zwei Franzosen aboesAvssen
Bei Sigmaringen und Freiburg
Berlin. 27. September. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Im Osten nähern sich unsere Truppen der mit der Sowjetregierung vereinbarten Demarkationslinie. Von den versprengten Teilen des polnischen Heeres, die sich noch zwischen den deutschen und den vormarschie- rendcn russischen Truppen befinden, wurde gestern östlich Bilgoraj die 4k. polnische Division und l. Kavalleriebrigade gefangen genommen. Die zu Beginn der Kampfhandlungen als offen« Stadt angesehene und dementsprechend respektierte Hauptstadt Polens ist durch die Maßnahmen des Kommandanten, die Wiederinstandsetzung der alten Forts und die Bewaffnung von Teilen der Zivilbevölkerung in eine Festung verwandelt worden. Der Angriff dagegen brachte gestern im Rord- teil die erste, im Südteil die zweite Fortlinie in unseren Besitz. Unter dem Eindruck dieser Angriffe hat der polnische Kommandant heute vormittag die Uebergabe der Stadt und der Besatzung angcboten. Ter Oberbefehlshaber des Heeres hat den General Blaskowih beauftragt, die Ucbergabeverhandlungen zu führen. Tie Luftwaffe griff militärisch wichtige Ziel« in Modlin an.
Im Westen nur geringe Gcfechtstätigkeit. Der Feind schanzt aus der ganzen Front. Zwei französische Flugzeuge wurden im Luftkamps über Freiburg und Sigmaringen abgeschossen.
Deutsche Luststreitkräste grissen gestern englische Seestreitkräfte. Schlachtschiffe. Flugzeugträger. Kreuzer und Zerstörer in der mittleren Nordsee mit Erfolg an. Außer einem Flugzeugträger, der zerstört worden ist, wurden mehrere schwere Treffer aus einem Schlachtschiff erzielt. Unsere Flugzeuge erlitten keine Verluste.
Militärverwaltung in Polen
von Rundstedt und Tr. Frank berufen
Berlin, 27. September, Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat die Einrichtung einer Militärverwaltung in den besetzten ehemals polnischen Gebieten angeordnet. An die Spitze der Militärverwaltung hat er als Ober- befehlshaber Ost den Generaloberst von Rund- stedt berufen. Zum Obersten Verwaltungsches beim Oberbefehlshaber Ost für die gesamte Zivil- Verwaltung hat der Führer den Reichsminister Dr. Frank berufen. Mit der Ernennung zum Chef der Militärverwaltung in den besetzten ehe- mals polnischen Gebieten wird der verdienstvolle Befehlshaber der Heeresgruppe Süd des Feldzugs in Polen. Generaloberst von Rundstedt, vom Führer zu einer neuen verantwortungsvollen Tätig- keit berufen. Mit der Bestellung des Reichsmini- sters Dr. Hans Frank zum Zivilgouverneur von Polen hat der Führer einem seiner ältesten Mit- kämpfer eine ehrenvolle und politisch höchst bedeutsame Berufung zuteil werden lassen.
Das Land bis zur Demarkationslinie umfaßt etwa 150 000 Quadratkilometer. Es ist in ferner Struktur schon auf Grund der geschichtlichen Entwicklung nicht einheitlich. Die kulturelle Entwicklung ist in den verschiedenen Teilen überall durch das Deutschtum beeinflußt worden, aber der Einfluß der Deutschen ist nicht überall gleichstark gewesen. Hinzu kommt, daß die polnische Zerstö- rungswut in denvergangenen drei Wochen manche Teile des Landes furchtbar verheert hat, während andere Gebiete, so inshesondere der ehemals preußische Regierungsbezirk Posen und der Hauptteil der alten Provinz Westpreußen nur wenig beschädigt. wurden. Au dem von der Militärverwaltung betreuten Gebiet gehört nicht der ehemalige Freistaat Danzig, der seine Wiedervereinigung mit dem Reich bereits vollzogen hat, und auch nicht das 1922 von Deutschland entgegen dem Ergebnis einer Volksabstimmung abgetretene O st- oberschlesien.
London bestürzt über Warschaus Soll
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d. Kopenhagen, 28. September. Die englische Oeffentkichkeit muß durch die Kapitulation War- schaus in ihrem Glauben an die eigene Kriegführung und vor allem an die Lügen des Jnsorma- tionsministeriums von neuem auf das stärkste erschüttert worden sein, war doch der Widerstand der polnischen Hauptstadt lange als unüberwindlich hingestellt worden. Warschau wurde schon als „zweites Madrid' verherrlicht und man hegte Hoffnungen auf schweres Blutvergießen. Diese Hiobsbotschaft traf zusammen mit der Meldung von dem erfolgreichen deutschen Luftangriff auf ein englisches Geschwader in der Nordsee, die in London freilich geheimgehalten wurde.
Belgien sollte beunruhigt werben
Britische Lügen über Truppenansammlungen
Brüssel, 27. September. Das belgische Jnfor- mationsministerium stellt wiederholt zu den lügenhaften Tendenzmeldungen, die besonders auS englischer Quelle stammen, über angebliche deutsch? Truppenansammlungen an der belgischen Grenze fest: „Mehrere ausländische Zeitungen haben deutsche Truppenansammlungen in Aachen in der Nähe der belgischen Grenze gemeldet. Nach Auskünften aus zuverlässiger Quelle können wir unserer Bevölkerung sagen, daß diese Nachricht absolut unwahr ist.'
Dr. riio an den Führer
Ter Tank des slowakischen Volkes
Pretzburg. 27. September. Ministerpräsident Dr. Josef Ti so hat am Dienstag folgendes Telegramm an den Führer gerichtet:
„Herr Reichskanzler! Ties gerührt durch die freundlichen Worte der Anerkennung, welche Sie dem slowakischen Volk, seiner Armee und mir zum Ausdruck brachten, will ich Ihnen. Herr Reichskanzler, unseren Dank aussprechen. So. wie ich es am 13. März dieses Jahres getan habe, versichere ich Ihnen neuerdings. Herr Reichskanzler. daß niemand, der den dauernden Frieden in Europa aus Grund der völkischen Regelung auszubauen gedenkt, sich im slowakischen Volk täuschen wird. Unser Verhalten an Deutschlands Seite ist ein Beweis unserer Ueberzeugung, daß wir sür eine gerechte Sache Mitarbeiten, und daß Wir nicht vergessen haben, was Deutschland und sein Führer sür uns getan haben."
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Moskau, 27. September. Ter Reichsminister des Auswärtigen von Ribbentrop traf mit den Herren seiner Begleitung, darunter der Dan- zigcr Gauleiter Förster, nach programmäßig verlaufenem Flug mit dem Sonderflugzeug „Grenzmark" um 17.SV Uhr Ortszeit aus dem Moskauer Flughasen ein. Das Hauptgebäude deS Flughafens war mit zahlreichen Hakenkreuzslaggen geschmückt.
Zur Begrüßung des Reichsaußemninisters hat- ten sich von Sowjetseite eingesunden: Der erste stellvertretende Außenkommissar der Sowjet- nnion, Potemkin. der Stadtkommandant von Moskau, Suworow. der stellvertretende Vorsitzende des Moskauer Stadtsowjets, Koro lew, der Chef der Protolollabteilnng des Außenkommissariats, Barkow, und der Leiter der mitteleuropäischen Abteilung des Außenkommijsa- riats, Alexandra w.
Von deutscher Seite wurde der Neichsanßcn- minister begrüßt durch den deutschen Botschafter
in Moskau, Graf von der Schulend nrg, mit den Mitgliedern der Botschaft, sowie von dem Militärattache Generalleutnant Köstring und den ihm zugcteilten Offizieren. Auch der italienische Botschafter in Moskau, Nvsso, hatte sich zum Empfang eingefunden.
Nach erfolgter Vorstellung schritt der Neichs- außenministcr die Ehrenkompanie der Luftwaffe ab, die aus dem Flugplatz Aufstellung genommen hatte und begab sich dann in dem von der Sowjetregieruna zur Verfügung gestellten Kraftwagen in das für ihn bereitgesiellte Gebäude der Deutschen Botschaft.
Bestürzung bei den Westmächten
Die Reise des türkischen Außenministers Sa- racoglu nach Moskau, wo man eine hochdiplomatische Woche erleben dürste, hat bei den westlichen Demokratien nicht nur gewaltiges Aussehen, sondern auch größte Ausregung verursacht.
Besonders die Londoner Presse setzt das Rätselraten über den vermutlichen Inhalt der türkischsowjetrussischen Besprechungen fort, wobei der Besuch des bulgarischen LuftsahrtministerS in Moskau den Blättern neuen Stofs zu Kombinationen bietet. Die Brüsseler Zeitung „B i n g- tiäme Siscle' erklärt, die Reise könne unvorhergesehene Folgen haben. Es müsse festgestellt werden, daß Deutschland, indem es die Russen zwei Drittel Polens und die polnisch-rumänische Grenze habe besetzen lassen, die Weltmächte in eine schwierige Situation gebracht habe. Wenn England also seinen langersehnten Plan verwirklichen wolle, mit Hilfe der Türkei und Rumäniens einen Balkanblock zu errichten, würde cS nicht mehr auf die deutsche, sondern auf die russischen Truppen stoßen. Die Situation habe sich gewaltig geändert, besonders für die Türkei, die wohl kaum Neigung haben dürfte, sich in einen Konflikt mit ihren Nachbarn einzulasten.
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S Moskau verzeichnet ein Stelldichein der Außenminister. Neben dem Neichsaußenmini- ster von Ribbentrop weilen die Außenminister der Türkei und von Estland ii. der Hauptstadt der Sowjetunion. Natürlich qibt die gleichzeitige Anwesenheit dieser Politischen Persönlichkeiten den Stoff zu zahlreichen Vermutungen ab. Mit Argwohn beobachtet die demokratische Welt die Moskauer Besprechung. In London faselt man von einem deutsch-russischen Komplott gegen den Weltfrieden und das in einem Augenblick. wo die ehrlichen, konstruktiven Ziele des Aufbau? und der Ordnung beider Mächte so offenkundig sind. Man kann es in den demokratischen Hochburgen heute noch nicht fassen, daß eine so verwickelte Frage wie die polnische nach der militärischen Niederwerfung des Landes nicht Gegenstand eines ausgedehnten Kuhhandel? war. sondern buchstäblich von heute auf morgen zwischen den zwei beteiligten Staaten, Deutschland und Sowjetrußland, geregelt wurde: zwölf Stunden bevor der Neichsaußenminister seinen zweiten Flug nach Moskau antrat, las nian noch in einem Londoner Blatt, der dentsch-rusiische Konflikt fest auf ferne Sicht gesehen, unabwendbar. Wer weiterhin solchen frommen Wunschträumen nachhängt, mag dies ruhig tun, doch soll er sich nicht wundern, wenn er recht unsanft erwacht.
Die ersten Gespräche sind, da diese Zeilen in Truck gehen, bereits im Gange. Sie dienen, wie ans der amtlichen Verlautbarung bekannt, den sich ans der Beendigung deS Polnischen Feldzuges ergebenden Fragen und leiten gleichzeitig diezweiteEtap.peder deutsch-russischen Verständigung ein. Diese konnte nicht hoffnungsvoller begonnen werden, als mit der gemeinsamen Eindämmung jenes Unruheherdes, der Jahrzehnte hindurch den europäischen Frieden bedrohte und erschütterte.
Es liegen auch schon weitere ausländische Pressestimmen vor. So schreibt z. B. die bulgarische Zeitung „Mir' daß die jetzige Anwesenheit von Rjhbentrops in Moskau die bisherige Haltung , und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rußland noch weiter befestige. Auch die Zeitung „Slovo" glaubt, daß diese Reise des Neichsaiißen- minister? nach Moskau keine geringere Auswirkung haben werde als die erste, zumal dort eine neue Seite der Weltgeschichte geschrieben werde.