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Calw im SHwarzwald
rililtwoch, den 29. November 1939
Nr. 280
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Berlin, 28. November. In der Nacht vom 27. zum 28. November haben die Engländer wieder einmal versucht, im Nordwcsten Deutschlands mit wenigen Flugzeugen einzufliegen. Auch dieser Versuch ist mißlungen. Eines der britischen Flugzeuge mußte auf hoher See notlanden und gab SOS- Zeichen. Da sehr schlechtes Wetter und hoher Seegang herrschte, muß mit dem sicheren Verlust dieses Flugzeuges gerechnet werden. Ein weiteres bei diesem Anflug beteiligtes englisches Flugzeug verfehlte bei den schlechten Witterungsbedingungen offenbar den unmittelbaren Rückweg über die Nordsee und überflog auf seinem Rückflug holländisches Hoheitsgebiet. Die Standorte dieses Flugzeuges Uber holländischem Gebiet sind von
deutscher Seite einwandfrei erkannt worden. Am Dienstagnachmittag fand ein Tiefangriff englischer Kampfflugzeuge auf den Fliegerhorst Borkum statt, der jedoch abgeschlagen wurde. Die Flugzeuge schossen mit MG., warfen aber keine Bomben ab.
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A Das Kriegsglück ist den Engländern entfchie- den nicht hold! Da sie mit ihrer „Harne Fleet" keine große Reklame machen können, haben englische Flieger herhalten' müssen, nm das immer mehr schwindende Prestige Großbritanniens etwas aufzubügeln. Aber auch hier blieb es bei dem Versuch. Natürlich werden der englische Rundfunk und W. C. ihren Hörern versichern, daß Seiner Britischen Majestät Luftwaffe wichtige Erkunbungsflüge über ganz Nordwestdeutsch-1 land „mit vollem Erfolg" durchgeführt habe. Aber mit diesem „Erfolg" wird der Befehlshaber der englischen Luftwaffe nicht viel ansangen kön-1
nen, da die Flieger ihre Aufklärungsflüge — we- gen der gefährlichen deutschen Flak — bei Nacht unternahmen. Und es ist wohl auch jedem Laien klar, was man bei Nacht aus einer Höhe von mehreren tausend Metern zu erkunden und aufzuklären vermag: nichts! Uebrigens hatten die Engländer auch noch Pech, denn die auf hoher See notgelandete Maschine dürfte wohl kaum die Heimat Wiebergesehen haben.
Daß der englische Tiefangriff auf den Flieger- Horst in Borkum abgeschlagen wurde, wird jeder sofort verstehen, der weiß, daß Deutschland als stärkste Luftmacht der Welt auch eine entsprechende Luststreitmacht zur See besitzt. Deutschlands Küsten sind mit zahlreichen Küstenflieger- horsten versehen, deren kampfkräftig« Maschinen in Verbindung mit unserer Kriegsflotte eine un- !gemein scharfe und wirkungsvolle Waffe des Seekrieges verkörpern und die gleichzeitig unsere Küsten-Flak bei der Abwehr etwaiger Angriffe ! seitlicher Flieger unterstützen.
Von 6eorZ X/op/er
Auf englischen Karten findet man stets statt des Namens Nordsee die Bezeichnung „6erman Oeean" — DeutschesMeer ein-- gezeichnet. Diese Bezeichnung, die man auch in Deutschland zu Beginn der wilhelminischen Periode einmal durchzusetzen versuchte, konnte sich nicht halten. Denn bei allem Stolz, mit dem man die Entwicklung der deutschen Marine verfolgte, blieb damals ein gewisser Nest Minderwertigkeitsgefühl in vielen Deutschen haften. Sie Härten es vielleicht als frevelhaften Uebermut betrachtet, den moralischen Anspruch auf die Freiheit der Meere durch eine solche Benennung zu betonen. Dabei handelte es sich bei der Nordsee schließlich um das Meer der Hanse, um das Meer, dessen eigentliche Erschließung für Handel und Verkehr in einer Zeit begann, da deutscher Wagemut mit dem neuen Geist des ehrbaren Kaufmanns ein neues Zeitalter er- öffnete.
Immerhin, vielleicht bestand bisher eine gewisse Berechtigung, die Bezeichnung „Deut, sches Meer" abzulehnen, denn die britische Seeherrschast war in aller Welt so unbestritten, daß man zeitweise sogar die sogenannte „Freiheit der Meere" mit der alleinigen Freiheit für England verwechselte. Dieses Bild hat sich in dem Augenblick geändert. da England wider aller Vernunft der Verblendung erlegen ist. die seinem Churchill zu Kopf stieg, so daß dieser „Erste Lord der Admiralität" meinte, die Vorurteile der Welt über die Unangreifbarkeit der britischen Seemacht seien durch reale Macht einwandfrei gedeckt. Wer aber heute einen deutschen Aufklärungsflieger fragt, ob er auf seinen Nordseeslügen in Richtung Schottland etwa einebesondersaufdringlicheAn- wesenheit der „Beherrscher der Meere" wahrgenommen habe, der wird freilich eine Schilderung bekommen, in der alles mögliche vorkommt, nur kein englisches Kriegsschiff. Wer wirklich englische Kriegsschiffe erreichen will, der ist gezwungen, sehr weit an die englische Küste heranzufahren oder heranzufliegen — und dann steht er vielleicht noch nichts, weil Seiner Britischen Majestät Schiffe irgendwohin entwetzt sind.
Durch nichts wird das besser bewiesen als durch die Reihe deutscher See-Erfolge in diesen letzten Tagen. Im Firth of Forth, bei Scapa Flow liegen die „Herren der Nord, see" in dichter Nähe ihrer Küste und halten sich immer noch an den Wahn fest, daß wenigstens die Insel und ihre Küsten einiger- maßen sicher seien. Denn das ist die zweite Verblendung Churchills, zu meinen, ein Krieg mit den heutigen Waffen lasse die Jnselgeborgenheit weiterbestehen. Die deutsche Luftwaffe und die deutsche U-Boot-Waffe haben schon wesentlich dazu beigetragen, daß auch diese Vorurteile einen Abbröcklungsprozeß erleben, der geradezu ein unheimliches Tempo erreicht.
Wenn die Briten mit dieser Möglichkeit nicht gerechnet haben, so verdanken sie dies der Trägheit ihres Denkapparates, der unangenehme Einsichten nur langsam verdauen kann. Schon aus Grund der Entwicklung des letzten Krieges hätten sie daran denken müssen, daß selbst damals, als die Luftwaffe noch nicht so vervollkommnet war, wie heute und auch die U-Boot-Wasfe noch in den Anfängen einer Entwicklung staken, die gerade
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Moskau. 29. November. Im russischen Rundfunk wurde am Dienstag der Wortlaut der Antwort der Sowjetregierung an Finnland bekanntgegebeu. Die Note schließt mit den Worten: „Wir sehen uns deshalb gezwungen, den Nichtangriffspakt (mit Finnland) aufzuheben und erklären uns hiermit frei von jenen Verpflichtungen, insbesondere nach dem letzten Zwischenfall."
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Berlin, 28. November. Das Oberkom mando der Wehrmacht gibt bekannt: Ein britischer schwerer Kreuzer der London- Klasse ist durch Kapitänleutnant Prien, den Sieger von Scapa Flow, ostwärts der Shetland-Inseln torpediert und vernichtet worden.
Il.gr. Als sich die Sieger von Scapa Flow nach ihrem triumphalen Empfang in der Reichs- Hauptstadt verabschiedeten, da sagte uns Pressevertretern ein Mitglied der Besatzung: „Wir hof- fen, daß ihr bald wieder von uns berichten könnt." — Schneller, als erwartet, haben die Männer um Kapitnnleutnant Prien dieses Wort wahr ge- macht, wie vorstehend« Meldung beweist. Kapitänleutnant Prien ist zum Britenschreck Nr. 1 geworden. Bedeckt mit neuem Ruhm steht er vor seinem Volk, das ihn seit jenem denkwürdigen Tag von Scapa Flow ins Herz geschlossen hat wie einstmals den unvergeßlichen Weddigen. Man hatte sich in London nach der Schrcckenskunde zur Beruhigung immer wieder vorgesagt, daß die Tat Priens eben nur glücken konnte, weil er bei seinem Unternehmen von ganz besonderen Glücksumständen begünstigt gewesen sei. Allerdings mußte man in gleichem Atemzuge anerkennen, daß schon allein das Eindringen in die Bucht von ,Scapa Flow ein seemännisches Meisterstück war. und selbst ein Churchill konnte sich von dieser Anerkennung nicht ganz ausschließen. „
Der neue Erfolg Kapitänleutnants Prien,, und seiner Besatzung macht nun auch die Londoner Glücksthese hinfällig. Man wird gerade in London wissen, welchen Wagemut es erfordert, einen mit Geschützen schwer gespickten Kreuzer anzugreifen und zu vernichten. Der Verlust trifft die Home Fleet um so empfindlicher, als vor einigen Tagen auch der modernste Kreuzer Englands, die „Belfast", von einem deutschen U-Bool mitten im Firth of Forth zusammengeschosfen wurde. Die Meldung von der Torpedierung der „Belfast" weckte ob ihrer Parallelität mit den Begleitumständen der Versenkung der „Royal Oak" sofort den Gedanken an Günther Prien. Seine Tat hat Schule gemacht, und gleich ihm sind die Kommandanten aller deutschen ll-Boote nur von der einen Idee besehen, die Piraten- Insel vernichtend zu treffen, wo immer sich ihre Schiffe zeigen. Bis über die hoch im Norden gelegenen Shetland-Jnieln hinaus mußte das erfolgreiche N-Boot kreuzen, um ein britisches Kriegsschiff vor di« Mündung des Torpsdoaus- schußrohres zu kriegen. Längst hat die mächtigste Flotte der Welt die Nordsee verlassen und sich in entfernteste Schlupfwinkel zurückgezogen. Doch selbst im Nordatlantik ist die Vorherrschaft Englands gebrochen. Das Seegefecht bei Island, daS mit dem schnellen Untergang des englischen Hilfskreuzers „Rawalpindi" endete, leitet eine Entwicklung ein, di« das Ende des See- räuberstaateS England Voraussagen läßt.
Nach dem vergangenen ..Schwarzen Sonnhrg", der Großbritannien einen Gesamttonnageverlust von rund 50 00« Tonnen brachte, verspürt W. C. das dringende Bedürfnis, der entsetzten Oeffent- lichkeit eine bombastische Siegesmeldung vorzusetzen, auf daß sie sehe, daß Englands Kampfkraft ungebrochen sei. So meldeten gestern die Londoner Zeitungen auf Geheiß des Lügenlords, der Sieger von Scapa Flow, Kapitänleut, nant Prien sei mitsamt der Besatzung seines Bootes in englische Gefangenschaft geraten! Hätte nicht derselbe Prien einen knappen Tag später ein englisches Kriegsschiff vernichtet, so hätte man sicher- lich noch ausgedehnte Milieu-Schilderungen von dem zwangsweisen Aufenthalt des U-Boot-Kom- mandanten in der englischen Presse lesen können.
Genau so verhält es sich mit seiner Behauptung, die deutschen U-Boote griffen aus Furcht vor der britischen Flotte nur harmlose Fischerkutter und kleine wehrlose Handelsdampfer an. Inzwischen hat die Welt erfahren müssen, daß die
sogenannten „Harn,losen Fischkutter" in Wirklichkeit oft U-Boot-Fallen und die kleinen „>oehr- losen Handelsdampfer" heimtückischerweise mit Geschützen bestückt sind. Doch heute muß selbst W. C. eingestehen, daß die deutschen U-Boote mit besonderer Vorliebe größere Objekte als die genannten aussuchen, wobei man nur bi« Versenkung großer 5- und 10 000-Tonner in den letzten Tagen zu erwähnen braucht. Schließlich dürfte hinlänglich bewiesen sein, daß unsere Unterseebootswaffe und unsere Neberwasserstreit- kräfte den Angriff auf die gegnerische Kriegsflotte keineswegs scheuen. Wenn dem Ersten Lord der Admiralität die Torpedierung der „Belfast", die Vernichtung eines schweren Kreuzers und der Untergang eines Hilfskreuzers von 16 000 Tonnen nicht als Gegenbeweis für seine dummdreiste Behauptung genügen, dann wird er sicher in naher Zukunft Gelegenheit finden, seinen Standpunkt doch noch zu revidieren. Die Einheiten unserer Flotte stehen in dieser Hinsicht Mn- ston Churchill gerne zu Diensten.
„A'Boots'Falle - Feuer erwidern!"
^r/o/Zxerc/res 6e/eck/ mr/ einem enZ/rsciren /^7a/en§cki/i / N/reZer in 5lciii
Von ä e in 8 o n ck s r d e r i c k t « r s t n t t e r Lurl kardel
k. X. Wilhelm schaden, 29. November. Hoch im Norden der britischen Inselwelt hat U .. . Position bezogen. Tage und Wochen liegt es auf der Lauer. Es ist ein elendes Wetter in dieser Jahreszeit. Bei schlechter Sicht immer der Gefahr ausgesetzt, durch britische Flugzeuge oder Zerstörer plötzlich entdeckt zu werden, hält auf der Brücke alles scharf Ausguck.
Ein Dampfer kommt in Sicht. Kurs darauf zu. Genaue Untersuchung der Schiffspapiere, dann steht fest, daß der schwedische Handelsdampfer „Gustav Adolf" Bannware für England an Bord hat. Als die Besakung in zwei Rettungsboote geklettert ist. die U . . . ins Schlepp nimmt, wird der Schwede versenkt. Die Boote werden nach einiger Zeit einem neutralen Norweger ohne Banngut übergeben.
An der Kimm taucht ein neuer Schatten auf, den das U-Boot ansteuert. Die Gläser machen einen schwarz-grauen Handelsdampfer unbekannter Nationalität aus. Das vor- dere Geschütz ist klar. .Feuererlaubnis". Vor den Bug des Dampfers wird ein Schuß als Aufforderung gesetzt, sofort zu stoppen. Der Unbekannte läßt sich aber in keiner Weise stören. Plötzlich blitzt auf ihm zweimal Mün- dungsfeuer auf. weit vom U-Boot entfernt Patschen Granaten in? Wasser. „N-Boots- Falle — Feuer erwidern!" ruft der Kommandant. Meßwerte werden durchgegeben, die erste scharfe Granate fegt aus dem Rohr. Alle Mann unter Deck müssen fetzt tätig fein, um Munition aus der Kammer an Deck zu fördern.
Schub auf Schuß wird hinausgejagt. Das Boot tanzt in der heftigen Dünung, es ist ein schwieriges Schießen. Immer dichter wird der Angreifer einqedeckt . . .
„Volltreffer mittschiffs!" jubelt der Geschützführer. „Der hat hingehauen!" Der Schornstein kippt beim Gegner um. Weißer Wasserdampf vermischt sich mit schwarzen Rauchwolken, unter einer Explosion Wirbeln Brückenteile durch die Luft. Die beiden feindlichen Geschütze schweigen. Durch Qualm und Wasserdampf sieht der Kommandant ein Rettungsboot wegpullen. Die Ueberlebenden sind also ausgestiegen. Jetzt kann er den Gegner als englischen Sperrbrecher mit zwei Geschützen größeren Kalibers und Bugschutzgerät ansmachen. Ans der Nähe gibt U . . . einige Schüsse unter die Wasserlinie des Briten ab, um ihn vollends zu versenken.
Während der ganzen Zeit ist scharf Ausguck gehalten worden, denn U . . . steht nur dreißig Meilen von der britischen Küste ab, so daß jederzeit Feindeinwirkung eintreten kann. „Flugzeuge in Sicht — Alarmtauchen!" Blitzschnell sind die Männer auf Tauchstationen, immer tiefer sackt das Boot. In der Nähe bersten etliche Flugzeugbomben, dann tritt Ruhe ein. U . . . geht auf Sehrohrtiefe. Ein britischer Flie- qer sucht noch nach dem deutschen Boot, aber nicht lange, dann dreht er ab. In der Dünung schlingert daS absinkende Wrack des englischen Sperrbrechers mit starker Schlagseite seinem Wellengrab entgegen. Die N-Bootsfalle hat die richtige Antwort auf ihren hinterhältigen Feuerübersall erhalten.