgebaut. Auch die mecklenburgischen Bahnlinien sollen ein- gleisig werden.

LEIPZIG. Im Harz haben bis jetzt etwa 10 000 deutsche Umsiedler aus der Tschechoslowakei eine neue Arbeitsstätte gefunden.

Ausland

LONDON. Drei deutsche Kriegsgefangene haben am Mittwoch dem britischen Unterhaus einen Be- mentsmitglieder. such abgestattet und waren Gäste mehrerer Parla-

WIEN. Zwei österreichische Polizisten, die auf einen sowjetischen Staatsangehörigen geschossen ha- ben, wurden von einem russischen Kriegsgericht zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

ROM. Arbeitslose sprengten bei Florenz eine Was- serleitung, um dadurch Beschäftigung und Arbeit zu erhalten.

WASHINGTON. Präsident Truman wird Ende Au- gust oder Anfang September Brasilien besuchen. WASHINGTON. Staatssekretär Marshall hat mit

Wirkung vom 31. Juli den 7- Mill.- Dollar- Kredit für Ungarn gekündigt, der zum Ankauf von amerikani- scher Baumwolle bestimmt war.

WASHINGTON. Der amerikanische Kriegsminister Kenneth Royall ist nach einwöchigem Aufenthalt in Europa nach den USA. zurückgekehrt.

NEW YORK. Die New Yorker Polizei machte mit 18 000 Mann eine Riesenrazzia gegen die Wettbüroin- haber der Stadt. Diese hatten sich aber vorher aus dem Staub gemacht und ihre Zelte ganz einfach auf dem anderen Hudsonufer in New Jersey aufgeschla- gen.

ASUNCION. In der Hauptstadt von Paraguay herrscht nach letzten Meldungen eine wilde Pánik. Die Rebellen befinden sich etwa 30 Kilometer vor der Hauptstadt. Asuncion wird zurzeit befestigt. KALKUTTA. Der Bruder des verstorbenen Subhas Chandra Bose gründete eine neue Sozialistische Republikanische Partei".

TOKIO. Im September werden 30 Prozent der ge- samten, als Reparationen bestimmten japanischen Werkzeugmaschinen verteilt werden. China erhält davon die Hälfte, Großbritannien, Holland und die Philippinen den andern Teil.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer

Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag.

Sie sah ihn prüfend an. Die Möglichkeit, daß sich jener verhängnisvolle Irrtum wieder- holen, und er, allen Beteuerungen zum Trotz, sich wieder an das Phantom seiner Träume verlieren könnte, bemächtigte sich ihrer mit unwiderstehlicher Gewalt.

,, Und wenn Sie Ihrer geheimnisvollen Maske

begegnen sollten?", fragte sie plötzlich.

,, Sie war ein Geist, und Geister pflegen sel-

fügte er ernster werdend hinzu, ich habe sie vergessen. Ich denke nur insofern manchmal

an sie zurück, als sie mir die Bekanntschaft mit Ihnen erst ermöglicht hat."

Irina errötete. Sie wollte sagen, daß dieses dann aber bezwang sie sich und sagte: stets im Bereich des Möglichen gelegen hatte,

,, Hüten Sie sich. Sollten wir einander ver- fehlt oder einer den anderen nicht erkannt haben, so können wir uns um Mitternacht im Wintergarten treffen."

Sie schauderte vor ihren eigenen Worten und lenkte das Gespräch auf etwas anderes über, aber ihr Sinn war verwirrt, und in Ge- danken sah sie sich den Ballsaal betreten, vol- ler Angst und von der Ungewißheit des Schick- sals unendlich bedrückt.

Im Klujeffschen Hause begann das Leben allmählich seinen geregelten Gang anzuneh- men, ohne jedoch derjenigen, die die eigent- liche Seele dieses Hauses war, eine Erleichte- leicht ermangele. Hätte er damals gewußt, das Bedürfnis, ihn Angesicht vor Angesicht ten ein zweites Mal zu erscheinen", dann aber rung zu schaffen. Irina stand unter dem Alp- druck jener verhängnisvollen Ballnacht, ge- spensterhafte Erinnerungen begleiteten sie durch den Tag, und die Frage nach dem Sinn ihrer Liebe verschlang ihre ganze Aufmerk- samkeit. Ihr oft sehr lebhafter Wunsch, sich alles von der Seele zu laden und Alexej die Wahrheit zu sagen, kämpfte unablässig mit dem Bedürfnis, sich verbergen und fliehen zu wollen. Aber der Gedanke an Verzicht, die Unmöglichkeit, auch nur einen Tag verstrei- chen zu lassen, ohne mit ihm in irgendeiner Weise in Berührung zu kommen, erwiesen sich als so hindernd, daß sie diesen Plan von selbst aufgab. Sie trafen sich wie zuvor, aber an Stelle des Vertrauens, das sie in ihn ge- setzt hatte, kam nun etwas anderes zur Gel- tung, und dies war Mißtrauen und Zweifel; Mißtrauen an seiner Liebe, an seinem Gefühl, seinen Worten und Zweifel an der Lauterkeit seiner Gesinnung. Es dünkte sie plötzlich ver- messen, seinen Antrag anzunehmen: Gekränk- ter Stolz, gemischt mit Furcht und Scham, die Trauer um den Verlust einer süßen Illusion, stellten sich seiner Werbung entgegen, die von Tag zu Tag inbrünstiger wurde. Sie wich ihm aus, sie vertröstete ihn oder hüllte sich in ein düsteres Schweigen, das sie plötzlich unter einem Tränenstrom von selbst unter- brach, um sich an seine Brust zu lehnen. Alexej lebte in einer beständigen Spannung, und Irina litt zugleich für ihn und auch für sich. Sie war nicht in der Lage, sich zu einem Entscheid durchzuringen. In ihren Träumen hielt sie lange Gespräche mit ihrem schatten-

Diese Gedanken peinigten und erleichterten sie zugleich. Sie demütigten ihren Stolz, wäh- rend ihre Augen forschend auf seinem Gesicht ruhten, um sich eifersüchtig zu vergewissern, ob hinter seiner trügerischen Leidenschaft nicht doch vielleicht der Funke eines echten Gefühls zu finden sei. Es gab Tage, wo sie geneigt war, sich diesen glücklichen Empfin- dungen hinzugeben, aber die geringste An- deutung an jene Zeit ihrer ersten Begegnung, ein unvorsichtiges Wort aus seinem Munde, und die alte Trübsal gewann wieder Hand über sie. Wenn er sie drängte und um die Beschleunigung ihrer Hochzeit bat, so dachte sie: ,, Nein, es geht nicht, ich muß ihn prü- fen", und dieser Gedanke, ihn prüfen, erken- nen und deuten zu wollen, nahm übermächtig von ihr Besitz. Sie begann fieberhaft nachzu- sinnen, sie kannte bald keine andere Beschäf- tigung, als sich Konflikte auszudenken, die ihr ermöglichen würden den Grad von Alexejs Zuneigung zu erkennen.

dern sie allein würde fortan die Leidtragende sein. Und wenn er die Wahrheit erfährt", grübelte sie weiter ,,, was dann? Wird er ent- täuscht, erzürnt oder erleichtert sein?" Endlich aber schüttelte sie heftig den Kopf und flü- sterte: Ich muß die Wahrheit wissen, und ich muß es darauf ankommen lassen."

Sie schauderte vor ihrer eigenen Kühnheit zurück, aber eine Art von leidenschaftlichem Wagemut hatte sich ihrer bemächtigt und ließ sie handeln. Sie beruhigte sich bei dem Ge- danken daran, daß sie dann von allen Zwei- feln befreit sein würde, und begegnete Ale- xejs verwunderten Fragen mit scheinbarer Gelassenheit.

Alexej hatte den Ballsaal mit einem Ge- fühl stiller Heiterkeit und in der Ueberzeu- gung, daß alles Vergangene erloschen sei, be- treten. Nun aber, wo Maske auf Maske an ihm vorbeihuschte, wo das Gelächter der Men- schen über seinem Kopf zusammenschlug, und sich die Paare zu den Figuren des Tanzes auf- zustellen begannen, fühlte er. eine seltsame Zerrissenheit. Er trat an das Buffet heran und erbat sich ein Glas Champagner. Er dachte, während seine Erwartung auf das höchste gespannt war, mit Grauen und Entzücken an die Vergangenheit zurück, durchquerte die Säle mit einer Art von zögerndem Bedauern und fühlte, wie seine Heiterke allmählich ,, Und ich werde der erste sein, der Sie zum einer tiefen Unrast zu weichen begann, Tanz auffordert", war seine Antwort.

,, Warum sollen wir nicht getrennt zum Ball gehen?", sagte sie. ,, Es ist ja ein Maskenfest, und sein Ziel die Maskerade. Warum sollen wir uns diesem Gesetz nicht beugen wollen. Ich werde Sie erkennen..."

( Fortsetzung folgt)

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