Donnerstag, de» 28. Dezember 1939

Schwarzwald-Wacht Seite 8

/^US 8ladl und Kreis Calw

NkMrMitkm «bvttn!

Polizeistunde in der Silvesternacht um 1 Uhr

Nach einer Anordnung des Neichssiihrers U und Chess der Deutschen Polizei ist für die Silvesternacht die Polizeistunde auf 1 Uhr festgesetzt worden. In Anbetracht des Ernstes der Zeit wird von allen Volksgenossen er­wartet, dag Sildrsterfeiern in würdiger Form abgehalten und Ausschreitungen vermieden Werden.

Das N b b r c n ii e n von Feuer- werkskörpern und ähnlichen Erzeug­nissen sowie die Verwendung von sogenann­ten Scherzartikeln ist verboten. Ebenso wird jedem Volksgenossen angeraten. ii b e r- mästigen Alkoholgenuß im Hinblick ans die Verdunkelung und die sich daraus ergebenden Verkehrsgefahren im eigensten Interesse zu vermeide n. Gegen Betrun­kene wird schärsstens eingeschritten.

Der Neichskommissar für die Preisbildung hat der Fachgruppe Schankgewerbe mitgeteilt, daß die für die Vorjahre erteilte AnSnahmegenehmigung auch für Silvester 1939/10 gilt. Es dürfen also Betriebe, die in früheren Jahren anläßlich der Silvesterver- anstaltnngen höhere Preise genommen haben, die durch besondere Darbietnnaen musikalischer oder anderer Art. durch Be­schäftigung von Anshilfspersonal usm. be­gründet waren, diese Preiserhöhung auch in diesem Jahre zu Silvester nehme». Voraus­setzung ist, daß auch die gleichen Leistungen wie im vorigen Jahre geboten werden.

Soldaten feiern Weihnachten

Es ist ziemlich kalt, doch mondhelle Nacht! Still steigen Soldaten die Höhe hinan, zur Turnhalle der Truppführcrschnlc, um dort in engem Kameradenkreise Weihnachten zu feiern. Ein freundlich geschmückter Saal nimmt sie auf: Weißgcdeckte Tische, darauf die bescheidenen Gaben, die für jeden Mann gleich sind, ge­schmackvoll geschmückte Tannenbäume nnd über der Bühne leuchtet licht der Wunsch:Frohe Weihnacht!"

Nach einem Musikstück begrüßt Hptm. Rinccker alle Kameraden und Gäste aufs herzlichste. Ausgehend von seinem 1. Kompanie­weihnachten 1914 deutete er dann in feinen, ern­sten Worten den tiefen Sinn des schönen uralten Festes. Nun singt ein kleiner Soldatenchor 2 dreistimmige Weihnachtslieder, denen ein paar sinnige Gedichte folgen. Eine F-dur- Romanze von Beethoven leitet zu dem Haupt­punkt des Abends über zu dem Spiel:Pete r- mann schließt Frieden", das eine Weih­nachtsfeier im Schützengraben des Weltkrieges vor Augen führt und doch gegenwartsnah ist.

Zum Schluß der Feier erfolgt die Ver­losung von Päckchen, die von den Soldaten selbst stammen und große Ueberraschung aus- lösen- So erleben diese Soldaten fern von ihren Lieben ihre erste Kriegsweihnachtsfeier im Kreise der Kameraden.

Der Kaninchenzuchtverein Calw

hielt am Sonntag vor Weihnachten eine Tisch- bewcrtnng ab. Durch den Preisrichter Hugo Frech, Degerloch wurden 87 Tiere gerichtet und 67 Tiere mit Preisen bewertet. Davon 8 mit Ehrenpreisen, 15 mit 1. Preisen, 20 mit 2., 24. mit 3. Preisen Es erhielten Preise für Graue Widder: Ernst Kling (zwei Weiße Widder: Friedrich Günther (ein

3. Preise), Friedrich Günther (ein 1. Preis); 1., ein 2., ein 3. Preis); Franz. Silber: Matth. Zwerger (zwei 2., ein 3. Preis), Ehr. Nentschler (drei 1., zwei 2 ., und vier 3. Preise), Franz Stotz (ein 3. Preis).

Groß Chinchilla: Adolf Gramm er (ein 2 ., vier 3. Preise), Will). Grammen (ein 1. Preis), Gottl. Kling (ein Ehrenpreis, ein 3. Preis), Will). Hilt, (zwei Ehrenpreise, ein 1., ein 2., ein 3. Preis), Engen Kochen­dörfer, (ein Ehrenpreis, zwei 1., ein 2. nnd fünf 3. Preise); Blanc und Weiße

Wiener: Matth. Döttling, (ein 1-, ein 2. Preis), Eugen Mohn (drci l., ein2. Preis), Fricdr. Schupp, (ein Ehrenpreis, drei 2. Preise), Will). Hilt (ein 3. Preis), Emil Holzäpfel (zwei 3- Preise), Wilh. Schä­fer (ein Ehrenpreis, zwei 1., zwei 2. Preise); Deutsche Riesen grau nnd weiß: Matth. Döttling (ein 2. Preis), Ehr. Rentschlcr (ein Ehrenpreis, ein 2. Preis); Schwarzloh: Paul Dufncr (ein Ehren­preis, ein 2. nnd ein 3- Preis).

Steuerliche Begünstigung der Mehrarbeit

Nelnarbeitssosiii nickit kiieZ82U8cIil3§8plIlLtit>§

Ter Krieg, der dem deutschen Volk aufgczwun- gen worden ist, verlangt von der deutschen Volks- Wirtschaft gewaltige Anstrengungen. Es muh aus allen Gebieten so viel wie möglich gearbeitet wer­den. Die Leistung von Mehrarbeit, Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit führt bei den Gcfolg- schaftsmitgliedern zu M e h r a r b e i t s l o h n. Der Neichsminister der Finanzen hat durch Erlaß vom 18. Dezember angcordnet, bah dieser Mehr- ardeitslohn nicht dem Kriegs Zuschlag zur E i n ko m m en st e u c r unterliegt und auch für die Frage außer Betracht bleibt, ob die Freigrenzen beim Kriegszuschlag zur Einkommen­steuer überschritten werden. Die Regelung tritt mit Wirkung vom l8. Dezember in Kraft.

Beispiele: Ein Arbeitnehmer der Stcucr- gruppe II erhält einen Wochenlohn von 55 Mark. Durch Mehrarbeitslohn, z. B. für Ueberstunden, erhöht sich der Wochenlohn um 5 Mk. auf 60 Mk. Bisher betrug der Kriegszuschlag zur Einkommen­steuer nach einem Wochenlohn von 60 Mark 2.55 Mark. Nunmehr Unterliegt der Mchrarbeits- lohn von 5 Mark nicht mehr dem Kriegszuschlag. Der Wochenlohn ohne den Mehrarbeitslohn be­trägt 55 Mark. Der Kriegszuschlag von die­sem Wochenlohn beträgt t Mark.

Ein Arbeitnehmer der Steuergrnppc I erhält einen Wochenlohn von 50 Mark. Durch Mehrar­beitslohn, z. B. für Ueberstunden, erhöht sich der Wochenlohn um 6 Mark auf 56 Mark. Bisher be­trug der Kriegszuschlag zur Einkommensteuer nach einem Wochenlohn von 56 Mark 2 Mark. Nunmehr unterliegt der Mehrarbeitslohn von 6 Mark nicht mehr dem Ziriegszuschlag. Der Wochenlohn ohne den Mehrarbeitslohn beträgt 50 Mk. Er überschreitet nicht die für den Kricgs- zuschlag vorgesehene Freigrenze von 54 Mark wöchentlich. Der Arbeitnehmer hat keinen Kriegszuschlag zu entrichten.

Die Lohnsteuer berechnet sich der Lohn- stcucrtabelle gemäß nach Lohnstusen. Durch den

Mehrarbeitslohn kommt das Gefolgschastsmitglied oft in eine höhere Lohnstuse. Dadurch wird oft eine unverhältnismäßig hohe Lohnsteuer ausgclöst. Der Neichsminister der Finanzen hat durch den Erlaß vom l8. Dezember diese Härte beseitigt. Er hat aiiacvrdnet, daß der Arbeitslohn (Grund­lohn und Zuschläge), der für Mehrarbeit, Sonn­tags-, Feiertags- und Nachtarbeit gezahlt wird, nach den festen S u n d e r t s ä ß cn des Z 35 der Lohnsteuer - Durchführungsbestimmungen be­steuert werden kann (z. B. 10 v. H.) bei Stcncr- gruppe III, 3 v. H. bei Steucrgruppe IV und Kinderermäßigung für drei Personen), wenn das "sür daS Gefolgschastsmitglied günstiger ist als beim Uebergang in eine neue Lohnstuse der Lvhii- steuertabclle.

Beispiele: Ein Arbeitnehmer der Steuer» gruppe I erhält einen Wrchoulvhu von 50 Mark. Durch Mehrarbeitslohn, z. B. für Uebersturlden, erhöht sich der Wochenlohn um 8 Mark. Bisher betrug die Lohnsteuer bei einem Wochenlohn von' 58 Mark nach, der Lohnstcuertabelle 6.90 Mark. Nunmehr ist die Lohnsteuer in der folgenden Weise zu berechnen: Wochenlohn von 50 Mark nach Lohnstcuertabelle: 4.86 Mark, Lohnsteuer 18 v. H. aus dem Mehrarbeitslohn von 8 Mark: 1.44 Mark, zusammen also 6.30 Mark. Der Ar­beitnehmer hat'keincn Kriegszuschlag zu entrich­ten.

Ein Arbeitnehmer der Steuergrnppc IV mit Kinderermäßigung für zwei Personen erhält einen Monatslohn von 180 Mark. Durch Mehrarbeits­lohn, z. B. für Ueberstunden, erhöht sich der Monatslohn um 5 Mark auf 185 Mark. Bisher betrug die Lohnsteuer bei einem Monatsgehalt von 185 Mark nach der Lohnstcuertabelle 2.86 Mk. Nunmehr ist die Lohnstcuer in der folgenden Weise zu verrechnen: Lohnsteuer aus dem Monats­lohn von 180 Mark nach der Lohnstcuertabelle: 1.82 Mark, Lohnsteuer 6 v. H. aus dem Mehrar­beitslohn von 5 Mark: 0.30 Mark, zusammen also 2.12 Mark.

Zitier ungen helfen der Post

Die Neichspost hat aus Anlaß des Weih- nachts- und Neujahrsfestes für lO bis 14 Tage Hitler-Jungen im ganzen Reich als Nu sh elfer eingesetzt, um die geschulten Kräfte der Neichspost zu entlasten. Die Inn. gen nieldeten sich in großer Zahl freiwillig sür diesen Dienst, den sie in ihrer Dienst- nniform mit einer blangelben Armbinde lei­steten. Ein besonders beliebter Posten war das P a ke tz u st e l l e n. Einige tausend Postanshelfer wurden auf diese Weise ein­gesetzt.

Darüber hinaus eröffnen sich diesen Hel­fern zugleich neue Berussmöglich - keiten. Im Frühjahr können auf Grund einer Vereinbarung zwischen der Neichs- jugendführung und dem Neichspostministe- rinm 14- und 15jährige Hitler-Jungen mit abgeschlossener Volksschiilbildung als Post - jungboten ansangen. Vom 17. Lebens­

lahr gehen sie als Hilfspostschafsner in den Vorbereitungsdienst. Je nach Vorbildung und Ausfall drr Prüfungen steht ihnen dann die untere, mittlere oder gehobene Laufbahn ossen.

MiKtimr Termin für SMkmker

Bekanntlich enthalte» die Durchführungs­verordnungen zum Handwerkerversicherungs- gesetz Termine, die kein versicherungspflich- tigcr selbständiger Handwerken unbeachtet lassen darf. Ein besonders wich­tiger Termin ist der 31. Dezember, der um so mehr beachtet werden muß, als es sich hier zum Teil um eine Verlängerung der ur­sprünglichen Termine handelt.

Eine Lebensversicherung, die für die volle oder halbe, ans den 1. Januar 1939 rückwirkende Angestelltenver. s i ch er u n g s f r e ih e i t bestimmt ist, muß zwar vor dem t. Juli 1939 beantragt sein. Tie Annahme durch die Gesellschaft kann

aber bis 31. Dezember 1939 erfolgen. Ist die Annahme dann nicht ausgesprochen, so hat die Lebensversicherung vom Beginn des Ver. sicherungsschutzes ab nur noch für die Zu­kunft befreiende Wirkung, wie das auch sür die nach dem 30. Juni beantragten Lebens­versicherungen gilt. Vox dem 1. Juli abge­schlossene Lebensversicherungen können noch bis zum 31. Dezember den Vorschriften des Handwerkerversicherungsgesetzes und der bei­den Durchführungsverordnungen mit rück­wirkender Befreiung angepaßt werden. Für die halbe Angestelltenversicherungsfreiheit ist ein besonderer Antrag an die Kreishand- werksrschaft erforderlich. Handwerker, die am 31. Dezember 1938 das 50. Lebensjahr voll- endet haben, können sich noch bis zum 31. De­zember 1939 durch eine Lebensversicherung rückwirkend voll oder halb von der Angestell- tenversicherungspflicht befreien.

MMWWMdfe werden WihMt

Die gerechte und sichere Versorgung mit Strümpfen hat nicht nur eine planmäßige Zuteilung durch die Kleiderkarte, sondern auch eine Neuordnung der Erzeugung not­wendig gemacht. Was jetzt an Strümpfen verkauft wird, stammt noch aus der alten Produktion. Das Weihnachtsgeschenk sür die Damen auf Sonderabschnitt I wird dazu bei­tragen, die Lager zu lichten. Im neuen Jahr werden Strümpfe neuer Produktion auf den Markt kommen. Die hauchdünnen Strümpfe der lebten Mode sind im Kriege und sür die Nohstoj-wirtschaft nicht trag-

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Var, denn sie find unpraktisch und unwirt­schaftlich, weil ihr großer Verschleiß neuen übermäßig Hohen Verbrauch herbeiführt.

Neue Herstellungsvorschriften für Damen- strümpse werden dafür sorgen, daß sie in Zukunft haltbarer sind. Gewisse schwache Garnstärken dürfen in Zukunft nicht mehr verarbeitet werden, außerdem werden die Maschen dichter und enger gestellt. Da für die Verstärkung derFersen und Spitzen auch Baumwollmischgarne zur Verfügung stehen, werden die neuen Damenstrümpfe wesentlich haltbarer sein. Damit wird die Strumpfversorgung in noch höherem Grade gewährleistet. Im übrigen sichert die Kleider-

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Um vier Uhr morgens ließ er den Adjutan­ten wieder wecken und ging mit diesem, da um Soilnenaufgaiig die müdeste und verschlafenste Zeit ist, die gefährlichste für alle Wachen, noch­mals alle Postierniigen ab. In einem fahlen grauen Licht, in dein jeder Busch wie ein Ele­fant anssah. Das Gras betaut. In den Sen­ken Nebel. Es roch fremd nnd süß nach Reife und auch schon nach Verwesung. Wie cs in einem so dahinwnchernden Land möglich ist. Vielleicht lag im Busch auch irgendein Kada­ver. Es verweste nnd verwitterte ja genug da und wurde nie gefunden.

Und erst, als es hell geworden und alles in bester Ordnung angetrosfen und übergeben war, legte sich der Kommandeur wieder ein Meiiig znin Schlafen. Inzwischen war auch der Divisionsbefehl eingelanfen, nach dem das Re­giment erst morgens acht Uhr anzutreten brauchte. Also noch lange Zeit zum Schlafe» für einen Feldkrieger.

Aber erst gegen 7 Uhr, als es nun ganz hell und klar geworden war und die Sonne onrch den spätsommerlichen Morgenduust hervorkom- mcu wollte, da erst machte der Oberstleutnant wieder seine gewöhnlichen Augen und 'rüh- ,stückle in aller Ruhe und Behaglichkeit im Gar» tcu seines Gehöfts. Nun konnte ja nichts mehr kommen Aber da kam es gerade in diesem

Augenblick dennoch. Plötzlich zwei, drei, vier, acht schwarze Granaten im Dorf.

Hinit! Kratsch, kratsch kratsch kratsch, kratsch, kratsch kratsch. kratsch . . . Tuiiiiii! sangen die Splitter . .. Erde und Dachziegel in Brocken von oben. Rauch und Qualm aus den Fenstern.

Einen Augenblick das Schweigen lähmenden Entsetzens. Dann Geschrei.

Dann aber schon die nächsten acht Granaten heran nnd dazwischen.

Und nun die Panik der Ucbcrfallencn.

Nim das harte Knacken französischer Ge­wehre ans nächster Nähe. Als würden diese Gewehre imi die nächste Ecke herum abgeschos- sen.

Geschrei . . . Maschinengewehre. Die ersten Schüsse dagegen . . . Dnrchgcgangene Pferde. Fener in zwei Gehöften . . . Stöhnen der Ver­wundeten, die es beim Fertigmachen zum An­treten gehascht hatte.

Auch der Oberstleutnant saß, die Kaffeetasse in der Hand, die Stiefel noch nicht zugcschnürt, weil die Gamaschen gerade noch geputzt wur­den, einen Augenblick wie erstarrt. Aber auch nur einen Augenblick.

Das Dorf eines Oberstleutnants Lindeblatt, der zwei schwarz-weiße Bänder aus China und Südwcst trägt, überfällt man auch am frühen Morgen um die Kaffeestunde nicht ungestraft.

Ein Sprung ans die Dorfstraße. Ein Blick rechts entlang, einer links entlang. Ein Befehl, so grell wie eine Stichflamme.

Mitten in die dritten Granaten. Ganz gleich.

Schon die vierten Granaten. Schrapnelle da­zwischen, die in die Dorfstraßen hineinseilgeil und viel Unheil anrichten.

Aber damit ist auch alles geklärt: Der Feind ist ans Nordwestcn schon dicht bis an das Dorf heran, dreihundert Meter, höchstens vierhun- dcrlMeter. /

Der Oberstleutnant hat das Glas vor den Allgeil; er breitet die Arme, beobachtet, breiter rascher die Arme, sieht sich um, winkt alles her- niiter von der Straße, sieht wieder durch das Glas, duckt sich wie eine Katze, als die fünften Granaten im Dorfeingang liegen, schreit sei­nen Adjutanten an, der wie ein Storch im Sa­lat ruhig über die Dorfstraße gehen will, um auf der anderen Seite Halt und Ordnung zu schaffen, zuckt mit den Schultern, als der Adju­tant drei Schritt vor dem gegenüberliegenden Haus wie vom Blitz gerissen züsammenfällt nnd liegenbleibt so bewegt man sich doch nicht bei Ucberfällen und, als die sechsten Granaten nnd Schrapnelle in die Dächer, auf die Straße,' in die Gärten sengen, da knattert es ans dem Dorfrand, daß es eine wahre Freude ist.

Wenn jemand dem Oberstleutnant Lindc- blatt das Torf überfallen will, dann muß er nicht zu früh schießen lassen und rascher sein. Wer überfällt, der wird überfallen!

Oberstleutnant Lindeblatt schickt zwei Mel­der:Erstes Bataillon rechts vom Torf, Zweites links vom Dorf, wie alles steht und liegt. Drittes bei mir in der Mitte!"

Seitengewehr pflanzt auf! Marschmarsch! Hurra! Hurraaa! Hurraaa!

Wie der Teufel ist Oberstleutnant Linde­blatt, ohne Gamaschen, mit nichtgcschnürten Stiefeln, vom Kaffcctisch weg über den Angrei­fer her.

Dünne- Linien lösen sich aus den Gärten und laufen, manche in Pantoffeln oder Schnürschuben, manche barfuß, aber das heiße Gewehr in der Hand, gegen den Hang.

Man hört oen Oberstleutnant, der selber ein Gewehr in der Hand hat und schießt, mit einer Stimme schreien, die man gar nicht an ihm kennt. Ans der breiten, be- haarten Brust des geübten Schwimmers

brüllt es auf wie von einem Stier, den man geärgert hat.

Man sieht, wie sie drüben unschlüssig wer. den. Einige stehen schon auf und laufen zu­rück . . . kommen nicht weit. Bleiben liegen. Andere stehen erst gar nicht mehr auf. Ha­ben schon genug,

Der Oberstleutnant schickt den ganzen Stab des Tritten zurück ins Torf: Alles sammeln und geschlossen nachsührenl Alle Burschen und Schreiber, Putzer und Melder zusammennehmen! Divisionsstab alles Ent­behrliche und was wäre bei ihm zur Zeit nicht entbehrlich? Flinte in die Hand und hinterher!

Jetzt sind die drüben im Umkippen. Gebt ihnen tüchtig! Sie laufen den Hang hoch zu-, rück in den Wald ... Es läuft sich schlecht einen Hang hoch, wenn hinter einem herge­schossen wird.

Hinterher, was das Zeug hält! Man muß mit ihnen zu gleicher Zeit in den Wald kommen!

Ter Oberstleutnant brüllt:Auf! Marsch­marsch!"

Er ist immer vorneweg. So schnell wie er, kann kaum einer laden und schießen. So schnell kann nicht einer springen. Keiner, der ein geflochtenes Achselstück und einen Stern draufhat. Und dabei schon ein alter Mann, der fünf große Söhne hat.

Jetzt sind die drüben in Heller Flucht. Ver­schwinden im Wald. Stehen noch kurz hinter den Bäumen und knallen. Aber es ist ihnen nicht mehr geheuer. Die Tamboure müssen schlagen, Hornisten blasen.

Die schneeweißen Schrapnelle stehen so niedrig auf dem Hang, daß der Oualm stin­kend m den Augen brennt. Werfen auch! eine Menge um. Aber das Dorf ist gerettet!

(Fortsekuna solat^