Hreitag, den 29. September 1939
Schwarzrvalö-Wacht Seite 8
-4us 8iadt und Kreis Calw
Keine Aenderung der Grußform
Wie das Oberkommando mitteikt, liegt Veranlassung vor. darauf hinzuweisen, daß die Form des Grußes für Angehörige uniformierter Ver- bände keinerlei Aenderung erfahren hat. Den militärischen Gruß erweisen demnach nur Wehrmachtsangehöriye in Wehrmachtsuniform. Dagegen grüßen die Angehörigen der Polizei, des Reichsarbeitsdienstes, des Bahn- und Post- chutzes ulw. auch dann weiterhin mit dem deut- chen Gruß, wenn sie in ihrer bisherigen lniform bei der Wehrmacht Dienst tun und durch «ine gelbe Armbinde mit der Aufschrift „Deutsche Wehrmacht' oder mit aufgebruckten Hoheitszeichen als im Gefolge der Wehrmacht befindlich gekennzeichnet sind.
Wer trägt die Spange zum EK 2?
Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse aus dem Kriege 1914/18, denen jetzt für Tapferkeit vor dem Feinde wiederum das EK 2 verliehen wird, erhalten, um beide Auszeichnungen zweckvoll tragen und voneinander abheben zu können, diesmal die bereits gemeldete Spange zum EK 2. Wie jetzt ergänzend bekanntbegeben wird, wird diese Spange auf dem mitgelieferten schwarz-weißen Band befestigt und das Band im obersten Knopfloch des Tuchrocks oder des Waf- senrockes befestigt.
Kohle tft ausreichend da!
In einer Unterredung mit der Deutschen Arbeits-Korrespondenz erklärte der Beauftragte des Generalfeldmarschalls Göring für die Leistungssteigerung im Bergbau, Pg. Walter, daß man auf Anhieb die Frage, ob wir genug Kohle hätten, mit ja beantworten könne. Wir hätten bisher jährlich 186 Millionen Tonnen Kohle gefördert und bekämen durch die neuen Gebiete, gering gerechnet, 45 Millionen Tonnen mehr dazu. Kohle sei ausreichend da. Allerdings müsse die Bevölkerung darauf Rücksicht nehmen, daß, wie alljährlich so auch diesmal, während der Rüben- und Kartoffelernte ein ungeheurer Bedarf an Transportmitteln bei der Reichsbahn vorhanden sei. Alljährlich sei daher um diese Zeit «ine schwächere Kohlenanlieferung zugunsten der Ernte zu verzeichnen.
Was den Kohlenexport angehe, so habe England auf fast allen europäischen Märkten außer Frankreich keine Anlieferungen mehr vorgenommen. Wir müßten Italien, Schweden. Dänemark, Norwegen, die Baltischen Staaten und den Balkan versorgen. Das bedeut« für den deutschen Kohlenexport etwa 40 Millionen Tonnen. Die Erwägung, daß Kohle gleich Gold ist, daß wir > damit Lebensmittel und Erze kaufen könnten, müsse jeden Deutschen bewegen, selbst bei reichlichem Vorhandensein von Kohle sparsam mit diesem wichtigen Rohstoff umzugehcn.
Die schweren Wagen verschwinden
Nach einem Erlaß des NeichsverkehrsministerS wird grundsätzlich daran festqehalten, daß ein öffentliches Interesse an der Weiterben »t- zung von Personenkraftwagen mit einem Hubraum von mehr als 2,5 Liter und von Krafträdern mit einem Hubraum von mehr als 500 ccm nicht anerkannt werden soll. Anträge auf ausnahmsweise Weiterbenutzung von Personenkraftwagen mit einem Hubraum über 3.2 Liter oder Krafträdern über 750 ccm sind von den unteren Verwaltungsbehörden unmittelbar und endgültig abzulehnen.
Nilliges Eintopfgericht im Gasthaus
Nach einer Anordnung des Leiters der Wirtschaftsgruppe Gaststätten, und Beherbergungsgewerbe, die heute in Kraft tritt, wird in jeder deutschen Gaststätte jeden Tag ein Eintopf- oder Tellergericht verabfolgt, dessen Preis so niedrig sein wird, daß es für jeden Volksgenossen erschwinglich ist. Dieses Eintopf- oder Tellergericht ist als Dienstleistung des Gewerbe?
oer Allgemeinheit gegenüber zu betrachten. Im übrigen werden genaue Richtlinien für die Gestaltung der Speisekarte festgelegt und Höchstzahlen für Vorgerichte, Suppen, Fischgerichte, Eierspeisen, Gemüse und Salate, Wurst- und Käsesorten, Süßspeisen und Kompotte festgesetzt. Die fleischlosen Tage bleiben nach wie vor bestehen,
Die Notprüfung für den gehobenen Staatsfinanzdienst 1939 hat Hermann Gerber von Calw mit Erfolg abgelegt.
cke/r
Nagold, 28. Sept. Bei einer LS.-Uebung im Spitalhof wurden zwei Brandherde, die, wie angenommen, durch den Bombenwurf feindlicher Flieger entstanden waren, innerhalb weniger Minuten von der weiblichen Luftschuh- Feuerwehr gelöscht. Frau Schuster, die die Uebung leitete, und RLB.-Gemeindegruppen- führer Mauthe gaben Erläuterungen zu der Uebung. Anschließend wurde die sachkundige Behandlung von Wunden, die durch Giftgase u. a. m. entstanden waren, vorgeführt.
Ettmannsweiler, 28. Septbr. Zwischen Ett-
Seit dem Montag gibt es bekanntlich statt des bisherigen einen Bezugsscheines nunmehr sechs besondere Bezugskarten. Wir haben darüber bereits ausführlich berichtet. Um es aber den Bezugsberechtigten noch leichter zu machen, bringen wir heute weitere Einzelheiten über die sechs Bezugskarten unter gleichzeitiger Beant- Wortung der Frage, wozu es Bestellscheine gibt. Zunächst einiges Grundsätzliche. Für jede Person im Haushalt ist je eine Brot-,, Fleisch-, Fett-, Milch-, Zucker- und Lebensmittelkarte bestimmt, sofern man dazu berechtigt ist, wie z. B. zur Milchkarte. Jede dieser Bezugskarten gilt nur für denjenigen, auf besten Namen sie ausgestellt ist. ZLenn die Karten nicht ganz aufgebraucht werden, dürfen sie nicht weitergegeben werden. Jede dieser neuen Bezugskarten gilt für vier Wochen. Bestimmte Abschnitte der Karten gelten für eine Woche oder, wie es bei der Milch der Fall ist, nur für einen Tag. Auf jeden Kartenabschnitt ist die Dauer der Gültigkeit abgedruckt.
krotksrte (rot )
Brot und Mehl sind nur gegen die rote Brotkarte erhältlich. Brot wird gegen die Abschnitte 1—8a und b, Mehl gegen die Abschnitte 9—12 abgegeben. Die Eintragung in die Kundcn- liste ist nicht notwendig. Beim Einkauf wird lediglich der Abschnitt abgetrennt.
Die Wochenration für Brot:
Normalverbraucher! 2400 Gr. Brot ober 1900 Gr. Brot und 375 Gr. Mebl.
Schwerarbeiter: 8800 Gr. Brot oder 8800 Gr. Brot und 750 Gr. Mebl.
Schwerstarbeit»: 4800 Gr. Brot oder 3800 Gr. Brot und 750 Gr. Mebl.
Kinder bis m 8 Nähre«: 1100 Gr. Brot ober «00 Gr. Brot und 375 Gr. Mebl.
Sinder von 8 bis 1« Jahre«: 1700 Gr. Brot oder 1200 Gr. Brot und 375 Gr. Mcbl.
Wieviel auf jeden Abschnitt?
Normalverbraucher: Auf die Abschnitte 1—4 le 1000 Gr. Brot, 5—8 je 500 Gr. Brot, 9—12 je 500 Gr. Brot oder 875 Gr. Mehl, auf die mit o und b bezeichnet,:« Abschnitte je 50 Gr. Brot.
Schwerarbeiter: Auf die Abschnitte 1—8 je 1000 Gr. Brot, 9—12 je 1000 Gr. Brot oder je 750 Gr. Mehl, auf die mit n und b bczeichnetcn Abschnitte je 100 Gr. Brot .
Schwerstarbeit«: Auf die Abschnitte 1—4 je 2000 Gr. Brot. 5—8 je 1000 Gr, Brot. 9—12 le 1000 Gr.
mannsweiler und Ueberberg ereignete sich am Montag abend ein schweres Unglück. Ein 30 Jahre alter Arbeiter einer Straßen- und Wasserbaugesellschaft, der mit einem entsprechenden Transport (einem Teerwagen und 4 weiteren Fahrzeugen) fuhr, wollte während der Fahrt vom Teerwagen in den Wohnwagen übersteigen. Das glückte ihm indessen nicht, er stürzte vielmehr, kam unter die Räder und wurde schwer verletzt. Er ist später seinen Verletzungen erlegen.
Freudenstadt, 27. Sept. In der Nähe der Kreuzung der Martin-Luther- und Murgtalstraße ereignete sich ein Motorradunfall. Dem Lenker des Kraftrades mit Beiwagen gelang es anscheinend nicht mehr, beim Umkreisen des Wachthausbrunnens die Kurve zu nehmen. Er geriet auf den Gehweg und von dort auf die andere Straßenseite in die Anlagen, in denen er auf dem Blumenbeet weiterfuhr, bis das Fahr- eug zum Stehen kam. Der Fahrer wurde ver- etzt und mußte ins Kreiskrankenhaus eingeliefert werden, sein Rad wurde beschädigt, ebenso auch das Fahrrad eines Passanten, der eben an der Unfallstelle vorbeikam.
Brot oder je 750 Gr. Mebl. auf die mit a und d bczeichnetcn Abschnitte je 100 Gr. Brot.
Kinder bis z« S Jahren: Auf die Abschnitte 1—4 je 100 Gr. Brot. 5—8 je 500 Gr. Brot oder je 875 Gr. Mebl, auf die mit einem Kreuz (X) be- zeichnctcn Abschnitte je 125 Gr. Kindernährmittel. Diese Abschnitte gelten abweichend von dem Aufdruck auf der Karte vom 25. 9. bis 22. 10. 1939.
Kinder von k bis 10 Jahren: Auf die Abschnitte 1—8 je 600 Gr. Brot, 9—12 je 500 Gr. Brot ober je 375 Gr. Mehl, auf die mit a und b bezeichneten Abschnitte je 100 Gr. Brot, auf die mit einem Kreuz <x) bezeichnet?» Abschnitte erfolgen zunächst keine Zuteilungen.
kleisedksrte (bellblau)
Die hellblaue Fleischkarte ist mit einem Bestellschein für vier Wochen versehen, der für die Fleischmenge gültig ist, die der Hausfrau für vier Wochen zusteht. Unter dem Mittelstück der Reichsfleischkarte befindet sich ein Bestellschein, der für die auf der linken Seite der Karte bezeichneten Abschnitte gilt. Der Kunde läßt diesen Bestell- schein durch den Fleischer abtrennen und hat nunmehr das Anrecht darauf, für die Zeit vom 25. September bis zum 22. Oktober nach Maßgabe der Abschnitte 1 bis 16 bei diesem Fleischer sein Fleisch oder seine Fleischwaren zu beziehen. Der Fleischer trägt diesen Verbraucher in eine Knndenliste ein. Während der vier Wochen, bis zum '22. Oktober, ist ein Wechsel des Fleischers unmöglich. Die mit den Nummern 4, 8, 12 und 16 versehenen Abschnitte der Reichsfleischkarte tragen nicht die Bezeichnung „Fleisch'. Diese Abschnitte sind für mögliche Sonderzuweisungen freigehalten, di« später im einzelnen noch bekanntgegeben werden. Im übrigen gelten die „Fleischabschnitte' der linken Seite der Neichs- fleischkarte auch für den Bezug von Fleischwarcn, also von Wurst und Fleischkonserven..
Hat der Verbraucher seinen Bestellschein ab- gegeben, dann werden die Abschnitte auf der linken Seite nicht mehr wie bisher abgeschnitten, sondern von dem Fleischer entwertet. Die auf der rechten Seite der Reichsfleischkarte befindlichen Abschnitte mit der Bezeichnung „Fleisch oder Fleischwaren' können ohne Einträgen in eine Kundenliste in jedem Geschäft zum Bezug von Waren vorgelegt werden. Das sind also die sechzehn Abschnitte mit dem Sonderaufdruck a, b, c und d. Die auf diese einzelnen Abschnitte entfallenden Mengen werden vor Beginn einer neuen Vcrbrauchswoche jeweils bekanntgegeben.
Diese Abschnitte werden im Gegensatz zu den Abschnitten auf der linken Seite bei der jeweiligen Verwendung abgetrennt.
Die Wochenration für Fleisch:
Für Normalverbrancher und Kinder von 0 bis 14 Jahren: 600 Gramm Fleisch oder Fleischwarcn: für Schwerarbeiter 1000 Gramm Fleisch oder Flcisch- waren: für Schwerstarbeit» 1200 Gramm: für Kinder unter sechs Jahren 250 Gramm.
Wieviel auf jeden Abschnitt?
Normalverbrancher und Sinder von 8 bis 14 Jahre«: Auf die Abschnitte 1-3, 6-7, 9-11, 18-15 je 100 Gr. Fleisch oder Fleischwaren, auf jeden der mit a, b, e und' ä bezeichneten Abschnitte 50 Gr. Fleisch oder Fleischwarcn.
Schwerarbeiter: Auf die Abschnitte 1—3, 6—7, 9—11, 13—15 je 100 Gr. Fleisch oder Fleischwarcn, auf die Abschnitte a und b je 250 Gr. Fleisch oder Fleisch- waren, c und 6 je 100 Gr. Fleisch ober Fleischwarcn-
Schwerstarbeiter: Auf die Abschnitte 1—3, 8—7, 9—11, 13—15 je 100 Gr. Fleisch oder Kleischwaren, auf die Abschnitte a—o je 250 Gr. Fleisch oder Flcisch- waren, ck je 150 Gr. Fleisch oder Kleischwaren.
Auf die mit 4, 8, 12 und 18 bezeichneten Abschnitte der Reichsfleischkarten für Normalverbraucher und Kinder von 6—14 Jahren, für Schwerarbeiter und für Schwerstarbeiter bleiben Zuteilungen Vorbehalten.
Kinder bis z« 8 Jahre«: Auf die Abschnitt« 1—4 je 125 Gr. Fleisch oder Fleischwaren, auf die Abschnitte a—ä je 125 Gr. Fleisch oder Fleischwarcn.
Mloklrsrle (xrün)
Die grüne Milchkarte hat einen Bestellschein (für vier Wochen), mit dem man sich bei seinem bisherigen Milchhändler eintrageir, läßt. Jeder Abschnitt der Karte gilt für einen Tag und wird entsprechend vom Händler entwertet. Wenn der Milchabschnitt nicht benutzt wird an dem Tage, für den er gilt, verfällt er, Vollmilch erhalten nur noch Kinder, werdende und stillende Mütter, sowie Kranke. Entrahmte Frischmilch kann ohne Karten bezogen werden.
Die Tagesration:
Vollmilch erhalten: Kinder bis zu 8 Jahren 0.78 Liter täglich (1 Milchkarte zu lb Liter und 1 Milchkarte zu zi Liter): Kinder von 6—14 Jahren 0,25 Liter täglich sl Milchkarte zu Liter): werdende und stillende Mütter sowie Wöchnerinnen ldiese für die Dauer von sechs Wochen) 0,50 Liter täglich (1 Milchkartc zu Z4 Liter): besondere Berufe 0,50 Liter täglich (1 Milchkarte zu V- Liter):
Bei Wöchnerinnen genügt — ebenso wie bei werdenden und stillenden Müttern — gemätz § 10 Abs. 8 der vorbezeichncten Verordnung an Stelle der ärztlichen Bescheinigung die Bescheinigung einer Hebamme.
Entrahmte Frischmilch, Buttermilch, geschlagene Bnttermilch, saure Magermilch, Magermilch-Joghurt, Magermilch,Kefir. Mischgetränke a«S entrahmter Frisch- oder Buttermilch dürfe« vorläufig ohne Bezngschei« oder Karte abgegeben und bezogen werde«.
?ettksrts (xelb)
Vier verschiedene Nahrungsmittelgruppen erhält man auf die gelbe Fettkarte. 1. Butter oder Butterschmalz. 2. Käse oder Quark. 3. Margarine oder Pflanzen, oder Kunstspeisefett oder Speiseöl. 4. Schweineschmalz oder Speck oder Talg. Für jede dieser vier Gruppen enthält die Karte einen Bestellschein (für vier Wochen) und vier Wochenabschnitte. Man kann also diese Nahrungsmittel alle zusammen bei einem Händler kaufen, wo man sich eintragen läßt, oder aber kann sich für jede einzelne Gruppe bei einem andern Händler eintragen lasten.
Die Wochenration :
Normalverbraucher: 80,0 Gr. Butter, 125,0 Gr. Margarine oder Pflanzen- oder Kunstspeisefett oder Speiseöl, 65,0 Gr. Schweineschmalz oder Speck oder Talg (zusammen 270 Gr.). — 62,5 Gr. Käse ober 125 Gr. Quark.
Schwerarbeiter: 80,0 Gr. Butter, 187,5 Gr. Marga- rine usw., 125,0 Gr. Schmalz usw. (zusammen 892,5 Gr.i. 62.5 Gr. Käse oder 125 Gr. Quar'
Jetzt sechs Bezugskarten — sechs Farben
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Hierauf versuchten sie ihr Glück mit einem Abstecher nach Osten. Nach beinahe einstün- diger Fahrt tauchte ein französischer Frachtendampfer auf; er war von Casablanca nach Le Havre unterwegs, ohne einem Fahr- zeug begegnet zu sein auf das die Beschreibung der „Halkyone" Pasten konnte.
„Wir müssen geradewegs Madeira an- steuernl', schrie der Pilot. „Ich komme sonst mit dem. Benzin nicht aus!" Er wendete scharf gegen Südwesten.
Madeira war in Sicht, der Pilot stellte den Motor ab. schüttelte dabei aber bedenklich den Kopf. „Bewegte See!", meinte er, „ich fürchte, wir werden naß werden; aber ich muß herunter, ich habe keine zehn Liter Benzin mehr im Lank!"
Er sollte recht behalten: Beim Aufsetzen der Maschine aus dem alles eher als glatten Wasserspiegel gab es ein unheimliches Krachen. und der Apparat neigte sich aus die Seite. Vom Hafenkai lösten sich zwei Barkassen und eilten den Fliegern zu Hilfe; gleich darauf stand Roger, pudelnaß, auf festem Boden.
Er eilte in das Hafenkommando, dem seine Ankunft bereits angekündigt worden war. und wurde mit größter Liebenswürdigkeit empfangen. Eine Depesche aus Gibraltar und eine von den Azoren lagen schon für ihn be-
reit, doch beide enthielten die betrübliche Nachricht, daß nicht die geringste Spur von der „Halkyone" entdeckt worden sei.
Verzweifelt fragte Roger den Hafenkommandanten um Rat. Dieser, ein würdiger alter Herr, tröstete ihn mit der Versicherung, alle Häfen und Fahrzeuge im Umkreis von tausend Meilen seien verständigt worden. „Fliegen Sie doch nach den Kanarischen In- sein!" riet er endlich. „Vielleicht hat sich die- Jacht dorthin gewendet!"
Eben in diesem Augenblick trat der Pilot mit trübseliger Miene ins Zimmer. „Der rechte Schwimmkörper ist leck, Sir!" meldete er. „Wir können nicht weiter!"
„Wir müssen aber weiter!" schrie Roger. „Können Sie mir nicht ein anderes Flugzeug beschaffen?" fragte er den Hafenkommandanten.
Dieser schüttelte bedauernd den Kopf. „Ein Flugzeug? Hier auf Madeira?"
„Was ist da zu tun? Ich kann doch nicht hier sitzen bleiben, während mir die .Halkyone' entwischt!"
„Gedulden Sie sich einen Augenblick! Vielleicht kann ich Ihnen helfen!" Der Kapitän verließ mit freundlichem Lächeln den Raum.
Nach schier endlosen zehn Minuten kehrte er in Begleitung eines eleganten jungen Marineoffiziers zurück, den er als den Kommandanten des portugiesischen Torpedoboot- Zerstörers „Camoens" vorstellte.
„Sie wollen nach den Kanarischen Inseln?" erkundigte sich der Seeoffizier in tadellosem Englisch. Roger bejahte.
„Fahren Sir mit mirl Ich habe den Be- sehl, um halb sechs Uhr abends nach Bilbao in See zu stechen und werde Sie unterwegs in Las Palmas absetzen. Wenden Sie sich
dort an die spanischen Behörden um weitere Unterstützung!"
Roger dankte und setzte dann eine längere Depesche an die britische Flottenstation in Gibraltar auf. Wenige Stunden später per- ließ er an Bord des portugiesischen Kriegsschiffes den Hafen von Funchal.
Als Roger um halb neun Uhr morgens in der Hafenkommandantur vorsprach, teilte ihm ein verhungert aussehender Schreiber mit, Don Silvio Albanez, der Hafenkapitän, pflege selten vor zehn Uhr ins Amt zu kommen.
„Ich kann nicht über eine Stunde lang warten! Meine Angelegenheit ist äußerst dringend! Rufen Sie den Hafenkapitän!"
Der Schreiber lächelte nachsichtig: „Unmöglich. Tenor! Don Silvio würde mich ermorden!" rief er, und Roger sah. daß er es glaubte.
„Ich komme wieder", meinte Roger daher und verließ das muffig riechende Büro.
Er ging zum Hafen hinab und musterte die wenigen Schisse, die vor Anker lagen, ein verlotterter spanischer Tpampdampser und ein paar Fischerboote.
Am anderen Ende des Hafens erblickte Roger, durch ein Segelschiff halb verdeckt, eine Tampfjacht. Ueber eine schmale Lauftreppe schleppten einige Männer in Körben Kohlen an Bord. Das Heck wies den Namen „Hidalgo" in goldenen Lettern. Die Kessel standen offenbar unter Dampf, denn eine schwere schwarze Rauchwolke stieg in den wolkenlos blauen Himmel auf.
Plötzlich pfiff Roger leise vor sich hin; er hatte eine wichtige Entdeckung gemacht: Der schwarze Qualm entströmte nur den zwei
äußeren Schloten, während über dem mittleren nicht einmal die Luft zitterte.
„Wann soll das Schiff auslaufen?" erkundigte sich Roger bei einem der auf dem Kar herumlungernden Jungen.
„Mittags, Senor" gähnte dieser und streckte ferne flache Hand hin. Roger warf ihm eine Kupfermünze zu und kehrte zum Hafenamt zurück.
Don Silvio Albanez. der Hafenkapitän, war inzwischen erschienen. Er empfing Roger sehr ungnädig, in einem tiefen Stuhl versunken und mit einem Zeitungsblatt in der Hand.
„Verzeihen Sie", bemerkte Roger ruhig, „wenn ich Sie mitten in Ihrer Arbeit störe; aber meine Sache ist von größter Wichtigkeit und duldet keinen Aufschub. Meine Ankunft ist Ihnen wohl von Funchal aus avisiert worden!"
„Nicht daß ich wüßte!" knurrte Don Silvio.
„Nun, vielleicht haben Sie das Telegramm noch nicht gelesen!" Roger wies auf eine Depesche, die uneröffnet aus dem Schreibtisch lag.
Widerwillig nahm der Hafenkapitän das Telegramm zur Hand und öffnete es. „Tie portugiesischen Behörden bitten mich", sagte er dann, um eine Spur liebenswürdiger, „Ihnen bei Ihren Nachforschungen nach der Jacht .Halkyone' behilflich zu sein. Ich kann Ihnen aber nur erklären, daß ich von einer, solchen Jacht nichts weiß: Sie können sich selbst im Hafenjournal überzeugen. Ich will Sie gerne verständigen, wenn ein derart««?). Fahrzeug hier eintrefsen sollte!"
(Fortsetzung PRW