letzten Entscheidungen überhaupt noch als Partner eines neutralen Balkanblocks in Frage kommen könne.
Im Zeichen dieser Frage steht das Thema „Dalkanblock" gegenwärtig erneut zur Diskussion wobei das englische Interesse jetzl darum geht, die Türke, wenigstens alsPartner einer solchen Front erhalten zu wissen.
In diesem Zusammenhang muh auf ein wei- teres italienisches Stichwort hingewiesen werden, das strikt beachtet wurde. So ist aus Nom gemeldet worden, man vertrete dort den Standpunkt, daß, so gut das Verhältnis der einzel- nen Südoststaaten zu Italien auch sein möge, dies von der gegenseitigen Uebereinstimmung dieser Länder untereinander, trotz der fortschreitenden Ausgleichunqspolitik, noch nicht gesagt werden könne. Ein Block mit inneren Divergenzen sei aber für Italien wenig verlockend. Eine weitere Vertiefung der gegenseitigen Zusammenarbeit im Zeichen des gemeinsamen Ziels könne also ebenso gut zu einer wirksamen neutralen Front führen, womit eine ausgesprochene Blockbildung gar nicht nötig wäre. Also Ausbau der gegenseitigen Beziehungen der Balkanmächte untereinander bis zum höchstmöglichen Ausmaß auf der einen und Festigung des jeweiligen Verhältnisses zu Italien auf der anderen Seite, was praktisch eine Lösung der türkischen Frage auf kaltem Wege mit sich bringen könnte.
Ma erblickt vielfach in dem jüngst veröf- fentlichten italienisch-griechischen Notenwechsel das Zeichen dafür, daß Italien auf diesem Wege der Friedenssicherung im Südosten durch' zweiseitigen Ausgleich vorangeht. Auch hinsichtlich der türkischen Frage scheint diese Richtung bereits wirksam zu sein. Hierfür spricht die rumänisch-griechische Fühlungnahme. Während für Jugoslawien beispielsweise eine Entscheidung darüber, ob die Türkei weiter als Balkanmacht zu betrachten ist, auf Grund seiner an allen Grenzen und mit allen Nachbarn stabilen Verhältnisse keine schwerwiegende Frage sein dürfte, was sich schon daraus ergibt, daß Belgrad in dieser Fragestellung federführend ist, liegen die Dinge für Bukarest und Athen etwas anderes. Hier liegen — und der Balkanbund als solcher ist ja immerhin noch existent, wenn auch Belgrads Interesse daran auf ein Minimum geschwunden ist — Berührungspunkte der Interessen zwischen Athen, Bukarest und Ankara vor, schon allein im Hinblick auf diechulgarische Frage. Es scheint aber, daß Belgrad es vorerst Rumänien und Griechenland anheim gestellt hat, sich über dieses Problem zu einigen.
Inzwischen traf aus London die Nachricht ein, daß die britische Politik sich nunmehr entschlossen habe, einen unter italienischer Führung zustandekommenden 'Balkanblock gutzuheißen. Diese Nachricht war bezeichnenderweise gepaart mit heftigen Vorwürfen der englischen Presse gegen Downingstreet, daß sie es versäumt habe, genügend Aktivität zu entfalten, um einen Block der südosteuroväi- schen Neutralität zustande zu bringen. Man fcheint sich diesen Vorwurf im britischen Außenamt zu Herzen genommen zu haben. Prompt und eilends reiste der englische Gesandte in Sofia nach Ankara ab, um dort wie es heißt, einerseits die Türken zu einer Zurückziehung ihrer Truppen von der bulgarischen Grenze zu bewegen, andererseits das rumä- nisch-buloarische Verhältnis zur Sprache zu bringen. Daneben, so melden dieLondonerKorrespondenten der Südostpresse, wolle sich die britische Politik bemühen, Rumänien zu Z u g e st ä n d n i s s en in der D o b r u d s ch a- frage zu bewegen, wodurch es hoffe, nunmehr Bulgarien in britischem Sinne für einen Balkanblock einzuspannen. Ausgerechnet Bulgarien!
Kurz, London versucht, das zeigen diese politischen Bocksprünge deutlich, nachdem es ihm nicht gelungen ist. eine türkisch geführte Balkanfront ans der Taufe zu heben, die Türkei weniastens als Partner im politischen Feld des Balkans zu erhalten und sich darüber hinaus indiesichanbabnendenbeider- seitigen Besprechungen einz lisch alten. Ein hoffnungsloser Fall. Man greift mit bulldoggenbafter Gelassenheit nach der revisionistischen Flöte, um damit Trabanten im Kampf um den Status gno herbeizulocken. Selbst bei Nacht besehen kein verlockender Hintergrund für Sofia.
Es ist also nicht verwunderlich, wenn bei diesem Rattenschwanz britischer Niederträchtigkeit, der sich hier offenbart, im Südosten besondere Anschauungen über die „Ehrlichkeit" englischer N-utralitätswünsche heranaewach- sen sind und Blockgedanken, die in London Beifall finden, bei den Beteiligten an Wert verlieren, llm so mehr ist zu hoffen, daß bei entsprechender Berücksichtigung aller dieser Lehren britischer machtvolitischer Buddelei auf dem Balkan lebten Endes eine Zusammenarbeit zustandekommt, die, gegründet auf das klare Verhältnis von Staat zu Staat, das sichert, wo? alle Nationen dieses Raumes ehrlich wünschen: Friede und Neutralität trotz England.
So W man die Monfrage
Gerüchtemacher in Budapest dingfest gemacht
Budapest. 14. November. Nachdem erst vor kurzem die Budapester Polizei eine ganze Anzahl von gefährlichen Gerüchtemachern dingfest gemacht hat. wurde am Montag in von Juden dicht besehten Kaffeehäusern eine Razzia durchge- führt. Dabei wurde wieder eine große Anzahl dieser üblen Kaffeehaus-Schwätzer aufgegriffen.
Südafrikaner fordern Sonderfrieden i 6 /,,.?.^/-^,«,
6enera/ llerkoZ.' „Oeulsc/ie cir'e r'n/amsie aklei- Trigen
B l o e m f o n t e i n. 14. November. Aus dem Kongreß der United Party des Freistaates erklärte Hertzog vor kurzem, er werde den Nest seines Lebens der Arbeit für die Freiheit des südafrikanischen BolkeS widmen. Wie immer, gehe auch heute der Kampf gegen den tödlichsten Feind Südafrikas und des Asrikanertums, gegen die Auswüchse des britischen Imperialismus'. Er glaube nicht ein Wort der Behauptung. Deutschland habe den Krieg angcfangen. um die Weltherrschaft zu erringen.
Schon 1935 habe er. Hertzog, in England er- klärt, der von England und Frankreich Deutschland auferlegte verfluchte Versailler Friedensvertrag sei der Grund allen zukünftigen Unheiles. Er habe damals bereits gewarnt, daß eine große und stolze Nation wie Deutschland eine dauernde Unterjochung nicht ertragen werde. Als Südafrikaner, der den Südafrikanischen Krieg mitgemacht habe, wisse er, was Deutschland empfand. ..Denn', so fuhr Hertzog wörtlich fort, .kann man erwarten, daß Deutschland duldet, daß ein Teilgebiet der Nation durch einen einer fremden feindseligen Macht gehörenden Korridor abgeschnitten bleibt?'
Deutschland habe nicht für die Weltherrschaft, sondern für die Beendigung seiner Erniedrigung gerüstet. Damals hätten ihm viele in England für seine offenen Worte gedankt Jetzt aber tauche wieder die Behauptung der deutschen Weltherrschaft als Kriegsentschuldigung aus. „Diese Behauptung', so stellte Hertzog fest, „ist
eine der infamsten Lügen, die die Propaganda je erfunden hat.'
Hertzog befaßte sich ferner eingehend mit der Behauptung, die Südafrikanische Union habe in den Krieg eintreten müssen, weil sie sonst keine Absatzmärkte für ihre Landprodukte gesunden haben würde. Wohl verkaufe man Früchte und Mais nach England aber sei das ein Grund für England, um Südafrika in den Krieg zu ziehen? Mit der gleichen Berechtigung könnte die Südafrikanische Union für Deutschland Krieg führen, das im vergangenen Jahr für sieben Millionen Pfund Sterling in Südafrika gekauft habe. „Müssen unsere Söhne', ries Hertzog aus. „ihr Leben opfern, damit wir die Märkte behalten?' Da England Deutschlands Friedensangebot abgelehnt habe, müsse Südafrika die Möglichkeit haben, einen Sonderfrieden mit Deutschland abzuschließen.
Der Kongreß unterstützte Hertzog nahezu einstimmig. Bei anderer Gelegenheit erklärte der Nationalistensührer Dr. Malan seine Bereitschaft. Hertzog als Führer der Vereinigten Nationalen Partei anzuerkennen. Mit beißender Ironie geißelte Malan die heuchlerischen englischen Propagandamethoden. ,Habe England' so ries Malan ironisch aus. „jemals einen Krieg geführt, der nicht als heiliger Krieg für Frieden. Gerechtigkeit und Christentum bezeichnet worden sei?' Englands „Friedenspolitik' sei für Krieg und Weltkrieg. Im Gegensatz dazu ziele Deutschlands Politik der Nichtangriffspakte auf eine Lokalisierung des Konfliktes hin.
Ein achtes Opfer -es Münchner Attentats
Oberamlmann Lciimercii seinen Ver/eirungen eriegen
München, 14. November. Am Montagabend erlag der bei dem Attentat im Bürgerbriiukeller schwer verwundete Parteigenosse Lberamtmann Michael Schmeidl, München-Solln, seinen Verletzungen.
Mit Oberamtwann Schmeidl ist ein alter und bewährter'Kampfgenosse des Führers dahingegan- gen, der ihn im Jahre 1923 aus seinem Marsch zur Felbherrnhalle begleitete. Mitten im Kreis seiner Kameraden saß Parteigenosse Schmeidl am 8. November in der vordersten Reihe des Bür- gerbräukellers. um den Führer zu hören und mit den Kameraden von 1923 Wiedersehen zu feiern. Als dann durch den teuflischen Anschlag die Dersammlungsstätte zusammen stürzte, wurde Schmeidl von den Steinen, Balken und Trümmern verschüttet. Sein alter Kampfgefährte Kaiser, der noch in der gleichen Nacht an den Folgen des Attentats starb, befreite den Schwerver- letzten in vorbildlicher Kameradschaft aus seiner furchtbaren Lage.
In der Chirurgischen Klinik war sein Krankenlager das erste, das Gauleiter Adolf Wagner bei seinem Besuch am vergangenen Freitag ausgesucht hatte. In bewegten Worten gab Schmeidl. der durch eine Netzhautablösung dem Erblinden nah« war, seiner Freude über den Besuch Ausdruck, gleichzeitig aber auch seiner Dankbarkeit darüber, daß die Vorsehung den Führer gerettet hat. Seine glücklichste Stunde aber erlebte der schwerverwundete Parteigenosse, als der Führer selbst tags darauf sich nach dem Befinden der verletzten Kameraden all Ort und Stelle erkundigt hat.
Die Nachricht von seinem Mlebsn wird im ganzen deutschen Volk herzliche Anteilnahme und
schmerzvolle Trauer auslösen. In Ehrfurcht neigen wir uns vor dem Toten, der ebenso wie seine sieben Kameraden sein Leben für den Führer und für Deutschland geopfert hat. Sein Grab aber wird zu einer neuen furchtbaren Anklage gegen die Attentäter und deren Hintermänner, die mit ihrem Anschlag vom 8. November das ganze deutsche Volk getroffen haben.
Fürsorge für die Kriegsverletzlen
In den Luftkurorten Zakopane und Kryniza
Krakau, 14. November. Wie die „Warschauer Zeitung' mitteilt, hat der Generalgouverneur Neichsminister Dr. Frank durch einen Erlaß die großen Hotels in den weltbekannten Luftkurorten Zakopane und Krtzniza für Schwerverletzte aus dem polnischen Feldzug und für die Hinter- bliebenen der in Polen gefallenen deutschen Sol- baten und ^-Angehörigen zur Verfügung gestellt. Die Betreuung und kurortmäßige Unterbringung der Verwundeten und der Hinterbliebenen erfolgt in Zusammenarbeit mit der NSV. und der NSKOV. Die Ausführungsbestimmungen werden demnächst durch den Bevollmächtigten des Gene- ralgouverneurs in Berlin bekanntgegeben.
Während seines Aufenthalts in Zakopane brachte eine Abordnung des Gebirgsvolkes der Goralen die Treue dieses Volksstammes zum Deutschen Reich unter Ueberreichung eines mit Edelsteinen verzierten Schmuckstückes zum Aus- druck. In seinen Dankesworten betonte Dr. Frank, daß auch für die Goralen die Zeit der Unter- drückung durch die Polen vorbei sei, denn das Reich habe von jeher für die Minderheiten vollstes Verständnis gezeigt. -
- Hs Die für den 4. Dezember anberaumte ^ Tagung der Genfer Liga ist endgültig
- abgesagt worden, weil — wie eingeweihte ß Kreise versichern — eine solche Zusammenkunft ß für ..unzweckmäßig' gehalten werde.
ß Da kann man nur sagen: Ihr merkt
ß auch alles!
- »
^ In L o n d o n hat eine vom Magistrat ver- ß ösfentlichte Statistik über die Zahl der Gei- ß steskranken lebhafte Besorgnis hervorgeru- ß sen. Aus dieser Ausstellung geht nämlich hervor, Z daß i» den seit der englischen Kriegserklärung ; vergangenen zwei Monaten über IVO Unter- s tauen Seiner britischen Majestät „dos Aug' in Z schönem Wahnsinn rollend' in die Irrenhäuser Z eingeliesert werden mußten. Gegenüber den etwa k 60 Fällen von Narrheit, die >m gleichen Zeit- e raum des Jahres 1938 zu verzeichnen waren, s bedeutet die diesjährige Zahl eine Steigerung Z um fast das Doppelte!
- Die Aermstenl Sie hotten den verzweifelten s Versuch gemacht, alle Erklärungen des s Ersten Lügenlords für bare Münze -zu nehme n.
z Bekanntlich hat die britische Negierung zu Be- s ginn ihres Krieges eine größere Anzahl von Z Verbrechern in Freiheit- gesetzt, um auf s diese — in demokratischen Landen nicht ganz s ungewöhnliche — Weise die reichlich vorhan- k denen Lücken der glorreiche» Expeditionsarmee j zu schließen. In Anbetracht der bis jetzt voll- brachten „Heldentaten' ist es kein Wunder, wenn auch die im Schoß deS Zuchthauses verbliebenen Gangster die Freuden der Etappe genießen und leben wollen .wie der Tommy in Frank- r e i ch'. So kam es denn in Dartmoor, dem größten Gefängnis Old Englands jüngst zu s wahren Tumultszenen, bei denen die Sträflinge ! stundenlang im Sprechchor schrien: „W i r M o l- ^ len in das Heer eintreten I' z PoiIns. wahrt eure privaten Güterl Der-
- schließt eure Spinde . . . die britischen
- ..Kameraden' kommen ...
*
Die sehr ehrenwerten Dominrenminr- ^ st er, welche der schöne Antony Eden höchst- s Persönlich nach Paris gebracht hat, damit sie z den zum Krieg gepreßten Bundesgenossen über ^ die Haltung ihrer Länder beruhigen, weilen Z noch immer in Frankreich. Unter Führung des k Herzogs von Gloucester unternahm die Z Reisegesellschaft kürzlich einen Ausflug in den Z von englischen Truppen besetzten „Front"-Ab- Z schnitt, wo vor den hohen Gästen nach amtlichen Z Berichten ein frisch-fröhliches Theaterstück aufge- ß führt wurde.
s Sehr weit vorn kann diese Stellung also nicht ; liegen. Wie sagt doch John Bull-Falstaff: „D e r Z bessere Teil der Tapferkeit ist Vor. j sicht . . ."
Mtroleunifel- in Venezuela brennt
Mehrere hundert Menschen umgekommen
Amsterdam, 15. November. Nach hier vorliegenden Meldungen aus Caracas (Venezuela) ereignete sich in einem Petroleumfeld bei La Gunillas eine schwere Brandkatastrophe. Die Zahl der Opfer soll sehr hoch sein. La Gunillas liegt in der Nähe von Merida, südlich der Meeresbucht von Maracaibo. Einzelheiten des Unglücks sind noch nicht bekannt. Eine Meldung besagt, daß 300 bis Süü Menschen ums Leben gekommen seien. Die Regierung von Venezuela hat sofort umfangreiche Hilfsmaßnahmen in die Wege geleitet.
Man- sollte ausgeputscht werben
Abwehr des Ministerpräsidenten De Geer
Berlin, 14. November. Der niederländische Ministerpräsident De Geer wandte sich in einer Rundfunkansprache an das niederländische Volk in Europa und in den Kolonien gegen die wilden Gerüchte, die in der vergangenen Woche in Holland in Umlauf gesetzt wurden Die Unruhe scheine ihre Ursache inausländischenRund. funk, und Presseberichten sowie, in ein- zelnen Maßnahmen der niederländischen Regierung u haben. Es sei nicht notwendig, sich noch Sorgen > inzuzuphantasieren. Zum Schluß betonte der Ministerpräsident den Willen Hollands, neutral und wachsam zu bleiben.
Aren demonstrieren ln Dublin
In den Hungerstreik getreten
krv. Kopenhagen. 15. November. Vor dem politischen Gefängnis in Dublin, wo die irischen Nationalisten gefangen gehalten werden, die in den Hungerstreik getreten sind, fanden gröbere Demonstrationen statt. Insbesondere werden sie zugunsten des verurteilten Patrick McGrath veranstaltet, der ernstlich erkrankt ist. Auch die Bürgermeisterin von Dublin. Frau Cläre, die selbst Witwe eines Hingerichteten republikanischen Führers und ehemaligen politischen Gefangenen ist. hat sich zugunsten McGraths und seiner in Hungerstreik getretenen Kameraden verwandt. De Valera lehnte vorläufig trotzdem jede Frei- lassung ab.
Varlamentarker gegen Generale
Kleinkrieg hinter der französischen Front
Lizsabericdt cks- lVSk'esiio j d. Genf. 15. November. Da lädier hatte am Montag eine lange Unteredung mit General Gamelin. Man nimmt an. daß die abermalige Verkleinerung der Kriegszone, die von den Parlamentariern verlangt wird, besprochen wurde. Zwilchen den Parlamentariern und der französischen Heeresleitung spielt sich bekanntlich ein unablässiger Kleinkrieg ab. weil die Parlamentarier den Machtbereich der Militärs aus daS unbedingt Notwendige beschränkt haben wollen.
HeiinstfaieZen an ckre F^onl/
l'on uarerer öerlinsr Sc d r l / r 1 e l c u n 8
Wir alle kennen den Typ vom Land- karten-Soldaten, die in falschverstandenem Ehrgeiz zu Hause ihre wilden Schlachtenpläne entwerfen, die französische Armee in einem Tag überrennen, am anderen die britische Flotte auf den Grund des Meeres schicken und am dritten Tage siegreich in London ihren Einzug halten. In einer netten Glosse führt die nationalsozialistische Parteikorrespondenz das Musterexemplar eines solchen Zeitgenossen vor und der hier geschilderte Typ trägt in so vollkommener Weife die Züge des „Landkartensoldaten", daß wir glauben, unseren Lesern die kleine Geschichte nicht vorenthalten zu dürfen:
Feierabend! Wie in den Werkstätten so im Büro! Der erste Buchhalter Hase streifte die Ueberärmel herunter, schob die Kladden in den Schreibtisch und schloß ihn ab. Klappe zu! Auch der Bürobote Lampe, ein noch rüstiger Fünfziger, peilte nach kurzer Inventur in seinem Kramkasten den Garderobenhaken an, um in den Ulster zu hangeln.
Hase: „Vergessen Sie nicht den Gashahn abzudrehen, Lampe. Man kann nicht wissen . . . Fliegerangriff oder so . .
„Wird prompt erledigt, Herr Hase, wie immer!"
„Tjahähä, wie immer! Wie lange das noch dauern mag ... es müßte doch bald losgehen!"
Buchhalter Knopp: „Verlassen Sie sich darauf, Herr Hase, wenn's losgehen soll, geht's los!"
Hase (er schant Knopp aus Augen an, die Fragezeichen sprühen): „Wissen Sie etwas?"
Knopp: „Nun ... aber natürlich alles unter uns . . . sehen sie mal hier. . Hase, die Buchhalter Stengel, Wurm und die Stenotypistin Leni folgen neugierig Knopps Wink zur Wandkarte — . . also hier stehen wir,
ni^!? Und fjetzt von hier nach da, nicht? Ist doch ganz einfach!! Im Handumdrehen ^ . . Na ja, den Rest können Sie sich denken!"
Stengel: „Donnerwetter. . . meinen Sie?"
Wurm: „Das habe ich auch schon gehört. Und wenn es an dieser Stelle so weit ist, dann . . ."
Knopp (Wurm hastig zuvorkommend):
. daun fällt hier — sehen Sie, hier — die Entscheidung. Und wie es knallt!"
Leni: „Sagen Sie mal, Herr Knopp, woher wissen Sie denn das alles?"
Knopp (mit dem Dutzend Faltenwellen des Wichtigtuers auf der Stirn): „Woher? Ich habe eben meine Verbindungen, Fräulein Leni. Authentisch, sage ich Ihnen, authentisch!"
Vater Lampe hat sich inzwischen in seinen Paletot gezaubert. Fräulein Leni verabschiedet sich kurz von drei Zeigefinaerstrategen, zieht sich die Kappe über und schlupft ins Jäckchen. Beide verlassen sie daS' Büro.
Leni: „Authentisch hat er gesagt! Ein drolliger Knopp! Als ob die oberste Heeresleitung ausgerechnet ihm ihr Herz ausschüttet!"
Lampe: „Unsereiner darf sich ja nicht den Mund verbrennen Fräulein Leni. Aber wenn ich mir ein Urteil erlauben darf: Die Landkartensoldaten müßten alle mal ein paar Wochen an die Front. Dann würden sie merken, daß sie authentische Quasselköppe waren! Ruhig Blut, abwarten und vertrauen! So soll's'sein."
» *
„Ruhig Blut, abwarten und vertrauen!" das muß die Devise des ganzen deutschen Volkes sein. Wir wollen deshalb keinen Großangriff auf die Heimstrategen und Landkartensoldaten beginnen. Sie mögen ruhig weiterhin ihrem Sport huldigen; aber für sich im trauten Kämmerlein. Äommt uns aber solch ein Zeitgenosse über den Weg, und beehrt uns mit seinen Weisheiten, dann hilft am qründ- lichsten ein feines Lächeln. Erhaben über die Phantastereien kleiner Geister wollen wir zur Tagesordnung übergehen und unerschütterlich der Stunde harren, in der von der allein zuständigen Stelle der Befehl zum Generalernsatz kommt. U. 6r.