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Oie Lüekmuiier

Von Krika Lrnekner

Xn diesem Xbend konnte Xnni« lange nicht ein- Rrlilasen. Litterlich weinte sie in ibr Kissen bin- ein. IKeinte sie über die Butter, die nun schon »c'il «ebn sonsten im Orabe lax neben dem klei­nen Karl und neben der kleinen 8eliwe»1er, die sie niclit gekannt batte. Oder weinte sie über sich spürst, veil sie siclr gar so verlassen küblte? Xber «chlieÜlich war sie doclc ganL sanft in das Reich rler Kräume binabgesunken. 8ie träumte, dab sie an 6er Ksnd 6er Butter «parieren ging »uk einer blumigen Vliese, auf 6er 6er kleine Karl berum- tollte. plötzlich kam ein ungeheurer Volk berbei- gelaufen un6 «knappte nnelr 6em Lrüclerclren un6 6snn such nach 6er Alutter, als sie »ich schützend vor 6en kleinen stellte. Alit einem heiseren 8chrei erwachte Xnnie un6 klickte mit weit offenen, angsterfüllten Xugen in 6ie sclrvarre Nacht hin­ein. langsam kam ihr die Erinnerung an 6en ver­gangenen Hg wieder. 8ie »sh sich in 6er Kirche Sinter ihrem Papa stehen; »her an seiner 8eite var 6ieNeue", 6ie, 6iv nun ihre Alama »ein würde. IIn6 sie «all «ick nachher heim Koch«eits- «chmaus, wo sie kaum ein paar Rissen hinunter- «uselrlucken vermochte, obwohl 6er Rap» ihr- <he!n6 ein extra grobes 8tück Apfelkuchen auf 6en Keller legte. Daraufhin biek er sie 6en kleinen Dein« Lu Lett lrringen, 6enn es war üh«r 6em langen Alittsgsmsbl Xbend geworden. Xnnie vor herzlich froh, «ufstehen «u clürfen, um mit Dein?! in ihr gemeinsames 8chlnkLimmer «u gehen. lind vie jeden Xbend seit Alutters Kod «og sie 6en Kleinen aus, wusch ihn, wie sie es so oft ihre Alam» tun sah. Xber anstatt 6»nn wieder binun- ter/ugeben, wo sie 6iv g»n«e DocliLeitsgesellsclraft nocli hei lisch« wuLte, setzte sie si^i «ns lenster un6 schaute traurig in clie »ufsteigen6« Naelit hin­aus. his en6li«h 6er lärm 6er Lochenden Oäste ver­hallt war. letzt lauschte sie in clie 8tille hinein, «her sie horte nur ihr eigenes, heftig klopfencles

im Lett 6er Alutter, lag jetzt clieNeu^ in 6en Xrmen 6es Vaters, Kine tiefe kalte legte siclr senk­recht «wischen Xnnies starke, clunkle Brauen. wab-

gut, dab Xnnie sicli niclit in 6iesem Xugenblick im 8piegel sehen konnte; sie hätte sich in cliesem fin­ster clreinhlickenclen Viesen nicht erkannt, K.in hef­tiges Oekübl nahm von ihr Besitz, »her 6ie Lehn­jährige Xnnie ahnte nicht 6en Namen: Kab. plötz- lich scliwebte ihr wieder 6ie Oestalt 6er Alutter vor, wie sie ihr jeclen Xbend clen Outnachtkuü g»h un6 sie Lu6eekte. 8eit Lehn Alonsten hatte sie sie nie so sehr vermibt un6 so sehnlich berl»eige wünsclrt, wie ger«6e in 6ieser Nacht. 6er Kocli-

lich in scliweren, trsumlosen 8clilaf fiel.

XI« Xnnie am folgenclen Norgen es war ein Lonntag un6 »Iso keine 8clrule in 6ie Küche ging, um 6ie Alilch für clen Kleinen «u varmen, vie grob vsr 6a ibr Krstaunen. als sie einen hühsch gedeckten Krübstückstisch vorfancl. 6ieNeue" ihr läkhelncl entgegenkam uncl sie herzlich umarmte. Xnnie var so erstaunt un6 beinahe erschrocken, ds6 sie nur ein un6eutlichesOuten borgen" Lu stammeln vermochte. Der Vater st«n6 strshlen6 6a- hei. 8o hatte sie ihn noch nie gesehen, so liebe­voll batte er clie Butter nie angeschaut: selbst für Xnnie batte er einen herzlicheren Outenmorgen- kuK als früher, Xnnie vollte, vie gewöbnlicli, 6i« Alilch für Kein« värmen; »her clie 8tiefmutter hat sie, Luerst LU frühstücken, väbren6 sie selbst clen Kleinen berunterbolte uncl mit ibm so viel 8cberLe trieb, ds6 er »ich 6ie unangenehme proLeclur de, Xn«iebens ohne veiteres gefallen lieb. Dann saben sie alle vier um 6en runclen lisc^i, auf 6em ein hühscbes Rukett veiKen llieclers ^st»n6. ^nnie fühlte einen 8tieh im Kernen gsnn tief 6rinnen . vie sie 6a 6ieNeue" am Dlatze 6er ^lütter »ah, 6ie Iäc^ieln6 Rutterl>rote n.urechtmschte nn6 alle anfmunterte, 6oclr noch mehr Lu essen. 8eit Lehn Alonaten var Cutters llatz frei gehliehen. Rreilieb, clie Orotzmutter, 6ie clie ^lütter, so gut sie cla/.u imstsn6e var, ersetzte, hatte immer clar- »nf gesclitet, 6aK Nutters Dlatz leer hlielr; »her gleich nach 6er kirchlichen Irsuung var sie vie- 6er in ihr Dorf nu ihrem Kok nurückgekehrt. Dn6 nun saK 6ort 6ivNeue" un6 strich Rrote, so selhstver8tän6licli, als vsre clie» schon immer un6 von jeher ihr DIstz gevesen.

Da 6as Trauerjahr noch nic^N lieenclet var, vur- 6eu 6ie Kocl^Leitsfeierliclikeiten, entgegen 6em Rraueb. auk einen «innigen Vag hescliränkt. Der Vater fan6 es selhstverstäncllicli. seiner ^.rlreit vie gevöbnlieh nacl,nugehen; clie K'elclarheit vertrug um 6ie«e .sshresneit kein Keiern. um so mehr, 6s ^n- nies Vater als «inniger V^sgnermeister 6es Dorfes 6ie ganne ^ oclie üher an 6ie W erkstatt g«hun6en var. 8o ging er 6enn auch cliesen 8onntsgmorgen, vie alle früheren 8onntage. aufs I^elcl. vo 6ie Oe- müseheete gehackt, 6en khhsen V asser gegehen un6 an clen Dr6l»eeren 6ie Ausläufer entfernt ver6en mußten. DieNeue" machte sieli eifrig an ihre Kaussrheit. Vnnie setzte sich an ihre 8chnlaufg»- hen, vähreucl Ileinn mit Kolnklotzen Deber- resten aus Vaters Werkstatt am Ro6en spielte. 8q ging snscheinen6 alles seinen gevolinlichen Oang. In ^nniv »her schmernte uncl vurmtv es. Nur nerstreut las sie in ihrem Luch. Ihr Llick fiel suf 6as Lil6 6er ^lütter; ver hatte voll! 6iese ^laiblumenknopsen clanehengestellt? Der Vater sicher niclit; er clachte nie an so etvss: also konnte es nur clie 8tiesmntter gevesen sein, ^her sie konnte sich nicht freuen ül»er 6iese Oeste. Ihr un6 nur ibr var es Vorbehalten, clas Lilcl 6er fintier Llt scltmiicken. ^Xher sie vagte cloch nicht, 6en 8trsuk vegxustellen uncl mit einem snclercn, selbst- gepflückteu LU vertausclien, vie sie es in 6er ersten^ Krregung gern getan hätte. 8o lilieb sie nur «in^ nen6 vor 6em LiI6 stehen un6 streichelte behut­sam 6srüher. Ks var ein .Iugen6l)il6 6er ^lütter. Ihre schvarren Haare vsren vom V^in6e Lerrsust un6 ls<hen6 hielt sie sich an einem hlühen6en ^st fest, .-^nnie hatte sie gsnr sn6ers in Krinnvrunx: Die Haare vsren vohl 6ieselben gehliehen, »her 6ss frohe Iungmä6chenlschen suchte man vergeb­lich hei 6er ersten k'rsu 6es Tagners. 8tstt 6es hellen 8ommerklei6e« auf 6em LiI6e trug sie mei­stens schvarre, 6iistere Oevän6er. vie such ihr gesamtes ^Vesen eher einen He6rückten Kin6ruck Hinterlieb. Die 8orgen. 6ie >Iühen cles Alltags. 6er Verlust Lveier Kin6er hatten 6er K^rau ihren 8tem- pel seit .fahren »ufgeclrückt. Nein, schön konnte man sie nickt nennen, clie erste k^rau cles Tagners, nn6 6och »ab man, 6sü 6iese groben, schvarren

W

Vor 6em Itatkaus

Daran erfreut sich 6er l«cheln6e Llick:

Rathaus uncl Lrunnen stehn manches .labrihen, ringsum Lebagen un6 frie6liches Olück.

Ist es nickt Lsuherhaft, fast vie im Alärclien? freilich, clie rauhere Wirklichkeit ist auch in rlieser Icl^lle nicht veit,

6enn clie mittleren k'enster, ver6ammt,

-^uf unserem Lrunnen fehlt bent' 6er Neptun; er ist noch in 6er ^ltmävnermühl«.

s» vir6 man 68rt mit 6em Gackeren tun, führt 6i« Verjüngungskur hei illm rum 2iele? kür uns »Ile ist'» sinnbilügleich: l^lorsch un6 bröckelig unser Leich- aber vir bauen*» aus 'Krümmern neu, nach unserem XVappenspruch:

furchtlos uo6 treu!

W// Kunttr Keb.^acker

//»ccm Dhe/hürgermersler Vr/ctor Renner m/s ernem >fc/ttoreR noch c/r'e.«er Rec/er-

Lei/lc/rnnng von R. K. Rranck rnnr 2. I. 19^6 geurc/nret von 6er Denro/tra/r'zchen Vereinigung !kübrngen

Oie beiclen cleulseben Diteruiuren

»ncleren teilen in Krankreich. Vi ie verhallen sich cliese bei6en kiteraturen Lueinsucler?

Vl^as man hier im kancle Lu lesen I,«kommt, ist im Ilnterschiecl LU clen Lroclukten am Kncle 6es vorigen Weltkrieges vecler iubaltliclr revolutionär, nocli revolutionär ocler neu im kormslen. Damals, 1918, hatte man 6en auf 6er Hohe stehen6en, sclion shsinken6en Expressionismus, 6ieoh mensch-

6ichtform, sl>er niclit originell, hestimmt nicht stürmisch uncl gar nicht mir Aukunstsxevibheit vor ^ugen gekommen.

Vor herrscht eine Neigung rur Vertiefung, Lnr religiösen Versenkung, rur christlichen Krörnmig- keit. leclorli schreiht 6as. vorauf ich stieb, je6en- fall» hisher, keine eigene Ksn6sclrr!ft. I^Isn hemerkt ükerhaupt, sucli hei clen Desern. 6ak man sich rüek- värt» orientiert uncl gern hei Klassikern, hei he- rubigten, formal feststehenclen o6er auch hei mv- stischen Autoren halt macht, so bei Ilölclerlin.

Von Keinrich von Kleist un6 von 8cl,iller hört man venig, von Ooethe spriclit 6as .^uslancl mehr als Deutschl«n6.

^Vie steht e» um 6ie Kmigrsntenliteratur 19Z3 hi, 1945? 8ie erfuhr niclit solchen einheitlichen Druck vie 6ie innerdeutsche, ^her für sie gilt 6och auch etvss allgemein un6 6urchgreifen6: 6er Lo6en vir6 6en 8clrrifts1ellern ruckartig veggeris- »en, uncl LU 6er materiellen Not 6er meisten tritt eine Lunehmencl geistige 8trsngulierung. Diese letz­tere ergiht sich hei clem Eintritt in 6ie frem6- «praclrige 8pliäre un6 infolge cles ^langels an Kon­takt mit 6er Dmvelt.

V^a, sclrrieh man hier? V^enig^usveicheu", un6 6as ünclet man nur hei Autoren, 6enen vinostille Positionen vergönnt hliehen. Im allgemeinen schlug man um sich, so gut man konnte. Ks vur6en heftige Kampfhücher geschriehen. Der 6euts<hen Aiistäucle vur6e unaufhörlich g«6acht. Die Vuseinauclerset- Lung rib niclit ab. In Romanen, Dvrik un6 Drama, auch in Liogrspbien vur6en 6ie Dinge clrüben «cliark reflektiert. Klan schilclerte sie teils 6irekt, un6 kritisierte sie. teils in durchsichtigen histori­schen Larallelen. ^Vie gesagt: nur venige schlüpf­ten abseits uncl flüchteten in mvtbische Kolken. K» starben nn6 verkamen viele. Ich habe niclit clen Kin6ruck, 6»b 6ie Emigration 6ie Autoren schvach uncl 6efätistisclr maclrte.

Vergleiclie ich clie beiden Diteraturen, so möchte ich feststellen, die ^ubenliteratur bat ihre.Autoren

Döb/in

im allgemeinen frisch und kämpferisch rüstig er­halten. 8ie bat viele starr gemacht und die ^lög- lichkeiten in ihnen nicht Lur Kntvicklung kommen lassen. Alan ist hier formal rege geblieben.

Hingegen ist im Rand der Diktatur, «über der massenhaften Rroduktion der Hörigen, ?uviel ge­schrieben worden und viel mehr als drsuben, aber auch hier entwickelte sich eine ^sphvxie, eine an­der« -^rt, diesmal bedingt durch die Verknappung des /um geistigen Deben notigen Raums. Kind veil

vej<h. As»n nurrle auf abseitige Kbemeu, entfernte Historie aber im Unterschied nur ^uKenlitera- tur ohne AeitbeLiehung gedrängt, ferner auf Riebe" und auf unschädlichen Rietismus. Die Emigration wirkte niclit in die Kreibeit ihrer ^iztoren hinein, die Diktatur legte ihre Hand auf die OeistessubstanL selbst der -Vutoren. Natürlich verminderten sich such hier die Kntvicklungsmög- lichkeiten. Dud formal mubte man »teckenbleiben und verarmen, 6s das Damoklesschwert des Kultur- bolsche^vismus über allen hing, so 6»8 die Autoren, in Reisetreter verwandelt, nur (man mub es schon aussprechen) ein langweilige», schöngeistiges 8chrift- tum bervorbracliten. A^enn sie jetzt in die natür­lich nicht komplette Kreibeit treten, so bringen sie nolen» volens die alte Duck- und Kümmerbaltung mit.

*

Die Emigranten, von denen vobl allmäblich Lsblreiche jüngere rurückkebren, werden ank den ibnen ««kommenden Llatz im Rand, werden sich ebenso wie die Ileimautoren erst die Ruft mit dem neuen 8suvr8toff vollpumpen müssen. Die 8itua- tion labt »ich nicht sofort begreifen, die Kontakt« stellen sich nicht sofort ber. Alit den Rückkebrern würde aber vieles rascher vorwärtsgeben.

Rs ist leiclit «u seben, 6a8 das Rand, welche» seine Twangsideologie bst sufgeben müssen, beute mebr als sonst frische, verantwortliche und aktive Köpfe braucht. Kinige fragen, ob angesichts der heutigen Verblendung überhaupt eine Riteratur möglich ist. Alöglich ist vieles, fragt sich nur, welch« nötig oder wünschenswert ist. Ks wird Raum da sein bei der schweren ^patbie und Niedergescbls- genbeit für die eskapistiscbe nnd rückwartsblickende Riteratur. Ls scheint »ber, als ob der Resebunger etwas anderes wünscht: man will wissen, von drau- Len büren, will neue Anregung und die Tukubr nerker Kräfte. Die läuft neben dem willen «ur Vertiefung, der überall festLUStellen ist.

AKas also besonders nottut, ist eine neue reali­stische Riteratur, welche mit den Rückständen der alten Rüg- und Verdrängungsliterstur sufräumt. ein 8cbrifttum, das klar und obnv 8cbwulst formuliert, das kritisiert und parteipolitisch niclit gefesselt ist. Rs soll küirstleriseh wagemutig sein, und nicht «u- letzt: die Kore Lum Xuslsnd wei^ «nkstoben.E

Lauckksbiiea

Dnd trotz allem »teigen nun in diesen frostig­klaren lagen de» neuen labre» fröblich« Lauch- fabnen aus den Kaminen der Häuser, werden in leichtem Aufschwung Heller und lockerer, bis ein leise» Rüftchen sie abdrebt und verwebt ins Un­sichtbare. Rin Oefübl warmer Oeborgenbeit und des Lebsgens legt sich mit ibnen über den Ort. 8ie sind der Rest der Klamme, der «war nicht warm macht, aber doch das Oefübl der XKsrme verbreitet. Refriedigt seben wir an ihnen, dsÜ es doch ge­schafft ist. Kreilich, wir sieben er^t am Anfang de» .labres; aber der Lauch steigt »uk ein warmer Raum wenigstens ist in diesen XKobnungen, diesen Alenschen wird die Kälte nicht tödliche Oekabr werden. Nun trägt die barte und ungewohnte Ar­beit, die 8elbstversorgung mit Brennmaterial, so mübssm sie besonders kür die Krauen obne AIsnn, die ^Iten und die an körperliche Arbeit nicht Oo- wöbnten war, doch ibren Robn.

8tatt der Koble freilich, die ün» sonst fertig in den Keller getragen wurde, schieben wir nun in die Olut die KolLscheit« und die Klötze, die wir »elber gesagt und gespalten und meist such selber geschlagen und im 8<hweiK unseres Angesichte» berangefübrt haben. A^ir »sben den »um 8<hl«gen verurteilten Baum noch lebendig und gsnr; unsere 8äge bat ihn gefällt, unser ^xtbieb «erteilt. Ai/ir wissen um das 8terben des noch vollsaktigen Lsu- mes wie um die Arbeit, die nötig war, um aus ibm das tote Kndprodukt des Lrennbol«es «u gewin­nen. Dnd so legen wir mit einer gewissen Andacht 8tück um 8tü<k ins Keuer, wiegen da« so trocken und leicht gewordene lannenbol« noch einmal in der Hand und streichen über die glatte, küble Linde des Luchenscheites. ^u«h da» ist überstsn- dea, die barte Arbeit im ^Vsld und die lag« de» 8pslten« und Leigens.

Vor den Häusern und drsuLen in den Wäldern liegen noch immer ungesagte und ungespaltenv Raummeter; auch sie werden bereit sein, in die KolLställe kommen und die Oeken speisen.

Der ^ald aber bolle» wir wird mit seiner natürlichen Kruchtbarkeit unter der Ktlege unserer Korstleute die Rücken schlieKen und die starke Rodung dieses Kerbsles, und nicht erst dieses Kerb- stes, sukbolen. Kr bat uns in diesem Notwinter retten müssen, da die Koble uns kehlte. Nun den­ken wir, dsk wir weiterbin ibn wieder retten kön­nen. Rind so schauen wir befriedigt auk die Rauch­fahnen, wie sie so lustig über den Häusern suf- steigen. 8ie sind uns wie ein Reichen und RInter- pksnd, d»6 der Kampf mit dem dinier erfolgreich und mit Aussicht auk ein gutes Knde im wahrsten 8inn des Wortes errtlrrsnnt ist. Oeorg Lerger

Oie Villa mit clen vveillen 8äulen

.^ls Kelix siebLebn Jahre alt war, und als er e» über alles liebte, in der Odyssee des Dichters Ko­rner Lu lesen, kam er eines Abends an der weiben 8äulenvills vorüber. Die Villa mit den weiben 8äulen lag am 8ee in einem Kühlen Osrten drin, und unter den weiben 8sulen sab ein stiller, alter Kerr und las in einem Luche. Da Lammte in Kelix der IR'unsch «uk, such einmal so still dsrnsitzen unter weiben 8sulen vor dem 8ee und die Odyssee des Dichters Komer ru lesen, immerru.

Dnd er kniete nieder und schwor, dsK er diese Villa einmal besitzen werde, koste sie nun, was «re wolle.

Kr wart sich in den Kampf hinein; er arbeitete, um essen «u können, und ab, um arbeiten «u kön­nen; er stieg schiefe Kreppen hinauf, schrieb Tab- len in seine Notizbücher und stritt um jeden Ksler; er machte Oeschäkte, spekulierte an der Lcirse und konnte die ^bendreitung nie erwarteü; er berech­nete sich die Konjunkturen schon wochenlang vor­her, und daun war es eine grobe Kreude, wenn alles gestimmt batte. Kr batte grobe Krkolge, rui­nierte alle seine Oegner, wurde eine grobe Kinsna- ms«ht, nnd wenn ein neues 8vndikat gegründet werden sollte, so ging das nicht obne ibn.

Dnd so bekam er nach «wanLig Isbren sehr viel Oeld «usammen; und erinnerte sich an »einen 8cbwur und. kaufte die Villa mit den weiben 8äu- len schlank vom Rlatze weg kür 40 000 Alsrk mit 10 000 Älark ^nrablung.

^ber als er unter den weiben 8äulen s»6 und den Kursrettel «u Knde gelesen batte, da sagte er sich, dab man schlieblich doch etwas tun müsse, und lud telegraphisch seine «wei Kreunde «um ^hend ein. Alit denen sab er dann unter den wer­ben 8aulen. und sie sprachen lange und waren sich einig darüber, dab jetzt «war eine stille Teit »ei, dsk in 8tablwerken aber immerhin noch etwas ver­dient werden könne.

Im Kasten unten irgendwo lag die Odvssee de» Dichters Komer. Rind sie batte noch immer das­selbe wie damals, als man siebLebh ^sbre war: das Abenteuer des Kelclen, das stille Karten grober Krauen am Vebstubl. den Rat der Oötter oben auf clem 8chneeberge und das unermeklich« Kümmern der mittäglichen Aleere. Kr/c/or ^uburkin

^ugen, als sie noch den Olanr der ersten fugend hesaLen, eine grobe XnLiehnngskrskt ausüben mub- ten. ^ll dies wurde der armen, kleinen .^nnie eben erst bewuÜt. Bisher batte sie nie darüber nschge- daclrt, oh die Alutter schon sei oder niclit. 8ie liebte sie so. wie sie war, bedingungslos.

Im Ksuse regte sich emsig die 8tiekmutter. 8ie lächelte, während sie das (Geschirr abtrocknete; leise vor sich hinsummend wischte sie die Alöbel ab; ibr gsnLes Viesen strahlte Krobs^pn und lu­gend «ns. Die arme, kleine ^nnie, die so viel ge­weint batte »eit «ebn AInnaten, fühlte sich seltsam berührt; beinahe hätte sie das hübsche Volkslied mitgesummt, so ansteckend wirkte die frohe Hei­terkeit der 8tiekmutter. ^ber wieder mubte sie an die Vlutter denken nnd es war ibr, als würde sie da, Andenken der AIutter verletzen, verunglimpfen, wenn sie sich mehr als dringend notwendig mit der anderen einlieb. ^Vnnie sah sebr wohl, dab die 8tiekmutter rei«end susssh. .Vher sie empfand de­ren Llondlieit. ihre lachenden, blauen Xugen, ja ihr helle«, gehlümtes Kleid als eine Kerausforde- rung, nur ds«u da, die Krinnerung an die Alutter beinah« peinlich werden «u lassen. Xnnie war «ebn .fahre alt, »her die Kran in ihr war schon im Keime gegenwärtig. ^ », sie empfand, war schon die Kifer- sucht der Krau. 8ie versetzte sich gleichsam an den Platz der Alutter und sie kühlte so. wie die Alutter gefühlt haben würde, bätte sie gelebt und der Va­ter die andere beimgefübrt.

lind »1» gar der Vater mit einem IreÜeo Klar

garetenstrsuK beimkam und seine junge Krau um­armte, ging ^4nnie rasch in ibr Timmer.

Lei Kisch sprach sie kein ^Vort, sie, die sonst in einemkort plapperte. Der Vater achtete nicht »uk ibr 8chweigen und war nur um seine junge Krau bemübt. Kr lobte ihre gute Küche und die gefäl­lige Xrt, wie alles aukgetragen wurde. Xuch Xnnie war entrückt über die appetitlich »ussebevden. rot­backigen Radieschen und den krischen 8alat. Dnd wieder küblte ^Rnnie einen 8tich im Herren. Un­willkürlich dachte sie an die trüberen Alablreiten, als die Alutter noch lebte; an das alte, abgenützte V achstuch. an die meist schmutzige 8cbürLe der Alutter und wie alles in einem Kopf auf den Kisch kam. Xber das 8chlimmste war das meist vergrämte (Besicht der Alutter mit dem «errausten Kssr. Die Kltern sprachen kaum ein ^ort.und nur sie, ^nnie, brachte mit ibrem munteren Oeplspper ein wenig Reben in die sonst so traurige Küche. Lei jedem Oedsnken, bei jedem Vergleich kam es ibr vor. als beging sie einen Verrat an der Alutter.

Nur widerwillig setzte sich Xnnie nach Kisch mit Kein« und der 8tiekmutter auk deren Litte mit ibr in den kleinen (Karten, wabrend der Vater einen kleinen Nachmittagsschlaf hielt. Die 8tiefmutter nabm eine 8trickerei rur Kand nnd mit ihrem freundlichen Llick «n Xnnie gewandt: ..KrLä'hle mir von deiner armen Alutter, willst du?" Rind selbst kortkabrend:8ie mub sebr bübsch gewesen sein nach dem Koto «u «hlieKen. nnd du gleichst ihr." Da kam e« wie eine Krleuchtnng über Xnni« und

sie atmete erlei^tert auf. Xu« tiefstem dankbar­sten Kerzen, dankte sie dem lieben Kott, daL er die 8tiefmutter nichts wissen lieb über die Alutter. Denn erst vor drei Alonsten war sie in das Dorf gekommen. Xnnie wubte, dab sie einen Reiter-, wagen Lur Reparatur in Vaters W erkstatt bringen mubte nnd so batten sie sich kennengelernt und gleich ineinander verliebt. Die junge XrLtfamilie, clie in V utersack ihre Kerien verbrachte, lieb ibre tüchtig« Kausgebilfin nur ungern «urück. wollten »ber ibrem Olück ui^it im Vi ege sieben. .letzt wubte Xnnie. dab sie der Neuen von ibrer Al^itter er­zählen konnte, so, wie sie sie im Kerzen trug, so, wie sie noch oft nachts von ibr träumte: als von einem liebevollen sanften Kngel, der sich rwsr un­ter der Alaske einer traurigen, von 8orgen ver­grämten Krau verbarg, aber doch seine wabre Oe- stalt besonders Xnnie gegenüber okt durchblicken lieb und sch so bald von ihr weggerissen wurde.

Rind auk einmal empfancRsie die 8tiefmutter gar nicht mehr als Kindringling, als den bösen Oeist, der di« Alutter verscheuchen möchte, sondern als ein« Kreundin. der sie von der Alutter er«äbleu konnte. Rind als die 8tiekwutetr sie kragte:Vlöch- test du, dsÜ wir gute Kreunde werden?", und auk Xnnies stummes Nicken:lind wollen wir morgen «usammen «um Kriedbok und deiner Vlama einen 8tr«uK Klieder bringen?" Da konnte Xnnie nicht anders, als ibren schwarten Kopf gegen die 8chul- ter ihrer neuen Kreundin schmiegen und ihr di« Kändv streicheln. 8o fand sie der Vater.