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iget tür die franz. Besatzungszone ARIS. Die französische Nationalversamm- ung beschäftigte sich in der vergangenen Woche mit der Beratung des Budgets für das Kommissariat für deutsche und österreichi- sche Angelegenheiten. Vorgesehen sind Aus- gaben in Höhe von 3 Milliarden 428 Mill. Francs.

Außenminister Bidault wurde um Auf- klärung gebeten über die Lage in der fran- zösischen Besatzungszone Deutschlands. Der Außenminister befaßte sich eingehend mit der eisenverarbeitenden Industrie und der Ruhrkohle. Er widerlegte anschließend nach- drücklich den Vorwurf, daß sich in der Zone Beamte, die der Vichyregierung gedient hät- ten, befänden. Seit 1945 sei die Zahl der Be- amten stark verringert worden.

Die von der Regierung beanspruchten Kre- dite wurden von der Nationalversammlung genehmigt

Lord Pakenham in Deutschland KOBLENZ. Der englische Staatsminister für Deutschland und Oesterreich Lord Paken- ham begab sich am vergangenen Donnerstag von Baden- Baden nach Saarbrücken, wo er vom Gouverneur des Saargebiets und saar- ländischen Behörden begrüßt wurde.

Von Saarbrücken aus reiste Lord Pakenham am 18. Juli nach Rheinland- Pfalz weiter, um Koblenz und Mainz zu besuchen.

Dr. Ehard drängt MÜNCHEN. Der bayerische Ministerpräsi- dent Dr. Hans Ehard hat im Hinblick auf die dringende Notlage das Sekretariat des Alliierten Kontrollrats in Berlin gebeten, die Delegation der Ministerpräsidenten möchte bald empfangen werden. Nach Angaben Dr. Ehards soll beim Vortrag der bei der Mini- sterpräsidentenkonferenz gefaßten Resolutio- besonders nachdrücklich unterstrichen werden, daß die Lage in Deutschland unver- züglich wirksame Maßnahmen erfordere.

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Siedlungsland und Bodenreform STUTTGART. In der 34. Sitzung des württembergisch- badischen Landtags verlas der Abgeordnete der KPD., Schätzle, eine An- frage seiner Fraktion, in der um Aufschluß über die Maßnahmen zur Durchführung des Gesetzes über die Beschaffung Sied- lungsland und über die Bodenreform gebeten

wurde.

von

Landwirtschaftsminister Stooß erwiderte, daß bereits mit dem Landabgabeverfahren bei den einzelnen Großgrundbesitzern begon- nen worden sei. Rund 6800 Betriebe mit einem Einheitswert von mehr als 20 000 Mark fielen unter dieses Gesetz.

In einer weiteren Sitzung wurde ein An- trag des Wirtschaftsausschusses durchgespro- chen, der sich mit der Mindestmenge an Heiz- material für den kommenden Winter be- schäftigte. In dem Antrag werden für allein- stehende Personen zwei Zentner Kohle und ein Zentner Holz, für Haushaltungen bis zu sechs Personen zwölf Zentner Kohle und ein Raummeter Holz, für Haushaltungen mit sieben und mehr Köpfen fünfzehn Zentner Kohle und eineinhalb Raummeter Holz ge- fordert.

Nachrichtenaustausch aller Zonen? BERLIN. Unterrichtete Kreise der USA.- Militärregierung wissen zu berichten, daß mit dem freien Austausch von Nachrichtenmate- rial zwischen den vier Besatzungszonen Deutschlands nunmehr begonnen werden soll. Dieser Schritt geht zurück auf einen Beschluß des Alliierten Kontrollrats vom 26. Juni 1947, wonach Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Filme zwischen den Zonen frei ausgetauscht werden sollen.

Die Militärgouverneure haben sich jedoch das Recht vorbehalten, Nachrichten, deren Verbreitung gegen die Politik der jeweiligen Besatzungsmacht gerichtet sind, vom Aus- tausch auszuschließen. Das gleiche gelte für Nachrichten, die als Verletzung der militäri- schen Sicherheit oder als unfaire Angriffe ge- gegen Arbeit und Ziele der jeweiligen Mili- tärregierung aufgefaßt werden können.

DIE MASKE

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Novelle von Helene von Ssachno ,, Entschuldigen Sie mich für einen Augen- blick. Mein Bursche hat wieder die Kerzen verlegt."

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Irina war allein. Zum erstenmal kam es ihr zum Bewußtsein, was sie getan hatte. Sie blickte sich entsetzt um. Die Uhr tickte genau so ruhelos wie zuvor, aus dem Spiegel über dem Kamin blickte ihr ein geheimnisvoll ver- schleiertes Gesicht entgegen, sie wich zu- rück, eine Schauer überlief sie. Sie dachte an Jelisaweta Pawlowna, und die Möglichkeit, daß jene vor ihr zurückkehren und nach ihr rufen könnte, drängte sich mit entsetzlicher Gewißheit vor ihre Seele. Sie warf noch einen letzten Blick um sich, dann stürzte sie zum Ausgang. Tastend bemächtigte sie sich ihres Umhangs, öffnete vorsichtig die Tür und eilte, ohne sie hinter sich ins Schloß zu drücken, ins Freie. Alexej hatte nach einiger Zeit das Ge- wünschte in der Küche gefunden. Er steckte die Kerzen in den vom Burschen zum Putzen herausgestellten Leuchter und begann in der Speisekammer nach Delikatessen zu suchen. Endlich hatte er sowohl eine Flasche Cham- pagner, als auch einen kleinen Imbiß auf dem Tablett zurechtgestellt. Er durchquerte den Korridor und öffnete die Tür zu seinem Zim- mer. Mit einem Lächeln begann er die Dinge auf dem Tisch aufzubauen, wobei er es ab- sichtlich vermied, in ihre Richtung zu blicken, aber es dünkte ihm, als folgten ihm ihre Augen und als lächelte sie ihm ermunternd zu. Nachdem er noch ein paar Holzscheite auf die schwelende Glut des Kamins geworfen hatte, drehte er sich um. Da merkte er, daß er allein war. Er riß die Tür zu seinem Schlafzimmer auf, es war leer; dann stürzte er ans Fenster. Der Sturm hatte nachgelassen, der Himmel war klar, und der kalte Mond- schein fiel auf sein Gesicht. Die Straße bot

SCHWABISCHES TAG BLATT

Aktivist für oder wider?

GIESSEN. Vor der Spruchkammer in Gie- Ben fand eine Verhandlung statt, deren Er- gebnis von grundsätzlicher Bedeutung ist. Der Betroffene, Johannes Schmiedchen, vor- mals Präsident des Deutschen Werbeklubs, Mitglied der NSDAP. seit 1931, SA.- Führer, Betriebsobmann, im Dritten Reich publizi- stisch tätig, wäre nach dem Buchstaben des Gesetzes in die Gruppe zwei der ,, Aktivisten" einzureihen gewesen.

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Die Beweiserhebung und die Aussagen der Zeugen, insbesondere Will Hanns Hebsak- kers, des Herausgebers des ,, Schwäbischen Tagblatts", der in der Verhandlung selbst gehört wurde, ergaben jedoch, daß Schmied- chen einen jahrelangen und erbitterten Kampf geführt hatte und zwar wie Schmiedchen selbst meinte gegen Mißẞstände in der Partei", die aber doch nur die natur- notwendige Konsequenz des Parteipro- gramms und des Nationalsozialismus über- haupt waren. Das hat der Betroffene, dessen idealistische Gesinnung und Haltung außer Zweifel stehen, nicht erkannt und so war sein Leben im Dritten Reich wie heute doppelt tra- gisch, da er nun, vom Gesetz betroffen, vor die Schranken der Spruchkammer treten mußte.

Schmiedchen hat, gemeinsam mit Johannes Iversen, dem Leiter des ,, Deutschen Werbe- Unterrichts", in Wort und Schrift die Kor- ruption in der NSDAP. gebrandmarkt, insbe- sondere die Miẞstände im Werberat der deut- schen Wirtschaft und in der Leitung der werb- lichen Berufsorganisationen. Er hat öffentlich erklärt, daß er sich ,, mit Halunken wie Hunke( dem Werberats- Präsidenten) und Lorz( dem Fachschaftsleiter) nicht an einen Tisch setze" und er hat auch die Quittung dafür bekommen: Gefängnisstrafe, Berufsver- bot, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aech tung. Schmiedchens Mitstreiter Iversen schrieb noch am 20. März 1940 an den Verlagsleiter Werle des ,, Schwarzwälder Volksblatts" in Horb a. N.:,,Ich bin aus der Werbefachschaft ausgeschlossen worden, weil ich die dort herr-

Unsichere Unterlagen

BERLIN. Die Unterlagen. über die Mitglied- schaft in der NSDAP., die sich in der Doku- mentenzentrale im amerikanischen Sektor Berlins befinden, sollen nach einer Anordnung der Rechtsabteilung der amerikanischen Mi- litärregierung für Deutschland vom vergange- nen Freitag bei Gerichtsverfahren der ameri- kanischen Militärgerichte nicht mehr als Be- weismaterial herangezogen werden, weil die Beglaubigung durch die eigenhändige Unter- schrift fehlt.

Die Kriegsverbrecher in Spandau BERLIN. Begleitet von leichten Panzern und einer motorisierten Infanterieabteilung wur- den die in Nürnberg zu Gefängnisstrafen ver- urteilten Kriegsverbrecher Flugplatz in Berlin- Gato zum Spandauer Ge-

vom britischen

schende Korruption öffentlich enthüllt habe. Weder die Fachschaftsleitung noch der Präsi- dent des Werberats sind einwandfrei. Ich müßte ein Buch schreiben, um nur die gravie- rendsten Fälle kurz zu erwähnen, und ich werde nach Kriegsende dieses Buch schrei- ben, lediglich bestehend aus meiner Korrespon-

um Was

denz mit Fachschaft und Werberat! Diese ak- tenmäßige Darstellung wird genügen, viele Klubsessel umfallen zu lassen ich Ihnen hier mitteile, ist durchaus nicht vertraulich. Ganz im Gegenteil: Ich kann alles aktenmäßig beweisen- und noch viel mehr!" Iversen starb während des Krieges, Schmied- chen wurde einberufen, Nazigegner in der deutschen Werbung wie Hebsacker kamen ins K. Z. Wieder war es Schmiedchen, der dage- gen in seiner Zeitschrift ,, Werbe- Rundschau" öffentlich protestierte. Nur seine Einziehung zur Wehrmacht hat ihn davor bewahrt, auch diesen Leidensweg noch antreten zu müssen, da er als Mitarbeiter Iversens nicht davon abließ, auch nach Beginn des Krieges noch seinen Kampf gegen die Partei fortzusetzen.

,, Nicht ohne manche Gewissensbedenken und nach sehr reiflicher Erwägung haben sich die Mitglieder der Spruchkammer dafür entschie- den, dem vom Gesetz zwar formal Betroffe- nen volle Genugtuung zu leisten für seinen aktiven Widerstand gegen den Nationalsozia- lismus, den er mannhaft und aufrecht geführt und dem er alles zum Opfer gebracht hat: Existenz, Ansehen und Familienglück", wurde in der Urteilsbegründung festgestellt.

22. Juli 1947

Kleine Weltchronik

Französische Zone

KOBLENZ. Am vergangenen Freitag trat neue Kabinett von Rheinland- Pfalz unter Minister- präsident Altmeier zu seiner ersten Sitzung zusam- men. Im Mittelpunkt der Kabinettsitzung standen Besprechungen über die kritische Ernährungslage. Amerikanische Zone

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STUTTGART. Der Minister für politische Be- freiung in Württemberg- Baden, Gottlob Kamm, hat dem Ministerpräsidenten sein Rücktrittsgesuch über- reicht.

STUTTGART. Auf Grund eines Ansteigens der Straftaten in Bayern und Württemberg- Baden wurde in einigen Bezirken wieder die Sperrstunde ein- geführt.

MÜNCHEN. In einer Stellungnahme des bayeri- schen Wirtschaftministeriums zur geplanten Demon- tage der Firma Kugel- Fischer in Schweinfurt heißt es: ,, Was hilft die Washingtoner Konferenz zur Stei- gerung der Ruhrproduktion, wenn die Kugellager für den Bergbau fehlen? Was hilft ein Plan zur der Steigerung landwirtschaftlichen Produktion, wenn die landwirtschaftlichen Maschinen und die Mühlen ohne Kugellager sind.":

MÜNCHEN. Von den bayerischen Spruchkammern wurden seit Beginn der Entnazifizierung bis zum 1. Juni 1947 gegen mehr als 103 000 Minderbelastete und Mitläufer Geldstrafen in Höhe von rund 72 Mil- lionen RM. ausgesprochen.

FRANKFURT/ M. Der 3000. Freiwillige der ameri- kanischen Zone für den Ruhrbergbau ist in Frank-

furt- Höchst feierlich verabschiedet worden. Britische Zone

DÜSSELDORF. In Städten des Ruhrgebiets wur- den in der dritten Woche der laufenden Zuteilungs- periode durchschnittlich Nahrungsmittel von täglich 1000 Kalorien ausgegeben.

Berlin

Ueber das geltende Recht der Entnazifizie- rung konnte und wollte die Spruchkammer sich auch hier nicht hinwegsetzen. In Anbe- tracht des Sonderfalles dieses ,, Aktivisten", der ungleich mehr gegen den Nationalsozia- lismus als für ihn getan hat, erachtete die Spruchkammer eine Sühne von fünfhundert Mark, bei Einreihung in die Gruppe vier, als ausreichend. Der Betroffene, der seit über ei- nem Jahr im Bauhandwerk arbeitet, darf au- Berdem seinen Beruf sofort wieder aufnehmen. Ausland

T. P.

dung und des Bettes oder Inkettenlegen, vorgesehen.

Das Spandauer Gefängnis wurde nunmehr durch ein internationales Statut der direk- ten Befehlsgewalt des Kontrollrats unterstellt.

Lorit verhaftet

MÜNCHEN. Der bayerische Ex- Sondermini- ster Alfred Loritz ist von seiner Reise nach Berlin, wo er seine Angelegenheit General Clay vortragen wollte, bereits am vergange- nen Donnerstag wieder in München eingetrof- fen. Er hatte in Hannover durch eine Radio- meldung erfahren, daß ihn die amerikanische Militärregierung nicht empfangen werde.

Loritz tauchte am darauffolgenden Freitag in der Sitzung des bayerischen Landtags auf und nahm neben den übrigen Abgeordneten der WAV. Platz.

fängnis gebracht. Vier alliierte Offiziere, die klärung zu beginnen, führte Loritz aus: ,, Nun Als man ihn aufforderte, endlich seine Er- mit der Bewachung beauftragt sind, übernah- men die Gefangenen Heß, Raeder, von Schirach, Speer, von Neurath und Dönitz.

Die Gefangenen erhielten ihre Gefangenen- nummer, mußten alle persönlichen Gegen- stände, mit Ausnahme der Familienfotos, ab- liefern und wurden einer Leibesvisitation und einer ärztlichen Untersuchung unterzogen. Sie tragen eine graue Hose, Jacke und eine gleich- farbige runde Mütze und sind in isolierten Zellen untergebracht. Sie müssen, außer an den Feiertagen, täglich 8 Stunden arbeiten.

Ein Geistlicher ihrer Konfession steht ihnen zur Verfügung. Eine Bibliothek, die vom Kon- trollrat zusammengestellt wurde, kann von ihnen benutzt werden. Alle zwei Monate dür- fen sie einen Besuch von 15 Minuten Dauer empfangen, alle vier Wochen Briefe schrei- ben und erhalten. Bei Verletzung der Gefäng- nisordnung sind Strafen wie Entziehung der Erlaubnis, die Bibliothek zu benutzen, Ver- dunkelung der Zelle für 4 Wochen, Wasser- und Brot- Versorgung, Entziehung der Klei-

sich seinem verstörten Blick wie ein verlasse- nes Eisfeld dar. Entsetzen krampfte sein Herz zusammen. Im nächsten Augenblick aber hatte er bereits den Leuchter ergriffen und war ins Vorzimmer geeilt. Umhang, Hand- schuhe und Ueberschuhe waren verschwun- den, die Tür stand offen. Er stellte den Leuch- ter auf den Tisch zurück und lehnte sich an die Wand. So stand er eine ganze Weile in düsteres Nachdenken versunken. Die Kerzen knisterten im Windzug und die Flammen leck- ten unruhig an den Wänden hoch. Er strich sich mit beiden Händen über die Stirn; eine fürchterliche Unruhe hatte sich seiner be- mächtigt und trieb ihn auf die Straße hinaus. Er begann umherzuirren. Vorbeigleitende Schlitten hielt er an, um die Kutscher nach der Maske zu befragen und wandte sich an Passanten, die neujahrstrunken nach Hause schlenderten. Sein zielloser Weg führte ihn bis vor das Haus des Würdenträgers. Hier aber waren die Fenster fast alle bereits er- loschen. Die Straße war leer und öde, und nur die gähnenden und fröstelnden Bedienten tru- gen die Strohmatten zusammen, mit denen man den Fahrdamm ausgelegt hatte. Wie ein höllisches Reich mutete ihn das verlassene Gebäude an, und die erstaunten Gesichter der Leute drückten Mißtrauen und Mitleid aus. Er eilte weiter. Der Schweiß trat auf seine Stirn, und seine Augen hatten einen irren Glanz, aber solange ihn seine müden Beine noch trugen, setzte er die sinnlose Wanderung fort. Es begann zu tagen: ein zartes Licht, kühl wie der schimmernde Glanz einer Perle, breitete sich im Osten aus. Verschlafene Haus- knechte traten mit Besen und Schaufeln auf die Straße, um den Schnee, der in der Nacht gefallen war, fortzuräumen. Sie blickten ihm voller Verwunderung nach. Er sah schrecklich aus. Nun stand er da und starrte in den röt- lichen Sonnenball, der, in dampfende Nebel ge- hüllt, über dem eisigen Fluß aufging, und der Gedanke, daß er die Maske verloren hatte, daß es fortan sinn- und zwecklos sein würde,

BERLIN. Nach einer Mitteilung der amerikani schen Militärregierung soll die Erlaubnis für deut sche Kinder bis zu 15 Jahren, ihre in der Schweit lebenden Verwandten für einen dreimonatigen Auf enthalt aufsuchen zu können, verlängert werden.

LONDON. Das britische Kabinett prüft zurzeit ge- eignete Maßnahmen zur Senkung der Dollaraus- gaben Englands. Beschränkt werden soll vor allem die Einfuhr von amerikanischem Tabak, von Kon- serven und von Zeitungspapier.

LONDON. Der englische Filmmagnat Rank hat nach einer Zeitungsmeldung mit dem Kontrollrat in Berlin Verhandlungen über den Ankauf der Ufa aufgenommen.

LONDON. Die Hochzeit der Prinzessin Elisabeth mit Leutnant Mountbatten soll laut Nachrichten aus Hofkreisen entgegen der Tradition im engsten Kreis auf Wunsch des Königs und der Regierung ange- sichts der ernsten Lage, in der sich England wirt- schaftlich noch immer befindet, im Windsorpalais gefeiert werden.

PRESSBURG. Der Chef der slowakischen Frei- schärler und Partisanen, Major Zingor, hat seinen Austritt aus der Kommunistischen Partei erklärt. Sie mache eine Politik, die das Land in den Unter- gang führe.

KAIRO.

vertreter, er werde so lange in Kairo bleiben, bis es Allah gefällt, ihn wieder nach Marokko zurückzufüh-

Abd el Krim erklärte einem Presse-

ren.

NEW YORK. Nach dem Rücktritt des amerikani- schen Kriegsministers Patterson, der diesen Posten sieben Jahre lang innehatte, wurde sein Stellver- treter, Kenneth Royall, zu seinem Nachfolger er-

nannt.

zu meiner Erklärung, obwohl mir nicht danach zumute ist, vor diesem Hause zu sprechen." Dar- aufhin verließen die Abgeordneten der SPD., der FDP. und der CSU. ihre Plätze und for- derten Loritz auf, sofort den Saal zu verlassen. gelang, die Ordnung wieder herzustellen, Da es dem Präsidenten des Landtags nicht kanntgegeben, daß England eine neue Rate in Höhe wurde der Landtag vertagt.

Am Samstagvormittag verhaftete die Mün- chener Kriminalpolizei Loritz in seiner Woh- nung. Der Ermittlungsrichter der Staatsan- waltschaft hatte den Haftbefehl wegen Ver- dacht auf Meineidsverleitung und wegen Ver- dunkelungsgefahr erlassen.

Vier Abgeordnete der WAF. teilten am daß sie aus der WAF.- Fraktion ausgetreten selben Tage dem bayerischen Landtag mit, seien, da Loritz nicht nur als Parteivorsitzen- der, sondern auch als Fraktionsvorsitzender untragbar sei. Sie hätten die Absicht, zusam- men mit dem Abgeordneten Karl Meißner, dem Führer der Opposition in der WAF., eine eigene Fraktion zu bilden.

ihrem entzückenden Schatten, ihrer geheim- nisvollen Gegenwart nachzuspüren, trieb ihn daß ihm nun alles gleichgültig sein würde: zu einer düsteren Verzweiflung an. Er wußte, Geld, Reichtum, Spiel. Was sonst sein Leben ausfüllte, hatte seinen Sinn in dieser Nacht. für ihn eingebüßt. Er hüllte sich fester in sei- nen Mantel und kehrte nach Hause zurück.

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Am Morgen erhob sich Irina mit starken Kopfschmerzen. Die wenigen Stunden Schlaf, die sie genossen hatte, waren mit angstvollen und entzückenden Träumen angefüllt gewe- sen. Herzklopfend bereitete sie sich auf die Begegnung mit Alexej vor, der zu Mittag er- wartet wurde. Während sie sich mit zittern- den Händen das Haar ordnete, dachte sie an über fortan verhalten würde. ihn und fragte sich, wie er sich ihr gegen-

Sie betrat ängstlich das Frühstückszimmer, wo sie jedoch nur den alten Grafen und die Kinder antraf. Nach dem Gottesdienst, den sie mit den Kindern besuchte, wurde sie von Jelisaweta Pawlownas Kammerzofe nach oben gebeten. Sie erblaßte und folgte dem Mäd- chen mit wankenden Knien, aber ihre Be- fürchtungen bewahrheiteten sich nicht.

Jelisaweta Pawlowna war sehr übelgelaunt; sie ließ sich von Irina beim Ankleiden helfen, und diese bemerkte, daß ihre Augen von Trä- nen gerötet waren. Jelisaweta Pawlowna be- trachtete voller Neid das schöne, ernste Ge- sicht des jungen Mädchens, auf dem ein zar- ter Schmelz lag. Schließlich hielt sie es nicht aus und begann zu weinen. Mit bebender Stimme berichtete sie von dem geheimnis- vollen Auftauchen der Maske, von Alexejs Ver- schwinden, und daß sie sich gezwungen sah, mit der Tante nach Hause zu fahren.

,, Aber ich werde ihm schon die Meinung sagen", rief sie zornig, mit unfrisiertem Haar, in dem noch die Papilloten steckten, im Zim- und schalt zwischendurch auf das Leben, auf mer auf und ab gehend. Sie weinte, jammerte das Fest und auf Alexej. Das junge Mädchen

WASHINGTON. Das Schatzamt der USA. hat be-

von 100 Millionen Dollar der ihm von den USA. im Jahre 1946 bewilligten Anleihe erhalte. Damit schul- det England den USA. bis jetzt 1450 Millionen Dollar. ST. LOUIS. Aus Amerika wird von einem Zwerg- Düsenflugzeug berichtet, das imstande sein soll, eine sechsmotorige Maschine zu umfliegen, im Flug auf dieser Maschine zu landen und eine Geschwin- digkeit von mehr als 1000 Stdkm. zu erreichen. ASUNCION. Nach einem amtlichen Kommunique haben die Regierungstruppen in Paraguay den letz- ten Widerstand der Rebellen gebrochen. Die Revolte brach vor mehr als vier Monaten aus.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller und Alfred Schwenger. Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann( zurzeit in Urlaub), Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer Monatlicher Bezugspreis einschl Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg Erscheinungstage Dienstag und Freitag

sah erschreckt ihre zürnende Gebieterin an, aber anstatt Besorgnis und Reue zu empfin- sie malte sich in Gedanken bereits die Folgen den, klopfte ihr Herz zum Zerspringen, und des nächtlichen Ereignisses aus.

lowna zum Empfang gerüstet. Sie schmollte Nach einer Stunde war Jelisaweta Paw- und überlegte sich im stillen, mit welchen Mitteln sie Alexej am besten strafen würde. Die Gäste waren bereits versammelt, und der alte Graf begann verstörte Blicke mit dem Haushofmeister zu wechseln, wobei er unge- duldig auf seine Uhr schaute.

Jelisaweta Pawlownas Gesicht färbte sich purpurn vor Zorn und Scham, sie lachte laut und versuchte zu scherzen. Irinas Wangen be- gannen sich ebenfalls mit roten Flecken zu bedecken. Sie trat leise ans Fenster und schob den Vorhang zur Seite: Alexej bog gerade um die Ecke. Er hatte den Pelzkragen hochge- schlagen und blickte mit düsterem Gesicht zum Fenster empor. Irinas Herz erbebte, sie lächelte. Der junge Offizier salutierte.

Zimmer zurück. ,, Er kommt", sagte Irina tonlos und trat ins

Das Mittagessen verlief in gedrückter Stim- mung. Die Gäste, denen es nicht unbemerkt bleiben konnte, daß zwischen dem Brautpaar etwas nicht stimmte, warfen sich über die Tafel bedeutungsvolle Blicke zu. Alexej war in trüber Stimmung. Jelisaweta Pawlowna schmollte, und der alte Graf, der beiden dafür der Speisen kommen ließen, aẞ und trank grollte, daß sie ihn nicht in den vollen Genuß schweigend. Irina wagte kaum zu atmen, aber ihre großen, glänzenden Augen sprachen eine Male verwundert zu ihr hin. Sie lächelte ihn um so beredtere Sprache. Alexej blickte einige dann schüchtern und strahlend an, und das Herz des jungen Offiziers erbebte seltsam bei diesem Lächeln. Das Dessert wurde herumge- reicht; danach gingen alle in den Salon hin- kam. Um fünf Uhr brachen die Gäste auf. über, wo man Kaffee und Likör serviert be- ( Fortsetzung folgt)

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