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SCHWABISCHES TAGBLATT

AUS DER WIRTSCHAFT

Buchhaltung und Steuermoral

aber schnell gezeigt, daß der Kontenrahmen in erster Linie den Betrieben selbst zugute kam, die nun ein viel klareres und beweis- kräftigeres Bild der Rentabilität erhielten. Die Bilanzen und Kalkulationen wurden genauer und aussagebereiter, der leichtere Kostenver- gleich förderte die Entdeckung von Fehler- und Verlustquellen, und die Aufstellung von Monatsrohbilanzen verhinderte unangenehme Ueberraschungen zum Jahresschluß. Unordnung gefährdet Planung

aller Geschäftsvorfälle würde sich dann schnell zeigen, daß die bestehende steuerliche Bela- stung untragbar ist, und eine Steuerreform würde dann die Rentabilitätsgrundlagen wie- derherstellen können. Treuhänder des Volkes

Alles Planen und Bestimmen muß aber so- lange Stückwerk bleiben, wie das an sich all- gemein menschliche und daher selbstverständ- liche Besitzstreben nicht in die größere Ord- nung der Volkswirtschaft eingebaut wird. Die Unternehmer können nicht allein die Treu- händer einer Produktion sein, die nach glei- chen Gesichtspunkten allen Bedürftigen zu- gute kommen soll. Ihnen zur Seite müssen als Treuhänder der Verbraucher die Gewerk- schaften und Betriebsräte stehen, deren Mit- spracherecht in allen betrieblichen Angelegen- heiten sich auch auf die Buchhaltung als das Herz und Gewissen des Betriebes ausdehnen muß. Solange aber betriebswirtschaftliche Kenntnisse kaum in den Kreisen der Unter- nehmer und Buchhalter bestehen und auch die Finanzbehörden im Betrieb mehr die Steuer- quelle als die volkswirtschaftliche Einzelzelle sehen, kann hier weder von Gewerkschaften noch von Betriebsräten erwartet werden, daß

Die Belastung der Wirtschaft durch die er- höhten Steuern wirkt sich zu einem ernsthaf- ten Hindernis des Wiederaufbaus aus. Um dem Steuerdruck zu entgehen, versuchen daher im- mer mehr Geschäftsleute, ihre Waren unter der Hand und ohne Rechnung zu verkaufen, da- mit die Umsätze nicht in den Büchern erschei- nen und dem Finanzamt verborgen bleiben. Gleichzeitig sieht sich aber mancher Betrieb gezwungen, zur Aufrechterhaltung seiner Pro- duktion Material, Werkzeuge und Maschinen zu überhöhten Preisen auf dem sozusagen legalen schwarzen Markt zu kaufen, die aber nun ebenfalls nicht in den Büchern erschei- nen dürfen. Das führt zu grotesken Situatio- nen: uns sind Fälle bekannt, wo Betriebe ab- seits ihrer normalen Fertigung gewisse, nicht kontingentierte Mangelwaren in kleinen Se- rien herstellen, um diese gegen Dinge einzu- tauschen, die zur Inganghaltung der Normal- produktion dringend gebraucht werden; da aber die Aufwendungen für die Sonderanfer- tigung wenigstens zum größten Teil in den Büchern erscheinen, die eingetauschten Gegen- werte aber nicht, wird jede Kalkulation und jede einwandfreie Gewinn- und Verlustrech- nung unmöglich. Neben die ordnungsmäßige Buchführung tritt daher ein System von Aus- hilfen durch eine Notizbuch- Buchführung, de- ren Fragwürdigkeit auf der Hand liegt. Ein größerer Betrieb kann nicht zu diesen Mitteln greifen, da alle Waren- und Zahlenbewegun- gen der Kontrolle einer weitverästelten Or- ganisation unterliegen, so daß hauptsächlich nur die Klein- und Mittelbetriebe auf diese Weise der Steuer und damit der allgemeinen dies pessimistische Bild natürlich nicht für seine in Beruf und Betrieb erworbene Erfah-

Not zu entfliehen suchen.

Ordnung durch Kontenrahmen

,, Größere Wirtschaftlichkeit durch geordne- tes Rechnungswesen", wie der Titel der maẞ- geblichen Schrift des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit lautete, sollte aber gerade für die Klein- und Mittelbetriebe durch die auf Grund des Erlasses des RWF. vom 11. No- vember 1937 eingeführten Kontenrahmen er- reicht werden. Sämtliche Betriebe gleicher Art mußten ihre Aufwendungen und Erlöse nach gleichen Grundsätzen aufgliedern, wodurch ein Kosten- und Kalkulationsvergleich mög- lich wurde, der zweifellos zu einer Leistungs- steigerung geführt hätte, wenn die angebahnte Entwicklung nicht durch diesen irrsinnigen Krieg zerstört worden wäre. Der Begriff des Kontenrahmens war bereits kurz nach dem ersten Weltkrieg von der Betriebswirtschaft aufgestellt worden und hatte im Ausland seine praktische Ausbildung erfahren. Er ist seinem ganzen Wesen nach antikapitalistisch und konnte daher in Deutschland erst nach großen Schwierigkeiten eingeführt werden. Von Un- ternehmerseite wurde er besonders deshalb mit Mißtrauen und Unlust betrachtet, weil man eine leichtere Ueberprüfung des Zahlen- werks durch die Finanzämter befürchtete, während diese den Kontenrahmen ebenso sehr ablehnten, da sie durch ihn eine Erschwerung ihrer Arbeit befürchteten. Die Praxis hat dann

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Diese aussichtsreiche Entwicklung des indu- striellen Rechnungswesens ist durch den Krieg unterbrochen worden, und die erzielten Er- gebnisse drohen nun in dem allgemeinen Chaos der Nachkriegszeit verloren zu gehen. Kalkulation, ungebuchte Anlagewerte und ver- Verkäufe ohne Rechnungen, Fertigungen ohne schleierte Mehraufwendungen machen jede ordnungsmäßige Buchhaltung illusorisch. Die Unternehmen selbst können kein klares Bild ihrer Lage gewinnen, ihre Bilanzen sind falsch, da sie auf unvollständigen Unterlagen be- ruhen, das Steueraufkommen geht entspre- chend zurück und macht die Einführung neuer oder die Erhöhung der alten Steuern nötig, da der Finanzbedarf des Staates nicht geringer wird. Schließlich wirkt sich dieses Verfahren auch auf die allgemeine Wirtschaftslage aus, da die buchmäßige Produktion nicht dem Beschäftigungskoeffizient entspricht, so daß die Kapazität der Betriebsanlagen nur zu einem Bruchteil ausgenützt erscheint und da- durch ein verzerrtes Bild der wirklichen Lage entsteht, was wiederum jede Planung für den Wiederaufbau erschwert. Denn wenn auch

alle Klein- und Mittelbetriebe gilt, so doch für zahlreiche, und auf jeden Fall wird da- ein mit so viel Fehlerquellen belastet, daß sie durch jegliche Planungsstatistik von vornher- ihren primären Aussagewert einbüßt.

Neue kaufmännische Moral

Es ist freilich sehr schwer, eine Entwicklung abzustoppen, die zu sehr im allgemeinen Zuge der Zeit liegt, als daß sie menschlich nicht verständlich wäre. Aber mit dem Allheilmittel der Währungsreform, die vielen wie ein Stein der Weisen erscheint, dessen Entdeckung alle Not wendet, könnte bestenfalls nur eine klare und sichere materielle Grundlage gefunden werden. Auch nach einer Währungsreform, deren Dringlichkeit und Wichtigkeit nicht oft genug betont werden kann, bleibt noch alles zu tun, um die geistigen Grundlagen für den Wiederaufbau zu legen. Dazu gehört in erster Linie die Wiederherstellung einer gesunden kaufmännischen Moral durch ein geordnetes Rechnungswesen auf breitester Basis. Die obligatorische Wiedereinführung des Konten- rahmens wäre hierzu das beste Mittel, doch sollten dann im Interesse einer weitgehenden Vereinfachung die einzelnen Kontenrahmen der früheren Wirtschaftsgruppen vereinheit- licht werden, so daß nur noch getrennte Kon- tenrahmen für Handel, Handwerk und Indu- strie bestehen würden. Bei offener Buchung

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sie nun die höhere volkswirtschaftliche Ein-

sicht besitzen. Daher muß mit allem Nach- druck gefordert werden, daß Gewerkschaften

und Betriebsräten in Kursen und Vorlesungen Gelegenheit zur Einführung und Einarbeitung in betriebswirtschaftliche Fragen gegeben wird. Wenn erst einmal die Frage der Sozialisierung oder Verstaatlichung unserer Wirtschaft akut

geworden ist, darf ihre Durchführung nicht ten Kräfte vorhanden sind. Und der beste Be- dadurch gefährdet werden, daß keine geschul- triebswirtschaftler ist immer noch der, der

rung theoretisch unterbaut und so eine höhere füge erhält. Er wird die Führerschicht im So- Einsicht in das gesamtvolkswirtschaftliche Ge-

zialstaat der Zukunft stellen.

Baumwolle im Ueberfluß

H. K.

Die Baumwollzuweisungen aus amerikanischen und sow- jetrussischen Vorräten an die deutsche Textilindustrie, ferner der englisch- russische Kaufabschluß auf Lieferung russischer Baumwolle für England und nicht zuletzt die Vorgänge an den amerikanischen Baumwollbörsen bewei- sen, daß die Weltbaumwollvorräte überall und nicht zu- letzt in Europa den gestiegenen Bedarf völlig decken kön- nen und daß dieser wichtige Rohstoff in der Tat im Ueberfluß vorhanden ist. Das läßt für die Entwicklung der Textilindustrie auch in Deutschland und für die in Zukunft besser werdende Versorgung der Bevölkerung mit Kleidung und Wäsche gute Aussichten zu.

Der Sturz der Baumwollpreise um 20 bis 25 Dollar je Ballen führte, wie wir aus New York erfahren, sogar zur Schließung der Baumwollbörsen.in New York und New Orleans. Maßgebend für diese überraschende Nachricht ist die Tatsache, daß mit einem großen Ueberangebot an Baumwolle zu rechnen ist, wenn die neue Ernte einge- bracht sein wird. Hinzukommt, daß durch die Kriegsbe- endigung die Rüstungsindustrie als Großabnehmer und

Großverbaucher ausfällt und erhebliche Vorräte aus der

Rüstung in Amerika noch vorhanden sind. Daher hatten die Verkaufsanträge an den Baumwollbörsen in Amerika in den jüngsten Tagen einen solchen Umfang erreicht, daß die bisherigen Baumwollpreise nicht mehr zu halten wa- ren. Die aus der alten Ernte übernommene Baumwoll- menge wird auf mehr als 23 Millionen Ballen oder die Ernte eines Jahres im Weltmaßstab geschätzt.

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12. November 1946

Der Leser hat das Wort

Pflanzt Nußbäume!

Es gibt so viele Plätze in den Dörfern und Städten, wo sich ein Nußbaum ganz herrlich ausnehmen würde. Man findet da die ver- schiedensten Baumalleen, aber nur selten sol- che, die zugleich einen Nutzen bringen. Sicher würde der Nußbaum dort gerade so gut ge- deihen. Aehnlich verhält es sich mit den leben- den Zäunen: die Haselnuẞ würde ihren Zweck auch erfüllen.

Nach dem ersten verlorenen Krieg hätten solche Maßnahmen dazu beigetragen, die schlechte Ernährungslage zu bessern. Auch in der hinter uns liegenden Zeit, wo die Propa- ganda für die Erzeugungsschlacht" sich über- schlug, geschah praktisch in der Beziehung

nichts.

Und heute wollen wir ja von uns aus das Mögliche tun. So gerne man prächtige alte Alleen sieht, wäre es doch erfolgreicher, an deren Stelle junge Nußbäume zu setzen.

Was gibt es Schöneres als eine Anlage von Sträuchern und Bäumen, gut gehegt und ge- pflegt, die mit eßbaren Früchten vollbehangen sind! Die alten Bäume lieferten für manche

Familie des Winters eine warme Stube, so

daß auch dieser Not zugleich ein wenig ge- steuert wäre.

Fahrion

Wirtschaftliche Kurznachrichten Eine Lohnerhöhung fordern die holländischen

Bergarbeitergewerkschaften.

Der Chef der Baumwollabteilung im USA.- Landwirt- schaftsministerium erklärte, daß die Vereinigten Staaten 1,1 Mill. Ballen Baumwolle nach Deutschland und Ja- pan verschiffen wollen, um den dringendsten Bedarf bis Mitte 1947 zu decken. Erhebliche Teile seien bereits ver- schifft.

2200 Industriekonzerne, 19,3 Prozent der Gesamtindustrie, sind in der Tschechoslowakei verstaat- licht worden.

Die Antwerpener Edelsteinproduzen- ten arbeiten nur noch drei Tage wöchentlich, um ein Fallen der Diamantenpreise zu verhindern.

Eine polnische Schiffahrtslinie Stettin- London wird im November eröffnet.

In Britisch- Ostafrika soll zur Schließung der Weltfettlücke ein britischer Anbauplan für Oelfrüchte durchgeführt werden.

In der Remscheider Kleineisenindu- strie haben jetzt auch größere Betriebe schließen müs-

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Suchdienst

Angehörige gesucht des in russ. Kriegs- gef, befindlichen Adolf Klett, 32 J. alt. Sollen in einem Einzelgehöft im Schwarzwald, dicht b. Tuttlingen woh- nen. Mitteilungen an Ev. Kriegsopfer- betreuung Tuttlingen, Uhlandstr. 21 Hugo Schmid, Obfw., Flugzeugführer, geb. am 9. 12. 13 in Stuttgart. Kam am 1. 4. 45 v. Lazarett in Detmold mit ca. 100 Mann weg. Seitd. keine Nachricht. Auskunft erbeten an Her- mann Schmid. Stuttgart, Hahnstr. 50 Hermann Epple. Soldat, geb. 19. 8. 14, FP. 12 149 B. Letzte Nachr. 13. 3. 45 v. Osten. Frau Epple, Rottenburg/ N., Engelgasse 11

Ludwig Koch, Ogefr., geb. 9. 4. 01 in Ebingen, FP. 08 538 B. Er kam am 26. 1. 45 v. Dänemark i. d. Slowakei. L. Lebenszeichen 8. 3. 45 a. Slowakei. Frau Maria Koch, Ebingen( Wttbg.), Chr.- Landenberger- Str. 34

Gottlob Wezel, Obergefr. aus Groß- heppach, Kr. Waiblingen, FP. 18 543. Vermißt s. 23. 8. 44 westl. Tighina ( Bessarabien). Anna Wezel, Großhep- pach, Kr. Waiblingen, Württ., Berg- straße 44

Adolf Haußmann, Obergefr., 78. Sturm- div., FP. 09 496 A. Welcher Heim- kehrer v. Nowo- Sibirsk( Sib.) kann Nachricht geben? Frau Berta Hauß- mann, Onstmettingen, Kr. Balingen, Schaudtstraße 54

Albert Grauer, Uffz., geb. 8. 4. 14 in Jettenburg. FP. 27 406 C. L. Nachr. aus Kurland vom 18. Febr. 45. Frau Marie Grauer, Jettenburg, Haupt- straße 18

Fritz Beyer, Uffz. FP. 25 805 A, II. Res.- Geb.- Jg.- Rgt. 139. L. Nachr. 1. 4. 45 Gegend Triest. Familie Karl Beyer, Stuttgart- Weilimdorf, Hutten-

straße 35

Albert Rempfer, geb. 20. 3. 21, verm. seit Juni 44 Orscha- Minsk. Art.- Rgt. 178. 78. Sturm- Div. Wilh. Rempfer, Talheim, Kreis Tübingen

vom

Josef Doll, Uffz., geb. 24. 2. 11. Stab Feld- Ers.- Btl. 671( 715. Inf. Div.). L. Nachr. a. d. Tschechosl. Frau J. Doll, z. Blume, Lierbach, Post Op- penau( Baden)