Mittwoch, den 6. Dezember
arketauf-etlMinzen I
It mit Austritt / IVestmäckte sinci betreten l
>«««» Aoee«,po„ck«nr«a
stürzt worden sei. Um ihrer selbst wie um Finnlands willen wünschen sie. daß der Friede sobald wie möglich wieder hergestellt werde. Infolgedessen müßten die anderen nordischen Länder nach Mitteln suchen, um den Krieg durch friedliche Verhandlungen zu ersehen.
Die französische Presse bleibt dem Genfer Unternehmen gegenüber weiterhin kritisch Schon ehe die amtliche russische Ablehnung bekanntgegeben war, herrschte auffallender Pessi- miZmuS. „Nicht die mindeste Illusion" könne man sich über die Aussichten machen, meint Per- tinax im „Ordre" und bezweifelt sogar, daß Eng. land ind Frankreich es für opportun halten, die »innische Frage zu einer grundsätzlichen machen zu lassen. Denn die Weltmächte hätten seit mehr als zwei Monaten die Erfahrung gemacht, daß es gut sei, die internationalen Ereignisse nicht zu verworren, dagegen „klar zu unterscheiden zwischen dem Konto Deutschland und dem Konto Rußland". Wenn die Neutralen, meint Pcrtinar, sich -n Genf erst einmal ihre Sorgen gegenseitig beichten können, dann wird die Sache für die Westmächte noch fauler.
Auch das Pariser „Journal" sieht in der Veranstaltung geradezu eine „internationale Gefahr". weil die Liga durch ihren Interventions- Verzicht in der polnischen Ftage eine große Unmoral bewiesen habe. „Petit Parisien" erklärt, Frankreich und England würden zwar teilnehmen, um Finnland „moralisch zu unterstützen", aber die Westmächte seien seht im Kriege und' ihr Hauptziel sei, den Feind zu schlagen. In der Verfolgung dieses Zieles würden sich die Alliierten durch keinerlei Instanz beirren lassen. Tie Befürchtung, daß die Liga gegen die westliche Kriegspolitik Stellung nehmen könnte, ist unverkennbar.
Km. Amsterdam. 6. Dezember. König Georg von England ist gestern an Bord eines Torpedo- jägerS in Frankreich eingetroffen. Er wird zu- sammen mit seinem Bruder, dem Herzog von Tloucester. der aktiver Generalmajor in der Armee ist, die Front besuchen. Grund der Front- reise: Die Frühstücke an der englischen „Front' in Frankreich haben eine solche Berühmtheit erlangt. daß selbst der sonst als genügsam bekannte König Georg sie auSprobieren möchte.
-es
_ Uten
aus ein „verabredetes neirqen' oie englischen Kriegsschiffe von allen Seiten herbei, kreisten das U-Boot ein und zerstörten eS ebenfalls „ohne Zögern' durch Liefenbomben.
Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob Winston Churchill an Mondsüchtigkeit leidet. Wir hatten bikher eher auf permanente Bewußtseinstrübung getippt, müssen uns aber angesichts der Mondschein-Serenade des Ersten Lords zu einem anderen Befund entschließen. Die zarte, in romantischen Tönen gehaltene Schilderung, die Reuter
maeie mit Lvmben
zu der Heldentat des kleinen Fischerbootes gibt, bestätigt zwingend diesen Eindruck. Was uns und wahrscheinlich auch die englischen Hörer an dieser ! seltsamen Fabel nachdenklich stimmt, ist der Umstand, daß es auffallenderweise immer nur kleine Fischereifahrzeuge find, die sol-be triumphalen Erfolge erzielen. Die Gefahr der Aufdeckung ähnlicher Schauergeschichten ist dort natürlich kleiner als beispielsweise bei einem Zerstörer oder einem kleinen Kreuzer.
Nebenbei verfolgt aber W. C. noch einen anderen Zweck. Bekanntlich hat die Admiralität einen Aufruf an die küstenkundige Bevölkerung zur Beteiligung gn der Minensuchaktion erlassen. Nun ist ein solches Unterfangen nich gerade ungefährlich, wie die verschiedenen Unter- gänge britischer Minensuchboote klar erwiesen haben und der Andrang zu den Himmelfahrtskommandos ließ demgemäß sehr zu wünschen übrig. Die Admiralität sucht nun die schlummernde Begeisterung für diese undankbare Tätig- keit zu wecken, indem sie die Fischer und ihre .Taten" heroisiert. DaS „kleine Fischerboot" aus Grimsbh füllt die Spalten sämtlicher. Londoner Blätter und der Rundfunk kündet den Einsatz der „U-Boot-Zerstörer" in tönenden Wor- ten. Wer könnte da widerstehen, ein gleiches zu tun? Die britische Oeffentlichkeit wird in ihrer Freude über diese Siegesmeldungen kaum nach dem Wahrheitsgehalt der Renterschilderungen forschen — glaubt Herr Churchill. Seine Mond- scheinphantasien stellen indessen einen allzu großen Vertrauensanspruch an die bedauernswerten Zuhörer dar. L. 6r.
A Das britische Blatt ..John Bull' lei- s stete sich !m Jahre ,91 ö folgendes Pamphlet:
Der Deutsche ist der Schandfleck Europa» ß und unsere Aufgabe ist es. ihn von der Erd« ß wegzuwischen. So. wie er von Anfang an war» Z so ist er jetzt und wird er stets bleiben: schlecht» ^ brutal, blutrünstig, grausam, gemein und be- ; rechnend. Er lallt seine Sprache in Guttural- ß lauten. Er säuft, ist geizig, raubgierig. Da» ß Ist die Bestie, die wir vernichten ß müssen. DaS ist das Tier, das von un» ß niedergemacht werden muß Der Deutsche ist di« ß Pestbeule der menschlichen Gesellschaft. Dies«
Z Pestbeule muß herauSgeschnitten werden, und ß daS britische Bajonett ist daS Instrument für' s diese Operation, die an der Bestie vorgenom- Z men werden kann, wenn unsere giftigen Gase
V sie chloroformiert haben!'
ß Deutscher, ha stdu dasvergessenk Z Wie muß eS im Innern diese? Hetzschreiber»
? aussehen. der in der Lage ist. derartige haß-
V sprühende Auswürfe gegen ein Kulturvolk zu ß erheben! Wir wundern uns nicht — der Mann, ß der diese? Pamphlet schrieb war ein Eng» ß länderl Solche Habprodukte können nur in Z der krankhaften Phantasie eines Briten geboren
- werden. Wir Deutschen sorgen dafür, daß ^ solche Produkte vertierter Individuen nicht k mehr lange das Ansehen unseres Volke? besu- k dein können: Dieser Krieg ist ein revolu-
- tionärrr Krieg. Er muß auch als Krieg Z revolutionär geführt werden. Es kommt darauf s an die letzten Lebensstränge der britisch-jüdi-
- scheu Plutokratie abzuschneiden, von denen Hetz-
- schreiben wie die von .John Bull' ausgehalten ^ werden. Die Völker müssen von der englischen ; Bestie de? Weltkapitalismus befreit werden — ß aus daß endlich Friede werde auf z Erden!
NerminMmrne aus Schweden
„Verhältnis zu Deutschland regeln!"
Stockholm, 5. Dezember. „Astonblcwet' spricht sich erneut dafür aus. baß Schweden unter Einsatz seiner gesamten diplomatischen Stärke für den Beginn von Berhandlungsmöglichkeiten zwischen Finnland und Rußland tätig sein solle.
In diesem Zusammenhang erklärt das Blatt, saß die Entwicklung in der Ostsee ihren logischen Gang genommen und Schweben in eine äußerst kompliziert« Lage versetzt habe. ..Unser Verhältnis zu Deutschland muß', so erklärt die Zeitung, „sofort saniert und geregelt werden. Das ist eine Lebensbedingung für unser politisches Dasein. Erst wenn wir das erreicht haben, können wir ausatmen. Die Krise muß gelöst werden mit einem tiefen und heilsamen Radikalismus, so daß unsere Neutralität mit rei- nein Gewissen dastehen kann. Nur aut diese Weise können wir eine Möglichkeit wiedergewinnen, uns in der Ostfeepolitik zur Geltung zu bringen. Und auf diese Weise könnte auch unsere Ausgabe in Moskau gerade jetzt mit Aussicht an! Er- folg erfüllt werden.'
Auch in einem Artikel des militärischen Mit- arbeitcrs spricht sich das Blatt dafür aus. daß Schweden realistisch handeln solle. ..Mehr als ie'. so schreibt der Mitarbeiter des Blattes, ..find wir gezwungen einzusehen, daß eine kleine Nation eine geschmeidige Politik führen muß Die Politik. die wir geführt haben, war eine Politik der Großmäuligkeit und obenteuer, lichen Pressefreiheit. Niemand, der auch nur den geringsten Sinn für die Machtverhältnisse und für die militärischen Machtmittel bat. >ann sich etwas anderes sagen, als daß das alles überschattende gefühlsmäßige Denken uns aus ge'ähr- llche Wege geführt hat. Wenn diese alles überschattenden Gefühle weiter dominieren, wenn alles. waS Realismus heißt, unterdrückt wird, so muß die Lage für Skandinavien äußerst ernst werden.'
imcn
t» s«r««M
KOKs^N VON N>I.kKlkv kzvk
L«»
Schicksal
«i««»
D«»1sch««
iS) Lovortabt bv Knorr L vtrtb. München 1934
Gegen Schluß der Feier löst sich plötzlich ein Mann aus der Zuschauermenge und geht über den abgesper'rten Platz auf eine Gruppe deutscher Iungens zu und haut HanS auf die Schultern und lacht ihn an und Hans bleibi die Spucke weg.
TaS ist doch — Max! Der Max mit den Waffen damals und der Max vom Kapp» Putsch. Hier in Villach.
Han? steht fassungslos.
..Lange her. daß wir uns gesehen haben?' lacht Mar. ..Lastauto Richtung Döberitz, dtst groß geworden! Und in guter Gesellschaft. was? Hat aber keinen Zweck, das alles da.' Und unvermittelt fügt er hinzu: „Kannst auch bei mir schlafen.'
„Ich schlafe bei meinen Jungen?', fährt Hans trotzig auf.
Mar lächelt. ..'Tschuldige. Ich bin ein biß- chen geradezu, nicht? Dachte, du hättest noch keine Bleibe.'
HanS besteht sich Max von oben bis unten: Der Mann ist nicht mehr der Landsknecht von ehedem. Seine grauen Augen haben die Kühle nicht verloren, aber sie find tiefer geworden und ernster.
».Und wo kommen Sie — kommst du her?'
Ach. man so. Kleine Schießerei. Aeldherrnhalle ft» München, wem» d« davon
hast läuten hören. Und jetzt läuft ein Steck- brief hinter mir her. Und für bayerische Gefängnisse habe ich nichts übrig.'
HanS hat davon gelesen und wird mit einem Schlag sehr hellhörig.
„DaS mußt du mir erzählen."
HanS ist sehr aufgeregt. Unter keinen Umständen darf er Max jetzt weglaffen. Feld- Herrnhalle. das war doch die Sache mit Hitler. Putsch, nicht wahr? Aber offenbar eine ganz andere Sache von Putsch als etwa der Kapp-Putsch war.
.Millst du mir das alles erzählen?' fragt er noch einmal. „Und besonders, waS daS mit Hitler ist?'
Statt aller Antwort dreht Max seinen Rockaufschlag um. HanS steht ein kreisrundes, Abzeichen, darinnen auf weißem Feld ein schwarzes Hakenkreuz.
..NSDAP.', sagt Max. „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei, und nun bring deine IungS ins Bett, und dann reden wir weiter. In einer halben Stunde erwarte ich dich in der Blauen Traube, da drüben.'
„Bestimmt?'
Max lacht.
».Dummkopf', sagt er nur.
In aller Eile verfrachtet HanS seine Jungs,
Im Galopp saust er zurück, er ist müde zum Umfallen, aber er wittert eine Entscheidung, er wittert ste mit seinem Instinkt für aufrührerische Tinge, den er schon in den Tagen der Straßenkämpfe und Putsche bewiesen hat. Und so trabt er. in Gedanken versunken dahin, zitternd vor Erregung.
Max fitzt allein an einem Tisch. Lin Vier- tel Roten hat er vor sich stehen; als HanS bei ihm anlangt, mit glühenden Wangen und daS Haar verklebt in d»r Stirn, läßt er
noch ein zweites Viertel kommen, daS schiebt er ihm hm.
Und dann erzählt er, einfach und Packend, wie nur ein alter Grabenkriege! und Putschist erzähl«, kann. Und doch, in diesem Bericht ist noch etwas anderes, ein Glaube, eine Zuversicht, etwas. daS ein Landsknecht niemals zuwege brächte.
Max spricht von Politik. DaS ist neu für HanS. Politik, davon sprachen die Kappsoldaten nicht. Sie haßten dies Wort und gingen ihm meilenweit auS dem Weg. wo eS nur möglich war. Sprachen die Wandervogelführer von Politik? Sie vermieden eS ängstlich. Und nun saß hier «ick einmal in des deutschen Reiches äußerster Südmark ein Soldat nnd sprach von Politik, so als hinge von ihr daS Heil deS Reiches ab. und schuf, während er berichtete, ein ganz neues Men- fchenbild, — den politischen Soldaten. HanS schwindelt. Seine Hände find bald glühend heiß bald lieaen ste eiskalt auf dem Tisch.
MarSfeld. Bürgerbräu. Adolf Hitler. Ter Verräter Kahr. Blutsalven an der Feldherrnhalle . . . Nnd immer wieder Adolf Hitler.
Max spricht und spricht, und HanS läßt nicht einen Augenblick den Blick von ihm.
Ist es sehr spät? Der Wirt kommt und mahnt die Zeche. Ringsum stnd schon die Stühle auf die Tische gestellt, draußen wird es hell.
Die beiden gehen die Drau hinunter, auf Perau zu. Ein zartgrüner Himmel überleuch, tet daS eilig schießende Master. Max spricht und erzählt, immer wieder beginnt er von vorn, und immer wieder fallen ihm neue Einzelheiten ein. Man merkt ihm an, wie lange er geschwiegen hat, viele Monate lang.
Groß in fließendem Gold steigt die Sonne heraus.
„Heute vor 10 Jahren haben wir mobil gemacht'. saot R<«. „Und jetzt «ach«, wir
wieder mobil. Für Deutschland, damals wie heute. Wir sind verboten, wir stnd in der Fremde. WaS heißt daS? Einmal werden wir die Sieger sein, und wir werden ein neues, ein Drittes Reich aufbauen, der Arbeit und der Gerechtigkeit.'
„Und ich will, daß du dabei bist', er nimmt«, Hans bei der Schulter und schüttelt ihn hin« und her.
HanS entwindet sich ihm.
„Ich laß mich nicht zwingen'» sagt er trotzig.
Max steht ihn verständnislos an. Er beginnt von neuem zu erzählen, aber er spürt schmerzhaft mit jedem Satz, wie Hans ihm entgleitet. Sie kehren um.
„Ich muß um sechs bei meinen IungS sein', unterbricht HanS den Redenden.
Max schweigt. Er ist wie vor den Kopf geschlagen.
Sie gehen schneller. ES wird lähmend heiß.
Fast das gleiche Gespräch rollt tausend Kilometer nördlicher, am Großen Lhchen ab. Sachlicher, nüchterner, wie es alten Kriegern geziemt, die einen Panzerzug quer durch Rußland gefahren haben. Aber auch diese beiden alten Kumpane erhitzen sich und kommen nicht ins Reine.
„Und ich sage dir. Thiele. Adolf Hitler wird einmal die Macht erobern', ereifert sich Wanner.
..Möglich', antwortet der. „Gar nichts gegen Hitler. Bloß, rch müßte das alles mal mit eigenen Augen sehen . . .'
Und als Wanner auffahren will, setzt Thiele rasch hinzu: ..Weiß ich doch, daß du ein anständiger Kerl bist. Aber stehst du. biß jetzt war man alles Mist, was seit 18 passiert ist. und tollte immer großartig und herrlich und nun wirklich das einzig Richtige sei«*
lGchluß
4
r
i
*
ff
*
«