8«itv 2 / ^r. 46
86»^L8I86«L8
12. ^uv! 1946
solcher Qualität zur untergründigen Scheinargumentation benützt wird.
„Man" ist sich bewußt, daß es bei der politischen Säuberung um sehr schwerwiegende Entscheidungen geht, ebenso darüber, daß die Durchführung konsequent und „ohne Ansehen der Person" erfolgen mutz. Die Träger der „gehobenen Stellen" werden auch erfaßt werden, um so sicherer, als in den Ausschüssen nicht nur Personen „gehobener Stellung" tätig sind, die Auswahl vielmehr nach dem Wert der Persönlichkeit „ohne Ansehen der Stellung" vorgenommen wurde. Es wird jedoch gerne vermerkt, daß in allen sich bietenden Fällen, vorhandene Fehler und Belastungsmomente bei Personen mit „gehobener Stellung" besonders zu bewerten sind.
Die Oeffentlichkeit darf überzeugt sein, daß ohne Unterbrechung alles geschieht, um die Säuberung mit menschlich einwandfreien Kräften durchzusüh- ren, damit durch die politische Entwicklung des öffentlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens die Bahn frei wird für eine positive und friedliche Aufwärtsentwicklung.
Wirkliche und brauchbare Vorschläge werden aus der Oeffentlichkeit, und selbstverständlich auch von Herrn Professor Dr. E. Kamke, jederzeit gerne entgegengenommen. Solche Vorschläge sind an den Staatskommissar für politische Säuberung, Tübingen, Karlstraßs 11L. zu richten.
Erwiderung
Auf die obigen, zum Teil in eine persönliche Polemik hinübergleitenden Ausführungen von Herrn Min.-Rat Künzel möchte ich nur folgendes erwidern:
1. Vor einer Reihe von Wochen habe ich Herrn Künzel brieflich eine persönliche Unterhaltung vorgeschlagen, bin aber ohne Antwort geblieben.
2. Ueber die Entnazifizierung selbst enthält der
Aufsatz nur wenige Angaben. Es bleibt also der Wunsch nach näheren Informationen darüber auch weiterhin bestehen. Vrok. vr. Lawleo
jVIoiil (üenis !r»n7.ö8i8lji
Rom. Die Frage des Mont Cenis ist von den stellvertr. Außenministern zugunsten Frankreichs entschieden worden, wie das italienische Außenministerium zu wissen glaubt. Die andern anhängigen Fragen, welche die französisch-italienische Grenze betreffen, seien ebenfalls auf die von Frankreich geforderte Weise gelöst worden. Eine Ausnahme mache nur das Problem von Brigue und Tenda.
Die Stellvertreter der vier Außenminister haben beschlossen, daß ein Arbeitskomitee versuchen soll, eine- Art von „Inhaltsverzeichnis" aufzustellen. Dieses solle als Rahmen für die Friedensvorschläge dienen. In dieser Zusammenfassung der Probleme, die Gegenstand der Diskussion für die Friedensverträge sind, hätten alle Texte zu erscheinen, die sich auf jene Punkte beziehen, die zu einem Abkommen geführt haben. Außerdem wäre aber auch der Stand aller Probleme klar zu bezeichnen, über die bis jetzt noch keine Einigung erzielt werden konnte.
Indiens streisteit xesiclreit
London. Der englische Rundfunk meldet aus Neu-Delhi, daß die Vertreter der indischen Staaten in einer Sitzung die britischen Vorschläge über die künftige Regelung vorläufig angenommen haben. Das Kommuniquee, das nach Schluß der Sitzung herausgegeben wurde, teilt mit, daß die Delegierten wieder zusammentreten werden, um einzelne Punkte der britischen Vorschläge noch besonders zu prüfen. Die endgültige Entscheidung wird noch den Fürsten der unabhängigen Staaten vorgeleqt werden. Der indische Vizekönig hatte mit dem Führer der mohammedanischen Liga, Iinnah, eine Unterredung, und die Vertreter der Sikhs werden über die britischen Vorschläge noch beraten.
Das britische Außenamt veröffentlicht den Wortlaut eines Memorandums, das den indischen Fürsten von der britischen Kabinettsmission unterbrei- tet worden ist. Dieses Memorandum erläutert die Vorschläge der Delegation für eine panindische Verfassung. Ihre Hauptpunkte sind erstens, daß die britische Regierung die ausübende Gewalt nicht der vorgeschlagenen indischen Regierung übertragen wird und zweitens, daß der ststns quo der Vorherrschaft solange bestehen bleibt, bis ein vollkommen unabhängiges Indien zur Tatsache geworden ist. Die indischen Fürsten haben sich mit diesem Vorschlag einverstanden erklärt.
Oie ba^riscste Verladung
Der Entwurf einer neuen bayrischen Verfassung ist vom Ministerpräsidenten Dr. Högner,n zwei Vorlesungen an der Münchner Universität näher erläutert worden. Danach wird die neue Verfassung, wertgehende Sicherungen im Interesse des Funktionierens der Demokratie enthalten, auf der anderen Seite aber die Stellung der Regierung mehr als in der früheren Verfassung stärken. Es soll «in allzuhaufmer Regierungswechsel vermieden werden, um die Mog- lichkeit der Durchführung langfristiger Programme zu geben. Deshalb gibt die neue Verfassung der parlamentarischen Vertretung nicht das Recht, die Regierung zu stürzen. Der Ministerpräsident, auf wer Jahre vom Landtag wählbar, bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dem Landtag gegenüber die Verantwortung. Er beruft und entläßt die Staats- Minister und Staatssekretäre, doch müssen diese vom Landtag bestätigt werden.
Der Landtag wird nach dem Verhältniswahlsystem gewählt und hat alleiniges Eesetzgebungsrecht Verfassungsänderungen können nur mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. Die Regierung hat nicht das Recht, den Landtag auf,»lösen, doch kann eine Au,- lösung durch Volksentscheid herbeigesührt werden, wenn eine Million Staatsbürger den Antrag dazu stellt.
Der Derfaffungsentwurf steht eine weitgehende Selbständigkeit der Gemeinden vor. Die Errichtung einer zweiten Kammer und die Frag« der Einsetzung eines Staatspräsidenten wird der künftigen Landes- versammlung überlasten.
Deutliche 6enerale ank üer ^niclagedsnle
Wuppertal. Ein neuer Kriegsverbrecherprozeh gegen höhere SS.-Osfiziere, darunter drei Generale und der ehemalige Befehlshaber der deutschen Truppen im Elsaß, General Sarg er, beginnt am 11. Juli vor dem hiesigen Militärgericht zur Aburteilung von Kriegsverbrecher!. Die Angeklagten werden für di« Ermordung britischer Flieger und Fallschirmjäger im Elsaß zur Verantwortung ge- zogen.
Der ehemalige Lagerkommandant des Konzentrationslagers Stuthof, Nazweiler, ist von dem Wup- pertaler Militärgericht zum Tode durch Erschießen verurteilt worden. Drei Mitangeklagte werden durch den Strang hingerichtet «erden. Ein weiterer Angeklagter hat sieben Jahre Gefängnis erhalten, einer ist freigesprochen worden.
Der ^alireslaK von Oradour
10. Juni 1944 Leseksk <j«8 kurditbarste 88-8srieK8vrrbrecden IQ kraokreidi
Man schreibt uns:
Durch das grauenhafte Vorgehen in Frankreich und insbesondere in dem Dörfchen Oradour an der Glane, ein friedlich, 22 Kilometer nordwestlich von Limoges, gelegenes Dorf, hat sich vor zwei Jahren das deutsche Volk, durch seine Truppen, das furchtbarste Kriegsverbrechen aller Zeiten, die größte Schande auf sich geladen.
Am Sonnabend des 10. Juni 1944, waren Ausflügler der Umgebung und von Limoges sowie zahlreiche Schulkinder, welche zu einer ärztlichen Untersuchung im Dorfe waren, anwesend.
Die Ankunft einer SS.-Abteilung, schätzungsweise 200 Mann, nachmittags um 14 Uhr, flößte der Bevölkerung plötzlich Schrecken ein.
Gleich nach der Ankunft der Deutschen wurde durch den Ausrufer ein Befehl ausgegeben, daß sich alle Einwohner ohne Ausnahme, Männer, Frauen, Kinder, unverzüglich zwecks Prüfung der Papiere auf dem Marktplatz einzufinden haben. Selbst Kranke und Gebrechliche wurden gezwungen, am Versammlungsort zu erscheinen.
Unter den 191 eingeschriebenen Schulkindern befanden sich 2 Lehrer und 5 Lehrerinnen, von denen dem Blutbad dieses Tages nicht einer entaina.
Durch die Angabe eines Vorwandes, daß man Kämpfe im Dorfe befürchte und zu ihrem „Schutz" alle in der Kirche unterbringen will, versuchte man die Kinder gefügig zu machen.
verbrannt
Die Schilderung der weiteren Vorgänge ist einem Augenzeugenbericht entnommen:' „Alle Einwohner Oradours waren bald auf dem großen Dorfplatz versammelt: die Frauen mit ihren Säuglingen auf dem Arm oder in Kinderwagen. Plötzlich wendet sich ein Offizier an den Arzt und stellvertretenden Vorsteher der Gemeindeverwaltung; Mr. Desouteaur: Geben Sie mir 30 Geiseln an! Der Bürgermeister antwortet mit größter Würde, daß dies ihm unmöglich sei.
Schließlich sagt er, wie es der Augenzeuge gehört hat, dem deutschen Offizier, daß er sich selbst bezeichne und wenn dies nicht genüge, seine ganze Familie verhaften soll. — „In diesem Augenblick sind wir sofort umstellt worden. Sechs leichte Maschinengewehre sind auf uns gerichtet."
Als die ganze Bevölkerung versammelt war, wurde sie in zwei Gruppen eingeteilt, die eine mit den Frauen und Kindern, die andere mit den Männern. Die erste Gruppe, die auch die Schulknaben umfaßte, wurde gegen 15 Uhr von 8 oder 10 SS-Männern bewacht zur Kirche geführt.
Die Männer wurden in sechs Gruppen eingeteilt und zur „Erleichterung der Operation" in sechs Scheunen untergebracht. Hier wurden sie von Soldaten bewacht, die ihre Maschinengewehre zum Kreuzfeuer auf die Verhafteten richteten, um sie an jedem Fluchtversuch zu hindern. Einer dieser Männer berichtete: „Plötzlich, fünf Minuten nach unserer Ankunft in der Scheune, hörte man eine starke Detonation. Offenbar auf dieses Signal hin wurde das Feuer auf uns eröffnet. Die ersten, die niedergeschossen wurden, wurden durch die auf sie niederfallenden Körper von den folgenden Salven geschützt. Das Maschinengewehrfeuer Härte plötzlich auf, die Mörder steigen über unsere Körper weg und erschießen mit ihren Revolvern die Verwundeten, die sich noch rührten. Dann breiten sie über uns alles Brennbare, was sie nur finden konnten, aus. Wenigen Männern — es sind aus dem ganzen Dorf nur fünf — gelingt es, wenn auch verwundet, sich zu retten und nicht das Schicksal der anderen zu teilen, die zum Teil alle lebend verbrannten, als kurz darauf die SS-- Männer alle Scheunen in Brand steckten."
Nach weit schrecklicher jedoch war das Schicksal der Frauen und Kinder in der Kirche. Dort gelang es nur einer einzigen Frau, lebend zu entkommen. Ihrem Berichte entnehmen wir folgendes: „Wir waren im Gotteshaus zusamemnge- pfercht — es waren etwa 500 Frauen und Kinder — in größter Unruhe und Angst warteten wir, was die Vorbereitungen bedeuteten, denen wir beiwohnten.
Gegen 16 Uhr stellten mehrere, etwa zwanzigjährige Soldaten im Kirchenschiff, nahe beim Chor, eine ziemlich große Kiste nieder, aus der Schnüre heraushingen, die sie auf dem Voden schleifen ließen. Die Schnüre wurden angezündet und die Kiste — eine Höllenmaschine — explodierte mit einem dicken schwarzen Rauch. Die Frauen und Kinder strömten halberstickt und heulend vor Angst
in die Winkel der Kirche, in denen man noch atmen konnte. Aus diese Weise wurde die Türe zur Sakristei durch den Druck dieser entsetzten Menschen eingedrückt. Die Deutschen die unser Eindringen in die Sakristei bemerkt hatten, schossen brutal alle nieder, die dort Zuflucht suchten."
Die Tr-rZöÄre r'n c/er
Dann wurde Stroh und Holz in die Kirche zu- sammengetragen und angezündet, und wer bisher noch nicht erstickt oder dem MG.-Feuer nicht zum Opfer gefallen war, verbrannte nun lebend.
Was in diesen Minuten eigentlich in der Kirche vorgegangen war, konnte man zum Teil bei den Aufräumungsarbeiten feststellen:
Die Schießerei hatte unzählige Spuren hinterlassen. Die von Kugeln durchbohrten Kinderwagen sind erschütternde Beweisstücke.
Auf dem Boden der Kirche lag eine dicke Schicht von Asche und Menschenresten. Der Bericht des Episkopates stellt fest, daß zwei Kilometer von Oradour entfernt Leute das Schreien der Menschen gehört haben.
An einer kleinen Tür, durch die die Leute in der Kirche zu entkommen hofften, fand man eine Wagenladung Menschenreste.
Die dort angehnuften Schmuckstücke, Eheringe und kleine Metallstücke beweisen, daß an dieser Stelle Hunderte von Menschen den Tod gefunden haben — alle diese Unglücklichen sind lebend verbrannt. Einige von diesen Beweisstücken werden bald bei der nächsten Ausstellung „Hitlerianische Verbrechen" gezeigt.
Während das Furchtbarste geschah, durchsuchten die Deutschen, bevor sie alles in Vrand steckten, jedes Haus und nahmen mit, was sie nur konnten, Silber, Wäsche, Vorräte, Wertgegenstände usw. Alles andere zerstörten sie in blinder barbarischer Wut und steckten das ganze Dorf in Brand.
Der SS.-General Brodowski vom SS.-Re- giment „DasRei ch" und seine Helfershelfer sind verantwortlich für die Terrorbefehle der Massakrie- rung von Oradour sur Glane und durch Auffindung eines von ihm selbst ausgezeichneten Tagesbefehls steht fest, daß „600 Personen getötet, nlle Männer erschossen und alle Frauen und Kinder in der Kirche verbrannt worden sind".
UevvuNe Verlängerung des Krieges
„Ziiis militürisclu-n Iledei-IeZii nxen steine Xnpitulkition im Linker"
Nürnberg. Die Fortsetzung der Vernehmung des früheren Chefs des Wehrmachtsführungsstabs, Iodl, brachte weitere Einzelheiten über das Verhältnis zwischen Hitler und seinen Generälen. „Kein Oberbefehlshaber durfte über die Frage der Kriegsbe- endigung mit Hitler sprechen, weil dies eine politische Frage war, aber es gab keinen militärischen Führer, der ihm nicht die strategische Lage so geschildert hätte, daß keine Aussichten für erfolgreiche Beendigung des Kriges vorhanden waren", erklärte Iodl bei seiner Schilderung der Lage kurz nach der Invasion. Hitler habe auch in bezug auf Rußland nie andere als rein strategische Gründe genannt, und allgemein habe man gehofft, daß das nach dem Polenfeldzug recht „frostig" gewordene Verhältnis zu Rußland sich auf Grund der Besprechungen zwischen Hitler und Molotow bessern würde, denn „mit einem neutralen Rußland im Rücken, das uns dazu noch belieferte, konnten wir den Krieg überhaupt nicht verlieren, und eine Invasion wie die vom 6. Juni 1944 wäre unmöglich gewesen".
Bei einem Flug zum Hauptquartier nach Reims im Juli 1944 habe er Hitler gefragt: „Wie stellen Sie sich überhaupt den Weitergang des Krieges vor?", worauf dieser antwortete: „Das ist nicht Ihre Angelegenheit, lassen Sie das meine Sache sein!" Trotzdem hätten die Generäle Hiiler immer wieder die Sinnlosigkeit eines Weiterkampfes vorgehalten, der General von Kluge habe dies in seinem Abschiedsbrief betont, und Iodl selbst habe in einer Denkschrift dasselbe ausgeführt. Im Frühjahr 1945 habe er nicht zur Kapitulation raten können: „Es war völlig ausgeschlossen, das hätte kein Soldat getan und das hätte auch gar keinen Wert gehabt, denn der Führer war sich über die Gesamtlage genau so klar wie wir, und er war das wahrscheinlich noch viel früher als wir." Ebenso wie Ddnitz befürchteten Iodl und andere Generäle, daß bei einer Kapitulation im Winter Millionen Soldaten in der Gefangenschaft zugrunde gegangen wären. „Es war aber unser Bestreben, möglichst viele Menschen in den westlichen Raum zu retten. Das waren die rein militärischen Ueberlegungen, die wir im letzten Stadium des Krieges angestellt haben."
Als der Rechtsanwalt Keitels, Dr. Nelie, Iodl über die Erschießung der 50 geflüchteten Flieger befragte, erklärte Iodl: „Keitel und ich hatten keinen Augenblick den Gedanken, daß die aufge- qriffenen Offiziere erschossen werden könnten, denn sie hätten ja nichts anderes getan, als was deutsche Offiziere auch sehr off taten, nämlich den Versuch zur Flucht gemacht." Ferner erklärte er: „In diesem Augenblick erkannte ich, daß Hitler von allen menschlichen Rechtsbegrisfen abrückte. Den Fall Sagan halte ich jedoch für eklatanten Mord." Aus die Vorhaltung des englischen Anklägers Roberts, wieso deutsche Generale einem Mörder weiterhin mit unvermindeter Treue hätten dienen können, erwiderte Iodl, er habe Hitler nicht weiter gedient, sondern alles versucht, um weiteres Unheil zu verhüten.
Cs kam u- a. auch der von Hitler geplante Austritt Deutschlands aus der Genfer Konvention zur Sprache, gegen den sich Iodl in einer Besprechung mit Hitler erklärt hatte, und zwar aus taktischen Gründen. Als ihn der englische Ankläger deshalb zur Rede stellte, behauptete Iodl: „Das war die einzige Methode, die allein beim Führer Erfolg hatte." Moralische oder rechtliche Argumente hätte er nur als dummes Geschwätz bezeichnet. Der Kommandobesehl war einer der wenigen Befehle des Führers, die er innerlich vollkommen abgelehnt habe.
Der englische Ankläger schilderte dann verschiedene britische Kommandounternehmen in Norwegen und Italien, deren Angehörige gesangengenommen und dann auf Grund eines Befehls, den Iodl wiitergegeben hatte, erschossen wortzen waren.
Der britische Ankläger warf Iodl dann seine Bemühungen um die 'rücksichtslose Herbeischaffung von Arbeitern der besetzten Westgebiete zu Festüngsarbeite» vor. Iodl verflieg sich in seiner Antwort zu der Behauptung, die Bevölkerung der Küstengebiete hätte freiwillig an der Errichtung dieser Festung mitqewirkt, weil sie geglaubt hätte, auf diese Art und Weise die Invasion der Alliierten unmöglich machen zu können. Ms Roberts Iodl vorwarf, daß Geiselerschießungen unter seinem Kommando vorgenommen worden seien, bebauptete Iodl, daß dies völkerrechtlich zulässig gewesen sei. Er mußte sich aber dann von Roberts belehren lassen, daß die Haager Konvention Kollektivstrafen verbietet.
Der russische Ankläger legte dem Gericht dann einen Geheimbrief vom Chef der Reichskanzlei, Lammers. vom 25. April 1941 vor, in dem Iodl und Warlimont beauftragt wurden, die praktischen Fragen für die Besetzung Rußland zusammen mit dem Ostminister Rosenberg zu bearbeiten.
Iodl: „Mit dem Ostministerium habe ich nur einmal zusammengearbcitet, und zwar bei der Herausgabe der Flugblätter." Prokovski: „Bestehen Sie noch darauf, sich nur mit Strategie und nicht mit Politik beschäftigt zu haben?" Iodl: Soweit Politik nicht ein Teil der Strategie ist, ja. Es gibt aber ohne Politik keine Strategie."
Protovski wirft anschließend dem ehemaligen Chef des „Wehrmachtsführungsstabes" vor, dem
Freikorps Henlein Waffen geliefert zu haben, und zwar in demselben Augenblick, in dem die Agitation des „Führers der Sudetendeutschen" auf tschechoslowakischen Boden durchgefllhrt wurde. '
Wieder ruft der Angeklagte aus: „Das geht mich gar nichts mehr an." Für Spionageangelegenheiten war einzig und allein Admiral Canaris zuständig."
Nach Abschluß der Vernehmung Iodls wird Seyß-Jnquart gehört. Cr gibt zu, alle holländischen kulturellen Einrichtungen mit denen Deutschlands gleichgeschaltet, und die holländischen Parteien abgeschafft zu haben. Wir machten Fehler, erklärt Seyß-Jnquart. doch sind diese auf mangelndes Urteilsvermögen zurückzuführen. In den fünf Jahren in denen er Reichskommissar in Holland war, sind 156 Hinrichtungen vollzogen worden. Nach der Invasion in Frankreich wurden Kriegsgerichtsverfahren eingefllhrt. Holland wurde Operationsgebiet, und es kam zu einigen Erschießungen. Hitler hatte befohlen, alle nichtdeutschen Zivilpersonen, die sich des Terrors und der Sabotage schuldig machten, dem Sicherheitsdienst zu übergeben.
Die Widerstandsbewegung hätte niedergehalten werden müssen, weil sie eine ernste Bedrohung der Befatzungstruppen darstellte. Der Angeklagte sagte weiter, daß er. als er den Posten in Holland angetreten habe, sich darüber klar geworden sei, daß in Bezug auf die Juden in Holland etwas acsche- hen müsse. Cs hätten doch in Holland 140 000 Juden gelebt.
Oie koclenreform inarseliiert
klsne in cler Iiritiscsten 2on« — Oiikerverleiliuix in Iran
Die Frage einer zeitgemäßen Bodenreform ist für Deutschland schon durch die Flüchtlingsfürsorge außerordentlich bedeutungsvoll geworden. Nur auf diesem Wege ist es möglich gewesen. Tausende aus dem Osten Vertriebene und viele Landarbeiter wieder seßhaft zu machen. Jetzt soll auch nach einer Meldung aus Hamburg in der b r i t i f ch e n Zone die Bodenreform vorbereitet werden. Die Kontrollkommission hat den Zonenbeirat in der britischen Zone mit der Prüfung von Einzelsragen für die Bodenreform beauftragt. Der Zonenbeirat soll alle Möglichkeiten überprüfen und sobald als möglich über eine Reihe von Einzelfragen einen Bericht erstatten.
In erster Linie interessiert die britische Kontrollkommission die Größe der einzelnen Güter und die Frage, ob diese Güter in kleinere Bauernhöfe aufgeteilt oder kollektiv bewirtschaftet werden sollen. Auch über die Größe der einzelnen Siedlerstellen sollen Beschlüsse erfolgen. Ferner soll die Frage geprüft werden, wieweit neue Bauern angesiedelt werden können, ohne daß die Lebensmittelerzeugung wesentlich unterbrochen wird. Auch die Zahl der anzusiedelnden Bauern und die Frage, ob die Bodenreform mit oder ohne Entschädigung der bisherigen Besitzer erfolgen soll, sei zu prüfen. Die britischen Behörden wollen bemüht sein, eine vollständige, aber doch sich allmählich entwickelnde Bodenreform durchzuführen. Sie soll aber in Einklang mit den Wünschen des deutschen Volkes geschehen. .
Aus Teheran kommt eine Meldung, die zeigt, daß auch in Persien eine Bodenreform in Aussicht genommen ist. Der persische Ministerpräsident hat im Rundfunk mitgeteilt, daß die Veziehungen Persiens zu Rußland jetzt vollkommen geklärt seien und daß das persische Territorium von fremden Truppen völlig geräumt worden sei. Es gelte jetzt, das wirtschaftliche und soziale Neuaufbauprogramm zu verwirklichen. Dieses enthält als Haupt- punkte die Aufteilung des Großgrundbesitzes unter die Bauern und die neue Regelung der Veziehungen zwischen Besitzern und Arbeitern, wodurch die Bildung des Kleingrundbesitzes begünstigt werden soll. Nach einer gewissen Frist sollen auch die unbebauten Gebiete der großen Güter unter die
Bauern verteilt werden. Die Steuer solle sich nach dem Wert der Ernte richten. In verschiedenen Gegenden des Landes will die Regierung Stau- werke errichten, um bebaubares Land zu gewinnen und dieses den Arbeitslosen zur Verfügung zu stellen. _
„8toir un«I kllirk"
Die „Rhein-Zeitung" in Koblenz schreibt: Einem Leser gefällt es nicht, daß sich zwei französische Kriegsschiffe zu einer Erinnermigsfeier nach Narvik begeben haben; als „Narvikkämpfer" meint er, die damalige Schlacht sei „eindeutig" von deutschen Soldaten gewonnen worden. In dem Brief heißt es dann: „Man' verlangt ja vom Deutschen heute recht viel, doch warum schlägt man dem Soldaten das einzige, was ihm blieb, den Stolz und die Ehre, das Bewußtsein als Deutscher für sein Vaterland in Ehren gekämpft zu haben, auf diese Weise aus der Hand? Fängt auf diese Weise die Wahrheit an zu blühen?"
Das Blatt bemerkt dazu: „Die Wahrheit? Nun, die Wahrheit, verehrter Leser, ist eiysach: Dem Dritten Reich ist es zwar gelungen, das von ihm hinterhältig überfallene Norwegen — und darum auch die Erinnerungsfeier — vorübergehend zu besetzen, aber es hat den Krieg trotzdem verloren. Die Rolle indessen, die der deutsche Soldat in diesem Krieg, den er in so viele friedliche Länder trug, gespielt hat, war alles andere als ehrenvoll. Sie war schändlich, denn der deutsche Soldat hat sich nicht für sein bedrohtes Vaterland, sondern, mißbraucht und geführt von Verbrechern, für die Sache von Verbrechern geschlagen. Sollten Sie heute, ein Jahr nach dem Zusammenbruch, noch nicht dahinter gekommen sein? Sie schreiben von „Stolz und Ehre", die Ihnen als einziges geblieben seien. Vielen, Vielzuvielen ist nur etwas gang anderes geblieben, über das sich allerdings keine Phrasen schreiben laßen: Rumen und Gräber."
tHesprenxte LunckgedunZ
In Köln kam es bet einer Versammlung der Rheinischen Volkspartei unter dem Motto „Warum ein freies Rheinland?" zu Tumultszenen, als der Parteivorsttzend« Dr. Opitz vor der Einheitspolitik der deutschen Sozialisten warnte. Die Versammlung mußte durch die Polizei aufgelöst werden.
IIk»rüu«xeliSr und ^(kriftleil^r: ^Vill IInnn«! k^älrac^or. ^litjrüsder der Redaktion: Dr. Trust Dr. Tru^d
Ldiairer. Kosemarie Kdiittoidielm, Alfred LÄivenxer und LVernvr Lteivberx.