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Vereinigte Staaten von Europa
„ Ver-
Um die Diskussion über das Problem einigte Staaten von Europa" zu fördern, lassen wir einen unserer Mitarbeiter zu Wort kommen. In der Nummer 30. v. 15. April des ,, Schwä- bischen Tagblattes" bringt Dr. Helmut Kiecza eine Abhandlung über die paneuropäische Idee von Coudenhove- Kalerghi, die, so erfreulich eine Vereinigung der europäischen Staaten an sich wäre, nicht unwidersprochen bleiben darf, Es ist uns bekannt, daß sich seit einiger Zeit in Deutschland die Stimmen mehren, die eine von Churchill propagierte europäische Union verlangen. Diese Reaktivierung geht eben von der genannten Paneuropa- Bewegung aus, die aber eine einseitige Ideologie, nämlich die Trennung des Westens und des Ostens, zum Vorbild hat.
Unseres Erachtens ist der Gedanke der Ver- einigten Staaten von Europa nur denkbar, wenn er das gesamte europäische Gebiet be- trifft und zwar aus zwei Gründen:
1. Der Kernpunkt der europäischen Födera- tion ist auf der einen Seite die französisch- deutsche Verständigung. Es braucht aber nicht bewiesen zu werden, daß hierzu die Initiative von den anderen Staaten und insbesondere von Frankreich ausgehen muß. Selbstverständlich sollen und müssen deutsche Kreise und Per- sönlichkeiten im stillen für diese Verständi- gung wirken, aber sie können es nur so tun, daß nicht der Vorwurf gegen diese deutschen Persönlichkeiten erhoben werden kann, der unbedingt lauten müßte: ,, Durch die Vorder- türe könnt ihr nicht mehr herein, also ver- sucht es mal mit der Hintertüre!"
Dieser Vorwurf kann jedoch nicht erhoben werden, wenn integre deutsche Persönlichkei- ten, Opfer des Nationalsozialismus und Wider- standskräfte, sich mit Kreisen des Auslandes in Verbindung setzen, die der Résistence nahe- gestanden haben, die möglichst bereits wäh- rend der Nazizeit die politische Verbindung durch eine gemeinsame Tätigkeit geschaffen haben. Es muß bei uns und ganz besonders in unserer Zone mit der Weiterarbeit für die Idee der Vereinigten Staaten von Europa gewartet werden, bis französische Kreise selbst den Zeit- punkt für gekommen halten, die Initiative zu ergreifen, um von sich eine Verständigung und Versöhnung mit Deutschland zu fördern.
2. Niemand kann behaupten, daß er nicht erkenne, daß jede Arbeit für eine Verständi- gung zwischen Frankreich und Deutschland nach dem bisher Geschehenen, so bitter sie nötig ist, nur im Zusammenhang mit allen Alliierten erfolgen muß.
Eine einseitige Verständigung würde von Rußland als gegen sich selbst gerichtet gewer- tet werden.
Es könnte von vielen als eine Sabotage der ,, kapitalistischen Kreise" gegen die allge- meine Verständigung gewertet werden, um auf diese Weise Deutschland die Möglichkeit zu geben, auf Kosten irgendeines Alliierten, in diesem Falle vielleicht der Sowjetunion, sich die alte Geltung zu verschaffen.
Das wäre wiederum ein Grund für die Leute, die ihr Heil in einem neuen Kriege suchen, Morgenluft zu wittern. Kein Land der Welt wünscht aber einen neuen Krieg, und so ist jeder Versuch, eine europäische Föderation schaffen zu wollen, solange zur Aussichtslosigkeit verurteilt, als diese nur eine gewisse Kate- gorie von Staaten vorsieht und nicht die Auf- nahme Rußlands in diese neue Föderation von vornherein ins Auge faßt.
Es muß daher mit allen Mitteln dafür ge- sorgt werden, daß eine öffentliche Propaganda für diese an sich so schöne Idee, auf die wir hoffen, und an die wir glauben wollen, unter- bleibt, und zwar solange unterbleibt, bis an- dere Völker Deutschland selbst hierzu die Hand reichen.
Die„ Europa- Union", die von der Schweiz aus den Gedanken der ildung der vereinig- ten Staaten von Europa propagiert, steht ganz im Gegensatz zu den Ideen, die von manchen Organisationen und Persönlichkeiten genährt werden, um eine Blockbildung im Stile Chur- chills zu erreichen. Die ,, Europa- Union" will alle Staaten Europas umfassen und lehnt jede einseitige gefährliche Politik ab.
Kunz v. Kauffungen
Studentische Zonentagung
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Die Zonentagung studentischer Vertreter der Uni- versitäten in der französischen Zone, an der auch Mitglieder der Zonenräte der anderen Besatzungs- gebiete teilnahmen wir berichteten über die Er- öffnung dieser Tagung schon in der letzten Num- mer- brachte neben den Beratungen von Arbeits- kreisen, die sich mit rein studentischen, zum Teil verwaltungstechnischen, organisatorischen und sozia- len Fragen beschäftigten, der weiteren Oeffentlich- keit zugängliche Vorträge. Besonderes Interesse ver- diente der Bericht des Kurators der Universität Halle über„ Die Universitäten und das Schulexperi- ment in der russischen Zone". Kurator Elchlepp entwickelte aus einem knappen Rückblick auf die Entwicklung der Schulformen seit dem Mittelalter die Reformthese, die eine Ueberwindung der Drei- teilung des Bildungsweges( Volksschule, Oberschule und Universität) erstrebt und in der Einheitsschule allen Kindern des Volkes die gleichen Bildungsmög- lichkeiten sichern will. Drei grundsätzlichen Pro- blemen habe man bei Kriegsende, als die Schulre- formfrage akut wurde, gegenüber gestanden. Man wollte die Dreiteilung des Schulsystems beseitigen, die Zurücksetzung der Landkinder im Schulunter- richt aufheben und eine Neuordnung des konfes- sionellen Religionsunterrichts herbeiführen.
Der achtklassigen Einheitsschule gehe ein Pflicht- jahr im Schulkindergarten voraus, um das Kind an die Gemeinschaft mit anderen Kindern zu gewöh- nen. Die Begabten werden vom Lehrkörper der Grundschule ausgesucht und erhalten ab siebtem Schuljahr besonderen Unterricht, bleiben jedoch volle acht Jahre in der Grundschule. Nach weiteren vier Jahren Oberschule macht der Schüler sein Abitur und erwirbt sich damit die Berechtigung, an einer Universität zu studieren.
Das Landschulenproblem hoffe man durch Zusam- menfassung der oberen Klassen mehrerer Dörfer in Zentralschulen einigermaßen lösen zu können. Über das ganze Land soll ein System von Heimschulen gelegt werden, in denen sämtliche Schulstufen bis zum Abitur vereint sind.
Durch Herauslösung des konfessionellen Religions- unterrichts aus den Lehrplänen der Schulen will man die Belastung der Schulen durch die konfessio- nelle Spaltung beseitigen.
Für eine Uebergangszeit habe man, um allen Volksschichten einen angemessenen Anteil am Uni- versitätsstudium zu verschaffen, begabte Werktätige
SCHWÄBISCHES TAG BLATT
Der Schatten der Vergangenheit
Schacht, der politische Mensch/ Flick vor dem Nürnberger Gericht NÜRNBERG. Die Zeugenvernehmungen im Spruchkammerverfahren gegen Schacht wur- den in Nürnberg fortgesetzt. Der Verteidiger Schachts im Nürnberger Kriegsverbrecher- prozeß, Professor Krauß, sagte aus, Schacht habe seinerzeit kategorisch abgelehnt, bei der bevorstehenden Besetzung Belgiens als Fi- nanzberater tätig zu sein, da er den Angriff auf den Westen nicht billige. 1938 habe Schacht bereits mit dem ehemaligen Generalobersten Halder gegen Hitler konspiriert. Schacht habe von der Wehrmacht die Beseitigung Hit- lers verlangt, aber der Besuch Chamberlains in München habe den Plan zerstört.
vernommen
v. Papen, der infolge einer Herzschwäche im Internierungskrankenhaus werden mußte, meinte, Schacht habe Hitler nicht unterstützt, er habe lediglich als politi- scher Mensch die NSDAP. mit Interesse ver- folgt und versucht ,,, etwas daraus zu machen". Weil bei den Verhandlungen vor dem Stutt- garter Sondergericht. ,, manches nicht in Ord- nung war", machte sich der damalige Refe- rendar Dr. Eberhard Schwarz Notizen, um dieses Material zu einem späteren Zeit- punkt vorlegen zu können, wenn einmal Re- chenschaft gefordert wird. Nun ist Dr. Schwarz als Zeuge im Juristenprozeß vorgeladen und schildert Einzelheiten über die Verhandlungen vor dem Sondergericht. Vor einer solchen Ver- handlung hat der Angeklagte Cuhorst einmal das zynische Wort ausgesprochen: ,, Meine Herren, auf zur Schlachtbank."
In Dachau, wo gegen die Buchenwalder Wach- mannschaften, Aerzte und gegen die ,, Kom- mandeuse" Ilse Koch verhandelt wird, legte der Zeuge Dr. Sitte zwei Stücke tätowierter Menschenhaut und einen faustgroßen Men- schenkopf vor. Der Zeuge, der selbst in der Pathologie arbeiten mußte, berichtete, wie diese Köpfe hergestellt wurden: ,, Zuerst hatte man die Haut des Gesichtes abgeschält, dann wurden sämtliche Knochen und knochenähn- liche Bestandteile herausgenommen und der Kopf zwei bis vier Stunden in ein heißes Sandbad gelegt, worauf das Fleisch zusam- menschrumpfte." Ilse Koch selbst besaß einen Lampenschirm, der aus der Haut eines eigens zu diesem Zweck und auf ihre Veranlassung getöteten Gefangenen hergestellt war.
Der Prozeß gegen den Großindustriellen Flick und seine fünf Mitschuldigen begann in Nürnberg mit der Anklagerede General Taylors. Nachdem er den Aufstieg Flicks vom kleinen Siegerländer Stahlproduzenten bis zum deutschen Stahlkönig, seine Arisierungsme- thoden und seine Zusammenarbeit mit Hitler, Göring und Himmler geschildert hatte, wandte er sich an das Gericht mit den Worten: ,, In den Bergwerken und Fabriken dieser Indu- striellen wurde mit menschlicher Arbeitskraft gearbeitet und gerade sie hätten die Würde des Schweißes achten müssen. Dennoch dreh- ten sie die Uhr der Geschichte zurück und erweckten die Sklaverei in Europa zu neuem Leben.
Die Verfassungen in der französischen Zone
Neuer Verfassungsentwurf Deutschland zu veröffentlichen und in der Zone française d'occupation als Gesetz durch- zuführen.
Eine Verordnung der Militärregierung BADEN- BADEN. Zur Volksabstimmung über die Verfassung und zur Landtagswahl am 18. Mai hat die französische Militärregierung folgende Verordnung erlassen:
Artikel 1. Die Wählerschaft der Länder Rheinpfalz, Baden und Württemberg ist auf- zurufen, am 18. Mai 1947 in geheimer Wahl über die Annahme der in jedem dieser Länder von der provisorischen Regierung im Einver- nehmen mit der Beratenden Versammlung aufgestellten Verfassung abzustimmen. Die Stimmen werden mit ja oder nein abgegeben. Die Mehrheit der Ja- Stimmen führt zur An- nahme der Verfassung.
Artikel 2. Am gleichen Tage hat in allge- meiner Abstimmung die Wahl der Mitglieder des Landtags zu erfolgen, der in den Verfas- sungsentwürfen der in Artikel 1 genannten Länder vorgesehen ist.
Artikel 3. Für den Fall der Ablehnung der Verfassung wird der gemäß Artikel 2 gewählte Landtag damit beauftragt, im Einvernehmen Verfassung auszuarbeiten. Den, Landtagen mit der provisorischen Regierung eine neue stehen die in den Verordnungen Nr. 65, 66 und 67 vom 8. Oktober 1946 näher bestimmten Vollmachten zu. Die Dauer seines Auftrages ist auf sechs Monate beschränkt.
Artikel 4. Diese Verordnung ist im Amts- blatt des französischen Oberkommandos in
Arbeitspflicht in Mainz
MAINZ. Um den Bedarf an Arbeitskräften für den Wiederaufbau zu decken, zieht die ständige Gewerbetreibende als Hilfsarbeiter Stadt Mainz auch die Arbeitgeber und selb- heran, sofern sie nicht unbedingt lebensnot- wendige Aufgaben zu erfüllen haben. In einer Besprechung mit den Gewerkschaften und den Vertretern der Arbeitgeber wies das Arbeits- amt darauf hin, daß es nicht möglich sei, nur die Arbeiter zum Wiederaufbau heranzuziehen.
Insel Helgoland gesprengt CUXHAVEN. Am Freitag, dem 18. April, um 13 Uhr deutscher Sommerzeit, wurden die mi- litärischen Anlagen der Insel Helgoland in die Luft gesprengt. Aus einer Entfernung von 9 Seemeilen( 16,6 km) wurden 6700 Tonnen Sprengstoff zur Explosion gebracht. Kurz vor der eigentlichen Sprengung verjagten einige
in Vorsemester zusammengefaßt. Nach dem Abitur sollen diese ihr Studium an der Universität aufneh- men können, dies allerdings nur für die nächsten drei Jahre, also bis zu dem Zeitpunkt, da die Abi- turienten der Einheitsschulen zur Universität kom- men. Die getroffene Begabtenauslese, die das Bil- dungsprivileg einzelner Volksschichten aufhebe, mache diese Zwangsmaßnahmen dann überflüssig. Erziehungsideal müsse die Heranbildung von Bür- gern, nicht Untertanen zu einem ,, streitbaren, demo- kratischen Humanismus" sein.
Der Vortrag des Hochschuloffiziers der Tübinger Universität, Administrateur Cheval, setzte bei der Frage der Hochschulreform, die in der ganzen Welt gefordert werde, ein. Man mache den Hoch- schulen vielfach den Vorwurf, sich abkapselnde Ka- sten heranzubilden und Hort der Reaktion zu sein. In Frankreich ringe man mit den Problemen wie überall und suche in Ausschüssen Reformvorschläge auszuarbeiten. Das französische Hochschulsystem unterscheide sich vom deutschen vor allem durch seine Vielseitigkeit. Die Universität habe in Frank- reich keinen Bildungsmonopolcharakter. Das fran- zösische System weise vier Arten von Hochschulen auf: Technische Hochschulen, Lehrerbildungsanstal- ten, die Universitäten und als Krönung die„ Großen Schulen". Eine besondere Rolle spiele in Frankreich das Wettbewerbssystem, eine Auslesemethode, die vor allem dem Staate dazu verhelfe, seine kom- mende Führerschicht aus allen Schichten des Vol- kes zu rekrutieren. Administrateur Cheval zeichnete in seinem Vortrag ein umfassendes Bild des franzö- sischen Hochschulsystems, das hier, so außerordent- lich interessant es wäre, nicht einmal kurz be- leuchtet werden kann.
Dasselbe gilt für die Berichte der Hochschuloffi- ziere aus der britischen und der amerikanischen Zone, die gleichfalls die Eigenheiten der Hochschul- systeme ihrer Länder erläuterten.
Der britische Hochschuloffizier, Mr. Pender, hob bei seiner Darstellung des englischen Schul- und Hochschulsystems besonders die zurzeit in Vor- bereitung sich befindenden sozialen Reformbestre- bungen hervor, die nach seiner Darstellung denen der sowjetischen Zone, Deutschlands ähnlich sind. Colonel Jrvins, des amerikanischen Hochschul- offiziers, Bericht über die amerikanischen Hochschul- verhältnisse zeigte, daß auch in USA. Reformen vorbereitet werden, die allerdings vor allem darauf hinzielen, die Allgemeinbildung zu vertiefen. Ent- gegen den deutschen Verhältnissen sind, so viel
22. April 1947
Kein Wunder, daß...
Ein Mann wurde im Jahre 1935 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er sich gegen das Nazi- regime betätigt hatte. Er wollte nun 1947 beim Vermessungsamt Heidelberg eine Stelle haben. Ge- wiß kein unbilliges Verlangen! Er konnte nicht eingestellt werden, weil seine Strafe im Straf- register noch nicht gelöscht ist.
Ein Mann wurde ehrenamtlicher Vorstand einer Ortskrankenkasse. Er mußte sein Amt auf Antrag eines badischen Landrats wieder abgeben, weil er kein Deutscher ist. Hitler hatte ihm nämlich auf Grund des Ausbürgerungsgesetzes vom 14. Juli 1933 die deutsche Staatsangehörigkeit genommen, und seit dem Einmarsch der Alliierten hat noch nie- mand Zeit gehabt, die Maßnahme Hitlers zu kor- rigieren.
Kein Wunder, daß die Nazis an den Ecken ste- hen und über diese Demokratie lächeln. alan
Nachrichten aus aller Welt
Französische Zone
BADEN- BADEN. Am 17. April begann der Prozeß gegen die Synagogenschänder des Murgtales. Die Anklage lautet auf Brandstiftung, Plünderung und
Hausfriedensbruch.
BADEN- BADEN. Die französische Militärregie- rung hat angeordnet, daß der Telegramm- und Tele- fonverkehr zwischen der französisch besetzten Zone und der ganzen Welt mit Ausnahme von Spanien und Japan wieder aufgenommen wird.
Amerikanische Zone
FRANKFURT, In Frankfurt a. M. sind innerhalb der letzten sechs Monate bei Razzien auf dem Schwarzen Markt etwa 25 500 Personen festgenom- men worden. Darunter befanden sich allein 165 steck- brieflich verfolgte Verbrecher.
MÜNCHEN. Die Landesleitung der CDU. in Bayern will in der Neubürgerfrage beim bayerischen Land- tag einen Antrag stellen, nach dem alle unter das Neubürgergesetz fallenden Personen die bayerische Staatsangehörigkeit erhalten sollen.
TRAUNSTEIN. Das Spruchkammerverfahren ge- gen den Sänger Wilhelm Strienz wurde eingestellt. Die Kammer bezeichnete das früher von ihm ge- sungene Churchill- Lied zwar als witz- und geschmack- los, doch sei in keinem Land die politische Satire verboten.
TUBINGEN. Der Beratenden Landesver- sammlung wurde am Montag der Entwurf des Verfassungsausschusses vorgelegt. Der stell- vertretende Präsident Fleck teilte den Ab- geordneten mit, daß bis spätestens 23. April, 12 Uhr, die Verfassung verabschiedet sein müsse. Da ein Teil der Abgeordneten noch nicht im Besitze der Vorlage war, wurde die feldmarschalls Milch legte gegen das Urteil Beru- Sitzung, die 10.30 Uhr begonnen hatte, nach kurzer Verhandlungsdauer auf 14 Uhr vertagt, um den Abgeordneten die Möglichkeit zum Studium des Entwurfs zu geben.
FREIBURG i. Br. Gegen die Stimmen der Demokraten, Sozialdemokraten und Kommu- nisten nahm die südbadische Beratende Lan- desversammlung, die eine absolute Mehrheit der BCSV.( der CDU. unseres Landes entspre- chend) aufweist, den vorgelegten Verfassungs- entwurf an. Zu lebhaften Auseinandersetzun- rats, über den Schulartikel und über die Wirt- gen kam es über die Schaffung eines Stände- schaftsfragen. Eine besondere Note erhielt die Diskussion über den Vorschlag, wonach kein badischer Staatsbürger zu militärischen Dienst- leistungen gezwungen werden könne. Der Ar- tikel wurde mit 27 gegen 25 Stimmen ge- strichen.
NÜRNBERG. Der Verteidiger des zu lebensläng- lichem Gefängnis verurteilten ehemaligen General- fung ein.
Englische Zone
HANNOVER. Die Betriebsräte Hannovers forder- ten in einer Entschließung die Absetzung Dr. Schlange- Schöningens, des Ernährungsbeauftragten der britischen Zone.
BRAUNSCHWEIG. Wegen Ausschreitungen bei den Hungerdemonstrationen müssen sich 39 Per- sonen vor einem Militärgericht verantworten.
HAMBURG. Die schwedische Regierung hat die Absicht, deutsche Seeleute in Schweden zu beschäf- tigen. Der internationale Gewerkschaftsbund erhebt keine Einwendungen gegen die Beschäftigung deut- scher Seeleute auf ausländischen Schiffen.
LÜBBECKE. Der frühere Kommandant des Kon- zentrationslagers Papenburg, Karl Dubel, konnte durch Mitglieder der VVN. in Lübbecke festgestellt und der Festnahme zugeführt werden. Dubel, der mehrerer Morde verdächtigt wird, war in Lübbecke als entlassener Kriegsgefangener bei einem Fleischer- meister als Gehilfe tätig.
Ausland
1
LONDON. Anläßlich der Umbildung des englischen Kabinetts wurde die Kontrolle über die britische Besatzungszone in Deutschland und Oesterreich dem
Detonationen die Vögel von der Insel. Wenige Minuten nach der Sprengung beobachteten das Sprengkommando und die Journalisten eine 2500 Meter hohe und 1500 Meter breite Rauch- wolke über der Insel. Die Schäden konnten noch nicht festgestellt werden, doch stellten die Beobachter fest, daß ein großer Teil des Ober- präsident Tiso ist durch den Strang hingerichtet landes noch steht.
Nachahmenswert
LÜBECK Im Verlauf einer Sitzung des Lü- becker Senates wurde der Vorschlag gemacht, alle Beamten des Ernährungsamtes, sowie die- jenigen Polizeibeamten, die zur Bekämpfung des schwarzen Marktes eingesetzt wurden, vor ihrem Dienstantritt zu wiegen. Die Beamten, die nach einiger Zeit zunehmen, sollen entlas- sen werden. Der Senat prüfte lange und ernst- haft diesen Vorschlag, jedoch wurde kein Be- schluß gefaßt.
konnte entnommen werden, die amerikanischen Stu- denten einer weit strengeren Aufsicht unterworfen als ihre deutschen Kommilitonen.
Einen Versuch, die gehörten Referate in einer Aus- sprache noch zu vertiefen, war nur ein Teilerfolg beschieden.( Wir kommen in der nächsten Nummer darauf zurück.)
Der Leiter der Zonentagung, Heck, schilderte in seinem Referat„ Der Student von heute" die Situation des jungen Menschen in einer Zeit, die nur von Trümmern und zerbrochenen Idealen weiß. Zum Abschluß der Tagung wurde ein Teil der Ar- beitsergebnisse in Resolutionen gefaßt. Eine erste fordert die Verankerung der Rechte und der Pflich- ten der Studentenschaft in der Universitätsverfas- sung, in einer zweiten wird die Militärregierung ge- beten, für die französische Zone einheitliche Zulas- sungsbestimmungen zum Studium zu erlassen und beim Kontrollrat zu bewirken, daß einheitliche Zu- lassungsbestimmungen für ganz Deutschland geschaf- fen werden. Eine dritte Resolution beauftragt den Asta der Universität Freiburg mit der organisatori- schen Vorbereitung zur Bildung eines Zonenrates, wie er in der amerikanischen und in der britischen Zone bereits besteht und in der sowjetischen Zone im Juni dieses Jahres bei der ersten Studentenzo- nentagung der sowjetischen Zone in Halle gebildet werden soll. hk.
Pünktlich mit der Eröffnung des ersten Studen- tentages in der französischen Zone erschienen auch die ,, Studentischen Blätter" mit ihrer ersten Nummer. Die Blätter sollen ein öffentliches studentisches Forum schaffen, von dem aus der Student zum Studenten, zur Universität und zur Oeffentlichkeit sprechen kann.
Dornacher Theater in Tübingen
Rudolf Steiner begriff Kunst als große Lehre des Menschen an sich selbst, und er begriff aus dem Punkte den gehobenen Stil. Aus allgemeinen An- sichten über die Sprache entwickelte er eine Lehre für die Sprecher und Spieler auf dem großen Thea- ter. In seinem Sinne arbeiten die Spielgruppen sei- ner Gründung, des Goetheanum in Dornach.
Zwei Aufführungen zeigen die Dornacher in un- serem Theater: ,, Die Braut von Messina" und ,, Maria Stuart".
In beiden Stücken ist alles Spontane, Momentane, alles Unruhige, Nervöse, alles Flüchtige, vollends das Vulgäre verlassen. In der Braut" mehr als in
Außenministerium übertragen.
PRESSBURG. Der ehemalige slowakische Minister-
worden.
NEW YORK. Abessinien hat sich als einziger Mit- gliedsstaat der UN. gegen die Einberufung der Palästinakonferenz ausgesprochen. Der Vertreter erklärte, Abessinien sähe die Notwendigkeit einer solchen Sitzung nicht ein.
Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schitten helm, Alfred Schwenger und Werner Steinberg( zurzeit in Urlaub)., Weitere Mitglieder der Redaktion: Albert Ansmann, Dr. Helmut Kiecza und Josef Klingelhöfer. Monatlicher Bezugspreis einschl. Trägerlohn 1,50 RM., durch die Post 1,74 RM., Einzelverkaufspreis 20 Pfg. Erscheinungstage Dienstag und Freitag
der„ Maria". Da herrscht durchaus Großheit und Gleichmaß, eine gewisse Feierlichkeit. Selbst das Presto hat Gehaltenheit: das Wilde, Gräßliche, Pein- liche, der Hohn und das Schmähen auf das Schick- sal und die Gottheit in der„ Braut". Die hohe Lyrik griechischer Chöre hat es dem Dichter angetan; auch Reminiszenzen an Calderon sind herauszu- hören. Schiller schwelgt in einem wahren Pompe der großen Worte, der energischsten Metra, der voll- sten Töne. In einer erhabenen Didaktik werden die menschlichen Dinge ins Große projiziert. Es ist in unserer Sprache kaum etwas dieser Vers- Pracht an die Seite zu stellen.
Die Dornacher gehen an ihre Aufgabe mit allem Ernst; man merkt, da ist gearbeitet worden. Und sie gehen an die Sache mit einem regelrechten Pro- gramm. Es mag noch nicht durchgehalten sein. Man hört obligates Reklamieren, sieht aber auch würdig repräsentatives Spiel; es geht bis zur schärfsten, fixiertesten Darstellung, der Art der Marionette ähnlich. Das Akustische wird vielleicht zu sehr her- ausgehoben; es werden mehr Versfüße, als Verse gesprochen. Man mag dies und das sagen: wo aber kommt sonst ein Chor heraus wie bei diesen Dornachern? Nich nur, daß das Zusammensprechen klappt, es ist auch eine prachtvolle Konsonanz der Stimmen herausgearbeitet. Auch die Einzelleistun- gen sind beachtlich genug: manche voller Kraft und auch stark im Charakter. Da schlägt ein Puls durch das, was der Außenstehende als maniriert, dog- matisch taxieren wird. Ueberall ist Leitung zu mer- ken, überall Einsatz für die Sache. Und daher En- semblewirkung. Sehr gut auch Bilder und Kostüme. Unsere Schauspieler werden an diesem vielleicht einseitigen Vorgehen lernen können, was sie so ganz verlernt haben: die Beachtung des Rhyth- mischen und Melodischen im Vers, formvolle Gesten, h. was man Stil nennt.
Kulturelle Nachrichten
Vom 10. bis 18. Mai 1947 findet in Würzburg eine Arbeitstagung der Studiobühnen
deutscher Hochschulen statt.
In Augsburg erscheint neuerdings ein monatlicher Sammelband ,, Die Bühnenkritik", die Theater- kritiken aus deutschen Zeitungen veröffentlicht.
Vom Tübinger Schauspielhaus
Im Städt. Schauspielhaus wird die Tragikomödie ,, Der Kirschgarten" von Anton Tschechow einstudiert. Regie führt Roland Ricklinger von den Städt. Bühnen Mannheim als Gast.
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