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Lalw im Schwarzwald
Nlontaa, den 27. November 1939
Nr. 278
Londoner Hafen gesperrt
^Veue n'esr'Ze 5<Ai//8vei'lu8/e c/u^c/r Mnen / Dumbei'münciunZ vo/i von ^Vrcrc^8 / Drl^kk'eu^ek' „^awa/pincil" unci Dampfer' „8u88e^r" vermietet / Okurciu'/l unci 6eno88en rvercien ne^vÖ8
unserer üerlrner Fcbrl/tksitunx
dl. Berlin. 26. November. Es ist durchaus verständlich, wenn die maßgebenden Londoner Regierungskreise wegen der riesigen Schiffsverluste durch Minen immer nervöser werden. Man sieht sich daher in London zum Ergreifen der schwerwiegendsten Maßnahmen veranlaßt. So werden zurzeit sämtliche englischen Osthäfen gesperrt und weder englische noch neutrale Schiffe erhalten die Ausreisegenehmigung. Sogar der Londoner Hafen ist für neutrale Schiffe gesperrt worden. England schnürt sich also bereits selbst von den Seewegen ab. Damit gibt die englische Admiralität selbst zu, daß sie nicht mehr Herr der Nordsee und der Seewege von und nach England ist. Auch das bisher geübte Verschweigen der sich täglich vermehrenden Schiffsverluste durch Minen war vergeblich, denn die Humbermündung ist voll von Wracks und in den folgenden Meldungen ist neben einem guten halben Dutzend Schiffs- Verlusten auch der eines britischen Hilfskreuzers auf das Verlustkonto zu verbuchen.
Wie erst jetzt bekannt wird, hat der englische Dampfer „Clayton" am 12. November zusammen mit den Dampfern „Bordficld" und „Dryburgh" den schottischen Hafen Leith bei Edinburgh verlassen, um nach Antwerpen zu fahren. Eine Stunde nach Abfahrt lies die „Bordfield" auf eine Mine und sank; eine Stunde später lief auch die „Dryburgh" auf eine Mine und wurde von zwei englischen Torpedobooten in sinkendem Zustande bei North Berwick auf Strand gesetzt. Das Schiff ist verloren. Auch über die zahlreichen Schiffsverluste in der H umber-Mündung waren von England zunächst keine Nachrichten ausgegeben worden. Erst durch die Aussage des Kapitäns des dänischen Dampfers „Kanada" sind die Einzelheiten bekannt geworden. Vor dem Seegericht in Kopenhagen berichtete der Kapitän dieses gesunkenen dänischen Dampfers, daß die Humbcr-Mündung voll von Wracks war. Nach schwedischen Meldungen haben Dampferkapitäne in diesem Gebiet nicht weniger als 2 6 Wracks untergegangener Schiffe gezählt.
Schwerer wiegen für England di« folgenden beiden Verluste. Wie nämlich die britische Admiralität bekanntgibt, ist der englische Hilss- kreuzer „Rawalpindi" mit einer Wasserverdrängung von rund 17 000 Tonnen versenkt worden. Man nimmt an, daß all« Offiziere und die gesamte Schiffsbesatzung außer einem einzigen Offizier und 16 Seeleuten umgekommen ist. Nach einer Meldung des Londoner Rundfunks ist des weiteren der große englisch« Dampfer „Sussex" mit nicht weniger als 11000 Tonnen auf ein« Mine gelaufen.
Wir registrieren weiter: Der Londoner Dampfer „Hookwood" lief auf eine Mine und sank. Zwei Mitglieder der Besatzung werden vermißt, die übrigen an der Nordostküste Hollands an Land gebracht. Der britische Dampfer „Barrington Court' stieß im Kanal mit einem Leuchtschiff zusammen. Beide Schiffe wurden beschädigt. Das Leuchtschiff wurde von einem Schlepper einge- bracht.
Die Wahrheit des Spruches, daß unrecht Gut nicht gedeiht, bekam John Bull mit dem ehemals polnischen 14 000-T onnen - DamPfer. „Pil- sudski" zu verspüren. Der große Kahn ist nämlich an der englischen Nordwestküste torpediert worden. Die gesamte Mannschaft konnte gerettet werden. Der „Pilsudski" gehörte zu den wichtig, sten und modernsten Schissen der früheren Polnischen Handelsmarine. Er war 1935 aus den Werften von Monfalcone in Italien gebaut worden und versah vor dem Kriege den regelmäßigen Verkehrsdienst zwischen Gdingen und Nordamerika. Seit Beginn der Feindseligkeiten fuhr er unter britischer Flagge.
Bei der ständig steigenden Zahl von Schiffsverlusten durch Minen hat der Flottenkorrespondent des ..Daily Expreß" schon recht, wenn er schreibt, daß die durch daS Vorhandensein von Minen an der englischen Küste geschaffene Lage außerordentlich ernst fei. Man dürfe sich darüber keinen Täuschungen hingeben. Diese Minen könnten in den nächsten Wochen Großbritan
nien noch beträchtlichen Schaden zufügen. Zwar wende man alle Methoden an, um die Minen los zu werden, doch seien bereits zwei Fischkutter bei dieser Minensuche untergegangen, und so fordere jetzt die Admiralität jedes nur brauchbare Schiff an, das sich an der Minensuche beteiligen könne. Die „Daily Mail" betont in diesen» Zusammenhang unter anderen, am dringendsten brauche man Seeleute, die bereits im Mi nensuch wesen Erfahrung haben.
Der „Minmkrieg", wie die jetzige Phase des Krieges in Paris genannt wird, alarmiert natürlich auch die französischen Regierungskreise in wachsendem Maße. Die neutralen Beobachter versichern, Laß man »n Paris fast ausschließlich damit beschäftigt sei, sich über di« etwaigen Folgen klar zu werden. Der französische Schlfssver- kehr durch den Kanal und nach England ist zur Zeit vollständig eingestellt. Ferner liegen schon weitere Erklärungen neutraler Staaten vor, deren Schiffe französische und englische Häfen nicht mehr anlaufen wollen. Es soll auch eine Mitteilung der englischen Negierung eingelaufen sein, nach der Truppentransport« in nächster Zeit in Frankreich nicht erwar- tet werden könnten.
In einer Beratung der republikanischen Föderation unter Vorsitz von Louis Marin wurde gleichfalls der Minenkrieg behandelt. Es wurde der Beschluß gefaßt, die Regierung aufzusordern, jetzt die englische- Regierung um die Zustimmung zum Bau eines Kanaltunnels zu ersuchen.
Es ist durchaus verständlich, wenn die großen Erfolge Deutschlands im englischen Krieg die Bewunderung der neutralen Presse, so. weit sie sich die Objektivität bewahrt hat, findet.
Der Berichterstatter der Madrider Zeitung „AVE" weiß zu melden, daß die englisö^: Kriegsmarine seit Kriegsbeginn 1526 Tote, die Handelsmarine 25V und die Luftwaffe 370 Tote zy verzeichnen hatte. Der Außenpolitiker der gleichen Zeitung schreibt, daß die neutralen Staaten bei Andauern des erfolgreichen deutschen Handelskrieges gegen England dem Beispiel der Vereinigten Staaten folgen und die Parole ausgeben würden: „Zahlt voraus und holt die Ware mit eigenen Schiffen ab."
I« Li«nLan ksgsll es Proteste
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Tokio, 26. November. Amtlich wird mit- gcteilt, daß der japanische Botschafter in London am 24. November beauftragt wurde, einen scharfen Protest bei der englischen Regierung zu erheben gegen die beabsichtigte britische Vergeltungsmaßnahme gegenüber Deutschland wegen des angeblich uneingeschränkten Einsatzes von Minen. Im Falle einer Verletzung wichtiger japanischer Interessen durch britisch« Aktionen werde Japan gezwungen sein, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Unterrichtete Kreise in Tokio betonen daß die geaen deutsche Ausfuhrgüter gerichteten neuen britischen Mgßnahmen die internationalen Verträge und die Rechte der Neutralen verletzten. Das britische Vorgehen widerspreche der Pariser Deklaration von 1856. die besage, daß Schiffsfrachten neutraler Länder nicht beschlagnahmt werden könnten mit Ausnahme der Konterbande. England, Frankreich und Japan hätten diese Deklaration unterzeichnet, und mithin bedeute das britische Vorgehen einen Bruch der internationalen Verträge und eine Der- ketzung der Rechte der Neutralen. Ferner meldet die Agentur Domei. daß das iavanische Außen- nmt gemeinsam mit der savanifchen Botschaft in London Informationen über die „Terukuni Maru" einzöae. Der Außenminister habe mit dem Premierminister und dem Abteilunaschef des Nnßenamies weitere Maßnahmen besprochen. Ebenso werde Tokio bei den kriegführenden Mächten zur Sicherstellung des neutrcilen Handels vorstellig werden. Javan Plane gleichzeitig einen gemeinsamen Schritt mit allen neutralen Staaten .Tokio Nicht Nicht" erinnert in diesem Zusammenhang daran, daß bereits im Weltkrieg die Bereinigten Staaten gegen ähnliche englische Maßnnhmen protestiert hätten.
„Japan kann nicht zugeben, daß England auf Kosten Neutraler seinen Krieg führt", erklärte „Sotschi Schimbnn". Japans Ziel sei die Lösung des Chinakonfliktes. wozu es mittelbar auf
deutsche Güter angewiesen sei. „Wir möchten schon heute England und Frankreich Mitteilen, daß die herrschende allgemeine Stimmung leicht zu einer ernsten Krisis werden kann." Wenn England und Frankreich eine neue Blok- kade forcierten,, könne Japan seine Nichteinmischung nicht aufrecht erhalten.
Wegen der englischen Blockadeverschärfnng ist eine belgische Note in Paris überreicht worden, des weiteren sind von Schweden ernst« Vorstellungen in London erhoben worden. Außerdem hat der italienische Außenminister Graf Eiano den französischen Botschafter und den englischen Geschäftsträger empfangen und ihre Aufmerksamkeit auf die Folgen gelenkt, die die Anwendung der Blockade auf die deutschen Exportieren, wie sie von der französischen und englischen Regierung angekündigt wurde, für den italienischen Handelsverkehr haben würde.
Nach Meinung politischer Kreise in Paris soll den Neutralen auf ihren Protestschritt hin erwidert werden, sie hatten sich an die falsche Adresse gewandt (!!). Eine Verbesserung der Lage der Neutralen sei den Westmächten nur unter der Be- dingung möglich, daß die neutralen Staaten in Berlin jene Formen der Seekriegsführung forderten, die für England und Frankreich erträglich erscheinen (!). Mit Hohn stellt General Fabrv im „Matin" fest, Neutralität sei heute eine schwierige Sache geworden. Der „Temps", der sich die Angelegenheit leicht macht, verweist die Neutralen ganz einfach auf die Tatsache^ daß die Alliierten im Weltkriege schon die gleichen, „Repressalien" angewandt hätten. Wie üblich überläßt die Pariser Regierung die Führung in der fetzigen Aktion London und hält sich nur über die englischen Absichten ans dem Laufenden. Auch in der Schw ei z wird die von London nnd Paris beabsichtigte Blockierung der deutschen Ausfuhr sehr kritisiert nnd die Haltung Italiens für die Lage der Neutralen als entscheidend angesehen.
Moskau erinnert im den..MilsiMgea 6errn Beck
Lckiarler cker 8ou-fek-?resse gegen äie ?ok,t»k cke« stnni8ckien KLinisterpräsickenten
Moskau, 26. November. Di« „Prawda" richtet einen scharfen Angriff auf die Politik Finnlands und den finnischen Ministerpräsidenten Eajander.
Der Artikel stellt «ine unmißverständliche Warnung an die finnische Negierung. Besonders empört ist die „Prawda" über die Aenße- rung des finnischen Ministerpräfidenten. daß die drei baltischen Staaten zu bedauern seien, denn sie hätten durch die Beistandsverträge mit der Sowjetunion ihre Selbständigkeit eingebüßt. Dazu schreibt die „Prawda": „Eajander beklagt die Staatsmänner Estlands, Lettland» und Litauens und meint, fie hätten eine kurzsichtig« Politik betrieben. Rur er selbst sei weitsichtig. Er
ist weitsichtig, dieser Herr ans der Schule des weitsichtigen Bcck und deS weitsichtigen Moscicki. Möge er daran denken, wie es diesen polnischen Hanswursten jetzt geht, die endgültig ihr Enga- gement verloren haben." Es sei zu hoffen, daß das finnische Volk nicht gestatten werde, daß „das Staatsschisf Finnlands noch lange auf dem verderblichen Wege der Becks und der Moscickis wei- tergeführt werde".
Präsident Roosevelt teilte Pressevertretern gegenüber mit, daß Üa8 im August geschaffene KriegsbeschaffnngSamt die ihm gestellte Aufgabe, einen Plan der Umstellung der amerikanischen Industrie auf KriegSbedürfniff« zu entwerfen, ab- geschlossen habe und jetzt wieder aufgelöst werde.
Italien stellt Leu-etre bei
Von IV. I. an Zen, 1?om
Italien sieht in diesem Krieg nicht den Zn- sammenprall zweier wegen einer territorialen Frage verfeindeter Völker. An Polen als Ursache des deutsch-englischen Krieges hat in Italien trotz britischer Propaganda niemand geglaubt. Italien sieht in diesem Krieg die grundsätzliche Auseinandersetzung zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite die Alles» Besitzenden, die Träger und Nutznießer einer materiellen, finanziellen und wirtschaftlichen Vorherrschaft, auf der anderen Seite die Völker und Staaten, die „zu spät" kamen, deren Lebensbedürfnisse. Energien und Leistungsfähigkeit ihren Platz an der Sonne beanspruchen und die durch die Verewigung des Systems von Versailles in immerwährender Knechtschaft zugunsten der Besitzenden gehalten werden sollen. In Italien bringt man dies gemeinhin auf die klare Formel: Die Auseinandersetzung zwischen den Pluto-
Zriimivtz unserer Futzball-Els
Weltmeister Italien überzeugend 5:2 geschlagen
Einen großen Triumph verzeichnet« die deutsche Futzballnationalmannschaft, die im ausverkauften Olympiastadion in Berlin vor 90 000 Zuschauern gegen den Fußballweltmeister Italien einen hohen und verdienten 5:2-Sieg feierte. Es ist dies bei insgesamt acht Begegnungen beider Länder der zweite deutsche Sieg, während ein drittes Spiel unentschieden ansging. Die deutsch« Elf befand sich in denkbar bester Verfassung und spielt« in der zweiten Halbzeit die stark verjüngte Elf der Azzurris in Grund und Boden. Binder (3), Conen und Lehner schoflen die deutschen Tore, während für Italien in der ersten Halbzeit Neri und Demaria erfolgreich waren.
kratiem und den jungen Völkern, der Kampf zwischen dem Status quo und der Dynamik im Bölkerleben.
Mit dieser Ansicht ist für Italien die Stellungnahme schon gegeben. Es ist ein Irrtum, von der Neutralrtät Italiens zu sprechen. Italien hat im gegenwärtigen Konflikt niemals seine Neutralität erklärt. Italien konnte das auch gar nicht, da sein Urteil über die politischen und militärischen Evolutionen in einem Ringen zwischen Status quo und Dynamik nicht neutral sein kann. Italien ist gegenwärtig nur eine „votenza nonbellige- rante", eine nichtkriegsührende Macht. Alles andere liegt rm Schoß der Entwrcklung. Zu beachten bleibt zum Ver- ständnis der Haltung Italiens jedoch: Die Erklärung des italienischen Ministerrates vom 1. September, daß Italien keine militärischen Operationen unternehme, hat mit einer Neutralitätserklärung nichts zu tun. Was aber das Ende des Krieges, also die Gestaltung des neuen Friedens anbelangt, hat Italien seine Absicht in zahlreichen Zeug- niflen bekanntgegeben: Es muß ein Friede der Gerechtigkeit sein. Versailles wiederholt sich niemals wieder. Die italienischen Interessen müssen erfüllt werden. Italien wird in diesem Zusammenhang sein entscheidendes Wort sprechen.
Das sind die Grundlinien der italie. nischen Haltung. Alles andere sind Aeuße- rungen zum politischen Tagesgeschehen. Beiwerk, Kommentare, aber keine Grundelemente. Italien ist wie keine andere Großmacht in der Welt an der Auseinandersetzung in Europa interessiert. Für dieses Interesse gibt es vier Gründe:
1. Italien tritt mit ganzer Entschlossenheit für die Abschaffung des Zustandes ein, daß ein oder zw^r Großmächte Europas alles besitzen. Rohstoffe, Kolonien, Finanzdiktatur. Beherrschung der Seezufuhren usw., während andere trotz ihrer unbestrittenen größeren Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Organr- sationstalent und Entschlußkraft für immer zu den „Enterbten" gehören sollen. Italien wendet sich scharf gegen die WirtschaftSvor- Herrschaft einiger zum Schaden aller. ES sieht in Deutschlands Kampf gegen die Blockade