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Buchenwald, mit dem Maschinentod der Ju- gend aller Nationen endet die Tragödie.

Ungesühnte Morde, ungesetzliche Einkerke- rung. ungezügelte soziale Unterdrückung die Reaktion der deutschen Justiz hierauf war schwächlich, wenn sie nicht sogar ihren Se- gen dazu gab. Schon unter der Weimarer Republik erschien neben Generalstab und Großindustrie die Justiz als Hort der Re- aktion. Sie machte die Feigen kühn, er- füllte die müden Kämpfer mit neuer Hoff- nung. Denn straflos blieben ja fast alle Un- taten, bis schließlich als Recht nur noch galt,

was dem deutschen Volke nützte.

Schlimmer fast als die offenen Nationalso- zialisten sind dabei von jeher die Reaktonäre in Wirtschaft und Verwaltung die unter der Maske der Neutralität und Legalität die Antifaschisten zu lähmen und zu diskredi- tieren versuchten, ja, es heute noch versuchen. Ich denke dabei auch an Erscheinungen wie den Staatssekretär Schlegelberger, der unter jedem Regime anscheinend harmlos die ju- ristische Technik der Aktienreform handhabte und erst vor dem Nürnberger Gericht die Be- teiligung an Verbrechen gegen die Mensch- lichkeit zugestehen mußte. Von den Richtern der Sondergerichte, die dem Namen ehemals geachteter württembergischer Fami- lien Schande gemacht haben, wollen wir schweigen.

Dulden wir Juristen, die zum Neuaufbau des deutschen Rechts bestellt sind, die Um- triebe der Reaktion nicht länger! Erkennen wir die Sünden der Vergangenheit und be- schönigen wir nichts! Zur Mitarbeit sind heute so viele aufgerufen, auch die vielen nur for- mellen Parteimitglieder, die die Ursachen des Verhängnisses einsehen. Ein offenes Bekennt nis zu den Irrtümern der Vergangenheit ist um vieles mehr wert als die Vielgeschäftigkeit militanter Reaktionäre, die nie bei der Partei waren oder einen späten Parteieintritt zu be- schönigen versuchen.

Für alle, die das Recht im Geist und in der Wahrheit lieben, muß die lange Reihe der po- litischen Untaten, der Leidenden und Toten aus Frieden und Krieg, wie sie der Freibur- ger Fehlspruch in unsere Erinnerung zurück- ruft, eine ernste Mahnung sein. Nie werden wir Juristen den uns zukommenden Platz im Volksleben einnehmen, umsonst wird unsere Jugend die Rechts- und Staatswissenschaften studieren, wenn wir nicht darum ringen, daß aus den Gesetzbüchern und Akten das wahre lebensnahe Recht erstehe. Es verlangt ebenso- sehr die Anklage der Rechtsverbrecher als die Verteidigung der Beschuldigten. Noch im- mer ist die Wahrheit auch der beste Verbün- dete des Verteidigers gewesen das Wort der Wahrheit und des Rechts, das in den Sprachen aller friedlichen Nationen erklingt und von dem der norwegische Dichter Henrik Ibsen einmal sagt, es sei das Heim der Bedrohten, das Vermächtnis der Toten.

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Um die Entlassung der Kriegsgefangenen NEW YORK. Der amerikanische Außenmi- nister hat die europäischen Regierungen auf- gefordert, die in ihren Ländern noch befind- lichen deutschen Kriegsgefangenen zu entlas- sen. Als spätester Termin schlägt er den 1. Oktober 1947 vor.

Belgien und Luxemburg wollen die Entlassung bis zum Juni 1947 abschließen und auch Holland hat sein Einverständnis aus- gesprochen. Nach einer Erklärung des Spre- chers des französischen Außenministe- riums würde sich die Entlassung der Kriegs- gefangenen für den Wiederaufbau der fran- zösischen Wirtschaft katastrophal auswirken. Frankreich hat die amerikanische Note noch nicht beantwortet.

Es handelt sich um insgesamt 674 000 Kriegs- gefangene, die seinerzeit in amerikanische Hände gefallen sind. Der Hauptteil befindet sich in Frankreich, während 40 000 in Belgien, 10 000 in Holland und 4000 in Luxemburg un- tergebracht sind.

LONDON. Der britische Kriegsminister Bellenger gab die Entlassung von insge- samt 8300 deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen aus dem Mittleren Osten für November und Dezember bekannt.

Laichzeit der Bodenseefelchen Kalte Winternebel, feucht und schwer, brauen über dem See. Jetzt, am Katharinentag began- nen für die Bodenseefischer die großen Tage im Kreislauf des Jahres. Die Laichzeit unserer Felchen, der Blau- und Silberfelchen( Gang- fische), der Sandfelchen und der Kilche( Kropf- felchen) ist da. In allen Fischerorten rings um den See wurde seit Monaten gerüstet, Gondel, Motorboot, Fanggeräte in Ordnung gebracht.

Trotz Laichzeit, die eigentlich Schonzeit be- deutet, dürfen die Berufsfischer am Bodensee vom 25. November bis 15. Dezember auf den Felchenfang gehen. Auch Le Capitaine de Cor- vette Saglio, Kommandant der Bodenseeflot- tille, gab am 14. November durch ein Rund- schreiben an die Fischer auf Grund ihrer seit- herigen Rechte, dazu unter der Bedingung, daß die Fortpflanzungsstoffe dieser Fische gewis- senhaft und sorgfältig abgelaicht und die be- fruchteten Eier am Fangtage an die Brut- anstalt Hagnau oder Lindau durch Vermitt- lung der Wasserschutzpolizei abgeliefert wer- den, seine Zustimmung.

Durch diese Maßnahme soll nach Er- brütung der Jungfelchen durch deren Ein- satz in den See ein Ausgleich geschaffen wer- den für die Verluste, die der See durch das Abfischen erleidet. Diese künstliche Aufzucht ist nicht erst eine Einrichtung der jüngsten Vergangenheit; schon im Jahre 1877 legte der Freiburger Oberbürgermeister Schuster in Ra- dolfzell die erste Fischbrutanstalt an. Dieser Fischbrutanstalt folgten dann diejenigen in Friedrichshafen und Langenargen, Lindau, Hagnau, Staad, Konstanz, Romanshorn, Ror- schach, Uttwyl. Die Erbrütung in Gläsern dau- ert acht Wochen. Dann werden die Jungfel- chen in dem See der Natur ausgesetzt. Ihre Zahl geht in die Millionen. Aber das frisch- geschlüpfte Fischchen hat viele Feinde, so die Trüsche, den. Saibling, den Kilch und die See- forelle. Mindestens die Hälfte der Jungfelchen fallen den Gefahren des Sees zum Opfer.

SCHWABISCHES TAGBLATT

Einigung über die Friedensverträge

Unterzeichnung nicht vor Januar/ 13 Punkte zum Friedensvertrag mit Deutschland

PARIS( K). Nach den letzten Meldungen aus New York nähert man sich jetzt der Schlußredaktion der fünf Friedensverträge.

Die Unterzeichnung dürfte allerdings nicht vor Januar erfolgen, da die Drucklegung der Texte, vor allem ihre Herausgabe in mehreren Sprachen, eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. In Kreisen, die der Außenminister- konferenz nahestehen, glaubt man, daß die Unterzeichnung der Friedensverträge anläßlich der bevorstehenden Konferenz über den Frie- densvertrag mit Deutschland stattfinden wird. Ort und Datum dieser Konferenz, die bekannt- lich in Europa stattfinden soll, dürften noch vor dem 15. Dezember beschlossen werden. Der russische Außenminister hat, nach Mel- dungen aus New York, den Wunsch aus- gesprochen, daß die nächste Konferenz der Außenminister in Moskau stattfinden soll. LONDON. In einem Telegramm Bevins, das am Samstag im englischen Auswärtigen Amt eingetroffen ist, heißt es, daß zwischen Frankreich, Großbritannien und den Ver- einigten Staaten sowie der Sowjetunion be- züglich aller in New York erörterter Friedens- verträge eine grundsätzliche Einigung zustande gekommen ist. Es bleiben nur noch einige Einzelheiten von untergeordneter Bedeutung zu regeln. Nach dem Bericht Bevins ist der Punkt, der er als am wenigsten befriedigend betrachtet, der Kompromiß über Triest, und Bevin würde es sehr begrüßen, wenn ein di- rektes Abkommen zwischen Italien und Ju- goslawien zu einer Formel führen würde, durch die die Bildung einer freien Stadt vermieden werden könnte.

Die jetzt zustandegekommenen Friedensver- träge hält Bevin aber für wenig wichtig als die deutsche Frage, die demnächst erörtert

werden soll. Das getroffene Zweizonenabkom- men könnte nach Bevin der Vorläufer für ein allgemeines Abkommen über Deutschland werden, das die Grundlage für die künftigen Beziehungen zwischen Ost und West bilden würde.

Die Außenminister haben am Samstag be- schlossen, sich mit der Vorbereitung der Ta- gesordnung und mit der Diskussionsdauer der deutschen Frage zu beschäftigen. Der ameri- kanische Außenminister Byrnes schlägt dem Außenministerrat eine Verminderung der Be- satzung in den vier Zonen vor. Danach sollen je 140 000 Mann in der amerikanischen und englischen Zone belassen bleiben, 200 000 Mann in der Sowjetzone und noch 20 000 Mann in Polen zur Aufrechterhaltung der Verbindungen nach Rußland, und 70 000 Mann in der französischen Zone, je 10 000 Mann der einzelnen Besatzungsmächte sollen in Oester- reich verbleiben und je 5000 Mann in Un- garn und Rumänien.

Diese Vorschläge sind den 13 Punkten des amerikanischen Außenministers Byrnes ent- nommen, die er zum Friedensvertrag mit Deutschland vorschlagen will. Der Alliierte Kontrollrat ist danach noch aufgefordert wor- den, einen Bericht über die Form einer vor- läufigen deutschen Regierung zu übermitteln und auch Vorschläge über die Zukunft Deutschlands zu machen.

Auch der englische Außenminister Bevin tritt für eine baldige Erörterung der deut- schen Frage ein, obwohl die Schwierigkeit darin liegt, daß Frankreich zurzeit noch keine beschlußfähige Regierung hat. Am Montag hat der Außenministerrat die Diskussion über die Tagesordnung für die Behandlung der deut- schen Frage eröffnet.

Abrüstung und Truppenstärke

Um die Zerstörung der Atombomben/ Internationale Kontrolle NEW YORK. Der vom politischen und Si- cherheitsausschuß der Vereinten Nationen ein- gesetzte Untersuchungsausschuß für Abrü- stungsfragen forderte den Sicherheitsrat auf, direkte und detaillierte Vorschläge zu for- mulieren, die von allen Mitgliedsstaaten auch tatsächlich angenommen würden. Die USA. er- klärten sich bereit, ihrem Delegierten in der Atomkontrollkommission der UN. die Entschei- dung zu übertragen, den Zeitpunkt zur Zer- störung der auf amerikanischem Boden be- findlichen Atombomben zu bestimmen. Als Bedingung dafür forderte der amerikanische Delegierte der Atomkontrollkommission die Bildung eines internationalen Kontrollorgans, dessen Organisationsstatut vom Vetorecht nicht beeinflußt werde.

verurteilt und Franco selbst zum Rücktritt aufgefordert wird, einstimmig angenommen.

Die Vollversammlung der Vereinten Natio-

nen begann in ihrer letzten Sitzung mit der Debatte über die Resolution, in der alle Mit- gliedsstaaten ersucht werden, die Anzahl ihrer Streitkräfte sowohl in den Heimatländern als auch im Ausland bekanntzugeben. Der briti- sche Delegierte forderte bei Eröffnung der De- batte, daß die vorgelegten statistischen An- gaben durch ein einfaches System der Ueber- prüfung kontrolliert werden sollten. Das Prin- zip der Nachprüfung, so sagte er, sei von allen Mitgliedstaaten angenommen worden. Wenn der britische Vorschlag nicht akzeptiert werde, sei es doch an der Zeit, daß man es ernst meine mit der Abrüstung.

Der russische Außenminister Molotow be- antragte, daß der Paragraph über die Angabe der Truppenstärke in den Heimatländern aus der Resolution gestrichen werde.

Die südafrikanische Forderung zwecks Ein- gliederung des ehemals deutschen Kolonial- gebietes Südwestafrika wurde vom Treuhand- ausschuß der UN. mit 17:15 Stimmen abge- lehnt. Südwestafrika soll unverzüglich den Vereinten Nationen unterstellt werden.

Der Unterausschuß für spanische Angelegen- heiten hat die von den Amerikanern vorge- legte Entschließung, in der das Franco- Regime

Die Blaufelchen leben im Ober- und Ueber- linger See und werden während der Laich- periode, hauptsächlich im sog. Laichviereck" Friedrichshafen- Langenargen- Rorschach- Ro- manshorn, also über der tiefsten Stelle des Sees, aber auch in der Kreẞbronner Bucht, bei Wasserburg, vor allem am Rheinspitzpfahl und auch im Ueberlinger See, gefangen.

Die Gang- oder Silberfelchen sind vor allem im Untersee beheimatet. Reichenauer und Er- matinger Fischer fangen sie massenhaft, meist so zahlreich, daß der Segen nicht frisch ver- braucht werden kann und man zum Einsetzen und Räuchern die Zuflucht nehmen muß. Jetzt ist Erntezeit unserer Fischer sowohl im Ober- als auch im Untersee. Josef Mayer

Blick vom Heuberg auf die Alpen Zu den besonderen Naturschönheiten des Heubergs gehört die bei klarem Wetter ge- gebene Sicht auf die Gebirgskette der Schwei- zer Alpen. Was diesen Naturgenuẞ besonders schön macht, ist einmal die große Ausdeh- nung des Gebirges, die nur im Berner Ober- land im westlichen Teil des Gebirges durch die Vorberge unterbrochen wird und zum an- deren aber, daß nicht nur die Bergkämme über die vorgelagerten Berge sich hervorhe- ben, sondern daß bei klaren Sichtverhältnis- sen der größte Teil des Hochgebirges in se- nem ganzen Aufbau von der Nordseite her unseren Augen sich zeigt und die Alpen bis zum Fuße sichtbar sind. Die Ansicht der Al- pen kann zu jeder Jahreszeit vorhanden sein. Im Sommer haben wir sie meist am frünen Morgen, seltener schon am Abend, bei einigen Ausnahmen auch den ganzen Tag über. und zwar größtenteils vor einem Wetterumschlag von heiterem zu schlechtem Wetter. Auch kann im Frühjahr und Herbst des öfteren der Ausblick vorhanden sein. Recht schön, ja so- gar am schönsten ist der Anblick bei herr- schendem Südwind. Im Winter dagegen kann man fast an jedem schönen Tag den Anblick genießen. Die vor uns liegenden Bergmatten

Deutsche Treuhänder LONDON. Staatsminister Hynd gab im Un- terhause bekannt, daß sofort deutsche Treu- händer für die Hauptindustrie des Ruhrgebie- tes ernannt werden, bis allgemeine Wahlen abgehalten worden sind und die politische Lage sich genügend geklärt hat, um die endgültige Entscheidung über die beste Form der Ueber- führung dieser Industrien in die öffentliche Hand zu treffen.,

Kleine Weltchronik

Generalissismus Stalin hat dem slawischen Kongreß in Belgrad ein Begrüßungstelegramm geschickt.

Der österreichische Gesandte Kleinwächter hat Präsident

Truman sein Beglaubigungsschreiben überreicht.

Der Weltsicherheitsrat wird sich in dieser Woche mit der griechischen Beschwerde gegen die andauernden Grenz- verletzungen befassen.

Das dänische Parlament hat einen Mißtrauensantrag der Sozialdemokraten gegen die Politik des Ministerpräsiden- ten mit 74 gegen 19 Stimmen abgelehnt.

Die polnische Regierung wird ihren Standpunkt zur Deutschlandfrage dem Außenministerrat bekanntgeben. Dr. Kurt Schumacher und die übrigen SPD.- Vertreter werden nach ihrer Rückkehr aus England am Donnerstag in Hannover vor der Presse sprechen.

In Basel ist der Weltzionistenkongreß zusammengetre- ten. Wie es heißt, beabsichtigt der Führer der Zionisten, Weizmann, zurückzutreten.

Zum Schweizer Bundespräsidenten ist Max Debussel, der Vorsitzende der Schweizer Radikal- Demokratischen Partei, gewählt worden.

Die Tschechoslowakei hat mit Argentinien ein Handels- abkommen getroffen.

10. Dezember 1946

Die Junge Generation" sagt...

Auf der am 1. Dezember in Sigmarin- gen durchgeführten Tagung der ,, Jungen Ge- neration in der CDU." wurden eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt und Erklärungen abgegeben, denen wir entnehmen:

Zur sozialen Frag e. Wir setzen uns mit der entscheidenden Kraft für die kon- struktive Lösung der sozialen Frage aus christ- licher Verantwortung ein. So sehr wir ein Experimentieren und Spielen mit marxisti- scher Ideologie ablehnen, so sehr bekämpfen wir eine unangebrachte Gemächlichkeit, vor der die tatsächliche Not immer stärker zum Himmel schreit. Wir müssen jetzt die theo- retischen Vorbereitungen soweit treiben, daß einer der ersten Regierungsakte die Annahme des nötigen Sozialprogramms sein kann. Bis dahin muß durch Sofortmaßnahmen gesorgt werden, daß das Heer der Kranken und Ver- hungernden möglichst klein gehalten wird. Wir fordern die jüngere Generation auf, über- all, in Stadt und Land, den Willen zur sozialen Entscheidung zu wecken, praktisch zu helfen und zur praktischen Hilfe zu treiben. Der schwierigste Teil der sozialen Frage in Deutschland ist das Flüchtlingsproblem. Wir wollen alles tun, um die Flüchtlinge vor dem Untergang zu retten. Wir bedauern viele Er- scheinungen, die diesem Willen noch nicht entsprechen. Die ungeheure materielle und seelische Not der Flüchtlinge fordert drastische Maßnahmen und die beste Organisation der freiwilligen Hilfe.

Die Schulfragen. Die Hitlerschule muẞ verschwinden und mit ihr jeder Versuch, sie mit einem anderen Vorzeichen fortzusetzen. Oberster Erziehungsgrundsatz muß sein: Die Eltern haben zu bestimmen, wie ihre Kinder erzogen werden. Wir fordern die konfessio- nelle Erziehung der Lehrer in christlicher Ver- antwortung. Wir fordern unter Anerkennung der Freiheit der Erziehung die christliche Ge- meinschaftsschule auf konfessioneller Grund- lage als den Haupttyp für Württemberg. Sie sieht praktisch so aus: Wenn mehrere Schulen in einem Ort sind, dürfen die Eltern im Rah- des Möglichen bestimmen, in welche men Schule sie die Kinder schicken. Wenn acht- klassige Schulen für beide Konfessionen mög- lich sind, sollen die Eltern bestimmen, ob die Schulgebäude nach Konfessionen zu verteilen sind und in welches Schulgebäude sie die Kin- der schicken. Wo eine konfessionelle Minder- heit ist, wird sich im allgemeinen eine Tren- nung nicht empfehlen.

Unser Verhältnis zu den Franzosen. Wir sind entschlossen, keinem neuen Haß gegen die Franzosen bei uns Raum zu geben. Wir wollen mit allen Kräften die Schäden gut- machen helfen, die die vergangene Politik dem französischen Volk zugefügt hat. Wir wollen die Verständigung beider Völker auf der Grundlage gegenseitiger Loyalität. Wir bitten das französische Volk um das Verständ- nis und die Hilfe, ohne die wir zu unserer Arbeit unfähig werden.

Wir sehen die einzige Lösung der deutsch- französischen Gegensätze in der positiven Ueberwindung des Geistes des Bismarckschen Reiches, seiner Voraussetzungen und Folgen.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit FRANKFURT. Zum ersten Male wird ein Prozeß wegen Verbrechens gegen die Mensch- lichkeit vor einem deutschen Gericht verhan- delt. In Frankfurt a. M. hat der Prozeß gegen Dr. Friedrich Mennecke und Dr: Walter Schmidt, gegen die Oberschwester Helene Schürg und die Krankenpflegerinnen Käte Kallmunzer und Margarete Fischer wegen Mordes, sowie den Krankenpfleger An- dres Senft wegen Beihilfe zum Mord begon- nen. Es handelt sich um die systematische- tung der in der Heilanstalt Eichberg un-

Der Kongreß der Sozialisten Mitteleuropas ist in Prag tergebrachten Geistesschwachen.

eröffnet worden.

Zum Präsidenten des rumänischen Parlamentes ist der Schriftsteller Sadoveanu gewählt worden. Er war 1931 Präsident des rumänischen Senates.

In dem Gebiet von Saloniki ist ein großangelegter Feld- zug gegen organisierte Banden eingeleitet worden. Der ägyptische Ministerpräsident Sedky Pascha ist zu- rückgetreten.

erscheinen je nach der Beleuchtung durch die Sonne und dem Charakter der Witterung in wechselnder Farbenfülle, einmal im Neuschnee weiß glänzend, dann wieder in zartem oder leuchtendem Rot und wieder einmal in sattem Blau. Herrlich ist der Anblick, wenn die Strahlen der aufgehenden Sonne ihren er- sten Morgengruß den in Gold- und Silberfar- ben leuchtenden Bergkuppen der Schweizer Alpen entbieten. In seltsamer Schönheit stellt er sich uns, wenn die Tiefen mit Nebelschwa- den ausgefüllt sind und die Gipfel der Vor- berge und die Höhenzüge der Alpen wie In- seln aus dem Nebelmeer herausragen.

Man konnte des öfteren hören, daß vom Heuberg oder Dreifaltigkeitsberg aus der Bo- densee gesehen worden sei. Das ist jedoch ein Täuschung, die daher kommt, daß der in den Tiefen, besonders über dem Bodensee la- gernde Nebel eine zusammenhängende Masse bildet und bei ruhiger Luft die Nebelober- fläche einer Seefläche gleicht. Josef Mattes Der Nerv

Ein Geschichte von Georg W. Pijet In der Auswahl von Personen, mit denen man in nähere körperliche Beziehungen zu treten gezwungen ist, pflegt man sehr vorsich- tig zu sein. Man spricht von ,, meinem Friseur" und ,, meinem Zahnarzt" und schwört auf beide Bein und Stein. Auch ich schätze meinen Zahn- arzt, während mein Kahlkopf und meine Selbstrasiererbacke mit Friseuren weniger Umgang pflegen. Seit gestern ist mein Zahn- arzt verzogen. Mein Zahn ist geblieben. Mein böser Zahn. Kein Beruhigen hilft mehr. Er brachte mich bereits um drei schlaflose Nächte. Zahnärzte haben ihren Leumund. Es gibt solche mit zarten, vorsichtigen Händen und andere, die viel Energie und Gewalt an ihre Arbeit setzen, um sie eilig hinter sich zu brin- gen oder das vermieste Gesicht des Zahnkran- ken, was weiß ich. Mein früherer Zahnarzt gehörte zur ersten Gattung. Un ehrlich zu sein: ich schätzte seine Vorsicht. Ganz anderer

In Hamburg hat der Prozeß gegen das Personal des Konzentrationslagers Ravens- brück vor einem internationalen Gericht be- gonnen.

Herausgeber und Schriftleiter: Will Hanns Hebsacker. Dr. Ernst Müller, Rosemarie Schittenhelm, Alfred Schwenger und Werner Steinberg( zurzeit erkrankt). Weitere Mit. glieder der Redaktion: Albert Ansmann. Hansjörg Koch

Art ist nun der, den man mir empfahl. Viel- leicht tut man dem Manne unrecht, denke ich, und fasse mir Mut.

Der Warteraum ist beängstigend leer. Das verzagt immer. Gemeinsames Leid ist gerade im Wartesaal des Zahnarztes am leichtesten zu ertragen. Schneller als mir lieb ist werde ich hereingeholt und in einen kalt blinkenden Stuhl gedrückt. Ich kugele hinterrücks weg.

,, Wo fehlts?" fragt der Doktor, ergreift mit Daumen und Zeigefinger mein Kinn und schüt- telt es wie eine Hundeschnauze. Dann leuch- tet er ins Innere meiner Futterluke. Mir wird unbehaglich zumute, als könnte man meiner Seele gemeingefährliche Geheimnisse entrei- Ben. Ich deute auf den Böswilligen. Ein un- heimliches Instrument, aus der Zahnperspek- tive als Brechstange erkennbar, wird ange- setzt, und unter Pochen und Klopfen dringt mir ein Stachel in Mark und Bein.

,, Sieht böse aus", meint er ,,, wollen sehen, ob sich noch eine Füllung lohnt." Er greift zum Bohrer, setzt an. Das Rädchen schnurrt. Don- nernder Transmissionslärm umschwirrt mei- nen Kopf. Es piekt, sticht, schmerzt, puckert, wummert, trommelt, reißt. Unbeschreiblich. Jede Sekunde bringt eine neue Steigerung des Schmerzes. Ich zittere, bebe, zucke, wälze mich hinterwärts und fahre keuchend in die Höhe. Mein Gesicht verzerrt sich zur Grimasse. Trä- nen preẞt mir der wütende Schmerz aus den Augen. Sie rinnen in langen Fäden übers Ge- sicht. Die Transmissionen in meinem Kopfe rasen. Der Schädel brummt, dröhnt, erzittert, als höhlte ihn irgend etwas langsam aus. Kalt, ruhig, unbeweglich steht das Gesicht des Arz- tes über meinem verzerrten Antlitz, steil auf das bröckelnde Zähnlein gerichtet. Ich fahre immer höher hinauf, rutsche und tanze. Der Tränenstrom schwillt. Ich verdrehe die Augen wie ein abgemurkstes Kaninchen, verschlucke mich an den Tränen. Da hebt der Doktor sanft seinen Blick zu mir auf und fragt mit der Miene eines Unbeteiligten: Haben Sie das Gefühl, daß ich auf den Nerv gestoßen bin?"