Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeierzeile 7 Npfg., Tcrtteil-Millimeter 1b Rpk. Bei Wiederholung oder Mcngen- abschlub wird entsprechender Rabatt gewährt. Schluß der Anzeigenannahme vormittags 7.80 Uhr. Kür fernmündlich aufgcgebene Anzeigen kann keine Gewähr übernommen werden. — Erfüllungsort: Calw. Geschäftsstelle der Schwarzwald-Wacht. Lederstratze 28.
QeF^Sackek /S2S
(lalvver ^ lsgblstt
Ve, ugSvreiS: Ausgabe L Lurch Träger monatlich RM. 1.80 und 18 Rpf. mit Beilage .schwäbische SonnlagSvosN teinschliebl. 2V Rpf. Träaerlobnl. Ausgabe 8 Lurch Träger monatlich RM. 1.8» einschl. 20 Rvf. Trägcrlohn. Bei Postbezug Ausgabe 8 RM. 1.8» einschließlich 18 Rpf. ZeitunaSgeblihr zuzüglich 8« Rpf. Bestellgeld. AuSaabeL 18 Rpf. mehr. Postscheck-Konto Amt Stuttgart Nr. 184 47
X»«r»i»»Is«Lr»ir8tr!8«;I»eIÄAesre»1u»is »»ä s»i»tirelLer ui»ck 6ei»eri»ckekel»«rckei» 6es Lre!«««
Lalw im Schwarzwald
Mtlwoch, den 27. September 1939
Nr. 226
ibbentrov
^ -
Moskau
Von 6er ru88i8cken keZierunA ein^elaäen / Oem6in8nm6 8e8pr66kun^ über äie po1ni8eke / 62 Ml-
ßlieäer äer >Var8ekauer 8o>vjetbol8ckatt äurek äeul8cke Vermittlung belreil / Lnglanä de^vattnel ttLncrel88ekille
l.llgknminl8lerium..vomtlsraisii friemcli8lislen
Enten überm Bodensee
Verlin, 26. September. Das britische Lügeo- ministerium hat sich über Havas aus Bern berichten lassen, daß französische Flugzeuge am Sonntagabend die Zeppeliniverft in Friedrichshafen an- gegriffen hätten. Dies« Meldung wurde von der Londoner Presse verbreitet und auf Anordnung des erwähnten Ministeriums schon mit Rücksicht auf das britische „Prestige" dahingehend erweitert, daß englische Flieger zugleich «inen erfolgreichen „Angriff" auf den Kieler Kanal unternommen hätten (!j.
„Daily Sketch" überschlug sich nun in seinen Glückwunschadressen an die französische Lust- Waffe zu ihrem „großen Erfolg" in Friedrichshafen. Das Blatt erklärte, die englischen und französischen Flieger hätten gestern „den Feind an zwei extremen Punkten geschlagen, nämlich im Kieker Kanal und am Bodensec, die sich beide als verwundbar erwiesen hätten". (!) Der Angriff am Bodensee ebenso wie der aus den Kieler Kanal seien nicht nur simple Manifestationen der Stärke gewesen. Das Ziel, das man mit diesen Flügen erreicht habe, bestand vielmehr darin, durch die Vernichtung von Flugzeugfabriken ein Anwnchsen der Luftstärke Deutschlands zu verhindern. Wenn diese Methode „mit Klugheit und Festigkeit" weiter ausgebaut würde, könnte man die Anstrengungen parallelisicren und den Feind in eine Lage bringen, wo ihm nichts anderes übrigbleibe, als „um Frieden zu bitten".
Es erübrigt sich festzustellen, daß weder Friedrichs Hafen noch der Kieler Kanal von feindlichen Flugzeugen angegriffen wurden.
Mit Rücksicht darauf, daß diese faustdicke Lüge wie alle anderen bisher von England in die Welt gesetzten Verleumdungen und Hetzmeldungen sehr schnell platzen könnte, erklärt jedoch das britische Lügenministerium heute mit frommem Augenaufschlag, als ob es gar nichts mit der Angelegenheit zu tun hätte, daß das „Rätsel" um angebliche Luftangriffe auf Friedrichshafen noch immer „ungelöst" fei. Trotz der bis ins einzelne gehenden Darstellung hätten bisher weder das englische noch das französische Oberkommando die „Verantwortung" für diese angeblichen Luftangriffe übernommen.
Bezeichnenderweise wagte man bisher diese Erklärung in England selbst nicht zu verbreiten, sondern gab sie nur für das Ausland aus.
»
-A- Die englischen Lügenfabrikanten sind entweder ganz arge Stümper oder von einer Naivität ohnegleichen. Mit ihrer „Meldung" von dem Fliegerangriff aus Fried- richshafen üverbieten sie sich selbst und Lord Northcliffe würde vor Neid erblassen, wenn er noch lebte. Die Bewohner von Friedrichshafen haben allerdings bisher noch keinen feindlichen Flieger gesehen, denn was sich bis jetzt in den Lüften zeigte, waren Enten.
Ob diese nun englischer Staatszugehörigkeit waren, konnten unsere Volksgenossen in der schönen Bodenseestadt nicht unterscheiden. Das britische Oberkommando will freilich von dieser Verwandtschaft nichts wissen — aus begreiflichen Gründen.
Das Erwachen in England wäre fürchterlich, wenn eines Tages die grauen Vögel aus den als „vernichtet" gemeldeten Flugzeugfabriken einen Flug nach den britischen Inseln unternehmen würden, um jene Lügenfabrikanten handgreiflich zu überzeugen, daß das deutsche Volk niemals um Frieden betteln wird!
Berlin, 27. September. Der Reichsmmister des Auswärtigen, von Ribbenkrop, begibt sich auf Einladung der Eowjetregierung heule nach Moskau, um dort mit der Sowjekregierung die sich aus der Beendigung des Feldzuges in Polen ergebenden politischen Fragen zu besprechen.
-H- Die Politischen Glücksritter an der Themse erleben gegenwärtig eine Enttäuschung nach der anderen. Was sie auch ankündigen und prophezeien — stets kommt es anders. So wirst die Reise des Neichs- außenministers von Ribbentrop nach Moskau wieder einmal sämtliche Berechnungen über den Haufen, die man in dem englischen Lügen- und Jrreführungsmini- sterium angestellt hatte.
Wie schön lauteten doch die in die heimische Presse lancierten Nachrichten, daß die russischen und deutschen Truppen üb er kurz
,,,s.p» > pi-p, ivurecrn uiiv vnft
Deutschland mit einem Wort der große Besiegte der letzten Woche sei. Wie mußte der brave englische Leser sich freuen, daß die deutsche . Regierung von den Moskauern „übers Ohr gehauen" worden sei oder auch umgekehrt. Besonders die Blätter der Linken wie „News Chronicl e" und „Daily Herald" sahen schon ein Er. wachen des Panslawismus in Europa, der das böse Nazi - Deutschland zurückdrängen werde. >
Und nun reist Ribbentrop auf einmal nach Moskau! Sicherlich nicht, um sich nach dem Befinden Stalins zu erkundigen! Schon die Tatsache der Reise beweist unwiderleg
lich, daß die Abmachungen zwischen Berlin und Moskau sehr viel weitergehen und sehr viel größere Bedeutung haben, als man bisher an» nahm. Es hätte eigentlich dem englischen Hans-DamPf-in-allen-Gassen schon zu denken geben sollen, als Stalin in einer Rede im März dieses Jahres sehr deutlich erklärte, daß Rußland nicht geneigt sei, für andere die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Hätte man diese Worte in London im Ohr behalten, dann wäre man vielleicht weniger überrascht worden durch die Ta tsache^ daß
für deren leichtfertige Garantien bluten will, und daß im deutsch-russischen Pakt zwei Großmächte sich zusammengefunden haben, die keine geographischen Gegensätze trennen. Die natürliche wirtschaftliche Verbundenheit zwischen dem gewaltigen Rohstoffland Rußland und dem gewaltigen Industrieland Deutschland liegt auf der Hand, genau so wie es selbstverständlich ist, daß sich intensive Wirtschaftsbeziehungen nur in einer Atmosphäre politischer Klarheit vollziehen und entwickeln können.
Eine Tatsache, die England nicht fähig ist zu verstehen!
Polen-Nan-en belagerten SowjetbotMaft
Die befreiten OipIomSlen ,m6 460 ^ukflAncjek aut äem Weg naeb kerlin
Berlin, 26. September. Am Dienstagvormittag um H Uhr sind durch Vermittlung d«S Oberkommandos des deutschen Heeres 62 Mitglieder der sowjetrussischen Botschaft aus Warschau befreit worden. DaS Oberkommando des deutschen Heeres hatte am Sonntagvormittag über den Sender Warschau I nachfolgende Aufforderung an das polnische Oberkommando gerichtet:
„Aus Warschau zurückgekehrte ausländische Diplomaten berichten, daß mehr als 60 Mitglieder der sowjetrussischen Botschaft, darunter 22 Frauen und 23 Kinder, im Keller des stark beschädigten sowjetrusfischen Botschaftsgebäudes in Warschau von Bewaffneten belagert werden und daher nicht zusammen mit dem Diplomatischen Korps Warschau verlaßen konnten. Das Oberkommando des deutschen Heeres gibt dem polnischen Oberkommando Gelegenheit, diese russischen Diplomaten und weitere sonst noch dort befindliche ausländische Diplomaten am Montag, dem 25. September, in der Zeit zwischen lO und 14 Nhr, durch die deutsche Feuerlini« ungehindert aus Warschau herauszulassen."
Nachdem die Frist erfolglos verstrichen war, hat das Oberkommando des deutschen Heeres am Montag um 23 Nhr eine zweite Auftorderung durch Rundfunk an das polnische Oberkommando gerichtet:
„Die ausländischen Diplomaten sind bis zum 25. September, 19.30 Uhr, bei den deutschen Vorposten nicht angekommen. Das Oberkommando des deutschen Heeres gibt dem polnischen Oberkommando erneut Gelegenheit, die russischen und weitere in Warschau befindlichen ausländischen Diplomaten am Dienstag, dem 26. Sept. früh, durch die deutsche Feuerlinie ungehindert aus Warschau herauszulassen und Praga bei Hellwerden auf der Straße Praga-Radzymin zu verlaßen. Die Kraftwagen der Diplomaten haben weithin sichtbare weiße Flaggen zu zeigen. Von
polnischer Seite ist dafür zu sorgen, daß von 5 bis 8 Uhr je 2000 Meter rechts und links der Straße volle Waffenruhe herrscht."
Nachdem das Oberkommando des deutschen Heeres den Termin der Waffenruhe um zwei weitere Male verlängert hatte, haben um tl Uhr am Dienstagvormittag 62 Mitglieder der sowjetrusfischen Botschaft die deutsche Feucrlinie passiert und befinden sich zur Zeit auf dem Wege nach Königsberg. Von Königsberg aus werden sie durch Vertreter des Auswärtigen Amtes nach Swinemünde und von dort im Sonderzug nach Berlin geleitet werden. Mit dem gleichen Zug werden etwa 460 Ausländer in Swinemünde ein- trcffen, die Warschau durch Vermittlung des OKH. vor einigen Tagen verlaßen haben.
Toner englischer Schwindel entlarvt
Greuelmärchen mit gefälschten Bildern
Rio de Janeiro, 26. September. Der deutsche Geschäftsträger in Rio de Janeiro. Botschaftsrat von Levetzow, erhob bei der brasilianischen Regierung darüber Vorstellungen, daß die öffentliche Meinung durch ausländische deutschfeindliche Kräfte in unerhörter Weise belogen werde. Anlaß dazu gab, daß das große Abendblatt „O Globo" am 23. September eine Bilderserie über die angebliche Zerstörung „einer der schönsten Kirchen Warschaus" durch Bombenabwürfe der deutschen Luftwaffe veröffentlichte. Diese Bilderserie ist ein Abdruck aus der nordamerikanischen Wochenzeitschrift „Life" vom 10. April 1939. Sie stellt die SPren- gung der Kathedrale von Loncep- cion in Chile dar, die durch das Erdbeben beschädigt war und ' deshalb gesprengt werden mußte. Die gleiche Bilderserie wurde auch in der „Berliner Illustrierten" Nr. 19 und in der „Woche". Heft 11. vom 15. März 1939 der- ösfentlicht.
/NL//6/5 Msc/rl /r/c/rl M/k
Eine Hiobsbotschaft nach der anderen läuft gegenwärtig bei der englischen Regierung ein. Noch bebt man unter den Nachwirkungen des „russischen Schreckens" und schon folgt die niederschmetternde Erklärung des indischen Nationalkongresses: Indien wird am gegenwärtigen Krieg nicht teilnehmen und das indische Volk wird nicht zulasten, daß die reichen Hilfsquellen seiner Heimat zu imperialistischen Zwecken ausgenützt werden. Wenn dieser Beschluß durchgeführt wird — und daran dürfte bei dem abgrundtiefen Haß der Inder gegen alles was britisch ist, nicht zu zweifeln sein — steht es schlimm um Englands wertvollsten, ja ausschlaggebenden
"^iiöieiiHar' bisher der Betonkloh, auf dem das Mutterland gebietend inmitten feiner kolonialen Besitztümer stand. Seit Lord Clivc in der Mitte des 18. Jahrhunderts die englische Herrschaft über Indien begründete, hat England militärisch manchen harten Kampf zum Ausbau und zur Erhaltung seines Besitzes zwischen arabischem Meer und Golf von Bengalen fuhren und manchen diplomatischen Schachzug auf dem außenpolitischen Brett tun müssen, wobei die Nationen der Welt das Auditorium bildeten und Englands Position auf dem Erdball nach seiner Stellung in Indien abmaßen.
Bis zum Weltkrieg war derSeewegnach Indien eine eindeutige, von keinem Staat 'der Erde angetastete.englische Kraftlinie, der auf dem Festland die englische Machtsphäre parallel lies. Das Mittelmeer war ein englisches Meer. Die vom Suezkanal durchschnittene Brücke von Europa nach Asien wurde geschützt durch ein englisches Ägypten. Englisch war auch Ost-Arabien und das Mohammeda- nertum in Gesamtarabien dachte trotz türkischer Herrschaft pro-englisch. Persien stand, wenn auch im Schatten des zaristischen Rußlands, doch unter englischem Druck und Afghanistan glich einem zum Schutze Indiens im Westen vorgelagerten Glacis. Zu allem nahm das englisch-japanische Bündnis von-1908 den russischen Druck von der indischen Nordgrenze. Damals stand Großbritannien auf dem Gipfel seiner Macht, bewiesen durch die Festigkeit seiner Verbindung mit Indien.
Und heute? Fester als vorher schien Großbritanniens Weg nach Indien durch das Diktat von Versailles ausgebaut. Ganz Arabien einschließlich des Suezkanals war gewonnen, die Türkei nicdergebrochen. In Persien stand England vom letzten Druck des russischen Gegenspielers befreit und in Afghanistan diktierte Großbritanniens monopolisierte Politik. Aber es waren Augenblickserfolge, erzielt von „Friedensrichtern", die unter der Kriegs- und Haßpsychose ohne Rücksicht aus internationale Danerwerte gehandelt hatten.' Die Weltlage verzeichnet heute, 80 Jahre nach Beendiaung des Weltkrieges und zu Beginn des für Großbritanniens Weltherrschaft entscheidenden Krieges, alles andere als eine Festigung des englischen Weges nachJndien. Im Gegenteil! Aus dem englischen MUtelmeer ist ein italienisches Kraftbecken geworden, dessen Passage sich durch diplomatische Kurzsichtig- keit Londons gegenüber Rom für den Union Jack komvliziert gestaltet hat. Aegypten, dw einstige Bastion Englands am Suezkanal, ist aus dem Gefüge des britischen Weltreiches