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La!w im Schwarzwald

Mittwoch, den 22. November 1939

Nr. 274

Der Münchener Attentäter verhaftet

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Zeber.' Oer briti8cke InieiliZence 8ermce / Oer Organisator.' OmiZrant O/io 8/ro88er / Oer Verbrec/ier r-o/i Ze8/änciiZ

Zwei englische Geheimagenten beim Geenzübertritt gefaßt

Berlin, 21. Nov. Der Reichsführer // und Chef der Deutschen Polizei gibt bekannt: Sofort nach dem ruchlosen An­schlag im Bürgerbräukeller am 8. Novem­ber 1939 wurden Maßnahmen getroffen, die zur Aufklärung des Verbrechens ge­eignet erschienen und die Festnahme des Täters oder der Täter ermöglichen konn­ten. Im Zuge dieser Fahndungsmaßnah­men fand eine augenblickliche Sperrung aller deutschen Grenzen in Verbindung mit einer verschärften Grenzkontrolle stakt.

Unter den noch in dieser Nacht Verhafteten befand sich ein Mann, der versuchte, ans illeqa- lem Wege über die deutsche Grenze in die Schweiz zu gelangen. Es handelte sich dabei um den 36 Jahre alten Georg Elser, zuletzt wohnhaft in München. Die inzwischen getrof­fenen Feststellungen der von der Sicherheits­polizei nach München entsandten Sonderkom- Mission ergaben zahlreiche Hinweise aus die Vorbereitung und Ausführung der Tat. Als Täter schien eine Person in Frage zu kommen, von der bereits am 12. November eine genaue Beschreibung veröffentlicht werden konnte. Weitere Feststellungen verstärkten den Ver­dacht, daß Georg Elser zumindest in irgend­einer Beziehung zu dem Attentat stehen mußte.

/iö/ienmosc/nne au/ 6 Page eingestellt

Unter der Last des von der Sonderkom­mission sowohl am Tatort als auch in seinen inzwischen ermittelten Zufluchtsstätten sicher- gestellten Beweismaterials und noch mehreren Gegenüberstellungen legte Elser nach erst hart­näckigem Leugnen am 14. November 1S3S ein volles Geständnis ab.

In einer in der Kriminalgeschichte einzig dastehenden Weise hatte er in wochenlanger Kleinarbeit in eine der Tragsäulen des Bürgerbräukellers eine Zeitzünde, ladung eingebaut, deren Uhrzeit auf sechs Tage oder 144 Stunden eingeterlt war. Die Planung des Verbrechens geht auf den September bzw. Oktober 1938 zurück. Im August 1939 fand der Einbau der Spreng­kammer statt. Tie Sprengladung brachte er am siebenten Tage vor der Kundgebung im Vürgerbräukeller an. Sechs Tage vorher versuchte Elser zum erstenmal, die unterdes eingestellte Zündmaschine in die Spreng­kammer zu bringen. Dies mißlang. Auch die fünfte Nacht vorher war ihm ungünstig und führte wieder zur Aufgabe des Unterneh­mens. Tie Nacht vom vierten zum dritten Tag vor dem 8. November gab aber Elser die Gelegenheit, seine Zündmaschine in die vorbereitete Sprengkammer einzubauen.

Verbrt'c/ik-r erneut am Patort

Der Täter fuhr daraufhin sofort ab, um sich über Stuttgart zu den in der Schweiz bereits auf ihn wartenden Auftrag­gebern zu begeben. Aus bestimmten Gründen fuhr Elser am Nachmittag des siebenten noch einmal nach München zurück. Es gelang ihm, in der Nacht vom 7. zum 8. neuerdings in den Vürgerbräukeller einzudringcn. um sich noch einmal durch persönliches Horchen von dem Ticken des Uhrwerks zu überzeugen.

Der Verbrecher hatte hier nicht vergessen, für eine Abdämpfung des Geräusches zu sor­gen. Er wiederholte diese Probe in der Nacht vom 7. auf den 8. einige Male. Am 8. mor­gens frühstückte der Verbrecher dann in einer

Münchener Wirtschaft in der Nähe des Isar- tores im Tal und begab sich daraufhin mit der Bahn über Ulm an die Grenze. In der Nacht vom 8. auf den 9. versuchte er nun, in der Nähe von Konstanz die Grenze nach der Schweiz hin zu überschreiten. Die unterdes «»getretene allgemeine Alarmie­rung machte ihm dies jedoch unmöglich und führte zu seiner Verhaftung.

Auftraggeber bzw. Geldgeber für das Unternehmen war der britische Jntelli-

Zur weiteren Aufklärung werden an die Oesfentlichkeit folgende Fragen gerichtet:

1. Wer kennt Noch Elser?

2. Wer kann noch Angaben machen über seinen Umgang?

3. Wer kann noch Hinweise geben, mit wem E. verkehrte?

4. Wo ist E.in den letzten Jahren aufgetaucht?

5. Wo oder bei wem hat er Einkäufe getä­tigt oder Bestellungen aufgegeben?

6. Wer weiß noch, daß sich E. mit Erfjn-

vuserer Lestap» bllntt in M« §ÄIiv gegangen

Lritisc/ie Genien g/aubten yrik^eutsc/ien Neliolutronären ru ver/ranc/etn

Berlin, 21. November. Amtlich wird Verlautbart: Die in Ten Haag befindliche Zentrale des britischen Intelligence Service für Westeuropa versuchte seit längerem, in Deutschland Komplotte anzuzetteln und Anschläge zu organisieren bzw. Verbindung mit von ihnen vermuteten revolutionären Organisationen aufzunehmen. Auf Grund einer ebenso verbrecherischen wie albernen Aufklärung durch deutsche Emigranten lebte man in der britischen Negierung und in dem ihr unterstellten Intelligence Ser­vice in der Meinung, es befände sich im Staat, in der Partei und in der Wehrmacht eine Opposition mit dem Ziel, im Reich eine Revolution herbeizusühren.

Unter diesen Umständen wurden Beamte des Sicherheitsdienstes der ^ beauftragt, Verbindung mit dieser britischen Terror- und Revolutionszentrale im Haag aufzu­nehmen. In dem Glauben, tatsächlich mit revolutionären deutschen Offizieren zu verhandeln, offenbarten die Vertreter des Britischen Intelligence Service den deut­schen Beamten ihre Absichten und Pläne, ja um eine dauernde Verbindung mit diesen vermeintlichen deutschen Offizieren aufrechterhalten zu können, lieferten sie ihnen außerdem ein bestimmtes englisches Funksende- und Empfangsgerät, durch das die deutsche Geheime Staatspolizei bis zum heutigen Tage d i e Verbindung mit der britische »Regierung aufrechterhalteu hatte.

Am 9. November versuchten nun die Leiter dieses britischen Intelligence Service für Westeuropa, M. Best und Kapitän St« ven 8, die holländische Grenze bei Venlo nach Deutschland zu überschreiten. Sie wurden dabei von den sie überwachenden deutschen Organen überwältigt und als Gefangene der Staatspolizei eingeliefert. Di« widersprechenden Angaben über ihre Gefangennahme, ob auf noch holländischem oder deutschem Boden, werden zur Zeit geprüft.

gence Service. Organisator des Ver­brechens Otto Straffer. Die Ermitt­lungen nach seinen Auftraggebern und Kom­plizen hatten bisher Veröffentlichungen noch nicht angezeigt erscheinen lasten Nunmehr aber ist jedenfalls ein Teil der mit dem Ver­brechen in Zusammenhang stehenden Sub­jekte bereits verhaftet.

düngen, technischen Zeichnungen, Konstruktio­nen, Bauplänen usw. beschäftigte?

7. Wer hat bei anderen Personen Zeich­nung u. Pläne des Bürgerbräukellers gesehen?

8. Wer hat E. in Lokalen, auf Bahnhöfen, in Zügen, Autobussen usw. allein oder mit anderen gesehen?

9. Wer hat E. noch im Auslande gesehen? Wann, wo und mit wem?

Zu der Aufdeckung des ^Münchener Atten­tats erfährt der Deutsche Dienst noch folgende Einzelheiten:

Sofort nach der furchtbaren Untat am Abend des 8. November im Münchener Bür- aerbräiikeller traten durch Befehle des Neichs- führers sämtliche Teile der deutschen Poli­zei mit höchster Alarmstufe in Tätigkeit. Es begann in der Stunde des Verbrechens be­reits von außen nach innen gleichsam schon eine Einkreisung des Täters.

Sämtliche Grenzübergänge' wurden ge­sperrt. offene Grenzabschnitte besonders schart überwacht, keiner auch nur irgendwie ver­dächtig scheinenden Person wurde der Grenz­übertritt gestattet, ehe nicht die besondere Ge­nehmigung des LhesS der Sicherheitspolizei (Neichssicherheits-Hauptamt) dazu vorlag. In einem äußerst knappen Zeitraum waren damit also die Türen, die aus dem Reich führen konnten, hermetisch verschlossen.

Gleichzeitig begab sich eine kriminalpolizei­liche Spezialkommission (Tatortkommission), besondere Fachleute und Spezialisten der Sicherheitspolizei, nach'nchen, wo eben­falls sofort nach dem Abtransport der Toten und Verwundeten der eigentliche Tatort völ­lig abgeriegell wurde. Es begann dann hi»r noch in den Nachtstunden mm 9 November eine besonders mühevolle Arbeit; der ganze Sprengschutt wurde sorgfältig ge- sichtet und systematisch durchgesiebt und geordnet.

Nach tage- und nächtelangem methodischem Suchen unter genauester Druckberechnung und Beachtung der Eigenart dieser entsetzlichen Sprengung kam die Sicherheitspolizei in den Besitz einzelner, teils geringfügig scheinender Splitter, Schräubchen und Federteile, die zur ersten Rekonstruktion des objektiven Tatbestan­des die notwendige Voraussetzung waren. Es konnte nunmebr ein erstes klares Bild aewon-

neu werden über das Uhrwerk, das die Explosion auslöste, über die Art des Spreng­stoffes und den ungefähren Umfang des zu diesem Verbrechen benötigten Sprengmaterials sowie über den mutmaßlichen Anbringungsort der Höllenmaschine sowie deren eigentliche Bauart.

Vorgefundene Teile eines Spezialuhr­werks machten wichtige Schlüsse auf deren Herstellerfirmen möglich und gaben damit ganz besonders wertvolle Fingerzeige für die Fahndung nach dem Täter.

Osr Pater u-irct emgekrei'st

Auf dieser Unterlage der Tatortskommis­sion baute dann die Täterkommission der Sicherheitspolizei, aus Beamten der Gehei­men Staatspolizei zusammengesetzt, ihre wei­tere Arbeit auf, und unter diesen gewonne­nen Gesichtspunkten konnten nun die tau­send und aber tausend Angaben aus dem ganzen deutschen Volk durchkämmt und ab­gesondert werden.

Ter Kreis um den Verbrecher wurde enger und enger, da man nun ja jetzt in der Lage war, das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Zugehörige vom Nichtzugehörigen, zu trennen. Alle Arbeit konnte darum in erster Linie sich aus den mutmaßlichen Täterkreis konzentrieren, um so dann systematisch auf den Täter, den Verbrecher selbst, zu stoßen und dann die von ihm ausgehenden Ver­bindungslinien zu verfolgen.

In Richtung der ersten Untersuchungs­ergebnisse wurden auf Weisung des Reichs­führers A aus dem ganzen Reichsgebiet und von den Grenzen her alle nun zu dem engeren Verdachtskreis gehörenden Personen zur Son- derkommissiou nach München überstellt, die wiederum nochmals nach den neuesten Befun­den den Kreis nach eingehendsten Vernehmun­gen immer weiter einengte.

Wer den AusdruckKreuzpeilung" im Funk und in der Navigation beherrscht, der versteht am besten, wie klar und logisch zwin­gend die Ueberschneidung der Arbeitsergeb­nisse von Täter- und Tatortskommission im Kreise der verhafteten Verdächtigen dann den wirklichen Täter bezeichnete.

Die Vernehmung eines jeden Verbrechers bedingt Abtasten und Kennenlernen seiner psychologischen Substanz; als sich der Ber- dachtskreis um Elser dann geschlossen hatte, als sämtliche persönlichen Bindungen, sein Lebensweg, seine Kreise, bis auf die Sekunde genau festzulegen waren, konnte in wieder neuen, mehrfachen Vernehmungen und Gegen­überstellungen dann die Ileberzeugung gewon- nen werden, den wirklichen Täter in Händen zu haben.

Tin sakanisc/it-s l/n/t'eT'

Unter der Last des Deweismaterials und der inzwischen in seinen Zulluchtsstätten sichergestelltcn Einzelheiten konnte das Ge­ständnis des Verbrechers dann nur noch das Untersuchungsergebnis bestätigen.

Wir haben diesen Mann ge- sehen. Das ist der Mörder der Lpier jene? furchtbaren Planes das ist der Mann, der denFührer und mit ibm die Führer- schaft des Reiches treffen wollte. Man mk sich das alles immer wieder vor Augen hal­ten denn dieser Mann dort hat keine auf­fällige Verbrecherphysiognomie, sondern in- telligente Augen, leise, vorsichtig abwägende Ausdrücke, die Vernehmungen dehnen 'ich endlos jedes Wort überlegt er lange und