Mittwoch, den 27. September 1939

Schwarzwalö-Wacht Seite S

-^US Stadl und Kreis Calw

Vasgehöri a«ch-urKüft«ng

.Leben Sie auf dem Mond?' sagt man zu einem Zeitgenossen, der keine Ahnung von dem hat, was um ihn herum vorgeht. So müßte man erst recht auch einen deutschen Menschen sragen. der jetzt ohne Leitung dahinlebt oder, rich- tiger gesagt, dahmvegetiert.

Die Zeitung ist, mit dem Rundfunk, der Künder des Weltgeschehens. Schon in normalen Zeitläuften ist ein Leben ohne die Zeitung, den berufenen Tatsachen- und Nachrichtenvermittler, nur ein h a lbes Leben, denn erst durch die Zei­tung werden uns die Zeit, ihre Zusammenhänge und Ereignisse, ihre Erfordernisse und Notwen­digkeiten verständlich. Wenn nun gar erst große Geschehnisse die Welt bewegen, wenn ein angegriffenes Volk um Existenz und Freiheit, Leben und Zukunft ringt? Ist es vorstellbar, daß in solcher Zeit auch nur ein Volksgenosse aus die tägliche Zeitung, auf den Dolmetsch der Stimme und des Lebenswillens seiner ganzen Nation, verzichtet?

Der deutsche Feldzug der achtzehn Tage in Polen hat Weltgeschichte gemacht. Wo anders ist diese Weltgeschichte niedergelcgt als in der Zeitung? Und war nicht jeder von uns unbändig stolz darauf, diese Weltgeschichte Tag für Tag wenigstens lesend und denkend mitzu- rrleben?

Unsere Gegner im Westen wollen nicht von ihrer Kriegspolitik lasten. So muß unsere Rüstung stärker denn je sein. Zu dieser Rüstung gehört aber wohlverstandenermaßen auch die deutsche Zeitung, gehört die Pflicht jedes deutschen Volksgenosten, sich täglich eben aus der Zeitung neues Misten um die Gerechtigkeit der deutschen Sache, neue Kraft für den Abwehrkamps der deutschen Nation zu holen. Nur dann können

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wir die Forderungen der Stunde verstehen und begreifen, nur dann können Wir unsere Pflicht gegen daS Ganze richtig erfüllen, nur dann kön­nen wir die Front unserer Wehrmacht und die Front in der Heimat kraftvoll stärken, wenn wir ans der Zeitung täglich und ständig Bescheid wis­sen über die Gebote der Zeit.

Darum: In jedes Haus, in jede deutsche Familie gehört gerade jetzt die Zeitungl Sic ist unser bester täglicher Begleiter durch die Stürme der Zeit, sie schützt uns als zuverlässiger Aufklärer vor Schwätzern und Gerüchtemachern, sie schwingt die Fahne der deutschen Entschlossenheit in jeder Straße, in jedem Haus. Es soll uns keiner sagen, er sei ein guter Deutscher, er lebe i n und mit seinem Volk, der in diesen Zeiten nicht die Zeitung hält und liest und aus ihr wieder und wieder das geistige Rüstzeug schöpft, das ihn mithclfen und mit- kämpfen läßt an dem großen, schicksalhaften Ab­wehrkampf der deutschen NationI

Die Schule beginnt wieder

Nachdem in unseren Landgemeinden und Nachbarstädten der Schulunterricht seit gerau­mer Zeit wieder aufgenommeu ist, beginnt jetzt auch in der Kreisstadt, wo die Raumschwie­rigkeiten besonders groß gewesen sind, in die­ser Woche die Schularbeit. Die Oberschule kündigt heute den Schulbeginn auf Freitag an; der Unterricht wird zu einem großen Teil in den Räumen derWaldschule" erteilt werden,

welche von der Spöhrer'schen Höheren Handels­schule zur Verfügung gestellt wurden. Die Volksschule nimmt gleichsalls am Freitag den Unterricht im Schulhaus in der Badstraßc wieder auf, während die Gewerbeschule am Montag ihre Pforten wieder öffnen wird.

Aerztlicher Sonntagsdienst fällt aus

Der ärztliche Sonntagsdien st fällt, wie uns das Amt für Volksgesundheit mitteilt, für die Tauer des Krieges aus. Viele Aerzte sind zur Wehrmacht eingezogen. Die Zu­rückgebliebenen haben vermehrte Arbeit zu lei­sten. Die weilen Anfahrwege im Sonntags­

dienst bedingen einen erhöhten Treibstoffver­brauch, der im Interesse des Volksganzen ge­spart werden kann. Wie alle Volksgenossen ver­zichten deshalb auch die Aerzte aus die Sonn­tagsruhe, wenn der Dienst am Volk es notwen­dig macht. Jeder Volksgenosse wende sich daher in dringenden Fällen auch am Sonntag an sei­nen Hausarzt!

Dienstnachrichten. Der Präsident der Reichs­postdirektion Stuttgart hat den Postassistenten Andreas Kurz in Aalen zum Postverwalter in Weilderstadt ernannt. Versetzt wurde Steuerinspektor Nill beim Finanzamt Linz- Stadt an das Finanzamt Hirsau.,

Wer erhält Unterstützung?

^ürLorxe kür äen Loläalen unä seine ^nZeküri^en

Wie bereits bekanntgegEen, wurden umfassende Maßnahmen getroffen, die der Betreuung, Für­sorge und Versorgung der Soldaten und sonstigen zur Wehrmacht gehörigen Personen und ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen dienen. Dar­über hinaus erhalten auf Antrag auch diejenigen Volksgenossen oder ihre Hinterbliebenen Betreu­ung, Fürsorge und Versorgung durch die Per- sonenschädenverorvnung, die nicht zur Wehrmacht gehören, aber infolge eines Angriffs auf das Reichsgebiet oder eines besonderen Ein­satzes der Wehrmacht oder durch die Flucht vor Maßnahmen des Gegners Schaden an Leib oder Leben erlitten haben.

Ferner wird durch Gesetze und Verordnungen der Unterhalt der Angehörigen eines Soldaten oder einer unter gewissen Bedin­gungen im Dienste der Wehrmacht stehenden Zivilperson geregelt. Dieser Unterhalt der Fa­milie wird vom Staat übernommen und auf alle Angehörigen ausgedehnt, die durch die Ein­berufung des Ernährers geschädigt wurden. Dis Fortführung des Haushalts unter Beachtung der durch den besonderen Einsatz gebotenen Einschrän­kungen, die Erhaltung des Besitzstandes und die Erfüllung übernommener Verpflichtungen wer­den in vertretbarem AuSmclß gesichert. Der Familienunterhalt betrifft also nicht nur Bedürf­tige und Notleidende, sondern alle Angehörigen, wenn ein Ausfall oder eine größere Beschränkung der bisherigen Einnahmen durch die Einberufung des Ernährers eintritt oder eingetreten ist. Familienunterstützung erhalten auch diejenigen Personen, die im Falle eines beson­deren Einsatzes der Wehrmacht infolge einer be­hördlich angeordneten Räumung oder Frei­machung von gefährdeten Gebieten oder Wohn- ebäuden die Sicherung ihres notwendigen Lebens» edarfs verloren haben.

Rat und Auskunft werden erteilt durch die Fürsorge- und VersorgungSdienststellcn der

Wehrmacht (Wehrmachtssürforge- und -ver>or- gungsämtcr und Wehrmachtsfürsorgeoffiziere, durch di« Dienststellen der NSKOD., durch di« Hauptversorgungs- und Dersorgungsämter des Reichsarbeitsministeriums, durch die Landräte (Hauptfürsorgeverbände), durch di« Dienststellen des Reichstreubundes ehemaliger Berufssoldaten, durch die Haupt- und örtlichen Fürsorgebehörden für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene; ferner über den Verbleib und das Ergehen von Vermißten, Verwundeten, Erkrankten, Briefver­kehr mit Kriegsgefangenen, Begräbnisstätten von Gefallenen durch die Dienststellen des Roten Kreuzes.

Der Reichsfinanzminister hat die steuerliche Behandlung des Diensteinkommens von mobil verwendeten Angehörigen der Wehrmacht ge­regelt. Er bestimmt, daß das Diensteinkommen mobil verwendeter Angehöriger der Wehrmacht. Soldaten wie Wehrmachtsbeamter, in seinen nichtfriedensmäßigen Bestandteilen, also in Höhe der besonderen Kriegszulagen, steuerfrei ist. Als steuerfreies Dien steinkommen in die­sem Sinne gelten folgende Bezüge, die auf Grund des Einsatz-Wehrmachtsgebührnisgesetzes und der Durchführungsbestimmungen hierzu gewährt wer­den: 1. Wehrsold, 2. freie Verpflegung, 3. freie Unterkunft. 4. freie Bekleidung, 5. Bekleidung?, entschädigung,' 6. Einkleidungsbeihilfe, 7. Aus- rüstungsbeihilfe, 8. freie Heilsürsorge des Wehr­machtsangehörigen, 9. alle Zulagen soweit sie bisher steuerfrei waren, einschließlich der Front­zulage. Zu den steuerfreien Zulagen zählt auch die Fliegerzulage. Die übrigen Bezüge der Wehr­machtsangehörigen, wie zum Beispiel Grund- gestalt und Wohnun gSgeldzuschuß. zählen nicht zum mobilen Diensteinkommen und werden nach den Steuergesetzen versteuert.

Welche VaStvaren gibt es auf -je Brotkarte?

Durch eine Anordnung der Hauptvereinignng der Getreide- und Futtermittelwirtschaft wird be­stimmt daß nach Wahl des Verbrauchers an Stelle von Brot aus die einzelnen Kartenabschnitte auch andere Backwaren entnommen werden kön­nen. und zwar an Stelle von je 100 Gewichts- teilcn Brot 70 Gewichtseinheiten Knäckebrot oder etwa 92 Gewichtseinheiten Kleingebäck oder etwa 80 Gewichtseinheiten Zwieback. Be- kanntlich wird Knäckebrot im allgemeinen in Packungen in den Verkehr gebracht, die etwa 210 Gramm netto Inhalt haben. Für eine der­artige Packung wären daher drei Kartcnabschnittc von je 100 Gramm Brot abzugeben.

Von der Bezugscheinpflicht sind vorläufig aus­genommen Fein- und Dauerback- waren, d. h. Backwaren, die auf 90 Geivichts­

teile Getreidemahlerzeugnisse oder sonstige mehl- artige Stoffe mindestens zehn Gewichtsteile Zucker oder Fettstoffe enthalten. Eine Ausnahme bilden nur Zwieback aller Art, der nur auf Kar­tenabschnitte der Reichsbrotkarte abgegeben wer­den darf. Das Ervährungsamt stellt für Karten­abschnitte über je 100 Gewichtseinheiten Brot Be­zugscheine über 75 Gewichtseinheiten Mxhl aus.

Setzt SpeiselariMl-Mrs MM»!

Es ist jetzt Zeit, den Speisekartoffelbedarf für die Wintermonate zu bestellen. Der Bedarf füll bei dem zuständigen Einzelhändler nach Möglich, keit in der Nachbarschaft aufgegeben werden. Der Preis ab Lager des Einzelhändlers beträgt je Zentner in der Preisklasse ^ für Stutt- gart 3.40 M., auf den Höhenlagen infolge er­schwerter Zufuhr 8.60 M., in der Preisklasse 8 (für größere württcmbergische Städte) ist der Preis 3.35 M. und in der Preisklasse 0 (übrige

Städte Württembergs) 8.30 M. Eine Lieferung frei Keller ist nicht möglich. Die Kartoffeln müs­sen beim Einzelhändler abgeholt werden.

Letzter Bestelltag ist Dienstag, 3. Oktober. Die Besteller werden durch den Einzelhändler über den Zeitpunkt der Abholung verständigt. Wer seine Kartoffeln bisher direkt vom Erzeu­ger bezogen hat, tut gut daran, sich wegen der Möglichkeit der Belieferung mit dem Erzeuger in Verbindung zu setzen und zwar ebenfalls vor dem oben angegebenen Termin.

Wjchtjses ln Kürze

Für verlorene Lebensmittelkarten gibt es so gut wie keinen Ersatz. In den meisten Fällen ist der Verlierer ja nicht einmal in der Lage, den Verlust einwandfrei nachzuwei­sen. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, die Lebensmittelkarten stets sorgfältig aufzubewahren.

Nach einer Mitteilung der Hauptvereinigung der deutschen Milch- und Fcttwirtschaft können außer den schon bekanntgegcbenen Milch- erzeugnifsen vorläufig karten- und bezugscheinfrei abgegeben und bezogen werden: eingedickte Magermilch, auch sterilisiert, Pulver aus entrahmter Milch, Buttermilchpulver, schlag- und backfähiges Milcheiweiß, Molken und Molkenerzeugnisse.

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Aus der Verordnung über die neue Vcr- brauchsregeluna für Seife und Waschmittel ist noch zu entnehmen, daß Kopfwaschseifen und Kopfwaschmittel in flüssiger oder Pulverform von der Bezugsschein­pflicht ausgenommen sind. Ebenso sind ausgenommen medizinisch-pharmazeutische Seifen­erzeugnisse, die ausschließlich von Apotheken in den Verkehr gebracht werden, sowie Jndustrie- und Textilseifen für industrielle Zwecke. Im übri­gen ist Seife, die im festen Stück oder in Packun­gen nicht den bezugsfähigen Höchstmengen ent­spricht, abgewogeü zu verabfolgen.

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Die Mahnung, keine Ob st re sie wegzu- werfen, ist an sich alt. Ihr kommt aber gerade jetzt in der Zeit der Verdunkelung größere Wich­tigkeit zu. Die Wahrscheinlichkeit, daß Volks­genossen durch Obstreste zu Fall und damit zu Schaden kommen, ist durch die Dunkelheit nur noch größer.

Der Po st verkehr aus dem Reich ist zunächst in beschränktem Umfange (Briefe und Post­karten) nach folgenden Orten Ostoberschle- siens ausgenommen worden: Kattowitz, Königs­hütte, Myslowitz, Laurahütte, Rhbnik, Tarnowitz, Lublinitz, Chudöw, Czernitz, Czerwicnka, Emma­grube, Löslau, Nikolai, Paruschowitz,Pliß, Schrau-

zusatzlebeilömlttel für Kranke

Kranke werden nach wie vor gegen Abgabe der von den Ernährungsümtern ausgestellten Bezugs- scheine mit Zusatzlebensmitteln beliefert. Die Lebensmittelverteilungsstellen haben daher di« auf den Bezugsscheinen angegebenen Lebensmit- telmengen ohne Lebensmittelkarten abzugeben. Weiter wird darauf hingewiesen, daß werdende und stillend« Mütter sowie Wöch- nerinnen Milchkarten nur gegen Vor­lage einer Bescheinigung eines Arztes m>er «ine» Hebamme bei ihrem zuständigen Ernährungsamt erhalten.

Mn Xriminakroman von k-'eker öerlram

EmW IM V snvrIdev-siN« Ilediet», w»iiu»li d«I ««d» 's'

- Beirp Abschied teilte Roger dem Butler syoch mit. Miß Vivian sei bereits von dem iÜnglück schonend verständigt worden und werde voraussichtlich im Laufe des übernäch­sten Tages wieder in England eintreffen. Hierauf fuhr er in seine Wohnung, wo ihn auf seinem Schreibtisch einige Briefe er­warteten.

Darunter befand sich einer, der keine Auf­schrift trug und einen größeren Umfang hatte. Die Haushälterin berichtete, ein Drosch- kenchauffeur habe den Brief abgeliefert und erklärt, es seien darin einige Schriftstücke, die Roger am Tage vorher bei seinem eiligen Fortgehen liegen gelassen habe. Er werde schon wissen, wo.

Roger mußte beim Anhören dieser Bot­schaft lächeln. Als er jedoch den Umschlag aufriß, wurde sein Gesicht sofort ernst. Er jand darin mehrere Blätter, in großer steiler Schrift, mit Kohlepapier durchgcschrieben, offenbar Kopien handschriftlicher Originale.

Auf einem dieser Blätter las Roger die Aufschrift: Kapitän Olaf Olafson, Dampf- jacht »Aalkyone", derzeit Lissabon. Er legte ^ beiseite, um sich dem zweiten, längeren Schreiben zuzuwenden, das, wie er sah, an Vivian gerichtet war:

Bivian!

Wenn Kapitän Olasson Dir dieses Schrei- Len aushändigt, bin ich bereits außer Lan­

des, vielleicht sogar nicht mehr am Leben. Nach dem Tode meiner einzigen wahren Freundin und Helferin ist mein Lebenswerk abgeschlossen. Ich begebe mich an einen von mir längst vorbereiteten Ruhepunkt, wo mich niemand finden wird, und wo ich meine Tage in Frieden zu beenden hoffe. Vielleicht auch muß ich die große Reise antreten. aus der es keine Wiederkehr gibt, jedenfalls wirst Du mich nicht mehr sehen.

Somit ist ein Abschnitt in unser beider Leben getreten, an dem Du verschiedenes er­fahren und verstehen mußt. Dein Schicksal wird sich nun erfüllen, zwar nicht das Dir anfänglich zugedachte, aber immerhin eines, das mir die Beruhigung verschafft, mich an Dir für Deine Mutter gerächt zu haben. Ich hatte gehofft, den Zeitpunkt dieser Rache so­wie ihre Form frei wählen zu können, aber es drohen mir verschiedene Gefahren, und ich muß die Ausführung meiner Pläne beschleu- nigen.

Du wirst dies alles Wohl am besten be­greifen, wenn ich Dir kurz meinen Werde­gang erzähle.

Ich bin in einer kleinen armenischen Stadt geboren und war mit fünfzehn Jahren einer der wenigen von den Einwohnern, die nach einem schändlichen, fürchterlichen Gemetzel der Türken am Lehen geblieben waren. Alle anderen wurden hingeschlachtet. Dazu ge­hören meine Eltern, meine Brüder und meine Schwestern.

Ucber vierzig Jahre .sind seither vergangen, und ckch bin der reiche, angesehene Bankier Arrakhel Karakerian geworden, dank meiner überragenden Klugheit, meiner eisernen Wil. lenskrast und besonders dank des unersätt- lichen Menschenhasses, den mir die entsetz­lichen Tage meiner Kindheit in die Seele ge­brannt Latten, und der mich durch uniäa-

liche Entbehrungen, Leiden und Widerwär­tigkeiten vorwärts trieb, nur mit einem Ge­danken im Herzen, mir eine Macht zu ver­schaffen. die ich über die Menschheit ausüben wollte.'

Nur einmal hat mich dieser Menschenhaß verlassen: als ich Deine Mutter kennen­lernte. So groß war meine Liebe zu ihr, daß ich sie zur Frau nahm, obwohl ich wußte, daß sie einen andern liebte, einen ihrer un­würdigen Menschen. Ich hoffte, durch meine Leidenschaft ihrem Herzen Liebe zu mir auf­zwingen zu können.

Diese Hoffnung wurde betrogen. Sie liebte den andern weiter, obwohl ich sie von ihm trennte, und auch dann noch, als er eines Tages an der afghanischen Grenze umkam. Ich, der ich durch sie Befreiung aus dem Menschenhatz gesucht hatte, wurde noch tiefer darin zurückgestoßen. Dann kamst Du zur Welt, nicht als mein Kind, sondern als das Robert Shadwells, des ersten Gatten Deiner Mutter, des Mannes, den ich am meisten haßte, weil die bloße Tatsache seiner Existenz mein Lebensglück vernichtete.

Ich gab Dir meinen Namen und war gut zu Dir, in dem Glauben, dadurch die Liebe Deiner Mutter doch noch erringen zu können.

Aber alles, was sie noch an Liebe empfand, widmete sie Dir. Für mich siel nicht einmal ein Brosamen ab.

Dann starb sie, und ich begrub mit ihr meine letzte Hoffnung. Damals haßte ich Dich bereits, wie ich Deinen Vater und schließlich vielleicht auch Deine Mutter ge- haßt habe. Ich beschloß, mein Schicksal durch Dich zu rächen, indem ich Dich in ein ähn­liches trieb, aus dem ich Deine Mutter zu retten versucht hatte, durch Kettung an einen Unwürdigen, der Dir das Leben znr Hölle machen mußte.

In Reginald Denison glaubte ich einen geeigneten Mann gefunden zu haben. Darum veranlaßte ich ihn, um Dich zu werben. Deine Liebe zu erringen. Ich hatte die Macht, ihn zu zwingen. Dein ferneres Leben zu einer Folge von Leiden und Schmach zu machen.

Nun trat aber das Seltsame ein, daß Denison sich nach seinem Autounfall voll­ständig wandelte. Lange forschte ich der Ur­sache dieser merkwürdigen Wesensänderung nach, bis ich herausfand, daß der angebliche Reginald Denison nicht der ist, für den er sich ausgibt. Zugleich entdeckte ich auch, daß Du ihn wahrhaft liebst, vermutlich mit der­selben anhaltenden Liebe, die Deiner Mutter gegeben war.

Verschiedene Ereignisse der letzten Zeit, ins­besondere der Tod meiner treuen Gehilfin, haben mir die Lenkung meines Schicksals aus' der Hand genommen. Es bleibt mir nur das eine: Dich für immer von dem Mann Deiner Liebe zu trennen. Der Zufall hat mir ein , einfaches Mittel dazu in die Hand gegeben," Du bist auf meiner Jacht auf dem weitenj Ozean. Für das Weitere ist gesorgt. Kapitän' Olaf Olafson hat feine Anweisungen, und wenn ihm sein Leben lieb ist, wird er sie be- fol«n. Du wirft Deinen Geliebten nie Wie­dersehen, und wenn Du es vielleicht einmal: ' könntest, wirst Du es nicht mehr wollend Diese Worte mögen Dir vielleicht letzt rätfel.i Haft erscheinen, werden Dir aber im Verlaufes der nahen Zukunft klar werden. Sie sind das' letzte und einzige Vermächtnis des Mannes^ den Du bisher Vater nanntest, der Dich ab«H um Deines wirklichen Vaters willen chüW , wie vielleicht nur noch einen anderen NrM schen aus der Mell, nämlich sich selbst. -

' Arrakhel Karakevi«^ > Gortiskuna fotsA-