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12. November 1946
Aus russischer Gefangenschaft
Ein aus russischer Gefangenschaft Heimgekehrter berichtet der Frau eines Kameraden über seine Er-
lebnisse.
Liebe Frau P...!
Ich erhielt Ihren Brief vom 9. Oktober und bin selbstverständlich gern bereit, Ihnen über alles, was ich gesehen und erlebt habe, Aus- kunft zu geben.
Ob Erwin Torf stechen mußte? Diese Frage kann ich Ihnen nicht einwandfrei beantwor- ten, da ich Erwin erst im Hauptlager 165 anfangs Oktober des vorigen Jahres kennen- lernte. Das Hauptlager hatte damals etwa zehn Nebenlager, sogenannte Arbeitslager, die im Umkreis von hundert Kilometer um das Hauptlager lagen und in denen die Gefange- nen zu den dort jeweils vorliegenden Arbei- ten eingesetzt wurden. Es gab z. B. ein Wald- lager, in dem Holz gefällt und gesägt wurde, eine Papierfabrik, ein Elektrizitätswerk, meh- rere Torflager. Erwin war meines Wissens im Torflager 9, während ich aus dem Torflager 6 kam. In den Torflagern wurden folgende Ar- beiten verrichtet: Roden von Hochwald und Stubben, Ausschachten von Entwässerungs- gräben und-kanälen, Aufhacken der Moos- oberfläche, Verlegung großer Rohrleitungen, Verbrennen von Stubben und Buschwerk, Torfaufsetzen, Torfverladen usw. Der Torf wurde dort nicht gestochen, sondern Torf- schlamm wurde ausgebaggert, aufgerodete und geebnete Landstücke aufgeschwemmt, nach Trocknung durch Spezialpflüge in Stücke ge- brochen, die dann mit der Hand gesammelt und aufgesetzt wurden. Erwin war Gruppen- oder Zugführer. Wie oft und wieviel er als solcher mitgearbeitet hat, kann ich nicht ge- nau sagen. Körperliche Arbeit hat er im Som- mer und Herbst vorigen Jahres bestimmt verrichtet. Er befand sich gesundheitlich in guter Verfassung, als wir am 2. Okt. zum Kur- sus in der Antifaschule antraten. Wir machten dort einen Sonderlehrgang für Erzieher mit, der acht Wochen dauerte. Wir hörten Vor- träge, diskutierten darüber, lasen Bücher und setzten uns mit der sozialistischen Weltan- schauung, wie sie wissenschaftlich von Marx und Engels begründet, von Lenin, Stalin und anderen vertreten wird, auseinander. Wir hat- ten in der Schule ein recht angenehmes Le- ben. Jeder hatte ein Bett mit Strohsack, weiß bezogen, Decke. Es gab einen Tisch und Sitz- gelegenheit, elektrisches Licht. In der Büche- rei konnte man Bücher politischer, wissen- schaftlicher und schöngeistiger Natur entlei- hen. Das Essen wurde gut und sauber zu- bereitet. Es gab einen Arzt, eine Schwester, Sanitäter, einen Zahnarzt kurz, die Le- bensformen waren erträglich.
Nachdem unser Kursus beendet war, lande- ten wir unvereidigt, sang- und klanglos, wie- der im Hauptlager zur weiteren Verwendung. Den ganzen Winter haben wir verbracht, fast ohne körperlich zu arbeiten. Wir hatten einen Chor gegründet, der ganze Programme ge- staltete durch Verbindung von Lied, Dichtung und Prosa. Die musikalische Leitung besorgte ein ehemaliger Musikmeister, alles andere machte Erwin. In dieser seiner Eigenschaft wurde Erwin dem Kulturaktiv angegliedert, das ist eine Gruppe von Gefangenen, die sich mit der kulturellen Betreuung des Lagers be- faßt( Orchester, Zeitung, Lesesaal, politische Schulung u. ä.). Zeitweise hat Erwin auch Vor- träge aus dem Gebiet der deutschen Litera- tur gehalten.
Daß der Russe bisher nur Kranke entlassen hat, stimmt nicht ganz. Er entläßt Invalide, Kranke und Schwache. Die letzteren sind sol- che, die körperlich nicht stark sind, und die bei einem Arbeitseinsatz doch bald wieder ar- beitsunfähig würden.
Die Verpflegung ist ausreichend. Es gibt am Tage dreimal 750 g Suppe, einmal 300 g Brei und 600 g Brot. Suppe und Brot ist in Ruß- land das übliche Essen.
Von den Verhältnissen in Deutschland hat- ten wir nur sehr unbestimmte Vorstellungen. Nachrichten aus der Westzone gab es kaum und wenn dann meistens negativ. In der letzten Zeit wurde die Berliner Volkszeitung zum Lesen augehängt.
Die Anzeige
Die verwitwete Hedwig Bleibeschön ließ im vierten Kriegsjahr eines Tages folgende Anzeige im ,, Anzeiger für Bumsberg und Jm- gebung" erscheinen:
Achtung!
Verloren ging gestern abend vermutlich auf dem Weg über Lange Straß, Weiher- gasse, Marktplatz, Siedlungsweg eine gol- dene Brosche, eine Eidechse darstellend. Der ehrliche Finder, der zur Belohnung Rauch- ware erhalten wird, wird gebeten, die Brosche abzugeben bei H. Bleibeschön, Witwe, Bums- berg, Siedlungsweg 6.
So! Ab sofort war in Bumsberg einiges los. Man wußte nämlich, daß alle Handwer- ker, die kleinere oder größere Arbeiten im Bleibeschönschen Hause auszuführen hatten, dieses stets in liebliche Rauchwolken gehüllt verließen. Woher die alte Dame derartig rare Herrlichkeiten bezog, das konnte mit Bestimmt- heit niemand sagen. Man sprach zwar des öfteren von einem Neffen, der in der großen Stadt irgendwo und irgendwie an einer ent- sprechenden Quelle sitzen sollte, erwiesen war das jedoch nicht. Es interessierte jene Männer auch nicht, die an diesem Morgen die Zeitung lasen, die Anzeige der verwitweten Bleibe- schön sahen und zu handeln beschlossen. Für sie war die Hauptsache, daß. Einer von ihnen war der Amtsdiener der Stadtverwaltung, Brösecke. Er befand sich ge- rade auf dem Weg zum Marktplatz, wo er sei- nen Gang durch die Straßen det kleinen Stadt beginnen wollte, um den Bürgern die neuesten Anordnungen( dieses Mal waren einige wich- tige Sachen vom Finanzamt dabei) bekannt- zugeben.
Plötzlich blieb er stehen, san sich kurz nach allen Seiten um und lief mit raschen Schritten nicht dem Marktplatz, sondern der Langen Straße zu!
Sein gestrenger Chef, das Haupt des Rates von Bumsberg, war indessen in seinem Amts-
Französische Zone
SCHWÄBISCHES TAGBLATT
Nachrichten aus aller Welt
BADEN- BADEN. Auf Ersuchen der französischen Behörden wurde der Leiter des Einkaufsbüros der Wehrmacht für die Champagne, Otto Klebisch, nach Frankreich überführt und dem Militärgericht zur Verfügung gestellt.
Amerikanische Zone
STUTTGART. Von den noch in diesem Jahr eintreffen- den Flüchtlingstransporten entfallen auf Bayern 52 Pro- zent, auf Großhessen 26 Prozent und 22 Prozent auf Württemberg- Baden. Ueber diese Prozentsätze hat man sicht jetzt geeinigt.
Zum neuen Militärgouverneur für Nordwürttemberg- Baden ist an Stelle des auf einen anderen Posten beru- fenen Oberst W. W. Dawson, der ehemalige Gouverneur des Staates Maine, Sumner Sewall, berufen worden.
MUNCHEN. Weil er sich bestechen ließ und viele Ge- schäftsleute zur Hergabe von ,, Liebesgaben" in Form von Zigaretten und Spirituosen veranlaßte, wurde der 29 Jahre alte, aus Brandenburg stammende Horst Petritz vom Mi- litärgericht Altötting zu einem Jahr Gefängnis und 7000 Mark Geldstrafe verurteilt. Petritz war Generaltreuhän- der für den Landkreis Altötting!
Die österreichische Repatrierungskommission für Bayern alle Rückführungszüge nach Oesterreich eingestellt werden. teilt mit, daß bis zur Neuregelung vor dem 1. Januar 1947 Hermann Röchling ist am Donnerstag in das Nürnberger NÜRNBERG. Der ehemalige Wehrwirtschaftsführer Dr.
Gefängnis eingeliefert worden.
DINKELSBUHL. Eckard Hauptmann, der Sohn des kürzlich verstorbenen Dichters Gerhart Hauptmann, hatte sich vor der Spruchkammer Dinkelsbühl zu verantworten und ist in die Gruppe der Mitläufer eingereiht worden. WEIDEN. Der schwerreiche Textilfabrikant Jos. Witt war nur als Mitläufer zu 2000 Mark Sühne verurteilt worden, obwohl er während der Nazizeit allein 260 000 Mark für Parteizwecke gestiftet hatte. Die Fehlentscheidung der Spruchkammer ist jetzt aufgehoben worden.
WIESBADEN. Die alliierte Behörde zur Verfolgung der Kriegsverbrechen( War Crimes Branch) wird Ende des Monats von ihrem bisherigen Sitz Wiesbaden nach Augs- burg verlegt werden.
Englische Zone
DUSSELDORF. In der Nähe von Hamm in Westfalen stieß ein Flugzeug auf dem Wege von Deutschland nach Schottland gegen einen Förderschacht und zerschellte. Die sieben Insassen des Flugzeuges wurden getötet.
OBERHAUSEN. Zum Oberbürgermeister der Industrie- stadt Oberhausen ist Luise Albertz( SPD.) mit 26 Stim- men gewählt worden. Stellvertretender Oberbürgermeister wurde der bisherige Oberbürgermeister Feik mit der gleichen Stimmenzahl. Die CDU. hatte sich der Stimme enthalten.
BRAUNSCHWEIG. Bei einer Briefmarkenversteigerung erzielte die Briefmarke ,, Doppel Geff" den Preis von
104 000 Mark, die höchste Summe, die je in Deutschland für eine Briefmarke erzielt worden ist.
BREMEN, Als erstes deutsches Schiff mit deutscher Be- satzung verließ der Dampfer ,, Travemünde" zur Wieder- aufnahme des Auslandsverkehrs den Bremer Ueberseeha- fen. Das Schiff wird den irischen Hafen Dublin anlaufen und dort für Deutschland bestimmtes Vieh an Bord nehmen.
Russische Zone
BERLIN. Auf Anordnung der sowjetischen Militärver- waltung werden 10 000 Arbeitskräfte zur Renovierung des Flußbettes der Oder eingesetzt. Für alle Arbeiter, Fach- kräfte und Ingenieure wird Arbeitskleidung und Wohn- raum zur Verfügung gestellt.
LEIPZIG. Der frühere Organisationsleiter der NSDAP., Walter Ebert, hatte am 14. April 1945 beim Herannahen der Russen seine Frau und seine 16 bzw. 7 Jahre alten Töchter erschossen. Er ist jetzt deshalb zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
CHEMNITZ. Das hiesige Reichsbahnausbesserungswerk hat die tausendste wieder instandgesetzte Lokomotive ab- geliefert.
Ausland
LONDON. Wie das britische Kriegsministerium bekannt gibt, können sich jetzt die deutschen Kriegsgefangenen frei bewegen, jedoch soll der freie Ausgang 3 Stunden wöchentlich nicht überschreiten.
PARIS. 10 000 der in Frankreich lebenden 45 000 russi- schen Emigranten haben sich bisher um eine Wiedergewin- nung der sowjetischen Staatsangehörigkeit beworben. Die ersten Transporte werden in diesen Tagen Paris in Rich- tung Marseille verlassen.
BRUSSEL. Ein internationaler Rundfunk- Presseverband ist hier gegründet worden.
ROM. In der Nähe vom St. Bernhard- Hospiz ist eine junge Alpinistin aus Aosta von den 12 Hunden des St. Bernhard angefallen und erheblich verletzt worden.
BUDAPEST. Der ungarische Ingenieur Rottmann ist im Arlbergexpreß ermordet worden. Seine Leiche wurde in der Nähe von Budapest auf dem Bahngleis gefunden.
OSLO. Gegen Frau Quisling, die in einem früheren Prozeß freigesprochen worden war, ist ein neues Gerichts- verfahren wegen Unterschlagung eröffnet worden. MOSKAU. Die 800- Jahr- Feier Moskaus soll im April 1947 festlich begangen werden.
THORSHAVN. Bei den Wahlen zum Parlament der Färör- Inseln hat sich überraschenderweise eine prodä- nische Mehrheit mit 7450 Stimmen und 12 Sitzen ergeben. Die Autonomisten erhielten nur 4500 Stimmen und 8 Sitze. OTTAWA. Die während des Krieges nach Kanada ge- brachten polnischen Kunstschätze, darunter über 100 wert- volle gold- und silberdurch wirkte Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert im Werte von mehreren Millionen Dollar, werden wie der polnische Gesandte bekanntgab, seit eini- ger Zeit vermifit.
Abseits der Politik
Großfeuer bei der DANA.
Die Hauptsendestelle der Nachrichtenagentur DANA., die soeben in deutsche Hände übergegangen ist, wurde durch eine Feuersbrunst von großem Ausmaß vollkommen zerstört. Die Sendeanlage in Bad Vilbel bei Frankfurt besteht aus einem einstöckigen Holzgebäude. Das Feuer war in einer Reparaturwerkstatt ausgebrochen und führte zum Kurzschluß in einer mit Mangnesium gefüllten Röhre, die daraufhin explodierte. Mit großer Schnelligkeit er- faßten die Flammen sämtliche Räume. Durch die Explo- sion der Mangnesiumröhre ist ein Angehöriger der Feuer- wehr schwer verletzt worden.
Die Sendestelle war seit über 15 Monaten in Betrieb und versorgte in erster Linie die 42 Zeitungen der ameri- kanischen Zone mit Nachrichtenmaterial.
Die Milchkanne führte sie zusammen Seit über einem Jahr suchte ein Königsberger Hafen- arbeiter nach seiner verschollenen Familie, von der er keinerlei Angaben besaß und nicht wußte, in welcher Zone sie sich aufhalten könne. Auf seiner langen Wan- derung fragte er überall, in jedem Dorf, in jeder Stadt nach den dort evakuierten ostpreußischen Flüchtlingen Nirgends jedoch konnte er etwas über den Verbleib seiner Familie erfahren.
Eines Tages führte ihn sein Weg in die kleine nord- deutsche Stadt Seegeberg. Seine zerschlissene Uniform und sein ungepflegtes Aeußere veranlaßte ihn, nicht den Weg durch die Hauptstraße zu wählen, sondern sich über die Außenstraßen auf den Weitermarsch zu bege- ben. Dabei gelangte er an den Vorgarten eines Hauses und hier wurden seine Blicke von einer am Gartentor stehenden alten, rotemaillierten und zerbeulten Milch- kanne gefangen, die auffällig jener glich, welche seine Frau früher so oft zum Milchholen verwendet hatte. Neu-
gierig schritt er ins Haus und fragte nach dem Besitzer der Kanne und erfuhr dabei, daß diese von einer in der Nachbarschaft wohnenden Flüchtlingsfrau ausgeliehen wor
zimmer ebenfalls mit dem Studium der Mor- genpresse beschäftigt. Er tat das jeden Mor- gen bevor er sich seinen Amtsgeschäften wid- mete. Als er nun die Seite mit den Anzeigen vor sich liegen hatte, war bei ihm das gleiche zu beobachten wie an Brösecke, seinem Amts- diener; seine Augen blieben an einem Fleck haften, weiteten sich und da sprang er auch schon mit einem Satz von seinem Sessel. Uebri- gens, etwas, das ganz und gar im Gegensatz zu jener Würde stand, mit der sich das Stadt- oberhaupt sonst zu bewegen pflegte. Eiligen Schrittes verließ er das Rathaus, nur gefolgt von den erstaunten Blicken seines Kanzlisten, und begab sich zu Kopfmann.
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Kopfmann war nicht nur derjenige Bums- berger Bürger, der abends am Stammtisch das Maul am weitesten aufriẞ, sondern auch, viel- leicht gerade deswegen, der Träger und Ver- künder der damaligen sogenannten öffentlichen Meinung. Mit anderen Worten, Herr Georg Kopfmann war Inhaber und Herausgeber des " Anzeigers für Bumsberg und Umgebung". In sein Büro stürzte nun der Bürgermeister. Georg, wo sind die Zeitungen?" Der Ange- sprochene drehte sich langsam herum, sah den Eindringling einen Augenblick über die Ränder seines Kneifers hinweg erstaunt an und sagte:„ Zeitungen? Werden gerade ausge- tragen.. Aber, warum?"" Warum? Darum!" schrie jetzt der Bürgermeister ganz aufgeregt und schlug mit der flachen Hand auf eine be- stimmte Stelle des Anzeigers, den er aus sei- ner Rocktasche gezogen hatte. Kopfmann be- griff sofort. Aber machen konnte auch er nichts mehr, denn jetzt noch die Zeitungen zurück- halten, nein unmöglich. Also, blieb weiter nichts, als etwas beschleunigt den bewußten Straßen zuzueilen und dann... nun, man würde ja sehen.
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den sei. Man führte ihn auch sogleich an ihren Wohn- sitz, und hier stand er plötzlich der so lang Gesuchten gegenüber.
Nr. 90/ Seite 5
Zum Nachdenken
Politische Säuberung?
Auch bei gründlichster oder„ totaler" politischer Säuberung wird das Ausmaß der Sühneleistung oder Wiedergutmachung nur eine Winzigkeit aus- machen gegenüber der Unsumme und dem Ueber- maß an Leiden, Blut, Tränen, Leichen und Trüm- mern, die der Nationalsozialismus verursachte.
Die NSDAP. war die größte organisierte soziale Lüge, von der die Menschheit je ergriffen wurde. Die politische Säuberung ist eine Tat, die sich bemüht, die Wahrheit und Gerechtigkeit wieder herzustellen.
Der Nationalsozialismus mit seinem Massen- anhang war ein Ungeheuer, das erbarmungslos seine Gegner vernichtete und tyrannisierte. Der Nationalsozialismus war ein einziger Kampf ge- gen die Würde aller Menschen, gegen das Men- schentum und das Christentum. Deshalb ist der Akt der politischen Säuberung zur moralischen Ver- pflichtung für alle Deutschen geworden.
Eines der letzten verlogenen Propagandaplakate der Nazis für die Wehrmacht lautete:„ Es gibt nur eine Sünde... Feigheit." Die politische Säuberung richtet sich gegen die Verantwortungsfeigen.
,, Schlechtes Beispiel verdirbt gute Sitten" sagt ein deutsches Sprichwort. Können wir es uns als Deutsche erlauben, unserer Jugend durch Halbheit bei der Beseitigung des Nazitums ein schlechtes Beispiel zu geben? Cornely
Von sozialistischem Geist erfüllt
Die amerikanische Militärregierung hat den Verfassungsentwurf für Großhessen gutgehei- Ben. Er wird am 1. Dezember dem Volke zur Abstimmung vorgelegt. Es ist interessant die künftige Verfassung desjenigen Landes in den Westzonen zu betrachten, das eine Arbei- termehrheit im Parlament aufweist. Die nun vorliegende Verfassung kann als die am mei- sten von sozialistischem Geist erfüllte in der amerikanischenn Zone bezeichnet werden.
Das Land Hessen wird als eine demokrati- sche parlamentarische Republik erklärt, die ein Mitglied der deutschen Republik ist. Dabei wird sich sich die Demokratie Hessens, ge- witzigt durch die Erfahrungen der vergan- genen Jahre, gegen ihre Feinde schützen, in- dem die demokratischen Grundrechte der Ver- sammlung und Meinungsfreiheit für diejeni- gen nicht gelten, die auf einem gewaltsamen Umsturz des verfassungsmäßigen Staates hin- arbeiten.
Die hessische Verfassung will die Menschen- rechte sichern, die ausdrücklich in dem Ent- wurf festgelegt worden sind. Dazu gehören als wesentlichste Rechte diejenigen der Arbeiter auf gewerkschaftlichen Zusammenschluß und
gewerkschaftliche Aktion.
In sozialer Hinsicht verbietet die Verfassung
Eine alte verbeulte Milchkanne hatte beide Ehepartner jede Kinderarbeit und stellt den Achtstunden- wieder zusammengeführt!
Christbäume gegen Ferkel
Im Westerwald herrscht in diesem Jahre großer Mangel an Jungschweinen, da die meisten Zuchtsauen ins Pöckel- faß gewandert sind. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, ist ein findiger Bürgermeister aus einer waldreichen Ge- meinde im nördlichen Westerwald auf die Idee gekom- men, am Niederrhein Weihnachtsbäume anzubieten und dafür Ferkel einzuhandeln.
Die alten Christbaumkunden des Westerwaldes haben
durch ihre zuständigen Behörden das Geschäft akzeptiert und 200 Ferkel gegen 10 000 Weihnachtsbäume zugesagt.
Eine Woche in der Luft
Das Flugzeug ,, XM- L", das größte Wasserflugzeug, das die amerikanische Marine besitzt, hat den Flugweltrekord ohne tanken zu müssen geschlagen. Bei der Abfahrt in Blynco ( Georgia) hat das Wasserflugzeug die Atlantikküste und den Golf von Mexiko innerhalb 170 Stunden und 18 Mi- nuten, das sind 7 Tage, 2 Stunden und 17 Minuten, über- flogen.
Der vorige Weltrekord war von der UdSSR, gehalten, deren ,, V- 6" 1935 sich 130 Stunden und 27 Minuten in der Luft hielt.
Ein ,, Elektronengehirn"
Nach Meldungen aus London stehen britische Wissen- schaftler kurz vor der Fertigstellung eines Elektronen- gehirns. Lord Mountbatton machte diese Mitteilung in einer Sitzung des Vereins der britischen Rundfunkinge- nieure. Er nannte als Beispiel einen 18 000- Röhren- Appa- rat, der in wenigen Sekunden mathematische Probleme lö- sen kann, zu deren Lösung ein Mathematiker zehn Tage nötig hätte.
dem berechnete er, daß bestimmt schon an die hundert Leser im Besitz der Morgenausgabe sein müßten. Verdammt, ob man doch nicht lieber wieder umkehren solle? Nein, jetzt war es schon einmal soweit und dann die Beloh- nung, vielleicht hatte man Glück, ja, selbst- verständlich hatte man Glück! Doch die Kon- kurrenz, wenn er' mal so sagen dürfe, meinte Kopfmann, würde recht beachtlich sein. Und das war sie auch.
Als die beiden Herren die Lange Straße ab- zuschreiten begannen, da sahen sie eine er- kleckliche Anzahl Bumsberger Bürger, die alle wie sie die Lange Straße lustwandelten, in die Weihergasse einbogen, den Marktplatz über- querten und schließlich noch auf dem Sied- lungsweg promenierten. Das Ganze sah so harmlos aus, nur die rasch umherblickenden Augen, die nie zur Ruhe kamen, ließen bei den unbeteiligten Passanten, es waren nur wenige, die um diese Zeit diese Straßen be- traten, den Verdacht aufkommen, daß hier etwas los sein müsse.
So ging das eine ganze Weile. Aber keiner der Männer, von denen man manchen ansah, daß er, ohne das knappe Frühstück genossen zu haben, von daheim aufgebrochen war, kam in die glückverheißende Verlegenheit, sich bücken zu müssen, um einen goldenen, glit- zernden Gegenstand aufzuheben. Nun, da mußte man eben noch ein wenig suchen. So trabten sie auf und ab. Wenn sie sich begeg- neten, dann grüßten sie sich etwas verlegen, blieben bisweilen auch beieinander stehen, um zu sagen, daß nur das schöne Wetter sie hier- her gelockt habe, sagten„ kleiner Spaziergang gar nicht übel, ehe man zur Arbeit geht" und gebrauchten der Ausreden mehr. Im Stillen aber..., na, wir wissen ja Bescheid!
tag wieder her. Der 1. Mai, der internationale Feiertag der Arbeiterbewegung, wird zum ge- setzlichen Feiertag bestimmt, wie übrigens auch in den anderen Ländern der amrikani- schen Zone. Die Arbeiter haben in ihren Gewerkschaften das Streikrecht, dagegen wird den Unternehmern das Recht auf Aussperrun- gen ausdrücklich entzogen. Schließlich wird gesetzlich festgelegt, daß jeder Arbeiter einen tagen im Jahr erhalten muß. bezahlten Urlaub von mindestens 12 Arbeits-
Die Verfassunggeber wollen ferner in Hes- sen ernst machen mit der Brechung der Macht der Truste und Großkapitalisten. Art. 41 der Verfassung sieht ausdrücklich die Sozialisie- rung und Verstaatlichung von Bergwerken, Schwerindustrie, Kraftwerken, Transportun- ternehmen, Großbanken und Versicherungen vor. Dagegen wurde der Grundsatz der Ver- staatlichung für die chemische Industrie durchbrochen, welche gerade in Großhessen über ansehnliche Werke verfügt( man denke nur an Höchst oder Frankfurt, wo die IG.- Farben nicht zufällig ihren Hauptsitz hatte). Wegen der besonderen Bedeutung dieses Ar- tikels wird über ihn am 1. Dezember geson- dert abgestimmt werden.
Die Schulen in Hessen werden Einheitsschu- len sein, die Lehrer werden verpflichtet, allen Glaubens- und Geistesrichtungen gleicherma- Ben in ihrem Unterricht gerecht zu werden.
gebieterischem Blick verscheucht hatte) von einem netten alten Weiblein angesprochen wurden. Sie sei die Hedwig Bleibeschön, dem Post- Bleibeschön seine Witwe, wissen Sie? Es sei wegen der Anzeige, nicht wahr, Herr Re- daktör, die sei nun hinfällig, sie hätte sie eigentlich für zwei Tage bestellt... der Herr Bürgermeister bekam einen roten Kopf; wer wagte es, wer hatte es gewagt, etwas zu fin- den, vor ihm zu finden, das er suchte? Kopf- mann resignierte still- traurig; ja, ja, bei ihm ließ man die Anzeigen drucken, aber die Be- lohnung... na, Schwamm drüber. Aber nein, das war es nicht! Die Bleibeschön hatte die Brosche nach einer Anprobe bei ihrer Schnei- derin gestern abend vergessen anzustecken. Eben war das Lehrmädchen da und hat sie
gebracht, die Eidechse! Es ist ihr ja so pein- lich, aber sie wolle es nur sagen, wegen dem zweiten Mal mit der Anzeige, es ist doch mit dem Geld so, wissen Sie, ich habe nur meine Rente! Kopfmann winkte müde ab; es sei schon gut. Einige andere hatten diese Szene gesehen, sie richtig gedeutet und nach und nach strebten sie alle wieder ihren heimat- lichen Penaten zu.
Auf dem Rathaus hatte überraschend der Herr Landrat vorgesprochen und sich sehr un- gnädig über die Abwesenheit des Stadtober- hauptes geäußert, Brösecke machte seine Fi- nanzamtssache zu spät publik, es gab Aerger über Aerger und viel unnötige Arbeit. Kopf- manns Zeitung erschien einen halben Tag zu spät, beim Bäcker Schwarz war eine beträcht- liche Menge Brot mißraten, Schreckbohrer der Zahnarzt, der an jenem Morgen in weißem Kittel erschienen war, verlor einen großen Teil seiner Patienten, die er hatte warten las- und bei Postinspektor Huber hing gar Der Bäckermeister Schwarz hatte eben sei- für Wochen der Haussegen schief; er hätte an Kopfmann fiel noch ein, daß sein Angestell- nen Lehrjungen davongejagt, der sich auch an jenem Tag um die bewußte Zeit seine Gattin, ter von der Anzeigenabteilung, der gestern der Broschenexpedition beteiligen wollte, als die vom Besuch einer Freundin zurückkam, Spätdienst hatte, und einer seiner Setzer un- der Bürgermeister und Kopfmann auf dem von der Bahn abholen sollen und auf Grund ter einem Vorwand schon kurz nach Arbeits-, Marktplatz( woselbst der Herr Bürgermeister seines Nichterscheinens wurde er der schreck- beginn den Verlag wieder verlassen hatten. Zu- gerade seinen Amtsdiener entdeckt und mit lichsten Vergehen beschuldigt Ja, so war das.
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