Dienstag, den 8. August 1939

Schwarzrväkb-Wacht Beite" 8^

?^US 8iadl und Kreis Calw

Wem -le Reichöpartettas Plakette

Nun beginnen überall in den Kreisen und den Ortsgruppen der NSDAP, die Poli­tischen Leiter mit dem Vertrieb der künst­lerisch wertvollen Plaketten zum dies­jährigen Neichsparteitag, der nach dem Willen des Führers zur gewal­tigen Friedensdemonstration des gesamten Großdeutschen Reiches gegen die Einkreisungsfront werden soll. Auch wer in diesem Jahr nicht selbst an den großen Kundgebungen m Nürnberg teilneh­men kann, soll die Plakette mit dem Symbol des Friedens tragen und sich so in die ge­meinsame Abwehrfront aller Deutschen em- reihen. Die Plakette wird entgegen aller hie und da auftretenden falschen Gerüchte ausschließlich durch die Politischen Leiter ,um Preis von 1 Mark vertrieben.

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* Der schwarz-gelbe Feind

Neue Kartoffelkäferfunde im Kreis Calw-

Einer Meldung des Kartoffelkäfer-Äbwehr- bienstes zufolge wurden am 4. August in Neu­weiler 1 Weibchen des Kartoffelkäfers, in Her- renalb 66 Larven auf 2 Herden, in Wart 1 Weibchen, in Neusatz 60 Larven, in Feldrennach 10 Larven ubnd 110 Larven sowie Puppen im Boden, in Dobel 1 Weibchen und 20 Larven, in Birkenfeld 60 Larven und 120 Puppen im Bo­den und in Bernbach 2 Weibchen, 3 Eiergelege und 120 Larven auf 5 Herden aufgefunden.

Kriegerkameradschast in Kapfenhardt gegründet

In Kapfenhardt versammelte sich eine Anzahl Männer imneuen Schulhaus" zur Gründung einer Kriegerkameradschaft. Kreis­kriegerführer Major d. R. Küchle, Calw sprach zu den Versammelten und legte die Aufgaben und Ziele des NS. Reichskriegerbundes dar. Die vorzüglichen Ausführungen des Kreiskriegerfüh­rers wurden von den Versammelten mit Begei­sterung ausgenommen. Sämtliche Anwesende er­klärten ihren Beitritt zum Reichskriegerbund, sodaß die Gründung vollzogen werden konnte.

Kraftwagen stürzt in die Tiefe

Am Sonntag nachmittag ereignete sich auf der Straße Schelloronn-Unterreichenbach im Wald vif Neuhausener Markung ein schwerer Unfall. Ein aus Neuhausen stammender Zweisitzerkraft- Wagen kam der Böschung zu nahe und stürzte, sich mehrmals überschlagend, den Waldhang hinab. Durch einen glücklichen Zufall konnte der Fahrer mit seinem vierjährigen Kind unverletzt gus dem Fahrzeug herausspringen und sich in Sicherheit bringen, als das Fahrzeug sich bereits einmal überschlagen hatte. Dann kollerte der Kraftwagen weiter noch 30 Meter den Berg hinab und wurde vollständig zertrümmert.

Neue Pimpfe auf dem Galgenberg

Vergangenen Samstag zogen wieder gegen 100 Freudenstädter Pimpfe in die Zeltstadt Galgenberg" bei Stammheim ein, um hier eine 8-tägige Freizeit zu verbringen. Die Zeltstadt besteht aus 28 Großzelten. Die Zelte, me in Abständen von etwa 34 Meter aufge­stellt sind, beherrschen die Hälfte des Berges, während die andere Hälfte von dem Sportplatz ausgefüllt ist. Das Lagertor, das auf der Seite des Sportplatzes zu aufgebaut ist, ist kunstge­recht von Pimpfenhand gezimmert und mit dem großen Bann-Adler versehen.

Der erste Lagerabschmtt des HJ.-Lagers vom Bann und Jungbann 126 war ein voller Er­folg. Die durchschnittliche Gewichtszunahme der Jungen beträgt 5 Pfund, ein Zeichen dafür, daß die Kost ausgezeichnet und das Lager selbst zu­gleich ein Erholungslager ist.

Ein 80jähriger führt die Sense

Aus Langenalb wird uns berichtet: Die Ernte ruft jetzt auch die Aeltesten auf den Plan, denn jede Hand ist in diesen Tagen unentbehr- lich im Bauernbetrieb. Außergewöhnliches lei­stete hier der über 80 Jahre alte Bauer Sieb. In den letzten Tagen konnte man ihn auf den Fruchtfeldern bei der Arbeit sehen. Ein beson­ders schön stehender Getreideacker hatte es ihm angetan, viermal mähte er die ganze Ackerlänge entlang. Der Nimmermüde gehört zu den drei ältesten Männern der Gemeinde.

Calwer und Nagolder Wochenmarktpreise

Für die Zeit vom 7. August bis 12. August 1939 sind durch den Landrat in Calw folgende Erzeugerhöchstvreise festgesetzt:

Inländisches Ob st: Stachelbeeren aus­gereift 18 Pfa., Johannisbeeren rot 20 Pfg., Heidelbeeren 35 Pfa., Gartenhimbeere 40 Pfg., Waldhimbeere 35 Pfg., Frühäpfel 2530 Pfg. je Kilogramm.

Gemüse: Blumenkohl 1 Stück 2050 Pfg., Kopfsalat 1 Stück 6-8 Pfg., Kohlrabi 1 Stuck 58 Pfg., Gurken 1 Stück 1540 Pfg., Ret­tich 1 Stück 610 Pfg., Rettich 1 Bd. 610 Pfg., Zwiebel 1 Bd. 10 Pfg., Gelbrüben 2 kg. 10 Pfg-, Erbsen 28 Pfg., Wirsingkohl 15 Pfg., Spinat 1520 Pfg., Spinat (Neuseeländer) 15

Pfg. pro ^ Kilo. Rote Rüben 1 Bd. 15 Pfg., Weißkohl 15 Pfg., Blaukraut 18 Pfg., Bohnen gelb 30 Pfg., Bohnen grün 25 Pfg., Tomaten 4045 Pfg. Pro ^ Kilo, Sellerie 1 Stück 15 25 Pfg,

Sternschnuppen

In den Nächten des 6. bis 12. August Pflegen viele Sternschnuppen zu fallen. Sie verdanken ihre Entstehung kleinen meteorischen Körper­chen, etwa von der Größe einer Erbse bis Kie­selstein, die ehemals einem Kometen zuge­hörig in elliptischer Bahn um die Sonne kreisen. Jeweils in der ersten Augusthälfte durchschneidet die Erdbahn diese Meteorwolke, so daß die kleinen Weltkörper, angezogen von der großen Erdmasse, mit Geschwindigkeiten von 50 bis 1000 Kilometer in der Sekunde auf diese zustürzen. Beim Durchsaufen der Lufthülle wer­den die Körperchen glüheno, weil die Luft durch sie komprimiert wird und dadurch Wärme bis über 2000 Grad entsteht. Meist verdampfen die Meteore völlig bei dieser gewaltigen Hitze­entwicklung; nur rn den seltensten Fällen bei sehr großen Stein- oder Eifenbrocken gelan­gen sie als Meteorsteine oder Meteoreisen zur Erdoberfläche herab.

Wetterbericht be» ReichSwetterbienstes Stuttgart Ausgeseberr am 7 . August 19 SS. L 1 .S 0 Mir

Mit dem Einfließen kühlerer Meeresluft hat sich über Süddeutschland ein flaches Zwischenhoch ausgebildet, unter besten Ein­fluß es zu Aufheiterung kam. Diese wird aber nicht von langem Bestand sein. Vom Westen her nähern lick Mitteleurova meh-

Kein Nachteil für Dienstverpflichtete

vurcüfükl'unZLerlÄb über Leitiilien unä 1"rennun§82U8cbIäZe

Der Reichsarbeitsminister hat nunmehr die Durchführungsbestimmungen über die neuen Beihilfen und Trennungszuschläge für Dienstverpflichtete erlassen, die, entsprechend der Anweisung des Beauftragten sür den Vier- jahrcsplan, in großzügiger Weise dafür sorgen, daß diejenigen Volksgenossen keinen finanziellen Nachteil erleiden, die zu staatspolitisch bedeut­samen und unaufschiebbaren Arbeiten verpflichtet werden.

Ausgangspunkt für die Berechnung der Dienst- Pflichtbeihilfe ist das bisherige Durchschnittsein­kommen. Bei seiner Ermittlung sind die Verhält­nisse der letzten vier Wochen vor der Dienst­leistung zugrunde zu legen. Dabei gelten auch Arbeitseinkommen als Vergütungen für regel­mäßig geleistete Mehrarbeit und Zulagen und Zu­schüsse, es sei denn, daß sie im Berechnungszeit­raum nur ausnahmsweise oder zufällig erzielt wurden. Als Dienstpflichtbeihilfe wird der Un­terschiedsbetrag zwischen dem frü­heren Einkommen und dem beson­ders ermitteltenbetriebsüblichen Arbeitsdienst' im Einsatzbetrieb ge­währt. Wenn z. B. ein Hilfsarbeiter bisher wö­chentlich 40 RM. hatte, während er in der neuen Arbeitsstelle üblicherweise nur 35 RM. verdiente, sind ihm 5 NM. wöchentlich als Beihilfe zu geben. In beiden Fällen ist vom Bruttoverdienst auszugehen. Außerdem wird der Trennungszu­schlag da gewährt, wo wegen doppelter Haushalt- sührung Mehrkosten entstehen. Beihilfe und Tren­nungszuschlag sollen an den vom Dienstverpflich­teten benannten Empfangsberechtigten, in der Regel die Ehefrau oder ein erwachsener Angehöri­ger, möglichst überwiesen werden. Zugunsten der Dienstverpflichteten wird bestimmt, daß ab­gesehen von der Sonderregelung für die auslau­fenden Westmaßnahmen die Leistungen nach

der Neuregelung rückwirkend von der Lohnwoche an zu gewähren sind, die mit oder nach dem 1. Juli 1939 begonnen hat. Die Erstattungspflicht des Unternehmers bezieht sich nur auf die Dienst­pflichtbeihilfen. nicht auf etwa gewährte Tren­nungszuschläge.

Wie ergänzend noch aus einem aufschlußreichen Kommentar von Ministerialrat Dr. Zschucke vom Neichsarbeitsministerium imReichsarbeitsblatt' zu entnehmen ist. ist die Höhe der Dienstpflicht- beihilse jeweils ein fester Betrag. Ist der betriebs­übliche Arbeitsverdienst gleich dem des bisherigen Einkommens oder ist er höher, so errechnet sich keine Beihilfe. Ist dagegen der betriebsübliche Ar­beitsverdienst niedriger, so wird die Beihilfe fäl­lig, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob der Dienstverpflichtete etwa von vornherein durch Akkord usw. mehr als den betriebsüblichen Ar­beitsverdienst erzielt. Ein solcher Mehrbetrag bleibt ihm zur eigenen Verfügung als Leistungs­lohn und Anreiz zur weiteren Leistungssteige­rung. Ebenso wie die Beihilfe selbst ist der Tren­nungszuschlag eine soziale Leistung, die daher von Steuern und sozialen Abgaben frei und der Pfändung nicht unter­worfen ist. DaS Einkommen von Angehörigen bleibt sowohl für den Trennungszuschlag wie sür die Beihilfe völlig außer Betracht. Eine Versagung der Dienstpflichtbeihilfe ist im allgemeinen nicht vorgesehen. Nur in einem Sonderfall kann die Versagung, gewissermaßen strafweise, erfolgen, nämlich bei solchen Arbeitskräften, die aus be­rufsfremder Beschäftigung durch die Dienstver­pflichtung wieder in die Landwirtschaft zurück­geführt werden müssen, nachdem sie vorher eine berufsfremde Beschäftigung unter Verstoß gegen bestehende Einstellung?- oder Arbeitsplatzwechsel- Bestimmungen ausgenommen haben.

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§>4. 85. /V5LL. kVLLK.

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Mittwoch, 9. August antreten 20 Uhr im Lager Oeländerle.

HJ.-Bann 401. Bannführer: Die Teib nehmer am 4. Lagerabschnitt in Tirol treten am Mittwoch morgen 3-00 Uhr auf dem Brühl in Calw zur Abfahrt an. Mitzubringen ist: Ver­pflegung für den 1. Tag. Wäsche für 10 Tage. Uniform mit guten Schuhen. Musikinstrumente.

Lager Wildbad. Die Teilnehmer am 3. Ab­schnitt müssen bis spätestens heute abend 20.00 Uhr im Lager eintreffen-

rere Druckstörungen, die am Dienstagnach­mittag und -abend besonders im Norden und Westen wieder starke Bewölkungszunahme und Auftreten von gewittrigen Negenfällen zur Folge haben werden. Die Wetterlage bleibt im ganzen noch unbeständig, aber nicht durchweg unfreundlich.

Voraussichtlich« Witterung für Württem­berg, Baden und Hohenzollern bis Dienstag­abend: Zunächst heiter, schwachwindig un­warm. Am Nachmittag und Abend Bewöl­kungszunahme, vielfach schwül und örtlich« Gewitter.

Voraussichtlich« Witterung für Württem­berg, Baden und Hohenzollern bis Mittwoch­abend: Wieder stärker bewölkt, kühl und ge­wittrig.

Höhenfreibad Stammheim: Wasser 20 Grad.

Sprollenhaus, 7. August. Ganz überraschend wurde unser Dorf von einem schweren Unheil betroffen. Am letzten Freitag wurde vom Kreis­tierarzt festgestellt, daß im Farrenstall die Maul­und Klauenseuche ausgebrochen ist. Der gesamte Viehbestand des verseuchten Stalles wurde ab­transportiert und sämtliche öffentlichen Veran­staltungen abgesagt. Leider kommt auch ein Omnibus-Ausflug an den Bodensee, den die NSV. machen wollte, nicht zur Ausführung. Wer die Seuche in die Ortschaft hereingeschleppt hat, kann noch nicht gesagt werden. Hoffentlich bleibt das Unglück auf den einen Stall be­schränkt.

Herrenalb, 7. August. Letzten Mittwoch stürzte der 32 Jahre alte Schuhmacher Willy Waid ner auf der Heimfahrt vom Sägmehl­wagen. Bei dem Sturz hatte sich der junge Mann schwere Verletzungen zugezogen. Im Krankenhaus ist er an den Fotzen der erlitte­nen Verletzungen gestorben.

Freudenstadt, 7. August. Beim Linkseinbie­gen auf den Marktplatz wurde am Sonntagnach­mittag ein Personenkraftwagen, der von Bai« ersbronn her kam, aus der Kurve getragen; er fuhr über den Gehweg aufsHotel Adler" auf, wodurch er erheblichen Sachschaden verursachte, während Personen nicht verletzt wurden.

Haiterbach, 7. August. Die Ortsgruppe d« NSDAP, ehrte den im Urlaub hier weilende« Fliegerunteroffizier Karl Helber, der in Spa­nien kämpfte, auf einem Kameradschaftsabend. Es konnte ihm ein Geschenk überreicht werden, das durch freiwillige Spenden der Parteigenos­sen ermöglicht wurde-

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Als er sich schweren Herzens entschloß, seine .Farm in Rhodesia zu verkaufen, weil er sie nicht länger halten konnte, hatte es ihn in die alte Heimat zurückgezogen. Jrgerrd etwas, dachte er, würde sich dort schon für ihn finden, eine Stellung oder eine andere Verdienstmög- lichkeit. Acht Tage in London hatten ihm in­dessen klargemacht, daß das Problem Eng­lands nicht darin bestand, Heimkehrer aus den Kolonien in sich aufzunehmen, sondern seinen Bevölkerungsüberschuß dorthin abzuschieben. Darum hatte er sich nach Liverpool aufgemacht, um sich wiederum nach einer Ueberseestellung umzusehen.

Nach Ampthill erinnerte ihn sein Magen daran, daß er vor der Abfahrt nur ein hastiges Lunch zu sich genommen hatte. Er ging in den Speisewagen und ließ sich Tee, Toast und But­ter geben. Während er das Röstbrot verzehrte, betrachtete er trübselig die vorbeizieyende, bereits stark dämmernde Landschaft. Sie war ihm wohl vertraut. Ungefähr dreißig Meilen Voraus, etwas abseits von Blisworth June- tion, lag Dunford Hall, der Landsitz seines Onkels Lord Norwood, bei dem er, früh ver­waist, seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Er hatte die Gegend, ore er vor sich sah, viele dutzendmal durchquert, wenn er von Oxford nach Dunford Hall auf Ferien ging «nd hätte sich damals nicht träumen lasten, - er einstens als Fremder daran vorüber­

ziehen würde. Me anders hätte alles sich ge- stattet, wenn es ihm gelungen wäre, mit sei- nem eigenwilligen, aber im Grunde gutmüti­gen Onkel in Frieden auszukommen, wie sein Stiefbruder, der allerdings als der Aeltere und nach dem frühzeitigen Tod von Lord Nor- woods einzigem Sohn auch als voraussicht­licher Erbe des Titels in den Augen seines Onkels den Vorzug genoß.

Roger Denifon riß sich gewaltsam aus sei­nen trüben Gedanken. Welchen Zweck hatte es, darüber nachzudenken, was gewesen sein könnte. Es galt, alle Aufmerksamkeit auf die nächste Zukunft zu richten. Sie war trübe genug. Alles, was er an irdischem Reichtum besaß, waren die fünfzig Pfund, die er am Vormittag von der South Äfrican Bank in London abgehoben hatte, und die paar Scheine, die ihm noch von der vorherigen Abhebung verblieben waren, ohne die kleinen Münzen zu rechnen, die er in der Hosentasche trug.

Dies erinnerte ihn daran, daß er über Ge­bühr lange den Speisewagen benutzt hatte, und daß es Zeit war, feine Rechnung zu bezahlen. Während er den Kellner heranwinkte, griff er nach seiner Brieftasche, aber die Brieftasche war nicht an ihrem gewohnten Platz. Danach suchte er, immer hastiger, an den anderen Stellen, wo er sie verwahrt haben konnte, aber vergeblich. Hatte er sie am Ende in seinen Ueberrock gesteckt, der im Abteil hing? Rein, das konnte nicht fein, denn als er kurz nach dem Einsteigen dem Schaffner seine Fahrkarte vorwies, hatte er feinen Mantel bereits abgelegt gehabt.

Er erhob sich und ging nochmals alle Taschen durch. Der Kellner trat mit der Rechnung heran und fragte teilnahmsvoll, ob der Herr etwas verloren habe. Roger klärte ihn über den Sachverhalt auf, dann suchten beide unter dem Tisch, den Bänken und zwischen der Pol­

sterung. Vergeblich! Die Brieftasche blieb ver­schwunden!

Plötzlich wurde Roger alles klar. Sein ge­sprächiger Mitreisender!

Er erinnerte sich des Stoßes, den er beim Halten des Zuges empfangen hatte, eben als er dem kleinen Mann die Reisetasche aus dem Gepäcknetz langte, und nun fiel ihm ein, daß der Mann dabei mit ihm zusammengeprallt war. Er war einem Taschendieb zum Opfer gefallen!

Eiligst zahlte er seine Rechnung mit dem Rest des ihm verbliebenen Kleingeldes und suchte den Zugführer auf.

Dieser war zwar sehr teilnahmsvoll, als Roger ihm den Vorfall berichtete, schien aber nicht sonderlich überrascht zu sein.

«Ja, ja", sagte er.Dergleichen kommt jetzt leider bei uns recht häufig vor. Wie sah der Mann aus?"

Roger beschrieb den freundlichen Mitreisen­den so gut wie er konnte.

,^Jch werde von der nächsten Station aus die Polizei benachrichtigen lassen", fuhr der Beamte fort,wird aber wenig nützen. Der Bursche ist sicher längst über alle Berge."

Mit meiner Fahrkarte und meinem gan­zer: Geld!"

Wohin wollen Sie fahren?"

Nach Liverpool!"

Na, das ist nicht so schlimm. Telegraphie­ren Sie von Blisworth Junction aus an Freunde oder Verwandte in Liverpool, sie rollen Sie abholen und eine Fahrkarte nach- tösen."

,Ach habe weder Freunde noch Verwandte in Liverpool und könnte auch sonst keine Ge­währ übernehmen, daß die Bahn zu ihrem Gell) kommt."

Der Beamte kratzte sich nachdenklich den Kopf.

Das ist allerdings bös", erklärte er.Ohne gültige Fahrkarte dürfen Sie nicht im Zug bleiben, sofern Sie nicht versprechen können, daß auf der Endstation die Sache geregelt wird. Da weiß ich Ihnen leider keinen Rat."

Roger ivar jedoch inzwischen zu einem Ent­schluß gelangt, es blieb ihm tatsächlich nichts übrig, als einen Canossa-Gang zu sei­nem Onkel in Dunford Hall anzutreten. Ein Glück im Unglück war es gewesen, daß sein Mißgeschick sich unweit von Blisworth Junc­tion ereignet hatte, von wo aus Dunford Hall nur einige Meilen, kaum mehr als eine Stunde scharfen Marsches, entfernt war.

Roger machte sich zum Aussteigen fertig. WS der Zug hielt, begab er sich in Begleitung des Zugführers zum Stationsvorsteher, der über den Vorfall ein Protokoll ausnahm und die Polizei zu verständigen versprach. Dann machte der sunge Mann sich auf seinen nicht gerade angenehmen Weg.

Der Regen hatte im Verlaufe des Nach^ mittags noch zugenommen und siel in StrU men herab. Als Roger die kleme Ortschast Blisworth durchquerte, war nicht allein teils dünner Ueberrock bereits völlig durchnäßt, son­dern er spürte die Feuchtigkeit schon auf sernK Haut. Die Nacht war mzwischen hereinaebro-, chen, und nachdem der junge Mann die letzten) Häuser des Ortes hinter sich gelassen hattA lag sein Weg in tiefster Finsternis.

Um eine Ecke biegend, erreichte er die breiltz, Landstraße. Auf dem nassen Makadam der Chaussee, etwa dreißig Schritte voraus, spitz-' gelte sich das rote Schlußlicht eines Autos. >

Hallo!" rief eine Stimme aus dem Dunkelt

Hallo!" war RogerS Antwort.

.(Fortsetzung folgt.)) ,