1946

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Schriftleitung und Verlag Tübingen, Uhlandstraße2 Fernruf: 2141/42/43 Für unverlangte Manu- skripte keine Gewähr.. Kreisausgaben für Tutt. lingen, Freudenstadt, Ba- lingen, Hechingen, Mün- singen, Reutlingen, Horb, Calw und Tübingen a. N.

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lbahn Or- Juli 1944. Altburger-

SCHWÄBISCHES

TAGBLATT

Dienstag, den 19. November 1946

Beratende Landesversammlung gewählt

Die CDU. hat mit 40 Mandaten die absolute Mehrheit/ Erste Sitzung am Freitag im Schloß Bebenhausen

TÜBINGEN. Am Sonntag sind in der ge- samten französischen Zone die Wahlen für die ,, Beratenden Landesversammlungen" vor sich gegangen. Für Südwürttemberg wurden ein- schließlich der drei Vertreter für den Kreis Lindau insgesamt 68 Abgeordnete gewählt, in Südbaden 61 und in Rhein- Pfalz für zwei Wahlkollegien insgesamt 129 Abgeordnete. Die Wahlen in Tübingen sind still und ohne be- sonderes Aufsehen, auch ohne vorhergegan- gene öffentliche Wahlversammlungen durch- geführt worden. Der Ausgang stand von vorn- herein ziemlich fest. Jede Partei konnte sich vorher ausrechnen, wieviel Stimmen bzw. Sitze ihr zufallen würden.

Wahlberechtigt für diese Stimmabgabe am grünen Tisch waren sämtliche Mitglieder der 17 südwürttembergischen Kreisversammlun- gen, außerdem die Gemeinderäte und Bürger- meister der Städte über 7000 Einwohner, also von Balingen, Ebingen, Tailfingen, Biberach, Baiersbronn, Freudenstadt, Ravensburg, Wein- garten, Metzingen, Reutlingen, Oberndorf, Rott- weil, Schramberg, Schwenningen, Friedrichs- hafen, Rottenburg, Tübingen, Tuttlingen und

Wangen/ Allgäu.

die sich einstimmig für den Kandidaten der CDU. entschieden.

In Südbaden erhielt die CDU. 37 Sitze, die SPD. 11, KPD. 4 und DVP. 9 Sitze.

Rhein- Pfälzisches Land: CDU. 70, SPD. 41, KPD. 9, Liberale Partei 2 und Sozialer Volks- bund 7 Sitze.

Die erste Sitzung dieses Parlamentes für Südwürttemberg und Hohenzollern sowie den Kreis Lindau findet am Freitag, dem 22. No- vember, vormittags 10 Uhr im Schloß Beben- hausen statt. Entsprechend der Bedeutung des Tages, mit dem der demokratische Neuaufbau in Südwürttemberg eine weitere Ausgestaltung erfährt, sind für die gewählten Abgeordneten vor Beginn der ersten Sitzung Gottesdienste in Tübingen angesetzt.

Es wurden gewählt:

KPD.: Wilfred Acker, Schwenningen; Ludwig Wieland, Reutlingen( von den Kreisversammlungen). Wilhelm Wei- gold, Ravensburg; Ferdinand Zeeb, Tübingen( von den Gemeinderäten).

SPD.: Prof. Dr. Karl Schmid, Tübingen; Adolf Wald- ner, Langenenslingen; Dr. med. Gertrud Metzger, Rott- weil; Dr. Hans Rupp, Reutlingen; Fritz Erler, Biberach; Dr. Dieter Roser, Tübingen; Herbert Holtzhauer, Schwen-

Reutlingen; Fritz Fleck, Tuttlingen; Adolf Hartmeyer, Tübingen; Otto Künzel, Reutlingen; Josef Schneider, Schramberg; Anton Sommer, Friedrichshafen und Fried- richt Rothfuß, Freudenstadt( von den Gemeinderäten).

Diese Zusammensetzung der Wahlberedningen( von den Kreisversammlungen). Oskar Kalbfell, tigten, brachte zu Ungunsten der CDU. eine leichte Verschiebung, denn in einer Reihe die- ser Städte über 7000 Einwohner ist nicht die CDU., sondern die SPD. oder die DVP. im Ge- meinderat führend, so daß sich bei der Ab- stimmung der Gemeinderäte zwar noch eine absolute Mehrheit der CDU. ergab, der Unter- schied gegenüber den anderen Parteien jedoch nur einen Sitz beträgt.

Bei der Wahl selbst gaben Kreisversamm- lungsmitglieder und Gemeinderäte ihre Stim- men gesondert ab. Im einzelnen ergab die Wahl folgendes Ergebnis:

A) Kreisversammlungen: Wahlberechtigt 373.

Abgegebene Stimmen 368.

CDU.: Dr. Albert Sauer, Ravensburg; Dr. Paul Bin- der, Tübingen; Ulrich Steiner, Laupheim; Karl Gengler,

Thorez' Angebot

Rottweil; Ph. J. Bischoff, Dettingen/ Erms; Franz Gog, Sigmaringen; Eugen Hahn, Münsingen; August Sonthei- mer, Allmendingen; Anton Nassal, Hoßkirch; Wilhelm Bäßler, Freudenstadt; Albert Hartmann, Oflings; Tho- mas Schwarz, Ebingen; Johann Leibinger, Mühlheim/ Do- nau; Fritz Schuler, Calw; Christian Hofer, Horb; Jakob Hermann, Rangendingen; Egon Grall, Kreẞbronn; Bern- hard Bauknecht, Albertshofen; Josef Schneider, Rotten- burg; Thaddäus Mayer, Riedlingen; Wilhelm Rathke, Oberstadion; Oswald Degenfelder, Biberach; Ernst Gräßle, Calmbach; Dr. Emil Niethammer, Tübingen; Franz Dre- her, Hechingen; Franz Schneider, Zwiefalten( von den Kreisversammlungen). Eugen Wirsching, Reutlingen; Lo- renz Bock, Rottweil; Oskar Stemmler, Ravensburg: Josef hannes Feyrer, Tailfingen; Richard Abt, Wangen/ Allgäu; Schienle, Schramberg; Walter Fetscher, Freudenstadt; Jo- Dr. Hermann Dold, Tuttlingen; Bernhard Lieb, Fried- richshafen; Wilhelm Braun, Weingarten; Heinrich Voll- mer, Biberach/ Riß; Manfred Wizgall, Reutlingen; Dora Schlatter, Tübingen; Dr. Luitgard Schneider, Reutlingen ( von den Gemeinderäten).

DVP.: Dr. Friedrich Haux, Ebingen; Ernst Kinkelin, Tuttlingen; Otto Erbe, Tübingen( von den Kreisversamm- lungen); Dr. Eduard Leuze, Reutlingen; Dr. med. Hans Kohler, Schwenningen; Karl Kübler, Ravensburg; Erwin Seiz, Reutlingen( von den Gemeinderäten).

In Lindau wurden von der Kreisversammlung gewählt: Josef Schmidt, Ellhofen, Kr. Lindau( CDU.) und Josef Göser, Uhrmachermeister in Lindau( DVP.). Willi Gött- ler, Beigeordneter der Stadt Lindau( CDU.). erhielt sämtliche Stimmen der Lindauer Gemeinderäte.

Ein Kuriosum ist durch die Wahl dieser drei Abge- ordneten insoweit entstanden, als die Lindauer Vertre- ter nur teilweise der Landesversammlung angehören. Sie haben in Fragen, die sich mit südwürttembergischen Be- langen befassen, kein Stimmrecht.

Die Antwort der Sozialisten Nähere Angaben über die Zusammensetzung der Regierung erwünscht Von unserem Korrespondenten

PARIS.( K) Das politische Ereignis der letz- ten Tage war das Angebot der Kommunisten an die Sozialisten zur Bildung einer Regierung der ,, Demokratischen, nichtkonfessionellen und sozialistischen Union" unter kommunistischer

Gültige Stimmen 367. Davon entfielen auf die Führung. In einer Erklärung des politischen

KPD. 20 Stimmen 69 Stimmen SPD. CDU. 245 Stimmen DVP. 33 Stimmen

2 Sitze

7 Sitze

26 Sitze 3 Sitze

B) Gemeinderäte:

Wahlberechtigt: 285.

Abgegebene Stimmen: 281. Gültige Stimmen: 277.

KPD. 24 Stimmen

SPD. 75 Stimmen CDU. 134 Stimmen

DVP. 44 Stimmen

-

2 Sitze

7 Sitze

14 Sitze 4 Sitze

Die absolute Mehrheit der CDU. ist dem- nach auch in der vorbereitenden Landesver- sammlung sehr eindeutig. Sie verfügt über 40 Sitze, während die anderen drei Parteien zusammen 25 Sitze haben.

Im Kreis Lindau wurde ebenfalls die Wahl durchgeführt. Die 20 Wahlberechtigten der Kreisversammlung Lindau wählten je einen Kandidaten der CDU. und der DVP. Bei den Gemeinderäten waren 40 Wahlberechtigte,

Kleine Weltchronik

Die vorläufige deutsche Handelsflagge wird nach einem Beschluß des Kontrollrates blau, weiß, rot, weiß, blau sein. Die Flagge ist nicht viereckig, sondern auf der Schmalseite in Dreiecksform ausgeschnitten.

Eine französische Abteilung für Abrüstungskontrolle wird in Berlin geschaffen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Be- richt über den Beitritt der Schweiz zum Internationalen Gerichtshof gebilligt.

Italien ist in die UN. aufgenommen worden und konnte aus diesem Anlaß Glückwünsche entgegennehmen.

Präsident Truman fordert ein internationales Gesetz zur Aburteilung von Kriegsverbrechern. Juristen der gan- zen Welt sollten den Text dieses Gesetzes abfassen.

Die Tschechoslowakei und Polen wollen als ,, stille Teil- haber" an den Sitzungen zum Abschluß des Friedensver- trages mit Deutschland teilnehmen.

Der frühere britische Außenminister Eden befürwortete im Unterhause freundschaftliche Beziehungen mit der Sowjetunion, sprach sich aber gegen die Anerkennung der Grenze im Osten aus.

Die Abgeordneten der englischen Arbeiterpartei, die sich gegen Bevins Außenpolitik ausgesprochen haben, werden kein Mißtrauensvotum gegen die Regierung ein- bringen.

Dänemarks Außenminister wird in London Besprechun- gen über die künftige Stellung der dänischen Minderheit in Südschleswig haben.

Die albanische Regierung hat bei der UN. gegen die Anwesenheit englischer Minensuchboote vor der albani- schen Küste Protest eingelegt.

Eine ,, Säuberungsaktion" wird zurzeit im Raum von Saloniki von griechischen Regierungstruppen gegen aus Jugoslawien eingebrochene Banden durchgeführt.

Die Palästinakonferenz in London ist auf Ende Dezem- ber verschoben worden.

Ein ziviles Luftfahrtabkommen ist zwischen den Ver- einigten Staaten und der Sowjetunion abgeschlossen wor- den.

Eine neue sowjetische Note zur Dardanellenfrage ist in London eingegangen.

Die Türkei liefert nach einem Abkommen 150 000 Ton- nen Weizen an England.

In Batavia ist das niederländisch- indonesische Abkom- men unterzeichnet worden, das die Schaffung der Ver- einigten Indonesischen Staaten vorsieht.

Die indische Moslemliga hat den Vizekönig Lord Wa- well aufgefordert, Maßnahmen gegen die Unruhea im Norden Indiens zu ergreifen.

Büros der Kommunistischen Partei wurde u. a. gesagt, die Wahlen hätten klar ergeben, daß das französische Volk eine feste Politik der wirtschaftlichen Renaissance und des sozialen Fortschritts wünscht. Es will eine Stabilisie- rung der Währung und Einsparungen im Bud- get sowie eine Liquidierung aller Ueberreste von Vichy, ferner eine Festigung der demo- kratischen Einrichtungen des Landes. Das Volk will ferner eine brüderliche Politik, die das Wohlergehen und die Freiheit der in der fran- zösischen Union zusammengeschlossenen Völ- ker sicherstellt, sowie eine Politik, die die Si- cherheit der Grenzen, wie die Bezahlung der Reparationen durch Deutschland gewährleistet, eine Politik des Friedens, die sich auf der ver- trauensvollen Zusammenarbeit Frankreichs mit den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der Sowjetunion aufbaut. In der neuen Natio- nalversammlung gebe es, so sagt die kommu- nistische Erklärung, sehr wohl eine republi- kanische Mehrheit, die es erlaubt, eine solche Politik in die Tat umzusetzen. Es käme jetzt darauf an, auf der Basis des genannten prä- zisen nationalen Programms eine republikani- sche Mehrheit zustande zu bringen und aus ihr eine Regierung der demokratischen Union zu bilden.

Mit diesem Angebot der Kommunisten. hat sich der Nationalrat der Sozialisti schen Partei, der am Sonntag tagte, be- schäftigt. In der Antwort der Sozialisten auf das Angebot von Thorez werden noch genaue Angaben darüber gefordert, wie nach Ansicht der Kommunisten die Zusammensetzung einer neuen Regierung aussehen soll. Die Sozialisten

wollen erst darüber genaue Gewißheit haben, bevor sie ihre Entscheidung treffen.

Sozialismus auch ohne Sowjetsystem PARIS. Der Leiter der französischen Kom- munisten Maurice Thorez gab dem Pariser Korrespondenten der, Times" ein Interview über die innen- und außenpolitischen Ziele Frankreichs. Kommunistischen Partei der Thorez erklärte, die Kommunisten wollten in Zukunft die Freundschaft Frankreichs zu Großbritannien noch enger gestalten. Frank- reich sei allen seinen Verbündeten in gleichem Maße dankbar und dürfte sich nicht aus- schließlich auf ein Land einstellen. Die Ent- wicklung der Demokratie zeige, wie Thorez weiter ausführte, daß es auch Wege zum Sozialismus gebe als denjenigen den die Sowjetunion eingeschlagen habe. Tho- rez befürwortete eine enge Zusammenarbeit der Kommunisten und Sozialisten in Frank- reich und sagte die neue Demokratie werde auch den Katholiken offenstehen. Gegen die Religionserziehung werde vollkommene Neu- tralität gewahrt werden.

andere

Der Führer der französischen Kommunisten entwickelte noch einem Reuterkorrespon- denten seine Ansicht über die Sicherheit und die Reparationen. Er kritisierte die eng- lische Haltung gegenüber Deutschland. Die britischen Vorschläge würden beim Wieder- aufbau Deutschlands einer deutschen Herr- schaft Vorschub leisten. ,, Unsere sowjetischen Freunde sprechen von einer interalliierten Kontrolle des Ruhrgebietes, wir dagegen spre- chen uns für eine Internationalisierung des Ruhrgebiets aus." Unter Sicherheit versteht Thorez absolute Kontrolle des Ruhrgebietes, eine langandauernde Besetzung Deutschlands, Vernichtung des Faschismus, eine wirksame Entwaffnung Deutschlands und eine wirtschaft- liche Union zwischen Frankreich und dem Saargebiet.

Gewerkschaftsbund fordert Volksentscheid Ausmerzung des nazistischen und reaktionären Einflusses BERLIN. Der Vorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes hat das Alliierte Ober- kommando um die Genehmigung zur Durch- führung eines Volksentscheids über die Unterstellung von Unternehmen aus dem Be- sitz von Nationalsozialisten, Kriegsverbrechern, Konzerndirektoren und Konsortiumsdirektoren unter öffentliche Verwaltung ersucht.

*

Damit hat die Spitzenvertretung der deut- schen Gewerkschaften die Initiative ergriffen, um in dieser wichtigen Frage ein einheitliches Vorgehen zu ermöglichen. Nachdem im Bun- desland Sachsen und auch in Thüringen die Ueberleitung derartiger Betriebe in die Hände der Länder und Gemeinden schon durchge- führt worden ist, erscheint es angebracht, auch in den übrigen Bezirken der wichtigen Frage erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Sollte

das Alliierte Oberkommando dem Antrag des FdGB. zustimmen, so ist damit der Weg zu einer einheitlichen Aktion gegeben.

Auch der Vorsitzende der SPD. in Berlin, Franz Neumann, hat zu der Frage in einer Rede Stellung genommen und sich dahin- gehend geäußert, daß unbedingt die Betriebe von Kriegsverbrechern und Nationalsozialisten in das Gemeineigentum übergehen sollten. Be- kanntlich sieht auch der Artikel 41 der Ver- fassung für Großhessen, über den am 1. De- zember abgestimmt werden wird, die Ueber- führung des Bergbaues( Kohlen, Kali, Erze),

der Eisen- und Stahlerzeugung, der Energie- wirtschaft und des Verkehrswesens in das Ge- meineigentum vor. Vom Staate beaufsichtigt oder verwaltet sollen die Großbanken und Ver- sicherungsunternehmen und diejenigen oben genannten Betriebe werden, deren Sitz nicht in Hessen liegt.

Alle zwei Monate Gewerkschaftstagungen PARIS. Der Generalsekretär des Weltge- werkschaftsbundes, Louis Saillant, erklärte, daß alle zwei Monate Gewerkschaftstagungen für alle vier Besatzungszonen, jeweils in einer andern Zone stattfinden würden. Eine starke demokratische Gewerkschaftsbewegung

in

Deutschland werde eine bedeutende Rolle bei der Umwandlung des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ansehens Deutschlands spie- len. Louis Saillant sagte eine Unterstützung

der demokratischen Gewerkschaftsbewegung zu, doch dürfe man gleichzeitig die Erforder- nisse der französischen Sicherheit nicht ver- nachlässigen.

Louis Saillant wird am Mittwoch in Wien eintreffen, um dort mit Gewerkschaftsvertre- tern aus Frankreich, Holland, Amerika, Oester- reich und der Sowjetunion Besprechungen ab- zuhalten.

PRAG. Eine britische Gewerkschaftsabord- nung ist hier eingetroffen.

Einzelpreis 20 Pfennig monatlicher Bezugspreis durch Träger 1.50 RM. durch die Post 1.74 RM. Anzeigenpreise: Gesamt- ausgabe und Kreisaus- gaben nach Preisliste. Chiffregebühr I.- RM. Erscheinungstage: Dienstag und Freitag

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Nummer 92

Die Probe

Es ist hier schon oft ausgesprochen worden, das Hunger ein schlechter Lehrmeister für Demokratie ist. Wer hungert, ist radikal. Wer radikal ist, der schimpft. Er schimpft auf die Männer der Demokratie, weil sie ihm nicht das tägliche Butterbrot auf den Tisch legen können.

Der Mensch ist zwar ein denkendes Wesen, aber leider überschreitet sein Denkvermögen selten den Bereich des fragwürdigen Zirkel- schlusses, der seine Urteile aus unbewiesenen und falschen Voraussetzungen ableitet: Weil es im Hitler- oder im Kaiserreich mehr zu essen gab, müssen wir wieder einen Führer oder einen Kaiser haben. Weil zurzeit das Fett knapp ist, taugt die Demokratie nichts. Eine tiefe psychologische Erkenntnis weiß, daß unangenehme Erinnerungen die Neigung ha- ben, sich rasch zu verflüchtigen: zu diesen zählen die Tatsachen, daß wir den Krieg ver- loren haben und vor einem Trümmerhaufen stehen.

Nun haben wir, verursacht durch den verlo- renen Krieg, die sorgenvollste Krise vor uns: Aus allen Zonen überstürzen sich die Nach- richten über beträchtliche Kürzungen der Ra- tionen. In der britischen Zone haben die Ka- lorien sogar das Tausend wieder unterschrit- ten.

Man sieht eine Tragödie großen Ausmaßes herankommen. Sie abzuwehren, sind viele be- müht. Die französische Militärregierung, um mit unserer eigenen Zone zu beginnen, wird nach einem Wort des Generals Koenig alle Mühe aufwenden, um die unzulängliche Pro- duktion auszugleichen. Im britischen Parla- ment und in der UN. sind scharfe Worte über die Ernährungskrise, die ja eine internationale ist, gefallen.

Die Welt starrt auf Amerika, auf das Wun- derland, das Hilfe bringen soll. Aber auch ihm sind Grenzen gesetzt. Das Schiffsmaterial fehlt unsere U- Boote haben es einst selbst in den Grund geschickt und zudem streiken

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die Schiffsleute. Dann sind wir ja nicht das einzige Volk, das hungert, auch die Chinesen,

die Griechen und die Oesterreicher schreien nach Brot, und selbst das reiche England hat Nahrungssorgen.

Wir tun heute oft so, als ob die Welt die Pflicht hätte, uns zu versorgen. Nach national- sozialistischer Auffassung gewiß nicht. Jede Tonne Mehl, die zu uns herüberschwimmt, ist eine freiwillige Leistung der anderen. Und es wäre das bitterste Unrecht, wenn wir dulden würden, daß die Redlichkeit des guten Wil- lens angezweifelt wird.

So veröffentlicht die liberale Zeitung ,, News Chronicle" die Ergebnisse einer Gallupunter- suchung. Auf die in allen Gesellschaftsklassen gestellte Frage: Sind Sie damit einverstanden, daß eine internationale Politik nach dem Grundsatz einer gleichmäßigen Verteilung der zur Verfügung stehenden Lebensmittel betrie- ben wird? Und zwar selbst, daß dieser Modus für England den Verzicht auf gewisse Vor- kriegsleckereien zur Folge haben würde, haben sich 62 Prozent der befragten Personen mit einer Kürzung einverstanden erklärt. Wenn man bedenkt, daß die Vorteile eines solchen Verzichts dem besiegten Gegner, der die Ab- sicht hatte, in England einzubrechen, zugute kommen, und daß eine solche Frage achtzehn Monate nach Ende dieses Krieges gestellt wird, so kann nur böser Wille davon sprechen, daß die Welt die Absicht habe, uns verhungern zu lassen. Die anderen wollen uns helfen.

Und wie steht es mit uns selbst? Haben wir wirklich innerhalb der uns zu Gebote stehen- den Mitteln dafür gesorgt, daß wir uns selbst helfen wollen? Die ernste und mahnende Sprache eines Aufrufes der vier südbadischen Parteien, an die Bauern gerichtet, sie mögen sich ihrer Christen- und Menschenpflicht ge- genüber der nichtbäuerlichen Bevölkerung nicht entziehen, spricht gegen die Auffassung, als ob alles getan worden sei, was notwendig ist.

Wir wissen um die Schwierigkeiten, mit de- nen die Bauern zu kämpfen haben. Aber an- dererseits häufen sich bei den Redaktionen aller Zeitungen die bitteren Klagen über die Bauern zu Bergen an. Wir haben bisher da- von abgesehen, solche Zuschriften zu veröf- fentlichen, weil wir nicht glauben können, daß der Bauer starren Herzens zusehen könne, wie ein Teil des Volkes untergeht. Aber nun ist die Zeit gekommen, noch einmal diejenigen anzurufen, denen die Gunst des Schicksals Haus und Hof, Acker und Vieh belassen hat, lässig sind. Wir wollen dabei nicht einmal so und die ihrer Ablieferungspficht gegenüber sehr an die Mildtätigkeit appellieren, sondern an die Einsicht, die jedem sagen muß, daß den Abgrund reißt, auch den Besitzenden mit- die Katastrophe, die den Nichtbesitzenden in

nimmt. Mit dem Lächeln des schlauen Man- nes beiseite zu stehen, mag eine handgreifliche

Lebensregel für den Pferdehandel sein, aber

wo ein Volk auf dem Spiele steht, gelten- here Sittengesetze.

Auch den Behörden gegenüber kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie nicht immer mit der nötigen Energie die Maßnah- men durchgeführt haben, die der Sicherung der Ernährung dienen. Vorgänge, wie sie aus Südbaden berichtet werden, wo über 36 000 Hektar Land spurlos verschwunden sind oder eine Stadt tagelang ohne Brot sein mußte, weil eine Rechenmaschine defekt war, zeugen nicht davon, daß die Bürokratie sich dessen