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SCHWÄBISCHES TAG BLATT
WIRTSCHAFT UND VERKEHR
Ein Kreditinstrument von allgemeinem Interesse
Das Auftragsschreiben mit Finanzierungsgarantie für die Fabrikation
RASTATT. Die Waggonfrabrik- AG. Rastatt sieht in diesem Jahre auf ihr 50jähriges Bestehen zurück. Sie ist, nach der Instandsetzung der schwer mitge- nommenen Werkanlagen, heute mit der Reparatur
Das Auftragsschreiben, ein neues Kreditinstrument§ 3. Wie beantragt und verwendet man ein Auf- von Personenwagen und der laufenden Untersu-
der französischen Zone, ist eine vom Land an ein industrielles Unternehmen gerichtete Aufforderung, unter bestimmten Bedingungen die Fabrikation von Waren, die für die Wirtschaft der Zone unentbehr- rich sind, aufzunehmen.
Das gewöhnliche Auftragsschreiben sichert den Produzenten dagegen, daß er beim Verkauf der Waren zu einem' festgesetzten Preis nicht auf seine Kosten kommt. Das Auftragsschreiben mit Finan- zierungsgarantie gewährt außerdem die Garantie des Landes für die von den Banken zur Finanzie- rung der Fabrikation gewährten Kredite.
Dieses neue Kreditinstrument will die Finanzen des Landes nicht mit der Kaution für die industrielle Aktivität belasten. Jeder Produzent muß seine Ri- siken auf sich nehmen und aus eigenen Mitteln die Finanzierung seiner Produktion gewährleisten. Aber es kann vorkommen, daß ein Unternehmen, dessen Produktion mehr oder weniger lebenswichtig ist, infolge der Kriegsnachwehen nicht imstande ist, sei- nen Kreditbedarf auf normalem Wege zu decken. In diesem Fall gibt das Auftragsschreiben dem Land' die Möglichkeit, im Allgemeininteresse ein Risiko zu tragen, das kein Bankier auf sich nehmen könnte. Das Land wird je nach der Notwendigkeit der be- absichtigten Fabrikation mehr oder weniger ent- gegenkommend sein, ohne jedoch nicht rückzahl- bare Kredite zu gewähren, die nur eine verschleierte und andre Art von Beihilfe wären.
§ 1. Wer kann ein Auftragsschreiben mit Finan- zierungsgarantie für die Fabrikation beantragen?
Jeder Produzent, dessen Fabrikation für die Wirt- schaft besonders notwendig ist und dessen Kredit- bedarf nicht auf normalem Wege gedeckt wer- den kann.
1. Notwendige Fabrikationen:
Es ist Sache des Landes, den Grad der Nützlich- keit einer Fabrikation zu bestimmen. Natürlich wer- den die offiziell gebilligten Produktionsprogramme den Vorrang genießen. Aber jeder Produzent kann die Aufnahme einer nützlichen Produktion, für die er besonders eingerichtet ist, mit Aussicht auf Er- folg vorschlagen.
2. Erschöpfte Kredite:
Das Unternehmen kann sich vor dem Konkurs be- finden, wenn seine Bankiers wegen zu großer Schul- denüberlastung oder wegen Bedarfs an zu langfri- stigen Krediten keinen Kredit mehr gewähren.
a) Finanzschwierigkeiten: Das Land kann die Bürgschaft übernehmen, wenn die Fabri- kation des betreffenden Betriebes unbestreitbar nützlich ist. Wenn das der Fall ist, verlangt es die Verpfändung der in Fabrikation befindlichen Wa- ren" um eine konkurrierende Forderung der frühe- ren Gläubiger zu vermeiden, weil es neue flüssige Mittel in das Geschäft steckt.
b) Kredite: Das Auftragsschreiben kann für eine Dauer von höchstens 5 Jahren gewährt werden. Die Rückzahlung muß prinzipiel laufend nach einem Amortisationsplan, der mit der Kreditanforderung zusammen vorgelegt wird, erfolgen.
tragsschreiben?
Der Antrag auf ein Auftragsschreiben muß der zuständigen Stelle des Landes über die vom An- tragsteller zur Gewährung des Kredites herange- zogene Bank eingereicht werden. Der Produzent muß einen Fragebogen ausfüllen und alle notwen- digen Auskünfte erteilen, damit die Lage seines Un- ternehmens geprüft werden kann. Die Landesver- waltung übermittelt die Akten nach Prüfung von ihrer Seite der nur aus Deutschen zusammengesetz- ten Kreditkommission, die ihr Gutachten darüber abgibt.
Das Auftragsschreiben mit Finanzierungsgarantie für die Fabrikation wird vom Land ausgestellt. Die Bank, die den Antrag übermittelt hat, eröffnet dem Antragsteller alsbald den Kredit, entweder Form eines Kontokorrents oder durch Diskontierung von gezogenen Wechseln. Wenn der Kredit in Form eines Kontokorrents eröffnet wird, kann der Bankier jederzeit seine Flüssigmachung durch einen Wechsel verlangen, den der Industrielle sich vorher anzu- nehmen verpflichtet.
Die Bank finanziert den Kredit mittels ihrer ver- fügbaren Fonds, kann sie aber unter gewissen Be- dingungen wieder bei der Landeszentralbank dis- kontieren.
§ 4. Verzinsung der Kredite
Da der Kredit im öffentlichen Interesse und un-
ter Garantie des Landes, die jedes Risiko ausschließt, gewährt wird, haben die Banken sich bereit erklärt,
ihn zu einem sehr vorteilhaften Zinsfuß abzugeben und zwar ein halbes Prozent niedriger als der von der Landeszentralbank gewährte Diskontofuß( ge- genwärtiger Zinssatz der Kredite 3 Prozent).
Das bedeutet eine wichtige Hilfe von allgemeinem Interesse für die Unternehmen, die sich in Schwie- rigkeiten befinden.
Französische Zone
TÜBINGEN. Den Wirkereien und Strickereien Südwürttembergs wurden für den Bedarf der Zivil- bevölkerung 70 000 kg Zellwollgarn zugeteilt. Diese Maßnahme wird jedoch, da sich die Menge auf viele Betriebe verteilt, ohne stärkeren Einfluß auf den Be- schäftigungsstand bleiben.
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TÜBINGEN. Die von der Firma Bleyle beabsichtigte Eröffnung eines Zweigbetriebes in Nagold muß in- folge interzonaler, technischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten vorläufig unterbleiben.
Anglo- amerikanische Zone
chung am Personenwagenpark der Eisenbahndirek- tion Karlsruhe beschäftigt. Ein Teil der Wagen er- hält wieder gepolsterte Abteile erster und zweiter Klasse sowie elektrische Wagenbeleuchtung. Ein weiteres Aufgabengebiet der Firma, die früher Gü- terwagen in Serienfertigung herstellte, ist die Neu- einrichtung von Sonderwagen für die Dienstzüge der Militärregierung. Da zudem auch Güterwagen ausge- bessert werden sollen, hat die Militärregierung Ar- beitskräfte aus anderen Teilen Deutschlands ange- worben.
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FRIEDRICHSHAFEN. Mit der vom Gemeinderat
beschlossenen Abräumung der früheren Dornier- Flugzeugwerke ist das Ende eines Unternehmens gekommen, das für Friedrichshafens Entwicklung und Schicksal große Bedeutung hatte.
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WILDBERG. In der Holzsohlenfabrikation hat die Schwarzwälder Holzsohlenfabrik in Wildberg eine wichtige Neuerung herausgebracht, die in einem be- sonderen Arbeitsgang eine orthopädisch einwand- freie Holzsohle herstellt. Gehversuche haben er- geben, daß durch die günstige Ablaufform eine ge- ringe Abnutzung und durch das gute Fußbett eine geringere Ermüdung festzustellen ist als bei Leder- schuhen.
Zur Arbeitsmarktlage TÜBINGEN. Mangel an Arbeitskräften kennzeich- nete auch im Monat Juni die Arbeitsmarktlage. Allerdings ist das Fehlen von Arbeitskräften in die-
sem Fall kein Zeichen dafür, daß die Wirtschaft im Lande eine starke Aufwärtsentwicklung zu verzeich- nen hätte. Es macht sich vielmehr bei der werktäti- gen Bevölkerung infolge der unzulänglichen Ernäh- rung ein Kräfteschwund bemerkbar, der die Unter- nehmer veranlaßt, die dadurch entstehenden Aus- fälle durch Mehreinstellungen auszugleichen. Nach Abschluß der Heuernte sank die Zahl der offenen Stellen um etwa 4000. Die Zahl der in Südwürttem- berg registrierten Arbeitslosen beläuft sich auf 1388, von denen allerdings nur 242 voll arbeitseinsatzfähig sind. Die Arbeitsämter vermittelten im Juni infolge Arbeitsplatzwechsels 4551 männliche und 2933 weib- liche Arbeitskräfte. Verfügbare Reserven fehlen völ- lig. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter und An- gestellten hat im Vergleich zum Vorjahre um 9,7% zugenommen; sie beläuft sich jetzt auf 259 019. Von annähernd 30 000 Schwerkriegsbeschädigten sind et- wa 10% nicht mehr einsatzfähig, von den arbeits- fähigen Arbeitern etwa 5%.
Kurznachrichten
KASSEL. Die deutsche Vacuum- Oel- AG. und die Wintershall- AG. unternehmen in Eilte( Hannover) Versuchsbohrungen nach Oel. Die Förderung, die im Juni 49 t betragen hat, ist zunächst wieder einge- stellt worden, um die Bohrarbeiten voranzutreiben.
§2. Welche Ausgaben können durch das Auftrags- Bei noch im Staduum des Aufschlusses befindlichen
schreiben gedeckt werden?
Das Auftragsschreiben ist dazu bestimmt, alle für die genehmigte Fabrikation unerläßlichen Ausgaben zu decken. Es ist lediglich nötig, daß die voraus- sichtlichen Einnahmen die Rückzahlung der Kredit- summe in den festgesetzten Zeitabständen erlauben. Daher kann das Auftragsschreiben für folgende Fi- nanzierungen angefordert werden:
1. Hauptsächlich für direkte Ausgaben im Rahmen der genehmigten Fabrikationen( Rohstoffe, Löhne usw.).
2. Für Nebenausgaben, wie Instandsetzung von Gebäuden und Einrichtungen, Ankauf von Ma- schinen in dem für solche Ausgaben vorgesehenem
Maß:
a) Wenn sie für die Ingangsetzung der genehmig- ten Fabrikationen nötig sind.
b) Wenn sie in einer Frist von längstens fünf Jahren amortisiert werden können.
Man kann z. B. die Instandsetzung einer Klima- anlage in einer Textilfabrik anführen. Das bedeutet eine Investierung auf lange Sicht, die im Prinzip eigentlich nicht von dem Auftragsschreiben gedeckt werden sollte. Da sie jedoch den Bruch der Fäden verhindert, bedeutet der Einsatz dieser Anlage eine wesentliche Leistungssteigerung des Betriebes. Die dank dieses besseren technischen Funktionierens ver- wirklichten Ersparnisse werden eine neue schnelle Amortisation der Kosten und zwar in weniger als B Jahren erlauben.
Bohrungen ergaben sich 1945 ein Monatsdurchschnitt von 45 150 t Oel und 1946 ein solcher von 53 500 t. NÜRNBERG. Die Schaffung eines Mieterschutz- gesetzes für Untermieter, Stundung von Trümmer- hypotheken, Steuererleichterungen und einen ge- rechten Lastenausgleich für Fliegergeschädigte, for- derte der Vorsitzende des Bundes der Sparer und Fliegergeschädigten, Landtagsabgeordneter Adolf Bauser, auf der ersten großen Versammlung des Bundes in Nürnberg.
FRANKFURT a. Main. Die Verantwortung für alle von der amerikanischen Zone ausgehenden in- ternationalen Fernmeldeverbindungen soll laut Mit- teilung des amerikanischen Hauptquartiers für den europäischen Befehlsbereich zum 1. Oktober von der amerikanischen Armee an die deutsche Zwei- zonenhauptverwaltung für Post- und Fernmelde- wesen übertragen werden.
FRANKFURT. Der Fernsprech- und Telegrafen- verkehr zwischen der Bizone und Italien wird ab sofort aufgenommen.
DÜSSELDORF.„ Ungefähr 75 Prozent der Bau- stoffproduktion sind der Bewirtschaftung entzogen", erklärte ein Vertreter des Baulenkungsamtes auf einer Pressekonferenz.
STUTTGART. Aus der amerikanischen Zone müs- sen in der zweiten Hälfte des Jahres 615 000 Paar Schuhe, darunter 100 000 Paar Arbeitsschuhe und 150 000 Paar Damenstraßenschuhe, für die Bergar- beiter in das Ruhrgebiet geliefert werden.
WUPPERTAL. Ein kommunaler Arbeitgeberver- band für das Land Nordrhein- Westfalen wurde hier unter dem Namen„ Arbeitsrechtliche Vereinigung der Gemeinden und wirtschaftlichen Unternehmun- gen des Landes Nordrhein- Westfalen e. V." ge- gründet.
BOCHUM. In einer Erklärung des geschäftsführen- den Vorstandes des Industrieverbandes Bergbau wurde die Uebergabe der wirtschaftlichen und so- zialen Verfügungsgewalt in der deutschen Kohlen- wirtschaft an deutsche Stellen gefordert.
BERLIN. Für den geschäftlichen Nachrichtenver- kehr zwischen der amerikanischen und der briti- schen Zone und dem Ausland, sowie für den Nach- richtenverkehr innerhalb der Bizone sind mit Wir- kung vom 20. Juli 1947 ab 11 Telegrafenschlüssel zugelassen worden.
BREMERHAVEN. Von der Kapitulation bis Juli 1947 wurden hier rund 15 Millionen Steine, 750 t Ei- sen, 6000 Zementplatten und über 1000 Betonfertig- teile aus den Trümmern geborgen das sind etwa
50 Prozent der Trümmermassen.
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KIEL. Mit einer starken Einschränkung der Zi- garettenherstellung muß gerechnet werden, da rund 500 000 kg griechischen Tabaks für die Verarbeitung gesperrt wurden, weil sie während des Krieges ohne Bezahlung aus Griechenland ausgeführt wurden.
STUTTGART. Der Militärgouverneur von Württem- berg- Baden äußerte sich auf einer Pressekonferenz über die Vorbereitungen für den kommenden Winter: Nach dem letzten Zahlenmaterial ständen der deutschen Bevölkerung im nächsten Winter ge- nügend Kohle und Holz zur Verfügung. So seien in der Zeit vom 30. 6. bis 17. 7. 93 Proznt der für Württemberg- Baden bestimmten Kohlenmenge ein- getroffen, während im zweiten Viertel dieses Jah- res nur 79 Prozent der Zuteilungen eingegangen
1. August 1947
Abwicklung des Zahlungsverkehrs aus der Zeit vor der Kapitulation FRANKFURT a. Main. Die Oberpostdirektion' Frankfurt a. M. gab folgende Ergänzungsbestim- mungen zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs aus der Zeit vom 8. Mai 1945 bekannt: Alle vorliegenden oder noch eingehenden Postanweisungen, Zahlkar- ten, Zahlungsanweisungen und Postüberweisungen, die vor dem 8. 5. 1945 im Gebiet der amerikanischen oder der britischen Besatzungszone eingezahlt, oder lastgeschrieben wurden, werden an den Adressaten ausgezahlt oder seinem Konto gutgeschrieben, wenn dieser seinen Wohnsitz in der amerikanischen oder britischen Zone hat oder dort ein Postscheckkonto besitzt. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, dann erfolgt Rückzahlung oder Gutschrift an den Ab- sender in der anglo- amerikanischen Zone.
Bel Verlust der Ursprungsbelege kann jetzt auch das Doppelverfahren eingeleitet werden, wenn der Nachweis erbracht wird, daß der Betrag im Gebiet der amerikanischen oder britischen Zone ordnungs- gemäß einbezahlt oder zur Last geschrieben wurde. Anträge auf dieses Verfahren können unter Vor- legung der Einzahlungsbelege an die Aufgabepost- anstalt, bzw. an das Lastschrift- Postscheckamt, ge- richtet werden. Früher gestellte Anträge müssen er- neuert werden.
seien. Trotzdem stehe ein kritischer und schwerer Winter bevor.
Versicherungen der Neubürger MÜNCHEN. Neubürger in der britischen und ame- rikanischen Zone, die vor ihrer Umsiedlung Lebens- versicherungen mit Gesellschaften hatten, die ihren Sitz in diesen Zonen haben, müssen sich gemäß Mitteilung der„ Vereinigung der in Bayern tätigen Versicherungsunternehmen" bis zum 1. Oktober 1947 zur Registrierung ihrer Lebensversicherungsverträge bei
den betreffenden Gesellschaften melden. Nach Ablauf dieses Termins werden die Gesellschaften die Anerkennung von Ansprüchen ablehnen, oder von besonderen Erschwerungen, wie etwa einer neuerlichen Gesundheitsprüfung, abhängig machen.
Sowjetische Zone
BERLIN. Laut Mitteilung der zentralen Finanz- verwaltung der sowjetischen Besatzungszone können Lebensversicherungsverträge von Kriegsgefangenen durch Familienangehörige unter Aufrechterhaltung der Rechte aus alfen Verträgen neu abgeschlossen werden, und zwar auch dann, wenn keine schrift- liche Vollmacht der Kriegsgefangenen vorliegt.
BERLIN. Die Obstkonservierungs- und Marme- ladefabriken in Werder an der Havel sind außer- stande, die anfallenden großen Mengen Frischobst zu verarbeiten. Vieles verdirbt, doch erhält die Ber- liner Bevölkerung keine Zuteilungen. Der Hauptan- teil des Frischobstes und der Konserven wird von der sowjetischen Militäradministration auf Repa- rationskonto übernommen. Der Rest wird von den Produzenten schwarz zu Schnaps gebrannt.
BERLIN. Von der sowjetischen Militärverwaltung wurde eine Reihe von bis jetzt unter sowjetischer Verwaltung geführter Betriebe den deutschen Be- hörden übergeben. So gingen beispielsweise die Osram- Werke in Weißwasser/ Oberlausitz in den Be- sitz des Staats über.
Außenhandel
BERLIN. In Oslo sollen am 20. August Bespre- chungen über den Abschluß eines Handelsabkom- mens zwischen Norwegen und der Bizone beginnen. Von den Handelsbesprechungen zwischen Norwe- gen und der französischen Zone, die bereits am 9. 7. in Oslo begannen, liegt noch kein Ergebnis vor. KÖLN. Portugal will die Handelsbeziehungen mit Deutschland wieder herstellen und ist vor allem an Chemikalien und Fahrzeugen interessiert, erklärte der Vizepräsident der portugiesischen Gesellschaft einem Pressevertreter gegenüber.
PRAG. Die Verhandlungen zwischen der Tschecho- slowakei und Vertretern der Bizone sind mit dem Abschluß eines Handels- und Zahlungsabkommens beendet worden.
Devisenprämien für Exporteure BERLIN. Auf dem 5. Kongreß der deutschen Au- Benhandelskontore der Bizone wurden Vorschläge über Höhe und Anwendung der Devisenprämie für deutsche Exporteure eingebracht. Man spricht von einer Devisenprämie von 6 Prozent für den Expor- teur bei jedem Export, der zur Bezahlung unbe- dingt benötigter Einfuhrwaren dienen soll. 4 Pro- zent jeden Exporterlöses sollen an einen Spezial- fonds zum Einkauf von Kaffee, Tee, Tabak, Früh- gemüse, Südfrüchten und ähnlichen Erzeugnissen abgeführt werden. Der Kongreß schlug außerdem der Doppelzone die Vereinfachung der Formalitäten für den Außenhandel vor.
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Aus der christlichen Welt
Unser Vater im Himmel!
Die Anrede im Vaterunser ist wie der Eingang in einem gewaltigen Dom. Wir sehen schon unter der Türe die Maße und Umrisse des ganzen Baues, auch wenn uns viele Einzelheiten noch verborgen sind. So leuchtet mit den ersten Worten des Gebets, das Jesus seine Jünger selbst gelehrt hat, die Herr- lichkeit des Gottesreiches in Umrissen beglückend auf. Ich versuche drei dieser Linien, wenn auch stümperhaft, nachzuzeichnen.
Vater! Damit tritt etwas Neues in die Ge- schichte der Religionen ein. Sie alle sprechen von Gottheiten, da und dort auch von einem Gott, der hinter allen Dingen, hinter den guten und bösen Geistern am Uranfang steht. Dieser Gott trägt so- gar gelegentlich den Beinamen Vater. Aber er ist doch fern und immer wieder schreckhaft; er greift nicht liebend, begütigend in das Leben ein, wie es ein Vater doch tun müßte. Auch im Alten Testament wird die letzte Wand zwischen Gott und Mensch nicht durchstoßen, obwohl es tiefe Einblicke in die Wunder Gottes gewährt. Gott ist vor allem Herr, Richter. Jesus betet: Vater! Er redet mit Gott so, als ob er neben ihm stünde, ganz vertraut und in- nig. Vor ihm hat er kein Geheimnis, er öffnet ihm das Herz, wie das Herz des Vaters ihm offen steht, ganz umfassend. Wir empfinden nicht mehr, wie un- erhört neu das damals war, so sehr haben wir es uns zu eigen gemacht, und sollten doch staunen wie am ersten Tag!
meist genug, wenn Gott nur für uns bereit stünde. Das wehrt Jesus scharf ab: Unser Vater! Darin sind nicht nur wir beschlossen, und allenfalls un- sere Familie, sondern ebenso unser Dorf, unsere
Stadt, unser Volk und darüber hinaus alle Men-
schen, die mit uns leben. Wir alle sind Brüder und Schwestern, Kinder eines Vaters. Wir beten erst
recht, wenn wir auch sie in das Blickfeld unseres
Gebets mit hereinnehmen.
Ahnen wir nicht etwas von der Herrlichkeit des Doms, in den uns das Vaterunser führt? Th. Haug
In memoriam!
Zum Tode von Bischof Maximilian Kaller Mit tiefer Erschütterung hat das katholische Volk in allen deutschen Diözesen am 8. Juli die Trauer- botschaft des Rundfunks vom plötzlichen Hinschei- den des Bischofs von Ermland, Maximilian Kaller, vernommen. War er doch kaum eine Woche von er- folgreichen Verhandlungen aus der Schweiz zurück, erlebten ihn kurz danach 25 000 Flüchtlings- Wallfah- rer und unzählige Radiohörer als ermunternden Prediger am Feste Mariä Heimsuchung in Walldürn. Nicht zuletzt ist der rasche Heimgang seinen en- geren Fachberatern unfaßbar, auf deren Ingolstad- ter Tagung vom Deutschen Caritasverband er mehr- mals das Wort ergriffen hatte. Dort war er es, der vor den sachverständigen Vertretern aus allen vier Zonen wider eine Katastrophenstimmung dem katho- lischen Optimismus das Wort redete. Weiter war es die seelsorgliche Erfassung des ganzen Menschen und die Zukunftssorge um die Entwicklung der Ju- gend, wie überhaupt die besonderen Erfordernisse der Jetztzeit, denen er beredten Ausdruck verlieh. Wer ihm in den letzten Jahren öfters begegnen durfte, war wohl jedesmal tief beeindruckt. Bischof Kaller war schon rein äußerlich eine markante Ge- stalt, frisch und lebendig in seinen Bewegungen
Dazu kann uns der Zusatz helfen: Vater im Himmel. Wenn wir Gott unehrerbietig in unser kleines Leben hineinziehen wollen und ihn falsch vermenschlichen, wird uns plötzlich Halt geboten: er ist im Himmel. Nicht über den Wolken, die uns Regen spenden, im Luftraum der Flieger. Im Himmel, das bedeutet aus der Sprache der Bibel wie in seinen Gedankengängen, eine Persönlichkeit in die Gegenwart übertragen: Gott ist der Herr des von Rang, ein Oberhirte von Format, ein treuer Gottesreiches, voll strahlender Majestät; der Schöp-
fer der ganzen Welt, vor dem wir Staub und Asche sind. Vor ihm schwindet alle falsche Vertraulichkeit, und wir beten ihn an in heiliger Ehrfurcht und staunender Freude.
Dieser Gott ist unser Vater. Wie oft sind wir beim Gebet ganz angefüllt von unseren Sorgen und Nöten, unseren Bitten und Erwartungen. Wir ver- engen das Gebet in egoistischer Weise. Es wäre uns
Sohn seiner oberschlesischen Heimat.
Bischof Kaller stieß gerade im ehemals ostpreu- Bischen Raum mit dem Zeitproblem zusammen, das für die nachgeborenen Bauernsöhne durch Errich- tung von Siedlungen gelöst werden mußte. Ferner sah er Jahr um Jahr das große Schnitter- Elend zur Erntezeit mit all den üblen Folgeerscheinungen, was ihn den Gedanken der Wandernden Kirche" grundlegen hieß.
Bischof Kaller war im wahrsten Sinne des Wor- tes ein Volksbischof. Er ging seinen verlore- nen Schäflein nach und fand immer wieder helfende Wege. Um jede Not seines Volkes wußte und litt er, so auch um das Elend des Alkoholismus, wie der Genußsucht überhaupt. Und in dieser Erkennt- nis erwuchs ihm die persönliche Verpflichtung der Enthaltsamkeit von Alkohol und Nikotin. Bischof Kaller war ein zielbewußter, weit- schauender Wächter der Kirche nach dem Willen ihres Stifters, der sehr bald den gan- zen Haß der Machthaber des„ Dritten Reiches" auf sich zog. Doch das Band zwischen Hirt und Herde schloß sich nur noch enger, auch wenn der dama- lige„ Gauleiter" Erich Koch noch so tobte, ja ihn schließlich im Februar 1945 durch den Sicherheits- dienst der Gestapo zwangsevakuieren ließ. Nach dem Zusammenbruch ließ er sich es nicht nehmen, im Herbst noch einmal in seine Diözese zurückzu- kehren, bis er von der neuen Besatzungsmacht end- gültig ausgewiesen wurde. Jetzt aber fehlt er uns und vor allem seinen Flüchtlingen. Allzufrüh und mitten aus schwerster, erfolgreich angebahnter Ar- beit hat ihn der Tod heimgeholt.
Aus zeitbedingten Gründen konnte die Wahlord- nung der Württ. Evang. Landeskirche erst im Juli ausgegeben werden. Nach einer Mitteilung des Ev. Oberkirchenrats liegt es deshalb im Interesse einer sorgfältigen Wahlvorbereitung, wenn die zunächst für den Oktober geplanten Wahlen der ortskirch- lichen Vertretungen und der Mitglieder des Landes- kirchentags erst im November 1947 stattfinden. Der neue Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, D. Müller, wurde kürzlich zum Ehrendoktor der Theo- logie der Martin- Luther- Universität Halle- Witten- berg ernannt.
In Düsseldorf wurde in einer Versammlung der Evangelischen Frauenarbeit des Kirchenkreises Düs- seldorf eine Entschließung gefaßt und an den Land- tag weitergegeben, in der gegen die Abänderung des§ 218 Stellung genommen und die Regierung gebeten wurde, positive Maßnahmen wie Bekämp- fung der Wohnungsnot und Unterstützung der kin- derreichen Familien einzusetzen.
Durch Vermittlung der Christlichen Arbeiter- jugend in Essen ist es Theologiestudenten verschie- dener deutscher Konvikte ermöglicht worden, vier Wochen im Ruhrbergbau eingesetzt zu werden. Theologiestudenten haben sich freiwillig hierzu ge-
meldet, um an Ort und Stelle die Arbeitsverhält- nisse der Kumpel durch praktische Mitarbeit zu studieren und sich die Grundlagen zum späteren Einsatz als Arbeiterjugendseelsorger zu schaffen. 16 nordamerikanische Bischöfe haben sich bereit erklärt, Verschleppte und Heimatverwiesene aus Europa in ihre Diözesen aufzunehmen.
Das lateinische Patriarchat von Jerusalem beging am 23. Juli die erste Jahrhundertfeier seiner Wieder- errichtung durch Papst Pius IX.
Kardinal Graf Preysing, Bischof von Berlin, wur- de von Kardinal Griffin, Erzbischof von Westminster und Primas von England, nach England eingeladen. Man nimmt an, daß der deutsche Kardinal der Ein- ladung schon im Spätsommer Folge leisten wird. Als erste der durch den Fliegerangriff zerstörten Augsburger Pfarrkirchen wurde am Sonntag die neu aufgebaute Kirche St. Simpert im Osten der Stadt eingeweiht.
Um der Gemeinde das seit der Kriegsablieferung ihrer Glocken fehlende Geläut zu ersetzen, hat die Pfarrei von Sulz bei Lahr eine Lautsprecheranlage einbauen lassen. Durch sie wird allsonntäglich Glok- kengeläute übertragen, bis die Zeitumstände die Beschaffung neuer Metallglocken zulassen.
Die Bauhütte des St. Peterdomes in Rom- hat einen internationalen Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung der beiden Seitenpforten des St. Reter- domes ausgeschrieben. Die beabsichtigten Arbeiten sollen in Bronze ausgeführt werden. Skizzen und Entwürfe müssen bis zum 29. November an den Vatikan eingesandt werden. Für die beste Arbeit ist ein Preis von 500 000 Liren ausgesetzt.
Zu dem in Südwürttemberg erschienenen offenen Brief Gegen die preußische Invasion" erklärt die Diözesanführung der Katholischen Schwabenjugend, daß die Unterzeichnung mit Jungenschaft der Ka- Def tholischen Schwabenjugend irreführend ist. Brief geht zurück auf die Privatinitiative einiger Angehöriger der Katholischen Schwabenjugend von Tuttlingen. Der Diözesanführerring der gesamten katholischen Jugend hat Inhalt und Art des Briefes und ausdrücklich auch seine Veröffentlichung ein- stimmig gegen die Tuttlinger Meinung abgelehnt. Auf der Hl. Synode der orthodoxen Kirche prote- stierten die griechischen Bischöfe gegen den Vor- schlag der Regierung, die diplomatischen Beziehu gen zum Hl. Stuhl aufzunehmen.