Fchwarzwalö-Oacht

AuieläenpreiS: Die einlvaltiae Millimeterzetle 7 Rvk.. Tertteil-Millimeter iS RM. Bei Wiederholung oder Menge«- «bschlutz wird entsorechender Rollst« gewährt, Gckluß der «nieigen» anmibme vormittags 7,80 Utzr. stü» fernmündlich -«facaebene Anzeigen kann keine Gewähr übenuunmen werden. Erfüllungs­ort: Calw. Geschäftsstelle der Schwarzwald-Wacht. Lederltratze Ai.

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Calw im Schwarzwald

Mittwoch, den 6. Dezember 1939

Nr. 286

Englische BranöWer am Wett

Ve^ää'clrirZe 6 ^ 06 /eue^ rm rumänischen ^äök^ediei / l/^scrche.' kubische Sabotage / ^.onäon u-i!! äie Oeüieker'unZen nach Oeuischlanc! ue^hinckern

Bukarest, 6. Dezember. Ganz Bukarest ist in starker Erregung über eine Explosion, die sich am Montagabend in der Oelrafsi- nerieOrion" in Ploesti ereignet hat. Das Feuer, das am Dicnstagmorgen gelöscht werden konnte, ist bereits der vierte Brand, der sich innerhalb kurzer Zeit im Oelgebiet von Ploesti ereignet hat. DieOrion" ist eine englische Raffinerie. Sie gehört der GesellschaftUnires", deren Kapital fast ganz in englischen Händen ist. Rund herum liegen die bedeutendsten in nichtenglischen Hände» befindlichen Petroleumanlagen Rumäniens. Beinahe hätte die Anlage derAstra Romana" Feuer gefangen, wenn nicht dank der Auf­

merksamkeit der Werkfeuerwehr sofort Alarm geschlagen worden wäre. Die Zeitungen tei­len auf Grund eines amtlichen Hinweises als Ursache der Explosion mit, daß im Motoren­saal durch Funkenflug leicht entzündbare Stoffe in Brand geraten seien.

Die allgemeine Ueberzeugung in Bukarest ist jedoch, daß man es mit einem englischen Sabotageakt zu tun hat, der um so unauf­fälliger erfolgen konnte, als die Engländer die alleinigen Herren der Raffinierte sind. Trotz aller Maßnahmen der rumänischen Re­gierung ist daS Petroleumgebiet voll verdäch­tiger Gestalten, denen von den englischen In­genieuren bereitwilligst Unterschlupf gewährt

wird. Eine wirksame Kontrolle über die Sicherheit dieses Gebietes ist daher unmög­lich.

Mit einem Sabotageakt würden die Eng­länder konsequent dieselben Wege beschreiten, die sie im Weltkriege gegangen sind. Sie wol­len anscheinend verhindern, daß Rumänien seinen vertraglichen Verpflichtungen gegen­über Deutschland nachkommt. In dieses Bild paßt auch das kürzlich vorgekommene Schiffs­unglück, bei dem IW Tonnen Petroleum in die Donau flössen, sowie zwei Eisenbahnun­glücke, bei denen in jedem Falle einige Petroleumwaggons entgleisten, explodierten und vernichtet wurden.

in beinZ

-ff- Seit der britische Admiral Herbert seine Seekriegsstrategie des Abwartens wäh- rend des Pfälzischen Erbfolgekrieges im 17. Jahrhundert mit der klassisch gewordenen FormulierungFleet in being" bezeich- nete. ist die Zurückhaltung der Hauptsee. streitkräfte von allen gefährlichen Aktionen eine Art Dogma geworden, das nur sehr selten von der britischen Admiralität durch­brochen wird. Dieses Schlagwort der Flotte in Bereitschaft", der Flotte, die nur durch ihr Dasein ihren Wert doku­mentiert, hat viel dazu beigetragen, daß man in der Welt in den letzten IW Jahren nie­mals praktisch erlebt hat. wie stark eigentlich das seebeherrschende Albion ist. Nur ein einziges Mal. in der Schlacht im Skager­rak, ist es zu einer offenen Auseinander­setzung um die Herrschaft zur See gekommen, und wir wissen, daß sich dabei die Engländer keine Lorbeeren geholt haben.

Einer der anerkannt größten Fehler, welche die deutsche Staatsführuna im Weltkrieg gemacht hat. war der Verzicht auf den akti­ven, offensiven Einsatz der Hochseeflotte, also das Eingehen auf das englische Prinzip der Fleet in being". Diese falsch angewandt« Strategie endete mit der Versenkung der deutschen Flotte in Scapa Flow: eine Helden- tat, aber strategisch gesehen ein durch­aus nutzloser Einsatz. Demgegenüber muß schon jetzt nach wenigen Wochen des See­krieges. festgestellt werden, daß Großbritan­niensHerrschaft zur See" nicht mehr weit her ist. Die Flotte in Bereitschaft kann nicht die furchtbaren Verluste verhindern, welche unsere kleine, aber einsatzbereite Kriegs­marine der feindlichen Handels- und Kriegs­flotte und dem britischen Außenhandel schlägt.

Die jüngsten beiden Großerfolge sprechen Bände. Die Versenkung des Hilfskreuzers Rawalpindi" in der Nähe von Island, die Torpedierung des schweren Kren, zers der London-Klasse östlich der Shetland-Inseln, beides sind Beweise dafür, wie es um die so oft gerühmte Fernwirkung der britischen Armada ausfieht: sie ist gleich null! Die deutsche Flotte operiert in den bri­tischen Gewässern, wie es ihr beliebt. Deutsche Einheiten führen in allen Weltmeeren den Handelskrieg, ohne daß es England zu hin­dern imstande ist. Die Fleet in being fitzt in ihren Schlupflöchern und muß sich rühmlos bombardieren und torpedieren lasten. Die echt englische Waffe des Nicht-EinsatzeS ist stumpf geworden: mehr bzw. weniger als das: sie beginnt gefährlich und verderblich für unseren Gegner zu werden.

Das Zuwarten, die sogenannte Bereitschaft, hat sich nicht als ein Zeichen der Stärke er­wiesen, als das es seit vielen Jahrzehnten immer wieder ehrfurchtsvoll gelobt und be­wundert worden ist. Die Grand Fleet ist zur Aktionsunfähigkeit ver­dammt. weil sie den modernen deutschen Waffen einfach nicht gewachsen ist. Sie kommt gegen die deutschen Bombenflugzeuge nicht an. Sie kann den Unterseebooten nicht widerstehen. Sie ist gegen die Minengefahr nicht im geringsten gefeit. Vier von fünfzehn Schlachtschiffen sind gesunken oder außer Ge­fecht. dazu wahrscheinlich noch zwei weitere, die zur Ueberholunq im Dock liegen. Zwei von sieben großen Flugzeugträgern sind da­hin. Und von den 15 Schweren Kreuzern fehlt nun auch einer. So reiht sich eine Grotz- ,at der deutschen U-Boote an die andere. Selbst a, London horcht man allmählich auf und reibt sich den Schlaf aus den übermütigen Augen.

Die Engländer mögen »Fleet in being spie­len, solange der Vorrat reicht! Aber wenn es ihnen vielleicht bester gefallen sollte, offensiv vorzugehen, so werden sie von un- seren blauen Jungen mit Sehnsucht erwartet. Torpedos, Bomben und Minen aller Kaliber liegen zusammen mit schwersten Schifisgra- naten und anderen Ueberraschungen bereit, sie zu empfangen. Schon wurde durch den Abschuß des Schweren Kreuzers derLon­don"-Serie bewiesen, daß das Mittelmeer durch Herausziehung der wichtigsten Einhei­ten entblößt werden mußte, um die bisheri­gen Verluste der Homefleet auszugleichen. Eines Tages werden die Verschiebungen auf- hören. Eines TageS ist Schluß mit Fleetinbein g-

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bl. Berlin, 6. Dezember. Tie englischen Antworte» auf die neutralen Einspruchs- notcn gegen die erweiterte Blockade sind in den neutralen Hauptstädten überreicht wor­den. Daß sie keine Zugeständnisse machen, war vorauszusehen. Die Erklärungen Japans und Italiens lassen aber erkennen, in welche Gefahr sich England gegenüber diesen Staa­ten begibt.

Die internationale Oeffentlichkeit fährt fort, sich mit dem Problem der Seeschiffahrt für England zu befasse». Die Erklärung Deutschlands zu der ani 4. Dezember in Kraft getretenen erweiterte» Blockade läßt der Welt keinen Zweifel an den kommenden -deutschen Gegenmaßnah­men. Man weiß, daß das Deutschland Adolf Hitlers niemals nur droht, sondern daß einem letzten Wort immer auch die Taten folgen. Alles Ankündigen ist wie jedes Angebot Adolf Hitlers: nur einmalig. Wir werden in der nächsten Zeit mancherlei hören.

Die Lzeanschiffahrt ist am lebenswichtigsten sür England, deshalb müssen wir die verlorene Herrschaft zur See wiedergewinnen", gesteht die Londoner ZeitungDer Star". Die römische Tribuns" schreibt:Unsere »Flagge schützt die Ware. Tas ist unsere absolute Norm. Italien wird sich jedem Angriff gegenüber als Großmacht verteidigen, wir können ohnehin im europäischen Konflikt nicht dauernd passiv und gleichgültig bleiben." Noch schärfer saßt die römischeJtalia" die Haltung Italiens in den Worten zusammen: Die verschärfte Blockade gilt für uns nicht. Wir haben nicht umsonst in den 17 Jahren der faschistischen Negierung die Landes­verteidigung ausgebaut."

Es hat den Anschein, daß die Reaktion auf die neue britische Blockademaßnahme bald kommen wird. Nicht nur von uns. Auch die Großen unter den Neutralen sind nicht willens auf Gegenhandlungen zu verzichten.

Anläßlich des Inkrafttretens der britisch-fran­zösischen Blocsadcerweitcrung auf die deutsche Ausfuhr behandeln fast alle Londoner Tages­und Wirtschaftszeitungen erneut in aller Aus­führlichkeit oas Problem einer Verdrängung Deutschlands von den neutralen Märkten. Sie betonen, daß ein entscheidender

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Stuttgart, 6. Dezember. Gauleiter Reichsstatthalter Murr sprach gestern zu 35 Hauptschriftleitern und Schriftleitern der namhaftesten deutschen Zeitungen, die sich auf Einladung des Reichspressechefs Dr. Dietrich auf einer Besichtigungsreise durch di« innere Front befinden, über den viel­seitigen Einsatz der Partei im Gau Württem- berg-Hohenzollern in den vergangenen Kriegs­monaten. Ueber die interessanten Ausfüh­rungen des Gauleiters berichten Wir im Innern deS Blattes ausführlich.

Blockadeerfolg gegen Deutschland hierbei erreicht werden könne, wenn die Seeblockade durch eine gleichzeitige Unterbindung des deutschen Außen­handels mit den Deutschland noch zugänglichen neutralen Märkten ergänzt werden könne. Es ist bezeichnend, daß in säst all diesen Auslassungen im Zusammenhang mit diesen Blockadewunschen die Forderung nach einer planmäßigen und um­fassenden Förderung der britischen Ausfuhr er­hoben wird, weil es notwendig sei, dadurch die für die britische Einfuhr notwendigen Mittel auf­zubringen und die an sich nicht sehr großen Gold- und Devisenbestände zu schonen. Entgegen allen bisherigen großsprecherischen Behauptungen von der starken finanziellen Lage Englands wird da­mit zum erstenmal in der britischen Presse auch von den führenden Organen mit derTimes" an der Spitze zugegeben, daß sich England " in einer keineswegs rosigen Finanz- und Devisenlage befindet.

Eindeutig wird zum Ausdruck gebracht, daß England unter allen Umständen eine größere Nus- fuhr durchführen muß. um auf diese Weise Mit­tel für die Bezahlung seiner not- wendigsten Einfuhren zu erlangen. Außerdem sei, wie dieFinancial News" schreibt, Englands Zahlungsbilanz auch weniger günstig als im vorigen Kriege.

Der Katzenjammer wegen der britischen - Ex­portblockade deutscher Waren scheint sich in Lon­don verdammt schnell eingestellt zu haben, was aus den Kommentaren der dortigen Blätter zu der englischen Millionenarmee von Arbeitslosen

hervorgeht. So.schreibt z. B.Daily Erpreß": Mau soll sich nicht allzu sehr darüber freuen, wenn Hitlers Exporthandel jetzt abgeschnitten werde. Man solle vielmehr nach den Gründen suchen, warum der eigene Export gefal­len sei. Man solle sich nicht dessen rühmen, daß man Deutschlands Industrie abwürge, ehe man nicht bürokratische Hemmnisse für die eigene Industrie beseitigt habe. Solange Hitler jeden Mann beschäftigen könne und solange England noch 1,4 Millionen Arbeitslose habe, sei die Zeit noch nicht der Verbündete Eng­lands.

Wird England S alien reizen?

Das Loch in der englischen Ausfuhrblockade Kopenhagen, S. Dezember. Gegenüber der eng­lischen Blockade des deutschen Exportes wird in ,,Politiken" auf eine Schwierigkeit hingewiesen, die England in seine Ueberlegung embeziehen müsse Was Deutschland nach Südamerika sende, werde, so sagt das Blatt, in großem Ausmaß über italienische Häfen geleitet und mit italienischen Schissen verladen. Werde England nun Italien, das in den letzten Monaten ansehn­liche Einnahmen aus diesem Transport gehabt habe, mit Eingriffen reizen wollen, deren Berech­tigung von den neutralen Staaten nicht anerkannt werde? Italien scheine daS Loch in der eng­lischen Ausfuhrblockade zu sein, und die Stimmung in Italien scheine nicht auf eine Schließung dieses Loches eingestellt zu sein.

Blutiger AMan-svettuch ln Slam

skrakt'L/st/i u-rclitige Nok/e im cles lernen Osiens

Amsterdam. 8. Dezember. Wie aus Bangkok gemeldet wird, ist in Thailand ein Aufstand ausgcbrochen. 18 Personen wurden hingerichtet.

A Siam, oder Thailand, wie es in der offiziellen siamesischen Bezeichnung jetzt genannt wird, ist das Kcrnland Hinterindiens. Jahr­hundertelang blieb es unberührt von den großen Stürmen, die die Welt durchbraustcn. Bis 1932 war es eine absolut regierte Monarchie, die im Juni jenes Jahres nach unblutig verlaufenem Staatsstreich abgeschafft wurde. König Pra- jadhibok gab seinein Lande eine Verfassung, die jedoch nicht allgemein befriedigte und gegen die sich im April 1933 junge revolutionäre Kreise aus Heer und Marine erhoben. Nach einem zwei- ten, ebenfalls unblutig verlaufenen Staatsstreich übernahm dessen Führer, der Oberst Phya Bahol, die Ministerpräsidentschaft, die er noch hellte innehat. Der englandfreundliche König Prujadhibok trat im März 1935 zurück und die Königswürde ging auf seinen Neffen, den 1925 in Heidelberg geborenen Ananda Mahidol über. StamS Lage ist geographisch ungeheuer wich­

tig. Das Land hat eine große Küste am Golf von Siam, einem Teil deS Pazifik, und eine kürzere Küstenlinie am Indischen Ozean. Diese Tatsache st nicht ohne strategische Bedeutung. Außerdem hat dem Lande die Entwicklung des Luftverkehrs eine zentrale Schlüsselstellung gegeben. Seine Be­deutung als Luftknotenpunkt des Ostens ist nicht hoch genug einzuschätzen. Es ist selbstverständlich, daß das Erstarken der nationalen Bewegung auch in Siam ein Besinnen auf die gemeinsame asia­tische Rasse mit sich gebracht hat. Bis vor einigen Jahren noch war Siam wirtschaftlich und damit auch politisch völlig von England abhängig. Aber bereits im Februar 1933 enthielt sich Siam auf der Völkerbundsversammlung der Stimme bei der Abstimmung gegen Japan in der mandschurischen Frage. Dann wurde die Aus­bildung siamesischer Offiziere des Heeres und der Marine an Japan übertragen. Japan förderte dcn Anbau von Baumwolle in Siam. Noch mehr Aussehen erregten in England immer wieder auftauchende Gerüchte, daß Japan an Siam Finanzhilfe gewähren wolle zum Bau eines See- kanalS durch den JsthmuS von Kra, der die mili­tärische und wirtschaftliche Bedeutung Singa- porrs aufs stärkste beeinträchtigen würde.