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SCHWÄBISCHES TAG BLATT

WIRTSCHAFT UND VERKEHR

Wohnraum durch Selbsthilfe/ II. Der Naturbaustoff Lehm

Der wichtigste unter den zum Thema Wohnraum durch Selbsthilfe" in Nr. 9 vom 31. 1. 47 des ,, Schwä- bischen Tagblatts" genannten Naturbaustoffen ist der Lehm. Die charakteristische Eigenschaft dieser Erdart ist ihre Klebekraft; auf dieser Eigenschaft beruht ihre Bedeutung als Baustoff. Es gibt ver- schiedene Lehmarten. Nach dem Fundort unter- scheidet man Berglehm, Geschiebelehm, Löẞlehm usw. Die verschiedenen Arten weisen unterschied- lichen Fettgehalt auf: man spricht von fettem, mit- telfettem bis magerem und schluffigem" Lehm. Diese verschiedenen Lehmarten müssen bei ihrer Verwendung als Baustoff auch verschieden behan- delt werden./

Es gibt auch verschiedene Lehmbauverfahren.' Die bekanntesten sind der Lehmsteinbau, der Lehm- wellerbau und der Lehmstampfbau. Für Süd- und Südwestdeutschland dürften die beiden letzteren Verfahren aus klimatischen Rücksichten nicht in Frage kommen. Der Lehmsteinbau dürfte als das Bauverfahren bezeichnet werden, das für den dringend notwendigen Siedlungsbau am meisten Er- folg verspricht. Auf dieses Verfahren soll daher hier näher eingegangen werden.

Keine Lehmart kann so als Baustoff verwendet werden, wie sie aus der Erde gegraben wird. Jeder Lehm muß entsprechend seinen Eigenschaften und mit Rücksicht auf die Verwendungszwecke sorgfäl- tig zubereitet werden. Es ist Aufgabe des Fachman- nes für Naturbaustoffe, die Zubereitung von Fall zu Fall zu bestimmen. Er fertigt daraus einen gut getrockneten Mauerstein, der einen nahezu vollwer- tigen Ersatz für den Backstein darstellt. Zu diesem Zweck muß der Lehm erst in einer Mörtelpfanne oder auch einfach auf festem Boden gut eingesumpft, d. h. mit Wasser durchweicht, und dann unter fort- währendem Beimischen von Sand oder Kies und Stroh mit anderen Pflanzenfasern und wiederholtem Uebergießen mit Wasser tüchtig durchgeknetet wer- den. Der so aufbereitete Lehm bleibt ein bis zwei Tage liegen, um dann mit Hilfe von einfachen Holz- formen im Handstrich zu Mauersteinen in der Größe des Backsteines geformt zu werden. Die frischge- formten Lehmsteine dürfen selbstverständlich nicht dem Regen ausgesetzt werden, bevor sie nicht schon ein wenig trocken und fest geworden sind. Daher müssen sie unter einem Schutzdach hergestellt und getrocknet werden. Bei günstiger Witterung kann der Trockenprozeß in zwei Wochen beendet sein. Aus diesem luftgetrockneten Lehmstein wird das Mauerwerk( Außenwände 40 Zentimeter mit Putz) errichtet, nachdem die Grundmauern vorher aus Be- ton oder Naturstein hergestellt worden sind. Der Sockel soll mindestens 30 Zentimeter hoch sein.

Aus dem auf die geschilderte Weise eingesumpf- ten Lehm und aus Lehmschlämme mit Kies läßt sich außerdem ein Mörtel bereiten, der jeden anderen Mörtel entbehrlich macht. Mit diesem Mörtel allein

können Natur- und Lehmsteine vermauert werden. Mörtel aus Lehmschlämme und Kies eignet sich be- sonders für den Innenputz.

die Latten nach unten hindurchgedrungene Lehm wird sofort mit einer Krücke abgestoßen und wie- der nach oben gebracht, um erneut verwendet zu werden. Auf diese Weise bekommt man unten eine glatte Fläche, die aber immer noch so rauh ist, daß der Putz fest daran haftet. Besondere Vorkehrun- gen für die Putzhaftung erübrigen sich damit und gestatten weitere Ersparnisse. Die Decke kann mit einer beliebig starken Lehmschicht übertragen wer- den. Man kann die Querbalken vollegen. Man kann sich aber auch mit einer etwa 8 bis 10 Zentimeter starken Lehmschicht begnügen und dann mit trok- kenem Sand auffüllen. Vor der Uebertragung der Decke mit Lehm müssen die Balken unten gut ab- gestützt werden; die Stützen müssen so lange ste- henbleiben, bis die Lehmdecke trocken ist. Eine solche Lehmdecke wird fast' hart wie Stein und ist kaum zu zerstören; sie ist bestimmt angenehmer als eine Schlackendecke, aus der bei geringster Ritzen- bildung oder bei Anbohrung Schlackenstaub rieselt. Endlich läßt sich aus Lehm mit Stroh und anderen Pflanzenfasern ein Leichtlehm herstellen, aus dem Leichtlehmsteine und Leichtlehmbauplatten geformt werden können. Aus frischgegrabenem Lehm wird eine möglichst dickflüssige Schlämme angerührt. Mit ihr übergießt man die Pflanzenteile, so daß die ein- zelnen Halme, Stengel usw. aneinanderkleben. Dann werden daraus Leichtlehmsteine in gewünschter Größe und Leichtbauplatten in erforderlichem For- mat hergestellt. Diese Leichtlehmsteine eignen sich vorzüglich zum Ausbau von Dachgeschossen, falls übermäßige Belastung vermieden wird; Leichtlehm- bauplatten dagegen kann man überall dort verwen- den, wo man sonst andere Leichtbauplatten benötigt. Zu weiteren eingehenden Aufklärungen ist der Ver- fasser, Herr Christian Kalbach, Neckartenzlingen, Kreis Nürtingen, gerne bereit.

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Wir möchten unseren an dieser Arbeit interessier- ten Lesern hiermit den technischen Teil unserer Ver- öffentlichung ,, Wohnraum durch Selbsthilfe" zur Ver- fügung stellen, den wir an dieser Stelle in Nr. 9 des ,, Schwäbischen Tagblatts" vom 31. 1. 47 angekündigt haben. Es ist unwahrscheinlich, daß ein Laie über alle Kenntnisse verfügt, die zur Errichtung eines Baues notwendig sind. Durchaus möglich wäre es je- doch, einen Menschen zu einer bestimmten, sich immer gleichbleibenden Arbeit verhältnismäßig schnell und ohne großen Aufwand anzulernen. Ein sachkundi- ger, an unserer Veröffentlichung interessierter Leser hat in dieser Hinsicht einen Vorschlag gemacht, der nach unserer Meinung alle Aufmerksamkeit ver- dient. Er hat den Gedanken der Bildung von Selbst- hilfe- Genossenschaften ausgesprochen. Nach seinem Vorschlag soll jeder Bauwillige, der Mitglied wer- den will, sich verpflichten, denjenigen Teil des Bau- geldes, den man gemeinhin als Eigenkapital" be-

zeichnet( üblicherweise außer dem Baugelände etwa 25 Prozent der Bausumme), selbst oder durch Fami- lienangehörige abzuarbeiten, ihn also nicht in barer Münze beizusteuern. Ein Bauunternehmen, möglicher- weise ein genossenschaftseigenes, übernimmt die ge- samten Bauarbeiten. In ihm wird jeder Bauwillige entsprechend seinen Fähigkeiten in einer Tätigkeit angelernt, die er dann in diesem Unternehmen au- Berhalb seines sonstigen Berufes ausübt. Der ihm gutkommende Arbeitslohn würde jeweils auf das Konto des Bauwilligen bei der Genossenschaft gut- geschrieben, die den Bau finanziert. Das nach den Bedürfnissen und Wünschen des Bauwilligen zu bauende Haus würde erst dann in dessen Eigentum übergehen, wenn die gesamten Baukosten abgear- beitet wären.

Baugenossenschaften dieser Art sollten unter Lei- tung eines mit der Lehmbaumethode hinlänglich vertrauten Architekten stehen und über eine ge- wisse Anzahl von Baufachkräften verfügen. Aufgabe besonderer Fachausschüsse müßte es sein, die Sied- lungsbauvorhaben mit den Planungen der zustän- digen Stellen in Einklang zu bringen. Auf diese Weise wäre die Durchführung von Selbsthilfebauten und Selbsthilfesiedlungen nicht nur in handwerks- gerechter, sondern auch in einer den Siedlungspla- nungen der Kreise und Länder entsprechenden Form gewährleistet, ohne daß die so knappen Fachkräfte in einem Maße in Anspruch genommen werden müß- ten, wie dies bei Einzelbauvorhaben der Fall ist. Die Reihenfolge der Neubauten innerhalb der Genossen- schaft ließe sich in der Weise regeln, daß immer der Bauwillige als erster berücksichtigt würde, der am meisten Eigenkapital erarbeitet hat.

Die Gründung solcher Selbsthilfe- Baugenossen- schaften und die Verwendung der Naturbaustoffe würde u. E. einen beachtlichen Beitrag zur Behe- bung der immer dringender werdenden Wohnraum- not leisten. Auch in sozialer Beziehung wäre sie von weittragender Bedeutung, gäbe sie doch vielen fleißigen Menschen, deren finanzielle Lage es sonst nicht gestatten würde, die Möglichkeit, sich ein ei- genes Heim zu schaffen. Sie verdient aber in einem besonderen Maße die Beachtung unserer Gemein- den und Baubehörden, weil auf diese Weise Kräfte für den Wiederaufbau produktiv gemacht werden könnten, die sonst man denke nur an Kurzarbeit und wachsende Produktionshemmungen vielleicht brachliegen müßten. Da Fleiß und Tatkraft in einer Zeit wie der heutigen, die nur zu leicht zu Mutlo- sigkeit und Selbstaufgabe führt, nachhaltige Unter- stützung verdienen, dürfte es unseren Baubehörden nicht ganz unmöglich sein, solche Selbsthilfebauten und Selbsthilfe- Baugenossenschaften bevorzugt mit den noch notwendigen, nicht selbst zu beschaffen- den Baustoffen zu beliefern und vielleicht gar Er- leichterungen in Steuern und Anliegerkosten zu ge- währen. Wir richten an die interessierten Kreise und die Behörden den Aufruf, an den hier gegebe- nen beachtenswerten und konstruktiven Anregungen nicht vorüberzugehen. ( Die Redaktion)

Wirtschaftsnachrichten

KAISERSLAUTERN. Das Guß- und Armaturen- werk führt zurzeit Verhandlungen mit Daimler- Benz wegen Ueberlassung von Fabrikgelände sowie Maschinen zur Motorenfabrikation. Es werden zur- zeit wieder 250 Arbeiter beschäftigt, das sind 20 Prozent der Friedensbelegschaft, mit denen 30 Pro- zent der Kriegszerstörungen beseitigt werden konn- ten. Nach Erteilung der Arbeitserlaubnis durch die Militärregierung kann die Produktion, die von be- sonderer Wichtigkeit für den Wiederaufbau ist( Lei- tungsrohre, Kanalisationsanlagen, Toilettenanlagen usw.) mit den vorhandenen Rohstoffen wieder auf- genommen werden.

Der reine Lehmmörtel wird bereitet, indem man frischgegrabenen Lehm einsumpft und ihn gut durch- Französische Zone knetet. Zur Bereitung des Mörtels aus Lehm- schlämme und Kies muß aus frischem Lehm erst eine dicke Brühe angerührt werden. Sie wird durch ein Sieb in die Putzpfanne gegossen. Darauf wird unter ständigem Umrühren so lange Kies beige- mischt, bis der Mörtel die erforderliche Konsistenz hat. Das Arbeitsverfahren mit diesem Lehmmörtel entspricht demjenigen, das auch für den Kalkmörtel üblich ist. Wenn der Putz trocken ist, wird er mit Kalk- oder Kreidebrühe übertüncht. Eine mit Lehm- mörtel geputzte und nachher mit Kalk oder Kreide übertünchte Wand kann genau wie eine mit Kalk- mörtel geputzte Wand bemalt oder tapeziert wer- den, sie kann aber auch so stehen bleiben. Es wird der fertigen Wand niemand, der es nicht weiß, an- sehen, daß sie mit Lehmmörtel geputzt ist.

Auch für den Deckenbelag stellt der Fachmann aus Lehm eine Masse her, die allen anderen Baustoffen vorzuziehen ist, die sonst für diesen Zweck Ver- wendung finden. Dazu muß der Lehm ebenfalls, wie bei der Herstellung von Lehmsteinen beschrieben, gut eingesumpft und unter Beimischung von etwa 15 bis 25 Zentimeter lang gehäckseltem Stroh, das zum Teil auch durch andere Pflanzenfasern ersetzt wer- den kann, unter wiederholtem Uebergießen mit

Wasser in einer Mörtelpfanne oder auf freiliegender runder Spreite angetreten werden. Darauf bleibt diese Masse einen oder zwei Tage liegen, worauf dann die Oberdecke damit übertragen wird. Für einen solchen Lehmbelag können die Latten mit Zwischenräumen von 4 bis 5 Zentimeter genagelt werden, so daß man einen beträchtlichen Teil der sonst erforderlichen Latten spart. Die zähe Lehm-

ROM. Einer Nachricht in der italienischen Wirt- schaftszeitung ,,, Il globo" zufolge sind die Verhand- lungen zwischen der Delegation der französischen Besatzungszone und der italienischen Regierung über die Probleme des Handelsaustausches zwischen der französischen Besatzungszone und Italien ab- geschlossen. Der Handelsaustausch soll Grundlage privater Kompensationsgeschäfte inner- halb der Grenzen geschehen, die durch die beiden Listen kontingentierter Waren gesetzt sind.

auf der

BADEN- BADEN. In einer Konferenz der Forst- darauf hingewiesen, daß zum Ausgleich der während betriebe in der französischen Besatzungszone wurde der deutschen Besatzungszeit erlittenen Schäden Frankreich einen sofortigen Bedarf von 6 Mill. cbm Holz habe, das in der französischen Besatzungszone geschlagen und in Frankreich den bevorrechtigten Unternehmen zugeleitet werden müsse.

masse wird mit Dunggabeln in kräftigem Schwung Anglo- amerikanische Zone

von oben derart auf diesen Lattenrost aufgeworfen, daß sie zwischen den Latten nach unten durch- dringt und so die Zwischenräume ausfüllt. Der durch

der

BERLIN. Nach einem Omgusbericht wird Hochstand, den die industrielle Erzeugung in der amerikanischen Zone im Herbst 1946 verzeichnen

konnte, Ende April oder Anfang Mai d. J. wieder erreicht werden. Er besagt, daß der Tiefpunkt der industriellen Produktion im Februar gelegen habe. Der Wechsel der klimatischen Verhältnisse habe seit- dem die Wiederingangsetzung der Industriewerke, die Stromerzeugung aus Wasserkraft und durch die Wiedereröffnung der Wasserstraßen die Ueberbrük- kung der Engpässe im Verkehrswesen in Aussicht gestellt. Diese Umstände ließen im Verein mit der günstigen Kohlenlage eine neue Periode industriel- len Aufschwungs erwarten.

Gebesserte Kohlenlage

BERLIN. Die britische Kontrollkommission meldet in einem Bericht, die unmittelbare Krise in der Kohlenversorgung sei mit dem Einsetzen des Tau- wetters überwunden. Während der Frostperroce seien sowohl auf den Binnenwasserstraßen wie auch bei der Eisenbahn die Schwierigkeiten so groß ge- wesen, daß die Kohlenversorgung hinter der stei- genden Kohlenförderung zurückgeblieben wäre. Die Kohlenvorräte hätten sich infolgedessen erheblich vermehrt und am 9. März eine Höhe von insgesamt 1 854 600 t erreicht. In der Zeit der schwierigsten Transportverhältnisse seien täglich etwa 50 000 t auf Halde gegangen. Nachdem Kanäle und Flüsse wie- der befahrbar wären, sollten täglich 43 000 t Kohle auf dem Wasserwege abtransportiert werden. Eine Erhöhung dieser Mengen sei für die nächsten Wo- chen vorgesehen. Der Abtransport werde allerdings noch dadurch erschwert, daß einige Schienenstränge der Eisenbahnen und Straßenbrücken durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Die Halden nähmen aber trotz steigender Kohlen- förderung immerhin nicht mehr nennenswert Umfang zu. Die britische Kontrollkommission hofft, daß die Haldenvorräte in einem täglichen Ausmaß von 10-30 000 t bald abgebaut werden können.

an

5. April 1947

Landflucht in der Ostzone BERLIN. Nach Mitteilungen seitens einer gut un- terrichteten Stelle muß für die nächste Zeit eine Massenabwanderung von Neusiedlern, die gelegent- lich der letzten Bodenreform Land erhielten, be- fürchtet werden. Schätzungen dieser Stelle rech- nen mit einer Abwanderung von 30 bis 50 Prozent der Neusiedler und 2 bis 5 Prozent der Altbauern. Es hätten bis zum 1. 11. 1946 in den Kreisen Freien-

walde und Angermünde bereits 10 bzw. 18 Prozent der Bauern ihre neuerworbenen Heimstätten ver- lassen. Bei Güstrow ständen 31 Höfe, bei Neubran- denburg 8 Neu- und 3 Altbauernhöfe verwaist. Es handle sich hier- immer nach dem Bericht- um die ersten Ansätze einer Massenflucht, die unter der neuangesiedelten Landbevölkerung überall sich an- bahne. Die Gründe für diese bedenkliche Erschei- nung sieht man darin, daß den neuangesiedelten Bauern nicht die notwendigen Mittel zur Bearbei- tung des Landes und damit zum Aufbau ihrer Exi- stenz gegeben wurden. Vor allem fehlte es an Zug- kräften. Allein der Kreis Neubrandenburg habe von 2000 Pferden seit Ausbruch des Krieges 1300 verlo- ren; man rechne allgemein mit einer 65prozentigen Verringerung des Pferdebestandes. Außerdem wird über Mangel an Düngemitteln geklagt; die zur Ver- fügung gestellten Mittel seien recht unvollkommen gewesen und hätten vielfach nur den Unkrautwuchs gefördert. Das Saatgut sei entweder von schlechter Beschaffenheit gewesen oder zu spät geliefert wor- den. Entscheidend jedoch für den Entschluß der Bauern, ihre Landzuteilungen aufzugeben, seien die Ablieferungsvorschriften. Es sei vielfach mehr ge- fordert worden, als erzeugt werden konnte. Die Bauern, die ihr Ablieferungssoll nicht erfüllten, seien als Saboteure vor Gericht gestellt worden. Im Stadt- kreis Strasburg( Uckermark) seien bis zum 1. 1. 47 insgesamt 22 Geldstrafen mit 21 450 Mark verhängt worden, von denen bisher nur 9 500 Mark hätten eingetrieben werden können.

BERLIN. Im Jahre 1946 hat die Sowjetzone nach Mit- teilung der deutschen Verwaltung für Handel und Versorgung in der sowjetischen Besatzungszone Waren im Wert von 85,2 Mill. Mark in die West- zonen geliefert. Der Wert der Gegenlieferungen aus den Westzonen im gleichen Zeitabschnitt wird mit 84 Mill. Mark beziffert. Wie aus dieser Mitteilung weiter hervorgeht, wurden rund 5 Mill. Tonnen im Güterverkehr zwischen den Zonen ausgetauscht. BERLIN. Auf dem alten Berliner Messegelände am Funkturm wird am 12. April als erste Nach- kriegsschau die Ausstellung ,, Wert unter Trüm- mern" eröffnet werden. Es soll auf ihr gezeigt wer- den, wie man aus den 70 Millionen cbm Trümmern der Stadt Berlin rund 1,3 Millionen t Stahl und Eisen, 35 000 t Nichteisenmetalle sowie andere wert- volle Rohstoffe zu gewinnen gedenkt.

SCHWERIN. In der Zeit vom 29. April bis 4. Mai wird in Schwerin eine interzonale Verkaufs- und Musterausstellung industrieller und handwerklicher Erzeugnisse stattfinden.

Gegenwärtig übersteigen nach ihrer Feststellung die Verladungen die vorgesehenen Zuteilungsmengen. Amtliche Schätzungen rechnen für April mit einer täglichen Durchschnittsförderung von 240 000 t und für Juni mit 247 500 t. Die Verteilungsmöglichkeiten werden durch den verfügbaren Transportraum be- grenzt; man erwartet jedoch für die wärmere Jah- reszeit einen wesentlich schnelleren Wagenumlauf. Die Kohlentransporte mit Lastkraftwagen sind nach dem Bericht während der Krise auf das höchste gesteigert worden und die britische Kontrollkom- mission hofft, diesen hohen Stand beibehalten zu können. Als wichtigen Schutz gegen die Folgen neuer Transportkrisen empfiehlt sie die Anlage von Kohlenreserven bei den Verbrauchern.

Der Leiter der NGCC. gab auf einer Pressekonfe- renz bekannt, daß der Preis für die deutsche Kohle erhöht werden müsse. Er wies darauf hin, daß die Steinkohle für 15 Mark je t verkauft werde, wäh- rend die Förderkosten mehr als 30 Mark betrügen. Die Kostenerhöhung sei insbesondere durch die zwanzigprozentige Lohnaufbesserung der Bergarbei- ter bedingt. Ferner fielen auch die früher gewähr- ten Staatszuschüsse fort und schließlich würden die Förderkosten durch den Leistungsstand der jungen ungelernten Bergarbeiter verteuert.

DUISBURG. Die holländische Regierung hat nach einer Bekanntgabe der Industrie- und Handels- kammer Duisburg der Rückführung der seit der Ka- pitulation in Holand befindlichen deutschen Schiffe zugestimmt. Nach Mitteilung der gleichen Stelle ist die französische Militärregierung bereit, für die in der französischen Zone beschlagnahmten deutschen Schiffe eine Geldentschädigung für entgångene Nutz- nießung zu gewähren, deren Höhe allerdings noch nicht feststehe.

BERLIN. Insgesamt 6000 t Saatweizen und 150 t Saatgerste sollen bis Ende April von der britischen Besatzungszone in Form von Brotgetreide an die Tschechoslowakei zurückgegeben werden. Dieses Saatgut war im Herbst leihweise zur Verfügung ge- stellt worden.

Aus der christlichen Welt

Ostern!

Viele feiern es ohne Christus. Sie verherrlichen den Aufbruch der Natur aus der kalten Starre des Winters. Sie machen einen hübschen Spaziergang in den Frühling. Sie halten ihr Fest mit bunten Eiern, mit Narzissen und Weidenkätzchen. Sie hören zum Frühstück eine Platte mit frommer Orgelmusik. Sie holen Goethes Faust aus ihrem Bücherregal und lesen, am offenen Fenster stehend, den ,, Osterspazier- gang".

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Und sie spüren nicht, wie das Auge des Auf- erstandenen auf ihnen ruht. Sie hören nicht seinen Ostergruß: Ich bin auferstanden und bin nun bei dir." Sie freuen sich nur noch an den letzten Funken seiner österlichen Herrlichkeit, aber sie ahnen kaum mehr, woher diese Funken stammen. Wie ist die Welt arm ohne die frohe Botschaft von der Erlösung! Arm und platt und bürgerlich! Oster- eier, Weidenkätzchen und etwas Frühlingsluft! Dort aber ist- Christus, der Auferstandene. Nicht eine ätherische Vision! Nicht eine entzückende Täu- schung! Nicht ein blendendes Trugbild! Nein Wirklichkeit! Der einzig Lebendige unter lauter Sterbenden und Toten! Der einzig Blühende unter lauter Welkenden! Der einzig Stehende unter lauter Stürzenden! Also mehr als Osterhase, Narzissen und erwachende Natur. Ewigkeit ist hier und Aufersteh- hung! Felsen spalten sich. Gräber klaffen auf. Kreuze stehn in blendendem Licht.

Das ist Feiertag. Das reißt die Menschen aus der Not. Das öffnet die Horizonte. Christus ist erstan- den! Die Spötter unter dem blutigen Holz verlang- ten nur, daß er herabsteige, und sie würden glau- ben. Hier ist mehr geschehen: mehr als Toten- erweckung, mehr als das Wunder des Lazarus, mehr als daß er wieder bei den Seinen ist, Aug in Aug, in der Wärme irdischer Liebe, daß er wieder mit ihnen zu Tische sitzt und das Brot mit ihnen bricht. Er ist der Herr geworden. Blendend leuchtet sein Antlitz auf. Der Glanz der Gottheit liegt auf seiner Stirn. Er ist ein Verwandelter.

Darin gründet unsere Hoffnung. Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden. Ja, diese letzte Straße ist immer offen, auch wenn alle irdischen Wege verbaut sind. Der Herr wird zu seiner Stunde auch an uns sein österliches Wunder wirken Diese Hoffnung wird nicht zu- schanden. Nichts und niemand in der Welt nimmt sie uns. Dr. Auer

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Auskunftsstellen für ostdeutsche Diözesen Um vielfache Anfragen Kriegsentlassener aus dem deutschen Osten, die nach ihren Heimatseelsorgern suchen, zu beantworten, hat die ,, Arbeitsgemein- schaft ostvertriebener Seelsorger"( Sitz( 21b) Lipp- stadt i. Westfalen) folgende Auskunftsstellen einge- richtet: Fürst- Erzbistum Breslau einschließlich Freie Prälatur Schneidemühl und Apostolische Delegatur Wartheland: Pfarrer Trennert in( 21b). Lippstadt in Westfalen, Katholische Osthilfe. Diözese Danzig: Kaplan Kutzmann in( 21b) Menden, Kreis Iserlohn in Westfalen, Hauptstraße 55, zugleich Erfassungs- stelle. Diözese Ermland( Ostpreußen): Kaplan Kewitsch in( 21b) Lippstadt in Westfalen, Katho- lische Osthilfe, zugleich Erfassungsstelle. Diözese Kattowitz: Generalvikar Wosnitza in( 21b) Bochum, Gudrunstraße 55, zugleich Erfassungsstelle.<- Diö- zese Königgrätz: Geistlicher Rat Goebel in( 21b) Lippstadt in Westfalen, Katholische Osthilfe. Diözese Leitmeritz: Ueber Katholische Osthilfe in ( 21b) Lippstadt. Diözese Olmütz: Kaplan Ten- schert in( 23) Oldenburg, Stedinger Straße 54. Erzdiözese Prag( deutscher Anteil Grafschaft Glatz- Niederschlesien): Generalvikar Prälat Dr. Monse,( 23) Listrup, Post Salzbergen, Kreis Lingen( Emsland). Dort auch das gesamte Priesterverzeichnis.( Die Glatzer Kartei mit 70 000 Adressen befindet sich bei der Abteilung Suchdienst des Diözesan- Caritas- Ver- bandes für das Erzbistum Paderborn in( 21a) Pader- born, Elsener Straße 1, Carl- Sonnenschein- Haus, desgleichen das Anschriftenmaterial des ,, Glatzer Hilfswerkes"). Südostdiözesen aus Rumänien, Ju- goslawien, Ungarn, Donau- und Schwarzmeergebiet einschließlich Ostgalizien: Geistlicher Rat Goebel, früher Diözesandirektor in Czernowitz, zugleich Er- fassungsstelle.

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Die Antwort an das Atomzeitalter Verdreifachung der Jugendkriminalität- Anwach- sen der Ehescheidungen in allen Staaten Jedes achte Kind unehelich Katastrophale Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten- das sind Schlagzeilen, die heute noch fast unbeachtet am Rande stehen. Hunger, Kälte, Flüchtlingsnot, Obdachlosigkeit, Seu- chen und Armut sind die offensichtlicheren Folgen des Krieges auf der ganzen Welt. Noch ist sie nicht zur Ruhe gekommen: Unruhen, Aufstände, Streiks und Gewalt lodern überall, selbst der Krieg lebt immer noch. Während aber Weltkonferenzen tagen und Ausschüsse planen, um Frieden zu schaffen und der Not zu wehren, steht drohend schon ein neues

Gespenst über unserer Zeit: Die Atombombe. Angst, Gier, Lüge, Selbstsucht und Vereinsamung, das sind seit jeher die eigentlichen Gründe dieses Elends auf der Erde, die noch durch keine Konferenz beseitigt wurden, weil der Mensch sich nicht wandelte.

Aus dieser Erkenntnis entstand nach dem vorigen Kriege unter Frank Buchmann die Oxford- gruppe. Sie wollte für sich ernst machen mit die- ser Wandlung: Nicht mehr der Selbstsucht, sondern Gott zu folgen, seine Gebote diszipliniert auch in den Kleinigkeiten des Alltags zu halten und auf- richtige Gemeinschaft zu leben, über Konfessionen, Nationen und Rassen hinweg, war ihr Entschluß. An den Erfahrungen dieses neuen Lebens kann die Welt heute nicht mehr vorübergehen. Nicht nur un- gezählte Menschen, völlig verfahrene Ehen wurden wieder glücklich, in Industriebetrieben, die geschlos- sen zur Gruppe fanden, stieg die Produktion und in einem Land sogar die Geburtenziffer unter die- sem Einfluß an.

So fand der Ruf Frank Buchmanns zur moralischen und geistigen Aufrüstung( MRA.), Friede auf Erden zu schaffen nicht aus der Selbstsucht der Nationen, sondern aus der Gemeinschaft unter Gottes Führung, in der ganzen Welt starken Widerhall. 100 Millionen hörten ihn, darunter Delegierte der UN., führende Staatsmänner und hohe Würdenträger der Kirche. Der geheime Kämmerer des Papstes nannte die MRA. eine Antwort der göttlichen Vorsehung, die den Menschen das Mittel zeigt, aus der Verwirrung herauszukommen". Der UN.- Vertreter Chinas sagte im Namen Tschiangkaischeks: Die 450 Millionen Chinas zollen der MRA. höchsten Tribut." Admiral Byrd nannte die moralische Aufrüstung kurz vor seiner Abfahrt in die Antarktis die einzige Ant- wort für das Atomzeitalter", und Königin Wilhel- mine von Holland bekannte: Ohne persönliche Ver- bindung mit Gott ist kein innerer Friede möglich. Aber mit ihr können die höchsten Schranken über- wunden werden. Auf dieser Wahrheit beruht die moralische Aufrüstung." -wete-

Erzbischof Dr. Conrad Gröber feierte am 1. April seinen 75. Geburtstag. Lange Jahre war der Metro- polit der oberrheinischen Kirchenprovinz als Rektor des Conradihauses und Pfarrherr des Konstanzer Münsters in der Bodenseestadt tätig. Im Jahre 1931 wurde er zum Bischof von Meißen ernannt. Noch im gleichen Jahre kehrte Erzbischof Conrad als Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Karl Fritz auf den erzbischöflichen Stuhl nach Freiburg zu- rück. Zu Beginn der Naziherrschaft noch von einem

durch das Zustandekommen des Reichskonkordats begründeten Vertrauen auf ein einigermaßen er- trägliches Verhältnis zwischen Staat und Kirche be- seelt, mußte Erzbischof Dr. Gröber jedoch bald er- kennen, daß man es mit Wölfen im Schafspelz zu tun hatte, und machte nun entschieden Front gegen das christus- und kirchenfeindliche System des Na- zismus, mit dem er bis zu dessen Zusammenbruch in Wort und Schrift mannhaft die Klingen kreuzte. Erzbischof Dr. Conrad Gröber, der im Oktober dieses Jahres auch sein goldenes Priesterjubiläum feiert, entfaltete schon in seiner Konstanzer Zeit eine fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit.

Der bisherige britische Minister beim Hl. Stuhl, Sir Francis d'Arcy Osborne, der weitbekannteste Nichtkatholik im Vatikan, wurde nach elfjähriger Tätigkeit von der britischen Regierung abberufen. Sein Nachfolger wird Mr. Perowne, der ebenfalls

Nichtkatholik ist.

In allen katholischen Schulen der Vereinigten Staaten von Amerika sind die sozialen Rundschrei- ben der Päpste Unterrichtsgegenstand geworden. Sie wurden als Schulbücher herausgegeben in Form eines Katechismus mit Fragen und Antworten. Wann wird dies bei uns möglich sein?

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Schwerbeschädigten Kriegsopfern, die neben ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit ihre Heimat ver- loren haben und aus familiären und beruflichen Verbindungen herausgerissen sind, will das Evan- gelische Hilfswerk und die Innere Mission durch Schaffung von Wohnheimen und Werkstätten, durch Umschulung und Berufsberatung helfen bzw. die Maßnahmen der staatlichen Behörden ergänzen. Einer Mitteilung der evangelischen Kirchenkanzlei zufolge haben Beileidsbriefe, die von Lagerpfarrern in Frankreich über die Kanzlei der EKD. an Ange- hörige übersandt haben, keinen rechtskräftigen Cha- rakter und können nicht als Sterbeurkunden ge- wertet werden. Die einzige französische Stelle, die ermächtigt ist, eine rechtskräftige Feststellung zu machen, ist: Service Central de l'Etat civil mili- taire, 37 rue Bellechasse, Paris VI e.

,, Der Oekumenische Rat der Kirchen" ist eine von Dr. Kurt Böhme im Christlichen Zeitschriftenver- lag Berlin herausgegebene Schrift, die sich mit der pekumenischen Arbeit eingehend befaßt. Im Hin- blick auf die im August 1948 in Amsterdam statt- findende erste Vollversammlung des Oekumenischen Rates der Kirchen erscheint diese Schrift von be- sonderer Bedeutung.