Schwarzwald-Wacht Seite 5
Dienstag, den 16. Januar 1916
Aus Stadl und Kreis Calw
Diebstahl in einem Geschäft
In der Nacht vom 12./13. Januar wurde aus einem Geschäft in Calw ein Geldbetrag von über 300 RM entwendet. Durch umfangreiche Erhebungen der Polizei konnte nun ein junger Bursche der Tat überführt werden. Bon dem Geld konnte bis jetzt erst ein Teil wieder sichergestcllt werden.
Die Kriegerkameradschaft Bad Liebenzell
hielt ihren ersten Kameradschaftsappell in diesem Jahre Nach einem schneidig gespielten Eröffnungsmarsch begrüßte Kameradschaftsführer Müller die Kameraden und dankte ihnen für die bewiesene Treue. 1939 erfolgten vier Neueintritte; anstelle des ausgeschiedenen stellv. Kameradschaftsführers Dachtler wurde Propagandawart Kendler zum stellv.' Kameradschaftsführer ernannt. Kameradschaftsführer Müller konnte dem .Krim. Gipsermeister Häußlcr das Ehrenzeichen für 25jährige Zugehörigkeit überreichen und zugleich den Kam. Schneidermeister Schmidt, als langjähriges Mitglied der Kriegcckameradschaft zum 70. Geburtstag beglückwünschen und ihm ein Geschenk überreichen Ein Bortrag von Propagandawart Kendler über feindliche Propaganda und Spionage, gipfelte in der Auffordcurng: Treue dem Führer, Schutz dem deutschen Bolke, Tod dem Verräter! Der Ortsgruppenleiter der NSDAP. Pg. Hestler sprach über nationalsozialistische Weltanschauung.
Ein Gewohnheitsbetrüger
Er trieb sein Unwesen auch im Nagoldtal
Rückfallbetrug brachte den 38jährigen vorbestraften Hermann Schweinlc aus Karlxuhc vor das Karlsruher Schöffengericht. Bei dem Angeklagten handelt cs sich um einen haltlosen Psychopathen mit starker Neigung zum Alkohol, der schon in der Trinkerheilanstalt war. In der Dachkammer, in der der Angeklagte in Karlsruhe wohnte, hatte er geradezu unbeschreibliche Zustände cinreißen lassen. Wie in früheren Fällen, die ihm zuletzt «ine Gefängnisstrafe von fünf Monaten einbrachten, betätigte sich der Angeklagte auch neuerdings als Darlehens- und Zechbetrüger.
In Schömberg, wo der Angeklagte in einem Sanatorium eine auskömmliche Stellung hatte, verkehrte er im Juni 1939 häufig in einer Wirtschaft, ließ die Zechen aufschreiben und drückte sich schließlich um die Bezahlung. Der Wirt wurde um 40 Mark geschädigt. Am 13. September klagte er einem Pfarrer in Bad Liebenzell seine Zechsorgen und cr- windelte 5 Mal!, die er in der üblichen eise verbrauchte. Am 28. Oktober beauftragte er in Karlsruhe einen Spediteur mit einem Umzug nach Schömberg, wo er jedoch bereits wohnte. Er täuschte den Auftrag nur vor, um von dem Spediteur 1,80 Mark auf Nimmerwiedersehen zu leihen. (!) Ende Oktober prellte er eine Frau in Karlsruhe um 2 Mark.
Der Angeklagte wurde wegen zwei Not- betrügereicn und zwei Verbrechen des Rückfallbetrugs zu acht Monaten Gefängnis, abzüglich sieben Wochen Untersuchungshaft, verurteilt.
Waldarbeiter sind Schwerarbeiter
im Hoch- und Mittelgebirge
Der Reichsforstmeister gibt im Einvcrneh- .mcn mit dem Reichscrnährungsminister bekannt, daß Waldarbeiter, die mit der Fällung
und Bringung des Holzes beschäftigt sind, im Flach- und Hügelland als Schwerarbeiter, im Hoch- und Mittelgebirge als Schwer st arbeiter zu gelten haben.
Tie neuen Fünfzig-Pfcnnig-Stückc aus Aluminium, die dazu bestimmt sind, die bisherigen Fünfzig-Pfeimig-Stücke aus Nickel (deren Einziehung zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen ist) zu ersetzen, haben fast die Größe unseres Ein-Mark-StückeS. Das führt vielleicht zu Verwechslungen, bis man sich an das neue Geld-
Stärker denn je fühlt heute der einzelne Volksgenosse die helfende Hand der Partei. Sei cs, daß der Blockleiter der Partei oder der Blockwalter der NSV. in regelmäßigen Abständen an der Türe steht, um nachzusehen, ob Rat und Hilfe gebraucht werden. Sei es, daß der Ortsgruppenleiter um Beistand angegangen werden mutz in irgend einer schwierigen Angelegenheit. Oder sei es, daß die Hausfrau sich in den Einrichtungen der NS. - Frauenschaft hauswirtschaftliche Kenntnisse und Rezepte holt.
Aber wie in den einzelnen Befehlsstellen der Partei, die den Einsatz in unserem Gau anvrdnen und regeln, die Fäden zusammenlaufen, davon iveiß man im allgemeinen wenig. Wie dort die Planungen ausgestellt, wie die Einzelheiten fest, gelegt und wie die Erfahrungen des ganzen Gau- gebictes auZgcwertet werden, darüber können am besten die Gauamtsleiter der Partei Auskunft geben. Einzelne von ihnen, deren Arbeit besonders stark auf die Kriegsnotwendigkeiten zugeschnitten ist, haben wir ausgesucht und sie gebeten, uns darüber einzelnes mitzuteilen.
Eine Zentrale der Parteiarbeit stellt in gewissem Sinn die Gaugeschäftsführung dar. „Unsere Arbeit hat hier", so erklärte uns Gaugcschästsführer Baumert, „durch den Krieg in einer Weife zugenommen, wie wir es eigentlich kaum erwarteten. Dabei ist der größere Teil meiner Mitarbeiter bei der Wehrmacht. Aber es geht auch so, weil es eben gehen muß!"
vetreuunZ8srbelt Zroüen Stilg
Eine der umfangreichsten Aufgaben der Eau- geschäftsführunä in den vergangenen Monaten — so sagte Pg. Baumert — war die Betreuung der rückgeführten Volksgenossen, die aus den geräumten Westgebieten in unseren Gau kamen, verpflegt und untergcbracht werden mußten. Aber dank der rastlosen Arbeit der NTB, «z. Wenn. jpcsteren Jahren
einmal die Zahlen über diese Aufgabe bekannt- stegeben werden können, dann wird man erst die wahre Größe dieser Leistungen erkennen.
Gleichzeitig begann aber mit Kriegsbeginn für die Gaugeschäftsführung die Aufgabe, sowohl für die zur Wehrmacht eingezogenen Volksgenossen, als auch für ihre Familien in der Heimat die Betreuungsarbeit aufzunehmen. So vielfältig sind die Möglichkeiten dieser Arbeit und so unterschiedlich die Aufgaben, daß man sie unmöglich alle aufzählen kann. So erhielt beispielsweise bald nach Kriegsausbruch die Partei den Auftrag, Zeitungen und Zeitschriften für die Wehrmacht zu verschicken. Welche Freude sie den Soldaten damit bereitete, mag ein Brief einer Einheit des Heeres beweisen, in dem es heißt: „Für die Zusendung der Heimatzeitungcn für die aus der Gegend Ihres Kreises stammen- den Soldaten meiner Kompanie möchte ich Ihnen zugleich im Namen der Soldaten meinen besten Dank sagen. Es ist für uns eine ganz besondere Freude, daß die Heimat unser gedenkt und mit uns mitlebt!'
stück gewöhnt hat. Aluminium ist ein anderes Prägemittcl als Nickel; es muß schon wegen seines Gewichtes eine etwas größere Form haben. Die neue Münze wiegt nur 1,333 Gramm und hat einen sehr deutlich gerippten Rand, der an der Oberfläche als ein flaches Stäbchen mit Perlkreis erhaben hervortritt. An diesem stark gerippten Rand kann man das Geldstück ganz gut erkennen. Die Wertbezeichnung „50" ist in. erheblicher Größe ausgeprägt. Auf der Rückseite befindet sich das Hoheitszeichen und die Jahreszahl 1939.
In der Gaugeschäftsführung nahm auch jene Aktion der Arbeit ihren Anfang, die den Soldaten zu Weihnachten Liebesgaben bescherte. Zede Ortsgruppe übernahm dabei eine Art von Patenschaft für irgend eine Einheit der Wehrmacht aus ihrer engeren Heimat. Aber selbst solche Formationen, die Männer aus dem ganzen Reichsgebiet in sich vereinten und damit eigentlich ein wenig heimatlos waren, wurden dabei beschenkt, indem man ihnen einzelne Ortsgruppen als Paten zuwies.
1 30V Stickereien kür Solcksten
Auch die B ü ch e r s a m m l u n g der NSDAP., die bekanntlich in unserem Gau mit dem sehr guten Ergebnis von über 130l> Büchereien ab- ichlotz. wurde, da Gauschulungsleiter Klett in der Wehrmacht steht, von der Gaugeschäftsführung organisiert. Diese Büchereien gingen bereits oder gehen noch zum Großteil an württem belgisch «Truppenteile ab, die sich natürlich über diesen Grutz aus der Heimat besonders freuen. Dank der Opfcrfreudigkeit von Gefolgschaft uivd Betriebsführung namhafter Firmen der württembergischen Industrie konnte die Gau- geschäftsführnng außerdem einer Reihe von Wehrmachtscinheiten Rundfunkgeräte übermitteln.
Ebenso umfangreich wie die Arbeit für die Soldaten war tzie für die Heimat. Eine organisatorisch- Leistung erster Ordnung war dabei die Verkeilung der Lebensmittelkarten unmittelbar bei Kriegsausbruch. Gerade derjenige Volksgenosse, dem es seine Einkünfte und sein Vermögen nicht gestattet hätten, zu Hamstern, wußte es zu schätzen, daß vom ersten Kriegstag an jedermann seine Ration zugeteilt erhielt. Parteigenosse Baumert gab uns bei dieser Gelegenheit einen Einblick in die Vorarbeiten. S:^ waren so getroffen, daß auf ein Stichwort hin jedermann, der bei dieser Aufgabe eingesetzt war, an seinem Platze stand und seine Aufgabe kgnnte. Nur so war es mäalin-, innerhalb weniger Stunden die gesamte Bevölkerung im
Besitz öer L-NnsMittelkarten war. .
Ergänzt wurde diese Maßnahme der Partei noch durch ihren Einsatz in den Bezugsschein st e lke n , bei denen sie maßgebend beratend mitwirkt, lind zwar nicht nur in Stuttgart, sondern jetzt auch im ganzen Gau. Hier wurde die Partei deshalb eingeschaltet, weil ja der Block-, Zellen- und Ortsgruppenleiter mehr als jeder andere über die Verhältnisse in den einzelnen Familien oriertiert ist und weil damit am meisten die Voraussetzungen für eine allen gerecht werdende Behandlung gegeben war.
keckem vvirck xekokken!
Wie sehr die Partei bestrebt ist, alle Härten ,z» mildern, dafür erzählte Ewuamtslcitcr Baumert ein Beispiel. Ein Kompaniechef teilte in den er- sten Kriegstagen vom Westwall der Ganleitung mit. daß die Ehefrau eines seiner Soldaten bis- her aus irgendwelchen Gründen noch keine Unter, stntzung erhalten hatte. Eine Anweisung der Gau- geschäftsführnng an die zuständige Kreisleitung genügte, um sofort diesen Nebelstand abzu stellen. In dieser selbstverständlichen Art
werden alle Betreunng-rmaßnahmen dnrcl>gcführt.' Ob die Bitten ans dem Heer oder von ihren Angehörigen anS der Heimat kamen — immer wurde der Fäll in ganz kurzer Frist geklärt. Dabei galt der Grundsatz, in der Regelung so großzügig wie irgend möglich zu verfahren. Tenn der Soldat soll wissen, daß in seiner Abwesenheit die Partei seine Familie betreut und ihr in allen Lebens- tagen beisteht.
Roben diesen vielen Aufgaben, die der Krieg gebracht hat, darf natürlich der normale Betrieb der Dienststelle nicht noileiden. Zum Teil allerdings hat die Arbeit nachgelassen. So sind beispielsweise die Streitigkeiten zwischen einzelnen Volksgenossen an Zahl wesentlich znrückge- gangen. Viele Volksgenossen haben also lvgrifsen — so meinte Gangeschäftsführer Baumert —. daß in der Zeit des Kampfes gegen einen äußeren Feind jeder innere Hader anfzuhören hat! Ande- rerseits aber ist naturgemäß die Zahl derer, die Rat und Hilfe brauchen und sich z» diesem Zn>eck an die Partei wenden, nicht geringer. ..Diese Arbeit jedoch", so sagte Parteigenosse Baumert abschließend, „ist vielleicht unsere liebste. Denn sic zeigt uns immer wieder, welches Vertrauen alle Kreise des Volkes der Partei entgegenbr'ingcn. Und es frei« »ns immer, wenn wir diele? Vertrauen durch unsere Arbeit rechtfertigen können!"
Iohannisfeuer
Wieder hat der Film sich eines Stoffes aus Hermann Snderinanns Tichterwerkstatt bemächtigt. Diesmal ist es das Bühncnwerk „I v h a n n i s n a ch t", das Knrt Hcnser für den.Terrafilm gleichen Titels umdichtete. Es ist ein wahrhaft künstlerisches Drehbuch geworden, frei von allen Schlacken, entstaubt und mit dem frischen Atem unserer Tage. Die Haupt- rollen hat der Spielleiter Arthur Maria Rabcnalt mit Anna Dammann, Ernst v. Klipstein, Gertrud Meyen, Otto Wernickc, Hans
-4nna Dammann
Brausewettcr und Maria Koppcnhöfer besetzt. Ein starkes dramatisches Geschehen gibt diesen Darstellern große künstlerische Entfaltungs- Möglichkeiten. Besonders dürfen wir auf Anna Dammann neugierig sein, die zum zweiten Male im Film in einer Hauptrolle erscheint und in „Johannisfeuer" ein Frauenschicksal zum Erlebnis steigert, das über allem Alltäglichen steht und darum ein außergewöhnliches darstellerisches Format verlangt.
Das Vertrauen zur Partei stärker denn je!
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An diesem Abeqd waren alle Angehörige des Füsilierregiments Königin so um ihren Divisionskommandeur, einen alten dicken, breiten und wcinsrohcn Haudegen, herum, daß die andern Regimenter, als sic cs am nächsten Morgen hörten, fast eisersüchtig wurden. Sie versuchten ebenfalls, den Divisionskommandeur in ihre Stuben zu ziehen, aber er kam wohl bestenfalls kurz mit heran und ging dann bald wieder, weil es ihm dort wohl zu steif und zu langweilig zuging. Das hätte er bei seinem Stabe auch haben können... Es gab eben nur ein Regiment Lindeblatt in der Division!
. . . Drei Tage später rollte es nach dem Osten. Ausgeschlafen und eingeübt. Gespannt wie eine geölte lind voll aufgezogene Ikhr. Fertig zum hörbaren Ansagen dessen, was- es geschlagen hatte.
Ein großer, breitschultriger Mann geht in einem alten Mantel am Krückstock über den russischen Schnee: Oberstleutnant Lindeblatt. Hier hat er seinen Bewegungskrieg, den er von Jugend auf kennt. Sein rasches und flinkes Regiment nimmt das Dorf, das zu nehmen ist, kommt über den FAiß, über den zu setzen ist, hält Stellungen, die zu halten sind, und greift auch dann noch an, wenn andere Regimenter längst außer Blut und Atem gekommen sind
§ Die Jungen vom Nachersatz glauben jetzt daran, daß der Oberstleutnant Lindeblatt der § Kerl ist, von dem die Alten des Regiments er- j zahlt haben. Sie selber sind ja nun schon Alte, die viele Gefechte und manche Schlacht mitgemacht haben.
Ganz so leicht, wie es in den Büchern steht, sind auch in Rußland Gefechte nicht zu fechten und Schlachten nicht zu schlagen. Wäre der Kommandeur nicht ein alter Feldkrieger, der dem Feind wie ein Ungewitter über den Hals kommen, aber auch mit großer List und klügster Ueberlegung manches von der Seite her aus dem Sattel heben kann, was von vorn allzu schwer anzulüsten wäre — weiß Gott, das Regiment wäre alle vierzehn Tage mit seinen Kräften am Ende.
Es schneit und schneit, friert und friert. Die Versiegung kommt bei den schlechten Wegen nicht immer pünktlich heran. Weit hinter der beweglichen Front lauern in den Wäldern noch die Kosaken.
Was sic damals in Südwest zuviel hatten, Hitze und Sand, das haben sie hier zu wenig: Wärme und festen Boden unter den Beinen. Trüben im Westen war es ein europäischer Krieg ans festen Straßen und in dichter Besiedlung bestbestellten Landes, gewiß voller Haß und Leidenschaft, auch schmerzlich, well soviel Mcnschenarbeit und Menschenleben zugrunde gehen mußte. Hier aber ist es ein asiatischer Krieg, ein Krieg der Schneesteppe und mongolischer Wildheit.
Wer auf dem Feld liegcnbleibt und nicht bald gefunden wird, den fressen die Wölfe. Wer allein durch den Wald muß, kommt nie an. Ganze Kolonnen kommen nicht an.
Eines Abends wird dem Oberstleutnant in die Fenster geschossen. Das darf man bei ihm nicht tun, denn er ist rasch und flink und kennt den Buschkrieg. Sofort ist er mit seinen Leute«
auf und hinterher. Noch vor Mitternacht stellen und nehmen sie im Wald an die dreißig Versprengte. Heber ein Dutzend liegt auf dem Schnee.
Aber der Oberstleutnant hat einen Bajonettstich in der Schulter ... Es wird ihm vom Gcneral verboten, noch einmal eigenhändig zu bajonettieren. Dazu sei er der'Division zu wichtig. Man glaube ihm gern, daß er bajonettieren könne. Er brauche es nicht noch einmal zu beweisen!
Der Divisionskommandeur kommt persönlich vorbei und erkundigt sich nach dem Befinden des Oberstleutnants.
Es könnte besser sein. So ein dreikantiger Stich will schlecht heilen.
„Müssen sonst zurück, Lindeblatt!" brummt der alte Haudegen unv trinkt seinen Rum aus.
„Also, ich bitte mir aus-!" Wischt sich
den struppigen Bart und fährt wieder ab.
Der Oberstleutnant ist ja soeben erst von Hause gekommen und hat keine Lust, schon wieder zu fahren. Aber er muß doch drei Tage und Nächte mit bösem Fieber liegen, bis der Arzt ihn wieder hinausläßt.
*
Im Frühjahr wird der Oberstleutnant Lindeblatt Oberst.
Oberst Lindeblatt aber wird kein anderer, als der Oberstleutnant, der Major, der Hauptmann und Leutnant Lindeblatt gewesen ist. Ein Stern mehr auf der Achsel bedeutet für einen Lindeblatt doppelten Einsatz, denn er sieht nicht den Stern, sondern die schwerere Aufgabe ...
Eines Vormittags um dies« Zeit kommt der Bvigadegeneral vorbei, jener kühle, zarte und hier immer frierende Mann.
„Gehorsamsten guten Morgen, Herr General!"
„Danke, danke — dito, Lindcblatt! Lassen Sie mich erst aus meiner Bärenhaut schlüpfen und mein Tüchlein suchen! Der Nest m-nnes einst blühenden Gehirns leckt mir ans der Nase!"
Die Herren lachen.
„Haben Sie ein Schälchen Heeßen für mich, Lindeblatt?" - » >
„Darf ich bitten, Herr General!"
„Noch ein paar Wochen russischen Winter, und ich bin partout aus meiner Jacke gefroren!" Die zierliche, elegante Gestalt schält sich aus ihren Hüllen, noch immer schlank und dünn wie ein Kadett, ein biegsames Rohr neben dem Eichbaum.
„Haben Sie inzwischen wieder einmal bajo- nettieren können, Lindeblatt?"
„Leider nicht, Herr General! Man hat es mir höheren Orts bedauerlicherweise verboten."
„Welche Sportart gedenken Sie das nächste- mal ersatzweise zu üben?"
„Ich weiß es noch nicht, Herr General! Wenn es nach mir ging, dann am liebsten Boxen."
Alle Herren lachen.
Die Ordonnanz bringt heißen, starken Kaffee.
Der General nimmt Zucker, viel Zucker, rührt in seiner Tasse und sieht sich freundlich und prüfend im Kreise um. „Sie Huben ja einen scharmanten Stab um sich versammelt, Lindeblatt! Ich beneide Sie!" Nun wendet sich der General zu seinem Adjutanten, dem Haupt, mann damals von der Marne: „Haben Ihre neidischen Ohren etwas gehört?"
(Fortsetzung sokaU